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Tausend Und Eine Nacht

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»O meine Gebieterin! O Badial Djamal! o du vollkommene Schönheit! erbarme dich doch deines Sklaven, der schon so viel um dich geweint, der Vater und Mutter verlassen hat, der immer wacht und den der Schlaf flieht; habe Mitleid mit dem, der die Nächte schlaflos und den Tag in Verwirrung zubringt!« Zuletzt sprach er noch im heftigsten Schmerze folgende Verse:

»Bei Gott! die Sonne geht für mich weder auf, noch unter, weil mein Herz und mein Sinn mit Badial Djamal beschäftigt sind. Ich besuche keine Gesellschaft, ohne mit meinen Genossen von dir zu sprechen. Wenn ich im Durste Wasser trinke, so sehe ich immer dein Bild im Becher!«

Seif Almuluk lief dann lange im Garten umher, und ließ sich endlich bei einem Wasserrad unter einem Baum nieder und schlief. Badial Djamal aber hatte sich mit Dawlet Chatun unterhalten, Seif Almuluk gesehen, und seine Jugend, Schönheit, Anmut, Wuchs und Ebenmaß bewundert; schon wie sie ihn hörte, fing sie an, ihn zu lieben, wie der Dichter sagt:

»Sehr oft lieben die Ohren vor den Augen.«

Badial Djamal saß in ihrem Zelt mit ihren Sklavinnen und Dienern, und sah Seif Almuluk mit Verwunderung zu; sie berauschte sich in Liebe und Sehnsucht, die ihr Herz erfüllten und sprach: »Bei Gott! ich bin entschlossen, sogleich bei der klaren Nacht zu Seif Almuluk zu gehen, um in der Nähe zu sehen, ob er so ist, wie ihn Dawlet Chatun beschrieben hat; finde ich ihn so, so bleibe ich bei ihm, um mit ihm zu leben, und betrachte ihn als mein Los in dieser Welt. Ist er nicht so, wie er mir beschrieben worden, so werfe ich ihn aus meinem Sinne und denke nie mehr an ihn.« Mit diesen Worten stand sie auf, sagte ihren Sklavinnen, niemand solle ihr folgen und keine von hier weichen, bis sie wiederkehre. Sie trat in den Garten, bis sie zum Wasserrad kam, wo sie Seif Almuluk auf dem Boden liegend fand, berauscht von Wein und Liebe. Sie erkannte ihn nach der Beschreibung Dawlet Chatuns, setzte sich ihm zu Kopfe, sah ihm ins Gesicht, und ihre Liebe wurde immer heftiger; ihre Tränen flossen reichlich, sie seufzte und schluchzte, und sprach folgende Verse:

»O du! der die Nacht verschläft, Schlaf ist den Liebenden verboten; wer lieben will, muß auch den Schlaf meiden.«

Seif Almuluk schlief immerfort, Badial Djamal aber weinte und jammerte. Da fiel ein Tropfen von ihren Tränen auf Seif Almuluks Wangen, der davon erwachte und Badial Djamal neben sich sah; er erkannte sie und sprach weinend folgende Verse:

»Meine Tränen mögen mir als Entschuldigung bei dir dienen, und dir das Geheimnis meines Herzens entdecken. Die Freude hat dasselbe so überströmt, daß ich weinen muß vor übergroßer Wonne. Ich sah einen Mond über den Zweigen eines Ban gehen, und verlor aus Liebe Mut und Geduld. Das Innerste meines Herzens tobte vor zurückgedrängter Liebe, welche die Wolken meiner Augen verhüllten. Ihre Augen sind schwarz, wohlduftend ist ihr Mund, ihre Äpfelwangen sind wie Anemonen. Aus Liebe und Sehnsucht rief ich aus: Nur sie will ich, nichts kann sie mir aus dem Herzen reißen! Bei Gott! ich beschwöre dich! o du, der nichts bei mir gleichkommt! du mein Geist und meine Freude! bei der Anmut deiner Wangen, weiß und rot gemischt, bei dem Zauber und der Farbe deiner Augen, bei den biegsamen Zweigen deines Wuchses, schmähe nicht den Unseligen, den der Liebesschmerz vernichtet, von dessen vergänglichem Körper nur noch ein kleiner Rest übrig geblieben; das ist alles, um was ich, nach deinem Lobe, bitte, und nun habe ich, so weit meine Kräfte reichen, meine Pflicht erfüllt.«

Er rezitierte noch folgende Verse:

»Friede sei mit dir und werde dein Führer! das Edle neigte sich immer zum Edlen hin; Friede sei mit dir! möchte ich nie dein Bild vermissen! In meinem Herzen nimmst du einen großen Raum und hohen Rang ein; mich verzehrt die Eifersucht und der Gedanke an dich; jeder Liebende leidet für seine Geliebte. Höre nicht auf, deinem Freund hold zu sein, denn er stirbt vor Sehnsucht: sein Herz ist liebeskrank. Gebeugt schaue ich zu den Sternen der Nacht, und mein Herz ist einer langen Pein hingegeben. Keine Geduld und keine Anstrengung hilft mehr, ich werde immerfort sagen: Der Friede Gottes sei mit dir zu jeder Zeit! Dies der Gruß eines schwer belasteten Liebenden.«

Dann rezitierte er noch folgende Verse:

»Wenn ich je, o Gebieterin! nach einer anderen verlangt habe, so möge ich nie meinen Wunsch nach dir erfüllt sehen! Wer vereint so wie du alles Schöne in sich, daß ich mich außer durch dich wieder erheben könnte? Fern sei von mir, daß ich jemals eine andre liebe, da um deinetwillen mein Herz und meine Eingeweide hingewelkt sind.«

Als Seif Almuluk diese Verse vollendet hatte, weinte er. Badial Djamal aber sprach: »O Prinz! ich fürchte, wenn ich mich dir ganz hingebe, ich möchte keine treue Gegenliebe bei dir finden: denn die Menschen sind selten treu, es herrscht viel Verrat und Bosheit unter ihnen. Sogar unser Herr Salomo hat Balkis aus Liebe geheiratet, und sie dann einer anderen wegen wieder verlassen.« Seif Almuluk antwortete: »Mein Herz! mein Auge! mein Geist! der erhabene Gott hat nicht alle Menschen gleich geschaffen. Ich werde, so Gott will, dir immer treu bleiben und zu deinen Füßen sterben; du wirst dich von der Wahrheit dessen überzeugen. Gott bürgt dir für meine Worte, er hört mich.« Da sprach Badial Djamal: »So sitze aufrecht, und schwöre nach deinem Glauben mir Treue bei Gott, der den Verräter bestrafen wird.« Seif Almuluk setzte sich aufrecht, ebenso Badial Djamal: sie ergriffen sich die Hände und schworen niemanden sonst, weder von den Menschen, noch von den Djinnen, zu lieben. Sie hielten sich eine Weile umarmt und küßten sich im höchsten Entzücken.

Nach diesem Schwur stand Seif Almuluk auf und ging weg; Badial Djamal erwartete ihn mit einer Sklavin, die einige Speisen und Wein trug. Als er wieder kam, stand sie auf und grüßte ihn, sie umarmten und küßten sich, aßen und tranken eine Weile. Dann sagte Badial Djamal: »O Prinz! wenn du in den Garten Irem trittst, so wirst du daselbst ein großes Zelt aufgerichtet sehen, von rotem Atlas, und rings umher mit roter Seide, die Pfeiler sind von Gold; geh hinein, du findest daselbst eine Alte auf einem goldenen Thron, und unter dem Thron steht ein goldener Schemel; wenn du hineinkommst, so grüße mit Anstand und Würde, nimm ihre Pantoffeln, küsse sie und lege sie zuerst auf deinen Kopf, dann unter deinen rechten Arm, und bleibe schweigend vor ihr stehen mit gebeugtem Haupt. Wenn sie dich fragt, wo du herkommst, wer du seiest und wie du zu ihr gelangt, wer dich dahin gebracht, und warum du so mit den Pantoffeln tust, so schweige nur; diese Sklavin wird mit ihr sprechen und ihr Herz durch ihre Worte zu gewinnen suchen, vielleicht wird Gott es dir zuneigen, so daß sie dir deinen Willen gewährt. «

Sie rief dann eine ihrer Sklavinnen, welche Murdjana hieß, und sagte ihr: »Ich beschwöre dich bei unserer Liebe, verrichte heute ohne Säumen ein Geschäft für mich, dann bist du auf immer zum Wohlgefallen Gottes frei; du wirst dann geehrt werden und mir am nächsten stehen. Dir allein will ich mein Geheimnis anvertrauen.« Murdjana sagte: »O meine Gebieterin! Licht meiner Augen! sage mir nur deine Angelegenheit, ich will sie, bei meinen Augen! besorgen.« Badial Djamal versetzte: »Trage diesen Menschen auf deinen Schultern nach dem Garten Irem, ins Zelt meiner Mutter, und grüße sie. Wenn nun dieser Mensch die Pantoffeln nimmt, sich damit ihr dienstbar macht, und sie ihn fragt: woher bist du? wer bist du? wer hat dich hierher gebracht, und warum tust du so mit diesen Pantoffeln? und was willst du von mir? so gehe du schnell hinein, grüße sie und sage: O meine Gebieterin! ich habe diesen jungen Mann hierher gebracht, er ist der Sohn des Königs von Ägypten, der in das feste Schloß gedrungen, den Sohn des blauen Königs umgebracht, Dawlet Chatun befreit und unbeschädigt ihrem Vater zurückgebracht hat; man hat ihn dir geschickt, damit du ihn sehest, die gute Nachricht von ihm hörest, und ihm Wohltaten erzeigest; bei Gott, meine Gebieterin! ist er nicht ein hübscher Junge? Wenn sie dann: Ja! antwortet, so sage: Er besitzt alle guten Eigenschaften, ist sehr tapfer, ist Beherrscher und König von Ägypten, und umfaßt alle schönen Tugenden. Wenn sie dann fragt: Was will er? so antworte: Meine Gebieterin läßt dich grüßen und dir sagen: Wie lange willst du deine Tochter noch ledig ohne Gemahl lassen? wie lange soll sie noch allein betrübt leben? warum speicherst du sie wie Korn auf und verheiratest sie nicht, solange du noch lebst, wie es andere Mütter mit ihren Töchtern tun? Hierauf wird sie dir antworten: Was soll ich tun? sobald sie jemanden kennt, den sie liebt, so erkläre ich, daß ich mich ihrem Willen nicht widersetzen werde; sage dann: O meine Gebieterin! du hast deine Tochter dem Herrn Salomo, Friede sei mit ihm! verheiraten wollen, er hat aber keinen Gefallen an ihr, und hat das Kleid dem König von Ägypten geschickt, der es seinem Sohn geschenkt hat. Als dieser es öffnete und ihr Bild sah, liebte er sie so heftig, daß er sein Königreich, seinen Vater, seine Mutter und die ganze Welt verließ mit allem, was darauf ist, und in der Welt herumwanderte, um sie aufzusuchen; er hatte allerlei Gefahr und Schrecknisse ertragen, bis er in das feste Schloß kam, wo er den Sohn des blauen Königs getötet, und Dawlet Chatun, die Schwester meiner Gebieterin, ihren Leuten wieder zurückgebracht; sie hat dann alles so veranstaltet, bis er hierher gekommen; du siehst nun, wie schön und liebenswürdig er ist! das Herz deiner Tochter hängt an ihm, wenn du also willst, so gib ihr ihn zum Gemahl; er ist ja ein sehr hübscher Junge und König von Ägypten, und ihr könnt keinen Bessern finden. Wenn ihr sie diesem Jüngling nicht geben wollt, wird sie sich umbringen, und nie mehr, weder einen Menschen noch einen Djinn, heiraten. Tu nun alles, o meine gute Murdjana! um ihre Einwilligung zu erhalten; und wenn sie einwilligt, so bist du zur Ehre Gottes frei; sprich zu ihr mit Schonung, vielleicht willfährt sie meinem Wunsch, dann wird mir niemand teurer sein als du.« Murdjana antwortete: »O meine Gebieterin! bei meinem Haupt und meinen Augen! ich werde dir dienen und nach deinem Willen handeln.« Mit diesen Worten ergriff sie Seif Almuluk, nahm ihn auf die Schultern, und sagte: »O Prinz, schließe deine Augen!« Seif Almuluk schloß seine Augen, und nach einer guten Weile sagte sie ihm: »O Prinz, öffne deine Augen!« Er öffnete seine Augen und sah den Garten Irem vor sich. Die Sklavin aber sagte: »Geh in dieses Zelt und fürchte nichts!« Er ging ins Zelt und erwähnte Gottes Namen, hob die Augen auf und sah die Alte auf dem Thron sitzen, von vielen Sklavinnen umgeben; er grüßte sie mit Anstand und Würde, nahm die Pantoffeln, küßte sie und legte sie unter seinen rechten Arm und blieb mit gebeugtem Haupte stehen. Da sagte die Alte: »Wer bist du? aus welchem Lande? wer hat dich hierhergebracht? warum erweisest du dich so dienstbar? und womit kann ich dir nützen?« Als sie dieses fragte, trat Murdjana herein, grüßte untertänig, und sprach: »O meine Gebieterin! ich habe diesen jungen Mann hierhergebracht, er ist‘s, der in das feste Schloß gegangen, den Sohn des blauen Königs umgebracht, die Prinzessin Dawlet Chatun befreit und als Jungfrau unbeschädigt zu ihren Eltern zurückgebracht hat; er ist ein verehrter König, Sohn des Königs von Ägypten, tapfer, tugendhaft und sehr liebenswürdig; man schickt ihn dir, damit du ihn sehest. Bei Gott, meine Gebieterin! ist er nicht ein anmutiger Junge, von schönen Manieren und hübscher Gestalt!« Sie antwortete: »Jawohl, bei Gott!« Nun fing Murdjana an so zu reden, wie es ihr Badial Djamal aufgetragen. Als die Alte dies hörte, geriet sie in Zorn und schrie: »Wann hat sich je ein Mensch mit einem Djinn gepaart?« Als dies Seif Almuluk hörte, sprach er: »Ich will mich mit einem Djinn vereinigen, ich werde dein Diener sein, an deinen Toren sterben, und ihr stete Treue bewahren; du wirst dich einst von der Wahrheit meiner Worte und von meiner Liebe überzeugen, so Gott will.« Die Alte saß in sich gekehrt eine Weile mit gebeugtem Haupte da, endlich hob sie den Kopf in die Höhe, und sagte: »O Jüngling! wirst du dein Versprechen treu bewahren?« Seif Almuluk sagte: »Ja! bei dem, der die Erde ausgedehnt und die Himmel erhoben hat! ich will meinem Versprechen treu bleiben.« Da sagte die Alte: »Nun, im Namen Gottes! so gewähre ich dir deinen Wunsch, so Gott will. Geh nun, ruhe dich aus, unterhalte dich im Garten und iß von den Früchten, derengleichen sich nicht auf der Welt finden! ich will nach meinem Sohn Schahban schicken und mit ihm reden; er wird mir gewiß nicht ungehorsam sein, und sich meinem Willen nicht widersetzen; du sollst dann, bei meinem und meiner Kinder Leben, meine Zustimmung zu deiner Heirat mit Badial Djamal haben; so Gott will, soll sie deine Gattin und du ihr Gatte werden.«

 

Seif Almuluk stand auf, küßte voll Dankgefühl der Alten die Hand, und ging in den Garten. Sie aber wandte sich zu Murdjana und sagte ihr: »Geh und sieh dich einmal um, in welchen Gegenden sich mein Sohn Schahban aufhält, und bring ihn hierher.« Murdjana ging aus, um ihn zu suchen, und brachte ihn der Alten. Seif Almuluk hielt sich unterdessen im Garten auf. Da kamen fünf Djinnen von den Leuten des blauen Königs; als sie ihn sahen, sagten sie: »Wer hat diesen da hierhergebracht? gewiß hat kein anderer als er den Sohn unseres Herrn erschlagen, kommt, wir wollen ihn näher betrachten, und sehen, ob wir ihn überlisten können.« Sie gingen ganz leise nach der Seite des Gartens, wo Seif Almuluk war, setzten sich zu ihm und sagten: »O schöner Jüngling! du hat das deinige getan, um den Sohn des blauen Königs zu erschlagen und Dawlet Chatun von diesem bösen Hund zu befreien; ohne dich wäre sie nicht frei geworden, obschon sie die Tochter des Königs von Serendib ist. Doch wie fingst du es an, ihn zu erschlagen?« Seif Almuluk, der sie für Bewohner des Gartens hielt, antwortete: »Ich habe ihn mit dem Siegelring, der an meinem Finger ist, umgebracht.« Als sie nun ihrer Sache gewiß waren, griffen ihn zwei an den Füßen, zwei am Kopf und einer hielt ihm den Mund zu, damit er nicht schreien und man ihm zu Hilfe kommen könne. So flogen sie mit ihm fort zum blauen König, legten ihn vor ihm nieder und sagten: »O König der Zeit! wir haben den Mörder deines Sohnes gefundener Er fragte: »Wo ist er?« Sie antworteten: »Dieser hier.« Der blaue König fragte ihn: »Wie hast du meinen Sohn umgebracht? und warum?« Seif Almuluk antwortete: »Wegen seiner Ungerechtigkeit und Gewalttat, denn er hat Prinzessinnen entführt, sie in ein festes Schloß gebracht, von ihrer Familie getrennt und ihre Keuschheit verletzt; darum habe ich ihn mit dem Siegelringe, den ich hier am Finger trage, getötet; Gott möge deswegen seinen Geist in die Hölle sperren und ihm einen schlechten Platz einräumen!« Als der blaue König gewiß war, daß dieser seinen Sohn umgebracht hatte, ließ er alle Veziere und Großen seines Reichs zusammenkommen, und sagte ihnen: »Hier ist der Mörder meines Sohnes: auf welche Weise soll ich ihn nun töten? sagt mir, welche Pein ihm beschieden werden soll!« Der Großvezier sagte: »Schneide ihm jeden Tag ein Glied ab!« Ein anderer sagte: »Laß ihn jeden Tag tüchtig prügeln!« Ein anderer: »Schneide ihm alle Finger ab und verbrenne sie im Feuer!« Ein anderer: »Haue ihn mitten entzwei!« Ein anderer: »Schlage ihm den Kopf ab!« Jeder gab seine Meinung. Nun hatte aber der blaue König einen sehr alten, verständigen Emir, den er in allen Reichsangelegenheiten zu Rate zog, der immer von ihm befolgt wurde; dieser küßte die Erde und fragte: »O König der Zeit! o mein Sohn! wirst du meine Worte hören, und versprichst du mir Sicherheit, wenn ich dir meine Meinung sage?« Der König antwortete: »Sprich ohne Furcht!« Da hob der Vezier an: »O König! wenn du meinem Rat folgst, so bringst du diesen Mann nicht um; er ist ja in deiner Macht als Gefangener, und stets in deinen Händen, wenn du ihn umbringen willst. Da er nämlich in den Garten Irem gekommen ist, so weiß man dort von ihm, und der König Schahban wird seiner Schwester willen ihn von dir fordern lassen, und mit seinen Truppen dich überfallen, denen du nicht widerstehen kannst.« -

Was nun die Mutter Badial Djamals betrifft, so hatte sie, als ihr Sohn Schahban gekommen war, die Sklavin nach Seif Almuluk in den Garten geschickt; als diese aber überall suchte und ihn nicht fand, fragte sie die Leute, die im Garten waren, nach ihm; sie hatten ihn aber nicht gesehen. Doch zuletzt sagte einer: »Ich habe einen Menschen unter einem Baume gesehen, als sich fünf Mamelucken des blauen Königs zu ihm herunterließen und sich mit ihm unterhielten; dann trugen sie ihn fort, hielten ihm den Mund zu, und flogen mit ihm davon.«

Als die Alte dies hörte, geriet sie in heftigen Zorn und sagte zu ihrem Sohn Schahban: »Du bist König, und gleich mir noch beim Leben, und doch kommen die Mamelucken des blauen Königs in unsern Garten und gehen unangetastet mit unserem Gaste davon?« Er antwortete: »O meine Mutter! der ist ein Mensch, der den Sohn des blauen Königs umgebracht, nun hat ihn Gott in seine Gewalt gegeben; er ist ein Djinn und ich auch; soll ich um eines Menschen willen zu ihm gehen, Krieg mit ihm führen und Zwietracht zwischen uns stiften?« Die Alte aber sagte: »Bei Gott! du mußt ihn bekriegen und unsern Sohn, unsern Gast von ihm fordern. Lebt er noch, so muß er ihn dir überliefern und du bringst ihn hierher; hat er ihn aber umgebracht, so nimm den blauen König und seine Söhne und bring ihn her, daß ich ihn mit eigener Hand töte und seine Wohnung verwüste; tust du das nicht, so bist du der Milch, die dich genährt, und der Erziehung, die ich dir gegeben, unwürdig!« Schahban machte sich aus Ehrfurcht vor seiner Mutter, weil sie es wünschte, und weil es von Ewigkeit her so bestimmt war, auf, ließ seine Truppen ausrücken, und zog am folgenden Tag zu einer mörderischen Schlacht mit den Truppen des blauen Königs aus, bis letztere geschlagen und die übrigen nebst dem König und den Großen des Reichs gefangen und gefesselt vor den König Schahban gebracht wurden. Er fragte den König: »O sag an! wo ist der Mensch, mein Gast?« Er antwortete: »O Schahban! du bist ein Djinn und ich auch, verfährst du so mit mir wegen eines Menschen, der meinen Sohn erschlagen hat, das Innerste meines Herzens, meinen Geist? Darum übst du solche Feindschaft gegen mich und vergießest das Blut so vieler Djinnen?« Schahban versetzte: »Weißt du nicht, daß in den Augen Gottes ein Mensch besser ist, als tausend Djinnen? Laß nun diese Reden! lebt er noch, so bringe ihn her, und ich lasse dich und alle die deinigen frei ziehen; hast du ihn aber getötet, so werde ich dich töten und dein Haus verwüsten!« Der blaue König sagte: »O König! er hat mir Böses getan, er hat meinen Sohn umgebracht!« Schahban aber erwiderte: »Dein Sohn war ein Tyrann, er hat Prinzessinnen entführt, sie in ein festes Schloß gebracht und ihre Keuschheit verletzt!« Da sagte der blaue König: »Nun, er ist hier, stifte Frieden zwischen uns!« Schahban versöhnte sie miteinander, und der blaue König beschenkte Seif Almuluk und schrieb ihm einen Freibrief wegen des Mordes an seinem Sohnes, und es wurden drei Tage lang große Mahlzeiten gegeben. Dann nahm er (Schahban) Seif Almuluk und brachte ihn seiner Mutter, die sich sehr darüber freute. Auch Schahban fand Wohlgefallen an ihm, nachdem ihm die Alte seine ganze Geschichte von Anfang bis zu Ende erzählt hatte, und sagte: »Er gefällt mir, nimm ihn, geh mit ihm nach Serendib und feiere dort beider Hochzeitsfest; denn sie ist schön und er ist es auch, und er hat ihretwillen so viel und Gefahr ausgestanden.« Sie reiste mit ihren Sklavinnen nach Serendib, wo sie in den Garten gingen, der Dawlet Chatuns Mutter gehörte. Als sie Badial Djamal sah, vereinigte sie sich mit ihnen im Zelt. Die Alte erzählte alles, was ihm widerfahren, von Anfang bis zu Ende, wie er beinahe als Gefangener des blauen Königs gestorben wäre; alles wie schon erzählt worden. Sie waren alle sehr erstaunt darüber. Dann ließ Dawlet Tatuns Vater alle Großen des Reichs zusammenkommen, zwischen Badial Djamal und Seif Almuluk wurde der Ehekontrakt geschlossen, wozu die Djausch riefen: »Gesegnet, er verdient es!« Sie streuten Gold und Silber auf Seif Almuluks Haupt, machten ihm große Geschenke und brachten das Essen. Seif Almuluk stand auf, küßte die Erde vor Tadj Almuluk, und sagte: »O König der Zeit! ich habe nur noch einen Wunsch, versage mir ihn nicht!« Tadj Almuluk sagte: »Bei Gott! forderst du mein Königreich und mein Leben, so verweigere ich sie dir nicht, so viel Gutes hast du mir erwiesen.« Da sagte Seif Almuluk: »Ich wünsche, daß du Dawlet Chatun mit meinem Bruder Said verheiratest, wir werden so alle zusammen deine Diener sein.« Der König antwortete: »Ich bin bereit, zu gehorchen;« ließ die Großen des Reichs kommen, und den Ehekontrakt zwischen seiner Tochter und Said schreiben, auch ließ er die Hauptstadt herrlich ausschmücken; es wurde ein Fest gefeiert, und Seif Almuluk und Said heirateten in einer Nacht ihre Frauen. Nachdem Badial Djamal vierzig Tage mit Seif Almuluk im Schloß verweilte, fragte ihn Tadj Almuluk: »O König! bleibt in deinem Herzen noch ein Bedauern übrig?« Er antwortete: »Ich habe alles erlangt, es bleibt mir kein anderer Wunsch als der, meine Eltern in Ägypten wieder zu sehen, und zu wissen, ob sie wohl sind.« Einige Bewaffnete bekamen hierauf den Auftrag, sie nach Ägypten zu führen. Seif Almuluk kam zu seinem Vater und zu seiner Mutter, und ebenso Said, und blieben drei Jahre bei ihnen; dann nahmen sie Abschied und sie gingen wieder nach Seredib zurück. Seif Almuluk und Said lebten mit ihren Frauen höchst glücklich, bis der Zerstörer aller Freuden und der Trenner jeder Vereinigung sie heimsuchte; dann starben sie als Muselmänner, gelobt sei Gott, der Herr der Welten!