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Tausend Und Eine Nacht

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Als die Alte diesen Plan hörte, gefiel er ihr, und sie freute sich sehr; sie sagte: »Bei Gott! weise diesem Freunde eine Stelle mitten in deinem Herzen an; denn diese Handlung beweist, daß er viel Verstand hat und gut zu raten versteht; das ist das Werk eines Fürsten und wird dich zum Ziele führen. Nun, mein Sohn, mache dich sogleich auf, geh ins Bad und ziehe deine schönsten Kleider an, denn es bleibt uns kein anderes Mittel mehr; gehe zum Wächter und mache, daß er dich in den Garten läßt. Bist du einmal darin, so suche ein Mittel, daß er dir darin zu übernachten erlaubt. Tue das aber gleich; denn hört einmal der Wächter, daß die Prinzessin in den Garten kommt, so darfst du ihm die ganze Welt schenken, er wird dich nicht eintreten lassen, aus Furcht, sie möchte ihn umbringen lassen, und man könnte es ihm gar nicht übel nehmen. Kämpfe nur dafür, daß du im Garten übernachten darfst, und müßtest du ihn mit allem, was du besitzt, bestechen. Hast du dies erlangt, so verbirg dich im Garten an dem und dem Platze, bis du mich rufen hörst: O du mit verborgenen Reizen, befreie mich von meiner Furcht. Tritt alsdann hervor und zeige deine Schönheit; vielleicht, wenn sie dich sieht, wird ihr Herz dich lieben, du erreichst dein Ziel und deine Qual hat ein Ende.« Der Prinz versprach, ihr zu gehorchen, gab ihr einen Beutel mit fünfhundert Dinaren und sprach: »Verrichte deine Geschäfte damit.« Sie schwor, sie werde ihn nicht nehmen; der Prinz aber bestand darauf, sie müsse ihn nehmen; sie nahm ihn daher und kehrte wieder zur Prinzessin zurück. Der Prinz ging dann ins Bad und zog sein schönstes Kleid an, wie es nur die größten Könige tragen. Seine Wangen waren rot, seine Augen strahlten Liebe, seine Lippen schmachteten, er neigte sich lieblich hin und her mit seinem schönen Wuchs und er war von allen Seiten vollkommen schön. Er steckte dann 1000 Dinare zu sich und ging nach dem Garten. Als der Wächter ihn sah, freute er sich sehr, stand vor ihm auf, bewillkommte und grüßte ihn. Der Prinz stellte sich zornig; er fragte ihn daher, was er habe. Der Prinz antwortete: »O Scheich! ich wurde zu jeder Zeit bis auf den heutigen Tag von meinem Vater geliebt und in Ehren gehalten; heute aber hatten wir einen Wortwechsel, er schimpfte und schalt auf mich, schlug mich mit einem Stock und jagte mich aus dem Hause. Da ich nun keinen Freund und keinen Verwandten habe, an den ich mich wenden könnte, denn ich bin ja hier fremd und fern von meiner Familie, da ich ferner dachte: Wenn ich mich fremden Leuten anschließe, so wird mein Vater noch aufgebrachter gegen mich werden und die Sache wird schlimme Folgen haben, denn er ist ein sehr mißtrauischer Mann und würde leicht irgendeine Tücke des Schicksals befürchten: so schwor ich, mit keinem von Gottes Geschöpfen Freundschaft anzuknüpfen, und kam zu dir, o mein Onkel! Weil mein Vater dich als einen guten Mann kennt, damit du mir den Garten öffnest, daß ich bis abends darin verweile und darin übernachte, bis Gott zwischen mir und meinem Vater Frieden machen wird, und er erfahre, daß ich mit niemanden Freundschaft angeknüpft und nur im Garten geschlafen habe.«

Als der Alte dies hörte, schmerzte es ihn sehr, und er sagte: »Herr, ich will zu deinem Vater gehen und zwischen euch den Frieden herstellen.« Der Prinz aber sprach. »Mein Vater hat eine unerträgliche Heftigkeit, und wenn du dich ihm in der Hitze seiner Leidenschaft vorstellst, so wird er sich nicht bereden lassen, weder von dir, noch von sonst jemanden: ich kenne ihn zu gut. Sind aber ein paar Tage vorüber, so wird er sich besänftigen lassen, und wenn du zu ihm gehst, so wird er dir Gehör geben.« Der Alte sagte: »Ich bin bereit zu gehorchen; doch geh mit mir in mein Haus, du kannst bei meiner Frau und meinen Kindern übernachten; dein Vater kennt mich ja und weiß, daß ich ein alter Mann bin, der Familie hat und wird es nicht übel nehmen.« Der Prinz sagte: »Ich werde nirgends als in diesem Garten allein schlafen.« Der Alte versetzte: »Bei Gott! Herr, es tut mir leid, dich allein hier schlafen zu lassen, während ich bei meiner Familie übernachte.« Der Prinz aber wiederholte: »Ich tue das absichtlich, um meines Vaters Verdacht zu zerstreuen; ich weiß, daß ich dadurch sein Herz wieder gewinnen werde.« Da sagte der Alte: »So will ich dir ein Bett bringen, worauf du schlafen kannst«, und der Prinz antwortete: »Das kann nichts schaden.« Der Alte öffnete ihm die Türe, führte ihn in den Garten und brachte ein Stück Bett und eine Decke, denn er wußte noch nicht, daß die Prinzessin in den Garten kommen wolle. Das ist was ihn betrifft; was aber die Alte angeht, so ging diese zur Prinzessin und sagte ihr, die Früchte seinen reif. Die Prinzessin sprach: »Nun, so wollen wir nach unserer Gewohnheit in den Garten spazieren gehen, und zwar morgen, so Gott will; benachrichtige nur den Wächter davon.« die Amme schickte nach ihm, und als er kam, sagte ihm die Prinzessin: »Wir wollen in den Garten gehen; schaffe also alle deine Diener hinaus, laß kein Geschöpf Gottes im Garten und mache ihn recht rein.« Der Wächter sagte: »Ich habe gehört und gehorche«, ging zum Prinzen und sprach zu ihm: »Mein Sohn, die Prinzessin hat nach mir geschickt und mir gesagt, ich solle niemanden im Garten lassen, denn sie wird ihn mit ihren Sklavinnen besuchen; überlege nun, was du beginnen willst, Herr.« Der Prinz entgegnete: »Ist dir jemals durch uns etwas Unangenehmes zugestoßen?« – »Nein, bei Gott, Herr, nichts als Wohltaten und Geschenke.« – »Nun, so wird dir auch in Zukunft nur Gutes durch uns zuteil werden. Ich will mich im Garten verbergen, daß kein Mensch und kein Djinn mich sehen soll, bis die Prinzessin ihn wieder verläßt.« – »Wenn sie dich, oder nur deinen Schatten sieht, läßt sie mir den Kopf abschlagen.« – »Ich will mich so verbergen, daß kein Mensch mich sehen soll; sei nur guten Mutes.« Bei diesen Worten reichte er ihm hundert Dinare und sagte: »Gib das aus und mache es deiner Familie bequem; laß dir wohl sein: Alles wird nur zu deinem Besten gereichen.« Als der Alte die hundert Dinare sah, wurde ihm leicht zu Mute; er warnte daher den Prinzen noch einmal, sich gar nicht zu zeigen, und ging fort.

Als es früh Morgens war, kamen die Diener und Sklavinnen zur Prinzessin; sie befahl ihnen, die Türe zu öffnen, die vom Schloß in den Garten führte, zog die kostbarsten königlichen Kleider an, aus Seidenstoffen mit Gold gestickt, mit Perlen und Rubinen usw. besetzt. Sie war so schön, daß sie Sonne und Mond beschämte. Auf ihrem Kopf trug sie eine Krone von frischer Aloe, mit Gold und Juwelen besetzt; sie legte ihre Hand auf den Hals der Alten, um durch die geheime Thüre in den Garten zu gehen. Da sah die Alte den Garten voll mit Dienern und Sklavinnen und sagte zur Prinzessin: »O meine Gebieterin! ist das ein Garten oder ein Spital?« Die Prinzessin fragte: »Was willst du damit sagen, o Amme?« Diese antwortete: »Der Garten ist so mit Dienern und Sklavinnen angefüllt; es sind etwa fünfhundert Diener und fünfhundert Sklavinnen da, die essen die Früchte, trüben die Bäche, verscheuchen die Vögel und stören uns in unseren Spielen und Spaziergängen; was bedarfst du ihrer? Gingest du von deinem Schloß auf die Straße, so würde deine Würde dieses Gefolge notwendig machen; hierher kamst du jedoch durch die geheime Tür, und kein menschliches Geschöpf Gottes sieht dich hier.« Die Prinzessin sagte: »Bei Gott, o Amme! du hast recht; doch was ist zu tun?« Die Amme antwortete: »Ich will die Diener und Sklavinnen wegschicken.« Dies geschah, und es blieben nur ihre zwei liebsten Sklavinnen bei ihr.

Als die Alte nun Zeit und Ort günstig fand, sagte sie: »Komm, jetzt können wir hübsch spazieren gehen, meine Gebieterin.« Die Prinzessin machte sich auf, legte ihre Hand auf die Schultern ihrer Amme, die zwei Sklavinnen aber gingen voraus und klatschten mit den Händen; die Prinzessin lachte mit ihnen und wiegte sich im Gehen. Die Alte führte sie herum und scherzte mit ihr, zeigte ihr die Bäume, reichte ihr Früchte und machte sie auf das Zwitschern der Vögel aufmerksam, bis sie an das alte Schloß kam. Als die Prinzessin dieses Schloß hübsch neu fand, sprach sie: »O Amme, ich sehe dieses Schloß wieder fest gemauert und die Wände und Altane frisch angestrichen und glänzend bemalt.« Die Alte sagte: »Bei Gott! meine Gebieterin, du erinnerst mich wieder an das, was ich vergessen hatte. Ich habe nämlich von einem Kaufmann gehört, der Wächter habe Waren von ihm gemietet, sie verkauft und mit dem erlösten Geld dieses Schloß wieder aufbauen und malen lassen. Ich sah, wie der Kaufmann sein Geld von dem Wächter forderte, und hörte diesen sagen: Wenn die Prinzessin in den Garten kommt, will ich dich bezahlen. Ich fragte ihn hierauf: Warum hast du das Schloß hergestellt? und er antwortete: Bei Gott! ich sah den Grund ganz zerfallen und die Mauern gespalten.« Die Prinzessin sprach: »Hast du ihn nicht gefragt, was er dabei beabsichtigt?« Die Alte antwortete: »Ich habe ihn gefragt, und er hat mir gesagt, er wolle den Platz recht schön machen lassen, und erwarte dafür den Lohn von dir, Prinzessin, die die Güte selbst sei; er hatte wohl keinen anderen Zweck, als die Hoffnung auf deine Gnade und Wohltaten.« Die Prinzessin sprach: »Bei Gott! er hat etwas Gutes getan; durch das Aufbauen dieses Schlosses ist der ganze Platz verschönert; wie glänzen nun die Mauern und wie hübsch sieht das aus! Wir wollen ihm auch seinen schönen Lohn dafür geben.« Sie befahl hierauf einer Sklavin, hundert Dinare herbeizuschaffen, und schickte die Amme nach dem Wächter. Als sie zu ihm kam, sagte sie: »Die Prinzessin will dich sprechen.« Als er dies hörte, fürchtete er sich sehr, denn er dachte bei sich selbst: Die Prinzessin hat den jungen Mann gesehen; bei Gott! dies ist ein Unglückstag für mich. Er nahm weinend von seiner Familie Abschied und ging zur Prinzessin mit blassem Gesicht und so heftig zitternd, daß er fast umfiel. Als die Alte dies merkte, kam sie ihm zuvor und sagte: »O Scheich, küsse die Erde, danke dem erhabenen Gott und bete für die Prinzessin! Gott bewahre ihre Unschuld und mache ihr im Himmel ihre Rechnung leicht! Ich habe ihr gesagt, wie du Schulden gemacht hast, um dieses Schloß herzustellen, darum beschenkt sie dich auch mit hundert Dinaren, nimm sie von ihrer Sklavin, bete für sie und küsse die Erde vor ihr.« Als der Alte diese Worte hörte, küßte er die Erde vor der Prinzessin, nahm die hundert Dinare und ging vergnügt nach Hause; seine Leute aber freuten sich mit ihm, und sie beteten zusammen für den, der die Ursache von allem war. Das ist‘s, was diese betrifft. Die Alte aber sagte zur Prinzessin: »Bei Gott! Herrin, nun ist dieser Ort einer der schönsten, die es gibt; komm, wir wollen uns ein wenig im Schloß umsehen.« Sie gingen dann miteinander ins Schloß, wo die Prinzessin die schöne Malerei bewunderte und sich nach allen Seiten umsah, bis ihr Blick auf den gemalten Traum fiel; sie betrachtete ihn lange und sah immer danach hin; die Amme aber, die dies bemerkte, nahm die zwei Sklavinnen zu sich, damit sie nicht störten. Als die Prinzessin den ganzen Traum bis zu Ende gesehen hatte, wendete sie sich zur Alten und sprach: »O meine Amme! sieh einmal hier etwas; wenn es mit einer Nadelspitze aufs Auge gegraben wäre, so könnte jeder sich daran belehren.« Die Alte fragte: »Was ist‘s, meine Gebieterin?« Diese antwortete: »Habe ich dir nicht einst einen Traum erzählt, der die Ursache meines Hasses gegen die Männer war?« – »Ja, Prinzessin«, sagte die Alte, »du tatest es.« – »Nun«, versetzte diese, »komm und sieh dich einmal hier um und sag mir dann, was du gesehen.« Die Alte betrachtete die Malerei, ging erstaunt zur Prinzessin und sagte ihr: »Meine Gebieterin, hier ist der Traum im Garten, wie du ihn beschrieben hast, mit dem Vogelfänger, dem Netz und den Vögeln. Doch ich bewundere weder die Malerei, noch den Traum, sondern nur den Maler, der ihn nicht besser hätte zeichnen können, wenn du ihm ihn selbst erzählt hättest. Bei Gott! das ist wunderbar. Der Engel, der über Menschen und andere Geschöpfe wacht, hat wohl gehört, wie wir das Männchen mit Unrecht anklagten, daß es nicht zum Weibchen zurückkehrte, um es zu befreien; er hat daher diesen Traum hergemalt, um die Unschuld des Männchens zu beweisen und zu zeigen, was die Bestimmung über das Männchen verfügt.«

 

Die Prinzessin sprach: »Nun ist es entschuldigt, und wir denken nichts Böses mehr von ihm.« Die Alte sagte: »O meine Gebieterin! es gibt nichts Zärtlicheres auf der Welt, als ein Männchen gegen sein Weibchen, bei allen Geschöpfen Gottes, besonders aber bei den Menschen. Oft hungert der Mann, um die Frau zu speisen, er bleibt nackt, um sie zu kleiden, erzürnt lieber seine Eltern, um sie zu befriedigen; sie fällt ihm an die Brust und er umarmt sie, sie können nicht mehr getrennt leben, er wird ihr dann teurer als ihre Familie und Kinder. So war einst ein König, der seine Frau so sehr liebte, daß, als sie starb, er aus Liebe sich mit ihr beerdigen ließ. So starb auch einst ein König, und als man ihn beerdigen wollte, sagte seine Frau zu ihren Leuten: »Laßt mich mit ihm das Grab teilen, wenn ihr nicht wollt, daß ich mich töte! Als sie sahen, daß sie dies ernstlich wollte, zogen sie ihr die hübschesten Kleider und den reichsten Schmuck an, und aus Liebe begrub sie sich selbst mit ihm.«

Die Alte fuhr dann fort, ihr von den Männern und Frauen zu erzählen, bis aller Männerhaß im Herzen der Prinzessin verschwunden war, und sie sprach: »O meine Amme! der arme Vogel, wir haben ihm Unrecht getan, und seinetwillen alle Männer gehaßt; nun sehen wir, daß er unschuldig war. Bei Gott, ich will die Männer nicht mehr hassen.«

Als die Alte merkte, daß kein Männerhaß mehr im Herzen der Prinzessin geblieben, sagte sie: »Wir haben uns nun hier genug umgesehen: nun laß uns auch im Garten zwischen den Bäumen spazieren gehen.« Die Prinzessin machte sich auf, ging mit ihr, und man konnte so recht ihre Schönheit, Liebenswürdigkeit, ihren hübschen Wuchs und das Ebenmaß ihrer Glieder bewundern, als ein Blick des Prinzen auf sie fiel. Er starrte sie an und verlor seine Besinnung; seine Liebe zu ihr erreichte die höchste Stufe und er fiel ohnmächtig hin. Als er wieder zu sich kam und die Prinzessin verschwunden war, seufzte er tief, starb fast vor Sehnsucht und sprach folgende Verse:

»Als meine Augen ihre Reize sahen, wurde ich Liebesgefesselter ohnmächtig. Ich wurde wie ein Toter, der auf der Erde liegt, und meine Geliebte wußte nichts davon. Sie ging fort und zerstörte ein Herz, von Liebe gebunden; o dürfte ich doch nur ihr Sklave sein! O Herr! vereinige uns bald und verschaffe mir Hilfe durch meine Geliebte, ehe ich ins Grab steige. Ich werde nicht aufhören, sie zu lieben, bis sie mich tötet; vielleicht wird sie dann Mitleid mit mir haben und mich wieder ins Leben zurückrufen. Ich komme ihr zehn— und zehnmal entgegen, um ihretwillen ertrage ich Sehnsucht und Liebespein. O hilf mir durch ihre Liebe; denn, lebe ich ohne Hoffnung, so reicht mir die Liebe den Todeskelch. Tränen fließen stets aus meinen verwundeten Augen, die der Blindheit nahe sind. Ich kenne keinen Schlaf in den langen Nächten, ich durchwachte sie lieber, in meine Liebe vertieft. Selbst meine Feinde haben Mitleid mit mir, wenn sie den Gram sehen, den mir die Trennung verursacht. Wenn nur die Zeit einen einzigen Tag der Vereinigung brächte, gern wollte ich ihr mein Leben geben und ihr Sklave werden. Gott beschütze die Vereinigungstage und ihre Süßigkeit! und es lebe die Zeit, die mein Verlangen stillt.«

Die Alte führte die Prinzessin auf allen Seiten des Gartens umher, bis sie wieder an die Stelle kamen, wo der Prinz verborgen war. Da rief sie: »O du mit verborgenen Reizen! befreie mich von meiner Furcht.« Als der Prinz diese Worte vernahm, verließ er die Stelle, wo er verborgen war, und trat in seiner ganzen Schönheit und in der Anmut seines Wesens zwischen den Bäumen hervor, so daß seine Schönheit den Mond beschämte. Die Prinzessin ging eben majestätisch einher, als ihr schöner Blick auf den Prinzen fiel. Sie betrachtete ihn lange, wie seine Augen die Sprache der Liebe redeten, wie seine Augenbrauen sich wölbten und seine Wangen sich färbten; sie fand ihn so schön, anmutig und hübsch gewachsen, daß sie ihren Verstand verlor, und die Pfeile seiner Augen ihr Herz verwundeten. Sie wandte sich zur Alten und sagte ihr: »O Amme! woher kommt dieser schöne Jüngling mit wunderschönem Wuchs, gleich dem Vollmond oder einem Licht in der Dunkelheit?« Die Alte fragte: »Wo ist er?« Die Prinzessin erwiderte: »Hier in unserer Nähe zwischen den Bäumen.« Die Alte sah sich rechts und links um, als wüßte sie von nichts. Dann sprach die Prinzessin: »Wie mag er in den Garten gekommen sein?« – »Ich weiß nicht.« – »Wer ist wohl dieser junge Mann?« – »Meine Gebieterin! er ist der, der die Briefe schickte.« – »Bei Gott, meine Amme, er ist ein sehr hübscher Mann, es gibt auf der ganzen Erde keinen schönern; ist er wohl noch wie er war, oder hat er sich verändert?« – »Bei Gott, meine Gebieterin, ich bin ihm vor drei Tagen erst auf der Straße begegnet, grüßte ihn und fragte nach seinem Befinden; er aber erwiderte mir: Gott war mir gnädig, und hat mir gegen alles dieses Kraft gegeben, d. h. gegen die Liebe, Sehnsucht und Verzweiflung. Es ist ihm, als hätte er sie nie gekannt, und es fällt ihm gar nichts mehr davon ein, gelobt sei Gott!«

Als die Prinzessin dies hörte, beugte sie den Kopf lange zur Erde; die Liebe bemächtigte sich ihres Herzens, es pochte heftig und sie sprach: »O Amme! vielleicht ist es später anders mit ihm geworden, oder vielleicht hat er die Wahrheit nicht gestanden.« Die Alte antwortete: »Bei Gott! ich habe ihm gesagt, so lang die Geliebte nicht erhört, dauert Liebe fort; er aber hat nur erwidert: Bei Gott! mein Herz denkt nicht mehr daran, denn der erhabene Gott hat meine Liebe in Haß verwandelt. « Die Prinzessin schwieg und machte sich Mut, dies half jedoch nichts, denn sowie sie wieder einen Blick auf den Prinzen warf, brachten sie seine Schönheit und anmutsvolle Gestalt in Verwirrung, und sie sprach: »O Amme, winke ihm mit der Hand, daß wir ihn näher sehen.« Die Alte antwortete: »Er wird nicht wollen und mich nicht anhören.«

Die Prinzessin beugte dann beschämt ihren Kopf zur Erde und enthielt sich weiterer Bitten, das Feuer der Leidenschaft aber raste in ihrem Inneren. Doch machte sie sich stark, um wieder einen Blick auf ihn zu werfen; sie wurde jedoch abermals von der Liebe besiegt, die Pfeile seiner Augen trafen sie und sie verlor ihre Stärke. Sie ergriff dann die Hand der Amme und sagte: »In meinem ganzen Leben bedarf ich deiner zum erstenmale, und du versagst mir deine Hilfe?« Die Amme antwortete: »Bei Gott, meine Gebieterin, es ist kein schlechter Wille; gibt es für die Sklaven eine größere Freude, als ihrer Herrin willfahren zu können? Ich fürchte, er wird mich beschämen und meine Bitte nicht anhören, ich möchte lieber sterben, als mit einer schnöden Antwort zu euch zurückkehren. Doch ich will zu ihm gehen und in ihn dringen.«

Mit diesen Worten ging sie zum Prinzen, der die Prinzessin lachen gesehen hatte, und sagte ihm: »Die Prinzessin ist von einer unauslöschlichen Flamme ergriffen, komm nur zu ihr und klage ihr deine Lage. Die Tage des Briefwechsels sind nun vorüber, jetzt kommen die der Vereinigung und der Vorwürfe.« Der Prinz machte sich auf, außer sich vor Freude wegen der guten Botschaft; er glaubte zu träumen und wollte sogleich mit der Alten zur Prinzessin gehen. Die Alte aber sagte: »Halt, du gehst noch nicht mit, sie muß zu dir kommen; denn nun ist die Reihe an ihr, um Liebe zu flehen.« Der Prinz sagte im Übermaß seiner Liebe und in der Heftigkeit seiner Flamme: »Laß mich doch zu ihr gehen und ihr meine Aufwartung machen.« Die Alte aber versetzte: »Folge nur meinem Rat und bleibe hier ruhig sitzen.« Der Prinz gehorchte ihr ungern, und die Alte kehrte allein zurück.

Als sie der Prinzessin nahe war, sprach diese: »O Amme, ich sehe dich mit kaltem Gesicht zurückkehren.« Die Alte erwiderte: »Habe ich dir nicht gesagt, er wird mich beschämen und nicht kommen wollen?« Die Prinzessin aber sprach: »Wärest du mit Ernst und ganzem Herzen zu ihm gegangen, er hätte sich nicht geweigert.« Die Alte versetzte: »O meine Gebieterin! als er am Anfang Lust hatte, wünschte er nichts mehr, als daß du ihm gnädig erlauben möchtest, vor dir zu erscheinen; er wäre damals auf den Augen zu dir gegangen, nun aber ist seine Lust vorüber, und du verlangst nach ihm, komm also, wir wollen zu ihm gehen; vielleicht wird er sich vor dir schämen, wenn du selbst zu ihm gehst.« Die Prinzessin sprach: »O Amme, wie kann ich zu ihm gehen? ich bin eine Jungfrau, kenne nur meinen Vater und dich, wie soll ich mich vor einem fremden Jüngling erniedrigen? was soll ich ihm sagen? wie kann sich mein Auge zu dem seinigen erheben? wie meine Zunge ihn anreden? Das kann nie sein, und müßte ich den Todeskelch trinken! Ich weiß kein Mittel und überlasse dir meine Angelegenheit.« Die Amme sagte: »O meine Gebieterin, bei Gott, ich weiß kein anderes Mittel, als daß du zu ihm gehst, und niemand kann dies tadeln. Komm nur mit, ich will vorausgehen und für dich mit ihm sprechen; du brauchst nicht zu erröten.« Die Prinzessin sprach: »Nun, o Amme, so geh mir voran. Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen! Gott hat das über uns verhängt.«

Die Alte machte sich dann auf und die Prinzessin folgte ihr zum Prinzen, der wie der Vollmond dasaß. Da sagte die Alte: »Junger Mann, sieh einmal, wer vor dir erscheint: es ist die Prinzessin Hajat Alnufus (Seelenleben), die dir entgegenkommt; steh also vor ihr auf!« Der Prinz stand bei diesen Worten auf, und die Alte ließ sie allein. Als sie nun einander gegenüberstanden und ihre Augen sich begegneten, waren beide von Liebe und Sehnsucht trunken; sie umarmten sich, fielen in Ohnmacht, und blieben lange auf der Erde liegen. Da die Alte fürchtete, sie möchten entdeckt werden, trug sie sie ins Schloß und sagte zu den Sklavinnen, die im Garten waren: »Benützt die Zeit zum Spaziergange, denn die Prinzessin schläft;« und so gingen sie wieder fort. Als nun die Liebenden erwachten und sich im Schloß fanden, sprach der Prinz: »Wache oder träume ich?« Sie umarmten sich wieder und klagten einander ihre Liebe und Sehnsucht; dann rezitierte der Prinz folgende Verse:

»Wenn das Licht der Sonne und das Leuchten des Mondes sich begegnen, wird das Firmament verdunkelt; wenn ihre strahlenden Wangen sich zeigen, wird die Morgenröte aus Scham blaß; und wenn bei ihrem Lächeln ein Blitz aus ihren Zähnen leuchtet, so wird die dunkle Abenddämmerung heller Morgen. Ihr Wuchs ist so ebenmäßig, daß, wenn sie erscheint, die Zweige des Ban eifersüchtig über sie werden. Der Mond besitzt nur einen Teil ihrer Reize, die Sonne wollte sie anfechten, konnte aber nicht. Wo hat die Sonne Hüften, wie sie die Königin meines Herzens hat? Wer besitzt gleich ihr solche schöne Form und solch herrliche Tugenden? Kein Liebender kann je ihrer Liebe widerstehen, mein Auge und mein Herz bezeugen es einstimmig! An sie war mein Herz durch Liebe gefesselt; schmachtet nicht jedes Herz vor Verlangen nach ihr?«

 

Als er diese Verse vollendet hatte, drückte sie ihn an ihre Brust und küßte ihn zwischen die Augen und auf den Mund. Dies gab ihm neues Leben. Dann klagte er ihr, was er gelitten vor heftiger Sehnsucht und tiefer Liebespein, Verzweiflung und Schlaflosigkeit in dunkler Nacht; wie ihn ihre Hartherzigkeit und lange Trennung geschmerzt. Als sie diese Worte hörte, küßte sie ihm Hände und Füße und sprach: »O Geliebter meines Herzens, o höchstes Ziel meiner Wünsche! die Trennung höre auf, Gott lasse sie nie mehr wiederkehren und mich alles Schlimme statt deiner treffen; er erhöre alle deine Wünsche. Wie leid tut mir, daß wir so viel Zeit verloren, ohne uns zu sehen. Welches Herz kann deine Entfernung ertragen? Wen erfüllt nicht mit Wonne die Süßigkeit deiner Umarmungen? Heftige Liebe hast du in mir erregt und eine heiße Flamme in meinem Busen angeschürt.« Mit diesen Worten drückte sie ihn an ihre Brust und sprach noch folgende Verse:

»O du, der Mond und Sonne beschämt! Deine Anmut hat sich meines Herzens mit Gewalt bemächtigt, das Schwert deiner Blicke durchschneidet mein Inneres und ich weiß ihm nicht zu widerstehen. Ziehe den Bogen deiner Augenbrauen zurück, der mein Herz blutig getroffen! Deine Wangen und dein Wuchs gleichen einem blühenden Baumzweige mit schönen Früchten, haben mich verführt, so daß ich mich nicht mehr von dir trennen kann. Du hast mich lange gequält und mir schlaflose Nächte verursacht, am öffentlichen Tage wolltest du mich töten! Fern seien alle Schmerzen, verbannt die Trennung und stets freudig das Wiedersehen! O habe Mitleid mit einem zerrissenen Herzen, das, o Geliebter, deinen Schutz anfleht!«

Als sie ihre Verse vollendet hatte, wurde ihre Liebe entflammt, sie vergoß viele Tränen, schmachtete und war außer sich. Er näherte sich ihr und küßte ihre Füße, weinte und hatte Mitleid mit ihr. Sie sprachen dann miteinander, machten sich Vorwürfe und rezitierten Verse bis zur Asserstunde, als sie an das Weggehen denken mußten. Die Prinzessin sagte ihm: »O Licht meiner Augen und Innerstes meines Herzens, wann sehen wir uns wieder?« Der Prinz, den diese Worte wie ein Pfeil trafen, sprach: »Bei Gott, ich liebe die Trennung nicht, meine Seele verläßt mich.« Die Prinzessin sagte: »Bei deiner hohen Anmut und bei deinem schönen Antlitz! von dem Augenblick der Trennung wird der Schlaf mich fliehen und mein Herz in deiner Liebe versunken bleiben.« Der Prinz aber ging aus dem Schloß. Er wandte sich noch einmal um und sah, wie die Prinzessin viele Tränen vergoß; er mußte ebenfalls heftig weinen und sprach folgende Verse:

»O Ziel meines Herzens! meine Flamme wird heftiger. O Leben der Seele! was ist zu tun? Auch wenn du nicht mit mir bist, begnüge ich mich mit deinem Bild im Traum. Dein Gesicht leitet die im Dunkeln Wandelnden wie der leuchtende Mond, während dein schwarzes Haar der Nacht gleicht. Deine Augen verbreiten das Licht des Tages, wenn sie nach den Edlen unter den Männern hinblicken. Ein Kuß von deinen Lippen ist wie Honig und Moschus und gewährt die süßesten Freuden. O Hajat Alnufus! befreie einen Gefesselten und beglücke ihn mit deiner Erscheinung im Traume!«

Als sie diese Verse hörte, umarmte sie ihn wieder und sagte: »Ich schwöre bei dem, der dich durch vollkommene Schönheit ausgezeichnet, daß ich ohne dich in der Mitte meiner Diener und Sklavinnen nicht leben kann; ich habe alle Geduld verloren, mein Herz ist auf heißen Kohlen und es ist mir, als ginge ich ins Grab. Doch die Leute sagen ein Sprichwort: Geduld ist der Schlüssel zur Freude. Wir wollen schon ein Mittel zur Vereinigung ersinnen, so Gott will.« Sie nahm dann Abschied von ihm und ging fort, ohne zu wissen, wohin sie ihren Fuß setzte, vor Liebe und Gram. Als ihr Geliebter aus ihren Augen verschwunden war, wurde ihre Sehnsucht noch heftiger; sie ging in ihr Gemach, immer mit dem Prinzen beschäftigt.

Was den Prinzen angeht, so wuchs auch seine Leidenschaft immer mehr, so daß er die Süßigkeit des Schlafs nicht mehr kostete. Er erzählte dem Vezier, was vorgefallen, und schmachtete immer mehr. Auch die Augen der Prinzessin schlossen sich nicht mehr dem Schlafe, und sie wollte nichts essen. Als Gott den folgenden Morgen zum Guten heranleuchten ließ, schickte sie nach der Alten; als diese kam, fand sie die Prinzessin ganz verändert und fragte nach der Ursache. Die Prinzessin erwiderte: »Das alles ist deine Verführung, mein ganzes Unglück rührt von dir her, wo ist der Geliebte meines Herzens, der meinen Verstand besitzt?« Die Alte antwortete: »Und wann hast du ihn denn verlassen? es ist ja erst eine Nacht seitdem verflossen.«

Die Prinzessin sagte: »O Amme, er ist so schön und liebenswürdig, daß ich gar keine Geduld habe, und ihn weder bei Tag noch bei Nacht, weder des Morgens noch des Abends vergesse; geh also und schaffe uns schnell wieder eine Zusammenkunft, denn ich bin in der schrecklichsten Qual und meine Seele ist dem Tode nahe.« Die Alte sagte: »Habe Geduld, daß wir auf ein Mittel denken, wie die Sache verborgen bleibt, damit deinem Ruf nicht geschadet wird.« Sie antwortete: »Es bleibt nichts mehr zu verbergen übrig, seitdem die Liebe sich meines Herzens bemächtigt hat und meine Neider schadenfroh werden.«

Es sagt der Erzähler: Dann fuhr die Prinzessin fort: »Wenn du uns nicht zusammenbringst, so werde ich dem König sagen, daß du mich verführt hast, und er wird dir den Hals abschlagen lassen; denn wärest du nicht gewesen, so hätte ich doch Ruhe vor allem diesem.« Die Alte entgegnete: »Bei Gott, meine Gebieterin, habe doch nur ein wenig Geduld, denn das ist eine ernste Sache.« Sie flehte dann solange, bis die Prinzessin ihr drei Tage Frist gestattete. Diese aber setzte hinzu: »Wisse, o Amme! daß mir diese drei Tage wie drei Jahre vorkommen, und gehen die vorüber, ohne daß du mir ihn bringst, so lasse ich dich umbringen.« Die Alte ging in ihre Wohnung und überlegte die Sache.

Am folgenden Morgen suchte sie Kammermädchen auf, die ihr Salben und Farben gaben, öffnete eine Kiste, nahm Frauenkleider heraus und ging damit zum Prinzen. Sie klopfte an der Tür; er kam zu ihr heraus, freute sich, sie wiederzusehen, und fragte sie, wie sie sich befinde? Sie sagte ihm: »Mein Sohn, willst du eine Zusammenkunft mit der Prinzessin haben?« Er antwortete: »Wie soll ich das nicht wünschen, da mein Leben dem Untergang nahe ist?« Sie hieß ihn hierauf seine Kleider ausziehen. Als er dies getan, bemalte und färbte sie ihm Hände und Füße, reichte ihm ein königliches Kleid, putzte ihn wie ein Frauenzimmer auf, gab ihm goldene Armbänder und lehrte ihn, wie er als Frauenzimmer gehen müsse. Er ging eine Weile vor ihr her und glich einer Huri aus dem Paradies. Die Alte freute sich sehr und sagte: »Nun bleibt uns noch eins übrig: du mußt nämlich recht herzhaft sein, denn du kommst nun in ein königliches Schloß und wirst viele Diener und Kammerherrn des Königs an der Tür treffen. Wenn du zu schnell gehst, so ist‘s um uns geschehen. Hast du also nicht den Mut dazu, so sage es, damit ich eine andere List ersinnen kann.« Der Prinz antwortete: »Wisse, mein Vater ist ein Kaufmann, der gewöhnt ist, mit allen Leuten, auch mit Fürsten und Königen, umzugehen; das macht mir gar keine Sorge, sei nur frohen Herzens.«