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Tausend Und Eine Nacht

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»Alle Hoffnungen meines Herzens gehen nach dir, es wünscht nichts, als deine Liebe zu erhalten. O Freunde! wie wenig verdiene ich die Trennung von meinem Geliebten; habt Mitleid mit dem Liebeskranken!«

Die Sklavin entzückte uns durch ihren schönen Gesang, und auf Dunjas Befehl folgten ihr noch neun Sklavinnen, welche nicht minder schön sangen; zuletzt nahm Dunja die Laute und sang:

»Ich schwör bei deinem geschmeidigen Wuchs, daß mir die Trennung von dir eine Höllenqual wäre; drum, o holder Mond, Herr der Menschheit, beglücke mich mit deiner Liebe und laß mich bei klarem Wein eine selige Nacht in deiner Nähe zubringen.«

Hierauf nahm ich die Laute, spielte ein wenig und sang folgende Verse:

»Gepriesen sei der Herr, der dir die höchste Anmut verliehen, so daß ich dein Gefangener wurde; o du, dessen Blick jedem Sterblichen den Verstand raubt, schütze mich doch gegen den Zauber deiner Augen! Auf deinen Wangen ist Feuer und Wasser vereint und aus ihrer Mitte blühen frische Rosen empor. Du bist die Hölle und das Paradies meines Herzens, bist ihm zugleich süß, aber auch bitter.«

Diese Verse machten Dunja viele Freude; sie entließ dann die Sklavinnen, ich blieb allein bei ihr und brachte an ihrer Seite die schönste Nacht meines Lebens zu.

Über Nacht dichtete ich folgende Verse:

»O Nacht, daure ewig fort, ich will keinen Morgen, denn mir genügt das Licht ihres mir nahen Antlitzes. In ihren Umarmungen blüht das höchste Glück, dem wir ewige Dauer wünschten.«

Ich blieb dann einen ganzen Monat bei ihr, ließ meinen Laden geschlossen und sah meine Leute gar nicht. Eines Tages sagte sie mir: »O Licht meiner Augen! ich will heute ins Bad gehen, bleibe du hier, bis ich wiederkehre.« Ich sagte: »Recht gerne;« aber erst als ich schwor, daß ich nicht von der Stelle weichen wollte, ging sie mit ihren Sklavinnen ins Bad. Kaum war sie ans Ende der Straße gelangt, so öffnete sich die Türe, es trat eine Alte herein und sagte mir: »Mein Herr! die Frau Subeida wünscht dich zu sehen, denn sie hat viel von deinem schönen Gesang gehört.« Ich sagte: »Ich weiche nicht von hier, bis meine Gattin wiederkommt.« Da erwiderte die Alte: »Mache dir die Frau Subeida nicht zur Feindin, komm und sprich sie, du kannst gleich wiederkehren.« Ich ging sogleich der Alten nach zur Frau Subeida. Diese sagte mir: »Bist du der Geliebte der Frau Dunja?« – »Ich bin dein Sklave.« – »Man hat dich mit Recht als den schönsten Mann beschrieben, doch singe etwas, daß ich auch deine Stimme höre.« – »Recht gern.« Da ließ sie eine Laute bringen, und als ich einige Verse sang, sagte sie: »Gott erhalte deinen Körper gesund und schenke dir ein frohes Leben, denn deine Schönheit und Anmut sind vollkommen; doch gehe jetzt nach Hause, ehe die Frau Dunja wiederkehrt.« Ich küßte die Erde vor ihr, und die Alte führte mich bis zur Türe.

Als ich aber nach Hause kam, war meine Frau schon zurück und lag schlafend auf dem Sofa. Ich setzte mich ihr zu Füßen und liebkoste sie; da öffnete sie ihre Augen, trat mich mit ihren Füßen vom Sofa herunter und sagte: »Du hast deinen Eid gebrochen und bist zur Frau Subeida gegangen; bei Gott, wenn ich nicht einen Auflauf befürchtete, so würde ich ihr Schloß verwüsten.« Dann rief sie einen Sklaven und sagte ihm: »Schlage diesem treulosen Lügner den Kopf ab! ich habe nichts mehr mit ihm gemein.«

Der Diener kam und verband mir die Augen und wollte mir den Kopf abschlagen; da liefen alle Sklavinnen, groß und klein, zu Dunja und sagten: »Er ist nicht der erste, der gefehlt hat, auch ist sein Verbrechen so groß nicht, daß er den Tod verdiene.« Dunja besann sich ein wenig dann sagte sie: »Bei Gott« so will ich ihm wenigstens ein Merkzeichen hinterlassen,« und gab den Befehl, mich zu prügeln, – daher kommen die Male, die man noch auf meinen Rippen bemerkt – und ließ mich aus ihrem Palast werfen. Ich schleppte mich langsam bis zu meiner Wohnung, ließ einen Wundarzt kommen, dem ich meine Wunden zeigte. Dieser pflegte mich und gab sich viele Mühe, mich zu heilen. Als ich vollkommen genesen war, ging ich ins Bad, öffnete meinen Laden wieder, verkaufte alles, was darin war, und kaufte mir vierhundert Mamelucken, wie kein König sie beisammen hat, von denen ich jeden Tag zweihundert mit mir nehme; ich ließ mir auch einen Kahn für zwölfhundert Dinare bauen und nahm ein großes Gefolge von verschiedenem Range zu mir, gab mich für den Kalifen aus und ließ ausrufen: »Wer auf dem Tigris fährt, verliert sogleich den Kopf.« Und so lebe ich schon ein ganzes Jahr, ohne etwas von Dunja zu hören. Er trug dann weinend folgende Verse vor:

»Bei Gott! ich werde sie nie vergessen und nie einer anderen mich nähern. Sie gleicht vollkommen dem Monde; gepriesen sei Allah, der sie geschaffen. Sie hat mir Trauer, Schlaflosigkeit und Liebeskrankheit verursacht und mein Herz durch ihre Reize in Verwirrung gebracht.«

Als Harun Arraschid dies hörte, rief er erstaunt aus: »Gepriesen sei der Herr, der nichts ohne Grund geschehen läßt!« dann verließ er den jungen Mann und nahm sich vor, ihn reichlich zu beschenken. Sobald er mit Djafar und Masrur wieder ins Schloß kam, kleidete er sich um und sagte zu Djafar: »Bring mir den jungen Mann her, bei dem wir die Nacht zugebracht.«

Als Djafar zu dem Jüngling kam und ihn einlud, sich zu Harun Arraschid zu begeben, ging er erschrocken mit ihm, und als er vor den Kalifen kam, erkannte er ihn sogleich. Er trat verlegen vor ihn, verbeugte sich, grüßte ihn als Beschützer des Glaubens, wünschte ihm dauernden Ruhm und unausgesetztes Glück, frei von jedem Mißgeschick. Dann rezitierte er noch folgende Verse:

»Mögen deine Tore stets wie die Kaaba aufgesucht werden, und ihr Staub auf jeder Stirne sichtbar sein! In allen Ländern sage man: Dies ist die heilige Stätte, und du bist Ibrahim.«Im Tempel zu Mekka ist ein kleiner Platz, der von den Pilgern hoch verehrt und die Stätte Abrahams (Ibrahim) genannt wird.

Der Kalif lächelte ihm freundlich zu, erwiderte seinen Gruß, ließ ihn neben sich sitzen und sagte ihm: »O Mohamed Ali! ich wünsche noch einiges von deiner gestrigen Geschichte zu hören, denn sie ist wunderbar.« Der Jüngling rief: »Gnade, o Fürst der Gläubigen, reiche mir dein Tuch als Zeichen der Sicherheit!« Der Kalif gewährte ihm sein Verlangen und ließ sich noch einmal das Nähere seiner Abenteuer mit Dunja erzählen; und da er daraus schloß, daß er Dunja noch heftig liebe, fragte er ihn: »Soll ich sie dir wieder verschaffen, armer Mann?« – »O Fürst der Gläubigen!« erwiderte der Jüngling, »du könntest dich zu keiner bessern Zeit und an keinem geeignetern Orte wohltätig erweisen.« Der Kalif sagte dann zu Djafar: »Bring deine Schwester Dunja, Tochter des Veziers lahia, her!« Djafar gehorchte, und als seine Schwester vor den Kalifen kam, fragte er sie, auf den Jüngling hindeutend, ob sie diesen Mann kenne? Sie antwortete: »Woher sollen Frauen mit fremden Männern bekannt sein?« Der Kalif erwiderte lächelnd: »Wir sind von der ganzen Geschichte genau unterrichtet; es kommt alles ans Licht, wenn es auch noch so tief verborgen liegt.« Da sagte sie: »Es war so im Buche der Bestimmung geschrieben; ich bitte nun Gott und dich um Verzeihung für das Geschehene.« Der Kalif lachte, ließ den Kadhi und Zeugen rufen und einen neuen Ehekontrakt schreiben, und machte Mohamed Ali zu einem seiner vertrauten Gesellschafter. Sie lebten glücklich miteinander zum Ärger aller Neider. Doch, nur Gott ist allwissend!

Nach einer kleinen Pause begann Schehersad die

Geschichte Haruns mit dem Kadhi Abu Jusuf

Es wird ferner erzählt: Djafar brachte einst eine Nacht in Gesellschaft Haruns zu, da sagte ihm dieser: »Ich habe gehört, du habest die Sklavin N. N. gekauft, die ich schon längst besitzen möchte, denn sie ist sehr schön und liebenswürdig, verkaufe sie mir doch wieder!« Djafar antwortete: »Sie ist mir nicht feil.« – »So schenke mir sie.« – »Ich verschenke sie auch nicht.« – »Wenn du sie mir nicht verkaufst und nicht verschenkst, so lasse ich mich dreimal von Subeida scheiden.« – »Und wenn ich sie dir schenke, so lasse ich mich dreimal von meiner Gattin scheiden.« Als sie aber aus ihrer Trunkenheit erwachten, merkten sie, daß sie sich in eine ernste Sache verwickelt hatten, und wußten nicht, wie sich wieder herauswinden. Das sagte Harun: »Das ist ein Fall, den nur Abu Jusuf lösen kann.« Als darauf Abu Jusuf noch um Mitternacht gerufen wurde, stand er erschrocken auf und sagte: »Gewiß ist etwas Wichtiges im Islam vorgefallen.« Er bestieg schnell ein Maultier, hieß einen Jungen ihm mit Gerste folgen, um sie dem Tiere vorzulegen, während er sich beim Kalifen aufhalten werde. Als er zum Kalifen kam, stand dieser vor ihm auf und ließ ihn neben sich auf den Divan sitzen, was sonst niemand, außer ihm, durfte, und sagte ihm: »Ich habe dich wegen einer wichtigen Angelegenheit rufen lassen«, und erzählte ihm, was zwischen ihm und Djafar sich ereignet. Der Kadhi sagte: »O Fürst der Gläubigen! das ist die leichteste Sache von der Welt; Djafar soll dir die Hälfte der Sklavin verkaufen und die andere Hälfte schenken, dann seid ihr beide von eurem Eide freigesprochen.«

Der Kalif freute sich sehr mit dieser Lösung und sagte: »Ich liebe die Sklavin so sehr, daß ich sie sogleich hier haben möchte.« Als die Sklavin erschien, sagte er: »Ich möchte sie gleich heiraten, ich habe keine Geduld zu warten, bis die gesetzliche Frist abgelaufen ist.« – »Auch dafür weiß ich Rat«, sagte der Kadhi; »laß einen deiner Mamelucken kommen, der noch nicht frei ist.« Als ein solcher erschien, sagte der Kadhi zu dem Kalifen: »Erlaube mir, die Sklavin mit ihm zu verheiraten; er soll aber, sobald die Ehe geschlossen ist, ihr einen Scheidebrief geben; du kannst sie dann sogleich heiraten, weil nach einer geschlossenen, aber nicht vollzogenen Ehe keine Frist vorhanden ist.« Da der Kalif auf diese Weise gern seine Einwilligung gab, schloß der Kadhi den Ehekontrakt, sagte dann dem Mamelucken: »Du sollst hundert Dinare haben, gib der Sklavin einen Scheidebrief.« Aber der Mameluck weigerte sich; man versprach ihm tausend Dinare, er sagte aber: »Hängt die Scheidung vom Kalifen, vom Kadhi oder von mir ab? ich lasse mich, bei Gott! nicht scheiden.« Der Kalif geriet in heftigen Zorn, aber der Kadhi sagte: »Erschrick nicht, du kannst ihre Ehe ungültig machen: schenke nur den Mamelucken, der doch dein Eigentum ist, der Sklavin, so ist ihre Ehe gelöst.«Weil keine Frau ihren Sklaven heiraten darf, oder sie müßte ihm zuerst die Freiheit schenken. Da stand der Kalif auf und sagte: »Ein Mann deinesgleichen verdient zu meiner Zeit Kadhi zu sein.« Er ließ dann Schüsseln voll Gold holen, legte sie vor ihn hin und fragte ihn, ob er etwas bei sich habe, um dieses Gold hineinzutun? Da erinnerte sich der Kadhi des Gerstensacks, ließ ihn sich bringen und trug ihn mit Gold gefüllt fort. Am folgenden Morgen sagte er zu seinen Schülern: »Wer nichts gelernt hat, der lerne etwas, seht einmal, wieviel Gold ich für die Lösung von drei Fragen erhalten habe.« Und du, gebildeter Leser! denke über diese anmutige Geschichte nach, du findest manches Schöne darin; du siehst, was sich der Vezier Djafar gegen den Kalifen erlauben durfte, wie gelehrt der Kalif, und wie noch gelehrter sein Kadhi war. Gottes Erbarmen sei mit ihnen!

 

Geschichte Chalids, des Emirs von Baßrah

Einst kamen mehrere Leute und schleppten vor Chalid einen jungen, schönen Mann, der sehr vornehm aussah und dessen Benehmen viele Bildung, Würde und Anstand verriet. Chalid fragte sie, was sie von diesem jungen Manne wollten? Sie sagten: »Er ist ein Dieb, den wir gestern in unserem Hause gefangen.« Als Chalid ihn betrachtete und von so feinem und ehrwürdigem Aussehen fand, befahl er ihnen, ihn loszulassen, näherte sich ihm und fragte ihn, ob er wirklich ein Dieb sei? Er antwortete: »Es ist so, wie sie sagen: Ich bin heute ein Dieb gewesen.« – »Und was hat dich dazu bewogen? du bist ja so wohlgestaltet und siehst so vornehm aus?« – »Die Begierde nach Geld und der Ratschluß Gottes, gepriesen sei er!« – »Möchte doch deine Mutter einen solchen Sohn nie geboren haben! dein schönes Gesicht, deine vornehme Erziehung und deine feine Bildung hätten dich doch vom Stehlen abhalten sollen!« – »Laß dies, o Emir! und vollziehe nur das Gebot Gottes, wie ich es verdient habe; denn Gott tut niemand Unrecht.«

Chalid dachte eine Weile über diesen Vorfall nach, dann ließ er den Jüngling nähertreten und sagte: »Dein eigenes Geständnis läßt mich vermuten, daß du kein gewöhnlicher Dieb bist, sondern daß du etwas anderes im Sinne gehabt; erzähle mir nur dein Abenteuer.« Der Jüngling versetzte: »O Emir! laß dir nichts anderes in den Sinn kommen, als was ich dir selbst gestanden; ich weiß nichts zu erzählen, als daß ich in das Haus dieser Männer gegangen bin und Geld gestohlen habe; sie haben mich aber ertappt, mir es wieder weggenommen und mich hierher geführt.« Chalid ließ den Jüngling einsperren und in ganz Baßrah ausrufen: »Wer dem Diebe N. N. die Hand abhauen sehen will, soll sich morgen früh hier einfinden.«

Als der Jüngling in Ketten im Kerker lag, seufzte er und rezitierte folgende Verse:

»Chalid hat mir gedroht, er werde mir die Hand abhauen lassen, wenn ich ihm meine Geschichte nicht erzähle; ich sagte aber: Weit entfernt, daß ich die Liebe bekenne, die mein Herz verbirgt; lieber soll man wegen meines Geständnisses mir die Hand abhauen, wenn nur ihr Ruf rein bleibt.«

Die Wächter, welche diese Verse hörten, gingen zu Chalid und gaben ihm Nachricht davon. Chalid ließ ihn, sobald die Nacht heranbrach, zu sich kommen und fand in seinem Gespräche so viel Geist und Bildung, daß er ihn liebgewann und ihm Speisen reichen ließ. Nachdem er sich eine Weile mit ihm unterhalten hatte, sagte er: »Ich weiß, daß du etwas Anderes, als einen Diebstahl bezwecktest; wenn daher morgen der Richter und das Volk sich versammeln, so leugne den Diebstahl und bringe etwas vor, das die Strafe von dir abwendet, nach dem Willen des Gesandten Gottes, welcher gesagt hat: Wendet in zweifelhaften Fällen die gesetzliche Strafe nicht an!« Hierauf ließ er ihn wieder ins Gefängnis zurückführen.

Am folgenden Morgen versammelten sich alle Leute, um die Hand des Diebes abhauen zu sehen; ganz Baßrah war auf den Beinen, und auch der Emir Chalid erschien zu Pferd mit den angesehensten Männern der Stadt. Dann kamen die Richter, und endlich wurde der Jüngling herbeigeholt, der beschämt den Blick auf seine Fesseln richtete. Niemand blieb ungerührt bei diesem Anblick, und die Frauen erhoben ein lautes Wehegeschrei. Chalid ließ die Frauen zum Schweigen bringen und sagte zum Jüngling: »Diese Leute behaupten, du seiest in ihr Haus gedrungen, um sie zu bestehlen; hast du vielleicht weniger als den vom Gesetz bestimmten Wert gestohlen?« Er antwortete: »Ich habe mehr gestohlen.« – »Du hast vielleicht irgend einen Anteil an dem, was du gestohlen?« – »Nein, ich habe gar kein Recht darauf.« Chalid, über den Eigensinn des Jünglings ergrimmt, schlug ihn mit der Peitsche ins Gesicht, und rezitierte den hierher passenden Vers:

»Der Mensch verlangt, daß seine Wünsche in Erfüllung gehen, aber es wird ihm nur gewährt, was Gott will.«

Er ließ dann einen Metzger rufen, um ihm die Hand abzuschneiden. Dieser hatte schon das Messer ergriffen und die Hand nach dem Jüngling ausgestreckt, als ein schmutzig gekleidetes Mädchen aus den Reihen der Frauen hervortrat und über den Jüngling herfiel; dann entschleierte sie ein Gesicht wie der Mond, und es entstand unter dem Volk ein mächtiger Lärm, der beinahe einem Aufruhr glich. Sie rief dann mit lauter Stimme: »Ich beschwöre dich bei Gott, o Emir! übereile dich nicht mit der Vollstreckung deines Befehls, bis du dieses Briefchen gelesen.« Sie überreichte ihm hierauf ein Briefchen, welches folgende Zeilen enthielt:

»O Chalid! dieser Mann ist ein Sklave seiner Leidenschaft; die Pfeile meiner Blicke haben ihn dahingestreckt, er ist liebeskrank und für sein Übel gibt es kein Heilmittel, ich will gestehen, was er verleugnet, um den Ruf seiner Geliebten zu schonen; laß ab von dem unglücklichen Jüngling, der so edel liebt und kein Dieb ist.«

Als Chalid diesen Brief gelesen hatte, seufzte er, zog sich von seinem Gefolge zurück und ließ das Mädchen zu sich kommen. Auf sein Verlangen erzählte sie ihm, daß dieser Jüngling sie liebe und von ihr wieder geliebt werde, und daß er sie des Nachts besuchen wollte und einen Stein in das Haus warf, um ihr ein Zeichen von seiner Nähe zu geben; »aber das Geschick wollte, daß mein Vater und meine Schwestern hörten, wie der Stein ins Haus fiel und herbeikamen. Als er sie aber kommen hörte, packte er schnell Waren zusammen, um für einen Dieb gehalten zu werden; auch in deiner Gegenwart gab er sich lieber für einen Dieb aus, als mich zu verraten, so groß ist sein Edelmut.« Chalid rief den Jüngling zu sich und küßte ihn, dann ließ er auch den Vater des Mädchens rufen und sagte ihm: »Wir wollten diesem Jüngling die Hand abhauen, aber Gott hat mich davon zurückgehalten; nun schenke ich ihm zehntausend Dinare, weil er seine Hand opfern wollte, um deine und deiner Tochter Ehre zu schonen. Auch deiner Tochter schenke ich zehntausend Dinare und wünsche, daß du sie ihm zur Frau gibst.« – »Dein Wunsch werde erfüllt, o Emir!« rief der Vater des Mädchens: »Ich gebe meine Einwilligung zu dieser Ehe.« Da sagte Chalid zum Jüngling, nachdem er Gott gelobt und eine schöne Anrede gehalten hatte: »Ich gebe dir das hier anwesende Mädchen mit ihrer und ihres Vaters Einwilligung zur Gattin, und schenke ihr zehntausend Dinare als Morgengabe.« Der Jüngling dankte Gott und dem Emir und führte seine Geliebte in sein Haus, und alle Leute gingen freudig auseinander. So war der Anfang dieses Tages traurig, das Ende aber sehr erfreulich.

Sodann erzählte Schehersad die

Geschichte des trägen Abu Muhamed

Harun Arraschid saß einst auf seinem Thron, da brachte ein Diener eine goldene Krone, mit allerlei Edelsteinen verziert, küßte die Erde vor ihm und sagte: »Mein Herr! die Gebieterin Subeida verbeugt sich vor dir und läßt dir sagen, daß, wie dir wohl bekannt, sie eine goldene Krone bestellt habe, und nun bedarf sie eines großen Steines für die Spitze derselben, denn sie hat in ihren Schatzkammern keinen passenden finden können.« Der Kalif befahl seinen Kammerherrn, einen großen Edelstein aufzusuchen; sie konnten aber keinen finden, der für Subeidas Krone groß genug gewesen wäre. Als sie dies dem Kalifen berichteten, rief er bestürzt aus. »Wie, ich bin Kalif und besitze keinen Edelstein für Subeidas Krone? Wehe euch! sucht einmal bei den Juwelieren!« Diese sagten aber den Kammerherren: »Der Kalif findet einen solchen Edelstein nur bei einem Mann aus Baßrah, welcher Abu Muhamed, der Müßiggänger, genannt wird.« Masrur wurde sogleich mit einem Schreiben an den Statthalter von Baßrah gesendet, worin der Kalif ihn aufforderte, ihm Abu Muhamed zu schicken. Sobald der Statthalter von Baßrah das Schreiben des Kalifen gelesen hatte, schickte er mehrere aus seinem Gefolge mit Masrar zu Abu Muhamed. Masrur klopfte an dessen Tür und sagte dem Diener, der herauskam: »Melde deinem Herrn, der Fürst der Gläubigen lasse ihn zu sich rufen.« Sobald der Diener dies seinem Herrn berichtete, kam er heraus und verbeugte sich vor Masrur und den Dienern des Kalifen und sagte: »Ich bin bereit, zu gehorchen; kommt nur ein wenig herein!« Masrur weigerte sich lange, indem er sagte: »Wir müssen eilen, denn der Fürst der Gläubigen erwartet uns.« Aber Abu Muhamed drang in ihn, ihm in sein Haus zu folgen bis er das Nötige zur Reise vorbereitet haben werde. Als Masrur eingetreten war, befahl Abu Muhamed einem Diener, ihn ins Bad zu fahren, das im Hause war. Masrur trat in ein Bad, dessen Wände und marmorierter Boden mit Gold und Silber verziert waren, und dessen Wasser mit Rosenwasser gemischt war. Mehrere Sklaven bedienten ihn aufs sorgfältigste und brachten ihm, als er aus dem Bad kam, seidene Kleider mit Gold durchwirkt. Als er dann ins Schloß zurückgeführt wurde, das mit seidenen Vorhängen und golddurchwirkten Divanen ausgestattet war, bewillkommte ihn Abu Muhamed und bat ihn, sich an seine Seite zu setzen. Die Diener brachten sogleich auf seinen Befehl einen gedeckten Tisch, der Masrur in ein so großes Erstaunen setzte, daß er ausrief: »Bei Gott! einen solchen Tisch habe ich bei dem Fürsten der Gläubigen nicht gesehen!« Die köstlichsten Speisen wurden in chinesischen vergoldeten Gefäßen aufgetragen. Masrur ließ sich alles wohl schmecken und des Abends erhielt er und seine Gesellschafter jeder tausend Dinare. Am folgenden Morgen reichte man ihm grüne Kleider mit Gold durchwirkt, und Abu Muhamed erwies ihm wieder so viel Ehre, daß er sich bereden ließ, die Abreise noch um einen Tag zu verschieben. Am dritten Morgen aber richteten die Diener ein Maultier her und legten ihm einen mit allerlei Edelsteinen besetzten goldenen Sattel auf. Da dachte Masrur: »Der Kalif wird sich gewiß wundern, wenn ein Mann in einem solchen Aufzug ihn besucht und ihn fragen, woher ihm so viele Reichtümer zugekommen.« Masrur und Abu Muhamed nahmen dann vom Statthalter Abschied, reisten von Baßrah nach Bagdad und begaben sich zum Kalifen. Abu Muhamed grüßte den Kalifen und sagte: »Ich habe als ergebener Diener einige Geschenke mitgebracht; wenn du es erlaubst, so lasse ich sie hertragen.« Als der Kalif eine bejahenden Wink gab, ließ Abu Muhamed eine Kiste bringen, worin goldene Bäume waren mit Blättern aus Smaragd und Früchten aus Rubin und weißen Perlen, nebst anderen Geschenken.

Er ließ dann eine zweite Kiste hertragen, in welcher ein seidenes, golddurchwirktes Zelt war, reich mit Perlen, Rubinen und Smaragden besetzt. Die Pfeiler des Zeltes waren aus indischem Aloeholz und der Saum des Zeltes war mit Diamant und Smaragd verziert. Abu Muhamed sagte, dem Kalifen die Geschenke hinreichend: »Glaube nicht, daß ich dir diese Geschenke aus Furcht bringe, sondern weil ich dachte, sie ziemen dem Fürsten der Gläubigen besser, als einem gewöhnlichen Mann; wenn es dir beliebt, so zeige ich dir, daß ich ebenso mächtig als reich bin.« Der Kalif sagte: »Tu dies, wir wollen sehen.« Da bewegte Muhamed seine Lippen und hob sie gegen die Zinnen des Hauses, und sie neigten sich sogleich zu ihm herunter; dann ließ er sie wieder an ihren Platz treten. Er winkte hierauf mit den Augen, und es erschienen Gemächer mit verschlossenen Türen; Muhamed redete sie an und Vögelstimmen antworteten ihm. Der Kalif sagte erstaunt: »Wie kamst du zu all diesem? Man nennt dich doch nur den trägen Abu Muhamed? auch habe ich gehört, dein Vater sei Schröpfer in einem Bad gewesen und habe dir nichts hinterlassen.«

Abu Muhamed antwortete: »Höre meine Geschichte, o Fürst der Gläubigen! Mein Vater war allerdings Schröpfer in einem Bad, und ich war in meiner Jugend der trägste Mensch auf Erden. Meine Trägheit war so groß, daß, wenn ich an einem Ort lag und die Sonne mich beschien, ich die Mühe scheute, aus der Sonne in den Schatten zu gehen. So lebte ich fünfzehn Jahre lang, bis mein Vater starb. Er hinterließ mir gar nichts und meine Mutter mußte mich bedienen und mir zu essen und zu trinken bringen, ich aber blieb stets auf einem Fleck liegen. Eines Tages kam meine Mutter zu mir, mit fünf Drachmen Silber in der Hand, und sagte: »Mein Sohn! ich habe gehört, der Scheich Abu Muzfir reist nach China – dies war ein guter Mann und liebte die Armen sehr – stehe nun auf! wir wollen ihm einiges Geld bringen und ihn bitten, daß er uns dafür etwas in China kaufe, woran wir mit Gottes Gnade einiges gewinnen.« Ich weigerte mich, aufzustehen; da schwor sie, daß, wenn ich nicht mitkomme, sie mich gar nicht mehr besuchen und mir nicht mehr zu essen und trinken geben würde, so daß ich vor Hunger sterben müßte. Da ich wußte, daß meine Mutter wegen meiner ihr bekannten Trägheit so geschworen hatte, sagte ich ihr: »Nun, so setze mich aufrecht!« Nachdem sie mich aufgehoben hatte, sagte ich ihr: »Ziehe mir meine Kleider an«, und sie tat es; so ging ich dann stolpernd fort bis ans Ufer des Stroms; da grüßten wir den Scheich Abu Muzfir, und ich sagte ihm: »Mein Herr, nimm dies Geld und kaufe dafür etwas in China, vielleicht wird mir Gott Gewinn daran verleihen.« Abu Muzfir fragte seine Gefährten, ob sie diesen Mann kennen? sie sagten: »Ja, er ist unter dem Namen Abu Muhamed der Träge bekannt, doch haben wir ihn nie ausgehen sehen.« Abu Muzfir nahm das Geld und reiste im Namen Gottes mit seinen Geführten nach China. Er vollendete in drei Tagen seine Geschäfte und schickte sich schon zur Rückkehr an, da sagte er seinen Gefährten: »Haltet ein! ich habe den Auftrag des trägen Abu Muhamed vergessen, kommt zurück, daß wir etwas für ihn kaufen.« Seine Gefährten beschworen ihn bei Gott, nicht zurückzukehren und an die große und gefahrvolle Reise zu denken; aber er bestand darauf, wieder ans Land zu gehen, bis sie sich erboten, ihm das Geld des Trägen mehrfach zu verdoppeln. Sie reisten dann weiter und kamen an eine vielbewohnte Insel, ankerten daselbst, stiegen mit ihren Waren ans Land und tauschten andere Gegenstände dafür ein. Als sie wieder aufs Schiff zurückkehren wollten, sah Abu Muzfir einen Mann mit vielen Affen vor sich, worunter sich einer befand, dem alle Haare ausgerissen waren; er sah auch, daß, so oft der Hüter das Auge von seiner Herde wegwandte, alle Affen über den mit ausgerissenen Haaren herfielen und ihn mißhandelten. Abu Muzfir bedauerte diesen Affen und sagte zu dessen Hüter: »Ich habe fünf Drachmen bei mir, die einem Waisen gehören, verkaufe mir ihn dafür.« Der Hüter antwortete: »Ich verkaufe dir ihn, Gott segne dich!« Abu Muzfir gab das Geld her, ließ den Affen im Schiff anbinden und reiste mit seinen Gefährten nach einer anderen Insel, wo sie wieder ankerten. Da kamen die Taucher, welche Perlen und Edelsteine aus dem Meer holten, um dafür Waren zu kaufen. Als der Affe sie untertauchen sah, machte er sich los und stürzte sich auch ins Meer. Abu Muzfir schrie: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen! der Affe, der dem armen Waisen gehörte, ist verloren.« Als aber die Taucher wieder heraufkamen, stieg auch der Affe empor und trug viele Edelsteine in den Händen, die er vor Abu Muzfir hinwarf. Dieser erstaunte sehr und sagte: »Hinter diesem Affen muß ein großes Geheimnis stecken.« Sie reisten dann weiter nach der Insel Zing, die von Schwarzen bewohnt ist, welche Menschenfleisch fressen: Sobald die Schwarzen das Schiff sahen, kamen sie in Nachen heran, legten alle Leute, die auf dem Schiff waren, in Ketten und führten sie zu ihrem König. Dieser ließ einen Teil der Leute schlachten und ihr Fleisch verzehren, worüber die übrigen heftig weinten. In der Nacht kam aber der Affe und entfesselte Abu Muzfir. Als die anderen Kaufleute dies sahen, sagten sie: »Vielleicht können wir nun durch dich befreit werden.«

 

Abu Muzfir sagte: »Ich verdanke meine Befreiung dem Affen des Trägen, wofür ich ihm tausend Dinare bestimme; wollt ihr das gleiche tun?« Die Kaufleute riefen einstimmig: »Wir geben ebenso viel.« Der Affe entfesselte hierauf einen nach dem andern; sie gingen zusammen auf das Schiff, das sie unbeschädigt wiederfanden, und reisten nach Bagdad. Sobald Abu Muzfir seine Freunde wieder sah, erkundigte er sich nach dem trägen Abu Muhamed; und während ich im Schlaf erwachte, kam meine Mutter zu mir und sagte: »Stehe auf! Abu Muzfir ist zurückgekehrt.« Ich sagte: »Hebe mich auf, wenn Gott beschlossen hat, daß ich an das Ufer des Stroms gehen soll.« Als sie mich aufrichtete, ging ich, über den Saum meines Kleides stolpernd, zu Abu Muzfir. Er sagte: »Willkommen sei mir der, dessen Geld durch Gottes Willen mich und meine Gefährten gerettet; nimm diesen Affen, den ich für dich gekauft, und erwarte mich bei deiner Mutter!« Ich ging damit zu meiner Mutter und sagte: »Bei Gott! das ist eine kostbare Ware, sooft ich mich schlafen lege, weckst du mich, damit ich Handel treibe, sieh nun einmal mit eigenen Augen diese Ware an!« Kaum hatte ich mich niedergelassen, da kam Abu Muzfir mit seinen Sklaven und bat mich, mit ihm in sein Haus zu gehen. Hier ließ er von seinen Sklaven das Geld herbeiholen und sagte: »Gott hat dir durch deine fünf Drachmen reichen Segen gespendet;« gab mir dann die Schlüssel zu zwei Kisten und befahl seinen Sklaven, sie hinter mir her in mein Haus zu tragen. Meine Mutter freute sich sehr, als ich mit dem Geld nach Hause kam, und bat mich, nunmehr meine Trägheit aufzugeben. Der Affe saß stets neben mir auf dem Divan, wenn ich aß oder trank; aber vom Morgen bis Mittag blieb er aus und kam dann wieder mit einem Beutel von tausend Dinaren. Ich wurde sehr reich, kaufte viele Güter, baute Gärten an und verschaffte mir viele Sklaven. Eines Tages, als der Affe neben mir saß, sah er sich oft um, rechts und links; ich dachte: Was mag wohl die Ursache davon sein? Da ließ Gott den Affen in einer klaren Sprache mir zurufen: »O Abu Muhamed!« Als ich ihn sprechen hörte, wollte ich davonlaufen; er rief mir aber zu: »Fürchte dich nicht, ich bin kein Affe, sondern ein widerspenstiger Geist; ich kam zu dir, weil du so elend warst; nun aber weißt du gar nicht, wie reich du bist; ich wünsche nur noch, daß du ein Mädchen heiratest, so schön wie der Mond.« Ich fragte: »Wie soll das zugehen?« Er antwortete: »Morgen früh ziehe kostbare Kleider an. laß deinem Maultier einen goldenen Sattel auflegen, reite auf den Markt der Getreidehändler und frage nach dem Laden des Scherif, setze dich zu ihm und halte um seine Tochter an; entgegnet er dir: Du hast weder Geld noch Adel, so gib ihm tausend Dinare; fordert er mehr, so biete so viel, bis er nach deinem Gelde lüstern wird.« Ich versprach dem Affen zu gehorchen, und begab mich am folgenden Morgen, wie er es wünschte, von zehn Mamelucken begleitet, in den Laden des Scherif.

Als der Scherif mich fragte, was ich von ihm wolle, antwortete ich: »Ich wünsche deine Tochter zu heiraten.« Da sagte er: »Du bist von gemeiner Herkunft und hast kein Vermögen.« Ich überreichte ihm aber einen Beutel mit tausend Dinaren und sagte: »Hier ist mein Adel und meine Abkunft; der Prophet Gottes (Friede sei mit ihm!) hat gesagt: Geld ist der beste Adel; auch hat ein Dichter gesagt: