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Tausend Und Eine Nacht

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»Wie weh tut mir der Abschied! Welchen Schmerz bringt mir der Trennungstag! Wann wird die Sehnsuchtsflamme durch deine Nähe wieder erlöschen? Wann wird durch deine Rückkehr mir wieder ein freudiges Leben blühen?«

Als ihn hierauf die zweite Schwester umarmte, sprach sie weinend folgende Verse:

»Nimmst du Abschied, so ist mir, als müßte ich vom Leben scheiden, denn an dir verliere ich meinen besten Freund; bist du fern, so tobt die Hölle in meinem Herzen, in deiner Nähe blüht mir das beseligende Paradies.«

Die Dritte umarmte ihn dann und sprach folgende Verse:

»Wenn wir uns ohne Abschied trennen, so geschieht es nicht aus Mangel an Liebe oder Übersättigung; du bist mein wahres Leben und bleibst es stets, und wie könnte ich von meinem Leben Abschied nehmen?«

Als ihn dann die Vierte umarmte, sprach sie weinend folgende Verse:

»Verlasse uns nicht, denn wir können deine Entfernung nicht ertragen und haben weder Kraft, um von dir Abschied zu nehmen, noch Tränen genug, um sie auf der verwaisten Wohnung zu vergießen.«

Die Fünfte sprach folgende Verse, als sie ihn umarmte:

»Sobald die Kamele dich davontragen und heißes Verlangen nach dir mein Herz raubt, da sage ich: »Besäße ich doch ein Königreich, um mit Gewalt jedes Fahrzeug zu rauben!«

Die Sechste sprach folgende Verse, als sie ihn umarmte:

»In die Ferne zieht der, für welchen ich mein Leben hingegeben hätte, und mit ihm weicht auch der Schlaf aus meinen Augen. Wie schön war die Zeit, die ich mit ihm verlebt! O Herr, bring mir den Teuren wieder und wäre es auch nur im Traum.«

Zuletzt kam die Siebente und sprach folgende Verse:

»Eure Trennung ist mir ein bittrer Trank, mein Innerstes sträubt sich gegen den Abschied. Gott weiß, daß ich Euch nur deshalb ohne Abschied ziehen lasse, weil ich fürchte, Euer Herz möchte in Schmerz sich auflösen.«

Hasan sagte dann allen Lebewohl und sprach folgende Verse:

»Meine Tränen fließen am Trennungstag gleich Perlen, die zu einer Kette sich aneinander reihen. Mit dem Aufbruch der Karawane schwindet meine Kraft und meine Geduld, und mein Herz ist nicht mehr bei mir. Ich sagte ihnen Lebewohl, gab mich meinem Schmerz hin und mied den Umgang mit Freunden wie eine öde Wüste. Ich kehrte um, unglückselig war der Weg und nichts freute mein Herz als die Hoffnung des Wiedersehens. O Freund, höre die Worte der Liebe – Gott bewahre, daß ich zu dir rede und du nicht aufmerkest – O meine Seele, da du fern von ihnen bist, so sage auch den Freunden des Daseins Lebewohl und wünsche nicht die Trennung zu überdauern.«

Hasan reiste Tag und Nacht, bis er nach Bagdad kam, in die Friedensstadt und das Heiligtum der Abassiden; er wußte noch nicht, was in seiner Abwesenheit sich ereignet hatte. Als er zu seiner Mutter kam, fand er sie mager und abgezehrt vom vielen Wachen und Weinen und Fasten, sie sah wie ein Zahnstocher aus und war so schwach, daß sie ihm seinen Gruß nicht einmal erwidern konnte. Sie weinte und fiel in Ohnmacht, als er sie nach seiner Frau und seinen Kindern fragte. Hasan durchsuchte ungeduldig das ganze Haus, und da er keine Spur von ihnen fand, wurde sein Herz beklommen, und ganz außer sich lief er in seine Schatzkammer. Da fand er die zerbrochene Kiste in der offenstehenden Kammer und zweifelte nicht mehr daran, daß seine Frau ihr Federnkleid genommen habe und mit ihren Kindern davongeflogen sei. Er ging zu seiner Mutter, die indessen sich wieder ein wenig erholt hatte, und fragte sie noch einmal nach seiner Frau und seinen Kindern. Sie schwieg eine Weile, dann sagte sie: »Mein Sohn, Gott vermehre dein jenseitiges Wohl für diesen Verlust! Hier sind ihre drei Gräber.« Als er dies hörte, stieß er ein jämmerliches Geschrei aus, fiel in Ohnmacht und blieb von morgens bis mittags bewußtlos liegen. Seine Mutter blieb neben ihm sitzen und weinte über ihn, denn sie glaubte nicht, daß er wieder zu sich kommen würde. Endlich erwachte er wieder; da schlug er sich ins Gesicht und weinte, zerriß seine Kleider und durchsuchte noch einmal das ganze Haus und rezitierte folgende Verse:

»Andere vor mir haben schon über Trennungsschmerz geklagt, Lebende und Dahingeschiedene sind schon durch Entfernung von Geliebten erschüttert worden, doch nie habe ich ähnliches dem, was meine Brust birgt, gesehen oder gehört.«

Er nahm hierauf ein Schwert, ging auf seine Mutter zu und sagte ihr: »Wenn du mir nicht die Wahrheit gestehst, schlage ich dir den Kopf ab und bringe mich selbst um.«

Die Alte sagte zitternd. »Stecke dein Schwert ein und setze dich, ich will dir erzählen, was vorgefallen ist.« Als er dies getan, erzählte sie ihm die ganze Geschichte von Anfang bis zu Ende, dann setzte sie zu ihrer Entschuldigung hinzu: »Hätte die Prinzessin nicht so sehr geweint, daß ich fürchtete, du möchtest bei deiner Rückkehr mir zürnen, daß ich sie nicht ins Bad geführt, so wäre sie nie wieder zu ihrem Kleid gelangt; und auch dann hätte sie es nicht wieder erhalten, wenn nicht die Frau Subeida mit Gewalt mir den Schlüssel genommen und ihn Masrur gegeben hätte. Du weißt doch, daß niemand mächtig genug ist, um dem Kalifen zu widerstehen. So kam es denn, daß sie wieder ihr Federnkleid erhielt, mit dem sie samt ihren Kindern und dem von der Frau Subeida erhaltenen Schmuck davonflog. Doch sagte sie mir noch von der Terrasse herunter: Wenn die Nächte der Trennung deinem Sohne lang werden und der Wind der Liebe und Sehnsucht ihn anweht, so soll er zu mir nach den Inseln Wak-Wak kommen. Nun weißt du alles, was in deiner Abwesenheit vorgefallen ist. Friede sei mit uns!«

Als die Alte ausgeredet hatte, stieß Hasan einen lauten Schrei aus, fiel wieder in Ohnmacht und blieb bewußtlos, bis der Tag zu Ende ging. Als er wieder zu sich kam, schlug er sich ins Gesicht, krümmte sich wie eine Schlange auf dem Boden umher, und seine Mutter, welche weinend bei ihm stand, hörte, wie er gegen Mitternacht folgende Verse sprach:

»Haltet ein und betrachtet den Zustand des Verlassenen, vielleicht werdet ihr nach der Scheidung Mitleid fühlen. Er sieht so elend aus, daß ihr ihn verleugnen werdet, als hättet ihr, bei Gott, ihn nie gekannt. Die Liebe zu euch hat ihn dahin gebracht, daß er sich von den Toten nur durch sein Wehklagen unterscheidet. Haltet die Trennung nur für nichts Leichtes, sie ist dem Sehnsuchtsvollen bitterer als der Tod.«

Hasan ging dann fünf Tage weinend und jammernd im Hause umher, ohne etwas zu essen oder zu trinken, bis ihn seine Mutter beschwor, er möge doch aufhören zu fasten. Aber er hörte nicht auf sie, sondern fuhr fort zu weinen und zu jammern und sprach folgende Verse:

»Ich habe meiner Seele eine unerträgliche Liebesbürde aufgeladen. Meine Leiden vermehren sich mit jeder Stunde, ich lebe gedankenlos dahin, und Tag und Nacht sind mir ganz gleich; ehemals fürchtete ich den Tod, jetzt aber betrachte ich ihn als ein Heilmittel.«

Erst gegen Morgen schlief Hasan ein; da sah er im Traum seine Frau, welche sehr betrübt war und ihre Flucht zu bereuen schien. Hierauf erwachte er wieder und sprach folgende Verse (und wir beten für den Herrn aller Herren):

»Dein Bild verläßt mich keinen Augenblick, Ich habe ihm den besten Platz in meinem Herzen eingeräumt; ich lebte keine Stunde mehr, wenn ich nicht Wiedervereinigung hoffte, und erschiene mir nicht dein Bild im Traum, so würde ich nie schlafen.«

Des Morgens war Hasan noch niedergeschlagener als zuvor, und so lebte er einen ganzen Monat lang fort, schlief nicht bei Nacht, aß wenig, weinte viel und war sehr traurig. Dann beschloß er, zu seinen Freundinnen zu reisen, um bei ihnen Rat zu holen; er schlug die Trommel, da kamen die Kamele gelaufen, er bestieg eines derselben und belud die übrigen mit Kostbarkeiten Iraks als Geschenke für seine Freundinnen, empfahl seiner Mutter das Haus, nahm Abschied von ihr und ritt nach dem Wolkenberg vor das Schloß der Mädchen. Als er vor ihnen mit den Geschenken erschien, freuten sie sich und hießen ihn willkommen, doch fiel ihnen sein Kommen auf und sie sagten: »Da du uns erst vor einem Monat verlassen, so hat deine schnelle Rückkehr gewiß eine besondere Ursache.« Hasan antwortete ihnen weinend durch folgende Verse:

»Meine Seele ist mit dem Verlust der Geliebten beschäftigt und freut sich nicht mehr mit dem Leben und seinen Süßigkeiten. Für meine Krankheit kennt man kein Heilmittel, nur der Arzt selbst kann sie heilen. Geliebte, die du mich verlassen und des süßen Schlafs beraubt, so oft ein Wind geht, frage ich ihn nach dir, ob er dem Aufenthalt der Geliebten nahe war, dessen Lieblichkeit meine Tränen erregen. O Wind, der du in ihrem Land wehest, vielleicht kannst du mich mit ihrem Duft anhauchen. Möchte doch das launige Schicksal seine Zügel umlenken und mir meine Geliebte wiederbringen, meine Hoffnungen erfüllen und mir wieder selige Tage schenken!«

Er weinte dann wieder, bis er in Ohnmacht fiel, und als er zu sich kam, sprach er folgende Verse:

»Ich beschwöre dich bei Gott, o du Quelle meiner Leiden, kannst du deine Freude daran haben, daß die Liebe mich so peinige? Du hast mich verlassen, ohne daß ich etwas verbrochen habe; habe Mitleid mit dem, den die Trennung so schwer verwundet.«

Hasan blieb abermals eine Weile bewußtlos liegen, dann sprach er heftig weinend noch folgende Verse:

»Verlassen hat mich der Schlaf, die Nächte durchmachend vergieße ich immer mehr Tränen, o ihr Liebende, die Liebe hat in meine Brust ein brennendes Feuer geschleudert. und so oft ich meiner Geliebten gedenke, fließen Tränen, von Seufzern begleitet.

»O wüßte ich doch, ob ihre Liebe der meinigen gleicht, ob ihre Leiden so groß wie die meinigen sind! Gott verdamme jede Trennung, die so bitter ist! Und was will wohl von uns die Trennung? Stets schwebt ja dein schönes Bild vor meinen Augen, wenn wir auch noch so weit voneinander entfernt sind. Klagt mein Herz, so heile ich es mit deinem Namen und freue mich, wenn ich die Taube singen höre. Doch die Taube, die ihren Geliebten ruft, vermehrt meine Sehnsucht und meinen Schmerz. Ich weine und seufze zu jeder Stunde nach dir, o Geliebte, die ich schon so lange nicht gesehen. Doch hast du mich auch verlassen und die Treue gebrochen, ich bin dir stets nahe und treu; gewiß wird uns einst das Schicksal wieder vereinen.«

 

Als seine Freundin diese Worte hörte und ihn wieder in Ohnmacht sah, setzte sie sich neben ihn und weinte; auch die übrigen Schwestern weinten mit. Nach und nach erholte sich Hasan wieder, und nach wiederholten Fragen seiner Freundinnen nach der Ursache seiner Verzweiflung erzählte er ihnen, was in seiner Abwesenheit zu Hause vorgefallen, bis zu dem Augenblick, wo seine Frau mit ihren Kindern davongeflogen. Sie fragten dann, ob sie beim Wegfliegen ihrer Mutter nichts gesagt? Hasan antwortete: »Sie hat gesagt, wenn ich mich nach ihr sehne, so soll ich zu ihr auf die Inseln Wak-Wak kommen.« Die Mädchen winkten einander zu, als sie dies vernahmen, sahen einander an, schüttelten den Kopf, beugten ihn, hoben ihn dann wieder auf und sagten: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen. Strecke deine Hand gegen den Himmel aus, und so wenig als du ihn erreichen kannst, kannst du wieder zu deiner Gattin und deinen Kindern gelangen.« Bei diesen Worten stürzten Hasans Tränen wie Platzregen auf seine Wangen herunter, und er sprach folgende Verse:

»Die schönen Augen und Wangen haben mich entzückt, meine Geduld schwand, als Schlaflosigkeit eintrat, und zarte Mädchen haben eine Liebesglut in mir angefacht, die meinen Körper so aufzehrt, daß kein Fleisch und kein Saft mehr an mir ist. Mädchen wie Gazellen auf Hügeln, mit einem Gesicht, in das sich die frömmsten Einsiedler verlieben müßten, sie kamen des Morgens majestätisch daher, wie ein junger Kata, jeder ihrer Schritte brachte mir herbere Liebespein, ich liebte eine derselben, von zarter Gestalt, und mein Herz geriet bald in Flammen. Eine liebliche, feingebaute Gazelle, aus deren dunklem Haar ein strahlendes Gesicht hervorleuchtet. Sie hat mich in Verwirrung gebracht, aber wie mancher Held ist schon von solchen Wangen und Augen verletzt worden?«

Als Hasan diese Verse vollendet hatte, sagte ihm die jüngste Schwester, die ihn noch tiefer als seine übrigen Freundinnen bemitleidete: »Fasse dich und verzage nicht, wer Geduld hat, erreicht sein Ziel; Geduld ist der Schlüssel der Erlösung, so hat ein Dichter auch gesagt:

»Laß dem Schicksal freien Lauf und kümmere dich um nichts! Denn in dem Augenblick, wo du dich über etwas grämst, kann Gott schon wieder alles geändert haben.«

»Darum«, fuhr sie fort, »fasse Mut und sei stark! Wer zehn Jahre leben soll, stirbt nicht im siebenten; das Weinen und Trauern macht nur krank, sei munter und gescheit und bleibe ruhig bei uns, bis ich, so Gott will, ein Mittel finde, dich mit deiner Gattin und deinen Kindern wieder zu vereinigen.« Hasan aber fuhr fort zu weinen und sprach folgende Verse (wir aber beten für unsern Herrn Mohammed):

»Wird auch mein Körper geheilt, so bleibt doch meine Seele krank: nur die Vereinigung mit dem Geliebten kann den Liebeskranken helfen.«

Er setzte sich dann neben seine Freundin, die ihn über die Ursache des Entfliehens seiner Gattin ausfragte, und als er ihr alles erzählt hatte, sagte sie: »Bei Gott, ich wollte dir raten, das Federnkleid zu zerreißen, da machte mich der Teufel daran vergessen.« Sie fuhr dann zehn Tage lang fort ihn zu trösten, er aber hatte weder Lust zu schlafen noch zu essen, und in seiner Trostlosigkeit sprach er folgende Verse:

»Die Liebe hat so tiefe Wurzeln in meinem Herzen gefaßt, daß mich kein anderes Wesen, außer meiner Geliebten, mehr erfreut; sie gleicht an Schönheit einer Gazelle, und mein Herz ist ihr Weideplatz. Ist meine Kraft und meine Geduld dahin, so weine ich, wenn auch meine Tränen nichts nützen.«

Als Hasans Freundin sah, wie er vor Liebe und Sehnsucht ganz außer sich war, ging sie weinend zu ihren Schwestern, fiel über sie her, küßte ihre Füße und bat sie, ihrem Freunde beizustehen, daß er wieder mit seiner Gattin und seinen Kindern vereinigt werde, und daher ein Mittel ausfindig zu machen, wie er nach den Inseln Wak-Wak gelange. Sie vergoß so viele Tränen, bis endlich ihre Schwestern voll Rührung ihr sagten: »Fasse Mut, wir wollen uns bemühen, ihn, so Gott will, wieder zu den Seinigen zu bringen.« Indessen mußte Hasan doch auf das nächste Jahr sich vertrösten lassen, denn nur durch einen vielvermögenden Onkel der Mädchen, welcher besonders seine älteste Nichte unaussprechlich liebte, so daß er ihr nichts versagte, konnte ihm geholfen werden. Dieser durfte aber, wenn er nicht von selbst erschien, nur jedes Jahr einmal durch Weihrauch, den er seiner Geliebten gegeben hatte, herbeigerufen werden. Als nun der Monat Muharrem des neuen Jahres vorüber war und der Onkel nicht ankam, sagte die ältere Schwester zur jüngeren: »Gib ein wenig Weihrauch her aus dem Beutel, den mir der Onkel geschenkt, und zünde Feuer an.« Die Kleine tat dies freudig, und kaum hatte die Ältere Weihrauch aufs Feuer gelegt und dabei an ihren Onkel gedacht, da erhob sich ein mächtiger Staub aus der Wüste, und es kam ein alter Mann zum Vorschein, auf seinem Elefanten dahertrabend. Die Mädchen freuten sich sehr mit ihm, grüßten, umarmten, küßten ihn, setzten sich um ihn herum und fragten ihn, warum er diesmal solange ausgeblieben? Er antwortete: »Ich war bisher beschäftigt, wollte mich aber eben auf den Weg machen, als ich euren Weihrauch roch, da warf ich mich schnell auf einen Elefanten und eilte hierher. Und nun, was wollt ihr von mir, meine Nichten?« – »Du weißt«, antwortete die Älteste, »wir haben dir einmal von unserem Freund Hasan erzählt, den der Magier Bahram hierher gebracht, und von der Prinzessin, die er geheiratet und in seine Heimat geführt hat.« – »Jawohl, ich erinnere mich«, versetzte der Onkel, »und was ist ihm denn geschehen?« – »Die Prinzessin«, fuhr die Nichte fort, »ist ihm untreu geworden und mit den zwei Kindern, die sie ihm geboren, davongeflogen, während er bei uns war. Beim Wegfliegen hat sie seiner Mutter gesagt: Wenn dein Sohn kommt und die Nächte der Trennung lang findet und sich nach mir sehnt, so komme er zu mir auf die Inseln Wak-Wak.« Als der Onkel dies hörte, schüttelte er den Kopf und biß sich auf die Finger, beugte den Kopf eine Weile zur Erde, kratzte den Boden mit seinen Fingern und sah sich nach Hasan um, der aber versteckt war, so daß er ihn nicht bemerkte, und verstummte. Da sagten die Mädchen: »O Onkel, gib uns doch eine beruhigende Antwort!« Aber er antwortete: »O meine Nichten, der junge Mann ist verloren, er hat sich schrecklich in die Gefahr gestürzt; er kann nie nach den Inseln Wak-Wak gelangen.« Die Mädchen riefen dann Hasan hervor, er grüßte den Alten, küßte ihm den Kopf und setzte sich neben ihn. Da sagten die Mädchen zu ihrem Onkel: »Erkläre Hasan selbst, was du uns eben gesagt.« Der Alte begann: »Mein Sohn, gib deine peinigenden Wünsche auf! Strecke deine Hand gegen den Himmel aus: kannst du ihn erreichen, so gelangst du auch wieder zu deiner Gattin und deinen Kindern. Niemals wirst du auf die Inseln Wak-Wak kommen, und hättest du fliegende Genien und wandernde Sterne bei dir; denn zwischen dir und diesen Inseln liegen sieben Meere, sieben Täler und sieben himmelhohe Berge. Wie willst du dahingelangen? Wer soll dich dahinbringen? Ich beschwöre dich bei Gott, laß von der ganzen Sache ab und denke dir, deine Frau und Kinder seien gestorben; kümmere dich nicht weiter ab! Das ist mein Rat, wenn du ihn annehmen willst.«

Als Hasan dies hörte, weinte er, bis er in Ohnmacht fiel; die Mädchen weinten um ihn herum, und die Jüngste zerriß ihre Kleider und schlug sich ins Gesicht, bis sie bewußtlos zu Boden sank. Der Alte, gerührt von ihrer Teilnahme an ihres Freundes Unglück, versprach ihnen seinen Beistand, und sich zu Hasan wendend, rief er ihm zu: »Fasse Mut und sei unverzagt, dann kannst du mit Gottes Willen noch zur Erfüllung deiner Wünsche gelangen. Folge mir nur!« Hasan machte sich auf, nahm von den Mädchen Abschied, die sich sehr freuten, daß ihr Onkel sich seiner annehmen wollte, und setzte sich hinter dem Alten auf den Elefanten. Nachdem sie drei Tage und drei Nächte so schnell wie der Blitz dahinflogen, kamen sie an einen hohen Berg, dessen Steine ganz blau waren. Mitten am Berg war eine Höhle mit einer eisernen Tür. Der Alte ergriff Hasans Hand, ließ den Elefanten los und klopfte an die Tür der Höhle. Da kam ein schwarzer, kahler Sklave heraus, der wie ein Teufel aussah, in der rechten Hand ein Schwert und in der linken einen Schild trug; sobald er den Alten erkannte, warf er Schwert und Schild weg und küßte ihm die Hand. Der Alte nahm dann Hasan mit in die Höhle, und der Sklave schloß die Tür hinter ihnen. Die Höhle, in welche sie eingetreten, war sehr geräumig, und ein überwölbter Weg führte sie in einer halben Stunde nach einer großen Ebene. Als sie diese durchschritten hatten, kamen sie an einen Winkel mit zwei großen Türen aus Messing gegossen. Der Alte öffnete eine Türe und sagte zu Hasan: »Bleib hier an der Tür sitzen; hüte dich aber, sie zu öffnen, bevor ich zurückkehre und dir das Nötige mitbringe.« Er ging nun zur Tür hinein, blieb eine Weile aus, kam dann mit einem schwarzen, rundleibigen, leichtfüßigen Pferd heraus, das so schnell lief, daß sein eigener Staub es nicht erreichen konnte, und schon gesattelt und gezäumt war. Dieses führte der Alte Hasan zu und ließ es ihn besteigen. Sie ritten dann miteinander durch die zweite Tür und kamen in eine große Wüste; hier zog der Alte einen Brief hervor und sagte zu Hasan: »Reite jetzt auf deinem Pferd fort, wohin es dich führt. Bemerkst du dann, daß es an der Tür einer Höhle, wie diese, stehenbleibt, so steige ab, lege ihm den Zaum auf den Sattelknopf und laß es frei; es wird dann allein in die Höhle gehen. Du aber mußt außen stehenbleiben und darfst fünf Tage lang nicht von der Stelle weichen. Am sechsten Tag wird ein alter, ganz schwarz gekleideter Greis mit langem, weißem Bart zu dir herauskommen, küsse ihm sogleich die Hand und berühre deinen Kopf mit dem Saum seines Kleides und weine vor ihm, bis er dich fragt, was du willst. Du gibst ihm dann diesen Brief, den er, ohne ein Wort zu fragen, dir abnehmen und dich wieder allein lassen wird. Du mußt abermals fünf Tage warten; kommt dann am sechsten Tage der Alte selbst wieder heraus, so wisse, daß dein Wunsch erfüllt wird, kommt aber einer seiner Jungen, so wisse, daß er dich umbringen will. (Friede sei mit uns!) Fürchtest du also für dein Leben, so begib dich nicht in diese Gefahr, besteige lieber meinen Elefanten wieder, der soll dich zu meinen Cousinen bringen, und diese werden dich mit den nötigen Lebensmitteln zur Rückkehr nach deiner Heimat versehen, wo dir Gott das Verlorene durch Besseres ersetzen kann. Du kannst tun, was du willst, doch weißt du wohl, mein Sohn, daß, wer nicht viel wagt, auch nicht viel zu erwarten hat.«

Hasan erwiderte dem Alten: »Wie kann mich das Leben freuen, solange meine Gattin und meine Kinder fern von mir leben? Nie werde ich Ruhe finden; bei Gott, ich kehre nicht zurück, bis ich sie wieder gefunden oder der Tod mich erreicht.« Er weinte und jammerte dann und sprach folgende Verse:

»Ich stand mit zerknirschtem Herzen hier und klagte laut über den Verlust meiner Geliebten. Vor Sehnsucht küßte ich den Staub, den der Wind mir zuwehte, doch konnte dies meine brennende Qual nicht lindern. Wenn mein Auge ihre leere Wohnung sieht, so zerreißt der Liebesgram mir das Herz. Gott stehe denen bei, die von mir geschieden, ich aber nicht vergessen kann, deren Entfernung mich dem Grab nahe bringt. Man sagte mir: »Habe Geduld«, aber sie ist mit ihnen verschwunden, und mir ist nun Jammer und peinlichste Sehnsuchtsglut geblieben. Nie hat jemand gleich mir geliebt, noch gleich mir solche Trennungsschmerzen empfunden. Zu wem soll ich meine Zuflucht nehmen, seit ich sie verloren, sie waren mein Trost in jedem Unglück. Aber ich will bei unserer Wiedervereinigung mich freuen! Die Erde will ich, Gott dankend, küssen und dem Freudenboten mein Herz schenken.«

Als der Alte diese Verse hörte, dachte er wohl, daß Hasan von seinem Vorhaben nicht ablassen und jeder Gefahr trotzen würde. Indessen sagte er ihm doch noch: »Wisse, mein Sohn, die Inseln Wak-Wak bestehen aus sieben Inseln; auf den ersten sechs befinden sich mächtige Scharen von Jungfrauen, die letzte aber ist von Geniert, Teufeln, abtrünnigen Geistern und Zauberern bewohnt, und bisher ist noch nie jemand zu ihnen gelangt und wieder zurückgekehrt. Drum beschwöre ich dich bei Gott, mein Sohn, reise wieder zu den Deinigen zurück, denn deine Gattin ist die Tochter des Königs der sieben Inseln; wie willst du zu ihr kommen? Gehorche mir, mein Sohn, vielleicht gibt dir Gott eine bessere statt ihrer.« Aber Hasan erwiderte: »Bei Gott, mein Herr, wenn man mich in Stücke zerrisse, würde ich sie doch nur immer mehr lieben; ich will nach diesen Inseln gehen und nicht anders als mit meiner Gattin und meinen Kindern umkehren, so Gott will.« Der Alte fragte zum letztenmal: »Willst du durchaus dahingehen?« Hasan, dessen Herz daran hing, das Pferd zu besteigen, antwortete: »Ja, ich bitte dich um deine Hilfe und dein Gebet für mich, vielleicht wird mich Gott wieder mit den Meinigen vereinen.« Er weinte dann vor heftigem Verlangen und sprach folgende Verse:

 

»Nur nach euch, Beste unter den Sterblichen, geht mein Verlangen, ihr seid mir wie mein Gesicht und Gehör. Ihr thront in meinem Herzen, das ist eure Wohnung, und verlaßt ihr sie, so bin ich trostlos. Glaubt nicht, daß ich eure Liebe entbehren kann, so unglücklich sie mich Armen auch gemacht. Mit euch entfloh auch alle meine Freude, und das Wachen wurde mir süßer als der Schlaf. Mit meinen Trennungsschmerzen sehe ich die ganze Nacht nach den Sternen hin, weine so viele Tränen, daß sie einem Regen gleichen. O Nacht, wie lange scheinst du dem von Liebe entbrannten Unglücklichen, der stets nach dem Mond und den Sternen blickt! Wenn du, o Wind, durch das Tal wehest, in welchem sie lagern, so bringe ihnen meinen Gruß – denn kurz ist das Leben – schildere ihnen einen Teil meiner Leiden, denn die Teuren sind ohne Nachricht von mir.«

Hasan fiel in Ohnmacht, als er diese Verse rezitiert hatte, und als er wieder zu sich kam, sagte ihm der Alte: »Mein Sohn, du hast eine Mutter, laß sie die Schmerzen deines Untergangs nicht empfinden!« Hasan schwor nochmals, er würde nie ohne seine Gattin und Kinder zurückkehren, lieber wolle er sterben. Weinend sprach er noch folgende Verse:

»Ich schwöre euch, die Zeit der Trennung hat nichts an meiner Liebe geändert, ich gehöre nicht zu denen, die dem Liebesbund treulos werden. Ich fühle so viel Liebe, daß, wenn ich sie schildern wollte, man mich für rasend halten würde. Nichts als Seufzer, Blut, Trauer und Sehnsucht: wie kann man in solchem Zustand länger leben.«

Es sagt der Erzähler dieser wunderbaren und entzückenden Geschichte – während wir alle für unsern geliebten Herrn Mohammed, den Herrn des Mantels und des Zepters, und für seine Familie und seine Gefährten, die Reinen, beten – als Hasan diese Verse vollendet hatte, wußte nun der Alte ganz bestimmt, daß er entschlossen sei, lieber zu sterben, als sein Vorhaben aufzugeben; er wünschte ihm Glück zur Reise, empfahl ihm noch einmal, was er tun sollte und überreichte ihm den Brief, indem er ihm sagte, er habe ihn in diesem Brief dem alten Sohn der Balkis, Enkel des verruchten Iblis, seinem Lehrer und Meister, empfohlen, dem Menschen und Genien ergeben sind. Hasan nahm dann Abschied und ließ dem Pferd die Zügel, und es flog mit ihm schneller als der Blitz zehn Tage lang fort. Da sah Hasan einen großen Berg, schwarz wie die Nacht, der den ganzen Horizont von Osten bis Westen einnahm. Als er in die Nähe des Berges kam, fing sein Pferd an, unter ihm zu wiehern. Da kam eine unzählbare Menge Pferde, so viel als Regentropfen, herbeigeströmt, die an seinem Pferd herumstrichen, so daß Hasan sich sehr fürchtete. Aber sein Pferd ging immer weiter, von den übrigen umgeben, bis es an die Höhle kam, die ihm der Alte beschrieben hatte. Hasan stieg vor der Tür ab und hing die Zügel um den Sattelknopf; das Pferd trat in die Höhle, und Hasan blieb außen stehen, nachdenkend, wie das wohl enden würde. So brachte er fünf Tage und fünf Nächte weinend, traurig und schlaflos zu. Er dachte an seine Entfernung von seiner Heimat und allen Seinigen und machte sich tausenderlei Gedanken. Er sprach dann folgende Verse:

»Wie lang soll ich mein Herz pflegen, das zerfließt, und meine Augen, die stets Tränen vergießen? Nichts als Trennung, Trauer, Sehnsucht, Einsamkeit, Heimweh und mächtige Liebe. Hat aber auch meine Liebe mich ins Verderben gestürzt, welchen Edlen verschont je das Geschick?«

Als Hasan diese Verse vollendet hatte, kam der Scheich Abu Risch, der schwarzgekleidete Sohn der Balkis, zu ihm; sobald dieser ihn sah und der ihm gemachten Schilderung nach erkannte, warf er sich ihm zu Füßen, legte den Saum seines Kleides auf seinen Kopf und weinte und jammerte. Der Alte fragte ihn: »Was ist dein Verlangen, mein Sohn?« Hasan antwortete: »Es ist in diesem Brief ausgedrückt«, und überreichte ihm das Schreiben. Der Alte nahm es ihm ab, sprach kein Wort und ging wieder in die Höhle zurück. Hasan blieb, wie ihm befohlen worden, an der Tür stehen und weinte fünf Tage lang und war sehr betrübt über seine Einsamkeit und rezitierte folgende Verse:

»Gepriesen sei der Herr des Himmels, jeder Liebende lebt in Qual, wer die Liebe nicht kostet, kennt den Schmerz nicht. Könnte ich meine Tränen sammeln, so würde ich Ströme von Blut vor mir sehen. Mancher Freund wendet sich von mir ab, und neigt er sich mir zu, so tadelt er mich, wenn ich von meinen Tränen spreche. Aber Vögel weinen über meine Einsamkeit und wilde Tiere der Wüste, Genien, welche auf Bergen hausen, weinen und alle Bewohner der Luft.«

Hasan weinte dann, bis der Morgen anbrach, da kehrte endlich der Alte weiß gekleidet zurück und gab ihm ein Zeichen, daß er ihm folge; Hasan ging freudig mit ihm in die Höhle, denn schon ahnte er, daß sein Verlangen in Erfüllung gehen würde. Nach einer halben Tagesreise kamen sie an eine gewölbte, mit Edelsteinen besetzte Tür von Stahl, mit Edelsteinen beschlagen. Der Alte öffnete und ging mit Hasan hinein. Da kamen sie durch sieben gewölbte Gänge und Zimmer mit goldverzierten Steinen; dann traten sie in einen großen Saal mit Marmor belegt, in dessen Mitte ein Garten war, mit allerlei Bäumen, Blumen und Früchten bepflanzt, die Vögel sangen auf den Bäumen und priesen die Macht des Schöpfers. In jeder Ecke des Saales war ein Springbrunnen angebracht mit goldenen Löwen, aus deren Mund Wasser hervorquoll. Auf jeder Seite des Saales war ein erhöhter Platz mit einem Divan, auf dem ein Scheich saß mit vielen Büchern und goldenen Rauchpfannen und Weihrauch vor sich, und um jeden dieser Scheichs bildete sich ein Kreis von anderen Männern, die in den Büchern lasen. Hasan und sein Führer wurden ehrerbietig empfangen, und dieser gab den Scheichs ein Zeichen, daß sie ihre Umgebung entlassen möchten. Als dies geschehen war, setzten sich drei Scheichs zu Abu Risch und fragten ihn, wen er bei ihnen einführe. Dieser sagte hierauf zu Hasan: »Erzähle du ihnen selbst deine Geschichte von Anfang bis zu Ende.« Hasan erzählte weinend alles, was ihm widerfahren. Als er zu Ende war, sagten die Männer: »Ist der es also, den der Magier Bahram in einer Kamelhaut von Adlern auf den Wolkenberg bringen ließ?« – »Ich bin derselbe«, wiederholte Hasan. Sie wendeten sich dann an den Führer mit den Worten: »O Oberster aller Scheichs! wie ist er vom Berg heruntergekommen, auf den ihn Bahram gebracht, und was hat er auf demselben gesehen?« Abu Risch sagte wieder zu Hasan: »Gieb diesen Scheichs Auskunft über alles, was du weißt.« Als dies geschehen war, sagten die Scheichs, über Hasans Erzählung erstaunt, zu ihrem Meister: »Bei Gott, dieser junge Mann ist zu bedauern, kannst du ihm nicht beistehen, daß er wieder zu seiner Gattin und seinen Kindern gelange?« Der Meister antwortete: »Das ist eine schwere Sache, ich habe ihm geraten, davon abzulassen, er hat aber meinen Rat nicht angenommen. Ihr wißt ja, wie schwer es ist, nach den Inseln Wak-Wak zu gelangen, ihr kennt ja die Macht des Beherrschers dieser Inseln; auch habe ich ihm geschworen, daß ich nie sein Land betreten, noch irgend etwas gegen ihn unternehmen wollte; wie kann ich ihn daher zur Prinzessin bringen?« Da sagten die Scheichs: »O Meister! dieser Mann ist unglücklich und will sich gern in jede Gefahr begeben, du mußt ihm helfen, da er dir einen Brief von deinem Freund gebracht hat.« Hasan küßte dem Meister die Füße, legte den Saum seines Kleides auf sein Haupt und rief schluchzend: »O Meister! vereinige mich mit meiner Gattin und meinen Kindern oder laß mich sterben!« Die Scheichs, welche an Hasans Schicksal den innigsten Anteil nahmen, sagten zu ihrem Meister: »O Herr! verscherze den himmlischen Lohn nicht, den du dir durch die Rettung dieses Fremdlings zuziehen kannst; überdies ist er dir ja auch von deinem Freund empfohlen. « – »Nun, so wollen wir ihm beistehen und, so Gott will, alle unsere Kräfte für ihn anwenden«, rief endlich Abu Risch. Als Hasan diese Worte hörte, küßte er voller Freude dem Meister und den übrigen Scheichs die Füße. Der Meister nahm hierauf Tinte und Papier und schrieb einen Brief, versiegelte ihn und überreichte ihn Hasan. Auch gab er ihm ein ledernes Beutelchen mit Weihrauch und sagte: »Gib wohl acht auf dieses Beutelchen, und wenn du in der Not bist, so nimm ein wenig Weihrauch heraus, gedenke mein und ich erscheine zu deiner Rettung.« Er befahl dann einem der Anwesenden, den fliegenden Genius Dahnesch herbeizuschaffen; diesen ließ der Meister nahe treten, sagte ihm etwas ins Ohr, worauf Dahnesch den Kopf schüttelte und sagte: »Ich gehorche, Meister!« Dann wendete sich dieser zu Hasan und sagte ihm: »Mein Sohn, reise mit diesem fliegenden Geist, und wenn er dich gen Himmel hebt und du hörst, wie die Engel Gott preisen, so sprich kein Wort, sonst geht ihr beide zugrunde. Am zweiten Tag deiner Reise wird er dich auf ein weißes Land, wie Kampfer, niedersetzen, auf dem du zehn Tage lang zu wandern hast, bis du vor das Tor einer Stadt kommst, in der du einkehren mußt. Du fragst dann nach dem König, und wenn du zu ihm gelangst, so grüße ihn und überreiche ihm diesen Brief und merke dir wohl die Befehle dieses Königs.« Hasan versprach zu gehorchen, nahm Abschied von den Scheichs, die ihn noch einmal dem Geist empfahlen, und dieser nahm ihn auf den linken Arm und flog einen Tag und eine Nacht so hoch mit ihm in die Luft, daß er die Lobpreisungen der Engel hörte. Am folgenden Morgen setzte er ihn auf ein weißes Land und verschwand wieder.