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Tausend Und Eine Nacht

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Geschichte Schaddads und der Stadt Irem, der pfeilerreichen

Man erzählt: Der König Schaddad beherrschte die ganze Weit, und sein Volk, die älteren Aaditen, waren von Gott mit sehr großen und starken Körpern begabt, so daß sie sagten: »Wer ist stärker als wir?« Drum heißt es auch im Koran: »Sahen sie denn nicht ein, daß Gott, der sie geschaffen, stärker als sie?« Gott schickte ihnen dann den Propheten Hud, der sie zum Gehorsam und zur Verehrung Gottes aufrief. Schaddad sagte aber zu Hud: »Wenn ich an deinen Gott glaube, was werde ich davon haben?« Hud (Friede Gottes sei mit ihm!) antwortete: »Er wird dir in der zukünftigen Weit ein Paradies schenken mit Schlössern von Gold, Hyazinthen, Perlen und allerlei Edelsteinen.« Da sagte Schaddad: »Ich kann mir in dieser Welt schon ein solches Paradies schaffen, und bedarf deiner Versprechungen nicht.« Der Priester Kaab berichtet: Gott habe Moses in der Tora diese Geschichte erzählt und ihm über den Garten Irem, mit den Pfeilern, folgendes mitgeteilt: Schaddad gab hundert seiner stärksten Emire den Befehl, ein weites, ebenes Land aufzusuchen, mit viel Wasser und gesunder Luft, um dort eine goldene Stadt zu bauen. Die Emire reisten weg, jeder von tausend Mann begleitet, und suchten im Lande Jemen, bis sie an den Berg Aden kamen; da fanden sie ein quellenreiches Land, wie es der König wünschte, in einer sehr gesunden Lage.

Sobald sie ihm Kunde davon gaben, schickte er Baumeister dahin, ließ eine viereckige Stadt bauen, die vierzig Pharasangen im Umfange hatte; man legte sehr tiefe Grundpfeiler, auf denen die Stadt sich bis zum Himmel erheben konnte, man nahm Steine von Jenem bis zur Oberfläche der Erde, dann gebrauchte man rote Backsteine zu den Mauern, die fünfhundert Ellen hoch und zwanzig Ellen breit waren. Schaddad schickte dann auch nach allen Fundgruben und baute in der Stadt dreihunderttausend Schlösser, jedes ruhte auf tausend Pfeilern von verschiedenem Smaragd und Rubinen mit Gold belegt und die Pfeiler, auf denen die Schlösser mit ihren reichgeschmückten Gemächern ruhten, waren hundert Ellen hoch. er ließ dann Kanäle graben und die Ufer mit Datteln und anderen Bäumen bepflanzen; hernach wurden vier Tore an die Stadt gesetzt, jedes hundert Ellen hoch und zwanzig breit, alles aufs feinste ausgeschmückt, denn der Bau dauerte fünfhundert Jahre. Als die Stadt vollendet dastand, ließ Schaddad von Osten und Westen allerlei Teppiche, Vorhänge und seidene Betten in die Schlösser bringen, auch allerlei Speisen und Getränke, Früchte und Süßigkeiten, Wachslichter, Weihrauch, Aloe, Ambra und Kampfer: dann ließ er zehntausend schöne und reichgeschmückte Mädchen in die Stadt ziehen, mit zahlreichem Gefolge und Dienerschaft. Schaddad besah nun die Stadt und sie gefiel ihm so gut, daß er sagte: »Nun habe ich schon, was mir Hud erst nach dem Tode verhieß.« Aber als er sein Schloß beziehen wollte, da befahl Gott einem seiner Engel, sie zu vertilgen. Der Engel schrie sie grimmig an und in einem Augenblick war ihr Leben ein Raub des Todesengels, wie es im Koran heißt: »Und Gott vernichtete das alte Volk Aads.« Gott verbarg auch die Stadt vor den Augen aller Menschen; doch sieht man in jener Wüste bei der Nacht noch Spuren davon. Einst ging einer der Gefährten des Propheten, sein Name war Abdallah, in jene Gegend, um ein verirrtes Kamel zu suchen, und er sah die Mauern der Stadt Irem mit den goldenen Schlössern und Pfeilern; er gab Moawiah Kunde davon, dieser ließ Nachsuchungen anstellen, aber man konnte nie etwas finden.

