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Tausend Und Eine Nacht

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Als Hasan so gesprochen, ohne daß sie ihm geantwortet, wurde an die Tür des Schlosses geklopft; Hasan ging, um zu sehen, wer draußen sei, und siehe, es waren die Mädchen, welche von der Jagd zurückkehrten. Hasan ging ihnen freudig entgegen, auch sie freuten sich sehr und wünschten ihm Glück zu seiner Wiedergenesung. Sie stiegen von ihren Pferden ab, und nachdem sie sich in ihren Gemächern umgekleidet hatten, ließen sie den Ertrag der Jagd herbeibringen, um einiges schlachten, anderes im Schloßhof herumlaufen zu lassen. Hasan nahm eine Schürze vor, um einiges zu schlachten, das noch auf Mittag gekocht werden sollte, und die Mädchen freuten sich, ihn in ihrer Mitte zu sehen. Hasan ging nun zur Ältesten und küßte ihr Haupt, dann auch zu den übrigen und küßte eine nach der andern. Sie sagten: »Laß doch, o Bruder, das sind wir dir schuldig, du bist gewiß vornehmer, als wir.« Da weinte und seufzte er. Die Mädchen fragten: »Was hast du? Warum weinst du und betrübst uns so durch deinen Kummer? Wenn du Heimweh hast, so wollen wir dich mit dem Nötigen ausstatten und du kannst in deine Heimat zu deiner Mutter zurückkehren.« Er sagte: »Bei Gott, ich habe keine Lust, euch zu verlassen.« Da sagten sie: »Warum bist du denn so niedergeschlagen?« Hasan schämte sich, ihnen etwas von der Prinzessin zu sagen, auch befürchtete er ihre Einreden.

Als er daher schwieg, sagte seine Freundin zu ihren Schwestern: »Er hat einen Vogel in der Luft gefangen, und ihr sollt ihm helfen, ihn zu verzehren.« Sie sagten alle: »Wir sind bereit, dir in allem beizustehen, erzähle uns nur deine Geschichte.« Hasan sagte seiner Freundin: »Erzähle du sie ihnen, denn ich schäme mich.« Als diese hierauf ihren Schwestern Hasans Abenteuer erzählte, und Hasan ihre Reize geschildert hatte, wünschten sie zu ihr geführt zu werden. Hasan ging vor ihnen her und öffnete die Tür seines Zimmers. Sobald sie diese schöne Prinzessin sahen, küßten sie die Erde vor ihr und bewunderten ihre herrliche Gestalt und ihre Reize, grüßten sie und sagten ihr: »O Prinzessin, wir schwören dir, daß wir von allem, was mit dir geschehen ist, nichts wußten; hat sich dir Hasan etwa auf eine unanständige Weise genähert?« Sie antwortete: »Nein!« – »Bei Gott«, fuhren sie fort, »wenn er das getan hätte, so wäre ihm der Tod aus unserer Hand sicher gewesen. Doch es ist natürlich, daß Männer Frauen lieben, und diese sind ja nur für jene geschaffen; hat er doch bei seiner heftigen Liebe nichts Unerlaubtes begehrt. Wüßten wir, daß Mädchen ohne Männer leben könnten, so würden wir ihn von seinem Begehren abzuhalten suchen; oder wüßten wir nicht, daß er das Federngewand verbrannt hat, so würden wir es ihm nehmen.« Dann befreundete sich eines der Mädchen ganz besonders mit ihr, gewann ihr Vertrauen und erlangte bald ihre Einwilligung, sie mit Hasan zu verloben. Das Brautpaar gab sich die Hand und der Hochzeitstag wurde mit vielen Festlichkeiten begangen. Als Hasan sich des Abends am Ziel seiner Wünsche sah, sprach er im Taumel der Liebe folgende Verse:

»Dein Wuchs hat mich bezaubert, dein weites Auge und dein Gesicht, das im Schönheitswasser perlt. Ich erblicke in dir die reizendste Gestalt. Die Hälfte deines Leibes ist von Rubinen, ein Dritteil von Diamanten, ein Fünftel von Moschus, ein Sechstel von Ambra, und du gleichst ganz einer Perle, bist nur noch strahlender. Weder unter Evas Nachkommen, noch in den Gärten der Ewigkeit ist eine vortrefflicher, als du! Es steht nun bei dir, ob du deinen Sklaven vor Liebe töten, oder ihm verzeihen willst. O Zierat der Welt, o mein höchstes Verlangen, wer kann mit Ruhe dein schönes Gesicht sehen?«

Die Mädchen, welche vor der Türe standen, als Hasan diese Verse rezitierte, sagten zur Prinzessin: »Hörst du die Worte der Liebe und tadelst uns noch?« Hasan rezitierte hierauf noch tausend andere Verse, welche die Prinzessin sehr entzückten. Vierzig Tage vergingen in allerlei Belustigungen und Festen, bei welchen Hasan von den Mädchen auf alle Weise erfreut und beschenkt wurde.

Die Prinzessin war vollkommen getröstet und fand so viel Wohlgefallen an diesem Aufenthalt, daß sie die Ihrigen ganz vergaß. Nach vierzig Tagen erschien Hasan im Traum seine Mutter, um ihn trauernd, ganz mager und blaß und entstellt, und sagte ihm: »Mein Sohn Hasan, du lebst noch in dieser Welt und hast mich vergessen? Mein Sohn, sieh, wie ich durch deine Trennung geworden bin; ich werde dich nie vergessen, bis zum Tod. Auch habe ich dein Grab in meinem Haus gebaut, weil ich dich nie vergessen will. Mein Sohn, wird mein Auge dich je wiedersehen? Werden wir, wie früher, vereinigt leben?« Bei diesen Worten erwachte Hasan, mit tränenden Augen, traurig und niedergeschlagen. Als des Morgens die Mädchen wie gewöhnlich ihn besuchten, sah er sie gar nicht an und ging ihnen nicht entgegen. Sie fragten die Prinzessin, was ihm fehle? Diese antwortete: »Bei Gott, ich weiß nicht, er hat mir nichts gesagt.«

Als sie dann dem Verlangen ihrer Freundinnen gemäß ihn fragte, erzählte er ihr seinen Traum, den sie den Mädchen wieder erzählte. Hasan sprach vor Wehmut und Mitleid mit seiner Mutter folgende Verse:

»Wir bleiben betrübt und verzweifelt, denn wir suchen deine Nähe und finden sie nicht, die Qualen der Leidenschaft stürmen über uns und das Liebesglück lastet schwer auf uns.«

Als die Mädchen diese Verse hörten, weinten sie aus Mitleid mit ihm und sagten ihm: »O unser Bruder, o Hasan! Niemand von uns wird dich abhalten wollen, deine Mutter zu besuchen, wir werden dir vielmehr noch mit allen unsern Kräften beistehen; doch unter der Bedingung, daß du dich nicht auf immer von uns trennst, sondern uns zweimal im Jahre besuchst.« Als Hasan hierzu recht gern einwilligte, machten sich die Mädchen auf und sorgten für seinen Proviant, sowie auch für allerlei kostbare Stoffe und Edelsteine für ihn und seine Gemahlin. Dann schlugen sie die Trommel, es kamen Kamele von allen Seiten her, aus denen sie die besten, die sie zur Reise brauchten, herauswählten; auch beluden sie fünf Maulesel mit verschiedenem Schmuck und Seltenheiten des Landes, und fünfundzwanzig mit Lebensmitteln und anderen Kleinigkeiten.

Die Mädchen bestiegen dann ihre Pferde und begleiteten die Prinzessin und Hasan drei Tage lang. Dann schwor Hasan, sie möchten jetzt zurückkehren, worauf sie Abschied nahmen. Hasans Freundin weinte heftig, als sie ihn umarmte, und fiel in Ohnmacht. Als sie wieder zu sich kam, sprach sie folgende Verse:

»Gäbe es doch keinen Trennungstag, denn er verscheucht den Schlaf aus den Augen! Wir müssen nun voneinander scheiden, und auf den Tag des Glücks folgt ein Schmerzenstag.«

Sie beschwor ihn dann noch einmal, wenn er seine Mutter gesehen und einige Zeit in der Heimat zugebracht habe, doch ja nicht zu unterlassen, sie wieder zu besuchen. »O meine Schwester, Seele meines Körpers!« rief Hasan, »ich gehe ja sehr ungern von hier fort, und tu es nur, um meine Mutter wiederzusehen; mein Geist bleibt bei euch, wie sollte ich euch vergessen und eure Entfernung mit Gleichgültigkeit tragen!« Dann sagte sie ihm: »Wenn du in Not und Gefahr bist, so schlage auf die Trommel des Juden, die Kamele werden zu dir kommen, besteige sie sogleich und kehre zu uns zurück.« Nachdem er nochmals geschworen, daß er wiederkehren werde, schieden sie endlich voneinander mit innigstem Bedauern, und besonders die jüngste Schwester konnte sich gar nicht fassen und hörte nicht auf zu weinen.

Hasan reiste indessen Tag und Nacht, durch Wüsten und Einöden, und rauhe Gegenden und Täler, bis ihn Gott glücklich nach Baßrah gelangen ließ. Als er an sein Haus kam, legte er seine Ladung vor die Türe und entließ die Kamele. Eben wollte er die Tür öffnen, da hörte er, wie seine Mutter mit schwacher, kläglicher Stimmt folgende Verse rezitierte:

»Wie kann die schlafen, welche die Ruhe verloren, die Nächte durchwacht, wenn andere schlummern? Sie war reich an Gütern, Familie und Ruhm, ist aber jetzt fremd und verlassen. Der Liebesgram hat sich ihrer bemächtigt, und offenbart, was sie leidet, trotz ihrer Fassung. Feurige Kohlen und Seufzer sind in ihrem Herzen und die heftigste Sehnsucht. Ihr Schicksal in der Liebe verkündet ihren Schmerz und ihre Trauer, und ihre Tränen bezeugen es.«

Als Hasans Mutter die Verse, welche ihren Sohn tief erschütterten, vollendet hatte, klopfte er heftig an die Tür. Sie fragte: »Wer ist da?« und Hasan antwortete: »Öffne nur!« Sie öffnete die Thüre, und als sie ihren Sohn vor sich sah, stieß sie einen Schrei aus, umarmte ihn und fiel in Ohnmacht. Hasan pflegte sie, bis sie wieder zu sich kam, dann umarmte er sie, führte sie ins Zimmer und ließ auch sein Gepäck hineinbringen, und die Prinzessin sah bald Hasan, bald seine Mutter an. Hasans Mutter rezitierte, als sie wieder zu sich kam, in ihrer Freude über die Ankunft ihres Sohnes, folgende Verse:

»Als wir uns wiederfanden, klagten wir einander einen Teil unserer Leiden, denn durch einen Boten bleibt jede Mitteilung unvollständig; gemietete Klageweiber weinen nicht wie selbstbetrübte, so könnte auch kein Bote dir sagen, was ich selbst fühlte.«

Dann setzten sie sich und die Alte fragte Hasan, wie es ihm mit dem Perser gegangen. Er antwortete: »Es war kein Perser, sondern ein Magier, einer, der das Feuer und nicht den allmächtigen Herrn anbetet.« Er erzählte ihr dann, wie er von ihm behandelt worden, wie er ihm entkommen und die Mädchen gefunden habe, sodann, wie er die Prinzessin gefangen, und zuletzt, wie er seine Mutter im Traum gesehen, wodurch ihn endlich Gott wieder mit ihr vereinigt. Seine Geschichte erstaunte sie sehr und sie dankte Gott für seine Rettung. Begierig wandte sie sich dann nach dem Gepäck, das Hasan mitgebracht hatte, und ließ sich beschreiben, worin es bestehe. Endlich näherte sie sich auch der Prinzessin, um sie näher kennenzulernen, und sie bewunderte die Schönheit ihres Gesichts nicht weniger, als ihren herrlichen Wuchs und anmutiges Wesen. Noch einmal dankte sie Gott für die Rettung und glückliche Rückkehr des Sohnes, setzte sich an die Seite der Prinzessin, küßte ihr die Hände und Stirn und gab ihr die freundlichsten Worte.

 

Am folgenden Morgen ging sie nach dem Bazar und kaufte ihr zehn Paar Kleider von den kostbarsten Stoffen der Stadt, schenkte ihr auch andere Kleinodien. Nachdem sie auch manches zur Hauseinrichtung sich angeschafft hatte, sagte sie zu ihrem Sohn: »Mein Sohn! wir können mit unserm vielen Geld nicht in dieser Stadt wohnen bleiben, denn du weißt, daß wir arm waren, die Leute werden uns daher als Chemiker (Zauberer) ansehen und uns nicht in Ruhe lassen; laß uns daher lieber in die Friedensstadt nach Bagdad ziehen; dort, wo wir unter dem Schutz des Kalifen leben, errichtest du ein Handelsgeschäft, führst dabei einen frommen Lebenswandel, wie es einem Mann ziemt, dem Gott ein so großes Vermögen geschenkt und den er auf eine so wunderbare Weise erhalten hat.« Hasan stimmte diesem Rat bei, ging sogleich an den Tigris und mietete ein Schiff nach Bagdad, ließ all sein Geld und seine Habe, seine Mutter und seine Gemahlin dahin bringen, verkaufte sein Haus, bestieg das Schiff und segelte in zehn Tagen mit günstigem Wind nach Bagdad. Sobald sie ankamen, ging Hasan in die Stadt und mietete ein Magazin in einem Chan, wohin er sein Gepäck und seine Leute brachte, um dort zu übernachten. Am folgenden Morgen kleidete er sich um, ging durch die Stadt und ließ sich zu einem Makler führen. Der Makler fragte ihn, was er von ihm wolle. »Ich will ein schönes, neues, geräumiges Haus kaufen«, erwiderte Hasan. Der Makler zeigte ihm die Häuser, die er feil wußte, und Hasan, dem ein Haus, das einem Vezier gehört hatte, am besten unter allen gefiel, kaufte es für 1050 Dinare, obgleich es 10.000 Dinare wert war, und bezahlte es. Er kehrte dann in den Chan zurück und brachte seine Leute und alles, was er dort hatte, in sein neugebautes Haus. Hierauf ging er wieder auf den Bazar und kaufte die nötigen Mobilien für das Haus und Sklaven zu seiner Bedienung.

Hasan lebte drei Jahre lang recht vergnügt mit seiner Frau, die ihm zwei Knaben gebar; den einen nannte er Naßir und den anderen Manßur. Nach dieser Zeit sehnte er sich nach seinen Freundinnen, den Mädchen, die ihm so viel Gutes erwiesen; er ging daher aus und kaufte allerlei Dinge, die er bei ihnen vermißt hatte: Süßigkeiten, Kleidungsstücke, Zucker, Früchte u.s.w., und brachte es nach Hause. Als seine Mutter ihn fragte, wozu er dies gekauft, sagte er: »Ich habe beschlossen, meine Schwestern zu besuchen, die mir so viele Wohltaten erzeigt und denen ich nebst Gott mein ganzes Glück zu verdanken habe; ich will meine Sehnsucht nach ihnen stillen, mich dankbar gegen sie zeigen, und, so Gott will, kehre ich bald wieder zurück.« Die Mutter bat ihren Sohn, nicht lange wegzubleiben. Hasan sagte seiner Mutter, wie sie sich gegen seine Gattin verhalten sollte, und bat sie, das Federnkleid, das er in einer Kiste unter dem Magazine verborgen hatte, wohl zu verwahren, daß seine Frau es nicht entdecke und mit ihren Kindern davongehe und nie wiederkehre. »Hüte dich«, sagte er, »mit irgend jemanden davon zu sprechen, denn wie leicht könnte es ihr wieder zu Ohren kommen. Du weißt, daß sie die Tochter eines großen Königs ist, der viele Truppen und Verbündete hat, und dem viele Priester und Wahrsager gehorchen. Erweise ihr alle möglichen Liebesdienste, aber lasse sie durch keine Tür, durch kein Fenster und durch keine Wand sehen. Auch lasse niemanden zu ihr kommen, denn ich fürchte sogar die Luft, die sie anweht. Stößt ihr durch deine Vernachlässigung ein Unglück zu, so töte ich mich vor Verzweiflung, schone aber auch dein Leben nicht.« – »Gott bewahre!« rief Hasans Mutter; bin ich denn von Sinnen, daß du mir derartiges anzuempfehlen brauchst? Reise nur ruhig fort und kehre in Frieden wieder, du wirst sie wiedersehen, und sie wird dir selbst erzählen, wie ich mich gegen sie benommen habe; ich bitte dich nur, bleibe nicht länger aus, als du zur Reise brauchst.«

Nun wollte die Bestimmung, daß die Prinzessin die ganze Rede unbemerkt mit anhörte. Hasan ging zur Stadt hinaus, schlug die Trommel, und es kamen zwanzig Kamele, die er mit allerlei Kostbarkeiten aus Irak belud. Er sagte dann seiner Mutter, seiner Frau und seinen Kindern, von denen das eine zwei Jahre und das andere ein Jahr alt war, Lebewohl. Noch einmal schärfte er seiner Mutter ein, wie sie sich verhalten sollte, dann bestieg er sein Pferd und schlug den Weg nach dem Schloß seiner Schwestern ein. Er reiste Tag und Nacht durch Täler und Berge und Wüsten zehn Tage lang, bis er endlich zu dem Schloß gelangte.

Hasans Besuch überraschte seine Freundinnen sehr angenehm, und nicht minder erfreut waren sie, als sie die kostbaren Geschenke sahen, die ihnen Hasan aus seiner Heimat mitgebracht hatte. Nach der herzlichsten Bewillkommnung führten sie Hasan wieder in sein altes Zimmer und erkundigten sich nach seiner Mutter und Gemahlin. Die jüngste Schwester, seine Freundin, war so glücklich, ihn wieder zu sehen, daß sie in ihrer Freude folgende Verse sprach:

»Ich atme die Luft ein, die von deinem Land herweht und des Morgens an dir vorüberstreifte. Ich frage den Wind nach dir, so oft er aus deiner Heimat kommt; außer dir aber fällt mir niemand ein.«

Hasan brachte drei Monate höchst vergnügt bei seinen Freundinnen zu, inzwischen ereignete sich folgendes in seinem Haus:

Am ersten Tag nach seiner Abreise sagte die Prinzessin mit weinender Stimme zu seiner Mutter: »O Herrin! ich bin nun schon drei Jahre hier und noch bin ich in kein Bad gekommen.« Hasans Mutter antwortete: »O meine Gebieterin, o Prinzessin! so Gott will, wenn dein Gemahl kommt, werde ich ihn bewegen, daß er dir nach Wunsch ein Bad einrichten lasse.« Sie setzte dann noch, als die Prinzessin weinte, hinzu: »O meine Tochter! weißt du nicht, daß wir hier fremd sind und keine Bekannten haben, daß ich daher sehr um dich besorgt sein muß; wäre dein Mann hier, so würde er dich selbst bedienen, so aber will ich dir Wasser wärmen und deinen Kopf waschen.« – »Teure Gebieterin«, versetzte die Prinzessin, »sprächest du so zu einer deiner Sklavinnen, so würde sie nach dem Sklavenmarkt verlangen und nicht länger bei dir bleiben. Doch die Männer sind zu entschuldigen, die sind eifersüchtig und ihr Verstand sagt ihnen, daß, sobald eine Frau ihr Haus verläßt, sie alles Schlimme begeht. Indessen sind nicht alle Frauen einander gleich; auch weißt du ja, daß wenn eine Frau etwas ernstlich will, sie unbesiegbar ist, und daß sie nur von ihrer Vernunft und ihrem Glauben sich leiten läßt.«

Die Prinzessin weinte dann und seufzte und jammerte über ihre Einsamkeit und Trennung von den Ihrigen solange, bis Hasans Mutter, die nichts gegen ihre Klagen einzuwenden hatte, sie bemitleidete und, sich in den Willen des erhabenen Gottes fügend, alles, was man zum Bad braucht, zusammenpackte und am folgenden Morgen mit der Prinzessin und ihren Kindern ins Bad ging. Als sie sich entkleideten, erstaunten alle anwesenden Frauen über die Reize der Prinzessin, alle standen um sie herum und bewunderten das edle Geschöpf Gottes und priesen den erhabenen Schöpfer. Bald sprach man in der ganzen Stadt so viel von ihr, daß die Frauen scharenweise ins Bad kamen, um sie zu sehen. Nun wollte die Bestimmung, daß unter den vielen Frauen, welche das Bad besuchten, auch eine Sklavin des Kalifen Harun Arraschid sich befand, welche Tochfat (Geschenk) hieß. Als diese ein Gedränge im Bad sah, daß man gar nicht durchkommen konnte, und vernahm, daß es einer Fremden willen geschah, näherte sie sich ihr, und auch sie bewunderte ihre Schönheit, denn so schön wie sie hatte selbst der Kalif kein Mädchen in seinem Harem. Tochfat fand so viel Wohlgefallen an der Prinzessin, daß sie nicht daran dachte, sich zu baden, sondern sie immerfort anstaunte, bis sie ganz gewaschen war und sich wieder ankleidete, wodurch ihre Reize noch erhöht wurden. Tochfat folgte ihr auch, als sie mit ihrer Schwiegermutter das Bad verließ, bis an ihr Haus und merkte es sich.

Als Tochfat ins Schloß des Kalifen zur Frau Subeida kam, fragte sie diese, warum sie solange ausgeblieben. Tochfat antwortete: »O meine Herrin, ich habe etwas Wundervolles gesehen, desgleichen ich nie, weder in diesem Schloß, noch in der ganzen Stadt Bagdad gefunden; das hat mich so beschäftigt und sich so ganz meiner Sinne bemächtigt, daß ich, bei deinem Haupte! mich nicht einmal gewaschen und nicht einmal einen Tropfen Wasser berührt habe.« Subeida fragte: »Und was war es denn?« – »O meine Herrin«, antwortete Tochfat, »ich habe ein Frauenzimmer im Bad gesehen mit zwei Kindern wie der Mond, ihresgleichen hat man nie, weder unter den Persern, noch unter den Türken, noch unter den Arabern gesehen. Bei deiner Huld, o Gebieterin! wenn der Kalif sie sieht, läßt er ihren Mann umbringen, um sie zu heiraten, und dann wird er gewiß an allen anderen Frauen keine Freude mehr haben.« Subeida fragte: »Wer ist denn ihr Gemahl?« – »Er heißt Hasan aus Baßrah«, antwortete Tochfat; »ich bin ihr bis an ihr Haus gefolgt, es gehörte dem Vezier und hat zwei Tore, eins nach dem Fluß und eins nach der Stadt; ich fürchte, der Kalif möchte von ihr hören und trotz des Gesetzes ihren Mann umbringen lassen, um in ihren Besitz zu kommen.« Da sagte die Frau Subeida: »Wehe dir, o Tochfat, ist sie denn so schön, daß der Fürst der Gläubigen um ihretwillen seinem Glauben und dem Gesetz zuwiderhandeln wird? Bei Gott, die muß ich sehen, ist sie so, wie du sie geschildert, gut, wo nicht, so laß ich dir den Kopf abschlagen, du Verdammte! Hat nicht der Fürst der Gläubigen dreihundertundsechzig Mädchen in seinem Schloß, so viel als Tage im Jahr, und nicht eine sollte ihr gleichkommen?« – »Nein«, erwiderte Tochfat, »bei Gott! auch in ganz Bagdad, in ganz Persien und Deilam findet man ihresgleichen nicht, Gott hat gar keine mehr so wie sie geschaffen.« Hierauf ließ die Frau Subeida den Verschnittenen Masrur rufen und sagte ihm: »Weißt du wohl, Masrur, warum ich nach dir geschickt habe?« Er sagte: »Nein, bei deiner Gnade, meine Herrin!« – »Ich habe dich rufen lassen«, versetzte sie, »damit du mir das Frauenzimmer herbringst, das im Haus des Veziers wohnt, welches zwei Tore hat; geh schnell und bring auch die Alte und die Kinder mit, säume nur nicht, denn ich erwarte sie mit Ungeduld!« Mit den Worten: »Ich gehorche«, verließ sie Masrur, und ging sogleich nach dem Haus des Veziers und klopfte an die Tür. Hasans Mutter kam heraus und fragte: »Wer ist da?« Masrur antwortete: »Ein Diener des Kalifen.« Als sie ihm die Tür öffnete, begrüßte er sie, und auf ihre Frage, was er begehre, sagte er: »Die Frau Subeida, Tochter Kasems, Gemahlin Harun Arraschids, Abkömmlings Abbas, Onkel des Propheten (Gott sei ihm hold!), läßt dich und deine Schwiegertochter und ihre Kinder zu sich bitten. Die Frauen, die deine Schwiegertochter im Bad gesehen, haben ihr nämlich so viel von ihr erzählt, daß sie sie zu sehen wünscht.« – »O mein Herr Masrur!« rief die Alte, »wir sind hier fremd und ihr Gatte, der abwesend ist, hat mir streng verboten, mit seiner Frau auszugehen oder sie jemandem zu zeigen. Ich fürchte sehr, es möchte ihr was zustoßen, und wenn dann mein Sohn zurückkehrt, wird er sich umbringen. Ich erbitte mir als Wohltat, fordere nicht, was ich nicht gewähren kann.« – »O meine Gebieterin!« versetzte Masrur, »wüßte ich, daß dir irgend eine Gefahr droht, ich würde dich nicht zum Mitgehen auffordern; aber die Frau Subeida will euch nur sehen, dann könnt ihr wieder nach Hause gehen. Fürchte nicht, du möchtest es bereuen; ich werde, so Gott will, euch alle unversehrt zurückbringen.« Da die Mutter Hasans nicht widerstehen konnte, umschleierte sie die junge Frau und ging mit ihr und ihren Kindern vor Masrur nach dem Schloß des Kalifen. Masrur stellte sie der Frau Subeida vor, welche, sobald die Prinzessin sich vor ihr verbeugt hatte, ihr sagte: »Entschleiere dich doch, ich will das Gesicht sehen, das alle Frauen bezaubert hat.« Die Prinzessin küßte die Erde vor ihr und enthüllte ein Antlitz, das den Mond am Himmel beschämt. Gelobt sei der, der sie so beschaffen!

Die Frau Subeida und alle übrigen Anwesenden starrten sie mit Bewunderung an; ihr strahlendes Gesicht beleuchtete das ganze Schloß so, daß alle Frauen, die, wie Subeida selbst, in ihren kostbarsten Kleidern und mit dem reichsten Schmuck erschienen waren, ganz bezaubert wurden von ihrer Schönheit. Die Frau Subeida, welche auch das ganze Schloß hatte ausschmücken lassen, ging auf die Prinzessin zu, umarmte sie, ließ sie neben sich sitzen, hing ihr eine Halskette mit Diamanten um und sagte: »Du gefällst mir gar zu gut und machst mir viel Freude, o Herrin der Schönen! äußere nur einen Wunsch gegen mich, es soll dir nichts versagt werden!« – »Ich bitte dich, meine Herrin!« sagte die Prinzessin, »befiehl meiner Schwiegermutter, daß sie dir mein Federnkleid bringe, ich will es vor dir ankleiden, du sollst dann sehen, wie ich herumfliege und dir allerlei Spaß machen, worüber du dich wundem wirst, und wovon man sich von Geschlecht zu Geschlecht erzählen wird.« Die Frau Subeida fragte: »Wo ist dein Federnkleid?« – »Es ist bei meiner Schwiegermutter verborgenen,« versetzte die Prinzessin, »lasse dir es nur herbringen.« Die Frau Subeida beschwor die Alte bei ihrem Leben, ihr das Federnkleid zu holen, und versprach ihr, sie wolle ihr dasselbe wieder zurückgeben lassen. »Die Frau lügt«, erwiderte die Alte, »gibt es wohl einen Menschen, der Federn hat und fliegen kann?« Aber die Prinzessin sagte: »Bei deinem Leben, meine Herrin, es ist in ihrer Schatzkammer in einer Kiste verborgen.« Da nahm die Frau Subeida eine diamantene Kette von ihrem Hals und zog einen kostbaren Ring aus ihren Ohren und überreichte sie der Alten, indem sie zu ihr sagte: »Bei meinem Haupt, geh und hole ihr das Federngewand, daß wir uns eine Weile an ihr ergötzen, dann sollst du es wieder haben.« Als die Alte nochmals beteuerte, sie habe kein derartiges Kleid gesehen und wisse nicht, was sie meine, machte sich die Frau Subeida über sie her, schrie sie an, nahm ihr den Hausschlüssel, gab ihn Masrur mit dem Befehl, damit in ihr Haus zu gehen, die Tür ihrer Schatzkammer einzubrechen und darin so lang zu graben, bis er eine Kiste finde; diese sollte er aufbrechen und ihr alsbald bringen, was darin sei. Als Masrur mit den Schlüsseln fortging, folgte ihm die Alte traurig und bereute es, ihre Schwiegertochter ins Bad geführt zu haben, weil sie einsah, daß sie es nur aus Schlauheit gewünscht hatte. Sie öffnete selbst die Schatzkammer, und Masrur grub die Kiste hervor, nahm das Federnkleid heraus, legte es in ein Tuch und brachte es der Frau Subeida. Diese betrachtete es von allen Seiten und es gefiel ihr sehr, denn es war mit vieler Kunst gearbeitet. Sie fragte dann die Prinzessin: »Ist dies dein Federnkleid?« und als ihre Frage bejaht wurde, überreichte sie es ihr. Die Prinzessin freute sich sehr, als sie ihr Kleid noch fand, wie es war, sie entfaltete es, nahm ihre Kleider zu sich, umhüllte das Gewand und wurde nach des erhabenen Gottes Bestimmung wieder ein Vogel. Die Frau Subeida und alle Anwesenden waren höchst erstaunt, als die Prinzessin sich hin und her schwang, wie ein Vogel einherschritt und mit den Flügeln flatterte. Sie fragte mit klarer Zunge: »Gefällt euch dies?« Die Anwesenden antworteten: »O ja, Herrin der Schönen, was du machst, ist schön.« Da sagte sie: »Das ist aber noch schöner,« und breitete ihre Flügel aus und flog mit ihren Kindern auf die Kuppel des Schlosses und blieb auf dem Dach über dem Saal stehen. Voller Bewunderung riefen die Anwesenden abermals: »Bei Gott! was du tust, ist schön.« Die Prinzessin aber, die nach ihrer Heimat zurückfliegen wollte, sprach folgende an Hasan gerichtete Verse:

 

»Du, der du mich verlassen, um zu deinen Freundinnen zu eilen, der du bei ihnen recht vergnügt lebst und das Leben für klar und wolkenlos hältst, ich mußte allein, im Liebesnetze gefangen, zu Hause zurückbleiben und er flog davon. Er war im Besitz meines Kleides und glaubte mich ganz in seiner Gewalt zu haben. Er empfahl seiner Mutter, es wohl zu verwahren in einem verschlossenen Raum mitten im Haus. Doch ich hörte und merkte mir dies und freute mich sehr darüber. Darum wünschte ich ins Bad zu gehen, damit man von mir spreche, und so wurde ich auch in dieses Schloß geladen, in das wir mit Verwunderung eilten. Als man hier an mir Wohlgefallen fand, rief ich: O meine Herrin! o mein Herz! ich habe ein kostbares Federnkleid, ihr sollt Wunder sehen, wenn ich‘s anziehe, ihr werdet alle eure Sorgen darüber vergessen. Hierauf mußte Masrur es holen, und als er es eilig brachte, nahm ich es ihm ab und fand es noch unbeschädigt, ergriff meine Kinder und warf es um und flog auf die Terrasse des Schlosses. Nun sage ich dir, o Mutter Hasans, wenn Hasan zurückkehrt und mich noch liebt, so soll er schnell nachkommen.«

Als die Prinzessin diese Verse vollendet hatte, sagte Frau Subeida: »Komm jetzt wieder zu uns herunter, daß wir uns deiner Unterhaltung erfreuen, o Herrin der Schönheit. Gelobt sei Gott, der dir so viele Reize verliehen.« Aber sie antwortete: »Weit entfernt, die Vergangenheit kehrt nicht wieder!« Dann sagte sie, zur Alten sich wendend: »O Mutter des armen, traurigen Hasan! Bei Gott, es wird mir fern von dir unheimlich werden, was aber deinen Sohn betrifft, so sage ihm: wenn die Nächte der Trennung ihm lang scheinen, wenn er sich wieder mit mir vereinigen will, soll er zu mir auf die Inseln Wak-Wak kommen.« Kaum hatte sie diese Worte gesprochen, als sie mit ihren Kindern davonflog. Da schlug sich Hasans Mutter ins Gesicht und schrie und weinte, bis sie in Ohnmacht fiel. Als sie wieder zu sich kam sagte sie zu Frau Subeida: »Was hast du getan, o Herrin!« Diese antwortete: »Ich wußte nicht, daß es solche Folgen haben würde. Hättest du mir ihre Geschichte erzählt, und mich mit ihren Umständen bekannt gemacht, so wäre ich nicht auf meinem Wunsch bestanden; ich wußte ja nicht, daß sie fliegen kann, sonst hätte ich sie das Federnkleid nicht anziehen lassen, oder hätte sie die Kinder nicht zu sich nehmen lassen; doch jetzt hilft alles Gerede nichts mehr, ich bitte dich daher, mir darum nicht zu grollen.« Da die Alte sich nicht zu helfen wußte, sagte sie: »Ich spreche dich von jeder Schuld frei«, ging wieder nach Hause, schlug sich ins Gesicht, bis sie in Ohnmacht fiel und als sie wieder zu sich kam, sprach sie, voller Sehnsucht nach der Prinzessin, den Kindern und ihrem Sohne folgende Verse:

»Eure Entfernung von der Heimat entlockt mir bittere Tränen. Ich schreie laut wegen der Glut, welche die Trennungsschmerzen in mir angefacht, und die Tränen machen meine Augenlider wund. Das ist Trennung, gibt es eine Wiederkehr? Euer Scheiden hat mein Innerstes enthüllt. O, kehrtet ihr doch zur treuen Liebe wieder, dann würde sich die Zeit für mich verjüngen.«

Sie ließ dann drei Grabmäler in ihrem Haus bauen, und weinte darauf Tag und Nacht. Je länger die Abwesenheit ihres Sohnes dauerte, um so unruhiger wurde sie, und oft drückte sie ihre Gefühle durch folgende Verse aus:

»Dein Bild schwebt zwischen meinen Augenlidern, stets gedenke ich dein, wenn mein Herz pocht und wenn es ruht. Deine Liebe durchströmt alle meine Gebeine, wie der belebende Saft alle Früchte auf den Zweigen. An dem Tag, wo ich dich nicht sehe, wird meine Brust so beklommen; denn ich weiß nicht, wann ich dich wiederfinde. O du, dessen Liebe mein ganzes Herz erfüllt, so daß mein Wahnsinn noch größer als meine Liebe ist, fürchte den Allbarmherzigen, habe Mitleid mit mir und fühle die Brust, die eine rasende Glut verzehrt.«

So weinte die Alte immerfort, bis Hasan zurückkehrte. Dieser hatte den Mädchen gleich bei seiner Ankunft schwören müssen, daß er drei Monate bei ihnen zubringen wolle. Nach einem Monat versahen sie ihn mit Geld und Lebensmitteln, begleiteten ihn eine Strecke weit und nahmen ihm das Versprechen ab, daß er sie bald wieder besuchen werde. Dann nahm eine nach der anderen von ihm Abschied. Der jüngsten Schwester fiel die Trennung so schwer, daß sie in Ohnmacht fiel; Hasan drückte sie an sein Herz und küßte sie, bis sie wieder zu sich kam, dann sprach sie folgende Verse: