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Tausend Und Eine Nacht

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Geschichte des Hasan aus Baßrah und der Prinzessinnen von den Inseln Wak-Wak

Man erzählt nämlich: Es war in früheren Zeiten und längst verflossenen Äonen in der Stadt Baßrah ein wunderschöner und wohlgewachsener Jüngling. Man nannte ihn Hasan aus Baßrah; sein Vater war ein sehr reicher Kaufmann und hatte ihm bei seinem Tod viel Geld und Gärten hinterlassen, wovon Hasan und seine Mutter die einzigen Erben waren. Hasan fing nun an, ein geselliges Leben zu führen, besuchte Frauen und Jünglinge, gab viele Monate lang Mahlzeiten in seinen Gärten und kümmerte sich gar nicht mehr um den Handel, den sein Vater getrieben, sondern dachte nur daran, sein Vermögen zu genießen. Nach einiger Zeit verlor er sein ganzes Vermögen, er hatte schon alle Güter seines Vaters verkauft und es blieb ihm gar nichts mehr übrig, weder wenig noch viel, und keiner seiner Freunde wollte ihn mehr kennen. Er und seine Mutter hungerten drei Tage lang zu Hause. Er ging dann aus, ohne zu wissen, wohin. Da begegnete ihm ein Freund seines Vaters und erkundigte sich nach seinem Befinden. Hasan erzählte ihm, was ihm geschehen.

Der Mann sagte: »Mein Sohn, ich habe einen Bruder, der Goldarbeiter ist, wenn du willst, kannst du zu ihm gehen und sein Handwerk lernen: es liegt nur an dir, ein sehr geschickter Arbeiter zu werden.« Hasan willigte ein, ging mit jenem, welcher ihn seinem Bruder empfahl, indem er ihm sagte: »Dieser Mann ist mein Sohn, unterrichte ihn mir zu Gefallen in deinem Handwerk.«

Hasan arbeitete nun bei diesem Mann und Gott war ihm gnädig. Eines Tages kam ein Perser mit einem großen Bart vorüber; er trug einen weißen Turban und sah wie ein Kaufmann aus, grüßte Hasan und dieser erwiderte mit Ehrerbietung seinen Gruß. Der Perser fragte: »Wie ist dein Name?« Er antwortete: »Hasan.« Er fragte wieder: »Hast du einen großen Schmelztiegel?« Hasan holte einen. Der Fremde warf Kupfer hinein und stellte ihn über das Feuer, bis das Kupfer zerschmolz. Zuletzt nahm der Perser etwas wie Gras aus seinem Turban hervor und warf ein wenig davon in den Schmelztiegel. Nach einer Weile wurde das Kupfer zu feinem Golde, woraus er eine Goldstange machte. Abermals fragte er Hasan: »Bist du verheiratet?« Er antwortete: »Nein.« Der Perser versetzte: »So nimm dies und heirate damit!« und ging fort. Hasan war außer sich vor Freude, sein Herz hing an dem, was er gesehen, und er erwartete die Rückkehr des Fremden. Am folgenden Tag kam er wieder und setzte sich vor Hasans Laden. Als nach Asser der Bazar leer wurde, kam er zu Hasan und grüßte ihn. Dieser erwiderte seinen Gruß und hieß ihn sitzen; er setzte sich und unterhielt sich mit ihm; endlich sagte er: »Mein Sohn, bei Gott! ich habe dich recht gern und meine Liebe ist göttlich rein, ohne Eigennutz; wenn mir Gott gnädig ist, so erkenne ich dich als meinen Sohn an. Gott hat mich eine Kunst gelehrt, die kein Mensch kennt, ich will dir sie mitteilen, du bleibst dadurch immer vor Armut geschützt, und bekommst Ruhe vor Feuer, Amboß und Hammer.« Hasan sagte: »Herr! wann willst du mich sie lehren?« Er antwortete: »Morgen, so Gott will, komme ich und mache in deiner Gegenwart aus Kupfer Gold.« Hasan freute sich und sprach mit dem Perser bis zum Nachtgebet; dann stand er auf, verabschiedete sich von demselben, ging zu seiner Mutter und grüßte sie. Sie brachte Lebensmittel und aß mit ihm. Hasan aß ganz besinnungslos, denn alle seine Gedanken waren bei dem Perser.

Seine Mutter fragte ihn, warum er so in Gedanken dasitze, und er erzählte ihr alles, was ihm der Perser gesagt. Als sie dies hörte, zitterte ihr Herz, sie drückte ihn an ihre Brust und sagte: »Hüte dich vor solchen Gauklern, Schwarzkünstlern und Alchimisten, sie suchen nur den Leuten ihr Vermögen aufzuzehren.« Hasan versetzte: »O meine Mutter! wir sind ja arme Leute, wir haben ja nichts, das sie bewegen könnte, uns zu betrügen, und der Perser ist ein alter Mann, der sehr fromm aussieht; Gott hat ihm Mitleid zu uns eingeflößt, und er hat mich als seinen Sohn angenommen.« Die Mutter schwieg betrübt, Hasan aber konnte vor Freude nicht schlafen. Als der Tag anbrach, stand er auf, nahm die Schlüssel, öffnete den Laden und setzte sich. Der Perser kam bald; Hasan stand vor ihm auf und wollte ihm die Hände küssen, er aber erlaubte es nicht, setzte sich und sagte zu Hasan: »Mein Sohn, mache den Schmelztiegel zurecht und lege den Blasebalg ans Feuer.« Hasan tat dies und machte ein Kohlenfeuer: dann fragte der Perser: »Hast du Kupfer?« Er antwortete: »Ich habe eine zerbrochene Platte.« Der Perser ließ ihn sie mit einer Schere in kleine Stücke zerschneiden; warf sie in den Kessel und blies das Feuer, bis das Kupfer ganz zerschmolzen war, streckte hierauf die Hand nach dem Turban aus, zog ein zusammengewickeltes Papier hervor, öffnete es und streute ein gelbes Pulver, ungefähr eine halbe Drachme, in den Kessel, und befahl Hasan, mit dem Blasebalg zu blasen; Hasan tat dies, und es wurde eine Goldstange daraus vom feinsten Gold.

Als Hasan dies sah, strahlte sein Antlitz vor Freude, er wurde ganz rasend; er nahm die Stange in die Hand und drehte sie darin herum, zuletzt nahm er die Feile, feilte daran und sah, daß es ganz feines Gold war. Er verlor darüber fast den Verstand und beugte sich vor Freude über die Hände des Persers, um sie zu küssen. Der Perser sprach: »Gib die Stange dem Makler und laß dir das Geld dafür geben, ohne daß jemand es bemerke.« Der Makler probierte die Stange und fand, daß es reines Gold war; er fing an, sie für zehntausend Dirham auszurufen, die Kaufleute aber überboten einander bis auf fünfzehntausend Dirham. Hasan nahm das Geld, ging damit nach Haus, erzählte seiner Mutter von dem Glück, das ihm widerfahren war, und sagte ihr: »Ich habe diese Kunst erlernt.« Die Mutter lachte und sprach: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen!« und schwieg mit Schmerzen. Hasan aber nahm in seiner Unüberlegtheit einen Mörser und ging damit zum Perser, der vor seinem Laden saß. Dieser fragte ihn: »Mein Sohn, was willst du mit diesem Mörser?« Er antwortete: »Verwandle ihn in Gold. Der Perser lachte und sprach: »Bist du toll? willst du zwei Goldstangen an einem Tag auf den Markt bringen? Weißt du nicht, daß man Verdacht gegen uns schöpfen würde und daß wir ums Leben kommen können? Wenn du diese Kunst von mir gelernt haben wirst, mein Sohn, so übe sie nur einmal im Jahr aus, sie genügt dir von einem Jahr zum andern.« Hasan antwortete: »Du hast recht, Herr«, Er ging dann in den Laden und setzte den Schmelztiegel über das Feuer. Der Perser fragte ihn: »Was willst du tun?« – »Lehre mich die Kunst.« Der Perser lachte und sagte: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei dem erhabenen Gott! Du bist ein junger Mann ohne Verstand; eine so hohe Kunst kann man nicht so auf der Straße öffentlich lernen, die Leute würden sagen: Hier wohnen Goldmacher. Die Obrigkeit würde es erfahren und uns ums Leben bringen. Doch wenn du diese Kunst schnell im Geheimen lernen willst, so komm mit mir in mein Haus.« Hasan konnte nicht erwarten, bis er den Laden geschlossen hatte und mit dem Perser auf die Straße gehen konnte. Während er damit beschäftigt war, fielen ihm die Worte seiner Mutter ein; er dachte lange nach und blieb stehen.

Als der Perser sich umdrehte und Hasan stehend sah, sprach er: »Du Elender! was stehst du so nachdenkend? Ich bin dir im Herzen gut, und du denkst dir Schlimmes?« Als Hasan noch immer mit gebeugtem Kopf stehenblieb, sagte der Perser: »Wenn du mich fürchtest, so will ich mit dir in dein Haus gehen und dich dort meine Kunst lehren; geh mir nur voran.« Hasan nahm den Weg nach seinem Haus, und der Perser folgte ihm. Hasan benachrichtigte seine Mutter von dem Besuch des Persers; sie brachte die Wohnung in Ordnung und verzierte sie; als sie aber fertig war, sagte ihr Hasan, sie möchte einstweilen zu einem Nachbarn gehen und ihn mit dem Perser allein lassen. Sie ging fort und überließ ihnen das Haus, Hasan aber führte den Perser hinein. Als er im Haus war, nahm Hasan eine Platte, ging damit auf den Markt, um einige Speisen zu kaufen, stellte sie dem Perser vor und sagte ihm: »Iß, Herr, von meinem Brot und Salz, zum Zeichen unsrer Freundschaft, und Gott verlasse den, der dem Bunde untreu wird!« Der Perser erwiderte: »Du hast recht, mein Sohn.« Dann lächelte er und sagte: »Wer kennt die hohe Bedeutung des Brotes und des Salzes?«

Sie aßen dann miteinander und als sie gegessen hatten, sagte der Perser: »Mein Sohn Hasan, bring auch einige süße Speisen!« Hasan ging auf den Markt und holte zehn Tassen voll süße Speisen; als sie dies aßen, sagte der Perser: »Gott belohne dich dafür! Leute wie du verdienen es, daß man ihren Umgang suche, ihnen Geheimnisse vertraue und sie nützliche Dinge lehre.« Als sie genug gegessen hatten, sprach der Perser: »Bring nun die Gerätschaften!« Kaum hatte Hasan diese Worte gehört, so lief er wie ein junges Pferd, das man in den Klee läßt, in seinen Laden, holte die Gerätschaften und stellte sie dem Perser vor. Dieser zog aus seinem Turban ein Papier hervor und sagte: »O Hasan, bei dem Brot und bei dem Salz! wärest du mir nicht teurer als mein Sohn, so würde ich dir diese Kunst nicht mitteilen. Dieses Papier enthält alles, was ich noch von dem Pulver besitze, doch will ich die Materialien herbeischaffen und es vor dir bereiten und die Kunst offenbaren. Wisse, mein Sohn, wenn man zu zehn Pfund Kupfer nur eine halbe Drachme von dem Pulver nimmt, das in diesem Papier ist, so wird reines Gold daraus.« Weiter sagte er: »O mein Sohn Hasan! in diesem Papier sind noch drei ägyptische Ok; ehe sie verbraucht sind, werde ich wieder neues Pulver verfertigen.« Hasan nahm das Papier und fand das Pulver noch feiner als das frühere; er fragte den Perser: »Herr, wie heißt das, wo findet man es und in was wird‘s zubereitet?« Der Perser lachte und sagte: »Frage lieber, woher du ein vorwitziger Junge bist! mache nur dein Gold und schweige.« Hasan holte eine Kupferplatte aus dem Haus, zerschnitt sie mit der Schere, rührte sie im Kessel herum und streute etwas Pulver aus dem Papier darauf, bis eine feine Goldstange daraus wurde. Als er dies sah, freute er sich sehr und kam ganz außer sich vor Erstaunen. Während aber nun Hasan beschäftigt war, die Goldstange herauszuheben, zog der Perser einen Beutel aus seiner Kopfbinde hervor, der ein Stück Bendj aus Kreta enthielt, so groß, daß, wenn ein Elefant daran gerochen hätte, er von einer Nacht zur anderen hätte schlafen müssen. Er tat ein wenig davon in die süße Speise und sagte zu Hasan: »O Hasan, nun bist du mein Sohn und mir teurer als mein Lebensgeist zwischen meinen Seiten. Ich habe eine Tochter, so schön und wohlgewachsen, daß nie ihresgleichen gesehen worden; ich sehe, du allein passest für sie, und sie nur für dich; so Gott will, verheirate ich dich mit ihr.« Hasan sprach: »Herr, ich bin dein Sklave, was du mit mir beginnst, geschehe mit Gott!« Der Perser sagte weiter: »Mein Sohn, habe Geduld, es wird dir gut gehen.« Mit diesen Worten reichte er ihm die süße Speise mit Bendj; er nahm sie, küßte ihm die Hand und steckte sie in den Mund; denn er wußte nicht, was im Verborgenen seiner harrte; – der Herr alles Verborgenen offenbart Geheimnisse nur nach seinem Willen! – Sobald er sie aber geschluckt hatte, fiel er zu Boden.

 

Als der Perser ihn getroffen sah, stand er freudig auf und sprach: »Bist du endlich gefallen, du Hund von Araber! schon zwei Jahre suche ich dich vergebens.« Er umgürtete sich dann, band ihm Hände und Füße zusammen, legte ihn in eine leere Kiste, nahm auch die Goldstangen und legte sie in eine andere Kiste, die er verschloß. Er ging dann auf die Straße, holte zwei Träger und ließ die Kisten zur Stadt hinaustragen ans Ufer des Stroms, wo ein Schiff für den Perser bereitstand und der Schiffshauptmann ihn erwartete. Als der Schiffshauptmann und die Mannschaft den Perser kommen sahen, gingen sie ihm entgegen und trugen die Kisten auf das Schiff. Der Perser aber sprach zum Hauptmann: »Jetzt schnell fort! unser Geschäft ist abgetan, unser Ziel ist erreicht.« Der Hauptmann schrie den Matrosen zu, sie spannten die Segel und das Schiff lief mit günstigem Wind aus.

Das ist‘s, was den Perser und Hasan angeht; was aber seine Mutter betrifft, so hatte sie ihren Sohn bis abends erwartet; als sie nichts mehr von ihm hörte, ging sie in ihr Haus zurück, das sie offen fand. Da sie beim Eintreten niemand darin sah, die zwei Kisten und alles Gold vermißte, merkte sie, daß ihr Sohn verloren sei und daß der Pfeil des Schicksals ihn getroffen. Sie schlug sich daher ins Gesicht, zerriß ihre Kleider, schrie und jammerte: »O mein Sohn, mein Sohn! Frucht meines Herzens!« Sie sprach noch folgende erhabene Verse:

»Meine Geduld schwindet, mein Weh und mein Jammer nehmen zu, seitdem du fern bist! Bei Gott! wie soll ich ein ferneres Dasein ertragen, seitdem mein Heiligtum verloren ist. Wie soll ich schlafen, da mein Teurer mir entrissen worden? wie in solchem Elend fortleben? Du bist geschieden und hast das Haus und seine Bewohner öde zurückgelassen und mein klares Getränk getrübt. Du warst mein Beistand in jedem Unglück, mein Glanz, mein Stolz und mein Vermittler unter den Menschen. O daß es nicht Tag würde, solange du meinen Augen entzogen bist, bis ich dich zurückkehren sehe!«

Sie weinte und jammerte bis zum folgenden Morgen; da kamen die Nachbarn zu ihr und fragten sie nach ihrem Sohn; sie erzählte ihnen, was ihm mit dem Perser geschehen; und daß sie keine Hoffnung habe, ihn wiederzusehen; in ihrem Jammer lief sie im Zimmer auf und ab und weinte. Mit einem Male fielen ihre Augen auf die Wand, worauf sie zwei Zeilen geschrieben sah. Sie ließ den Rechtsgelehrten kommen, um sie zu lesen; der Inhalt der Verse aber war folgender:

»Ich sah Leilas Traumgestalt gegen Morgen umherwandeln, während meine Freunde in der Wüste schliefen, und ich erschrak, und als wir vor dieser Erscheinung erwachten, war die Wohnung leer und das Wiedersehen fem.«

Als Hasans Mutter dies hörte, schrie sie laut auf: »Ja, mein Sohn, die Wohnung ist leer und das Wiedersehen ist fern!« Die Nachbarn wünschten ihr Geduld und baldige Wiedervereinigung und verließen sie. Sie aber ließ mitten im Haus ein Grabmal bauen, schrieb Hasans Namen darauf und den Tag seines Verschwindens, und trennte sich nicht mehr von demselben.

Das ist, was Hasans Mutter angeht; wir kehren nun wieder zu Hasan und dem Magier zurück, denn dieser Perser war ein Magier, der die Muselmänner haßte und, so oft er konnte, einen Muselmann umbrachte. Er war ein Feueranbeter, ein Goldmacher, ein Astrolog, wie der Dichter sagt:

»Ein Niederträchtiger, Widerspenstiger, Sohn eines Hundes und einer schlechten Mutter, Sohn eines bösen Abtrünnigen. Es ist an ihm kein Fleck so groß, daß eine Mücke sich darauf setzen könnte, worauf nicht irgend eine Schändlichkeit haftet!«

Dieser Verdammte hieß Bahram; jedes Jahr opferte er einen Muselmann, um irgend ein Ziel zu erlangen. Als ihm nun seine List mit Hasan gelungen und er einen ganzen Tag mit ihm herumgefahren war, ließ er des Abends Anker werfen. Am folgenden Morgen befahl er seinen Sklaven, die Kiste herauszuholen, in der Hasan war. Er öffnete sie, zog ihn heraus, bespritzte ihn mit Essig und blies ihm in die Nase. Hasan mußte niesen, erwachte und lobte den erhabenen Gott. Er sah sich um und fand sich mitten im Meer, der Perser saß ihm gegenüber. Wie er nun merkte, daß der Verdammte ihn betrogen und daß er sich selbst in das Unglück gestürzt hatte, vor dem er von seiner Mutter gewarnt worden war, sagte er die Worte, deren sich niemand zu schämen hat: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen! ich bin Gottes und kehre zu ihm zurück. O Gott, sei mir gnädig in deinem Beschluß und gib mir Mut in der Versuchung, o Herr der Welten!« Er wandte sich hierauf zu dem Perser und redete ihn sanft an: »Herr, was ist das für ein Verfahren? wo bleibt der Bund und der Eid, den du mir geschworen? Du bist dem Brot und Salz untreu geworden.« Der Perser sah ihn an und schrie ihm zu: »Du Hund! Sohn eines Hundes! Kenne ich Salz und Brot? Ich habe 999 junge Leute deinesgleichen getötet, mit dir werden es tausend sein.«

Hasan schwieg, denn er sah ein, daß der Pfeil des Schicksals ihn getroffen hatte. Der Magier ließ ihn losbinden und ihm ein wenig Wasser zu trinken geben. Der Verruchte lachte hierauf und sprach: »Bei dem Feuer und dem Licht! ich glaubte nicht, dich zu fangen, doch das Feuer hat dich mir geliefert und mich in den Stand gesetzt, mein Vorhaben auszuführen; ich will dich nun auch ihm opfern, damit es mit mir zufrieden werde.« Hasan sagte: »Du bist dem Brot und dem Salz untreu geworden.« Der Magier hob seine Hand auf und schlug Hasan, bis er weinend mit den Zähnen auf den Boden in Ohnmacht fiel. Der Magier befahl dann seinen Sklaven, Feuer anzuzünden. Hasan fragte: »Was willst du mit dem Feuer?« Der Magier antwortete: »Sieh dieses Feuer, die Quelle des Lichts und der Funken, betest du es an, gleich mir, so schenke ich dir die Hälfte meines Vermögens und gebe dir meine Tochter zur Frau.« Hasan schrie: »Wehe dir, du Magier! du betest das Feuer an und nicht den allmächtigen Herrn! das ist eine abscheuliche Religion!« Der Magier erzürnte sich, fiel vor dem Feuer nieder und befahl den Sklaven, Hasan auf sein Gesicht hinzustrecken. Er nahm dann eine lederne geflochtene Peitsche und schlug Hasan, bis seine Seiten wund waren. Hasan schrie um Hilfe, aber niemand half ihm; er hob daher sein Auge zum allmächtigen König und nahm seine Zuflucht zu ihm. Seine Tränen flossen heftig, er verlor allen Mut und sprach folgende Verse:

»O Gott! ich unterwerfe mich deinem Urteil: ich ertrage mein Schicksal geduldig, wenn du es so willst. Man tut mir Gewalt an und verurteilt mich mit Unrecht; vergib mir durch deine Gnade alle früheren Vergehen!«

Der Magier befahl, ihn aufrecht zu setzen und mit Wasser zu bespritzen; als dies geschehen war, ließ er ihm etwas zu essen und zu trinken geben, Hasan wollte jedoch nichts essen. Der Verruchte folterte ihn nun die ganze Reise durch; Hasan aber ertrug geduldig Gottes Ratschluß und flehte zu dem, der seine Lage kannte und über ihn wachte, während der Gottlose immer hartherziger gegen ihn wurde. Nach einer Reise von drei Monaten schickte Gott, gepriesen sei sein Name! einen kalten schwarzen Wind über das Schiff, das Meer war trüb und schlug mächtig Wellen; der Schiffshauptmann und die Matrosen sprachen. »Das alles geschieht dieses Jünglings willen, den der Magier so quält; das ist nicht Gottes Wille und nicht der seines Gesandten!« Sie vereinigten sich und erschlugen die Sklaven des Magiers, so daß nur er noch allein übrig war. Wie er dies sah, fürchtete er für sein Leben, nahm Hasan die Fesseln ab und entschuldigte sich bei ihm; er zog ihm seine schmutzigen Kleider aus und gab ihm andere dafür, versprach ihm auch, er wolle ihn die Kunst lehren und ihn in sein Land zurückbringen. Er sagte: »Mein Sohn, verzeihe mir, was geschehen, du sollst in Zukunft nur Freude erleben.« Hasan aber sprach: »Wie kann ich dir nunmehr noch trauen?« Er antwortete: »Gäbe es keine Schuld, wo bliebe die Verzeihung; ich habe dies nur getan, um dich zu versuchen und deine Standhaftigkeit zu prüfen; du weißt, daß alles in der Hand Gottes ist.!« Der Schiffshauptmann und die Matrosen freuten sich, ihn gerettet zu haben. Hasan betete für sie und dankte Gott; der Wind legte sich und wurde günstig, die Dunkelheit hörte auf und das Schiff segelte glücklich weiter. Hasan fragte den Magier: »O Herr, wo gehen wir den hin?« Er antwortete: »Nach dem Wolkenberg, wo das Elixier sich findet, das wir für unsere Alchimie brauchen;« und schwor bei Feuer und Licht, bei dem Schatten und der Hitze, er werde ihn nicht mehr betrügen. Hasan war vergnügt und frohen Herzens darüber, aß und trank und schlief mit dem Magier. So vergingen wieder drei Monate. Nachdem sie ein halbes Jahr auf dem Meer zugebracht, landeten sie an einer großen Wüste, die mit Steinen von weißer, gelber, schwarzer und blauer Farbe angefüllt war. Sobald das Schiff vor Anker lag, stand der Perser auf und sagte zu Hasan: »Komm, wir haben unser Ziel erreicht.«

Hasan ging mit dem Perser ans Land, nachdem dieser dem Hauptmann das Schiff empfohlen und ihm gesagt hatte, er solle ihn einen ganzen Monat erwarten. Als sie vom Schiff eine Strecke entfernt waren, nahm der Perser eine kupferne Trommel aus der Tasche, auf welcher allerlei Namen und Talismane gestochen waren. Er schlug darauf und es erhob sich auf einmal ein Staub aus der Wüste heraus. Hasan war ganz erstaunt, fürchtete sich und bereute es, das Schiff mit ihm verlassen zu haben. Als der Perser sah, wie er ganz blaß geworden, sprach er: »Mein Sohn Hasan, bei dem Feuer und dem Licht! du hast nichts mehr von mir zu fürchten, und müßte ich nicht mein Geschäft in deinem Namen verrichten, so hätte ich dich gar nicht mitgenommen; erwarte nur Gutes. Der Staub, den du siehst, ist ein Wesen, auf dem wir reiten und das uns helfen soll, diese weite Wüste zu durchziehen. « Nach einer kleinen Weile bildete sich der Staub zu drei vortrefflichen Kamelen; der Perser bestieg eins, Hasan das andere, und auf das dritte packten sie ihre Lebensmittel. Nach einer siebentägigen Reise kamen sie in ein großes bebautes Land, wo sie eine auf vier goldnen Säulen ruhende Kuppel sahen. Sie stiegen ab, traten darunter, aßen, tranken und ruhten. Als Hasan sich umsah, bemerkte er etwas, das sehr hochgelegen war; er frage den Perser, was es wäre. Dieser antwortete: »Es ist ein Schloß.« Hasan sagte: »Laß uns dahin gehen, es sehen und dort ausruhen.« Der Magier erzürnte sich und sprach: »Rede nicht mehr von diesem Schloß, denn dort wohnt mein Feind, mit dem ich ein Abenteuer hatte, das ich dir erzählen muß.« Mit diesen Worten ergriff er Hasan an der Hand, lief mit ihm weg und schlug die Trommel; sogleich kamen die Kamele wieder, und sie ritten wieder sieben Tage lang. Am achten Tag sagte der Magier: »Hasan, was siehst du?« Er antwortete: »Ich sehe Wolken und Nebel vom Osten bis Westen.« Da sagte der Magier: »Das sind weder Wolken noch Nebel, sondern das ist ein sehr hoher Berg, daß er die Wolken spaltet, denn keine kann sich über ihn erheben. Dieser Berg ist unser Ziel, droben findet sich, was wir suchen, dich aber mußte ich mitnehmen, weil ich es nur durch dich erhalte:« Hasan verzweifelte am Leben und sagte: »Bei dem, was du anbetest! bei deinem Glauben; was haben wir hier zu suchen?« Er antwortete: »Unsere geheime Kunst kann nur mit Hilfe einer Pflanze gelingen, auf die nie eine Wolke kommt, und ein solche findet sich nur auf diesem Berg; ich will dich nun hinaufbringen und dir das Geheimnis der Kunst mitteilen, die du lernen willst.« Hasan sagte vor Angst: »Gut, Herr!« Er gab jedoch alle Lebenshoffnungen auf und weinte über die Trennung von seiner Mutter und seinem Vaterland, auch machte er sich Vorwürfe, daß er gegen seine Mutter ungehorsam gewesen war, und sprach folgende Verse:

 

»Betrachte das Werk deines Gottes, wie er helfend dir Freude bringt. Verzweifle nicht in der Gefahr: wie vieles Wunderbare harrt dein, ohne daß du es siehst.«

Sie reisten vier Tage lang, bis sie an den Berg kamen; daselbst angelangt, setzten sie sich auf dessen Fuß. Da sah Hasan auf dem Berg ein Schloß, und er sprach zum Magier: »Wer konnte da oben ein Schloß hinbauen?« Der Magier antwortete: »Das ist die Wohnung der Djinn, der Werwölfe und der Teufel!« Mit diesen Worten näherte er sich Hasan, küßte ihn und sagte: »Verzeihe mir meine erste Treulosigkeit, ich schwöre dir, daß ich dich nicht mehr hintergehen werde; schwöre du mir auch, es geschehe, was da wolle, mich nicht zu verlassen und Glück und Unglück mit mir zu teilen!« Hasan sagte: »Recht gern.« Der Magier holte dann eine kleine Mühle, nahm Weizen aus einem Sack, mahlte ihn und knetete drei Laibe daraus, hierauf zündete er Feuer an und backte sie. Als dies geschehen war, nahm er die kupferne Trommel und trommelte, worauf sogleich die Kamele kamen; er schlachtete eins davon, zog ihm die Haut ab und sagte zu Hasan: »Höre, was ich dir anempfehle, sonst ist unser Tod unvermeidlich.« Hasan sagte: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen! Sprich nur!« Der Perser sagte: »Ziehe diese Haut um dich, ich will sie zunähen und dich liegen lassen; der Vogel Rock wird dann kommen und dich auf die Spitze des Berges hintragen; bist du oben, so nimm dieses Messer, zerschneide die Haut, worauf die Vögel wegfliegen werden; ist dieses geschehen, so sieh auf mich herunter und ich werde dir sagen, was du zu tun hast.«

Mit diesen Worten gab er ihm die drei Laibe und einen kleinen Schlauch Wasser, nähte die Haut um ihn zu und ging weg. Sogleich kam das Junge eines Rocks und flog mit ihm auf den Berg und legte ihn nieder. Als Hasan merkte, daß er droben war, spaltete er die Haut, schlüpfte heraus und sprach mit dem Magier von oben herunter. Als dieser seine Stimme hörte, tanzte er vor Freude und sagte: »Geh ein wenig rückwärts und sage mir, was du siehst.« Hasan machte nur ein paar Schritte und erblickte viele morsche Gebeine und Holz daneben. Der Magier aber rief hinauf: »Nun ist der Zweck erreicht! nimm sechs Bündel von diesem Holz.« Als Hasan dies getan, sprach der Magier: »Du Tropf! du Hund! nun habe ich meinen Zweck erreicht, du magst nun sterben oder nicht!« und ging fort. Hasan sagte: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen! Der Verruchte hat mich verraten.« Er setzte sich, seufzte und sprach folgende Verse:

»Die ewige Bestimmung hat es so gewollt; wohl konnte ich fehlen, aber nicht die Bestimmung, denn sie ist unabänderlich. Wenn Gott mit einem Mann etwas vorhat, der Verstand, seine Ohren und gute Augen hat, so macht er seine Ohren taub, sein Herz blind und zieht ihm seinen Verstand wie ein Haar aus, bis sein Spruch bei ihm durchdringt; dann gibt er ihm den Verstand zurück, daß er sich belehre. Wenn etwas geschehen ist, frage nicht: Wie? denn alles geschieht nach Gottes Ratschluß und Bestimmung!«

Hasan stand auf, wendete sich rechts und links und sprach: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen!« Er ging auf dem Berg herum und dachte an den Tod. So kam er an das Ende des Berges und sah unter sich ein blauschwarzes Meer, das Wellen schlug, die hohen Bergen glichen. Hasan setzte sich, las einiges aus dem Koran, betete zu Gott, daß er ihm entweder einen leichten Tod gebe, oder ihn aus dieser Not befreie. Er sprach hierauf das Sterbegebet und sprang ins Meer. Der erhabene Gott ließ ihn glücklich vom Wind ins Meer tragen; der Engel der Meere bewahrte ihn auch im Wasser und brachte ihn wieder ans Land durch die Macht Gottes, gepriesen sei er! Hasan dankte Gott und ging umher, um Früchte zu suchen, denn ihn hungerte; da bemerkte er, daß er sich gerade wieder an der Stelle befand, wo er früher mit dem Magier gewesen; er freute sich über sein Entkommen und pries den erhabenen Gott. Als er weiter ging, sah er ein großes, sich hoch erhebendes Schloß; es war das, wovon der Magier ihm gesagt hatte, dort wohne sein Feind. Hasan ging hinein, denn er dachte: vielleicht finde ich hier Rettung; auch war die Tür offen und an dem Hausgang war eine Bank, auf der zwei Mädchen saßen wie Monde, sie hatten ein Schachspiel vor sich und spielten.

Als eine von ihnen den Kopf in die Höhe hob und Hasan sah, schrie sie freudig: »Bei Gott, ein Mensch! Ich glaube, es ist der, den der Magier Bahram dieses Jahr gebracht hat.« Als Hasan dies hörte, fiel er vor ihr nieder, weinte und sagte: »Es ist derselbe, Herrin! bei Gott ich bin jener Elende.« Hierauf sagte die jüngere der beiden Mädchen: »Ich nehme dich zum Zeugen, daß ich vor Gott mit diesem Manne einen Bund der Freundschaft schließe, daß ich Trauer und Freude, so wie den Tod mit ihm teilen will.« Sie umarmte und küßte ihn, ergriff seine Hand und ging mit ihm ins Schloß; ihre Schwester folgte. Sie zogen Hasan alle seine schmutzigen Kleider aus und kleideten ihn in die Gewänder eines Königs; dann stellten sie ihm kostbare Speisen vor, setzten sich zu ihm, aßen mit ihm und sagten: »Erzähle uns, wie es dir mit diesem Hund, dem ruchlosen Zauberer, gegangen, seitdem du in seine Hand gefallen, bis zum Augenblick deiner Befreiung; wir wollen dir dann auch unser Abenteuer mit ihm erzählen von Anfang bis zu Ende, damit, wenn du ihn wiedersiehst, du dich vor ihm hütest.« Als Hasan diese Worte hörte, und diese Aufnahme sah, beruhigte er sich und kam wieder zu seinem Verstand; er erzählte ihnen alles, was ihm widerfahren, sagte ihnen auch, er habe den Magier nach diesem Schloß gefragt, und derselbe habe geantwortet: Sprich nicht von diesem Schloß, es ist von Teufeln und von Iblis bewohnt. Die Mädchen gerieten in heftigen Zorn und sagten: »Macht uns der Hund zu Teufeln und Iblis!« – »Bei Gott«, sagte die Jüngere, »ich will ihn den schlimmsten Tod sterben lassen!« Hasan fragte: »Wie willst du zu ihm gelangen, um ihn zu töten?« Sie antwortete: »Er ist in einem Garten, Meschid genannt; dort will ich ihm in Bälde den Tod bereiten.« Die ältere Schwester aber sprach: »Bei Gott! was Hasan von diesem Hund erzählt, ist alles wahr; doch erzähle ihm nun auch unsere Geschichte, damit er sie auch beherzig.« Da sprach die Jüngere: »Wisse, mein Bruder, wir sind Töchter eines mächtigen Königs der Djinn, der viele Truppen und Verbündete und abtrünnige Geister zu Dienern hat; seine zwei älteren Brüder sind Zauberer. Er bekam sieben Töchter von einer einzigen Frau, aber aus Dummheit, Stolz und Eifersucht wollte er ihnen keine Männer geben. Er ließ einst seine Veziere und Freunde kommen und sagte ihnen: Wißt ihr einen Ort, der weder von Menschen noch von Genien besucht wird, an dem aber doch viele Bäume, Früchte und Bäche sind? Sie antworteten: Was willst du damit? Da ist der Wolkenberg mit einem Schloß, das ein abtrünniger Geist erbaute, der von unserem Herrn Salomo, Sohn Davids (Friede sei mit ihm!), dahin verwiesen worden ist; seitdem er umkam, ist es unbewohnt geblieben, weil es ganz einsam liegt. Rund herum sind Fruchtbäume, und Bäche fließen dort, deren Wasser süßer als Honig und frischer als Schnee ist; es hat noch nie ein Aussätziger davon getrunken, ohne davon geheilt worden zu sein. Als mein Vater von diesem Ort hörte, schickte er uns mit seinen Truppen dahin und ließ uns mit allen nötigen Speisen und Getränken versehen. Unsere fünf Schwestern sind jetzt auf der Jagd in diesem blumigen Tal, worin unzählbare Gazellen und anderes Wild umherstreifen. Es ist nun an uns die Reihe, für sie zu kochen. Wir haben stets zu Gott gebetet, er möchte uns doch einen Menschen bescheren, der uns Gesellschaft leiste; gelobt sei nun Gott, der uns mit dir zusammengebracht!«