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Tausend Und Eine Nacht

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»Wenn ein reicher Mann unwahr spricht, so sagt man: Du hast Recht, es ist wahr; spricht aber ein Armer die Wahrheit, so wird er ein Lügner genannt. Überall verschafft Geld den Menschen Ehre und Schönheit; es dient als Zunge dem, der sprechen will, und als Pfeil dem, der Krieg zu führen wünscht.«

Der Scherif verbeugte sich und sagte: »Wenn es denn sein soll, so fordere ich nur noch zweitausend Dinare mehr.« Ich erwiderte: »Recht gerne«, und schickte die Mamelucken fort, um das übrige Geld zu holen. Der Scherif stand dann auf, ließ den Laden schließen, nahm mehrere Freunde vom Markt mit nach Hause, schrieb den Ehekontrakt und sagte mir: »In zehn Tagen kannst du die Ehe vollziehen.« Ich ging vergnügt nach Hause und erzählte dem Affen, als ich allein bei ihm war, das Resultat meines Versuchs bei dem Scherif und er bezeugte mir seine Zufriedenheit damit. Als die zur Hochzeit festgesetzte Zeit kam, sagte mir der Affe: »Ich muß dich nun um etwas bitten, ehe deine Gattin zu dir kommt; gewährst du mir‘s, so sollst du haben, was du willst.« Da ich ihm die Erfüllung seines Wunsches zusagte, fuhr er fort: »Im oberen Teil des Gemachs, wo du mit der Tochter des Scherif die Hochzeitnacht feiern wirst, ist eine Schatzkammer, mit einem messingnen Ring an der Tür. Nimm die Schlüssel, die unter dem Ringe liegen, und öffne die Tür; da findest du eine eiserne Kiste mit vier Fahnen an den Ecken, auf denen allerlei Talismane gemalt sind; du wirst in der Kiste eine messingne Schüssel mit Gold gefüllt, und einen weißen Hahn mit gespaltenem Kamm sehen, und neben derselben elf Schlangen. Nimm schnell das Messer, das neben der Kiste liegt, schlachte den Hahn, zerschneide die Fahnen, leere die Kiste aus und geh wieder zur Braut: das ist mein Wunsch.« Ich versprach ihm, zu gehorchen, ging zur Hochzeit und fühlte mich höchst glücklich, als ich mit meiner Braut allein war, denn sie war eine ausgezeichnete Schönheit. Um Mitternacht, als meine Braut schlief, nahm ich die vom Affen bezeichneten Schlüssel und öffnete die Schatzkammer, dann ergriff ich das Messer, schlachtete den Hahn, zerriß die Fahnen und warf die Kiste um.

Da erwachte meine Frau, und als sie den Hahn geschlachtet und die Kiste umgestürzt sah, schrie sie: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen! Bei Gott, nun hat mich der widerspenstige Geist in seiner Gewalt!« und kaum hatte sie diese Worte gesagt, so wurde sie weggeschleppt. Sie stieß ein so lautes Geschrei aus, daß der Scherif herbeigelaufen kaum und sagte: »O Abu Muhamed! ist das unser Lohn? handelst du so gegen uns? Schon sechs Jahre will ein böser Geist meine Tochter entführen und ich hielt ihn durch meine Talismane davon ab. Nun hast du nichts mehr hier zu schaffen, geh nur deines Weges!« Ich ging nach Hause und suchte den Affen, fand aber keine Spur von ihm; da dachte ich: gewiß ist er der widerspenstige Geist, darum riet er mir, die Talismane zu zerstören, die ihn aus der Nähe meiner Gattin verbannten. Ich zerriß meine Kleider, schlug mich ins Gesicht und fand die Erde zu eng für mich. Den ganzen Tag lief ich in der Wüste herum, ohne zu wissen, wohin. Des Abends sah ich zwei Schlangen, eine braune und eine weiße, die miteinander kämpften; da hob ich einen Stein auf und tötete die braune Schlange, welche die böseste war. Hierauf verschwand die weiße Schlange, kam dann mit zehn anderen Schlangen wieder, welche die tote Schlange zerrissen, bis nichts als der Kopf an ihr blieb, und dann wieder weggingen. Bald darauf hörte ich, ohne jemanden zu sehen, folgenden Vers rezitieren:

»Fürchte das Schicksal und seine Tücke nicht, Gott wird dir schon wieder Glück und Freude bringen.«

Diese Worte machten einen tiefen Eindruck auf mich; und alsbald hörte ich hinter mir eine Stimme, welche folgende Verse rezitierte:

»Muselmann, der du den Koran gelesen, freue dich, du bist nun in Sicherheit; fürchte keinen Satan mehr, denn wir sind ein rechtgläubiges Volk.«

Ich sagte: »Bei dem, den du anbetest, sprich, wer bist du?« Da verwandelte sich die Stimme in eine menschliche Gestalt und sprach: »Fürchte nichts! wir sind rechtgläubige Geister, du kannst, da du uns Gutes erwiesen, von uns fordern, was du begehrst.« Ich erwiderte: »Mir ist das größte Unglück widerfahren.« Sie versetzte: »Mir ist, du seiest der träge Abu Muhamed.« Ich sagte: »Der bin ich.« »Nun«, versetzte sie, »ich bin der Bruder der weißen Schlange, deren Feind du getötet hast. Wir sind vier Geschwister und wir alle sind dir zu Dank verpflichtet und wir werden dir behilflich sein, daß du deine Gattin wieder erhältst, welche der böse Geist, der als Affe bei dir war, entführt hat.«

Auf den Ruf des Geistes sammelte sich eine ganze Herde Geister um ihn, die er nach dem Aufenthaltsort des Affen befragte. Da sagte einer: Ach weiß, daß er sich in der kupfernen Stadt aufhält, wo nie die Sonne scheint.« – »So mache dich auf, Abu Muhamed!« sagte der Geist, »einer unserer Sklaven wird dich dahin tragen und dir sagen, wie du dich deiner Frau bemächtigen kannst. Doch der Sklave ist ein widerspenstiger Geist, du darfst den Namen Gottes nicht vor ihm aussprechen, sonst entflieht er und du bist verloren.« Ein Sklave nahm mich sogleich auf den Rücken und flog mit mir so hoch hinauf, daß mir die Sterne wie Berge vorkamen, und ich hörte, wie die Engel im Himmel Gott priesen. Ich unterhielt mich auch gut mit dem Sklaven, der mir alles Wunderbare in der Luft zeigte, und der Name Gottes kam mir nicht über die Lippen. Auf einmal kam ein Mann im grünen Gewande mit schwarzen Haarlocken, leuchtendem Gesicht und einem blitzenden Schwert in der Hand auf mich zu und sagte: »Abu Muhamed, sprich: Es gibt keinen Gott außer dem einzigen Gott, sonst erschlage ich dich mit diesem Schwert.« Schon zerriß es mir das Herz, daß ich Gottes Namen nicht erwähnen sollte, ich rief daher: »Es gibt keinen Gott, außer Allah.« Da schlug der Mann den Sklaven mit dem Schwert, er zerrann und wurde zu einem Haufen Asche, ich aber fiel in ein mächtig tobendes Meer. Zu meinem Glück segelte ein Schiff, mit fünf Menschen darin, an mir vorüber, das mich aufnahm, aber ich verstand die Sprache dieser Leute nicht. Sie fuhren den ganzen Tag fort; gegen Abend warfen sie das Netz aus und fingen einen Fisch, von dem sie mir ein Stück gebraten zu essen gaben. Am folgenden Tag kamen wir in eine Stadt; ich wurde vor den König geführt, der mir Geschenke machte und mich zum Vezier ernannte. Ich fragte nach dem Namen dieser Stadt und man sagte mir: »Sie heißt Hunad und gehört zu China.« Der König ließ mir dann durch seinen früheren Vezier die Stadt zeigen, deren ältere Bewohner, weil sie ungläubig waren, in Stein verwandelt wurden, und ich bewunderte die vielen Obstbäume, die so herrliche Früchte trugen.

Als ich einen Monat in dieser Stadt zugebracht hatte und am Ufer eines Flusses stand, kam ein Reiter auf mich zu und fragte mich: »Bist du der träge Abu Muhamed?« Als ich seine Frage bejahte, sagte er: »Fürchte nichts! du warst unser Wohltäter, ich bin der Bruder der Schlange, die du gerettet, und du befindest dich nicht weit von dem Ort, wo deine Frau sich aufhält.« Er zog dann seine Kleider aus und reichte sie mir, ließ mich hinter ihn auf sein Pferd sitzen und ritt mit mir in eine Wüste. »Hier«, sagte er, »steige jetzt ab und geh zwischen diesen beiden Bergen weiter, da wirst du die kupferne Stadt sehen; gehe aber nicht hinein, bis ich wiederkehre und dir sage, was du tun sollst.« Ich ging bis dicht vor die Stadt und bewunderte ihre Mauern von Eisen und Kupfer, fand aber kein Tor, obschon ich die ganze Stadt umkreiste. Auf einmal kam der Reiter wieder und gab mir ein mit Talismanen beschriebenes Schwert, das mich unsichtbar machte. Als er mich hierauf wieder verließ, vernahm ich ein großes Geschrei und sah eine Menge Leute, welche die Augen auf der Brust hatten. Sie fragten mich, wie ich hierher gekommen? und als ich ihnen die Wahrheit erzählte, sagten sie: »Wir sind Freunde der Schlange, deine Braut ist in dieser Stadt, doch wissen wir nicht, was der böse Geist mit ihr begonnen. Steige nur in den Strom, den du vor dir siehst, und folge ihm in die Stadt.« Ich warf mich ins Wasser, das durch einen unterirdischen Kanal in die Stadt lief; und als ich unter einem seidenen Baldachin wieder herauf kam, sah ich meine Frau auf einem goldenen Thron sitzen. Sie grüßte mich und fragte, wie ich hierher gekommen, und nachdem ich ihr alles erzählt hatte, sagte sie: »Wisse, der verruchte Geist hat mir aus heftiger Liebe gestanden, wie man ihm beikommen kann; er hat mir eine Säule gezeigt, in welcher ein Adler mit allerlei Talismanen eingegraben sein soll: wer den nimmt, kann alle Geister beherrschen und die ganze Stadt zu Grund richten. Nimm also diesen Adler, und die Geister werden alle deine Befehle vollziehen.« Ich tat, wie sie mir befahl, und als die Geister mich fragten, was ich wünsche sagte ich: »Leget den widerspenstigen Geist, der diese Frau entführt hat, in Ketten.« Als dies geschehen war, entließ ich sie, indem ich ihnen sagte: »Wenn ich eurer bedarf, so rufe ich euch wieder.« Ich begab mich dann mit meiner Frau wieder auf den unterirdischen Kanal bis ich zu den Geistern kam, die mir den Weg gezeigt hatten. Diese führten uns ans Meer, wo ein Schiff wartete; wir reisten mit günstigem Wind nach Baßrah zurück, und der Scherif freute sich nicht wenig, als meine Frau wieder zu ihm zurückkehrte. In meinem Haus angelangt, beräucherte ich den Adler mit Moschus, da erschienen viele Geister und fragten, was ich wünsche? Ich befahl ihnen, alle Schätze aus der kupfernen Stadt herzubringen: Gold, Silber und Edelsteine. Als dies geschehen war, befahl ich ihnen, mir den Affen zu bringen. Sie schleppten ihn nach einer Weile, im erbärmlichsten Zustand, zu mir her und ich sagte ihm: »Weil du mir treulos warst, du Verruchter! sollst du nun auf ewige Zeiten in eine kupferne, mit Blei versiegelte Flasche gesperrt werden.« Ich lebe nun höchst vergnügt mit meiner Gattin, und so oft ich Geld oder sonst etwas brauche, wende ich mich an meine Geister, die mir alles sogleich bringen. So viel, o Fürst der Gläubigen! verdanke ich der Güte des erhabenen Gottes. Der Kalif war höchst erstaunt über diese Erzählung und machte Abu Muhamed kostbare Gegengeschenke.

 

Notiz über die Barmekiden

Der Barmekide Djafar saß eines Tages beim Wein mit seinen Freunden, welche alle in farbigen Oberkleidern erschienen, die einen rot, die anderen gelb und die dritten grün. Djafar gab dem Kammerherrn den Befehl, außer seinem Gesellschafter Abd Almelik, dem Sohn Salihs, der noch erwartet wurde, keinen Menschen mehr zu ihm hereinzulassen. Als aber die Becher die Runde machten und die Laute herbeigeholt wurde, kam ein Mann, welcher auch Abd Almelik hieß, an die Tür Djafars. Dieser Abd Almelik war aber ein sehr ernster und strenggläubiger Mann, den der Kalif oft ersucht hatte, ihm Gesellschaft zu leisten und mit ihm zu trinken, dem er sogar bedeutende Summen deshalb angeboten hatte, ohne ihn dazu vermögen zu können. Der Kammerherr, welcher glaubte, dies sei der Mann, für den Djafar eine Ausnahme gemacht hatte, der aber gekommen war, um mit Djafar über irgendein Anliegen zu sprechen, führte ihn in den Trinksaal. Als aber Djafar ihn sah, kam er fast außer sich vor Scham und dachte sich wohl, daß der Kammerherr durch den Namen dieses Mannes irregeleitet worden. Abd Almelik, dem es auch auffiel, in einen Trinksaal geführt zu werden, freute sich, als er Djafars Verlegenheit merkte, sagte aber: »Ihr habt nichts zu befürchten, reicht auch mir ein farbiges Kleid.« Ein Diener gab ihm ein gefärbtes Oberhemd, er zog es an, setzte sich, unterhielt sich mit Djafar und machte allerlei Scherze. Dann forderte er auch Wein und man füllte ihm einen großen Becher. Da sagte er: »Nur sachte, ich bin daran nicht so gewöhnt.« Er spaßte dann solange mit ihnen, bis Djafars Verlegenheit verschwand und er sich über die Verwechslung des Kammerherrn freute.

Djafar fragte ihn dann, was ihn eigentlich herführte? Er antwortet: »Ich habe um drei Dinge zu bitten, die du dem Kalifen vortragen sollst; das erste ist: daß eine Schuld von einer Million Drachmen für mich bezahlt werde; zweitens wünsche ich eine Statthalterschaft für meinen Sohn, und drittens möchte ich ihn mit der Tochter des Kalifen verheiraten, welche seine Cousine, und der er ebenbürtig ist.« Djafar sagte: »Gott gewährt dir alle drei Wünsche. Dein Geld wird sogleich in deine Wohnung gebracht, deinem Sohn aber verschaffe ich die Statthalterschaft von Ägypten und die Tochter des Kalifen, gegen eine Morgengabe von so und so viel, du kannst nun in Gottes Namen ruhig nach Hause gehen.« Als Abd Almelik nach Hause kam, fand er das gewünschte Geld schon auf seinem Tisch. Am folgenden Morgen ging Djafar zum Kalifen, erzählte ihm, was zwischen ihm und Abd Almelik vorgefallen, und verließ ihn nicht eher, bis er ihm einen Firman für Abd Almeliks Sohn, als Statthalter von Ägypten, überreichte, und Kadhi und Zeugen kommen ließ, um den Ehekontrakt zwischen diesem und seiner Tochter zu schreiben.

Man erzählt ferner: Djafar stand mit dem Statthalter von Ägypten in so feindseligem Verhältnis, daß sie einander gegenseitig auswichen und einer des anderen Sturz wünschte. Einst schrieb einer einen Brief im Namen Djafars an den Statthalter von Ägypten, dessen Inhalt war:

»Der Träger dieses Briefes ist einer meiner besten Freunde, der nach Ägypten reist; ich wünsche, daß du ihn gut aufnehmest, u.s.w.«

Dieser Mann wußte nämlich nichts von der Feindschaft, die zwischen ihnen obwaltete. Der Statthalter freute sich darüber, doch war ihm dieser Brief sehr verdächtig, er erwies dem Überbringer zwar viel Ehre und sorgte für alle seine Bedürfnisse, aber er sandte doch den Brief seinem Agenten in Bagdad und beauftragte ihn, nachzuforschen, ob dieses Schreiben wirklich von der Hand des Veziers sei, oder nicht. Als des Statthalters Agent diesen Brief erhielt, ging er damit zu dem Agenten Djafars, erzählte ihm den Vorfall und zeigte ihm das Empfehlungsschreiben. Dieser brachte es Djafar, welcher es vor seinen Freunden und Adjutanten, die bei ihm waren, hinwarf und sie fragte, ob dies seine Hand sei? Sie betrachteten das Schreiben und erklärten es einstimmig für falsch. Dann sagte ihnen Djafar: »Der Überbringer dieses Briefs ist in Ägypten beim Statthalter, welcher Antwort über den wahren Zustand der Sache erwartet; was ratet ihr mir zu tun?« Da sagte einer von ihnen: »Du mußt den, der den falschen Brief geschrieben, umbringen lassen, damit niemand mehr etwas ähnliches tue;« ein anderer sagte: »Du mußt ihm die rechte Hand abhauen lassen, mit der er deinen Namen geschrieben;« ein dritter sagte: »Er muß tüchtig durchgeprügelt und dann seines Weges geschickt werden.« Der Humanste unter ihnen sagte: »Er soll zur Strafe aus Ägypten verbannt werden; es wird hart genug für ihn sein, diese weite Reise umsonst gemacht zu haben und beschämt zurückzukehren.« Als sie alle ausgeredet hatten, sagte Djafar: »Großer Gott! unter euch allen ist kein einziger wohldenkender Mann. Ihr wißt, welche Feindschaft zwischen mir und dem Statthalter von Ägypten besteht, und wie jeder von uns zu stolz ist, die Hand zur Versöhnung zu bieten; nun hat uns Gott einen Mann beschieden, der uns eine Veranlassung zum Briefwechsel und zur Versöhnung gibt: wie sollte ich ihn so hart bestrafen?« Er ließ sich dann Tinte und Kalam bringen und schrieb auf die Außenseite des Briefs an den Statthalter von Ägypten:

»Gepriesen sei Gott! Wie konntest du an meiner Handschrift zweifeln? es ist meine Hand, und der Überbringer ist einer meiner teuersten Freunde, gegen den du gütig sein mögest, den ich dich aber bitte, nicht zu lange aufzuhalten, denn ich sehne mich sehr nach ihm und bedarf seiner hier.«

Als der Brief an den Statthalter zurückkam, war er außer sich vor Freude; er erwies dem Mann die größten Ehrenbezeugungen und machte ihm kostbare Geschenke. Als der Mann wieder reich begütert nach Bagdad zurückkam, begab er sich zu Djafar, weinte und küßte die Erde vor ihm. Djafar fragte ihn: »Wer bist du?« Er antwortete: »Ich bin dein Sklave und dein Geschöpf, ich bin der Verfälscher deiner Unterschrift.« Djafar nahm ihn aber freundlich auf, hieß ihn sitzen und fragte ihn, wie viel er vom Statthalter von Ägypten erhalten? Er antwortete: »Hunderttausend Dinare.« Da sagte Djafar: »Das ist wenig, wir wollen dir diese Summe verdoppeln.« Er rief sogleich seinen Schatzmeister und ließ ihm noch hunderttausend Dinare ausbezahlen.

Man erzählt ferner: Das Wunderbarste, was dem Kalifen Harun Arraschid begegnete, war folgendes: Als sein Bruder Hadi Kalif wurde und einen wertvollen Siegelring von ihm forderte, der seinem Vater Madhi gehört hatte, wollte er ihn, weil er ihn als das Symbol des Kalifats betrachtete, nicht hergeben. Da aber Hadi sehr in ihn drang, warf er ihn in den Tigris. Als dann Hadi starb und Harun Kalif wurde, ging er wieder auf denselben Platz, wo er den Ring weggeworfen hatte, nahm einen bleiernen Ring, warf ihn ins Wasser und befahl den Tauchern, ihm seinen Ring zu suchen; sie tauchten unter und brachten den ersten Ring heraus, und dies deutete auf Haruns Glück und auf die Dauer seines Reichs.

Sobald Harun Kalif war, ernannte er den Barmekiden Djafar zu seinem Vezier und erwies ihm die ausgezeichnete Ehre, wie es wohl bekannt und in allen Büchern aufgezeichnet ist. Niemals stand ein Vezier so hoch, wie Djafar bei Harun Arraschid. Der Kalif nannte ihn stets Bruder und besuchte ihn oft in seinem Haus. Djafar war neunzehn Jahre lang Vezier und befolgte die Lehre seines Vaters Jahia, der ihm einst sagte: So lange dein Kalam donnert, laß ihn Wohltaten regnen. Man gibt verschiedene Ursachen über seine Hinrichtung an, doch wird Haruns Eifersucht als die triftigste angegeben. Der Kalif hatte nämlich eine Schwester, welche das schönste Geschöpf ihrer Zeit war; er liebte sie leidenschaftlich und konnte sich ebensowenig von ihr, als von Djafar trennen. Er sagte daher zu Djafar: Ich will dir meine Schwester zur Gattin geben, damit wir gemeinschaftlich uns ihres Umgangs freuen. Da er aber bald bemerkte, daß seine Schwester Djafar leidenschaftlich liebe, verwandelte sich seine Liebe zu Djafar in Haß und er ließ ihn und alle seine Verwandten hinrichten.

Alsdann erzählte Schehersad die

Geschichte Ali Schirs

Vor vielen Jahrhunderten lebte in Chorasan ein sehr reicher und angesehener Mann, mit Namen Muhamed Eddin. Er war schon sechzig Jahre alt, als ihm Gott noch einen Sohn schenkte, den er Ali Schir nannte. Als dieser das männliche Alter erreicht hatte, wurde Muhamed Eddin gefährlich krank. Er ließ Ali Schir zu sich rufen und sagte ihm: »Mein Sohn, ich bin dem Tode nahe und möchte dir nun meinen letzten Willen kund tun.« Ali Schir fragte: »Was befiehlst du, mein Vater?« – »Vor allen«, erwiderte der Sterbende, »meide schlechte Gesellschaft und schenke niemanden dein Vertrauen, denn selbst deine Freunde könnten dich verraten. Ein frommer Dichter hat gesagt:

»Es lebt kein Mensch in unserer Zeit, dessen Freundschaft wünschenswert; kein Vertrauter bleibt uns treu, wenn das Schicksal uns bedroht. Lebe einsam und baue auf niemanden, das ist mein Rat, er genüge dir.«

Ali Schir sagte: »Ich werde gehorchen, mein Vater! Was gebietest du noch?« – »Sei mildtätig, solange du kannst, und versäume keine Gelegenheit, Wohltaten auszuüben, denn nicht zu jeder Zeit kann man dazu kommen. Ein Dichter hat gesagt:

»Nicht zu jeder Zeit bieten sich schöne Handlungen dar, darum hasche danach, wenn du es in Sicherheit kannst, und fürchte, das Schicksal möchte dir treulos werden.«

»Auch diesen Rat werde ich befolgen, hast du mir noch etwas zu sagen?« – »Mein Sohn! bewahre dein Vermögen, es wird dich dann auch schützen, verschwende es nicht, sonst möchtest du der gemeinsten Menschen bedürfen, der Wert des Menschen besteht in seinem Besitz, wie ein Dichter gesagt:

»Ist mein Vermögen gering, so will niemand mein Freund sein; ist es groß; so drängt sich ein jeder um mich. Wie mancher geht nur meines Geldes willen mit mir um, wie mancher andere verläßt mich, sobald mein Geld dahin ist.«

»Dann, mein Sohn, befolge den Rat älterer Leute, übereile dich in nichts, habe Mitleid mit denen, die unter dir sind, so werden auch deine Oberen dich bemitleiden. Ein Dichter sagte:

»Bist du mächtig, so tue niemand Gewalt an, denn der Unterdrückte ist immer zur Rache vorbereitet; wenn dein Auge schläft, so wacht der, dem Unrecht geschehen, er verwünscht dich, und Gottes Auge schläft nie.«

Ferner hüte dich, Wein zu trinken; er ist die Quelle vielen Unheils; er unterdrückt den Verstand und verleitet zur Gemeinheit. Das ist mein letzter Wille; Gott wache statt meiner über dich.« Hierauf fiel er eine Weile in Ohnmacht, dann rief er Gott um Verzeihung an, legte sein Glaubensbekenntnis ab und ging zur Barmherzigkeit Gottes über. Ali weinte und schluchzte, dann ermannte er sich und machte die Vorbereitungen zur Beerdigung; die vornehmsten Leute der Stadt folgten dem Leichenzug; der Koran wurde für ihn vor seinem Sarg gelesen, kurz, es wurde nichts unterlassen von allem, was einem angesehenen frommen Muselmann gebührt. Dann betete man für ihn und legte ihn in die Erde, und schrieb folgendes auf sein Grab:

»Du stammst von Erde her und erhieltst Leben und wurdest ein beredter Mann, dann bist du als Leiche zur Erde zurückgekehrt, als wärest du von jeher nur Staub geblieben.«

Ali Schirs Mutter betrauerte ihren Gatten, bis auch sie bald nach ihm starb, und Ali Schir ließ sie mit denselben Ehrenbezeigungen, wie sein Vater, bestatten.

Ein Jahr lang lebte nun Ali Schir seinem Handel und knüpfte mit niemanden Freundschaft an. Aber nach einem Jahr kamen schlechte Menschen zu ihm, die ihn zum Bösen verleiteten; er ging dem Vergnügen nach, wurde verschwenderisch und dachte: »Mein Vater hat dieses Vermögen für mich gesammelt, wem soll ich es hinterlassen? Bei Gott! ich will die Worte des Dichters beherzigen, welcher sagte:

»Wenn du dein ganzes Leben lang einsammelst, wann willst du das Gesammelte genießen?«

Ali Schir zehrte nun an seinem Vermögen Tag und Nacht. Aber bald ging es Ali, wie es in einem Sprichwort heißt:

»Wer immer ausgibt, ohne zu rechnen, wird arm, ohne es zu wissen.«

Ali Schir mußte bald seinen Laden und seine Häuser verkaufen, zuletzt auch seine Kleider, so daß ihm nur noch ein einziges übrig blieb. Eines Tages, als er nicht mehr so viel hatte, um davon zu frühstücken, da erwachte er aus seinem Rausch und empfand Reue. Er wollte zu seinen Freunden gehen, um ihre Hilfe anzusprechen, aber sie verbargen sich vor ihm, so daß er fast verhungerte.

Er ging hierauf nach dem Bazar und sah hier viele Leute zusammengerottet; er schwur bei Gott, nicht zu weichen, bis er gesehen, weshalb die Leute hier einen Knäuel bilden und erblickte eine Sklavin von schönem Wuchs und rosigen Wangen, wie sie ein Dichter schilderte:

 

»Sie ist aus der Form der Schönheit vollkommen hervorgegangen, weder zu lang, noch zu kurz, weder zu stark, noch zu mager; der Mond ist ihre Stirne, ein Banzweig ihr Wuchs, ihr Atem Moschus und ihr ganzer Körper aus Perlenwasser gegossen.«

Ali Schir fand diese Sklavin so schön, daß er schwur, nicht vom Platze zu weichen, bis er wisse, wer sie kaufe und was für sie geboten werde. Er stellte sich zu den übrigen Kaufleuten, so daß sie glaubten, es sei auch ein Käufer, weil sie wußten, wie viel er von seinem Vater geerbt und wie wohlhabend er war. Der Makler rief aus: »O ihr Kaufleute und reichen Herren, groß und klein, was bietet ihr für diese Sklavin, Herrin des Monds, leuchtende Perle, kostbaren Smaragd, Ziel des Verlangenden, Ergötzung des Sehnenden?« Da bot ein Kaufmann fünfhundert Dinare, ein anderer fünfhundertundzehn; ein alter häßlicher Mann mit blauen Augen bot sechshundert; wieder einer sechshundertundzehn; worauf der Alte sogleich wieder tausend bot. Da schwiegen alle Kaufleute, und der Makler fragte ihren Herrn, ob er sie für tausend Dinare geben wolle? Er antwortete: »Ich habe geschworen, sie nur dem zu verkaufen, der ihr gefällt; frage sie, ob sie diesem Käufer gehören will.« Der Makler zeigte ihr den Alten, und als sie ihn sah, sagte sie: »Dem will ich nicht verkauft werden. Ein alter Dichter sagte einst:

»Ich forderte einen Kuß von meiner Geliebten, aber sie sah mein graues Haar, und obgleich ich sehr reich war, wandte sie sich weg und sagte: Nein, bei dem, der den Menschen aus nichts geschaffen, ich habe keine Freude an einem weißen Bart, soll ich bei meinem Leben mir den Mund mit Baumwolle stopfen?«

Als der Makler diese Worte hörte, sagte er: »Bei Gott, du hast nicht Unrecht, du bist wohl tausend Dinare wert.« Er sagte dann den Kaufleuten, daß sie den Alten nicht wolle. Da trat jemand hervor und sagte: »Ich gebe auch tausend Dinare.« Als sie ihn betrachtete, fand sie, daß er einen gefärbten Bart hatte, und sprach folgenden Vers:

»Sage dem Unbesonnenen, der sich färbt: was bedeutet diese List? Du gehst mit einem Bart weg und kommst mit einem anderen wieder, als wärest du irgend ein Schattenspieler.«

Der Makler sagte: »Bei Gott, du hast Recht.« Da kam ein Halbblinder und sagte dem Makler: »Frage sie, ob sie mich zum Herrn will?« – »Von einem solchen Mann«, antwortete die Sklavin, »hat ein Dichter gesagt:

»Lebe keinen Tag in Gesellschaft eines Halbblinden, und sei gegen seine Bosheit auf deiner Hut, denn wäre etwas Gutes an ihm, so hätte sich nicht sein eigenes Auge von ihm getrennt.«

Der Makler zeigte ihr dann einen anderen Kaufmann und fragte sie, ob sie diesen wolle? Er war aber so klein, daß sein Bart ihm bis zu den Beinen herunter hing. Sie antwortete: »Von diesem sagt ein Dichter:

»Ich habe einen kleinen Freund mit einem Bart, den Gott ganz zwecklos hat wachsen lassen; er gleicht einer langen, kalten und finstern Winternacht.«

Der Makler sagte: »Nun, meine Dame, sieh dich einmal um, wer von den Anwesenden dir gefällt.« Die Sklavin warf ihren Blick auf den ganzen Kreis, und als er auf Ali Schir fiel, fühlte sie tausendfaches Weh in ihrem Herzen, denn er glich einer Gazelle und war zarter, als ein Zephyr; sie sagte dem Makler, auf Ali hindeutend: »Ich will nur diesem jungen Mann mit schönem Gesicht und feinem Wuchs verkauft werden, von einem solche Mann hat ein Dichter gesagt:

»Sie haben dein schönes Gesicht gezeigt, dann tadeln sie die von demselben Verführte. Wollten sie meine Keuschheit, so hätten sie dein schönes Gesicht verhüllen müssen.«

»Nur ihm will ich verkauft werden«, fuhr sie fort, »seine Worte fließen wie ein Strom aus dem Paradies, sein Blick heilt jeden Kranken; auf ihn passen folgende Verse:

»Seine Küsse sind süßer Wein, sein Atem ist frisches Basilienkraut, seine Zähne sind Kampfer. Ridhwan hat ihn aus seiner Wohnung verjagt, aus Furcht, er möchte die Huri verführen. Man tadelt ihn wegen seines Stolzes, aber entschuldigt man nicht den Stolz des Mondes? Ich will keinen andere, als den mit lockigen Haaren und rosigen Wangen.«

Als der Makler dies hörte, ging er zu ihrem Herrn und sagte: »Deine Sklavin hat mich ganz verrückt gemacht mit ihrer Schönheit, Beredsamkeit und Dichterkenntnis; sie ist mehr als tausend Dinare wert.« Der Eigentümer versetzt: »Ich kann dir noch mehr von ihr sagen: sie kennt die sieben Schriftarten und liest den Koran nach den sieben Lesarten; ihre Hände sind Gold und Silber; sie stickt seidene Vorhänge, an denen du zehn Dinare verdienst, und bringt jede Woche einen fertig; o welch ein Glück, eine solche Sklavin im Hause zu haben, doch verkaufe sie nur, wem sie will.« Der Makler ging zu Ali Schir, küßte ihm die Hände und sagte: »Mein Herr, kaufe diese Sklavin, denn sie hat dich gewählt.« Ali Schir schlug den Kopf nieder, lachte über sich selbst und dachte: Bei Gott, ich habe noch nicht einmal gefrühstückt! ich schäme mich vor den Kaufleuten, zu sagen: ich habe nicht so viel. Die Sklavin sah ihn an und sagte zum Makler: »Stelle mich ihm vor, damit er Gefallen an mir finde, denn ich will nur ihm verkauft werden.« Der Makler führte sie zu ihm und sagte: »Nun, mein Herr!« Ali gab aber keine Antwort. Da sagte die Sklavin: »O mein Herr, Geliebter meines Herzens! warum kaufst du mich nicht? ich werde dich gewiß glücklich machen.« Ali hob den Kopf zu ihr empor und sagte: »Kann man zu einem Kauf gezwungen werden? du bist mir zu teuer.« – »Nun, mein Herr, so kaufe mich für neunhundert Dinare!« – »Auch so viel kann ich nicht geben.« Sie ging dann immer herunter, bis auf hundert Dinare. Aber Ali sagte: »Ich habe nicht einmal ganz hundert Dinare.« – »Fehlt dir viel daran?« – »Bei Gott, ich besitze keine weiße und keine rote Münze, suche dir einen anderen Käufer.« – »So ergreife nur meine Hand, als wolltest du mich in einem Seitengäßchen untersuchen,« und als er dies tat, zog sie einen Beutel von tausend Dinaren heraus und sagte ihm: »Bezahle neunhundert Dinare meinem Herrn und behalte hundert für uns.« Ali tat so und führte die Sklavin in seine Wohnung. Als sie ein leeres Zimmer fand, ohne Bett, ohne Decke und ohne Gefäße, gab sie ihm tausend Dinare und sagte: »Gehe auf den Bazar und kaufe für dreihundert Dinare Bett und Hausgerätschaften.«

Als Ali wiederkam, sagte sie ihm: »Kaufe für drei Dinare Speisen und Getränke, dann ein Stück Seidenzeug zu einem Vorhang, Gold— und Silberfaden und Seide von sieben Farben.« Sie legte dann die Divane und Teppiche zurecht, zündete Lampen an, setzte sich zu Tisch und unterhielt sich mit Ali bis tief in die Nacht.

Am folgenden Morgen nahm die Sklavin den Vorhang und stickte mit farbiger Seide und Goldfaden um den Rand her allerlei Vögel, in die Mitte jede Gattung wilder Tiere, und arbeitete acht Tage lang daran. Als er fertig war, schnitt sie ihn zurecht, machte ihn rein und glatt, gab ihn ihrem Herrn und sagte: »Verkaufe ihn einem hiesigen Kaufmann; hüte dich aber, ihn einem Umherziehenden zu verkaufen, sonst ist unsere Trennung nahe; denn du hast Feinde, deren Augen auf uns geheftet sind.« Ali verkaufte den Vorhang einem Kaufmann für vierzig Dinare, kaufte wieder Seidenzeuge, Seide, Goldfaden und Lebensmittel, und brachte das übrige Geld zurück. So verfloß ein ganzes Jahr. Als aber am Anfange des zweiten Jahres Ali den Vorhang, wie gewöhnlich, einem Makler zum Ausrufen gab, kam ein Christ vorüber, der sechzig Dinare bot. Der Makler wollte ihn nicht geben, aber der Christ bot immer mehr, bis auf hundert Dinare, und bestach noch den Makler mit zehn Dinaren. Der Makler ging zu Ali und sagte ihm: »Dieser Christ will den Vorhang kaufen: was hast du von ihm zu befürchten?« Auch alle Kaufleute drangen in ihn, bis er mit zitterndem Herzen den Vorhang dem Christen verkaufte, sein Geld nahm und wegging. Aber der Christ folgte ihm. Da fragte ihn Ali: »Was gehst du mir nach?« Er antwortete: »Ich habe oben an dieser Straße etwas zu tun, Gott schütze dich vor jedem Mangel!« Als Ali Schir vor sein Haus kam und den Christen noch auf seinen Versen sah, fragte er ihn wieder : »Was folgest du mir, Tropf?« Der Christ antwortete: »Mein Herr! ich habe Durst, gib mir zu trinken.« Ali dachte: Bei Gott, ich will den Christen nicht beschämen, der einen Trunk Wasser von mir fordert.