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Tausend Und Eine Nacht

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Als er dies gesagt hatte, ging er voran und sie folgte ihm. Da das Schloß mit Menschen angefüllt war, sah ihn die Alte an, ob er in Verlegenheit gekommen; sie fand ihn aber gar nicht verändert und er glich einer Huri. Sie war froh darüber. Als der Pförtner sie sah, erkannte er sie, da er aber noch ein Mädchen bei ihr erblickte, dem weder die Sonne noch der Mond an Schönheit verglichen werden konnte, sagte er: »Was die Alte betrifft, so ist sie die Amme; was aber die betrifft, die mit ihr geht, so kenne ich niemanden, der ihr gliche, als die Prinzessin, und die lebt zurückgezogen in ihrem Zimmer. Ich möchte doch wissen, wie sie auf die Straße gekommen ist, sie geht ja nie aus.« Er stand dann auf, um die Wahrheit zu erforschen, ihm folgten etwa dreißig Diener mit gezogenen Schwertern. Als die Alte dies sah, sprach sie: »Ich bin Gottes und kehre zu ihm zurück, es ist um uns geschehen.« Der Pförtner erinnerte sich indessen der Strenge der Prinzessin, ihn überfiel die Furcht, und er dachte: Gewiß hat ihr der König erlaubt auszugehen, und zwar nach ihrem Wunsch, ohne daß jemand etwas davon wisse, was liegt mir daran; und so kehrte er wieder mit seinen Dienern um. Die Alte aber ging mit dem Prinzen immer vorwärts, und so oft sie jemanden begegnete, grüßte sie ihn mit dem Kopfe.



So kamen sie nun von einer Pforte zur andern, bis sie endlich an die siebente kamen, welche in das größte Schloß führte, wo des Königs Thron war, von wo aus man zu des Königs Gemächern gelangte. Es sagt der Erzähler: Als sie hier angelangt waren, blieb die Alte stehen und sagte: »Mein Sohn! nun kommen wir in das königliche Schloß und wir müssen durch viele Gemächer gehen, ehe wir in das der Prinzessin kommen; dieser Weg ist gefährlicher als der, den wir zurückgelegt, und wir kommen nicht gut durch, bis es dunkel geworden ist, und uns der Aufseher nicht mehr bemerkt. « Der Prinz sagte: »Du hast recht; doch sind wir nun hier, hast du das nicht vorher berechnet?« Sie antwortete: »Fürchte nichts; ich weiß hinter dieser Tür eine tiefe Höhle mit einer Falltür, wo es sehr finster ist; ich will dich hinunterlassen, und wenn es Nacht wird, wieder herausholen, daß wir weitergehen; und der uns im Anfang beschützt hat, wird uns auch am Ende beschützen.« Der Prinz sagte: »Tu, was du willst.«



So ließ sie ihn dann in die Grube hinunter und verließ ihn bis abends, holte ihn dann wieder herauf und führte ihn durch die Pforte des Königsschlosses zu dem Gemach der Prinzessin. Die Alte klopfte hier an der Tür, und eine Sklavin kam heraus. Als sie ins Gemach der Prinzessin traten, fand sie schon den Saal vorbereitet, alle Gefäße waren aufgestellt, die Divans mit Kissen hergerichtet; Wachslichter brannten in goldenen und silbernen Leuchtern, Süßigkeiten und Früchte standen bereit, und das Zimmer war mit Ambra, Moschus, Aloe, Kampfer usw. beräuchert, Sie saß auf einem Sofa, dessen Lehne mit Straußfedern gefüllt war, im Glanze der Wachslichter und der Lampen, doch überstrahlte sie selbst das Licht der Sonne. Als sie die Amme sah, sagte sie: »Wo ist der Geliebte meines Herzens, der Gebieter meiner Seele?« Sie antwortete: »Herrin, ich konnte ihn nicht dazu bereden, aber hier bringe ich dir seine Schwester.« Die Prinzessin sprach: »Bist du wahnsinnig, was soll ich mit seiner Schwester tun?« Die Alte aber sagte: »O meine Gebieterin, sieh sie einmal an, ob sie dir gefällt; wenn nicht, so führe ich sie wieder weg.«



Mit diesen Worten entschleierte sie ihm das Gesicht, und siehe da! es war der Prinz, der Geliebte ihres Herzens. Als sie ihn erkannte, stand sie auf, drückte ihn an ihre Brust und fiel in Ohnmacht. Die Amme bespritzte sie mit Rosenwasser und Kampferpulver, bis sie wieder zu sich kam; sie küßte ihn dann auf den Mund und zwischen die Augen und sprach folgende Verse:



»Der Geliebte meines Herzens besuchte mich in der Dunkelheit, ich stand ehrfurchtsvoll vor ihm auf, hieß ihn sitzen und sagte ihm: O du mein Verlangen! mein einziger Wunsch! du besuchst mich in der Nacht, fürchtest du die Wächter nicht? Er erwiderte: Wohl fürchte ich sie, doch die Liebe ist Herrin meines Herzens und Geistes. Wir umarmten uns und schliefen eine Weile so süß, daß uns fast die Seele schwand. Doch dürft ihr uns nicht im Verdacht haben: wir schütteln den Saum unsrer Kleider aus, und nichts Unreines ist darin.«



Als sie diese Verse vollendet hatte, sprach sie: »O Licht meiner Augen! o Innerstes meines Herzens! so sehe ich dich endlich in meiner Wohnung, kann mich endlich an deiner Nähe ergötzen.« Die Liebe wurde dann so mächtig in ihr, daß sie folgende Verse rezitierte:



»Der Geliebte meines Herzens besucht mich in der Dunkelheit, nachdem ich lange seine Ankunft erwartet hatte. Er rief: Geliebte! und ich antwortete: Sei willkommen! Ich küßte aus Unterwürfigkeit die Füße des Geliebten und sein Gesicht, dem nichts Übles nahen kann. Ich habe in meinem Leben keine solche Nacht gesehen, o wie süß habe ich sie durchwacht! Gott vergelte ihm nun auch, wie er es verdient, und belohne ihn, bei meinen Augen! solange der Zephyr weht.«



Als sie diese Verse vollendet hatte, drückte er sie an seine Brust und umarmte sie; er legte seine Wangen auf ihre Füße, beugte sein Gesicht zur Erde, weinte vor Liebe und sprach folgende Verse:



»O einzige Nacht unseres Lebens, wie süß ist sie, sie ersetzt mir alle anderen meines Daseins; ich nehme aus den Kelchen, was rein und klar darin ist, und wenn sie leer sind, gebe ich sie wieder zurück. Mein Leben gehört ihr, solange es währt. O Gott bewahre uns vor weiterer Trennung, denn schon haben wir genug gelitten.«



Er fiel dann in Ohnmacht, sie aber warf sich über ihn her und küßte ihm Hände und Füße. Sie brachten so die Nacht beisammen zu, rezitierten Verse, unterhielten sich, tranken, küßten und umarmten sich – mehr nicht. – Als der Morgen leuchtete, nahmen sie die Gefäße weg, legten das Bett zusammen und reinigten das Zimmer. Die Prinzessin setzte sich auf ihren Stuhl und ließ die Tür öffnen. Die Diener erschienen wie gewöhnlich vor ihr, die Sklavinnen machten ihre Aufwartung und gingen wieder fort. Als dies geschehen war, schloß sie die Türen und richtete alles wieder her, wie es war. Sie tranken dann wieder und benützten die Zeit, rezitierten Verse und umarmten sich die ganze Nacht und den ganzen Tag, ohne daß etwas vorfiel, und ohne daß sie verraten wurden. Am folgenden Morgen stellten sie wieder Wein auf, und so ging das lange fort.



Als aber der Vezier nach mehreren Tagen den Prinzen nicht wiederkehren sah und nichts von ihm hörte, fürchtete er, es sei ihm ein Unglück zugestoßen, das ihm selbst auch das Leben kosten würde. Er dachte: Mir bleibt nichts übrig, als nach Hause zu gehen, um den König von allem in Kenntnis zu setzen, damit er mich nicht anklage, und kehrte auch in der Tat in sein Land zurück. Der Prinz blieb indessen bei der Prinzessin, ohne daß etwas vorfiel. Erst nach Verlauf eines Monats dachte der Prinz: Bei Gott, ich bin in großer Gefahr; wenn das herauskommt, werde ich umgebracht werden; ich weiß nicht, wohin das führen soll. Das Beste ist, ich stelle ihr dies vor und warne sie vor weiterem Leichtsinn: ich werde dann hören, was sie dazu sagt.



Als in einer Nacht der Wein ihnen wohlschmeckte, sie in Liebe glühten und der Prinz betrunken war, sprach er zur Prinzessin: »O Gebieterin des Mondes, o du, die ich lieben darf, wisse, daß ich nun dir nichts mehr verbergen will, wir sind ja zwei Seelen in einem Körper.« Sie sagte: »Gewiß«, und er fuhr fort: »So wisse, daß mein Vater kein Kaufmann und kein Handwerker ist, sondern der große König, der Herr der Erde in der Länge und in der Breite, und ich bin sein Sohn Ardschir; ich bin‘s, der deinem Vater meinen Vezier schickte, daß er um dich werbe; als er ohne Erfolg von euch zurückkam, zürnte mein Vater sehr und sprach: Ein Mann wie ich soll irgend einem König eine Botschaft schicken, und diese soll unverrichteter Sache zurückkommen? In seinem Zorn ließ er die Zelte zubereiten und die Truppen ausrüsten, um gegen euch zu ziehen. Da ich nun fürchtete, daß mein mächtiger Vater mit seiner zahlreichen Armee, mit seinen Reitern und Verbündeten euer Land verwüste, eure Güter plündere, eure Krieger erschlage und eure Frauen gefangennehme, und dachte, du möchtest dir selbst den Tod geben und ich meinen Zweck nicht erreichen, näherte ich mich ihm, küßte die Erde vor ihm und machte ihn davon abwendig, denn ich sagte ihm: O mein Vater, ich will selbst dahin gehen und meine Angelegenheit besorgen. Er antwortete dann: Nimm meinen Vezier mit dir, daß er dir mit seinem Rat beistehe; auch gab er mir viel Geld und viele Geschenke mit. Ich verließ mit dem Vezier die Stadt, verkleidete mich als Kaufmann, und es geschah mit dir, wie du wohl weißt; du warst so hart gegen mich, daß ich fast starb, und nun hat Gott dein Herz für mich erweicht und es mir zugeneigt. Wir sind jedoch in großer Gefahr; wenn, was Gott bewahre, die Sache herauskommt, so ist‘s um uns geschehen, denn die Leute sagen: Bis das Heilmittel aus Irak kommt, stirbt der von einer Schlange Gebissene, d. h. meines Vaters Hilfe würde zu spät kommen, darum will ich dir nun alles gestehen.«



Als die Prinzessin vernahm, daß er ein vornehmer Prinz sei, fiel sie, Gott dankend, zur Erde, denn sie hatte sich stets Vorwürfe gemacht, innerlich und laut, und zu sich selbst gesagt: »O Hajat Alnufus, ist es so weit mit dir gekommen, daß du dich einem Kaufmann hingibst, der des Geldes willen in der Welt herumreist. Wenn dein Geheimnis entdeckt wird, wie wird deine Schande groß unter den Prinzessinnen sein. Wäre dies mit einem Prinzen geschehen, so wäre die Schuld so groß nicht, und es ließe sich verzeihen.« So hatte sie immer zu sich gesprochen, die Liebe zu dem jungen Mann war jedoch stärker als alles gewesen. Wie sie aber nun hörte, daß er ein Prinz sei, bewunderte sie seine lange Geduld und Verschwiegenheit und sagte ihm: »O mein Geliebter, wie geduldig bist du für einen Prinzen, da doch Prinzen gewöhnlich hochmütig sind. Wie lange hast du meine harten Briefe, meine Drohungen ertragen, während ein anderer nach Hause gegangen wäre und seines Vaters Truppen geholt hätte. Doch habe ich dadurch deine Tugend kennengelernt, ich lobe nun deine Gesinnungen und deine Handlungen. Was hast du aber nun vor?« Der Prinz sagte: »O Innerstes meines Herzens, o du mein höchstes Verlangen, ich will nun nach Hause reisen und meinem Vater alles erzählen, er soll den Vezier wieder zu deinem Vater schicken und um dich werben lassen, du nimmst den Antrag an, und so entgehen wir der drohenden Gefahr.« Als die Prinzessin dies hörte, konnte sie nichts antworten und weinte sehr heftig. Der Prinz stillte ihre Tränen, beruhigte ihren Schrecken, küßte ihre Hände und Füße und sagte ihr: »Wenn ich einen Fehler begangen habe, so verzeihe mir, Gott sei uns gnädig.« Er war solange zärtlich gegen sie, bis sie sich beruhigte. Endlich sprach sie: »O mein Geliebter, ich glaube nicht, daß du mich verlassen wolltest, und vermute wohl, daß du in der Ferne noch eine andere liebest; doch sage mir es lieber, damit ich mich gleich umbringe, ehe du dich von mir trennst.« Der Prinz sagte: »Bei dem höchsten Herrn, mein Herz ist nie in ein Netz gefallen vor dir, und ich bin bereit, zu tun, was du begehrst.« Hierauf heiterte sie sich wieder auf und sprach: »O Geliebter meines Herzens, wie kann ich zu deiner Abreise einwilligen? Der Zeit ist nicht zu trauen, und alles ist dem Wechsel unterworfen; wenn du nun in dein Land gehst, könntest du mich vergessen, oder dein Vater könnte seine Einwilligung nicht geben, und ich müßte sterben. Das beste ist, du bleibst in meiner Nähe und wir suchen ein Mittel, daß wir zusammengehen können, und ich bleibe dann bei deinen Leuten.« Sie brachten noch viele Tage und Nächte so beisammen zu, bis sie einst in der Nacht, berauscht von Liebe und Wein, süß schliefen und des Morgens nicht erwachten. An jenem Morgen schickte gerade ein König ihrem Vater kostbare Geschenke, worunter auch eine wertvolle Halskette aus Edelsteinen war, die dem König sehr gefiel. Er dachte daher bei sich: Diese Halskette ziemt niemanden als meiner Tochter Hajat Alnufus.

 



Er rief dem Diener Kafur, dem sie so viele Zähne ausgerissen hatte, und sprach zu ihm: »Kafur, nimm diese Halskette, bringe sie meiner Tochter, grüße sie und sage ihr, diese Halskette sei mir von einem König zum Geschenk gemacht worden, ich schicke sie ihr, damit sie in ihrem Schatze verwahrt werde.« Der Diener sagte: »Ich höre und gehorche«, nahm die Kette und ging an die Tür ihres Gemachs; er fand sie aber geschlossen und die Alte vor der Tür schlafend; er weckte sie auf und sprach zu ihr: »Liegt ihr noch beim hellen Morgen?« Die Alte erwachte und erschrak. Er rief ihr zu: »Öffne die Tür!« Sie aber fragte: »Was willst du in dieser Stunde?« Er antwortete: »Der König schickte mich zur Prinzessin. ich habe etwas bei ihr zu tun.«



Die Alte wandte sich rechts und links, endlich sagte sie: »Ich habe die Schlüssel nicht bei mir, gehe einstweilen, bis ich sie bringe.« Kafur rief ihr zu: »Bring schnell die Schlüssel her, denn ich eile und will hier warten.« Da sie nun lange säumte und er sich vor dem König fürchtete, wenn er zu lange ausbleiben würde, zog er die Tür mit Gewalt an sich, bis das Schloß zerbrach und sie sich öffnete. Er kam dann an eine zweite Tür, die offen war, und so an eine dritte und vierte, bis er endlich an die Tür ihres Gemachs kam; er sah darin hübsche Teppiche, Wachslichter und Wein, und erstaunte sehr darüber. So ging er immer weiter, bis er an den Thron gelangte, auf dem die Prinzessin lag; er war aus Elfenbein und vergoldet, und eine seidene Decke lag darüber; er hob diese auf und sah die Prinzessin darunter liegen, mit einem hübschen Mann, wie der Mond, im Arme. Er sagte: »Bei Gott, ist es so weit mit der Prinzessin gekommen? Um dieses Jünglings willen haßte sie die Männer so, und riß mir die Zähne aus? Bei Gott! das soll dem König nicht verborgen bleiben.« Er deckte sie wieder zu und ging nach der Tür; in dem Augenblick erwachte die Prinzessin, erschrak, als die Kafur sah, und rief ihm nach; er gab ihr aber keine Antwort. Sie stieg schnell vom Thron herunter, holte ihn noch an der Tür ein, hielt den Saum seines Kleides fest und sagte: »Kafur, verbirg, was Gott verborgen hat!« Er antwortete: »Wer dich beschützt, bleibt doch nicht verschont. Du hast mir noch wenig Gutes getan, meine Zähne ausgerissen, mich häßlich und meine Feinde schadenfroh an mir gemacht!«



Mit diesen Worten riß er sich von ihr los, verschloß die Tür, stellte Diener davor und ging zum König. Dieser fragte: »Hast du die Kette abgegeben?« Er antwortete: »Bei Gott, deine Tochter verdient mehr als dies.« – »Was meinst du damit?« – »Ich will es dir allein sagen.« – »Sprich nur, wir brauchen nicht allein zu sein.« Da aber mehrere Veziere, unter anderen auch der böse Großvezier, zugegen waren, sagte Kafur: »Wirf mir ein Tuch als Zeichen der Sicherheit zu.« Der König warf es ihm zu. Dann sprach er: »O König, als ich zu Hajat Alnufus kam, fand ich ihr Gemach mit allerlei Teppichen versehen, Wachslichter brannten und Weingefäße waren aufgestellt. Ich sah sie auf ihrem Bett liegen mit einem jungen Mann in den Armen, schöner als die Sonne. So weit ist die Prinzessin gekommen, nachdem sie die Männer so sehr gehaßt! Ich verschloß die Tür und kam hierher, um dir Nachricht davon zu bringen.« Als der König dies hörte, setzte er sich aufrecht, denn er hatte sich angelehnt, ließ den Pförtner rufen und sagte: »Nimm Diener mit dir, geh in meiner Tochter Gemach und bring sie hierher auf ihrem Thron mit dem, der bei ihr ist. Widersetzt sich dir jemand, so schlage ihm den Kopf ab.«



Der Pförtner trat in das Gemach der Prinzessin, wo er diese aufrecht stehend fand; ebenso den jungen Mann und beide weinten, Der Pförtner sagte: »O Prinzessin, lege dich mit dem jungen Mann auf den Thron, wie du gelegen warst, denn der König hat mir befohlen, euch so zu ihm zu bringen, und jedem, der sich widersetzt, den Kopf vor die Füße zu werfen.« Da Hajat Alnufus für ihr und des Prinzen Leben fürchtete, sagte sie, es ist jetzt keine Zeit des Ungehorsams; wir wollen uns nun wieder legen, wie wir waren, und unsere Sache Gott überlassen, der verfügt in seinem Reich über alles nach seinem Willen.« Sie legten sich, wie ihnen befohlen worden, und wurden so zum König getragen. Der König hob die Decke auf, und Hajat Alnufus erhob sich. Als der König sie sah, zog er sein Schwert, um ihr den Hals abzuschlagen. Der Prinz aber warf sich über sie her und sagte: »O König, sie ist nicht schuldig, ich bin es allein, bring mich zuerst um.« Der König holte aus, um den Prinzen zu erschlagen, sie aber warf sich über ihn her und sagte: »O König, bring mich um, und tu diesem jungen Mann nichts zuleid, denn er ist der Sohn des mächtigsten Königs.« Als der König dies hörte, sprach er, zum Großvezier sich wendend: »Was sagst du dazu?« Dieser antwortete: »Ich sage, daß wer in einer solchen Lage sich befindet, seine Zuflucht zu Lügen nimmt; man muß ihnen den Kopf abschlagen, sie vorher aber noch derb züchtigen.« Der König ließ den Scharfrichter kommen, der mit zwei Jungen erschien, die wie Höllendiener aussahen. Der König sprach zu ihnen: »Nehmet diese Buhlerin und diesen Jungen, schlagt ihnen den Kopf ab, und fragt mich nichts weiter.«



Als der Scharfrichter diese Worte vernommen, legte er seine Hand auf ihren Rücken, um sie wegzuführen. Der König aber sagte: »Du Hund, bist du mild, wenn ich erzürnt bin? ergreife sie nur bei ihrem Zopf, schleppe sie weg auf ihrem Gesicht, ebenso den Jüngling, und breite die Blutmatte unter ihnen aus.« Er zog hierauf sein Schwert, die Prinzessin aber trat einige Schritte zurück und war nur mit dem Prinzen beschäftigt. Der Scharfrichter holte mit dem Schwert dreimal aus und schwang es um seinen Kopf, während alle Anwesenden den Jüngling und die Jungfrau beweinten und zu Gott beteten, daß er ihnen einen Fürbitter schicke. Er hob dann das Schwert so in die Höhe, daß man das Schwarze unter seiner Achsel sehen konnte, und wollte eben zuschlagen, als man einen großen Lärm hörte und einen mächtigen Staub in der Luft sah. Alle Leute zitterten und dem Scharfrichter versagte die Hand. Der König sprach zu seinen Leuten: »Seht einmal, was es Neues gibt und dieser Staub bedeutet, der die ganze Luft erfüllt, und dieser Lärm, der uns so betäubt. Der Großvezier ging weg, und sah vor sich ein Volk, so zahlreich wie Heuschrecken, das Weh und Unglück schrie. Er kehrte zurück und rief in den Saal: »O ihr Leute, es ist eine Armee herangerückt, so zahlreich wie Heuschrecken, die alle Berge und Täler ausfüllt.« Der König wurde sehr niedergeschlagen und sprach: »Was mag wohl die Ursache dieses Feldzugs sein? Geh einmal, Vezier, sieh, wer sie anführt, grüße ihn von mir und sage ihm, wenn er an einem unter uns Blutrache nehmen will, so würden wir ihm beistehen, bring mir dann seine Antwort.«



Der Vezier ging zur Stadt hinaus und sein Erstaunen wuchs, wie er Berg und Tal von Soldaten wimmeln sah. Er ging durch das Lager verschiedener Truppenabteilungen von morgens bis nachmittags, bis er endlich zum Zelt des Königs kam und den mächtigen König selbst und ganz fremde Gestalten sah. Seine Adjutanten riefen ihm zu: »Küsse die Erde!« Er küßte sie und stand wieder auf, man schrie ihm aber von allen Seiten so oft, bis zu zwanzigmal, zu, daß er vor Furcht fast zu Boden fiel. Dann sprach er: »O König, Gott gebe dir langes Leben und erhebe deine Macht! mein König schickt mich zu dir, er grüßt dich, küßt die Erde vor dir und läßt dich fragen: in welcher Angelegenheit du dahergezogen kommst, damit er dir beistehe.« Da antwortete ihm statt des Königs einer seiner Veziere: »Geh zu deinem Herrn zurück und sage zu ihm: der mächtige und verehrte Sultan hat einen Sohn, der schon vor langer Zeit in dieses Land gekommen ist, und von dem er seitdem nichts mehr gehört hat; wißt ihr, wo er ist, so nehme ich ihn und ziehe wieder fort. Ist ihm aber ein Unglück zugestoßen, so verwüsten wir euer Land, vertilgen jede Spur von euch, plündern eure Güter und erschlagen eure Helden. Sage das deinem Herrn und bringe uns wieder Antwort, ehe unsre Leute zur Tat schreiten.« Der Vezier sagte: »Ich gehorche«, und wollte weggehen; man schrie ihm aber zu: »Küsse die Erde!« Er tat dies zwanzigmal und ging sehr besorgt fort, denn er fürchtete für sein und der Seinigen Leben.



Als er wieder zu seinem König kam, sagte er ihm: »O König, ein mächtiger Sultan ist‘s der dich überfallen hat; er hat einen Sohn in dieser Stadt verloren, es ist derselbe, den du umbringen lassen wolltest. Gelobt sei Gott, daß du dich nicht übereiltest und unser Land nicht verwüstet wird.« Der König sprach: »Daran ist dein schlechter Rat nicht schuld.« Er ließ den Scharfrichter kommen und rief ihm zu: »Wo ist der junge Mann, der Prinz? Er antwortete: »Herr, du hast mir befohlen, ihn ungesäumt umzubringen.« Der König schrie ihn an: »Du Hund von einem Scharfrichter, dich werde ich ihm nachfolgen lassen!« Derselbe sprach: »Herr, er lebt noch.« Der König freute sich und sagte: »Bring ihn her.« Als man ihn brachte, stand der König vor ihm auf und sprach: »Mein Sohn, ich bitte Gott um Verzeihung deinetwillen; sage doch deinem Vater nicht, wie wir gegen dich verfahren sind.« Der Prinz sprach: »Bei deiner Gnade, ich weiche nicht von hier, bis meine und deiner Tochter Ehre von deinem Verdacht gereinigt ist. Wisse, deine Tochter ist Jungfrau, ist dem nicht so, so ist dir von Gott erlaubt, mein Blut zu vergießen.« Der König sagte: »Sprichst du wahr? sage es lieber, daß wir keine zweite Schmach erleben.« Er antwortete: »O König, deine Tochter ist eine verständige, tugendhafte Jungfrau, ihre Ehre ist unbefleckt.«



Der König freute sich sehr darüber, und alle Frauen und Sklavinnen im Schloß jubelten; der König umarmte den Prinzen, ließ ihm ein kostbares Bad bereiten, gab ihm ein unschätzbares Kleid und setzte ihm eine glänzende Krone auf. So ausgestattet ließ er ihn auf einem seiner Lieblingspferde mit allerlei Ehrenbezeugungen zu seinem Vater begleiten, und bat ihn, bei demselben anzufragen, ob er vor ihm erscheinen dürfe. Der Prinz sagte: »Gut, es wird dir alles gestattet.« Der König dankte ihm und sprach: »Mein Sohn, sage deinem Vater nichts von dem, was bei uns vorgefallen, da doch Gott ein so gutes Ende herbeigeführt.« Der Prinz küßte die Erde vor ihm und ritt mit großem Gefolge fort, alle Bewohner der Stadt kamen auf die Straße, um den schönen Jüngling zu sehen, denn seine Geschichte wurde bekannt, und man freute sich über sein Entkommen, weil dadurch der Friede zwischen den beiden Königen erhalten wurde. Als der Sohn mit seinem Gefolge zu seinem Vater kam, jubelte die ganze Armee; alle Truppen mit den Vezieren erschienen vor dem König und wünschten ihm zur Rettung seines Sohnes Glück. Der Prinz ließ hierauf unter den Truppen bekanntmachen, daß es jedermann vergönnt sei, ihn zu sehen; wer nun früher auf den Markt gekommen und den jungen Prinzen vor seinem Laden sitzen gesehen hatte, wunderte sich darüber, wie er, ein großmächtiger Prinz, das hatte tun mögen.

 



Die Geschichte wurde nun bekannt und die Leute sahen die Größe des mächtigen Sultans. Auch der Prinzessin blieb dies nicht länger verborgen, sie sah von ihrem Schloß aus Berg und Tal mit Truppen wimmeln und sprach: »Die Majestät ist Gottes!« Sie war aber noch immer ängstlich im Schloß ihres Vaters und wußte noch nicht, was er ihr tun werde; auch fürchtete sie, der Prinz möchte sie vergessen. Endlich sagte s