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Tausend Und Eine Nacht

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»Das Schicksal war, wie immer, treulos, es macht das Herz krank und sorgenvoll, trennt die Liebenden, daß viele Tränen über die Wangen herabstürzen. Wir waren glücklich und das Glück vereinigte uns oft, nun vergieße ich aber blutige Tränen über meinen Verlust, bei Tag und bei Nacht.«

Der Kalife war entzückt über dieses Lied. Da sagte ihm seine Schwester: »Wer ein Urteil über sich selbst gesprochen hat, der muß es auch vollziehen. Du hast nun über dich selbst geurteilt.« Dann sagte sie zu Niamah und Nuam: »Stehet auf!« Als diese sich erhoben, fuhr sie fort: »O Fürst der Gläubigen! Diese Geschichte ist Nuam widerfahren. Hadjadj hat sie gestohlen und dir geschickt, er hat in seinem Briefe gelogen, als er schrieb, er habe sie für zehntausend Dinare gekauft; und hier steht ihr Herr Niamah vor dir: Ich beschwöre dich nun bei Hamsa und Abbas (den Oheimen des Propheten), vergib ihnen ihre Schuld, vereinige sie wieder, vollbringe dadurch eine verdienstvolle Tat, die dir reichen Lohn bringen wird. Sie sind nun in deiner Macht, haben aber schon von deinen Speisen gegessen und von deinem Weine getrunken; ich bitte dich daher, schenke ihnen das Leben.«

Der Kalif sagte: »Du hast recht, ich habe geurteilt und darf von meinem Spruche nicht abgehen.« Dann sagte er zu Nuam: »Ist dieser Mann dein Herr?« Sie antwortete: »Ja, o Fürst der Gläubigen.« Er fragte dann Niamah: »Wieso hast du ihren Aufenthalt erfahren, und wer hat dir diesen Ort beschrieben?« Er antwortete: »Fürst der Gläubigen, höre meine Worte: Ich schwöre dir bei den reinen Vätern und Ahnen, daß ich dir nichts verheimliche.« Er erzählte ihm dann die ganze Geschichte, was der Arzt für ihn getan, wie ihn die Alte ins Schloß gebracht und er das rechte Zimmer verfehlt habe. Nachdem der Kalif seine Geschichte mit Erstaunen angehört hatte, ließ er den Perser rufen, ernannte ihn zum Schloßintendanten, schenkte ihm ein Ehrenkleid und eine hübsche Sklavin; »denn«, sagte er, »wer so zu raten weiß, muß bei uns bleiben.« Er zeigte sich auch sehr großmütig gegen Niamah und die Alte, behielt sie sieben Tage in Freude und Festlichkeiten bei sich, dann ließ er sie nach Kufa reisen zu Niamahs Eltern, wo sie höchst glücklich beisammen lebten, bis der Zerstörer aller Vereinigungen und Freuden sie heimsuchte.

Schehersad begann nun mit folgenden Worten eine neue Erzählung:

Geschichte Ala Eddin Abu Schamats

Man erzählt ferner, o König der Zeit: Es war einmal in Kahirah ein sehr vornehmer und redlicher Kaufmann, der viele Diener und Sklaven und Sklavinnen hatte und ein großes Haus ausmachte, denn er war der Oberaufseher aller Kaufleute der Stadt und Gott hatte ihn mit sehr vielen Reichtümern beschenkt. Dieser Kaufmann hatte eine Gattin, die er liebte und von der er wieder geliebt wurde; er lebte aber schon vierzig Jahre lang mit ihr, ohne ein Kind zu bekommen. Eines Tages, es war am Freitag, als er in seinem Laden saß und sah, wie die Kaufleute mit ihren Söhnen kamen, die ihnen den Laden öffneten, fühlte er sich sehr unglücklich; bald darauf ging er ins Bad, um die Freitagsreinigung vorzunehmen; da sah er, als er aus dem Bad kam, sein Gesicht im Spiegel, und als er mehr weiße Haare als schwarze in seinem Bart fand, wurde er dadurch an den Tod erinnert und rief aus: »Ich bezeuge, daß es keinen Gott gibt, außer dem einzigen Gott, und daß Mohammed sein Prophet.« Des Abends ging er zu seiner Frau, welche ihn schon erwartete und sich ebenfalls gewaschen und geputzt hatte, und sie wünschte ihm guten Abend. Er aber antwortete: »Für mich gibt es nichts Gutes mehr«, und als seine Frau durch ihre Sklavin das Nachtessen auftragen ließ und ihn essen hieß, sagte er: »Ich esse nichts«, und trat den Tisch mit den Füßen weg. Als seine Frau ihn fragte, was ihn so böse mache? antwortete er: »Du bist schuld daran.«

»Was habe ich begangen?« fragte die Frau. »Als ich heute meinen Laden öffnete, da sah ich, wie alle Kaufleute, der eine mit einem Sohn, der andere mit zwei Söhnen, kamen, die den Laden öffneten; da dachte ich, der Tod, welcher deinen Vater geholt hat, wird auch dich nicht zurücklassen, und ich erinnerte mich an den Eid, den ich dir in der Hochzeitsnacht schwören mußte, daß ich keine andere Gattin zu dir nehmen und dich nicht einmal durch eine abessinische Sklavin kränken, noch bei einer anderen eine Nacht zubringen wolle: nun bist du aber unfruchtbar und ich habe von dir ebensowenig als von einem Stein einen Erben zu erwarten.« Seine Gattin erwiderte: »Ich bin nicht die Ursache unserer kinderlosen Ehe, frage einmal einen Arzt, vielleicht gibt er dir eine stärkende Arznei, die dir die Kraft gibt, Kinder zu zeugen.« Der Kaufmann bereute es, seine Frau gekränkt zu haben, ging zu einem Arzt, grüßte ihn und klagte ihm seine Not. Der Arzt sagte, er wisse kein Mittel gegen eine kinderlose Ehe, er möge sich an einen anderen wenden. Der Kaufmann ging in der ganzen Stadt umher, um sich bei einem Arzt Rat zu holen, aber sie lachten ihn aus, und er kehrte wieder betrübt in seinen Laden zurück. Während er dasaß, kam der Aufseher der Makler, der Scheich Muhamed, welcher allerlei Heilmittel verfertigte und Opium und Haschisch zubereitete, zu ihm und fragte ihn, was ihn so verstimmt habe? Er erzählte ihm, was zwischen ihm und seiner Frau vorgefallen, wie er nun schon vierzig Jahre verheiratet sei, ohne ein Kind zu haben, und wie er nun vergebens alle Ärzte der Stadt um ein Mittel gegen Unfruchtbarkeit gebeten habe. Da sagte Muhamed: »Mein Herr, ich habe ein solches Mittel. Gib nur zwei Goldstücke her und eine chinesische Schüssel.« Als der Kaufmann ihm gab, was er verlangte, kaufe er einen chinesischen Braten, nahm Zimt, Nelken, Ingwer, Pfeffer und andere Gewürze, stieß es zusammen, ließ es in feinem Öle kochen, tat dann einige Nieren hinzu, und einen Becher voll Sesamöl, knetete es mit Honig und griechischem Essig an, gab es dem Kaufmann und sagte ihm: »Lasse dir zum Nachtessen stark gewürztes Schaffleisch und eine Taube braten, dann nimm diese Arznei und trinke Zuckerwasser darauf.« Der Kaufmann befolgte die Vorschrift des Maklers, und nach einigen Monaten erklärte ihm seine Frau, die Arznei habe gewirkt, und nach neun Monaten gebar sie einen sehr hübschen Knaben. Man erhob ein Jubelgeschrei und die Hebamme empfahl das Kind Gottes Schutz, indem sie den Namen Mohammeds und Alis über dasselbe sprach, Gottes Allmacht pries und ihm die Worte ins Ohr sagte, mit welchen man zum Gebete aufruft, dann wickelte sie es ein und reichte es der Mutter, welche es stillte. Am dritten Tag machte man Marzipankuchen, um ihn am siebenten Tage auszuteilen, und man streute auch Salz aus. Der Kaufmann kam dann zu seiner Frau, wünschte ihr Glück und fragte sie: »Wo ist das von Gott uns anvertraute Gut?« Sie überreichte ihm ein Geschöpf des ewigen Herrschers, das schon aussah, als wäre es ein Jahr alt, wie der Mond strahlte und ein hübsches kleines Mal auf den Wangen hatte. Er fragte sie dann, welchen Namen sie ihm gegeben. Sie antwortete: »Wäre es eine Tochter, so hätte ich ihr einen Namen gegeben, da es aber ein Sohn ist, so muß der Vater ihm einen Namen geben.« Da sagte nach damaliger Sitte, den Kindern aufs gute Glück einen Namen zu geben, einer der Anwesenden: »Mein Herr! nenne dein Kind Ala Eddin« (Hoheit des Glaubens), und der Kaufmann nannte es Ala Eddin Abu Schamat (der mit einem Male). Das Kind wurde dann den Ammen übergeben und zweieinhalb Jahre lang gestillt. Nach dieser Zeit, als es schon laufen konnte, wurde es entwöhnt und in einem unterirdischen Zimmer geheim erzogen, aus welchem es erst als bärtiger Jüngling hervorkommen sollte, damit ihm kein böses Auge schade; nur ein Sklave und eine Sklavin wurde ihm zur Bedienung beigegeben. Als Ala Eddin sieben Jahre alt war, ließ ihn sein Vater beschneiden und gab ein großes Mahl. Dann ließ er ihm im Schreiben und im Koran Unterricht erteilen, und der Junge wurde sehr geschickt und gelehrt. Eines Tages, als der Sklave einen Tisch aus Alas Zimmer räumte, vergaß er die Falltüre zu schließen; Ala trat heraus und stürmte wie ein betrunkener Mameluck ins Gemach seiner Mutter, wo viele vornehme Damen beisammen waren. Die Damen bedeckten ihr Gesicht und sagten zur Mutter: »Gott strafe dich, du … Gehört nicht Schamgefühl zum Glauben? wie bringst du uns auf einmal einen fremden Mamelucken herein?« Sie antwortete: »Das ist mein Sohn, die Frucht meines Herzens, der Sohn Schems Eddins, des Obersten der Kaufleute, der Sohn der Amme, das Halsband, die Kruste vom Brot.«

Da sagten die Damen: »Warum haben wir nie etwas von deinem Sohn gehört?« Sie antwortete: Sein Vater fürchtete das böse Auge, darum ließ er ihn in einem unterirdischen Gewölbe erziehen, und nun kommt er zum ersten Mal ganz unerfahren herauf, wahrscheinlich hat sein Diener vergessen, die Türe zu schließen, denn er sollte erst herauskommen, wenn ihm der Bart gewachsen.« Als die Frauen dies hörten, wünschten sie ihr Glück, und der Junge ging fort in den Hof und stieg in ein offenes, an den Hof stoßendes Gemach. Als er Sklaven mit einem Maultier kommen sah, fragte er sie: »Wo war dieses Maultier?« Sie antworteten: »Wir haben deinen Vater darauf aus dem Laden geholt.« – »Und was hat mein Vater für ein Handwerk?« – »Dein Vater ist der Oberste der Kaufleute in ganz Ägypten und der Scheich der Araber.« Ala ging dann wieder zu seiner Mutter, und fragte sie auch nach dem Geschäft seines Vaters, und sie gab ihm dieselbe Antwort wie die Sklaven und setzte noch hinzu: »Dein Vater ist so reich, daß seine Sklaven ihn nur bei Geschäften von tausend Dinaren zu Rat ziehen, alle eingeführten Waren müssen ihm vorgelegt werden, ebenso was ausgeführt werden soll.«

Da sagte Ala: »Gelobt sei Gott, daß ich der Sohn des Scheichs der Araber bin; aber warum, o Mutter! sperrt ihr mich in ein unterirdisches Gewölbe?« Sie antwortete: »Mein Sohn, das haben wir nur getan, weil wir das böse Auge der Leute für dich fürchteten, denn das böse Auge ist sehr gefährlich und die meisten Leute sterben an den Folgen desselben.« Da versetzte der Junge: »O meine Mutter! wie kann man dem Schicksal entfliehen? keine Vorsicht kann die Bestimmung abwenden, und gegen das Geschriebene gibt es keine Macht. Wenn mein Vater auch noch lang lebt, so wird er doch einst sterben, und wenn ich dann sage: Ich bin sein Sohn, werden die Ältesten und Kaufleute mir nicht glauben, denn sie werden sagen: Wir haben in unserem Leben nicht gehört, daß Schems Eddin einen Sohn habe. Das Vermögen meines Vaters wird dann in den öffentlichen Schatz kommen; Gott erbarme sich dessen, der gesagt hat: »Mancher Edle stirbt, sein Vermögen geht zugrund und die gemeinsten Männer bemächtigen sich seiner Frauen.« Drum, o Mutter! soll mein Vater mich auf den Bazar mitnehmen und mir einen Laden öffnen; ich werde mit Waren neben ihm sitzen und bei ihm den Handel lernen.«

 

Als Schems Eddin nach Hause kam und seinen Sohn bei seiner Mutter fand, fragte er sie: »Warum hast du ihn aus dem Gewölbe hervorgebracht?« Sie erzählte ihm, durch welchen Zufall Ala sein Gemach verlassen und trug ihm auch dessen Bitte vor, worauf Schems Eddin seinem Sohn versprach, ihn am folgenden Tage mit Gottes Willen mit auf den Bazar zu nehmen und ihm bemerkte, daß er dann auch wie ein wohlgebildeter Mensch sich benehmen müsse. Ala konnte vor Freude über seines Vaters Versprechen die ganze Nacht nicht schlafen. Am folgenden Morgen führte ihn Schems Eddin ins Bad, zog ihm ein sehr wertvolles Kleid an, frühstückte mit ihm, dann bestiegen sie ein Maultier und machten sich auf den Weg nach dem Bazar. Als die Kaufleute ihren Aufseher mit dem schönen Knaben hinter sich kommen sahen, sagte einer zum andern: »Seht einmal diesen Graukopf, wie er noch einen Jungen nachführt«, und der schon genannte Scheich Muhamed sagte: »Der soll nicht mehr unser Vorgesetzter sein.« Als daher Schems Eddin in seinen Laden kam, blieben alle Kaufleute zurück, während sonst ihr Aufseher die erste Sura des Korans mit den Kaufleuten las, und dann mit ihnen zu Schems Eddin ging, um ihm Guten Morgen zu wünschen. Schems Eddin wartete lange in seinem Laden, aber niemand kam zu ihm. Da ließ er den Aufseher Muhamed rufen und sagte ihm: »Warum versammelst du die Kaufleute nicht wie sonst?« Er antwortete: »Ich kann ihre Unzufriedenheit nicht von dir abwenden; sie sind übereingekommen, dich abzusetzen, und wollen den Koran nicht mehr vor dir lesen, wegen dieses Knaben, der weder dein Sklave noch ein Verwandter deiner Gattin ist, und daher ein schlechtes Licht auf dich wirft.« Schems Eddin schrie ihn an: »Schweig! Gott verdamme dich! der Junge ist mein Sohn, den ich aus Furcht vor dem bösen Auge in ein unterirdisches Gewölbe gesperrt; ich wollte ihn nicht eher herauslassen, bis er den Bart mit der Hand fassen konnte; aber seine Mutter bat mich, ihm einen Laden zu öffnen und ihn in meine Geschäfte einzuweihen.« Als Muhamed dies hörte, holte er alle Kaufleute und las den Koran vor Schems Eddin und wünschte ihm und seinem Sohn noch viele glückliche Jahre. Dann sagten ihm die Kaufleute: »O Herr! selbst arme Leute, die einen Sohn bekommen oder eine Tochter, laden ihre Bekannten und Verwandten zu einer süßen Speise ein.« – »Nun«, erwiderte Schems Eddin, »das soll euch auch werden und zwar in meinem Garten.«

Am folgenden Morgen schickte er Teppiche und allerlei Speisevorrat, wie Hammelfleisch, Schmalz und dergleichen in den Garten, ließ in zwei Gemächern des Gartenhauses Tische decken und sagte seinem Sohn: »Wenn alte Leute kommen, so empfange ich sie und führe sie ins obere Gemach, und die jungen Leute führst du an den anderen Tisch im unteren Zimmer.« Da fragte Ala: »Wozu diese Abteilung? du hast doch sonst keinen besonderen Tisch für junge Leute und ältere Männer?« – Schems Eddin antwortete: »Weil ich weiß, daß es Glattbartigen in Gegenwart von Männern nicht ganz wohl ist.« Der Junge fand dies richtig. Bald kamen die Gäste, man aß und trank, belustigte sich, schlürfte Sorbette, ließ Räucherwerk aufsteigen, und die älteren Männer führten ein wissenschaftliches Gespräch. Unter diesen war ein Kaufmann, mit Namen Mahmud, aus Balch, der oft Waren von Schems Eddin kaufte. Er war in seinem Inneren ein Feueranbeter und gab sich nur zum Scheine für einen Muselmann aus. Sobald er Ala zu Gesicht bekam, gefiel er ihm so gut, daß er Schems Eddin um seinetwillen beneidete und auf allerlei Mittel trachtete, ihn in seine Gewalt zu bekommen. Während Ala sich einen Augenblick entfernte, ging er daher zu dessen jungen Freunden und sagte ihnen: »Wenn ihr Ala dahin stimmt, daß er mit mir reist, so gebe ich jedem von euch ein Kleid von großem Wert.« Als Ala zurückkam, setzten sie ihn in ihre Mitte auf den obersten Platz und einer der Jungen sagte zu einem seiner Gefährten: »Wieso bist du zu deinem Vermögen gekommen?« Er antwortete: »Als ich das Mannesalter erreicht hatte, bat ich meinen Vater, mir ein Geschäft zu übergeben; da sagte er mir: ich habe nichts, doch entlehne Geld von einem Kaufmann und handle damit! Ich ging zu einem Kaufmann und entlehnte tausend Dinare bei ihm, kaufte Waren dafür, brachte sie nach Damaskus und verkaufte sie dort für das Doppelte. Für den Erlös kaufte ich wieder andere Waren ein und verkaufte sie in Haleb mit doppeltem Gewinn, und so fuhr ich fort zu handeln, bis ich zu einem Vermögen gelangte von etwa zehntausend Dinaren.« Jeder Junge erzählte dann etwas Derartiges, bis die Reihe an Ala kam. Da fragten sie ihn: »Und du Ala, was hast du getrieben?« Er antwortete: »Ich bin in einem Gewölbe erzogen worden, das ich erst diese Woche verließ, und bin noch nicht weiter als von unserem Haus in den Laden gekommen.« Da sagten ihm die Jungen: »Du bist gewohnt, zu Hause zu bleiben und kennst die Freuden der Reise nicht, das Reisen paßt nur für Männer.« Ala Eddin erwiderte: »Ich brauche nicht zu reisen, doch hat die Ruhe auch keinen Wert.« Darauf sagte einer seiner Gefährten zum andern: »Er gleicht einem Fisch, der abstirbt, wenn er das Wasser verläßt.« Dann sagten sie ihm: »Kaufmannssöhne können sich mit nichts rühmen, als mit Reisen, die viel Gewinn bringen.« Diese Worte machten auf Ala einen schmerzlichen Eindruck; er verließ seine Gefährten mit traurigem Herzen und weinenden Augen, bestieg sein Maultier und ritt nach Hause zu seiner Mutter. Als diese ihn sehr verstimmt fand, fragte sie ihn, was ihm zugestoßen. Ala teilte seiner Mutter das Gespräch der Kaufleute mit und erklärte ihr seinen Entschluß, auf Reisen zu gehen.

Da fragte ihn seine Mutter: »Wohin willst du gehen?« – »Nach Bagdad, denn dort gewinnt man viel an hiesigen Waren.« – »Das sollst du, mein Sohn, und wenn dein Vater dir keine Waren mitgeben will, so werde ich dafür sorgen.« Ala sagte: »Die beste Wohltat ist die, welche schleunigst geübt wird, soll mir Gutes erwiesen werden, so ist jetzt die Zeit dazu.« Da schickte seine Mutter sogleich nach Packern, öffnete ein Magazin und ließ ihm zehn Ballen Waren zusammenpacken. Als Schems Eddin gegen Abend nach Hause kam, und die Ballen umherliegen sah, fragte er seine Frau, woher diese kommen. Da erzählte sie ihm, was zwischen ihrem Sohn und den jungen Kaufleuten vorgefallen. Schems Eddin sagte zu seinem Sohn: »Gott verdamme den Aufenthalt in der Fremde! Die Alten haben schon gesagt: Hütte dich vor der Fremde, und entferne dich auch keine einzige Meile weit von deiner Heimat.« Aber Ala sagte: »Wenn du mich nicht mit Waren nach Bagdad reisen läßt, so ziehe ich meine Kleider aus und hülle mich in das Gewand eines Derwisch und streiche so im Lande umher.« Da sagte Schems Eddin: »Ich bin keineswegs arm, ich habe Waren, die für jedes Land passen;« er zeigte ihm hierauf vierzig Ballen, auf welchen geschrieben stand: tausend Dinare Wert, und erlaubte ihm, sie noch zu den zehn Ballen seiner Mutter zu nehmen. Dann sagte er: »Reise in Gottes Namen, aber ich warne dich vor dem Löwenwald, der sehr gefährlich ist, und vor dem Tal der Beni Kilab, wo ein Straßenräuber haust;« aber Ala erwiderte: »Der Lebensunterhalt kommt von Gott, und ist er mir bestimmt, so kann mir nichts zukommen.« Ala ritt dann, von seinem Vater begleitet, über den Viehmarkt, da stieg ein Karawanenführer von seinem Maultier herunter, küßte Schems Eddin die Hand und sagte: »Bei Gott, du hast uns schon lange nichts zu tun gegeben.« Schems Eddin antwortete: »Jede Zeit hat ihr Glück und ihre Leute, d. h. meine Zeit ist vorüber, ich gleiche den Alten, von dem ein Dichter sagte:

»Ein Alter ging gebeugt daher, und sein Kinn reichte bis zu den Knien. Da fragte ich: Warum bist du so gebeugt? Er antwortete, indem er seine Hände aufhob: Ich habe meine Jugend auf der Erde verloren und ich suche sie nun überall.«

»Doch statt meiner macht jetzt mein Sohn eine Reise.« Der Führer sagte: »Gott erhalte ihn dir!« Schems Eddin schloß dann einen Kontrakt mit ihm, empfahl ihm seinen Sohn und schenkte ihm hundert Dinare für seine Kinder. Dann kaufte er sechzig Maultiere nebst einer Lampe und eine Decke für das Grabmal des heiligen Abd AlkadirAbd Alkadir Alghilani ist der Stifter eines Derwischordens. Er ist in Bagdad begraben, wo er in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts starb. und sagte zu seinem Sohn: »Ich verlasse dich nun bald, hier ist dein Vater statt meiner, gehorche ihm in allem, was er dir sagt.« Sie feierten dann in jener Nacht noch das Fest eines Heiligen; und am folgenden Morgen gab Schems Eddin seinem Sohn zehntausend Dinare und sagte ihm: »Wenn du bei deiner Ankunft in Bagdad die Waren gut absetzen kannst, so tue es, wo nicht, so warte und lebe einstweilen von diesem Gelde.« Die Maultiere wurden dann beladen, man nahm voneinander Abschied, und Ala verließ mit seinem Führer die Stadt. Mahmud aus Balch, der von allen unterrichtet war, hatte sich aber auch reisefertig gemacht und zwei Zelte außerhalb der Stadt aufgeschlagen, auch hatte Schems Eddin ihm seinen Sohn empfohlen und ihn angewiesen, demselben die tausend Dinare zu bezahlen, die er ihm noch schuldig war.

Mahmud sagte dem Koch Alas, er brauche nichts zu kochen und schickte selbst die nötigen Speisen und Getränke für Ala und seine Leute. Am folgenden Tag setzen sie ihre Reise miteinander fort. Mahmud hatte vier Häuser, eins in Kahirah, eins in Damaskus, eins in Haleb und eins in Bagdad. Als sie daher die Wüste durchzogen hatten, eilte Mahmud nach Damaskus voraus und schickte Ala seinen Sklaven entgegen, um ihn in seine Wohnung zu laden. Ala sagte: »Ich will meinen Führer Kemal Eddin fragen.« Dieser riet Ala, die Einladung nicht anzunehmen, und schon am folgenden Tag reisten sie miteinander nach Haleb.

Mahmud ließ Ala wieder einladen, und Kemal Eddin riet ihm abermals, nicht zu gehen, Ala ließ sich aber nicht abhalten, er umgürtete sein Schwert und ging zu Mahmud. Dieser kam ihm entgegen, grüßte ihn und ließ eine große Mahlzeit bereiten. Sie aßen und tranken und wuschen ihre Hände. Mahmud neigte sich dann über Ala her, um ihn zu küssen, und sagte ihm: »Ich liebe dich wie meinen Sohn, ich will dich zu einem großen Herrn machen, wenn du mit mir nach Balch gehst und nie mehr zu deinem Vater zurückkehrst.« Aber Ala stand entrüstet auf, zog sein Schwert und sagte: »Wehe dir, du Greis! Gott erbarme sich des Dichters, der da gesagt hat:

»Bewahre dein Alter vor jedem Schandflecken, denn das Weiße (graues Haar) nimmt am leichtesten jeden Schmutz an.«

»Sieh, bei Gott! ich hätte meine Waren dir lieber für Silber, als anderen für Gold verkauft, aber nun, Verworfener! werde ich nichts mehr mit dir zu tun haben.« Hierauf verließ ihn Ala, kehrte zu Kemal Eddin zurück und sagte ihm: »Mahmud ist ein lasterhafter Mann, ich werde nicht mehr mit ihm umgehen.« Kemal Eddin erwiderte: »Habe ich dir nicht geraten, von ihm zu bleiben? Doch, mein Sohn, wir können uns jetzt nicht ohne Gefahr von ihm trennen, wir müssen uns hier an seine Karawane anschließen.« Aber Ala bestand darauf, ihn sogleich zu verlassen, und reiste allein mit Kemal Eddin fort. Als sie in ein Tal kamen, da wollte Ala lagern. Kemal Eddin riet ihm, schnell weiterzuziehen, um die Stadt noch vor Torschluß zu erreichen, denn sobald die Sonne unterging, wurden damals die Tore von Bagdad geschlossen und erst wieder mit Sonnenaufgang geöffnet, aus Furcht vor den Ketzern, die sie einnehmen und die wissenschaftlichen Werke in den Tigris werfen wollten. Ala sagte aber: »O mein Vater! ich bin nicht des Gewinnes wegen mit diesen Waren hierher gekommen, sondern um die Bewohner dieses Landes kennenzulernen. Ich will lieber erst morgen früh in Bagdad einziehen, damit die Leute der Stadt auch meine Waren sehen und mich kennenlernen.« Kemal Eddin warnte ihn noch vor den umherstreichenden Beduinen, aber Ala sagte: »Bist du der Herr oder der Diener?« und ließ die Waren von den Maultieren abladen und Zelte aufschlagen. Als er aber um Mitternacht heraustrat, sah er in der Ferne etwas glänzen; er fragte den Führer, was das wäre, dieser sah scharf hin und bemerkte arabische Schwerter und Lanzen; es war eine Horde Beduinen mit ihrem Anführer Scheich Adjlan, welcher immer näherkam, und bald hörte Ala, wie sie untereinander sagten: »O Nacht der Beute!« Kemal Eddin schrie zuerst: »Packe dich, du elender Beduine!« aber alsbald wurde er von Scheich Adjlan selbst an der Tür des Zelts durchbohrt. Dem Wasserträger, welcher dann schrie: »Wehe euch, erbärmliches Gesindel!« wurde ein Hieb auf die Schulter versetzt, der ihn zu Boden stürzte. Dann gingen die Beduinen herein und heraus und verschonten niemanden von Alas Leuten, luden die Waren auf Alas Maultiere und gingen fort. Ala, der dies alles sah, dachte: mein Oberkleid und mein Maultier könnte mich noch in Gefahr bringen; er zog es daher aus und wendete sich gegen die Tür des Zeltes; da fand er einen See vom Blut der Erschlagenen, und er wälzte sich mit seinem Beinkleidern darin herum, so daß er wie ein Erschlagener aussah, der in seinem Blute lag.

 

Scheich Adjlan fragte dann die Beduinen, ob diese Karawane von Bagdad komme oder dahin zöge; und als man ihm antwortete, sie komme von Ägypten und gehe nach Bagdad, sagte er: »Kehrt noch einmal zu den Erschlagenen zurück, denn ich glaube, der Herr der Karawane ist noch nicht tot.« Die Beduinen kehrten zurück, und als sie Ala vor dem Zelt fanden, sagte ihm einer von ihnen: »Ah, du hast dich tot gestellt! nun sollst du aber den Tod von mir empfangen.« Er zog schon sein Schwert gegen Ala, da rief dieser den heiligen Abd Elkader an, und sogleich sah er, wie eine Hand das Schwert des Beduinen von ihm abwendete und auf Kemal Eddin hinlenkte, worauf die Beduinen mit ihren Maultieren sich entfernten. Als Ala sie wie Raubvögel mit ihrer Beute davoneilen sah, machte er sich auf und lief fort, aber der Häuptling der Beduinen sagte zu seinen Leuten: »Ich sehe wie etwas sich bewegt.« Da trat einer derselben hervor und sah wie Ala fortlief, setzte ihm nach und rief ihm zu: »Deine Flucht nützt dir nichts; ich komme dir schon nach.« Er schlug sein Pferd und folgte ihm. Ala lief fort, bis er an einen Wasserbehälter kam, an dessen Seite eine Zisterne war, er legte sich auf die Mauer derselben und stellte sich schlafend, und rief Gottes und der heiligen NefisehNefiseh ist eine Heilige aus dem Geschlecht Alis, welche im 2. Jahrhundert der Hidireh lebte. Schutz an, und siehe da, ein Skorpion stach den Beduinen, der ihn verfolgte, so daß er von seinem Pferd herunterfiel und seine Kameraden zu Hilfe rief. Als diese ihn fragten, was ihm widerfahren, erzählte er es ihnen; sie hoben ihn auf sein Pferd, gingen fort und ließen Ala auf der Zisterne liegen. Mahmud, der sich seinerseits auch auf den Weg gemacht hatte, sah, als er ins Löwenthal kam, Alas Leute tot und freute sich sehr darüber. Dann kam er an den Behälter, wo Ala lag und da sein Maultier durstig war, lief es hin, um zu trinken; da sah es Alas Bild im Wasser und erschrak; als Mahmud sich umsah, bemerkte er Ala, der auf dem Rande der Zisterne ohne Oberkleid eingeschlafen war. Mahmud fragte ihn: »Wer hat dich in diese traurige Lage versetzt?« Ala antwortete: »Die Beduinen.« Da sagte Mahmud: »Betrübe dich nicht über den Verlust deiner Waren, freue dich, mit heiler Haut davongekommen zu sein, wie der Dichter sagt:

»Sind die Häupter meiner Leute dem Verderben entronnen, so hat das verlorene Gut keinen größeren Wert, als der Abschnitt der Nägel.«

Ala stand auf und ritt mit Mahmud in sein Haus nach Bagdad. Mahmud ließ Ala ins Bad führen und sagte ihm: »Dein Geld und deine Waren haben dein Leben gerettet; wenn du mir gehorchst, so gebe ich dir noch einmal so viel.« Er führte ihn dann in einen geräumigen von Gold strahlenden Saal mit vier Erhöhungen und ließ einen Tisch bringen, mit den köstlichsten Speisen und Getränken beladen, Als aber Mahmud mit den schönsten Versprechungen sein früheres Anerbieten wiederholte, sagte Ala: »Lebst du noch immer in deinem Wahn? Das kann nie sein; nimm dein Maultier und deine Kleider wieder und öffne mir die Türe, daß ich gehe.« Als Mahmud ihm öffnete, ging er wieder halb nackt fort, so daß alle Hunde hinter ihm her bellten. Da er die Tür einer Moschee offenfand, ging er hinein und verbarg sich im Gang, da sah er zwei Sklaven mit zwei Laternen vor zwei Herren hergehen, deren einer ein schöner Greis und der andere ein junger Mann war; dieser sagte zu jenem: »Ich beschwöre dich bei Gott, mein Onkel, gib mir meine Base wieder.« Der Alte erwiderte: »Ich habe dich oft genug gewarnt, und doch bist du immer wieder auf die Scheidung zurückgekommen.« Als sich hierauf der Alte umsah und einen jungen hübschen Mann hinter sich erblickte, grüßte er ihn und Ala erwiderte seinen Gruß.

Der Alte sagte dann zu Ala: »Wer bist du?« – »Ich bin Ala, der Sohn Schems Eddins aus Kahirah, ich bat meinen Vater, mich reisen zu lassen und mir Waren mitzugeben, und er gab mir fünfzig Ballen Waren und zehntausend Dinare. Hiermit reiste ich bis in den Löwenwald, da kamen Beduinen und nahmen mir alles weg; ich kam nun in diese Stadt, und wußte nicht, wo ich übernachten sollte, drum trat ich in diese offene Moschee.« Der Alte sagte ihm: »Mein Sohn! was sagst du dazu, wenn ich dir ein Kleid für tausend Dinare, ein Maultier für tausend Dinare und noch tausend Dinare Geld schenke?« Ala versetzte: »Und welchen Dienst forderst du für diese große Gabe?« – »Höre mich«, antwortete der Alte, »dieser Mann, der hier bei mir ist, ist mein Neffe; er ist das Ebenbild seines Vaters, weshalb ich ihn wie meinen Sohn liebe und ihm meine Tochter Subeida, welche mein Ebenbild, sehr schön und liebenswürdig ist, zur Frau gab, obschon sie ihn gar nicht liebte. Nun schwor er dreimal, daß er sich von ihr scheiden lasse, worauf seine Cousine sich alsbald von ihm trennte und doch schickte er wieder alle Leute an, um mich zu bewegen, sie ihm wieder zu geben. Ich sagte ihm aber: dies darf nur auf gesetzlichem Wege geschehen; ich will zuerst sie einem Fremden geben, damit dir niemand etwas vorzuwerfen habe.Nach den muselmännischen Gesetzen darf ein Mann sich dreimal von seiner Frau scheiden lassen und sie wieder nehmen, aber hernach darf er sie nicht eher wieder heiraten, bis sie inzwischen einen anderen Mann gehabt hat. Da du nun hier fremd bist, so will ich dich mit nach Hause nehmen und den Ehekontrakt mit meiner Tochter schreiben lassen; du kannst diese Nacht ihr Gatte bleiben, mußt dich aber morgen von ihr scheiden lassen und ich gebe dir, was ich dir versprochen.« Ala dachte: Bei Gott, besser in einem Haus auf einem Brautbett zu schlafen, als hier in dieser Moschee oder auf der Straße; er ging daher mit dem Alten und seinem Neffen zum Kadhi. Als der Kadhi fragte, was sie wollten, sagte der Alte: »Ich will meine Tochter diesem Manne als rechtmäßige Frau geben, jedoch mit der Bedingung, daß er zehntausend Dinare als Morgengabe verspreche; läßt er sich aber nach der ersten Nacht von ihr scheiden, so gebe ich ihm ein Kleid für tausend Dinare, ein Maultier für tausend Dinare und tausend Dinare Geld.« Als der Kontrakt unter diesen Bedingungen geschlossen war, steckte ihn der Alte zu sich und ging mit Ala in sein Haus, wo er ihm ein schönes Kleid reichen ließ. Dann führte er ihn vor die Wohnung seiner Tochter, ließ ihn an der Türe warten, traf hinein und sagte ihr: »Nimm hier den Ehekontrakt, den ich für dich mit einem schönen Jüngling, der Ala heißt, geschlossen, und gib wohl acht darauf.«