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Tausend Und Eine Nacht

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Doch was ist dies im Vergleich zur

Geschichte der Hajat Alnufus mit Ardschir

Man erzählt nämlich – und Gott kennt am besten alle Geheimnisse der Vergangenheit und Zukunft der Geschichte der Völker – es war in den frühesten Jahrhunderten ein mächtiger Sultan, der viele Truppen und Verbündete hatte; er besaß einen einzigen Sohn, der Ardschir hieß, so hübsch und verständig und alle Vollkommenheiten umfassend, wie nie ein Auge gesehen. Seine Leidenschaft war die Jagd. Als er einst auf der Jagd war, nahte sich eine Karawane, deren Anführer ein sehr einnehmendes Gesicht hatte. Es gefiel dem Prinzen so sehr, daß er zu einem seiner Diener sprach: »Geh und bringe mir diesen Mann!« Er ging zu ihm und sagte ihm: »Der Prinz möchte mit dir zusammenkommen.« Der Karawanenführer sagte: »Ich gehorche;« zog seine schönsten Kleider an, machte sich sogleich auf, nahm kostbare Geschenke mit und ging mit dem Diener zum Prinzen. Als ihm der Prinz erlaubt hatte, vor ihn zu kommen, küßte er die Erde, wünschte ihm langes Leben und überreichte ihm die Geschenke. Der Prinz freute sich darüber, hieß ihn sitzen und redete ihn freundlich an. Dann sagte er zu ihm: »Aus welchem Lande kommst du? und in welchen Geschäften?« Er antwortete: »Herr! ich komme aus Indien, um mir Trost und Zerstreuung zu holen.« Der Prinz fragte: »Und warum bedarfst du dessen?« Er antwortete: »Herr! meine Geschichte ist wunderbar und mein ganzes Unglück kommt davon.« Bei diesen Worten zog er ein Stück Seidenstoff aus der Tasche, und als es der Prinz ansah, war das Bild eines der schönsten Mädchen darauf. Sie hatte die Finger ihrer rechten Hand am Hals, ihre linke Hand an der Hüfte, und ihr Gesicht strahlte wie der Mond. Sie schien zu sprechen und dem, der sie ansah, freundlich zuzuwinken. Als der Prinz Ardschir sie sah, entbrannte eine Flamme in seinem Herzen und er sprach: »O Mann! woher kennst du dieses Mädchen?« Er antwortete: »Herr! ich beschwöre dich bei Gott, schüre nicht das Feuer in meinem Herzen, und rege meine Schmerzen nicht auf! Doch wenn sie dir gefällt, so nimm sie.« Der Prinz sagte: »Bei Gott! ich muß den Gegenstand dieses Bildes haben, ich nehme keine andere, und müßte ich ihretwillen die ganze Welt durchstreifen.« Er fragte den Fremden: »Wie heißt denn das Mädchen?« Dieser antwortete: »Der Name steht über dem Kopf des Bildes.« Der Prinz suchte nach und fand: »Hajat Alnufus, Tochter des Königs Kader, Herrn der weißen Stadt.« Als er diesen Namen las, kam er außer sich und wurde ganz Flamme. Sein Vater, der ihn dieses Bildes wegen in einem so fieberhaften Zustand sah, sagte: »Habe nur Geduld, mein Sohn, ich will zu ihrem Vater schicken und um sie für dich werben lassen; verweigert er sie, so ziehe ich gegen ihn mit einer Armee, so groß, daß ihre Vorposten bis zu ihm und der Nachtrab bis zu mir reicht.« Der Prinz sprach: »Tu das schnell, denn ich werde sonst gewiß zugrunde gehen.« Der König ließ hierauf den Großvezier rufen und sagte ihm: »Ich will dich sogleich zum König Kader schicken, denn du bist ein verständiger und einsichtsvoller Mann, damit du um seine Tochter für meinen Sohn werbest.« Der Großvezier ging sogleich, machte seine Vorbereitungen und der König gab ihm viele Geschenke mit, die keine Zunge beschreiben kann; er reiste durch Wüsten und Heiden Tag und Nacht, bis er zum König Kader kam. Die Kammerherren desselben kamen ihm entgegen und führten ihn zum König mit den Geschenken, die er bei sich hatte. Der König erzeigte ihm drei Tage lang viele Ehre. Am vierten ließ er ihn rufen, und nachdem er sich eine Weile mit ihm unterhalten, sprach der Vezier: »O König! ich komme im Namen des mächtigen Königs, des Herrn der Erde in der Länge und Breite, um für seinen Sohn Ardschir, der wie der leuchtende Mond ist, um deine Tochter anzuhalten.« Als der König diese Rede hörte, wurde er verlegen zu antworten; er beugte den Kopf eine Weile, dann sagte er zu einem seiner Diener: »Kafur, geh zu meiner Tochter Hajat Alnufus, grüßte sie von mir und sage ihr in zärtlichem Ton: Dein Vater schickt mich zu dir, um dir anzuzeigen, daß einer von den Großen der Erde gekommen ist, der dein Gemahl zu werden wünscht, was sagst du dazu? Merke dir ihre Antwort und bringe sie mir.« Kafur ging und sagte: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen und Mächtigen! Bei Gott! ich habe nur noch zwei Zähne, um essen zu können.« Die Prinzessin haßte nämlich die Männer so sehr, daß, so oft Kafur im Namen ihres Vaters kam, um ihren Willen über eine Ehe zu erfragen, sie auf ihn losging, und ihm zwei Zähne ausriß, bis ihm zuletzt nur noch zwei blieben. Als er vor ihr Gemach kam, dachte er eine Weile nach, ob er hineingehen solle oder nicht. Die Prinzessin war eben aufgestanden und ließ sich von den Dienern goldene, mit Perlen besetzte Pantoffeln anziehen. Sie sah ihn, wie er sich nahte; er aber entfloh vor ihr. Sie rief ihm zu: »Bleibe nur! bei Gott, wenn du in meine Hand fällst, reiße ich dir die übrigen Zähne auch aus!« Auch befahl sie den Dienern, ihn festzunehmen, er aber lief schnell zum König wie ein Rasender. Der König fragte ihn: »Wer verfolgt dich?« Er antwortete: »Herr, ich habe soeben glücklicherweise noch meine übrigen Zähne gerettet.« Da sagte der König zum Vezier: »Du hörst und siehst, entschuldige uns daher bei deinem Herrn, und sage ihm: Meine Tochter liebt die Männer nicht, sie will durchaus nicht heiraten, und wenn ich sie zwingen wollte, würde sie sich umbringen.« Der Vezier kehrte hierauf wieder nach seinem Land zurück, ohne etwas bezweckt zu haben. Das ist‘s, was ihn betrifft. Der Prinz Ardschir indessen hatte sich gleich nach der Abreise des Veziers in seine Wohnung begeben; als es Nacht wurde, brannte eine mächtige Flamme in seinem Herzen, heiße Sehnsucht bemächtigte sich seiner, er mußte zu Bett gehen, konnte weder essen noch trinken; er war höchst niedergeschlagen und in Wehmut versunken, und die Tränen flossen wie Regen über seine Wangen. In seinem Schmerz rezitierte er folgende Verse:

»Feindlich fällt die Nacht über den Verzweifelten her und bringt Schmerzen und glühende Seufzer in mein Herz. Fraget die Nacht nach mir, sie wird euch sagen, welche Liebespein in mir wohnt. Ich bin betrübt, verlassen, fremd ohne Frau und Kind und so krank, daß ich die Sterne der Nacht nicht mehr sehen mag; ich habe alle meine Geduld verloren und finde keinen Trost in meinem Trennungsschmerz. Doch will ich meine Qualen und meine Pein nur Gott allein und sonst niemandem klagen.«

Als er diese Verse gesprochen hatte, seufzte er tief und traurig und fiel in Ohnmacht; als er wieder zu sich kam, blickte er immer zu den Sternen bis morgens, stand auf und kleidete sich an. Sein Diener erschien, der Prinz hob den Kopf in die Höhe, und ließ sein von Kummer entstelltes Antlitz sehen; der Diener aber bemitleidete ihn und versprach ihm, ihn mit der Geliebten zu vereinigen. Der Vezier reiste indessen Tag und Nacht, bis er wieder in seine Heimatstadt kam; er ging sogleich zum König, küßte die Erde vor ihm und erzählte ihm alles von Anfang bis zu Ende. Als der König dies hörte, setzte er sich, stand nach einer Weile wieder auf und sprach: »Ein Mann wie ich soll in einer Angelegenheit einen Gesandten schicken und nichts ausrichten?« Hierauf befahl er einem seiner Kammerherrn: »Laß die Zelte aus den Magazinen nehmen und die Truppen zum Krieg aufrufen. Ich will seine Wohnung verwüsten und jede Spur von ihm vertilgen, seine Schätze rauben, seine Krieger umbringen und seine Familie gefangennehmen.« Da der Prinz Ardschir, der neben seinem Vater stand, diese Worte hörte, und wohl wußte, daß sein Vater ein so mächtiger Sultan war, daß er mit seinen vielen Truppen und Verbündeten wohl seine Wohnung verwüsten, seine Spur vertilgen und seine Familie wegnehmen konnte, fürchtete er, die Prinzessin möchte durch ein solches Verfahren so erbittert werden, daß sie sich selbst umbringe, und er dann doch seinen Zweck nicht erreiche. Er näherte sich daher seinem Vater, küßte die Erde vor ihm und sprach: »O großer König! du willst doch nur in den Krieg mit deinen Tapferen ziehen und dein Gut opfern, um mein Anliegen zum Ziele zu führen, ich will versuchen, das Mädchen auf eine andere Art zu gewinnen.« Der König aber erwiderte: »Und was soll ich für dich tun?« Er antwortete: »Ich will als Kaufmann zu ihr reisen und suchen, in ihre Nähe zu kommen.« Der König versetzte. »Wenn du das willst, so nimm mit dir alle Schätze, die du begehrst, nimm auch den Vezier mit, daß er dir zum Erlangen deines Zweckes behilflich sei.« Der König gab ihm dreihunderttausend Dinare, führte ihn in seine Schatzkammer und ließ ihm für ebensoviel Waren übergeben. Ardschir ging dann zu seiner Mutter; diese gab ihm hunderttausend Dinare und für ebensoviel Kleider und Schmuck. Hierauf nahm er von seinen Eltern Abschied. Der König ließ seine Waren auf Kamele laden, und befahl den Dienern, sich als Kaufleute zu kleiden; der Prinz aber reiste mit dem Vezier Tag und Nacht durch Wüsten und Heiden. Auf der langen Reise nahm seine Liebe immer mehr zu und er sprach folgende Verse:

»Meine Pein kommt von der Liebe, die immer wächst, niemand hilft mir gegen die Gewalt des Schicksals; ich schaue immer zu den Sternen, bis der Morgen naht, in Sehnsucht vertieft, mit brennender Liebesflamme. Doch ich schwöre es, nie will ich aufhören, dich zu lieben, wenn auch der Schmerz meinen Augenlidern den Schlaf raubt, wenn auch meine Leiden lange dauern und meine Geduld immer weniger wird. Ich werde ausharren, o du mein höchstes Verlangen! bis uns Gott vereinigt und alle unsere Feinde und Neider beschämt! «

Als er diese Verse vollendet hatte, weinte er heftig vor Liebespein; der Vezier bemerkte es, kam zu ihm und versprach ihm die Erfüllung seiner Wünsche; er unterhielt ihn und tröstete ihn die ganze Reise durch, bis ihnen endlich an einem Morgen bei Sonnenaufgang die Stadt entgegenleuchtete, die das Ziel ihrer Reise war; der Prinz freute sich sehr und sprach folgende Verse:

»O mein Freund! immer schmachte ich nach meiner Geliebten mit sehnsuchtsvollem Schmerz; ich weine und seufze wie eine Verwaiste, und im Dunkel der Nacht begleiten mich die Tauben. Aus meinen Augen strömen Tränen wie Regen; Tag und Nacht kannst du mich im Meer dieser Tränen schwimmen sehen. Friede sei mit euch, solange der Zephyr weht, die Turteltauben seufzen und meine Sehnsucht glüht!«

 

Der Prinz konnte den Augenblick nicht erwarten, bis sie sich der Stadt näherten. Als sie endlich hineinkamen, fragten sie nach den Chans der vornehmen Kaufleute; man zeigte sie ihnen und sie stiegen dort ab mit ihren Waren, um auszuruhen. Der Vezier dachte über die Angelegenheiten des Prinzen nach und beschloß, auf dem Bazar zu wohnen; er sagte zum Prinzen: »Wisse, mein Sohn! länger im Chan bleiben wird uns nichts nützen; mir ist etwas in den Sinn gekommen, das – so Gott will! – zum Besten führen wird.« Der Prinz sprach: »Du hast recht, Vezier, tu, was du für gut findest, Gott mag dir beistehen.« Der Vezier versetzte: »Wir wollen auf dem Bazar einen Laden mieten und ich will dich für meinen Sohn ausgeben; alle Leute werden dann deine schöne Gestalt bewundern, und man wird bald in der ganzen Stadt von dir sprechen.« Der Prinz sagte: »Tu, was dir gut scheint.« Der Vezier machte sich sogleich auf und zog seine kostbarsten Kleider an. Der Prinz tat dasselbe, steckte tausend Dinare zu sich und sie gingen miteinander aus. Sobald sie aber auf die Straße kamen, sahen ihnen alle Leute nach, denn sie verbreiteten Moschus— und Kampferduft. Die Leute bemerkten, wie Gott den Prinzen mit so großer Schönheit, Beredsamkeit und königlichem Anstand geschaffen, und sagten: »Gelobt sei Gott, der diesen Jüngling geschaffen! Wessen Sohn ist er? aus welchem Land? das ist kein Mensch, das ist ein edler Engel!« Es wurde sehr vieles über den Prinzen gesprochen. Einer sagte: »Der Wächter des Paradieses war nachlässig und dieser ist daraus entflohen.« Ein anderer sagte: »Er ist ein Engel.« Ein dritter sagte: »Er ist ein Djinn.« Alle Leute blieben auf beiden Seiten stehen und sahen ihm nach, denn er war so hübsch, wie der Dichter sagt:

»O du, dessen Blicke in Liebe schmachten, wie viele Vornehme und Niedrige hast du getötet! die Menschen sind aus Wasser und Erde geschaffen, du aber aus Licht und Glanz! Sprichst du, so vermehrt sich mein Schmerz, und schweigst du, so wächst meine Sehnsucht. Du bist aus dem ewigen Paradies gestohlen worden, während der Engel Ridhwan nachlässig wachte.«

Als sie auf den Bazar kamen, trat ihnen ein alter, ehrwürdiger Mann entgegen und sprach zu ihnen. »Meine Herren! wer ist dieser Jüngling?« Der Vezier fragte: »Wer seid ihr?« Der Alte antwortete: »Ich bin der Oberste des Bazars.« Da sagte der Vezier: »Dieser Jüngling ist mein Sohn, mit dem ich alle Länder bereise und in jeder großen Stadt ein Jahr verweile, damit er den Handel und die Sitten der Bewohner kennenlerne.« Der andere sagte: »Wohl!« und ließ ihm am schönsten Ort einen Laden einräumen. Der Vezier befahl den Dienern, ihn zu reinigen, eine Matratze herzurichten, die zehntausend Dinare wert war; darauf legte er einen goldgestickten ledernen Überzug mit goldenen Kissen und eine Lehne, mit Gold verziert und mit Straußfedern ausgestopft. Der Vezier stand vor dem Prinzen und andere Jünglinge wie Gazellen umgaben ihn. Der Prinz aber sah wie der Vollmond aus und wie ein Zweig in seinem Wuchs, die Schönheit zierte ihn von allen Seiten. Der Vezier empfahl ihm dann, sein Geheimnis zu verwahren, indem nur so der Zweck erreicht werden könnte, ließ ihn allein im Laden und ging nach Hause. Wer nun auf den Bazar kam, betrachtete den schönen Prinzen, und bald sprach man in der ganzen Stadt so viel von ihm, daß alle Leute kamen, an ihm zu sehen, was Gott an Schönheit, Liebenswürdigkeit, Wuchs, Ebenmaß usw. geschaffen. Dieser Bazar war zuletzt so gedrängt voll, nicht von Käufern und Verkäufern, sondern von Leuten, die den Prinzen sehen wollten, daß man kaum durchkommen konnte. Der Prinz sah sich auch nach allen Seiten um und suchte etwas von seiner Geliebten zu hören, was ihm aber nicht gelang; sein Liebesschmerz nahm so zu, daß er die Süßigkeit des Schlafes nicht mehr kostete, und doch durfte er nicht nach seiner Geliebten fragen.

Als er nun eines Tages betrübt und nachdenkend wie der Vollmond in seinem Laden saß und schon fürchtete, seine Mühe werde vergebens sein, und nicht wußte, was er anfangen sollte, da kam eine alte Frau mit zwei Sklavinnen hinter ihr und blieb an seinem Laden stehen, sah ihn an, bewunderte seine Schönheit und sagte: »Gelobt sei der, welcher diesen Jüngling geschaffen und ihn durch so viele Reize ausgezeichnet hat!« Mit diesen Worten näherte sie sich ihm und grüßte ihn; als er ihren Gruß erwidert hatte, fragte sie: »Bist du von hier, mein Freund?« Er antwortete: »Nein, bei Gott! meine Mutter, ich bin zum erstenmal hier, um die Stadt zu sehen.« Sie sagte: »Du bist ein edler Gast; und«, setzte sie hinzu, »was hast du für Waren bei dir? zeige mir einmal so hübsches, als du bist, denn wer hübsch ist, kann nur hübsches bringen.« Der Prinz fragte sie, was sie wolle? und sie antwortete: »Ein Kleid für die Prinzessin, das schönste, das es gibt.«

Als der Prinz den Namen der Prinzessin hörte, pochte sein Herz, er sprach kein Wort, holte einen Pack herbei und nahm ein Kleid heraus, das tausend Dinare wert war. Da es der Alten sehr gefiel, fragte sie: »Wie teuer, o Vollkommener?« Er antwortete: »Es kostet nichts.« Sie dankte und fragte noch einmal; er aber sagte: »Bei Gott! ich nehme nichts von dir und mache es dir zum Geschenke; gelobt sei Gott, der mich mit dir bekannt gemacht, so daß, wenn ich deiner bedarf, ich dich zu finden weiß.« Sie war über die Freigebigkeit des Prinzen erstaunt und fragte ihn: »Wie heißt du?« Er antwortete: »Ardschir.« Sie sagte: »So nennen ja die Könige ihre Söhne und du trittst als Kaufmann auf?« Er versetzte: »Mein Vater hat mich aus großer Liebe zu mir so genannt, doch ein Name bedeutet gar nichts.«

Die Alte nahm das Kleid und ging, seine Schönheit, Liebenswürdigkeit, hübsche Gestalt und Freigebigkeit bewundernd, von ihm weg zur Prinzessin, küßte die Erde vor ihr und sagte: »O meine Gebieterin! hier bringe ich etwas, desgleichen ich nie gesehen!« Als sie fragte: »Was ist es denn?« zog sie das Kleid hervor und sagte: »Lege es auseinander und betrachte es!« Die Prinzessin tat dies, und es gefiel ihr sehr. Sie sprach: »O meine Amme! bei Gott! das Kleid ist schön, ich habe nie ein ähnliches gesehen!« Da sagte die Alte: »O meine Herrin! hättest du den Eigentümer dieses Kleides gesehen! bei Gott, er ist ein Mensch, so schön, wie es keinen auf Erden gibt, mit länglichen Wangen, prächtigen Augen, mit einem vollen Wuchs, schlank wie ein Baumzweig, der sich sanft hin und her neigt, und einem Gesichte wie eine Lampe. Gepriesen sei Gott, der erhabene Schöpfer, der ihn aus gutem Samen geschaffen!« Als die Prinzessin die Beschreibung der Alten hörte, geriet sie in heftigen Zorn und sprach: »Du Alte, bist du besessen, oder hast du keinen Verstand? Habe ich dich nach seiner Schönheit und Anmut gefragt, daß du mir ihn schilderst? Glaubst du, ich höre gern von Männern sprechen, daß du dies tust?« Die Alte, die den Zorn der Prinzessin fürchtete: erwiderte: »Bei Gott, meine Gebieterin! ich wollte nur sagen, daß, als ich nach dem Preis des Kleides fragte, er schwor, er werde nichts annehmen, er mache es Euch zum Geschenke, und so sehr ich ihn auch bat, er doch nichts von mir nahm.«

Als die Prinzessin dies hörte, war sie sehr erstaunt und sprach: »Das ist sehr wunderbar! Die Kaufleute reisen doch nur des Geldes willen in der Welt herum. Er soll uns aber nicht an Freigebigkeit übertreffen; geh und bring ihm den Wert des Kleides und sieh, ob er noch was Schöneres hat als dieses.« Die Alte sagte: »Dein Wille ist mir Befehl!« und konnte nicht erwarten, bis sie von ihr weg war. Sie ging sogleich wieder in den Laden des Prinzen, der sich sehr freute; denn er hatte nicht gehofft, sie in den nächsten Tagen wiederzusehen. Er stand vor ihr auf, als sie an seinem Laden hielt, und hieß sie willkommen. Sie sagte: »Die Prinzessin schickt dir den Wert des Kleides, nimm ihn und sieh dann, ob du noch was Schöneres hast.« Der Prinz aber sprach: »Recht gerne, ich habe noch etwas Schöneres; doch nimm du den Wert des Kleides, denn ich habe geschworen, ich werde nichts annehmen, nicht einen einzigen Drachmen; wenn daher die Prinzessin das Kleid nicht annehmen will, so nimm du dessen Wert.« Er holte hierauf einen Pack herbei, öffnete ihn und zog ein anderes Kleid hervor, mit Perlen, roten, blauen und gelben Rubinen und Saphiren besetzt, vom Wert eines Kaiserreichs. Als er es vor ihr auseinanderlegte, war der ganze Bazar von den Edelsteinen und Diamanten beleuchtet. Die Alte wurde ganz entzückt von der schönen Arbeit und sagte: »Bei Gott, das ist was Wunderbares! was kostet das, o Vollkommener an Eigenschaften?« Er antwortete: »Es kostet nichts, nimm es nur und fürchte nichts!« Sie sagte: »O mein Freund, laß doch diese Reden und sage mir, was es kostet!« Er antwortete: »Das weiß nur Gott! aber, beim Allmächtigen! ich nehme nichts dafür, sondern ich mache es der Prinzessin zum Geschenk für die Gastfreundschaft, die ich hier finde; dieses Kleid ziemt nur ihr.« Als die Alte diese Rede hörte, sagte sie: »O mein Freund, wisse, daß Aufrichtigkeit die höchste Tugend ist; was du hier sagst, hat gewiß irgend einen geheimen Grund, drum erkläre dich mir und vertraue mir dein Geheimnis, vielleicht kann ich dir in deiner Angelegenheit behilflich sein.« Der Prinz ergriff hierauf ihre Hand, erzählte ihr seine ganze Geschichte und vertraute ihr seine Liebe zur Prinzessin, nur gestand er nicht, daß er ein Prinz sei. Die Alte schüttelte den Kopf und sagte: »Das ist nun die Wahrheit: aber, mein Sohn, du bist doch nur ein junger Kaufmann, und wenn du auch noch so viele Schätze besitzest. Verhehle mir nicht, wer du bist; du behauptest, du seiest ein Kaufmann, ich sage dir jedoch, sobald ein Kaufmann eine Stufe nur über seinen Rang sich erheben will, so strauchelt er. Drum, mein Sohn, wirb um die Tochter eines Kadi, oder eines Offiziers, oder eines Kaufmanns deinesgleichen. Aber, mein Sohn, wie kannst du deine Augen zur Tochter des Königs der Zeit, der Perle des Jahrhunderts, erheben, zu einer Jungfrau, die noch gar nicht weiß, wie die Welt beschaffen ist, wie die Straßen gebaut sind; die in ihrem Leben nichts als ihr Schloß und das Gemach gesehen, in dem sie wohnt und die Zitadelle ihres Vaters; die aber doch trotz ihrer Jugend sehr klug, verständig und geistreich ist und das schönste Betragen hat, so daß ihr Vater, der mächtige König, von allen seinen Kindern nur sie liebt, und so oft er vom Schlaf erwacht, sie besucht, ihr guten Morgen wünscht, ihr leuchtendes Antlitz küßt, nichts ohne ihren Rat beschließt; daher auch alle, die ihr und ihres Vaters Schloß bewohnen, sie sehr fürchten. Auch wage ich es nicht, mein Sohn, mit ihr von etwas derart zu sprechen. Dafür kann ich gar nichts tun, mein Sohn, so sehr auch mein Fleisch, mein Blut, meine Gebeine und Glieder mit dir Mitleid fühlen. Gewiß, könnte ich dich mit ihr vereinigen, ich würde es um deinetwillen auf Gefahr meines Lebens tun; willst du, so werde ich um das vornehmste Mädchen in der Stadt für dich werben.« Der Prinz antwortete: »Ich kenne keinen Ersatz für sie; bei Gott, mein Herz sehnt sich nur nach ihr. Die Liebe zu ihr tötet mich, ich bin hoffnungslos, ganz rasend vor Liebe! Bei Gott, meine Mutter, habe Mitleid mit mir Fremden und mildere meinen Jammer; ich werde dich reich dafür belohnen!« Die Alte sagte: »Bei Gott, mein Sohn, mein Herz spaltet sich um deinetwillen, doch weiß ich nichts für dich zu tun.« Der Prinz versetzte: »O meine Mutter, ich fordere nicht, daß du für mich sprechen sollst; bring ihr nur ein Briefchen von mir, sonst nichts!« Sie sagte: »So schreibe, was du willst, ich will es ihr bringen.« Als er dies hörte, freute er sich sehr, nahm Tinte und Papier und schrieb folgende Verse:

»O Hajat Alnufus! beglücke mit deiner Nähe einen Liebenden, den die Trennung auflöst! Mein Leben war von Freude und Wonne umgeben, und nun bringe ich die Nächte rasend und liebestrunken zu. Muß immer fern von dir seufzen und jammern, bin stets betrübt und hoffnungslos! die ganze Nacht koste ich keinen Schlaf und schaue immer nach den Sternen hinauf. O habe Mitleid mit einem bestürzten, gequälten Liebenden, dessen Herz stets betrübt und dessen Augen wach sind.«

Als er diese Verse geschrieben hatte, legte er das Papier zusammen, reichte es der Alten und gab ihr auch einen Beutel, in dem fünfhundert Dinare waren, mit den Worten: Nimm das für die Antwort!« Sie schlug es ab; er aber sagte: »Du darfst dich dessen nicht weigern!« Sie nahm ihn, ging zur Prinzessin und brachte ihr das Kleid; als sie es auseinanderlegte, wurde das ganze Schloß von der schönen Arbeit und den vielen Edelsteinen beleuchtet, und die Sklavinnen und Dienerinnen, die es sahen, waren höchst erstaunt. Auch die Prinzessin bewunderte die Arbeit und die Edelsteine an dem Kleid und fand, daß es gar nicht zu schätzen war. Sie sagte zur Alten: »O Amme, ist dieses Kleid von demselben, bei dem du das erste kauftest, oder von einem anderen?« – »Es ist vom demselben.« – »Ist dieser Kaufmann aus unsrer Stadt oder aus einer fremden?« »Meine Gebieterin, er ist ein Fremder und wohnt erst seit kurzer Zeit hier.« Die Prinzessin sprach: »Es ist merkwürdig, daß diese beiden Kleider, für die sich gar kein Wert angeben läßt, von einem Kaufmann sind; wie reich muß der wohl sein! Ich habe in meinem Leben nichts Schöneres gesehen. Was verlangt er dafür?« Die Alte antwortete: »Er gab es mir mit den Worten: »Das ist ein Geschenk, das ich der Prinzessin mache; es ziemt nur ihr. Auch gab er mir das Geld für das erste Kleid zurück und schwor, er werde es nicht nehmen: wolle es die Prinzessin nicht, so möge ich es behalten.« Da sagte die Prinzessin: »Das ist ein großer Reichtum und eine unerhörte Freigebigkeit; ich fürchte sehr, er hat etwas anderes im Sinne. Hast du ihn gefragt, ob er irgend ein Anliegen habe, worin du ihm helfen kannst?« – »Ich habe ihn gefragt und er antwortete: er habe ein Anliegen, wollte mir es aber nicht anvertrauen, sondern gab mir nur diesen Brief.« Die Prinzessin nahm ihn, öffnete ihn und las; als sie ihn gelesen hatte, wurde sie ganz blaß und entstellt; sie sagte der Alten: »Wehe dir, O Amme! was denkt der verbannte Hund, der in unsere Stadt gekommen, daß er es wagt, mir zu schreiben? Bei Gott und dem Brunnen Samsam und der heiligen Mauer am Tempel zu Mekka! fürchtete ich nicht Gott, den Herrn der Welten, ich würde nach diesem Hund schicken, ihn gefesselt, mit abgeschnittenen Ohren und Nase hierherbringen und mit allen seinen Nachbarn vor seinem Laden aufhängen lassen!« Die Alte wurde ganz blaß, ihre Schultern zitterten und ihre Zunge wurde gelähmt. Endlich sagte sie: »Was enthält denn der Brief, das dich so entrüstet? ich denke, er klagt dir seinen Zustand, oder verlangt Hilfe gegen irgend ein Unrecht, das ihm geschehen.« Sie antwortete: »Nein, bei Gott, es sind Verse und Worte der Leidenschaft; der Mensch muß entweder wahnsinnig, betrunken oder lebensmüde sein, daß er mir solche Verse zusendet, um meinen Verstand zu verwirren.« Die Alte erwiderte: »Bei Gott! du hast recht, meine Gebieterin; doch was kehrst du dich an solche Worte, du wohnst ja hier in deinem hohen Schloß, das nicht einmal Vögel erreichen können, und das niemanden zugänglich ist. Drohe ihm mit dem Tode und schreibe ihm: Du Hund unter Kaufleuten, der sein ganzes Leben in der Welt herumreist, um Geld zu gewinnen! Bei Gott, wenn du aus deinem Schlafe nicht erwachst und aus deiner Trunkenheit nicht nüchtern wirst, so lasse ich dich und alle deine Nachbarn vor deinem Laden aufhängen!« Die Prinzessin aber sagte: »Ich fürchte, o Amme, wenn ich ihm schreibe, wird er sich noch mehr Hoffnung machen.« Die Alte entgegnete: »Wie kann er das? wenn ihr ihm nur schreibt, daß ihr nichts mehr von ihm hören wollt, so wird er Angst und Furcht bekommen.« Sie redete dann der Prinzessin solange zu, bis sie sich Tinte und Papier geben ließ und folgende Verse schrieb:

 

»O du, der vom Gram, Kummer und langen schlaflosen Nächten aus Liebe zu uns spricht! O Verblendeter! kannst du wohl die Nähe des Mondes verlangen? Hat je ein Mensch vom Mond die Befriedigung seiner Wünsche erlangt? Höre nun den Rat, den ich dir hier erteile: Laß ab, denn du schwebst in großer Gefahr! Kommst du noch einmal mit einer solchen Bitte, so erwarte eine herbe Züchtigung von mir; sei verständig, klug und bedacht, und höre meinem Rat; denn ich beschwöre bei dem, der alles so herrlich geschaffen und die Himmel mit Sonne und Mond geschmückt hat, wenn du noch einmal mit solchen Reden wiederkehrst, so lasse ich dich an den Zweig eines Baumes hängen!«

Nachdem sie dies geschrieben hatte, legte sie den Brief zusammen und gab ihn der Alten. Diese ging zum Prinzen, warf ihm den Brief hin und sagte: »Lese hier die Antwort und wisse, daß sie deinen Brief gelesen und dessen Inhalt verstanden hat, daß sie aber sehr erzürnt darüber war; ich habe ihr solange süße Worte gesagt, bis sie mir diese Antwort schrieb.« Der Prinz dankte ihr, öffnete den Brief und las. Als er dessen Inhalt verstanden, weinte er heftig. Die Alte aber sagte: »Warum weinst du so? Gott lasse nie dein Auge weinen, noch dein Herz trauern! Was schreibt sie denn, daß du so kummervoll bist?« Er antwortete: »Was soll ich denn tun? Sie droht mir mit dem Tode und verbietet mir, ihr wieder zu schreiben. Aber bei Gott, meine Mutter, ich will lieber sterben, als so leben! Drum sei so gut und bringe ihr einen anderen Brief von mir, ich fordere nichts anderes von dir.« Die Alte sagte: »Schreibe nur, ich will dir schon wieder Antwort bringen. Bei Gott, ich will gern mein Leben für dich wagen, wenn nur deine Wünsche erfüllt werden.« Er dankte ihr und schrieb folgende Verse:

»Du drohst mir für meine Liebe mit dem Tode; nun, der Tod ist meine Bestimmung, der bringt mir Ruhe. Der Liebende zieht den Tod einem langen Leben vor, das er fern von der Geliebten zubringen soll. Wende dich, Geliebte, einem Unglücklichen zu, von dem alle Hilfe fern, und quäle nicht länger einen Verlassenen durch dein Verschmähen! Wie soll ich mich trösten, da mir niemand dich ersetzen kann? Wie soll ich mit zerknirschtem Herzen auf Milderung hoffen? Der Mond ist mein Gesellschafter und mein Schmerz tobt die ganze Nacht; kann den Trunkenen Gefahr nüchtern machen? O meine Herrin! habe Mitleid mit einem Sehnsuchtskranken; es ist ja kein Verbrechen, edle Menschen zu lieben.«

Als er dies geschrieben hatte, legte er das Papier zusammen und gab es der Alten nebst einem Beutel von vierhundert Dinaren mit den Worten: »Das ist für die Antwort.« Die Alte wollte es nicht nehmen und sprach: »O mein Sohn, bei Gott! du überschüttest mich mit deiner Güte; doch sei guten Mutes und freudigen Auges! ich werde deinen Feinden zum Trotze dein Verlangen stillen.« Sie nahm den Brief, ging zur Prinzessin und gab ihr denselben. Diese wurde ganz blaß und sagte: »O Amme, soll dieser Briefwechsel so fortgehen?« Diese antwortete: »O meine Gebieterin! gib mir nur eine Antwort, wie sie dir in den Sinn kommt.«

Dir Prinzessin nahm den Brief, las ihn und schlug die Hände übereinander; endlich sagte sie: »Wir sind schon einer Gefahr ausgesetzt, ohne nur zu wissen, wie wir dazu gekommen; vielleicht könnten wir entdeckt werden und ich meinen Ruf verlieren.« Die Alte fragte: »Wieso das, meine Gebieterin? Wer kann ein solches Geheimnis aufdecken? oder wer darf nur davon reden?« Die Prinzessin versetzte: »Selbst wir dürfen von solchen Dingen nur mit Besorgnis und Furcht sprechen.« »Nun«, sagte die Alte, »schreibe ihm einen recht derben Brief, und sage ihm: wenn du mir noch einmal schreibst, so lasse ich dir den Kopf abschlagen.« Die Prinzessin aber erwiderte: »O meine Amme! ich fürchte, daß sich der Fremdling dadurch nicht abweisen läßt.« Sie schrieb ihm dann folgende Verse:

»O du, der die Zufälle des Schicksals des Lebens nicht beobachtet, und dessen Herz nach Vereinigung schmachtet, hoffst du, o Getäuschter! den Himmel zu erreichen und den leuchtenden Mond einzuholen? Du wirst mehr Verachtung finden, als dein Herz ertragen kann; schneidende Schwerter werden dir den Tod geben, eine brennende Flamme wird dich verzehren und der Schmerz deine Haare bleichen. Drum nimm meinen Rat an, laß ab von der Liebe, der du dich hingegeben.«