Hierauf erzählte Schehersad folgendes:

Geschichte des

Ishak Al Moßuli erzählt: Ich verließ eine Nacht den Kalifen Mamun, um nach Hause zu gehen, da sah ich an einer Mauer einen großen Korb mit vier Handhaben hängen, der mit Seide ausgefüttert war, ich dachte: das bedeutet etwas; nachdem ich eine Weile darüber nachdachte, hieß mich mein Verstand, in meiner Trunkenheit, mich hineinzusetzen. Sobald aber die, welche Wache hielten, mich bemerkten, zogen sie den Korb hinauf und vier Mädchen sagten zu mir: »Geh nur fröhlich mit uns, du bist willkommen.« Ein Mädchen mit einem Wachslicht ging mir voran ins Haus und führte mich in einen Saal mit Teppichen und Divanen, dergleichen ich nur im Palast des Kalifen gesehen. Als ich eine Weile dasaß, wurden von einer Seite des Saales Vorhänge aufgehoben, es traten Dienerinnen mit Wachslichtern heraus und andere mit Kohlenpfannen, voll Weihrauch und Aloe, und in ihrer Mitte befand sich ein Mädchen wie der aufgehende Mond. Sie bewillkommte mich, hieß mich sitzen und fragte mich, was ich wollte. Als sie hörte, wie ich hergekommen, sagte sie: »Es geschieht dir nichts, ich hoffe, du wirst mit dem Ausgang zufrieden werden.« Sie fragte mich dann, was ich für ein Geschäft treibe, und ich sagte ihr, ich sei ein Kleiderhändler aus Bagdad. Sie bat mich dann, ihr einige Gedichte vorzutragen; ich sagte aber: »Ich weiß wenig Gedichte, bin auch zu schüchtern, ich möchte lieber dich zuerst hören.« Da rezitierte sie Verse von den besten alten und neuen Dichtem; ich hörte zu und wußte nicht, was mir besser gefiel, ihre eigene Schönheit, oder die Gedichte, die sie so schön vortrug. Sie sagte dann: »Lege jetzt deine Befangenheit ab und rezitiere auch etwas.« Ich rezitierte einige alte Verse, die ihr wohl gefielen, und sie sagte: »Ich hätte nicht gedacht, bei Handelsleuten so etwas zu finden.«

Sie ließ dann Speisen bringen, zerschnitt sie und legte sie mir vor. Auch wurden allerlei Wohlgerüche im Saale verbreitet und die feinsten Früchte, die man nur beim Sultan findet, aufgetragen und auch Wein herumgereicht. Dann sagte sie: »Jetzt unterhalte mich auch und erzähle mir etwas Schönes.« Ich erzählte ihr manche alte Geschichte, die ihr so viel Freude machte, daß sie sagte: »Ich wundere mich sehr, wie ein Kaufmann Erzählungen weiß, die eines Königs würdig sind.« Ich sagte: »Ich hatte einen Nachbarn, der Gesellschafter von Königen war und von dem ich sie gehört.« Sie lobte mein Gedächtnis, erzählte auch etwas, und so wechselten wir miteinander beim Duft des Aloeholzes, bis der größte Teil der Nacht vorüber war, und ich befand mich in einer Lage, um die mich selbst Mamun würde beneidet haben, wenn er sie gekannt hätte. Sie sagte dann: »Du gehörst gewiß zu den feinsten und gebildetsten Männern; es ist nur schade, daß du keine Verse singen kannst.« Ich sagte: »Bei Gott! ich war früher sehr geübt darin, habe aber den Gesang wieder aufgegeben; doch lechzt noch mein Herz danach und ich wünschte sehr, einige Lieder zu hören, um die Nacht dabei zu durchwachen.« Sie sagte: »Mir ist, als wünschtest du, daß eine Laute gebracht werde.« Ich erwiderte: »Du bist gütig, und ich werde dir sehr verbunden sein.« »Nun«, versetzte sie, »du bist mein Gast und ich darf dir nichts versagen.« Sie ließ sich eine Laute bringen, und ihr Spiel war ebenso kunstvoll, als ihre Stimme wohlklingend und ausgebildet. Als sie ein Lied gesungen hatte, fragte sie mich: »Weißt du, von wem diese Verse und die Melodie dazu sind?« Ich sagte: »Nein.« Da versetzte sie: »Das Gedicht ist von N. N., und die Musik von Ishak Al Moßuli.« Ich sagte: »O möchte ich dein Lösegeld werden, ist das von Ishak?« Sie erwiderte: »Ishak ist der Meister in dieser Kunst, und wie wäre es erst, wenn du diese Melodie von ihm selbst hörtest?« – »Gepriesen sei Allah!« rief ich hierauf, »der diesem Manne mehr (Talent) verliehen, als jedem andern.« So fuhren wir dann in unserer Unterhaltung fort, bis die Morgenröte heranbrach; da kam eine Alte, welche ihre Amme zu sein schien, und sagte:»Nun ist‘s Zeit.«

Das Mädchen stand auf und sagte mir: »Verrate nicht, was hier im Vertrauen vorgefallen!« Ich sagte: »O könnte ich für dich sterben! du brauchst mir dies nicht anzuempfehlen.« Ich verließ sie und folgte einer Sklavin, die mir die Tür öffnete, ging nach Hause, betete und schlief. Bald kam aber ein Bote von Mamun und ich mußte den ganzen Tag bei ihm zubringen. Abends erinnerte ich mich der verflossenen Nacht und dachte: ich wäre ein Tor, wenn ich mir nicht wieder eine solche Nacht zu verschaffen suchte. Ich setzte mich wieder in den Korb und wurde wieder wie am vorigen Abend hinaufgezogen. Das Mädchen erschien und sagte: »Du bist pünktlich.« Ich erwiderte: »Mir selber erschien ich nachlässig.« Wir brachten dann die Nacht wieder mit Rezitationen, Gesängen und Erzählungen zu. Als die Morgenröte leuchtete, ging ich nach Hause, betete das Morgengebet und schlief. Da kam wieder ein Bote von Mamun, um mich zu holen, und ich brachte den Tag bei ihm zu. Des Abends sagte mir der Kalif: »Bleib hier und erwarte mich, bis ich wiederkomme.« Sobald er aber weg war, dachte ich mit so vielem Entzücken an die vergangenen Nächte, daß ich, des Kalifen Befehl nicht achtend, schnell aufsprang und nach dem Korbe lief. Als ich wieder hinaufgehoben wurde, sagte mir das Mädchen: »Nun, Freund, du scheinst unser Haus zu deiner Herberge machen zu wollen?« Ich erwiderte: »O könnte ich mein Leben für das deinige geben! doch das Recht der Gastfreundschaft dauert drei Tage, kehre ich wieder, so hast du das Recht, mein Blut zu vergießen.« Wir unterhielten uns dann wieder, wie in den frühern Nächten. Als die Zeit zum Weggehen nahe war, dachte ich: Mamun wird mich gewiß fragen, wo ich gewesen, und nicht ablassen, bis ich ihm alles erzähle; ich sagte daher meiner Wirtin: »Ich sehe, daß du eine Freundin von Gesang bist; ich habe einen Vetter, schöner und gebildeter als ich, und niemand kann besser, als er, Ishaks Lieder singen; darf ich ihn dir nicht bringen?« Sie sagte: »Bist du ein Schmarotzer und wirst zudringlich?« Ich antwortete: »Du hast zu gebieten.« Da sagte sie: »Wenn dein Vetter so ist, wie du ihn schilderst, so will ich ihn kennen lernen.« Als dann der Tag graute, verließ ich sie wieder und ging nach Hause. Aber bald stürmten Mamuns Diener in mein Haus und schleppten mich fort.

Mamun saß aufgebracht in seinem Divan und sagte als ich hereintrat: »Ishak, wirst du mir ungehorsam?« Ich antwortete: »Nein, bei Gott!« – »So erzähle die Wahrheit!« – »Recht gerne, doch allein.« Mamun entfernte die Anwesenden durch einen Wink, und ich erzählte ihm mein Abenteuer, sagte ihm auch, daß ich dem Mädchen versprochen habe, ihn zu ihr zu bringen. Mamun sagte: »Du hast wohl getan«, denn sein Herz entbrannte schon so sehr vor Sehnsucht nach ihr, daß er kaum die Nacht erwarten konnte, bis ich ihn an den Korb begleitete. Als wir an die Mauer kamen, fanden wir zwei Körbe und wir wurden beide hinaufgehoben. Das Mädchen kam uns freudig entgegen und grüßte uns. Sie erzählte dann manches und rezitierte Gedichte und Mamun fand Wohlgefallen an ihr und auch sie schien sehr vergnügt; dann ließ sie Wein bringen, ergriff die Laute und sang etwas. Sie fragte mich hierauf: »Ist dein Vetter auch Kaufmann?« Ich sagte: »Ja.« Bald aber hatte Mamun so viel Wein getrunken, daß er, obschon ich ihn gebeten hatte, mich nicht bei meinem Namen zu rufen, in seinem Entzücken ausrief: »O Ishak, singe mir doch auch ein Lied.« Das Mädchen erkannte dadurch mich und den Kalifen, und zog sich in ein Nebengemach zurück. Als ich gesungen hatte, sagte mir der Kalif: »Sieh einmal, wer der Herr dieses Hauses ist?« Da sprang eine Alte herbei und sagte: »Es gehört Hasan, dem Sohne Sahals.« Der Kalif befahl ihr, ihn zu holen. Als die Alte nach einer Weile mit Hasan kam, fragte ihn Mamun: »Hast du eine Tochter?« Er sagte: »Ja, sie heißt Chadidja.« – »Ist sie verheiratet?« – »Nein« – »Nun, so halte ich um sie an.« – »Sie ist deine Sklavin und steht dir zu Gebote.« – »Ich nehme sie zur Gattin, lasse dir diesen Morgen noch dreißigtausend Dinare als Morgengabe bringen, und du führst mir sie noch diese Nacht zu.« Als wir hierauf weggingen, verbot mir der Kalif, von der Sache etwas zu erzählen; ich schwieg auch bis zu Mamuns Tod. Ich hatte in meinem Leben nicht so viel genossen, als in diesen vier Tagen, des Tags in Mamuns, und des Nachts in Thadidjas Gesellschaft; aber, bei Gott! ich habe nie einen Mann wie Mamun gefunden, noch ein Mädchen, das Thadidja an Geist, Schönheit und Beredsamkeit gleichkäme.

 

Die nächste Nacht begann Schehersad folgende Erzählung:

Geschichte des falschen Kalifen

Man erzählt: Als Harun Arraschid eines Nachts sehr übel gelaunt war, ließ er seinen Vezier Djafar rufen und sagte ihm: »Ich fühle mich so beengt, ich will heute nacht auf den Plätzen Bagdads umhergehen und sehen, was meine Untertanen treiben; doch darf uns niemand erkennen, wir wollen uns daher als Kaufleute verkleiden.« Sie legten sogleich ihre kostbaren Kleider ab und zogen Kaufmannskleider an, und der Kalif ging mit Djafar und Masrur, dem Scharfrichter, lange in der Stadt umher, bis sie endlich an den Tigris kamen; da boten sie einem Alten, der in einem Boot saß, einen Dinar an und baten ihn, sie auf dem Strome ein wenig spazieren zu fahren.

Der Alte erwiderte: »Wer kann dies jetzt wagen? Weißt du nicht, daß der Kalif jede Nacht in einem kleine Kahn umherfährt und vor ihm her ausgerufen wird: O ihr Leute, gut und schlecht, groß und klein, vornehm und gering, jung und alt, wer ein Schiff besteigt und den Tigris befährt, wird geköpft oder an den Mastbaum seines Schiffes gehängt. Mir ist sogar, als käme eben jetzt sein Kahn.« Der Kalif sagte: »O Alter, nimm hier zwei Dinare und führe uns in einen dieser Bogen, bis der Kahn des Kalifen vorüber ist.« Der Alte nahm das Gold und sagte: »Gott wird helfen.« Als er aber ein wenig mit ihnen ruderte, da kam ein Kahn daher mit vielen Wachslichtern und Fackeln, und der Alte rief außer sich: »Habe ich euch nicht gewarnt?« Er rief dann: »O Beschützer! entziehe uns deinen Schutz nicht!« und führte sie schnell unter einen Bogen und legte ein schwarzes Tuch über sie. Sie konnten aber durchsehen und bemerkten, wie vorne auf dem Kahne ein Fackelträger stand mit einer goldenen Kohlpfanne, in welcher Aloe brannte. Der Fackelträger hatte ein Oberkleid von rotem Atlas, trug einen Turban von Moßul auf dem Haupt und einen grünen seidenen Beutel, der voll mit Aloe war, das er statt Holz in die Kohlpfanne warf, auf der einen Schulter und auf der anderen ein gelbes, gesticktes Tuch. Auf dem Hinterteil des Schiffs stand wieder so ein Fackelträger, zweihundert Sklaven standen zur Rechten und zur Linken und in der Mitte saß auf einem goldenen Thron ein Jüngling, schön wie der Mond, neben ihm ein Mann, der dem Vezier Djafar glich, und zu Häupten einen Diener, wie Masrur, mit gezogenem Schwert und zwanzig Gesellschafter. Als der Kalif dies sah, sagte er zu Djafar: »Wäre dies vielleicht einer meiner Söhne, Amin oder Mamun?«

Er betrachtete dann den vollkommen schönen Mann noch einmal und sagte zu Djafar: »Bei Gott! es fehlt ihm gar nichts von dem Aussehen des Kalifen, und der vor ihm Stehende ist ganz wie du, Djafar; der zu Häupten gleicht Masrur und seine Gesellschafter sind wie die meinigen; ich verliere ganz meinen Verstand darüber.« Djafar sagte: »Bei Gott! auch ich, o Fürst der Gläubigen.« Als der Kahn außer Gesicht war, trat der Alte mit seinem Kahn aus dem Bogen hervor und sagte: »Gelobt sei Gott, daß wir glücklich davongekommen sind und uns niemand bemerkt hat.« Der Kalif fragte dann den Alten, ob dieser Kalif jede Nacht den Tigris befahre? Er antwortete: »Ja, mein Herr, das dauert schon ein ganzes Jahr.« Der Kalif bat ihn dann, ihn die kommende Nacht wieder zu erwarten, versprach ihm fünf Dinare und gab sich für einen Fremden aus, der im Quartier Thandal wohne, und sich in Bagdad amüsieren wolle. Als der Alte einwilligte, kehrte der Kalif mit seinem Gefolge wieder in seinen Palast zurück und kleidete sich wieder als Kalif um. Jeder nahm seinen Platz ein, und es erschienen wie gewöhnlich alle Emire, Veziere, Kammerherrn und Adjutanten. Als sich alle entfernt hatten, sagte der Kalif zu Djafar: »Komm, wir wollen wieder den anderen Kalifen sehen.« Djafar und Masrur verkleideten sich wieder als Kaufleute und gingen wohlgelaunt mit dem Kalifen durch die geheime Türe an den Tigris, bestiegen den Nachen des Alten, der sie schon erwartete, und nach einer Weile kam der Kahn des zweiten Kalifen herangefahren. Sie sahen wieder zweihundert andere Mamelucken darin, und die Fackelträger riefen wieder wie gewöhnlich aus: »Niemand befahre den Tigris bei Todesstrafe!« Als der Kalif dies hörte, sagte er zu Djafar: »So etwas hätte ich nie geglaubt, wenn man es mir erzählt hätte; doch ich sehe es ja mit eigenen Augen.« Er gab dann dem Schiffer zehn Dinare und sagte zu ihm: »Führe uns dem Kalifen nach, denn da er im Lichte fährt, wir aber in der Dunkelheit sind, so können wir ihn beobachten, ohne von ihm gesehen zu werden.«

Der Schiffer segelte dem falschen Kalifen im Dunkeln nach, dessen Kahn erst bei den Gärten außerhalb der Stadt vor einem Zaune, wo zwei Diener mit einem gesattelten Maultier standen, stille hielt. Er bestieg dann das Maultier und ritt in der Mitte seiner Gesellschafter weiter. Die Fackelträger und Djausch (Polizeidiener) gingen laut lärmend vor ihm her, und die Dienerschaft war um ihn beschäftigt. Arraschid stieg auch ans Land mit Djafar und Masrur und drängte sich durch die Mamelucken des falschen Kalifen. Aber die Fackelträger, welche mit Erstaunen drei Kaufleute unter ihren Leuten bemerkten, fielen über sie her und führten sie zum falschen Kalifen. Als dieser sie sah, fragte er: »Wie seid ihr hierhergekommen und was hat euch hierhergeführt zu einer solchen Stunde?« Sie sagten: »O Herr, wir sind fremde Kaufleute und gingen, weil heute unser Geburtstag war, hier spazieren; da ergriffen uns deine Leute und führten uns zu dir.« Der falsche Kalif sagte: »Seid nur ruhig, es soll euch nichts geschehen, weil ihr Fremde seid; wäret ihr aus Bagdad, so würden wir euch den Kopf abschlagen lassen.« Er wendete sich dann zu seinem Vezier und sagte ihm: »Nimm diese Leute mit dir, sie sollen diese Nacht unsere Gäste sein.« Sie gingen zusammen, bis sie vor ein großmächtiges Schloß kamen, das bis zu den Wolken reichte, und dergleichen kein Sultan besitzt. Als dessen Tor, welches von Ebenholz und mit Gold beschlagen war, sich öffnete, traten sie in einen Saal mit vielen Springbrunnen, Matten aus feinen Palmblättern, Kissen aus ägyptischen Stoffen, Vorhängen und Teppichen, die jeden in Erstaunen setzten.

Über der Tür waren folgende Verse:

»Heil und Friede diesem Palast, über den die Zeit ihre Reize ausgestreut: er enthält so viele Seltenheiten und Wunder, daß keine Feder sie beschreiben kann.«

Der falsche Kalif setzte sich auf einen goldenen Thron, mit einem grünen seidenen Teppich bedeckt und mit Edelsteinen besetzt; seine Gesellschafter setzten sich um ihn herum und das Schwert der Rache stand vor ihm. Der Tisch wurde sogleich gedeckt und die feinsten Speisen aufgetragen.

Nach dem Essen trug man die Tische weg, man wusch sich die Hände, es wurden Weingefäße, Kannen und Becher gebracht. Die Becher machten die Runde, bis die Reihe an Harun Arraschid kam; da dieser aber nicht trinken wollte, fragte der falsche Kalif Djafar: »Warum trinkt dein Freund nicht?« Djafar antwortete: »Er hat seit einiger Zeit sich vom Weine enthalten.« Da sagte der falsche Kalif: »Wir haben noch andere erlaubte Getränke;« und befahl sogleich einem Diener, Apfelmost zu bringen, stellte ihn Harun Arraschid vor und sagte ihm: »So oft die Reihe an dich kommt, kannst du dir davon einschenken.« Die übrigen aber tranken Wein, bis er sich ihres Verstandes bemächtigte.

Im Laufe des Gesprächs sage Harun zu Djafar: »Bei Gott! ich habe keine so kostbaren Gefäße wie dieser Mann, ich möchte doch wissen, wer dieser Jüngling ist.« Als dieser den Vezier mit Harun leise sprechen sah, sagte er: »Lispeln ist unanständig.« Djafar versetzte: »Hier ist nichts Unanständiges; mein Freund sagte nur, er habe den größten Teil der Welt durchreist und in Gesellschaften von Königen gelebt und nirgends eine so glänzende Einrichtung gefunden; doch pflegt man in Bagdad zu sagen, daß zum Wein auch Gesang gehöre.« Der falsche Kalif lächelte und freute sich über diesen Wunsch, und mit einem Zepter, den er in der Hand hatte, schlug er auf ein Kissen. Da öffnete sich eine Türe, es trat ein Diener mit einem Thron von Elfenbein, mit Gold beschlagen, aus einem Nebenzimmer, und ihm folgte ein wunderschönes Mädchen mit einer indischen Laute in der Hand; sie setzte sich auf den Thron, neigte sich zärtlich über ihr Instrument und spielte in vierundzwanzig Tonarten, dann sang sie folgende Verse:

»Die Zunge der Liebe spricht zu dir aus meinem Herzen und sagt dir, daß ich dich liebe; und ich habe zu Zeugen die Glut meines gequälten Herzens, die wunden Augen und die fließenden Tränen. Ich kannte die Liebe nicht, bis ich dich liebte, doch ist der Mensch den göttlichen Beschlüssen untertan.«

Als der falsche Kalif diese Verse hörte, stieß er ein lautes Geschrei aus, zerriß sein Kleid von oben bis herunter und bedeckte sich mit dem Teppich, bis man ihm ein anderes, schöneres Kleid brachte. Dann setzte er sich nieder, und als der Becher an ihn kam, schlug er wieder mit den Zepter auf das Kissen; es öffnete sich eine Tür, ein Diener trat mit einem goldenen Throne heraus und ihm folgte ein Mädchen, noch schöner als das erste; sie setzte sich auf den Thron, nahm eine Laute in die Hand und sang zur Bestürzung aller Neider folgende Verse:

»Wie soll ich Geduld haben, wenn die Flamme der Sehnsucht in meinem Inneren brennt und eine ewige Sintflut aus meinen Augen strömt? Bei Gott, mein Herz ist von solchem Schmerz erfüllt, daß ich am Leben keine Freude mehr habe.«

Der falsche Kalif schrie wieder, zerriß sein Kleid, zog den Teppich über sich her, nahm ein anderes Kleid und klopfte, als der Becher an ihn kam, wieder mit dem Zepter, und abermals erschien ein Diener mit einem Thron und einem Mädchen mit einer Laute, welche folgende Verse sang:

»Kürzt die Trennung ab, denn mein Herz, ich schwör‘s euch, ist trostlos. Habt Mitleid mit einem Verwirrten, Bestürzten, in Trauer Versunkenen, mit einem von Verlangen nach euch schwer Gefesselten! Mächtige Liebeskrankheit hat ihn entstellt und er fleht Gott um eure Erwiderung an. Der große Schmerz hat mich geläutert und ich flehe Gott nur um eure Liebe an. O Mond, der du in meinem Herzen thronst, wie kann ich an anderen Sterblichen Wohlgefallen finden.«

Der junge Mann schrie wieder und zerriß sein Kleid; dann kam ein anderes Mädchen und sang:

»Wann wird diese Trennung enden und die vergangene Zeit mir wiederkehren? Einst umschloß uns ein Haus, da lebten wir selig, fern von Neid und Mißgunst. Aber das Schicksal wurde treulos gegen uns, es trennte uns und unsere Wohnung ist zur Einöde geworden. Wollt ihr, daß ich meiner Liebe entsage, ihr Tadler? Mein Herz erträgt euern Tadel nicht. Lasset euern Tadel und überlasset mich meiner Leidenschaft, mein Herz hört nicht auf an den Geliebten zu denken, o ihr, die ihr treulos und unbeständig waret, glaubet nicht, daß ich durch eure Trennung aufgehört habe, euch zu lieben.«

 

Der falsche Kalif schrie wieder, zerriß sein Kleid und fiel in Ohnmacht, und noch ehe man ihn mit dem Teppiche bedeckte, bemerkte Harun Arraschid an seinem Körper viele Wunden. Da sagte er zu Djafar: »Dieser Jüngling ist bei Gott sehr schön, aber er muß ein abscheulicher Verbrecher sein, ohne daß man es weiß, denn er trägt Zeichen vieler Prügel an sich.« Als der falsche Kalif wieder ein anderes Kleid angezogen hatte und sich wieder zu seinen Freunden setzte, fragte er Djafar, was ihn eben sein Freund gefragt habe? Djafar antwortete: »Mein Freund sagt mir, er sei in vielen Ländern gereist und habe in Gesellschaft von Königen und anderen Vornehmen gelebt und nirgends gesehen, daß jemand so seine Kleider zerreiße, von denen jedes fünfhundert Dinare wert ist, das ist eine große Verschwendung.« Der junge Mann versetzte: »Er kümmere sich nicht darum, das Geld ist mein Geld und die Kleider sind meine Kleider, und die zerrissenen machen einen Teil meiner Geschenke an meine Umgebung und Diener aus, denn jedes zerrissene Kleid ist für einen meiner anwesenden Gesellschafter, dem ich dazu noch fünfhundert Dinare schenke.«

Djafar dichtete hierauf folgende Verse:

»Der Edelmut hat in deiner Hand seine Wohnung gebaut, all dein Gut ist den Menschen preisgegeben, und ist die Freigibigkeit in seiner Hand verschlossen, so sind gleichsam deine Finger die Schlüssel zu ihrem Schloß.«

Als der junge Mann Djafars Verse hörte, ließ er ihm tausend Dinare und ein Kleid geben, dann machten die Becher wieder die Runde unter den Gästen. Das sagte der Kalif zu Djafar: »Frage ihn einmal, was die Spuren von Schlägen an seinem Körper bedeuten, wir wollen sehen, was er antwortet.« Djafar entgegnete: »Übereile dich nicht, mein Herr, habe Geduld und sei für dein Leben bedacht!« Aber der Kalif schwur bei seinem und seines Urgroßvaters Abbas Leben, er müsse ihn fragen, oder er werde seinem Atmen ein Ende machen. Der junge Mann, der sie eifrig sprechen hörte, wendete sich zu Djafar und sagte ihm: »Was hast du mit deinem Freunde? Bei Gott! ich will die ganze Wahrheit wissen.« Djafar sagte: »Mein Herr! mein Freund sah Spuren von Schlägen an deinem Körper und er sagte: Bei Gott! sonderbar, der Kalif ist geschlagen worden; er wollte nun wissen, wie das zuging?« Der junge Mann lächelte und sagte: »Meine Geschichte ist wunderbar; wenn man sie mit einer Nadel in die Tiefe des Auges zeichnete, könnte sie jedem zur Belehrung dienen.« Er seufzte dann und sprach folgende Verse:

»Meine Geschichte umfaßt alle Wunder; bei der Liebe, meine Wege sind mir eng geworden; wollt ihr wissen, so schweigt und horcht auf, meine Worte sind bedeutungsvoll und verkünden nur Wahres. Mich hat die Liebesglut verzehrt, denn meine Mörderin übertrifft alle Sterne. Ihr Aug ist schwarz, ihre Wangen sind Rosen, tötend ist für mich der Bogen ihrer Augenbrauen. Mein Herz sagt mir, daß einer von euch unser Herr, der Kalif, der Sohn der Edlen, ist; der andere der verehrte Djafar, der mit recht Herr und Sohn eines Herrn genannt wird; und der dritte Masrur, das Schwert der Rache. Ist, was ich sage wahr, so habe ich meinen Zweck erreicht und meine Freude ist vollkommen.«

Djafar schwor, sie seien es nicht, aber der junge Mann sagte lächelnd: »Ich bin nicht der Fürst der Gläubigen, habe aber diesen Namen angenommen, um meinen Zweck zu erreichen bei den Leuten dieser Stadt; mein Name ist Mohamed Ali, der Sohn Mohameds, des Juweliers; mein Vater war ein sehr vornehmer Mann und hinterließ mir bei seinem Tode ein ungeheures Vermögen. Als ich eines Tages, von meinen Leuten umgeben, in meinem Laden saß, da kam eine Dame, auf einem Maulesel reitend, mit drei Sklavinnen wie der Mond, stieg vor meinem Laden ab, setzte sich zu mir und fragte mich, ob ich Mohamed, der Juwelier, sei? Ich antwortete: »Ich bin dein ergebenster Sklave.« – »Hast du schöne Edelsteine?« – »Meine Herrin! ich will dir alles vorlegen lassen, gefällt dir etwas, so macht es deinen Sklaven glücklich, wo nicht, so bin ich trostlos.«

Ich hatte hundert Schnüre von Edelsteinen und legte sie ihr alle vor, aber es gefiel ihr nichts und sie sagte: »Du mußt noch schönere haben.« Nun hatte ich noch eine Schnur Diamanten, die mein Vater für hunderttausend Dinare gekauft hatte, so groß, wie man sie bei den höchsten Sultanen nicht findet; ich sagte es ihr, und sie wünschte sie zu sehen. Als sie dieselbe sah, sagte sie: »Das ist, was ich schon mein ganzes Leben wünsche. Wie teuer sind sie?« – »Mein Vater hat sie für hunderttausend Dinare gekauft.« – »Nun, du sollst noch fünfzigtausend Dinare daran gewinnen.« – »Der Schmuck und sein Eigentümer stehen dir zu Diensten.« – »Deine Güte soll nicht unbelohnt bleiben; im Namen Gottes, mach dich auf, mein Herr, und komm mit uns, um dein Geld zu holen, dieser Tag ist für uns so rein, wie Milch.« Ich schloß meinen Laden und folgte dem Mädchen, das seinen Maulesel wieder bestieg, in ein prachtvolles Haus, das den höchsten Wohlstand verriet. Das Haustor hatte folgende Inschrift in Gold und Azur:

»O Haus, Trauer finde keinen Zugang zu dir, und das Schicksal bleibe stets deinem Herrn gewogen; du bist eine Freudenstätte für jeden Gast, der an anderen Orten sich beklommen fühlt.«

Die Dame stieg ab, ging hinein und hieß mich sitzen, bis der Geldwechsler käme. Ich setzte mich vor die Türe; nach einer Weile kam aber eine Sklavin heraus und sagte: »Mein Herr! komm herein in den Gang, es paßt sich nicht, daß du so vor der Türe sitzt.« Ich setzte mich auf eine Bank im Hausgang. Da kam wieder ein Mädchen und sagte. »Komm und setze dich an die Türe des Saals, bis man dir dein Geld gibt.« Ich setzte mich, wo sie mich hinwies; da sah ich einen goldenen Thron mit einem Teppich darauf und einem seidenen Vorhang davor. Dieser wurde aufgehoben und ich erkannte die Dame wieder, welche die Juwelen von mir gekauft; sie hatte den Schmuck am Hals, ihr Gesicht war freundlich strahlend wie der Mond, und so schön, daß ich ganz von Sinnen kam. Sobald sie mich bemerkte, stand sie auf, ging mir entgegen und sagte: »O Licht meiner Augen, wird ein hübscher Mann wie du sich der Liebenden nicht erbarmen? Wisse daß ich dich liebe und den Augenblick nicht erwarten konnte, bis ich dich bei mir sah.« Sie neigte sich dann zu mir hin und erlaubte mir, sie zu küssen.

Als ich sie aber umarmen wollte, sagte sie: »O mein Herr! Willst du, daß ich auf eine ungesetzliche Weise mich dir hingebe? Gott verdamme jeden, der solche Schandtat begeht und böse Nachreden nicht fürchtet. Wisse, daß mich noch kein Mann berührt hat, obschon ich hier in der Stadt gar nicht unbekannt bin; weißt du, wer ich bin? mein Name ist Dunja, die Tochter Jahjas, und Schwester Djafars, des Barmekiden.« Als ich bei diesen Worten mich durch ihr Entgegenkommen entschuldigte, fuhr sie fort: »Fürchte nichts, meine Absicht ist, dir Gutes zu erzeigen, ich bin Herrin meiner selbst, und der Kadhi soll als mein Sachwalter unsere Ehe schließen, wenn du mich heiraten willst.« Sobald ich mich bereit erklärte, ihr Gatte zu werden, ließ sie den Kadhi und zwei Zeugen rufen und traf die nötigen Vorbereitungen zur Vermählung. Als sie erschienen, sagte sie ihnen: »Mohamed Ali wünscht mich zur Gattin zu haben und gibt mir diese Kette als Morgengabe, und ich nehme sein Anerbieten an.« Der Ehekontrakt wurde sogleich geschrieben, es wurde Wein gebracht, die Becher gingen im Kreise umher, und als der Wein in unserem Kopf glühte, ließ sie eine Lautenspielerin kommen, welche folgende Verse sang: