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Tausend Und Eine Nacht

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Als Hasan dies hörte, rief er: »Gepriesen sei Allah, der das Schwere leicht und das Ferne nahe macht, und der mir das Schwierigste leicht gemacht hat.« Er fragte dann die Geister, in wieviel Zeit er auf ihren Pferden nach Bagdad kommen werde? Sie antworteten: »In weniger als einem Jahre; jedoch haben wir noch viel Schreckliches durchzumachen, wir kommen durch wilde, wasserlose Wüsten, und wir fürchten für euch die Bewohner dieser Insel und die Bosheit des mächtigen Königs und seiner Zauberer und Wahrsager, sie möchten mit uns Krieg führen und euch wieder gefangen nehmen; auch gegen uns wird man aufgebracht sein, wer uns sieht, wird uns für Übeltäter halten, weil wir eine königliche Prinzessin für einen gewöhnlichen Menschen entführen, wärest du allein, so würden wir die Sache leichter finden. Indessen derjenige, der dich hierher geführt, kann dich auch wieder in Frieden in dein Vaterland zurückbringen und mit den Deinigen dich vereinen, vertraue nur auf Gott.« Hasan dankte ihnen und bat sie, schnell die Pferde herbeizuschaffen. Da stampften sie die Erde mit den Füßen, bis sie sich spaltete, dann versanken sie eine Weile und kamen wieder herauf mit drei gesattelten und gezäumten Pferden. An jedem Sattel hing ein Quersack, welcher auf der einen Seite einen Schlauch mit Wasser und auf der anderen Lebensmittel enthielt. Hasan bestieg ein Pferd und nahm einen seiner Söhne zu sich, seine Frau ein anderes mit dem anderen Sohne, und die Alte bestieg das dritte Pferd. Nachdem sie die ganze Nacht in der Ebene fortgeritten waren, kamen sie des Morgens ins Gebirge, und bald darauf mußten sie einen unterirdischen Weg einschlagen. Hier sah Hasan auf einmal einen Geist vor sich, so lang wie eine Rauchsäule, die bis zum Himmel hinaufsteigt. Hasan sagte einige Sprüche aus dem heiligen Koran und nahm seine Zuflucht zu Gott gegen alle bösen Teufel. Je näher er dem schwarzen Wesen kam, je mehr Sprüche sagte er her. Als er endlich dem Geiste, dessen Füße in der Tiefe der Erde ruhten und dessen Haupt bis zu den Wolken reichte, gegenüberstand, verbeugte sich jener vor ihm und sagte: »Fürchte dich nicht vor mir, ich bin ein muselmännischer Einwohner dieser Insel und glaube, wie du, an die Einheit Gottes. Ich habe von deiner Ankunft und von deiner ganzen Geschichte Nachricht erhalten, und da ich aus diesem Lande auswandern und ein unbewohntes Land fern von hier beziehen will, um dort in der Einsamkeit Gott anzubeten, so werde ich euch begleiten und euer Führer sein, bis ihr diese Insel verlasset und ich werde euch nur des Nachts erscheinen, seid also ohne Angst wegen meiner!« Hasan nahm das Anerbieten dieses Geistes mit Dank an und bat ihn, ihm voranzugehen. Die folgende Nacht verging bei Scherz und munterem Gespräch. Hasan erzählte seiner Gattin alle seine Abenteuer, sie entschuldigte ihre Flucht, und entwarf ein trauriges Bild von ihrem inzwischen geführten Leben; dabei flogen die Pferd mit ihnen wie der Blitz, Als der Morgen heranbrach, griffen sie nach dem Quersack, aßen und tranken, reisten dann wieder weiter, immer mit dem Geiste vor ihnen her, der sie auf einem unbetretenen Wege am Ufer des Meers führte. So setzten sie einen ganzen Monat lang ihre Reise durch Berg und Tal fort. Am einunddreißigsten Tage erhob sich auf einmal ein Staub hinter ihnen, der die ganze Atmosphäre verdunkelte, Hasan war ganz blaß, als er den Staub sah und dazu noch ein furchtbares Schreien und Lärmen hörte, und die Alte rief ihm zu: »Mein Sohn! Die Truppen der Inseln Wak-Wak haben uns eingeholt und werden sogleich Hand an uns legen; schlage die Erde mit deinem Zepter.« Als Hasan dies tat, erschienen die zehn König wieder und grüßten ihn und sagten: »Fürchte nichts!« Hasan freute sich und sagte: »Ihr handelt schön, ihr Herren der Genien. Das ist eure Zeit.« Sie sagten ihm hierauf: »Besteige mit deiner Gattin und deinen Kindern diesen Berg und laß uns hier unten bei dem Feinde. Wir wissen, daß ihr in der Wahrheit seid, eure Feinde aber im Irrtum leben; Gott wird uns den Sieg über sie verschaffen.« Hasan und die Seinigen stiegen dann von den Pferden herunter und ließen sich von Geistern auf den Berg tragen. Dann kamen die Bewohner der Inseln Wak-Wak mit ihren Anführern in zwei Abteilungen herangezogen und stellten sich in Schlachtordnung auf. Nach einer kleinen Weile erschienen Hasans Schutzgeister mit ihren Scharen ihnen gegenüber und der Angriff wurde allgemein. Die Djinnen spieen Feuer, daß der Rauch bis zum Himmel stieg und beide Heere dem Gesichte entzog, die Köpfe flogen von den Rümpfen herunter, das Blut floß in Strömen, das Getöse nahm immer zu, das Schwert war geschäftig, bis es schartig und stumpf wurde, die Kriegsflamme loderte hell auf, die Mutigen sprangen voran, die Feigen entflohen. Der Richter der Wahrheit entschied zwischen ihnen: Die einen kamen um, die anderen wurden gerettet; so dauerte der Kampf den ganzen Tag fort. Des Abends stiegen sie von ihren Pferden ab und die Könige besuchten Hasan. Nachdem er ihnen für ihren Beistand gedankt und ihnen vollständigen Sieg gewünscht hatte, fragte er sie, welchen Ausgang ihr Krieg mit der Königin Nur Alhuda genommen? Sie antworteten: »Sie werden nur noch drei Tage standhalten, schon haben wir einen Sieg erfochten und mehrere Tausende von den Ihrigen erschlagen und gefangen, sei nur guten Muts.«

Die Geister verließen dann Hasan wieder, beschützten ihre Truppen die ganze Nacht durch und priesen ihren Propheten Mohammed. Sobald der Morgenstern leuchtete, begann der Kampf wieder von neuem; man fiel sich mit Schwert und Lanzen an, und die beiden Heere glichen zwei gegeneinander tobenden Meeren oder zwei hohen zusammenstoßenden Bergen. Der Kampf dauerte den ganzen Tag fort und auch die Nacht brachte man auf dem Rücken der Pferde zu, aber das Heer der Königin hatte schon abgenommen, neigte sich zur Flucht und wurde endlich gänzlich geschlagen.

Nur Wenige entgingen dem Tode; die Königin selbst, mit den Vornehmsten des Reichs wurde gefangen. Als der folgende Tag heranbrach, gingen die zehn Könige zu Hasan, verbeugten sich vor ihm und errichteten ihm einen vergoldeten Thron mit Perlen und Edelsteinen verziert. Daneben errichteten sie einen zweiten von Elfenbein für seine Gattin und endlich einen dritten für die Alte. Dann führten sie ihnen die Gefangenen in Fesseln vor, unter ihnen auch die Königin Nur Alhuda. Als die Alte diese sah, sagte sie: »Du verdienst wohl, daß man dich an den Schweif von zwei durstigen Pferden binde, und dir zwei ausgehungerte Hunde nachschickte, die dein Fleisch zerreißen, das man dir dann selbst zu essen gäbe, du Gottlose! Wie konntest du so gegen deine Schwester verfahren, die doch nach der Vorschrift Gottes und seines Propheten geheiratet hat, sind doch die Frauen für die Männer geschaffen.« Hasan erteilte sogleich den Befehl, alle Gefangenen niederzumetzeln, und auch die Alte schrie: »Laßt keinen einzigen beim Leben!« Als aber Hasans Gattin ihre Schwester in Ketten sah, brach sie in Tränen aus. Da fragte Nur Alhuda: »Wer ist der Mann, der uns besiegen und gefangennehmen konnte? Hier ist ein wunderbares Ereignis.« Manar Alnisa antwortete: »Der Mann, der unser aller Herr ist und der auch den Königen der Geister gebietet, die euch besiegt haben, verdankt seine ganze Macht einer Mütze und einem Zepter.« Als Nur Alhuda dies hörte, fiel sie vor ihrer Schwester nieder und weinte, bis diese, von Mitleid ergriffen, zu Hasan sagte: »Was willst du mit meiner Schwester hier beginnen? Sie hat dir doch nichts Böses getan, das eine Strafe verdiente?« Hasan erwiderte: »Waren die Mißhandlungen, die du von ihr erlitten, für mich nicht das Allerschlimmste, was sie mir hätte antun können?« »Das alles«, entgegnete Manar Alnisa, »war über mich verhängt. Übrigens, mein Vater wird sich schon genug über meine Abreise grämen, soll er auch noch meiner Schwester Tod beweinen?« Hasan fügte sich in den Willen seiner Gattin und ließ nicht nur seine Schwägerin, sondern auch alle übrigen Frauen entfesseln. Manar Alnisa umarmte dann ihre Schwester, weinte eine Weile mit ihr, setzte sich neben sie und erzählte ihr die ganze Geschichte mit Hasan, der inzwischen mit Dank sein Heer entließ. Dann sagte sie: »Wer so gehandelt und mit solcher Beharrlichkeit seinen Vorsatz verfolgt hat, verdient keine Zurücksetzung.« Nur Alhuda versetzte: »Es ist wahrhaft wunderbar, was er nach deiner Erzählung gelitten hat, und alles um deinetwillen?« »Allerdings«, erwiderte Manar Alnisa. Sie brachten dann die Nacht beisammen zu und am folgenden Morgen nahmen sie voneinander Abschied. Hasan schlug mit dem Zepter wieder die Erde und bestellte zwei Pferde. Als seine Diener sie brachten, bestieg er das eine mit einem Sohne, sowie seine Gattin das andere mit dem anderen Sohne, und die Königin mit der Alten kehrten in ihre Heimat zurück. Nach einer Reise von einem Monate kam Hasan mit seiner Gattin vor eine Stadt, die von Bäumen und Flüssen umgeben war. Sie stiegen ab und wollten unter einem Baume ausruhen, als eine Schar Reiter auf sie zukam. Hasan ging ihnen entgegen und siehe da, es war der König Hasun, der Herr des Landes Kafur und der kristallnen Veste mit den angesehensten Bewohnern der Stadt. Nach gegenseitigem Bewillkommnungen stieg der König ab, setzte sich zu Hasan, beglückwünschte ihn und ließ sich von ihm erzählen, was ihm seit seiner Trennung widerfahren. Als Hasan seine Geschichte vollendet hatte, sagte der König Hasun: »Mein Sohn, noch nie ist jemand glücklich von den Inseln Wak-Wak zurückgekommen; gelobt sei Gott, der dich auf eine wunderbare Weise gerettet.« Hasan und seine Gattin bestiegen dann nach dem Wunsche des Königs ihre Pferde wieder und ritten mit ihm in die Stadt, wo sie drei Tage mit vieler Auszeichnung bewirtet wurden. Am vierten Tage bat Hasan den König um die Erlaubnis, seine Reise wieder fortzusetzen; der König begleitete sie noch zehn Tage weit, nahm dann Abschied von ihnen und kehrte um.

Hasan reiste mit seiner Gattin wieder einen ganzen Monat ununterbrochen fort, bis sie an eine große Höhle kamen; da sagte er seiner Gattin: »Warte hier ein wenig: Hier wohnt der große Meister Abu Risch, dem ich die Bekanntschaft mit dem König Hasun verdanke.« Sowie aber Hasan in die Höhle gehen wollte, kam Abu Risch ihm entgegen. Hasan stieg vom Pferde, grüßte ihn und küßte ihm die Hand. Abu Risch lud Hasan und seine Gattin in die Höhle ein und ließ sich von ihnen erzählen, was ihnen auf den Inseln Wak-Wak widerfahren, und als er die Geschichte mit der Mütze und dem Zepter hörte, sagte er zu Hasan: »Ohne diese wärest du nicht glücklich davongekommen.« Während sie so im Gespräche begriffen waren, wurde an die Türe geklopft: Es war der alte Abd Alkadus, welcher auf einem Elefanten herangeritten kam, der wie die Nacht aussah. Abu Risch freute sich seiner Ankunft und führte ihn auch in die Höhle. Als Hasan ihn erkannte, stand er vor ihm auf und grüßte ihn; dieser erwiderte seinen Gruß und Hasan erzählte auf Verlangen des Abu Risch noch einmal seine ganze Geschichte. Abd Alkadus sagte dann zu Hasan: »Mein Sohn, du bist nun wieder im Besitze deiner Frau und deiner Kinder, und bedarfst des Zepters und der Mütze nicht mehr; bedenke nun, daß du durch unsere Hilfe nach den Inseln Wak-Wak gelangt bist, und schenke mir den Zepter und Abu Risch die Mütze.« Hasan, der Wohltaten dieser beiden Männer eingedenk, schämte sich, ihnen etwas abzuschlagen; er versetzte jedoch: »Gerne will ich eure Bitte gewähren, wenn aber mein Schwiegervater mich mit seinen Truppen verfolgt, womit rette ich mich dann?« Abd Alkadus erwiderte: »Sei ohne Furcht, wir schützen dich gegen ihn und gegen jeden andern.« Hasan konnte nun nicht länger mehr sich weigern; er gab daher Abu Risch die Mütze und sagte zu Abd Alkadus: »Begleite mich nach Hause und du erhältst dann den Zepter.« Der Alte nahm diesen Vorschlag freudig an und schenkte Hasan viel Geld, Perlen und Edelsteine. Nach drei Tagen traf Abd Alkadus die nötigen Anstalten zur Reise. Hasan und seine Gattin bestiegen ihre Pferde und Abd Alkadus den Elefanten, der aus der Wüste hertrabte, und nahmen Abschied von Abu Risch, der wieder zur Höhle zurückging. Nach einer langen Reise, auf welcher der Alte sie stets den besten Weg führte, kamen sie endlich wieder in bewohntes Land und bald zeigte sich in der Ferne die Spitze des Wolkenbergs, das grüne Schloß mit der Kuppel, den Säulen und dem Springbrunnen. Da sagte der Alte zu Hasan: »Freue dich, du wirst diese Nacht bei meinen Nichten zubringen.« Hasan und seine Gattin waren außer sich vor Freude über diese Nachricht. Sie ruhten eine Weile bei der Kuppel aus, aßen und tranken, dann brachen sie wieder auf und entdeckten bald das Schloß ihrer Freundinnen. Als sie in dessen Nähe kamen, traten die Mädchen zu ihnen heraus, und nach gegenseitiger Begrüßung sagte der Alte: »Nun, meine Nichten, hier bin ich wieder mit eurem Freunde Hasan, der durch mich seine Gattin und seine Kinder wiedergefunden hat.« Die Mädchen umarmten Hasan, beglückwünschten ihn und gaben ihm zu Ehren ein großes Fest.

 

Die jüngste Schwester weinte lange an seinem Hals und klagte ihm, was sie durch die lange Trennung von ihm gelitten und wie sie sich nach ihm gesehnt habe. Hasan sagte: »Ich weiß, daß ich nur dir all mein Glück zu verdanken habe. Gott lohne es dir! Ich werde nie vergessen, was du zu jeder Zeit für mich getan.« Nachdem er ihr dann alles erzählt hatte, was ihm inzwischen widerfahren, wandte sie sich zu Manar Alnisa, umarmte sie, drückte sie und ihre Kinder an ihre Brust und sagte: »O Prinzessin! Hattest du denn kein Mitleid in deinem Herzen, daß du mit den Kindern diesen Mann verlassen, ihm so viele Leiden verursachen und ihn in so große Gefahren stürzen konntest?« Manar Alnisa antwortet lächelnd: »O meine Herrin! Was sein soll, das geschieht; niemand kann seiner Bestimmung entfliehen. Es war einmal über meinen Gatten verhängt, ihm war Speise und Trank zugemessen und das Land, das er durchschreiten, und die fremden Menschen, die er sehen sollte, laß uns Gott für seine Rettung loben.« Hasan brachte zehn Tage in allerlei Festlichkeiten und Belustigungen auf dem Schlosse zu. Dann machte er sich reisefertig und seine Freundin gab ihm viele Kostbarkeiten, Speisen und Getränke mit und umarmte ihn und küßte ihn auf die Stirne. Als die Stunde der Abreise herannahte, sprach Hasan folgende Verse:

»Schwer ist der Trost des Liebenden, hart die Trennung von der Freundin. Trennung und Zurückstoßen ist Qual, das Opfer der Liebe wird zum Märtyrer. Wie lange wird dem Liebenden die Nacht, wenn er fern von der Geliebten ruht! Tränen fließen über seine Wangen her, und die Tränen rufen: Wird es noch lange so währen?«

Sodann schenkte Hasan dem Alten den Zepter und nahm von ihm sowohl als von den Mädchen Abschied, und nach einer siebzigtägigen Reise langte er in der Friedensstadt Bagdad an. Seine Mutter hatte während seiner Abwesenheit nichts als geweint und getrauert, und alle Freude an den Genüssen des Lebens verloren. Schon war jede Hoffnung, ihren Sohn wieder zu sehen, aus ihrem Herzen geschwunden. Sie rezitierte, als er an die Türe klopfte, folgende Verse:

»Bei Gott, o Herr, heile die, welche du krank gemacht, ihr Körper ist abgemagert und ihr Herz gebrochen, sei gütig und kehre zur Liebenden wieder, denn sie ist in Trennungsschmerz versunken. Möchte doch Gottes Bestimmung uns bald wieder vereinen!«

Als sie diese Verse vollendet hatte, rief Hasan: »O meine Mutter! Es gefiel Gott, uns wieder zu vereinigen.« Als die Alte die Stimme ihres Sohnes hörte, konnte sie nicht erwarten, bis sie ihn sah; sie öffnete schnell die Türe, und als sie Hasan mit seiner Frau und seinen Kindern erblickte, fiel sie vor Freude in Ohnmacht. Hasan bespritzte sie, bis sie wieder zu sich kam, dann umarmte er sie und weinte. Auch Manar Alnisa küßte und umarmte ihre Schwiegermutter. Diese sagte zur Prinzessin: »Wenn ich mich irgendwie gegen dich verfehlt habe, so flehe ich Gottes Verzeihung an.« Dann fragte sie Hasan, warum er solange weggeblieben? Worauf er ihr alles, was ihm auf der Reise widerfahren, erzählte. Als die Alte von dem Zepter und der Mütze hörte, sagte sie: »Mein Sohn, du warst leichtsinnig im Verschenken der Mütze und des Zepters, denn hättest du sie noch, so wäre ja die ganze Erde in der Länge und in der Breite dein Eigentum. Doch gelobt sei Gott, der dich und deine Frau und deine Kinder gerettet.« Hasan erzählte ihr hierauf ausführlich, was er den Alten verdankte, so daß ihm keine Wahl blieb, sie zu beschenken. Am folgenden Morgen zog Hasan ein feines Kleid an, ging auf den Markt und kaufte die schönsten Sklaven und Sklavinnen, die feinsten Stoffe zu Kleidern, Edelsteine zu einem Schmucke, Divane und anderes Hausgerät, wie sie nur Kaiser besitzen, und lebte mit seiner Mutter, Gattin und Kindern in Glück und Freude, bis sie der Tod erreichte.

Die Sklavin Harun Arraschids

Harun Arraschid ging einst am Gemache einer seiner Sklavinnen vorüber, mit der er schon lange entzweit war. Sie war vom Weine erhitzt und hatte einen langen Mantel an, den sie selbstgefällig nachschleppte. Raschid trat zu ihr und wollte sie umarmen. Sie aber sagte: »O Fürst der Gläubigen, du hast mich schon so lange verstoßen, daß ich mich nicht mehr auf deinen Besuch vorbereitete. Warte also bis morgen, da will ich mich gehörig schmücken und zu dir kommen.« Am folgenden Morgen gab der Kalif den Befehl, daß man niemanden zu ihm lasse, und erwartete die Sklavin. Da sie aber nicht kam, ging er zu ihr und fragte sie, warum sie ihr Versprechen nicht gehalten? Sie antwortete: »O Fürst der Gläubigen, der Tag löscht die Worte der Nacht wieder aus.« Der Kalif verließ sie und ließ die Dichter, welche im Vorsaale harrten, hereinrufen; sie hießen: Rakaschi, Mußab und Abu Nuwas. Raschid erzählte ihnen sein Abenteuer und befahl ihnen, Verse zu dichten mit dem Schlußverse: Der Tag löscht die Worte der Nacht aus. Da sagte Rakaschi:

»Wie wolltest du sie vergessen, wenn dein Herz ihr stets entgegenschlägt? Ein Mädchen, das niemanden besucht und von niemanden besucht werden will, ließ dich vor Liebe rasen, als du sie besuchtest, und als du wiederkamst, sagte sie: der Tag löscht die Worte der Nacht aus.«

Mußab sprach dann folgende Verse:

»Bei Gott, liebtest du wie ich, so wäre in Bagdad kein Haus mehr weit genug. Seht, wie meine Augen triefen und wie bei ihrer Erwähnung eine brennende Flamme mich durchglüht. Wo bleibt euer Versprechen, meine Herrin? Sie aber antwortete: Der Tag löscht die Worte der Nacht aus.«

Dann sprach Abu Nuwas:

»Eine Nacht saß sie, vom Weine gerötet, doch voller Würde, im Schlosse, ein Mantel umhüllte ihre Schultern und ein Zephyr umwehte einen schmiegsamen Zweig, der kleine Granatäpfel trug; da sagtest du ihr: Gewähre mir doch eine Zusammenkunft! Besuche mich morgen, entgegnete sie; als du aber erschienst, sagte sie: Der Tag löscht die Worte der Nacht aus.«

Raschid sagte: »Gott verdamme dich, Abu Nuwas! Man glaubt ja, du wärest zugegen gewesen.« Er ließ jedem fünftausend Drachmen geben, Abu Nuwas aber zehntausend und noch ein kostbares Ehrenkleid.

Dann fuhr Schehersad fort:

Geschichte der Dichter mit Omar, Sohn des Abd Alafis

Man erzählt ferner: Als Omar, Sohn des Abd Alafis, Kalif wurde, verfügten sich die Dichter zu ihm, wie sie es bei den früheren Kalifen gewöhnt waren. Sie warteten lange vor der Türe und wurden nicht vorgelassen. Als endlich ein Mann, Namens Adi, zum Kalifen ging, bat ihn der Dichter Djerir, er möchte doch ihm und den übrigen Dichtern beim Kalifen Zutritt verschaffen.

Als Adi zu Omar kam, sagte er ihm: »Die Dichter stehen schon lange im Vorsaale und werden nicht vorgelassen; weißt du nicht, daß ihre Worte von Dauer und daß ihre Pfeile vergiftet sind?« Omar sagte: »Was habe ich mit den Dichtern gemein?« – »Der Prophet (Gottes Huld sei mit ihm)«, erwiderte Adi, »hat auch die Dichter, die ihn lobten, beschenkt und an ihm muß jeder Muselmann Beispiel nehmen.« – »Und wer hat den Propheten gelobt?« – »Abbas, Sohn des Mirdas, dem er ein Ehrenkleid schenkte, indem er zu Bilal sagte: Wir müssen seine Zunge unschädlich machen.« – »Kannst du etwas von ihm rezitieren?« – »Ja wohl;« und auf Omars Verlangen rezitierte er folgende Verse:

»Ich sah dich, du edelstes aller Geschöpfe, mit deinem Buche, das die Wahrheit offenbarte, welche vor dir ganz verdunkelt war, Du hast durch den Islam schwarze Wolken zerstreut und durch die Offenbarung die Flammen der Hölle gelöscht. Du hast den Weg der Wahrheit wieder hergestellt, von dem jedermann abgewichen war. Hoch ist dein Platz auf dem Throne des Glückes, und durch dich ist auch Gottes Ruhm noch erhöht worden.«

Omar fragte dann: »Wer ist vor der Türe?« Adi antwortete: »Omar, Sohn des Abi Rabia.« »Gott entferne diesen!« rief der Kalif; »sind nicht folgende Verse von ihm:

»Dürfte ich, wenn ich sterbe, die Wangen meiner Geliebten küssen und läge sie im Grabe neben mir, so würde ich mich wenig um Paradies und Hölle kümmern.«

»Wäre dieser Mann nicht ein Feind Gottes«, fuhr Omar fort, »so würde er sie sich für diese Erde wünschen und sich dann zu frommen Handlungen wenden. Bei Gott! Der soll nicht vor mir erscheinen. Wer ist noch im Vorsaale?« – »Djumeil«, antwortete Adi. Da sagte Omar: »Der hat in einem Gedichte gesagt:

»O könnten wir doch beisammen leben, und wenn wir sterben, in einem Grabe ruhen! Ich wünsche, solang ich lebe, nichts anderes, als daß einst ein Grabstein uns bedecke!«

»Der soll mir wegbleiben! Wer ist noch vor der Türe?« – »Achtal, aus dem Stamme Tagleb«, antwortete Adi. Omar sagte: »Sind nicht folgende Verse von diesem Ungläubigen:

»Ich habe in meinem Leben keinen Ramadan gefastet und auch kein Fleisch der Opferfeste gegessen; ich stehe nicht, wie andere, vor Tag auf, wenn man zum Gottesdienste ruft. Ich trinke früh vom besten Weine und bete erst, wenn der Tag hell leuchtet.«

»Der soll, bei Gott, meinen Teppich nicht betreten. Wer ist noch draußen?« Adi antwortete: »Djerir.« Omar sagte: »Wenn durchaus jemand vor mich kommen soll, so sei es dieser!« Adi ging und rief Djerir zum Kalifen. Er kam und sprach folgende Verse:

»Derjenige, der den Propheten Mohammed sandte, hat jetzt das Kalifat einem gerechten Imam übergeben, dessen Gerechtigkeitsliebe und Treue die ganze Welt umfaßt, so daß jeder ohne zu straucheln sich aufrecht hält. Auch ich erwarte freudig von ihm eine reiche Gabe, denn die Liebe zu irdischen Gütern ist dem Menschen angeboren.«

Der Kalif unterbrach ihn mit den Worten: »Djerir, fürchte Gott und sage nur die Wahrheit!«

Djerir fuhr dann fort:

»Wie manche Witwe schmachtet fern von dir in Jamama, wie manche schwächliche Waise, verlassen wie ein junges Hühnchen, das nicht fliegen und nicht laufen kann. Wir hoffen aber, daß uns die Milde des Kalifen den Regen ersetzen wird, der uns fehlte.«

Als der Kalif die Verse hörte, sagte er: »Bei Gott, Djerir, ich besitze nur noch hundert Drachmen, die soll dir mein Diener geben.« Djerir ging wieder zu den übrigen Dichtern und sagte ihnen: »Der neue Kalif ist ein Mann, der lieber Arme als Dichter beschenkt, doch bin ich mit ihm zufrieden.«

 

Mit diesen Worten schloß Schehersad ihre Erzählung. In der nächsten Nacht begann sie jedoch eine neue Geschichte, wie folgt: