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Tausend Und Eine Nacht

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Ahmed ließ sich einen Firman geben, um die Häuser zu durchsuchen, und ging mit einem Stock in der Hand, von dem ein Dritteil aus Bronze, ein Dritteil aus Kupfer und ein Dritteil aus Eisen war, und untersuchte den Serail des Sultans und den des Veziers; dann ging er zu den Schloßverwaltern und Adjutanten, endlich kam er zu Ala, der eben seine Gattin Jasmin verlassen hatte. Als Ala die Türe öffnete und den Polizeiobersten mit seinem Gefolge sah, fragte er: »Was gibt es neues, Emir Chalid?« Der Emir erzählte ihm, was vorgefallen und sagte »Verzeiht, mein Herr, Ihr seid ein Emir, der gewiß keinen Diebstahl begeht, aber wir haben den Befehl vom Kalifen, alle Häuser zu durchsuchen.« Chalid trat hierauf mit den Kadhis, den Zeugen und Ahmed in Alas Gemach, wo des Kalifen Kleid verborgen war. Ahmed ließ mit Vorsatz den Stock auf die Marmorplatte fallen, unter welche er das Gestohlene verborgen hatte, so daß sie zerbrach, und da man etwas darunter schimmern sah, fragte er: »Was liegt da unten? Hier ist gewiß der ganze Diebstahl verwahrt.« Als er hierauf die Platte weghob und das Kleid des Kalifen zum Vorschein kam, wurde Ala festgenommen und man riß ihm den Turban vom Haupt, und machte ein Verzeichnis von seinem ganzen Vermögen. Ahmed bemächtigte sich der schwangeren Sklavin Jasmin, gab sie seiner Mutter und sagte ihr: »Führe sie zur Frau des Polizeiobersten.« Sobald Habsalam die Sklavin sah, wurde er wieder gesund, stand freudig auf und näherte sich ihr. Sie zog aber einen Dolch und sagte: »Entferne dich von mir, sonst töte ich dich und mich.« Als seine Mutter sie deshalb schmähte, sagte Jasmin: »Du Hündin! Nach welcher Schule ist es einer Frau erlaubt, zwei Männer zu haben? Was haben Hunde im Lager der Löwen zu schaffen?« Als Habsalam hierauf noch kränker als zuvor wurde, sagte seine Mutter zu Jasmin: »Du Hündin bringst mich um meinen Sohn! Stirb nur, denn Ala wird gewiß gehängt.« Sie zog ihr dann ihre seidenen Kleider und ihren Schmuck aus, gab ihr grobe Beinkleider und ein haarenes Hemd, führte sie in die Küche, behandelte sie als gemeine Sklavin und sagte ihr: »Dein Lohn sei nun, daß du Holz spaltest, Zwiebeln schälst und Feuer unter die Pfanne legst.« Jasmin erwiderte: »Ich will lieber jede Pein tragen und jeden Dienst versehen, als deinen Sohn anblicken.« Aber Gott flößte den übrigen Sklavinnen Mitleid für Jasmin ein, so daß sie manche Arbeit in der Küche für sie verrichteten.

Ala wurde inzwischen in den Divan geführt. Als der Kalif, der gerade auf seinem Thron saß, die Leute mit Ala und seinem Kleid kommen sah, fragte er: »Bei wem habt ihr es gefunden?« Man antwortete: »Mitten im Hause Alas.« Der Kalif war höchst erzürnt, und da er bei dem Kleid und den übrigen Effekten die Lampe nicht fand, frage er Ala: »Wo ist die Lampe?« Ala antwortete: »Ich habe nichts gestohlen, nichts gesehen und weiß von nichts.« Der Kalif schrie ihn an: »Treuloser! mußtest du mich verraten, der du doch mein Vertrauen besaßest und mir so nahe standest?« Dann erteilte er den Befehl, ihn auf dem Hinrichtungsplatz zu hängen. Der Polizeioberste führte Ala auf die Straße, man rief vor ihm aus: »Das ist der Lohn, und zwar der geringste Lohn des Verräters gegen den rechtgläubigen Kalifen!« und eine große Menschenmasse versammelte sich auf dem Hinrichtungsplatz. Sobald aber das Urteil über Ala gesprochen war, lief einer der Wasserträger des Schlosses zu dem Obersten der Leibwache, welcher auch Ahmed hieß, und sagte ihm, nachdem er ihm die Hände geküßt hatte: »Verehrtester Herr! du sitzest hier ganz ruhig und das Wasser steht schon zu deinen Füßen. Weißt du denn nicht, daß man deinen Schützling Ala hängen will?« Ahmed fragte Hasan Schuman, was er in dieser Sache zu leisten vermöge. Dieser sagte: »Ala Eddin ist unschuldig, gewiß hat irgend ein Feind ihm diesen Streich gespielte Ahmed fragte: »Und was ist dein Rat?« Hasan antwortete: »Wir müssen ihn mit Gottes Hilfe retten.« Er ging hierauf ins Gefängnis und sagte dem Wächter: »Gib einen Gefangenen heraus, der den Tod verdient.« Der Wächter lieferte ihm einen Mann aus, der die größte Ähnlichkeit mit Ala hatte. Als man Ala hängen wollte, trat Ahmed dem Henker auf den Fuß und sagte ihm: »Nimm diesen Mann und hänge ihn an Alas Stelle, denn es geschieht ihm Unrecht, darum will ich ihn retten, wie einst Ismael durch einen Widder gerettet worden.«Die Araber lassen Ismael statt Isaak von Abraham opfern und durch die Verwechslung mit einem Widder gerettet werden. Der Henker tat dies und Ala ging mit Ahmed in sein Haus.

Ahmed fragte dann Ala: »Was hast du da für eine Tat begangen? Kennst du nicht die Worte des Mannes, der gesagt hat: Bist du auch ein Verräter, so verrate doch den nicht, der dir Sicherheit schenkt! Der Kalif hat dir doch das höchste Vertrauen geschenkt, wie verfuhrst du so gegen ihn?« Ala antwortete: »Bei dem höchsten Namen, mein Oberster, ich bin unschuldig und weiß nicht, wer den Diebstahl begangen.« Ahmed versetzte: »Das muß ein bitterer Feind getan haben, dem aber einst gewiß seine Strafe nicht ausbleiben wird. – Indessen darfst du, mein Sohn, nicht länger in Bagdad bleiben, denn es ist nicht gut, Könige als Gegner zu haben; wer von ihnen aufgesucht wird, hat viele Mühe, verborgen zu bleiben; darum rate ich dir, mit mir nach Alexandrien zu gehen, es ist eine gesegnete, blühende Stadt.« Als Ala zur Reise einwilligte, sagte Ahmed zu seinem Adjutanten Hasan: »Gib acht: wenn der Kalif nach mir fragt, so sage, ich mache eine kleine Lustreise.« Sie reisten dann von Bagdad weg, und kaum waren sie in den Gärten und Weinbergen vor der Stadt, kamen zwei jüdische Steuereinnehmer auf Mauleseln geritten. Ahmed ging auf sie zu und sagte ihnen: »Gebt das Wachgeld, ich bin der Wächter dieses Tals.« Obschon aber jeder von ihnen hundert Dinare hergab, erschlug sie Ahmed doch, nahm ihre Maulesel und ritt mit Ala nach Ajas; hier verkaufte Ala seinen Maulesel, empfahl dem Pförtner des Chans, wo sie abgestiegen waren, den Maulesel Ahmeds und mietete ein Schiff nach Alexandrien. Als sie durch die Straße der Stadt gingen, rief ein Makler einen dem Fiskus gehörenden Laden für neunhundertundfünfzig Dinare aus. Da Ala tausend Dinare bot, ging der Verkäufer den Handel ein und überlieferte ihm die Schlüssel. Ala öffnete den Laden und fand ihn mit Teppichen und Kissen bedeckt; er enthielt ein ganzes Arsenalmagazin: Segel, Stricke, Mastbäume, Anker, Kisten und Schränke, Säcke voll Steigbügel, Perlen, Panzer, Beile, Messer, Scheren und dergleichen, denn der frühere Eigentümer war ein Trödler.

Ahmed sagte dann zu Ala: »Mein Sohn! der Laden mit allem, was darin ist, ist dein Eigentum, bleibe nun hier und handle redlich und sei zufrieden, Gott wird dich segnen; ich gehe wieder nach Bagdad, um zu sehen, wer dir diesen Streich gespielt, und kehre, so Gott will, bald mit einem Sicherheitsschreiben vom Kalifen zu dir zurück.«

Nach drei Tagen schiffte sich Ahmed wieder nach Ajas ein, nahm dort sein Maultier und ritt nach Bagdad, wo er von Hasan hörte, daß er dem Kalifen während seiner Abwesenheit gar nicht eingefallen sei und sich Mühe gab, weiteres über den Diebstahl zu erfahren. Der Kalif hatte nach der vermeintlichen Hinrichtung Alas zu Djafar, seinem ersten Vezier, gesagt: »Sieh einmal, wie Ala Eddin gegen mich verfahren ist.« Djafar »erwiderte: Du hast ihn dafür zum Strick verurteilt, ist nicht das Urteil vollzogen worden?« Da sagte der Kalif: »Ich will sehen, wie er am Galgen hängt.« Er ging daher mit dem Vezier auf den Hinrichtungsplatz, fand aber den Gehängten größer, als Ala war. Als er Djafar darauf aufmerksam machte, erwiderte dieser: »Wenn man hängt, so streckt man sich.«

Der Kalif betrachtete den Gefangenen näher und sagte: »Ala hatte ein weißes Gesicht und dieses ist schwarz.« Djafar erwiderte: »Weißt du nicht, daß der Tod schwarze Flecken hervorbringt?« Als aber der Kalif hierauf den Gehängten vom Galgen nehmen ließ und auf seinen beiden Fersen die Namen Abu Bekr und OmarDie Schiiten, oder Anhänger Alis, schrieben diese Namen auf ihre Sohlen, um dadurch ihre Verachtung dieser beiden Kalifen kund zu geben. fand, sagte er: »O Vezier! Ala war ein frommer Muselmann und dieser ist ein Ketzer.« Djafar antwortete: »Gepriesen sei Gott, der die Geheimnisse kennt, der Gehängte sei nun Ala oder ein anderer, Gottes Wille ist geschehen.« Der Kalif ließ dann die Leiche beerdigen und fragte nicht mehr weiter nach Ala. Jasmin blieb als Sklavin im Hause des Polizeiobersten Chalid, dessen Sohn Habsalam bald vor Liebesgram starb. Nach einiger Zeit gebar sie einen Sohn, so schön wie der Mond; da sein Vater ihm keinen Namen geben konnte, nannte sie ihn Aßlan, stillte ihn zweieinhalb Jahre lang, dann entwöhnte sie ihn und ließ ihn im Hause umherlaufen. Eines Tages, während Jasmin in der Küche beschäftigt war, ging der Junge die Treppe hinauf, die ins Wohnzimmer führte, wo der Emir Chalid saß. Er nahm das Kind auf den Schoß und fand viel Ähnlichkeit zwischen ihm und Ala und pries den Herrn, der ihn geschaffen. Jasmin suchte überall ihr Kind; endlich stieg sie auch die Treppe hinauf, und sah ihr Kind auf Chalids Schoße, dem Gott viele Liebe für das Kind eingegeben. Als das Kind seine Mutter sah, wollte es zu ihr laufen, aber Chalid hielt es in seinen Armen fest und sagte zu Jasmin: »Tritt näher! wem gehört dieses Kind? Jasmin antwortete: »Es ist mein Kind und die Frucht meines Herzens.« Chalid fragte: »Und wer ist sein Vater?« »Ala Eddin«, versetzte Jasmin, »aber nun sei es dein Kind.« – »Ala war ein Verräter«, versetzte Chalid. »Bewahre Gott«, erwiderte Jasmin, »ein treuer Mensch wie er, ist kein Verräter.« – »Nun«, sagte Chalid, »wenn das Kind heranwächst und dich fragt, wer sein Vater sei, so sage ihm: der Emir Chalid, der Oberste der Polizeiwache.« Chalid ließ dann Aßlan, nachdem Jasmin ihn bis zum Knabenalter gepflegt hatte, beschneiden und gab ihm einen Lehrer. Nachdem Aßlan im Schreiben und Koranlesen gehörige Fortschritte gemacht hatte, führte ihn Chalid, den er stets Vater nannte, auch auf die Rennbahn und unterrichtete ihn in allen Kriegskünsten. Als Aßlan ein Alter von vierzehn Jahren erreicht hatte und als junger Emir gekleidet ausging, traf er mit dem Dieb Ahmed zusammen und befreundete sich bald mit ihm. Eines Tages ging er mit ihm in eine Weinschenke und Ahmed zog die mit Edelsteinen besetzte Lampe des Kalifen heraus und stellte sie vor sich hin, und berauschte sich. Aßlan bat den Hauptmann Ahmed, ihm diese Lampe zu schenken. Ahmed sagte, er könne diese Lampe nicht verschenken, weil sie einem Menschen das Leben gekostet. »Wem denn?« fragte Aßlan. Ahmed antwortete: »Einem Fremden, den man zum Obersten der Sechzig gemacht, sein Name war Ala Eddin.« – »Und wie ging das zu?« fragte Aßlan wieder. Ahmed erzählte ihm hierauf die Geschichte Habsalams, dann die Jasmins, und schloß mit der ungerechten Hinrichtung Alas. Als Aßlan dies hörte, dachte er: Jasmin ist meine Mutter, und gewiß war jener Ala mein Vater? Er ging unruhig weg und begegnete dem Obersten Ahmed. Als dieser Aßlan sah, rief er erstaunt aus: »Gepriesen sei der, dem nichts ähnlich ist!« Da fragte ihn sein Adjutant Hasan: »Worüber wunderst du dich so, mein Oberster?« Er antwortete: »Über die Gestalt und das Gesicht Aßlans, der Ala so ähnlich sieht.« Ahmed rief dann Aßlan zu sich und fragte ihn: »Wer ist dein Vater?« Er antwortete: – »Der Emir Chalid.« – »Und deine Mutter?« – »Die Sklavin Jagmin.« – »Sei frohen Herzens, niemand anders als Ala ist dein Vater; frage einmal deine Mutter.« Aßlan ging zu seiner Mutter und fragte sie, wer sein Vater sei? und als sie antwortete: »Der Emir Chalid ist dein Vater«, versetzte er: »Nein, Ala ist mein Vater.« Jasmin gestand ihm weinend, daß Ala wirklich sein Vater war, daß der Emir ihn aber als seinen Sohn erzogen, worauf er ihr erzählte, was er vom Hauptmann Ahmed gehört. Da sagte Jasmin: »Endlich ist die Wahrheit an den Tag gekommen und hat die Lüge verdrängt; wenn du zum Obersten Ahmed kommst, so bitte ihn, dich mit deinem Vater zu vereinen.«

 

Aßlan ging sogleich zum Obersten Ahmed, küßte ihm die Hand und sagte ihm: »Ich habe mich überzeugt, daß Ala mein Vater war, und bitte dich nun, Blutrache an seinem Mörder zu nehmen.« – »Wer hat deinen Vater gemordet?« – »Der Dieb Ahmed.« – »Wieso weißt du das?« – »Ich habe bei ihm die Lampe gesehen mit den Edelsteinen, die dem Kalifen gehörte; ich bat ihn, mir sie zu geben, aber er wollte nicht und sagte, die hat schon ein Leben gekostet, und erzählte mir dann, wie er den Diebstahl begangen und das Gestohlene in meines Vaters Haus niedergelegt habe.« – »Das beste ist«, sagte Ahmed, »wenn du den Emir Chalid in Kriegsrüstung ausgehen siehst, so bitte ihn, daß er dir auch eine militärische Uniform anziehe; wenn du dich dann vor dem Kalifen tapfer gezeigt hast und er dich fragt, was du wünschest, so sage, ich verlange, daß Blutrache an dem Mörder meines Vaters genommen werde, und wenn er dir sagt, dein Vater sei ja wohl, so erwidere ihm, Ala sei dein Vater und der Emir habe dich nur als Sohn erzogen; erzähle ihm dann, was zwischen dir und dem Dieb Ahmed vorgefallen, und beschwöre ihn, eine Untersuchung anzuordnen, ich werde dann die Untersuchung selbst leiten.« Aßlan ging nach Hause zum Emir, der sich eben rüstete, um in den Divan des Kalifen zu gehen, da bat er ihn, daß er auch ihn als Krieger kleide und mitnehme. Chalid begab sich mit Aßlan zum Kalifen. Dieser ritt zur Stadt hinaus, die Zelte wurden aufgeschlagen, die Krieger stellten sich in Reihen und Ahmed nahm neben dem Emir Platz; die Ballspiele begannen und die Krieger schleuderten sich gegenseitig die Kugeln zu. Es hatte sich aber unter die Kämpfer ein Spion eingeschlichen, der dem Kalifen nach dem Leben trachtete und ihm eine Kugel ins Gesicht schleudern wollte; Aßlan fing sie auf, wendete sie vom Kalifen ab und warf sie dem, der sie geschleudert hatte, zwischen die Schultern zurück, so daß er zu Boden fiel. Der Kalif rief: »Gott segne dich, Aßlan!« Man stieg dann ab und ließ sich auf Stühlen nieder und der Kalif ließ den Verräter vor sich kommen, der nach ihm geworfen, und fragte ihn, was ihn dazu bewogen habe, nach ihm zu werfen? Er antwortete: »Ich bin dein Feind und ein Feind deines Glaubens.« Nachdem der Kalif den Befehl zu dessen Hinrichtung gegeben hatte, sagte er zu Aßlan: »Bitte dir etwas von mir aus!« Aßlan erwiderte: »Ich wünsche, daß du den Tod meines Vaters rächest.« – »Hier steht ja dein Vater ganz wohl.« – »Wen hältst du für meinen Vater, o Fürst der Gläubigen?« – »Wen anders, als den Emir Chalid?« – »Der ist es nur durch die Erziehung, aber Ala ist mein wirklicher Vater.« – »Dein Vater war ein Verräter, er hat mein Kleid, und was dabeilag, gestohlene – »O Fürst der Gläubigen, Gott bewahre! mein Vater war kein Dieb; als dir dein Kleid gestohlen worden, hast du alles, was dabei war, wieder erhalten?« – »Bis auf eine Lampe.« – »Die habe ich bei Ahmed, dem Dieb, gesehen, und als ich sie von ihm forderte, gab er sie mir nicht, denn er sagte: die hat schon ein Leben gekostet; dann erzählte er mir, wie der Sohn des Emirs krank war aus Liebe zur Sklavin Jasmin, wie er dann durch dessen Mutter befreit worden, das Kleid und die Lampe gestohlen und jenes in Alas Haus verborgen. Darum, o Fürst der Gläubigen, räche den Tod meines Vaters an seinem Mörder!« Der Kalif ließ sogleich Ahmed den Dieb von Wachen umgeben, dann fragte er: »Wo ist Ahmed, der Oberste?« Als dieser sich näherte, sagte ihm der Kalif: »Untersuche den Dieb Ahmed!« Der Oberste streckte seine Hand in des Diebes Tasche und zog die Lampe heraus; der Kalif sagte: »Tritt näher, Verräter! woher hast du diese Lampe?« Der Dieb antwortete: »Ich habe sie gekauft.« – »Du lügst«, schrie ihn der Kalif an und ließ ihn prügeln, bis er alles eingestand, und machte ihm Vorwürfe, daß er durch solche Schandtat Ala Eddin ins Verderben gestürzt. Der Kalif ließ dann auch den Emir Chalid festnehmen. Dieser sagte aber: »O Fürst der Gläubigen! mir geschieht Unrecht, denn du hast mir befohlen, Ala zu hängen, und ich wußte nichts von den Intrigen, welche zwischen dem Dieb, seiner Mutter und meiner Gattin stattfanden.« Er bat dann auch Aßlan, sein Fürsprecher beim Kalifen zu sein. Der Kalif fragte dann: »Wo ist Aßlans Mutter hingekommen?« Chalid antwortete: »Sie ist bei mir.« Da sagte der Kalif: »Ich befehle deiner Gattin, daß sie ihre Kleider und ihren Schmuck Jasmin anziehe und sie wieder zur Herrin mache; man erbreche dann das Siegel vor Alas Haus und gebe seinem Sohn sein ganzes Vermögen.« Dann sagte der Kalif zu Aßlan: »Hast du noch etwas zu wünschen?« Er sagte: »Ich wünsche, daß du mich mit meinem Vater vereinigest.« Der Kalif sagte weinend: »Ich habe den Befehl erteilt, deinen Vater zu hängen; aber bei dem Leben meiner Ahnen, wer mir die Nachricht bringt, daß Ala noch lebt, dem gebe ich, was er begehrt.« Da trat Ahmed, der Oberste, hervor, küßte die Erde vor dem Kalifen und sagte: »Versprich mir Sicherheit, o Fürst der Gläubigen.« Als der Kalif sie ihm gewährte, sagte er: »Ich verkünde dir, daß der treue, redliche Ala noch lebt, bei dem Leben deines Hauptes, ich habe ihn durch einen anderen ausgelöst, ihn nach Alexandrien gebracht und ihm dort einen Krämerladen geöffnet.« – »So mache dich gleich auf den Weg«, sagte der Kalif, »und bringe ihn wieder hierher.«

Der Kalif ließ dann Ahmed tausend Dinare geben, mit denen er sich auf den Weg nach Alexandrien machte. – Ala Eddin hatte indessen nach und nach alles, was im Laden war, bis auf ein kleines Säckchen verkauft. Als er es öffnete, fand er eine Perle an einer goldenen Kette, so groß, daß sie eine ganze Hand ausfüllte. Sie hatte fünf Seiten, mit Inschriften, so fein wie die Spuren von kriechenden Ameisen. Da dachte er: Gott weiß, ob nicht dieses Amulett einen Schatz enthält. Doch rieb er an allen fünf Seiten und entdeckte nichts. Nach einer Weile kam ein Franke vorüber, der, sobald er das Amulett im Laden hängen sah, sich zu Ala vor seinen Laden setzte und ihn fragte, ob er dieses Amulet verkaufe. Ala sagte: »Was ich im Laden habe, ist mir feil.« Da fragte der Franke: »Willst du mir es für achtzigtausend Dukaten verkaufen?« Ala antwortete: »Biete mehr!« Da sagte der Franke: »Willst du mir es für hunderttausen?« Dukaten verkaufend Ala Eddin erwiderte: »Der Verkäufer sei billig und der Käufer pünktlich, gib das Geld!« – »Gut«, versetzte der Franke, »aber ich kann so viel Geld nicht herbringen; es gibt so viele Diebe und Gauner in Alexandrien; komm mit mir auf mein Schiff, da gebe ich dir noch ein Stück Tuch, ein Stück Atlas, ein Stück Samt und ein Stück Angorawollenzeug.«

Ala schloß den Laden, gab seinem Nachbarn die Schlüssel zu demselben und sagte ihm: »Ich gehe mit dem Franken auf sein Schiff, um Geld zu holen, behalte du die Schlüssel einstweilen, und wenn ich lange ausbleibe und der Oberst Ahmed kommt, der mir diesen Laden gekauft hat, so gib ihm die Schlüssel und sage ihm, wo ich bin.« Er ging dann mit dem Franken aufs Schiff, dieser ließ ihm einen Stuhl reichen und das Geld geben nebst den fünf Stoffen, die er ihm versprochen hatte. Dann sagte er ihm: »Mache mir die Freude und labe dich zuerst mit einem Bissen oder einem Trunk.« Als Ala Eddin um einen Trunk bat, stellte ihm der Franke einen Schlaftrunk vor. Ala trank davon und fiel rückwärts hin. Sogleich wurden die Anker gelichtet, die Segel gespannt, und der Wind trieb das Schiff ins Weite. Der Hauptmann des Schiffs ließ dann Ala aus der Kajüte auf das Verdeck bringen und ihm ein Gegenmittel für den Schlaftrunk reichen; er öffnete seine Augen und fragte: »Wo bin ich?« Der Kapitän antwortete: »Du bist mein Gefangener, und hättest du einen höhern Preis verlangt, so würde ich ihn dir auch gegeben haben.« – »Wer bist du denn?« fragte Ala. »Ich bin der Kapitän dieses Schiffes und ich will dich der Geliebten meines Herzens nach Genua bringen.« In diesem Augenblick kam ein Schiff mit 40 moslimischen Kaufleuten vorüber, der Kapitän steuerte darauf zu, enterte es und machte sie zu Gefangenen und schleppte alles mit nach Genua. Als das Schiff vor einem Palast von Genua landete, kam ein verschleiertes Mädchen zum Kapitän, fuhr dann in den Hafen und sagte ihm: »Gib das Amulett!« Der Kapitän gab es ihr und feuerte die Kanonen zur glücklichen Ankunft ab. Kaum hatte der König von Genua des Hauptmanns Ankunft erfahren, als er ihm entgegenging und ihn fragte, wie seine Reise abgelaufen? Der Hauptmann sagte: »Gut, ich habe ein Schiff gekapert, in dem einundvierzig muselmännische Kaufleute sind.« Auf Befehl des Königs führte der Hauptmann dann die Muselmänner, unter welchen auch Ala Eddin war, in Ketten ans Land. Der König und der Hauptmann bestiegen ihre Pferde und trieben sie vor sich her in den Divan. Da fragte der König einen Gefangenen nach dem andern, wo er herkomme, und sobald er antwortete, »aus Alexandrien«, erhielt der Scharfrichter den Befehl, ihm den Hals abzuschneiden. Schon waren vierzig Muselmänner hingerichtet und Ala, der ihre letzten Seufzer anhören mußte und noch allein übrig war, dachte bei sich selbst: Gottes Mitleid sei mit mir, sonst ist es auch um mich geschehen. Der König fragte auch ihn, wo er herkomme, und als er antwortete: »aus Alexandrien«, sollte auch er geköpft werden. Der Scharfrichter hatte schon sein Schwert gezogen, da kam eine alte Nonne vor den König und sagte: »O König, habe ich dich nicht gebeten, wenn der Kapitän mit Gefangenen kommt, unserem Kloster einige Gefangene zu schicken, daß sie den Dienst in der Kirche versehen?« Der König, der vor ihr aufgestanden war, erwiderte: »O Mutter, wärest du nur etwas früher gekommen; doch nimm den einzigen, der noch übrig bleibt.« Sie wendete sich dann zu Ala und sagte ihm: »Willst du Kirchendiener werden, gut, wo nicht, so wird der König dich umbringen lassen.« Ala sagte: »Ich will dienen.« Sie führte ihn dann vom Divan weg in die Kirche. Da fragte Ala: »Welchen Dienst habe ich zu verrichten?« Sie antwortete: »Du mußt morgens früh aufstehen, fünf Maultiere nehmen, damit in den Wald gehen, trockenes Holz hauen und es in die Küche des Klosters bringen; dann legst du die Teppiche und Matten zusammen, kehrst aus und wäschst den Boden, dann breitest du die Teppiche wieder aus, nimmst einen halben Sack Weizen, siebst, mahlst und knetest ihn und machst Zwieback für das Kloster. Du nimmst dann den sechsten Teil eines Sacks Linsen, siebst sie, mahlst sie und kochst sie. Du füllst hierauf die vier Springbrunnen, gehst mit einem Faß herum und füllst die dreihundertundsechsundsechzig Wasserbehälter der Novizen. Dann machst du die Gläser rein, füllst sie mit Öl und zündest sie an, wenn die Glocke läutet; du nimmst hernach dreihundertdreiundzwanzig Schüsseln, bröckelst Zwieback hinein, gießt Linsensuppe darüber und bringst jedem Klosterbruder eine Schüssel voll und machst sie ihm kalt.« Als die Alte ausgeredet hatte, sagte Ala: »Führe mich zum König zurück, er soll mich lieber töten lassen.« Die Alte erwiderte: »Wenn du deinen Dienst nicht gut verstehst, werde ich allerdings den König bitten, dich hinrichten zu lassen.« Ala Eddin mußte seinen Schmerz ertragen und sich auch noch von zehn schwachen blinden Männern zu den gemeinsten Dienstleistungen brauchen lassen. Als die Alte ihn fragte, warum er seine Arbeit nicht verrichtet habe, sagte er: »Wie viele Hände habe ich denn? ich kann nicht alles versehen.« Die Alte erwiderte: »Nimm diesen Stock (er war von Kupfer und hatte oben ein Kreuz) und gehe auf die Straße, und wenn dir der Gouverneur der Stadt begegnet und du sagst ihm: Ich lade dich zum Dienst der Kirche ein, nimm dieses Maultier und belade es mit dürrem Holz aus dem Wald, so muß er dir auch gehorchen, sonst töte ihn nur auf meine Verantwortung. Auch wenn du dann den Vezier siehst, so klopfe nur vor seinem Pferd mit diesem Stock auf die Erde und sage ihm: Ich lade dich zum Dienst der Kirche ein, er muß dann Weizen nehmen, ihn sieben, mahlen, kneten und backen; erschlage nur in meinem Namen jeden, der dir nicht gehorcht.« Ala befolgte den Befehl der Alten und trieb siebenzehn Jahre lang Vornehme und Geringe zur Arbeit an. Eines Tages, als er in der Kirche saß, kam die Alte und sagte: »Geh schnell hinaus!« Er fragte: »Wohin soll ich gehen?« Die Alte antwortete: »Bringe diese Nacht in einem Weinhaus zu oder bei einem deiner Freunde, denn die Prinzessin Johanna, Tochter des Königs dieser Stadt, will die Kirche besuchen; da darf niemand ihr im Wege sein.« Ala stellte sich, als gehorche er, aber Satan schlich in seine Brust, und er dachte: »Ich möchte doch wissen, ob die Prinzessin wie unsere Frauen aussieht; ich gehe nicht, bis ich sie gesehen habe. Er verbarg sich dann in eine Zelle, aus welcher er die Kirche übersehen konnte, und als die Prinzessin kam, warf er einen Blick auf sie, dem tausend Seufzer folgten, denn er fand sie wie der Mond, wenn er zwischen Wolken hervorstrahlt und sich plötzlich unserm Auge zeigt.

 

Ala sah bei Johanna, als er nochmals zu ihr hinblickte, eine andere Dame, zu welcher sie sagte: »Deine Gesellschaft ist mir lieb, Subeida!« und siehe da, es war Subeida, Alas Gattin, welche er längst schon tot glaubte. Die Prinzessin sagte ihr dann: »Spiele mir etwas vor!« Aber Subeida erwiderte: »Ich werde nicht mehr spielen, bis du mir meinen Wunsch gewährst und dein Versprechen hältst.« – »Was habe ich dir versprochen?« – »Du hast mir versprochen, mich mit Ala zu vereinigen.« – »O Subeida, sei frohen Herzens und spiele etwas Heiteres über das Glück deiner Vereinigung mit deinem Gatten Ala.« – »Wo ist er denn?« – »In dieser Zelle hört er uns zu.« Subeida spielt dann auf der Laute, daß die Steine tanzten. Ala konnte sich nimmer länger beherrschen, er trat aus der Zelle heraus, umarmte Subeida und stürzte mit ihr ohnmächtig zu Boden. Die Prinzessin bespritzte sie, bis sie wieder zu sich kamen, dann sagte sie: »Gott hat euch vereint.« – »Durch deine Güte«, antwortete Ala. Er sagte hierauf zu Subeida: »Bist du denn nicht gestorben, Subeida?« Sie sagte: »Nein, mein Herr! ich bin nicht gestorben, sondern eine Djinn hat mich geraubt und sich in meiner Gestalt tot gestellt; sie hat sich von euch beerdigen lassen, hat aber das Grab bald wieder verlassen und sich in den Dienst der Prinzessin begeben. Als ich nun meine Augen öffnete und mich hier bei der Prinzessin befand, fragte ich, wozu ich hierher gebracht worden? Sie sagte: Es ist mir versprochen, daß ich deinen Gatten Ala heiraten werde; willst du mich zur Nebenbuhlerin, so bringe ich ihn hierher nach der Prophezeiung, die ich auf seiner Stirne gelesen; inzwischen sollst du durch dein Spiel auf allerlei Instrumenten noch zerstreuen, und so blieb ich denn bei ihr, bis uns Gott in dieser Kirche zusammengeführt hat.« Die Prinzessin sagte dann zu Ala: »Willst du mein Gatte werden?« Ala erwiderte: »Meine Herrin! du bist Christin und ich bin Muselmann.« – »Bewahre Gott! ich bin schon achtzehn Jahre lang Muselmännin und kenne keinen Glauben, der dem Islamismus entgegen ist.« – »Aber, meine Herrin, ich möchte wieder in mein Land zurückkehren.« – »Wisse, ich habe deine Zukunft vorausgesehen und gewartet, bis alles erfüllt war. Ich wünsche dir Glück zu einem Sohne, welcher Aßlan heißt und nun achtzehn Jahre alt ist und deine Stelle (am Hofe) eingenommen hat. Wisse auch, daß die Wahrheit offenbar geworden, unser Herr hat den Schleier gehoben und den Dieb entdeckt, der den Kalifen bestohlen; es war der Verräter Ahmed; er ist schon eingesperrt. Wisse ferner, daß ich das Amulett in deinen Laden legen ließ und den Kapitän abschickte, der dich damit herbrachte. Dieser Kapitän liebt mich, aber ich sagte ihm, ich werde ihm kein Gehör geben, bis er mir das Amulett und dessen Eigentümer bringe; ich gab ihm daher hundert Beutel und ließ ihn als Kaufmann fortgehen; und als du auf den Befehl des Königs auf die Todesmatte geworfen wurdest, da war ich‘s, der dir diese Alte schickte.«

Ala dankte ihr und nachdem sie nochmals das islamitische Glaubensbekenntnis abgelegt hatte, fragte er sie nach der Bedeutung des Amuletts. Sie sagte: »Es kommt aus einem verzauberten Schatz und gewährt fünf Vorteile, die uns bald zustatten kommen werden. Meines Vaters Frau war eine Zauberin, die alle Mysterien lösen und alle verborgenen Schätze sich zueignen konnte, unter welchen sie auch dieses Amulett fand. Als ich vierzehn Jahre alt war, las ich das Evangelium und fand darin den Namen Mohammeds (Gottes Friede sei mit ihm!), so wie auch in der Tora, in den Psalmen und im Koran, und ich glaubte an Mohammed und überzeugte mich, daß nur seine Religion die wahre ist. Als meine Herrin krank wurde, schenkte sie mir das Amulett und lehrte mich dessen fünf Vorteile. Vor ihrem Tode ließ sich mein Vater von ihr die Zukunft voraussagen, und da sie ihm prophezeite, er werde von einem Gefangenen aus Alexandrien getötet werden, erteilte er dem Kapitän den Befehl, wenn er Muselmänner gefangennehme, die Alexandrier zu töten. Er befolgte des Königs Befehl und tötete so viele Menschen, als er Haare auf dem Kopfe hat. Als meine Herrin tot war, wollte ich auch mein gutes Glück sehen und wissen, wer mich heiraten werde; da erfuhr ich, daß ich einen gewissen Ala Eddin, einen treuen und zuverlässigen Mann heiraten sollte, und nun sehe ich, daß alles in Erfüllung geht. Auch dein Wunsch, in deine Heimat zurückzukehren, wird dir gewährt; komm nur mit mir!«

Ala ging mit Johanna in ihren Palast und verbarg sich in einem kleinen Kabinett. Johanna begab sich dann zu ihrem Vater, der ihr heiter entgegenkam und ihr sagte: »Meine Tochter! ich habe heute einen guten Fang gemacht, komm, wir wollen miteinander trinken.« Johanna setzte sich zu ihm an den Weintisch und schenkte ihm solange ein, bis er nichts mehr von sich wußte, dann mischte sie einen Schlaftrunk in den Wein und sobald er davon trank, fiel er um. Da holte sie Ala aus dem Kabinett und sagte zu ihm: »Räche dich an deinem Widersacher, ich habe ihn berauscht und eingeschläfert.« Ala fesselte den König und gab ihm ein Arzneimittel gegen den Schlaftrunk.

Als der König zu sich kam und Ala und Johanna auf seiner Brust sah, sagte er zu dieser: »Warum, meine Tochter, verfährst du so mit mir?« Sie antwortete: »Ich war deine Tochter, bin aber Muselmännin geworden, habe die Wahrheit eingesehen und sie angenommen und den Irrtum aufgegeben. Ich sage mich los von dir für diese und die zukünftige Welt; willst du Muselmann werden, gut; wo nicht, so mußt du sterben.« Ala Eddin richtete diese Worte an den König, und da er sich weigerte, den Islamismus anzunehmen, zog Ala ein Messer aus der Tasche und schnitt ihm den Hals ab. Er schrieb dann auf ein Papier, wie sich die Sache zugetragen, und legte es auf des Königs Stirne. Johanna nahm aus dem Schloß, was am kostbarsten und am leichtesten zu tragen war, und ging mit Ala in die Kirche. Sie zog hierauf das Amulett hervor und rieb an der Seite, auf der eine Sänfte gezeichnet war, und sogleich erschien ihr eine Sänfte. Johanna bestieg die Sänfte mit Ala und Subeida und beschwor sie bei dem heiligen Namen und Talisman des Amuletts, sich zu erheben. Sogleich stieg die Sänfte mit ihnen in die Höhe und trug sie in ein Tal, wo sie sich mit ihnen herunterließ, sobald Johanna die Seite des Amuletts, auf welcher der Thron bezeichnet war, gegen die Erde wendete. Johanna rieb dann die Seite, auf der ein Zelt gezeichnet war, und es errichtet sich ein Zelt vor ihnen. Da aber das Tal, wo sie waren, kein Wasser hatte, drehte sie vier Seiten des Amuletts gegen den Himmel und rief: Es erscheine Wasser! und es strömte ein großes Wasser mit tobenden Wellen vor ihnen. Nachdem sie sich darin gewaschen und davon getrunken hatten, hob Johanna die Seite, auf der ein Tisch gezeichnet war, gen Himmel, und sogleich kam ein gedeckter Tisch mit den herrlichsten Speisen aus der Höhe. Während sie aber recht vergnügt bei Tische saßen, sah Johanna einen furchtbaren Staub vor sich, und eine zahlreiche Reiterschar sprengte auf sie zu; es war ihr Bruder, der sie verfolgte, sobald er Alas Briefchen auf der Stirn seines Vaters gefunden hatte. Da sagte die Prinzessin zu Ala: »Wie bewähren sich deine Füße im Kampfe?« Er antwortete: »Wie ein Pfahl in Kleie, ich verstehe nichts vom Kriege.« Johanna zog das Amulett wieder heraus und rieb die Seite, auf der ein Pferd und ein Reiter gezeichnet waren. Da stieg ein Reiter aus der Wüste heraus, der solange auf den Feind schlug, bis er ihn teils tötete, teils in die Flucht trieb. Johanna fragte dann Ala: »Willst du nach Kahirah oder nach Alexandrien?« Er antwortete: »Nach Alexandrien.« Sie bestiegen den Thron wieder und in einem Augenblick waren sie in Alexandrien. Ala ließ Johanna in einer Höhle zurück, holte ein Oberhemd und einen Schleier aus der Stadt und führte sie in das Gemach seines Ladens. Er verließ sie, um etwas zu essen zu holen, dann kam der Oberste Ahmed und brachte ihm Nachricht von seinem Sohn Aßlan und vom Befehl des Kalifen. Ala erzählte ihm dann auch alles, was ihm widerfahren, nahm ihn mit in seinen Laden und am folgenden Morgen verkaufte Ala seinen ganzen Laden und legte den Erlös zu seinem übrigen Vermögen. Als Ahmed ihn dann zur Rückkehr nach Bagdad bewegen wollte, sagte er: »Ich muß zuerst nach Kahirah gehen und meine Eltern begrüßen.« Da setzten sie sich zusammen in die Sänfte und fuhren nach der glücklichen Stadt Kahirah und ließen sich im Quartier Asfar, wo Ala Eddins Haus stand, herunter und klopften an die Tür. Alas Mutter fragte: »Wer ist an der Tür, nachdem wir alle Teuren verloren?« Ala sagte: »Ich bin‘s.« Da kamen seine Eltern herunter, umarmten ihn und führten ihn mit seinen Frauen und Ahmed in das Haus. Nachdem Ala drei Tage bei seinen Eltern zugebracht hatte, setzte er sich mit ihnen auf die Sänfte und sie reisten alle zusammen nach Bagdad. Sobald der Oberste Ahmed dem Kalifen die Ankunft Alas meldete, ließ er den Dieb Ahmed rufen und sagte zu Ala: »Ich schenke dir deinen Feind.« Ala zog sein Schwert und hieb ihm den Hals herunter. Der Kalif gab dann Ala ein großes Fest, ließ den Ehekontrakt zwischen ihm und der Prinzessin Johanna schreiben und ernannte Aßlan zum Obersten der Sechzig und schickte beiden kostbare Ehrenkleider. So lebte Ala mit allen Seinigen vereint im höchsten Glück, bis der Tod sie voneinander trennte. – Hierauf begann Schehersad eine andere Erzählung, wie folgt: