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Tausend Und Eine Nacht

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Er kam dann an einen dritten Käfig, in welchem ein Hesar war, und sprach folgende Verse:

»Deine Stimme ist traurig, doch sie gefällt mir, denn sie gleicht meinen Klagen in der Liebespein. O Mitleid mit den Liebenden! wie sehr sind sie in der Nacht von schmerzlicher Sehnsucht geplagt, als wäre ihre Nacht ohne Schlaf, und ohne Morgen geschaffen. Auch wenn sie mir mit dem Bild der Geliebten naht, bemächtigt sich meiner eine heftige Pein, Tränen strömen aus meinen Augen und ich sage ihnen: ihr seid lange genug geflossen, meine Sehnsucht wird durch die Trennung nur immer heftiger; die Schätze meiner Geduld sind zerronnen und der allmächtige Gram verzehrt mich. Wenn das Schicksal gerecht ist, so muß es mich durch die Vereinigung mit meiner Geliebten selig machen. Ich ziehe meine Kleider vor ihm aus, damit es sehe, wie mein Körper durch die Trennung abgenommen.«

Als er diese Verse vollendet hatte, ging er zu dem vierten Käfig, in welchem eine Nachtigall seufzte und trillerte. Uns rezitierte folgende Verse:

»Die Nachtigall ersetzt durch ihren Morgengesang den Klang der Saiten, wie manche Töne haben wir von ihr gehört, die Stein und Eisen entzücken! Die Morgenluft weht uns allerlei Blütenduft zu, aber wenn wir in diesen Genüssen schwelgen, so fällt uns die ferne Geliebte ein, wie Regen fließen die Tränen und feurige Kohlen brennen in unsern Herzen. Möge Gott den Liebenden mit einem Blick der Geliebten erfreuen!«

Als er sich nach diesen Worten umkehrte, sah er endlich noch den schönsten Käfig, in dem eine Waldtaube war, mit einer Perlenschnur am Hals; sie ist der Sultan der Liebenden unter den Vögeln; als sie den Prinzen sah, stieg sie nieder auf den Boden und seufzte, der Prinz aber rezitierte folgende Verse:

»Sei gegrüßt, Waldtaube! Freundin unglücklicher Liebender! Ich liebe eine schmächtige Gazelle, deren Blicke schärfer als Pfeile stechen. Die Trennung von ihr hat mein Herz verzehrt und allerlei Übel über meinen Körper gebracht. Ich habe mir alle Süßigkeit des Lebens versagt, so wie mir der Schlummer geraubt wurde. Trost und Geduld sind verschwunden, Liebe und Schmerzen aber sind geblieben; wie kann mir das Leben noch schmecken, nachdem die edelsten Freuden von mir geschieden?«

Als er diese Verse vollendet hatte, seufzte und zwitscherte die Taube; ihre Seufzer schienen zu sagen:

»O Liebender! Du erinnerst mich an eine Zeit, in der ich mein Herz verloren habe, an meinen holden Geliebten, der mich verließ, dessen Stimme, wenn er auf den Bäumen, auf Sandhügeln sang, mir die Laute ersetzte. Ein Jäger stellte mir ein Netz und fing mich; ich aber sagte ihm: laß mich frei zu meinem Geliebten ziehen! Ich glaubte, er werde Mitleid mit mir haben, sobald er sehe, daß ich liebe. Gott möge ihn stürzen, weil er mich hartherzig von meinem Geliebten getrennt, und dadurch mein Herz verbrannt hat. Gott belohne denjenigen, der mit der Liebe vertraut ist, meinen Schmerz faßt, wenn er mich in meinem Käfig sieht und aus Mitleid mich wieder zu meinem Geliebten ziehen läßt!«

Er wandte sich zu seinem Freunde aus Ispahan und fragte ihn, wem dieses Schloß gehöre, wer es gebaut und wer es bewohne? Er antwortete: »Der Vezier des Königs Schamech hat es für seine Tochter gebaut, aus Furcht vor den Unfällen des Schicksals, und hat seinen Dienern befohlen, das Tor nur einmal im Jahr zu öffnen, wenn Lebensmittel gebracht werden.« Der Prinz dachte: Nun ist der Zweck erreicht, wenn auch nach vielen Qualen. So viel, was den Prinzen angeht.

Ward aber, der das Leben gar zu bitter geworden war, konnte nicht liegen, noch ruhen; ihre Leiden nahmen immer zu, sie ging an den Säulen des Schlosses umher und konnte keinen Ausweg finden; in ihrem Kummer sprach sie folgende Verse:

»Man hat mich grausam weit von meinem Geliebten eingekerkert und mich mit einem heißen Brand im Kerker heimgesucht. Ich bin in ein neues Schloß eingesperrt, das auf einem hohen Berg liegt, an dessen Fuß sich die Meereswogen brechen, so daß kein Blick meines Geliebten zu mir reichen kann. Sie glauben, ich werde mich trösten, doch meine Liebesqual nimmt immer zu. Wie soll ich den vergessen, dessen Blicke mir mein ganzes Sein gegeben haben? Tage und Nächte bring ich in Kummer und Sorgen zu; solange Morgen und Abend wechseln, werde ich seiner gedenken, vielleicht wird doch zuletzt einmal das Schicksal uns begünstigen!«

Als sie diese Verse vollendet hatte, verfiel sie in den heftigsten Schmerz; sie zog ihre kostbarsten Kleider und Edelsteine an, band dann mehrere Kleidungsstücke von Balbekschem Stoffe aneinander, befestigte sie an dem Altan des Schlosses und ließ sich daran auf die Erde herunter; sie erreichte glücklich den Boden und ging auf der Insel fort, bis sie ans Meeresufer kam, wo sie einen Fischer auf einem Kahn erblickte, den die Bestimmung und der Wind dahin getrieben. Als er sie sah, erschrak er und entfloh; sie winkte ihm und sprach folgende Verse:

»O Fischer! fürchte nichts Böses von mir, denn ich bin ein Mensch aus Fleisch wie du, hilf mir in meiner Verlegenheit und sprich Wahrheit. Bei Gott, habe Mitleid mit mir! Sage mir, hast du den gespaltenen Mond gesehen? Sobald die Gazelle die Blicke meines Geliebten sah, sprach sie: Ich bin geringer als er, und entschuldigte sich bei ihm. Die Schönheit hat eine kurze Zeit mit Moschuspulver auf seine Wangen geschrieben: Wer das Licht der Leitung sieht, der wird den rechten Weg wandeln; wer von ihm abweicht, der ist ein Ungläubiger. Magst du dich auch meiner erbarmen, oder mir neue Schmerzen verursachen, immer sei dir dein Lohn gewiß. Ich schenke dir Perlen und Edelsteine; vielleicht liebe ich doch einen Mann, dessen Herz dem meinigen gleich in Gram und Sehnsucht zerfließt.«

Als der Fischer diese Verse hörte, weinte er, er gedachte vergangener Zeiten seiner Jugend, in denen auch er Liebe und Sehnsucht fühlte; er erstaunte über dieses Mädchen und sprach folgende Verse:

»Der Liebende hat deutliche Fürsprecher; seine fließenden Tränen und sein kranker Körper, seine Augen, die in der Dunkelheit wachen und sein Herz, das wie ein Feuerstrahl zündet. Ich habe die Liebe in meiner Jugend gekostet und kenne ihre Freuden und ihre Leiden. Wir geben unser Leben für die Liebe hin, für die Vereinigung mit der Geliebten. Der Glaube der Liebenden fordert, daß sie mit ihrem vergänglichen Leben die Nähe des Geliebten gerne erkaufen.«

Als er diese Worte gesprochen, sagte er zu ihr: »Komm heran, ich führe dich hin, wo du willst.« Sie bestieg den Nachen, und er fuhr mit ihr einige Tage lang, bis sie an eine Stadt kamen, die am Ufer des Meeres lag; daselbst herrschte ein König, der wegen seiner furchtbaren Macht Derbas (Löwe) hieß; er saß auf der Terrasse seines Schlosses und sah den Nachen mit dem Fischer und einem Mädchen, das einer verirrten Gazelle glich; er befahl sogleich, daß man sie ihm bringe, und die Diener vollzogen seinen Befehl. Der König ging ihr schnell entgegen, und als er sie sah, dachte er gleich, sie müsse eine Königstochter sein, weil sie einen so kostbaren Schmuck trug. Er ließ sie in sein Schloß bringen, ging zu ihr, freute sich mit ihr, und fragte sie nach ihrem Namen, nach dem ihres Vaters und ihrer Heimat, sowie nach der Ursache ihrer Reise. Sie sagte ihm: »Wisse, o König! Ich bin die Tochter Ibrahims, des Veziers des Königs Schamech.« Sie erzählte ihm ihre ganze Geschichte vom Anfang bis zu Ende, und verheimlichte gar nichts vor ihm; sie bat ihn dann um seinen Schutz und Beistand durch folgende Verse:

»Vor Kummer und Zerrüttung ergießen sich die Tränen über meine Wangen, des Freundes willen, dessen Liebe ich mich keinen einzigen Tag freuen kann. Seine Schönheit entzückt jedes Auge, und in Beredsamkeit übertrifft er Araber und Perser. Sonne und Mond verewigen seinen Glanz und erweisen sich ehrerbietig gegen ihn. Sein Auge ist von wunderbarem Zauber bemalt und der Bogen seiner Augenbrauen ist zum Wurf gespannt. O du, dem ich beschämt meinen Zustand geschildert, erbarme dich einer Liebenden, die ihre Liebe tötet! O meine Hoffnung! verbirg die Scham der Liebenden und werde Ursache ihrer Vereinigung! Die Liebe hat mich schwache Fremde an eure Ufer geworfen, von euch hoffe ich meine Rettung.«

Als der König ihre Verse hörte, hatte er Mitleid mit ihr und sagte: »Fürchte nichts, du hast schon deinen Zweck erreicht.« Der König rezitierte dann folgende Verse:

»Tochter edler, vornehmer und wohlgebildeter Eltern, empfange die gute Botschaft: du hast deinen höchsten Wunsch erreicht! Noch heute sammle ich Geld und schicke es Schamech durch vornehme Ritter; ich will ihm vom schönsten Moschus und Seidenstoff schicken, und allerlei glänzendes Silber und Gold. Ich werde ihm in einem Brief sagen, ich wolle ihm eine Schwiegertochter geben und sein Verwandter werden. Ich will gern alles tun, um euch von eurem Liebesbrand zu heilen. Ich habe wahrlich auch den Liebeskelch gekostet, und entschuldige jeden, der ihn getrunken.«

Der König rief seinem Vezier und rüstete ihn mit allerlei Geschenken aus; auch befahl er ihm, zum König Schamech zu gehen und den Prinzen Uns Alwudjud von dort zu holen, und setzte hinzu: »Sage ihm, ich wolle ihm meine Tochter zur Frau geben; und bringst du mir ihn nicht, wirst du von deiner Stelle entsetzt.« Der Vezier nahm alles, was ihm der König gab, durchwanderte die Wüste in der Länge und in der Breite, bis er in das Land des Königs Schamech kam. Als der König seine Ankunft erfuhr, ließ er ihn drei Tage lang bewirten und am vierten Tag zu sich kommen; der Vezier aber überreichte ihm den Brief und die Geschenke des Königs Derbas. Als der König Schamech den Brief gelesen hatte, und den Namen Uns Alwudjud darin las, weinte er heftig und sagte zum Vezier: »Wo ist Uns Alwudjud? bring mir ihn und nimm, was du willst!« Er sprach dann folgende Verse:

»Gebt mir meinen Freund wieder, ich brauche kein Geld, ich will den, dessen Anmut der Mond meines Himmels war, keine anderen Geschenke und keine Menschen. Sein Blick übertraf an Lieblichkeit den einer Gazelle, sein Wuchs war ein Zweig des Ban, ich habe ihn großgezogen in Liebe und Pracht, und nun traure ich seinetwillen.«

 

Als der König diese Verse vollendet hatte, wendete er sich zu seinem Vezier Ibrahim und fragte ihn: »Wo ist mein Sohn?« Er antwortete: »Ach weiß nicht, Herr!« Er wandte sich dann zum Vezier des Königs Derbas und sagte ihm: »Mein Sohn ist schon lange Zeit abwesend und wir wissen nicht, wohin er gegangen.« Er erwiderte: »Mein Herr hat mir gesagt, wenn du Uns Alwudjud nicht bringst, so entsetze ich dich, ich kann also nicht ohne ihn abreisen.« Dann befahl jener seinem Vezier: »Geh umher, suche meinen Sohn und bring mir ihn!« Dieser antwortete: »Ich gehorche.« Beide Veziere reisten sogleich ab, um den Prinzen zu suchen, und so oft sie an einen Ort kamen, fragten sie: »Ist hier ein Mann durchgereist, der so und so aussieht?« Aber es wußte niemand etwas von ihm. So gingen sie immer fort, bis sie an das Meer Kanus kamen, da bestiegen sie ein Schiff und segelten nach dem Berg Thakla und stiegen ans Land. Da sagte der Vezier. »Warum heißt dieser Berg Thakla (der verwaiste)?« und man antwortete ihm: »Es war einmal vor alten Zeiten eine Genie, die einen Menschen liebte, da sie sich aber vor ihren Leuten fürchtete, zog sie mit ihm nach diesem abgelegenen Berg, zu dem weder Menschen noch Genien kommen, bewohnte ihn abwechselnd eine Zeitlang mit ihrem Geliebten, und ging dann wieder eine Weile zu ihren Leuten; dies währte lange Zeit, und so oft ein Schiff in der Nähe dieses Berges vorüberfuhr, hörten die Leute diesen jungen Mann weinen und sagten: »Hier wohnt eine verwaiste (Mutter), und darum heißt der Berg Thakla.« Der Vezier des Königs Derbas war erstaunt über diese Geschichte. Sie gingen bis an das Schloß, klopften an der Tür, und man öffnete ihnen; als sie hineinkamen und die Diener ihnen entgegentreten, sahen sie bei ihnen einen jungen Mann in einem elenden Zustand. Der Vezier fragte: »Woher kommt dieser Elende?« Man antwortete ihm: »Er war auf einem Schiff, das unterging, und hat auf einem Brett sich hierher gerettet; er ist ein armer Mann.« Der Vezier wendete sich von ihm weg, ging aufs Schloß und fragte nach seiner Tochter, konnte aber keine Auskunft über sie erhalten; die Diener und Sklavinnen, die er nach ihr befragte, sagten ihm: »Sie ist nur kurze Zeit bei uns geblieben, dann ist sie verschwunden, wir wissen nicht wie, noch wohin.« Als er dies hörte, verlor er seinen Verstand und wurde wie ein Wahnsinniger. Nachdem er dann einige Verse rezitierte, in welchen er sich über das Verschwinden seiner Tochter aus dem noch vollständig ausgestatteten Schloß mit Verwunderung aussprach, trat er auf die Terrasse des Schlosses hinaus, wo er die Tücher sah, an welchen seine Tochter sich heruntergelassen hatte, und er dachte wohl, daß sie auf diesem Weg entflohen sei; er hörte auf der Terrasse einen Raben und eine Nachteule krähen, weinte heftig und sprach: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen! Es hilft keine List gegen Gottes Beschluß, und keine Vorsicht gegen die Bestimmung!« Er sprach dann folgende Verse:

»Ich kam in die Wohnung meiner geliebten Tochter, um die Flamme meiner Sehnsucht zu löschen, fand aber nichts darin, als einen Raben und eine Nachteule und es ist, als sagte man mir: Du hast Unrecht gehandelt, du hast zwei Liebende getrennt, koste nun selbst den Trennungsschmerz, den sie gekostet, und lebe betrübt, oder stirb vor Schmerzensglut!«

Der Vezier ging weinend vom Schloß herunter und befahl den Dienern, überall auf dem Berg ihre Herrin zu suchen. Sie taten dies, fanden sie aber nicht, noch trafen sie eine Spur von ihr. Als aber der Prinz sich überzeugt hatte, daß Ward weggegangen war, schrie er laut und fiel in Ohnmacht; der Vezier wollte mit allem, was im Schloß war, zurückkehren; der Vezier des Königs Derbas aber nahm Abschied von ihm und sagte: »Ich will diesen Derwisch (den Prinzen) mit mir nehmen und ihn nach Ispahan schicken, denn diese Stadt liegt nicht weit von unserm Lande, und ich hoffe von Gott, daß er mir das Herz meines Königs durch den Segen dieses Derwischs zuneigen wird.« Der Vezier Ibrahim sagte: »Tu, was du willst.« Sie nahmen dann voneinander Abschied, und der Vezier des Königs Derbas reiste mit dem Prinzen drei Tage lang, ohne daß dieser zu sich kam. Der Vezier trug ihn von einem Ort zum andern, und goß ihm Getränke ein, ohne daß er etwas davon wußte. Nach drei Tagen aber kam er zu sich und setzte sich aufrecht. Als sie dem Lande des Königs Derbas nahe waren, berichtete man dem König die Ankunft seines Veziers. Der König schickte ihm entgegen und ließ ihm sagen: »Wenn du mir nicht den Prinzen Uns Alwudjud bringst, so bist du abgesetzt und ich habe nichts mehr mit dir zu tun.« Als der Vezier dies hörte, wurde er sehr bestürzt, denn er wußte nicht, daß Ward beim König war, und konnte nicht begreifen, was er vom Prinzen wollte. Als dieser den Vezier in diesem Zustand sah, fragte er ihn: »Was hast du?« Er antwortete: »Der König hat mir einen Auftrag gegeben, den ich nicht besorgen konnte; soeben ließ er mir sagen: wenn du mir nicht bringst, was ich dir aufgetragen, so bist du abgesetzt!« Der Prinz fragte abermals: »Und wonach hat dich der König geschickt?« Und er erzählte ihm die ganze Sache. Da sagte der Prinz: »Nimm mich mit zum König, ich will dir den Prinzen herbeischaffen.« Der Vezier freute sich sehr und sagte: »Sprichst du die Wahrheit?« Er antwortete: »Ja.« Der Vezier ritt dann mit ihm zum König, der ihn fragte: »Wo ist der Prinz?« Der Vezier antwortete: »Dieser Derwisch weiß, wo er ist.« Der König fragte: »Weißt du, wo er ist?« Er antwortete: »Er ist dir sehr nahe, was willst du von ihm? Sage mir es, ich will ihn dir herbeibringen.« Als der König dies hörte, trat er mit ihm auf die Seite und erzählte ihm, warum er ihn suchen lasse. Da sagte der Prinz: »Bring mir ein schönes Kleid!« Der König brachte es ihm; er ging damit ins Bad, reinigte und salbte sich, zog das schöne Kleid an und sagte dann dem König: »Herr! ich bin Uns Alwudjud.« Er sprach noch folgende Verse:

»Das Andenken meiner Geliebten tröstete mich in meiner Einsamkeit und machte mir die Dunkelheit weniger unheimlich. Ich habe keine andere Hilfe als meine Tränen, sie allein erleichtern meine Last. Meine Sehnsucht ist heftig, noch nie hat jemand so durch sie gelitten; wunderbarer ist die Macht meiner Liebe; mein Herz ist zerknirscht; mein Auge schläft nicht. Eine verzehrende Flamme lodert in meinem Herzen, und meine Leiden wurden so mächtig, daß alle Geduld von mir wich. Der Trennungsschmerz machte mich mager und die Sehnsucht hat mich ganz entstellt; meine Augen samt dem Augapfel wurden wund von den Tränen, die ich nicht zurückhalten konnte. Meine Kraft nahm ab, ich verlor mein Herz, und ich fühlte einen Brand nach dem andern. Mein Herz und mein Kopf wurden gleich alt, wegen meiner Herrin, der Schönsten von allen. Gegen ihren Willen sind wir getrennt worden, sie wollte nur unsere Vereinigung. Wozu diese längere Trennung, Sehnsucht und Qual? Meine Seele schmachtet nach dem Wiedersehen! Laßt nun meine Geliebte liebend mit mir kosen und unsere Trauer sich in Freude verwandeln.«

Als er die Verse vollendet hatte, sagte ihm der König: »Bei Gott! du bist ein weiser Mann, ihr seid wahre Liebende und eure Geschichte ist wunderbar.« Er erzählte ihm dann, wie es Ward gegangen; der Prinz aber fragte: »Und wo ist sie?« Der König antwortete: »Hier bei mir.« Als der Prinz dies hörte, weinte er heftig und fiel vor Freude in Ohnmacht. Der König ließ dann den Kadi und die Zeugen rufen und den Ehevertrag zwischen dem Prinzen und Ward schreiben. Als dies geschehen war, gab der König Derbas dem König Schamech Nachricht davon und schrieb ihm auch, daß er die Morgengabe bestimmt habe, dieser freute sich sehr und schickte dem König Derbas viel Geld und andere Geschenke, und ließ ihm sagen: »Die Verlobung mag bei dir stattfinden, die Hochzeit aber soll bei mir mit allem Glanz gefeiert werden!« Als diese Nachricht mit den Geschenken ankam, nahmen der Prinz und Ward Abschied und reisten in ihre Heimat zurück. Als der König und der Vezier hörten, daß sie in der Nähe waren, gingen sie mit allen Großen des Reichs ihnen entgegen; sie zogen freudig miteinander in die Stadt, und dieser Tag wurde unter die glücklichen gerechnet. Der Prinz wohnte zusammen mit Ward; es wurde während sieben Tage und Nächte gezecht, und der König machte ihnen viele Geschenke. Als sie allein waren, umarmten sie sich und sprachen von ihren Abenteuern. Dann rezitierte Ward folgende Verse:

»Die Freude ist gekommen, Kummer und Trauer sind nun vereinigt, unsern Neidern zum Trotze. Der Atem der Vereinigung weht wohlduftend, belebt unser Herz und unseren ganzen Körper. Die Freude der Geselligkeit umleuchtet uns, und die Kunde von unserm Glück ertönt nach allen Enden. Glaubt nicht, daß ich vor Schmerzen weine, nein, es sind nur Freudentränen, die ich vergieße. Was wir Schreckliches erlebt haben, ist vorüber. Wir haben mit Geduld den Schmerz ertragen, den die Trennung über uns verhängt hat, und diese Stunde der Vereinigung läßt mich alles Gräßliche vergessen, das mein Haupt gebleicht hat.«

Als sie diese Verse vollendet hatte, umarmten sie sich wieder und weinten. Der Prinz sagte: »Wie süß ist diese Nacht der Freude und Gewährung!« und sprach folgende Verse:

»Die Freuden der Vereinigung sind uns zuteil geworden, und die Trennungsschmerzen sind verschwunden. Freundlich naht uns jetzt das Schicksal, nachdem es uns den Rücken gekehrt. Das Glück hat seine Fahne vor uns aufgepflanzt und reicht uns seinen Freudenkelch. Wir sind nun vereinigt und klagen einander den Liebesgram und die Nächte, die wir in Schmerzen zugebracht. Doch vergessen wir, was vorüber ist, O Herrin! und der Barmherzige möge das Geschehene bedecken! Wie süß und angenehm ist nun das Leben! die Liebe hat uns nur veredelt.«

Sie legten sich allein nieder, kosten, rezitierten Verse und tauchten in den Freuden der Vereinigung unter. So vergingen, ohne daß sie es merkten, sieben Tage; als die Leute am siebenten Tage kamen, um ihnen zu gratulieren, standen sie auf, und Ward sprach folgende Verse:

»Trotz der Neider und Aufseher bin ich doch mit meinem Geliebten vereinigt worden und statt der früheren vor Kummer schlaflosen Nächte durchmachen wir sie jetzt in Umarmungen auf Seidenstoffen mit Rosen durchwirkt, auf ledernem Sofa mit Vogelfedern vollgestopft; ich kann den Wein entbehren, die feuchten Küsse des Geliebten übertreffen ihn. Das Glück unserer Vereinigung ist so groß, daß wir kein Maß der Zeit mehr kennen. Sieben Nächte sind vorüber und wir wissen nicht, was sich Wunderbares inzwischen zugetragen. Wünscht mir Glück zu solchen Wochen und saget: Gott lasse deine Vereinigung lange dauern!«

Als sie vollendet hatte, sprach der Prinz folgende Verse:

»Der Tag der Freude und Glückwünsche ist gekommen, meine Geliebte hat mir ihre Treue bewahrt und mich die schönsten Freuden der Vereinigung kosten lassen. Ich habe so viele Wonne bei ihr genossen, daß ich ganz mein Sein vergaß. Mögen alle Liebenden wie ich durch Vereinigung glücklich werden!«

Sie standen dann auf und teilten viele Almosen aus, Ward aber sagte zum Prinzen: »O mein Geliebter! laß uns ins Bad gehen!« Der Prinz gewährte ihr ihren Wunsch, sie aber gab Befehl, daß man das Bad aufs feinste beräuchere, hell beleuchte und sprach folgende Verse:

»O du, der schon lange im Besitz meines Herzens ist! O du, dessen Nähe jeden Kranken heilt! O du, den niemand ersetzen kann! Licht meiner Augen! komm ins Bad, laß uns Lichter anzünden mitten in der Hölle, den Boden mit Rosen, Narzissen, Myrthen und Lilien bestreuen, und mit Aloe und Ambraduft die ganze Atmosphäre schwängern; dort will ich mein Herz erfreuen, und wenn ich dich dort sehe, will ich ausrufen: Heil und Friede dir, o Geliebter!«

Vom Bade gingen sie ins Schloß zurück und lebten in Freude und Wonne, bis der Zerstörer aller Freuden und der Trenner aller Vergnügungen sie überfiel; das ist alles, was ich von dieser Geschichte gehört. Doch, was ist das im Vergleich zur