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Tausend Und Eine Nacht

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Als Said dies gelesen hatte, sprach er: »König und Freund! weißt du, was dieses Bild hier bedeutet?« Seif Almuluk antwortete: »Bei Gott! Freund, ich weiß es nicht.« Da versetzte Said: »Komme und lese mit Aufmerksamkeit.« Da las Seif Almuluk, was auf der Krone, die dieses Bild trug, geschrieben war und schrie aus dem Innersten seines Herzens: »Wehe! wehe!« Endlich sagte er: »Mein Freund! wenn diese Gestalt wirklich vorhanden ist, und irgendwo auf der Erde gefunden werden kann, so will ich sie unaufhörlich suchen, bis ich mein Ziel erreiche.« Said erwiderte: »Weine nur nicht, mein Freund! geh, besteige deinen Thron und laß die Leute dir ihre Aufwartung machen, und wenn der Tag leuchtet, so rufe alle zusammen, die Derwische und andere, die fremde Länder gesehen haben, und frage sie, wo die Insel Babel im Garten Irem liegt; vielleicht wird einer von ihnen mit dem Segen und der Hilfe des erhabenen Gottes darüber Auskunft geben können.«

Seif Almuluk bestieg, sowie die Sonne höher stand, seinen Thron; seine Seele aber war unruhig. Hierauf nahten sich die Fürsten, Veziere und Großen des Reichs. Als die Versammlung vollzählig war, sagte Seif Almuluk zum Vezier: »Sage ihnen, ihrem König sei unwohl, sie möchten sich zurückziehen.« Als der König Assem dies hörte, war er tief betrübt, ließ Ärzte und Sterndeuter kommen, ging mit diesen zu seinem Sohn und ließ ihm Arzneien verschreiben und Amulette verordnen, auch veranstaltete er Räucherungen mit Moschus und Ambra, drei Tage hintereinander. Seif Almuluk ging es jedoch nicht besser.

Als aber die Krankheit drei Monate lang anhielt, sprach der König Assem höchst erzürnt zu den Ärzten und übrigen Anwesenden: »Wehe euch, ihr Hunde, wenn ihr nicht imstande seid, meinen Sohn zu heilen, so werde ich euch sogleich umbringen lassen.« Da sagte der oberste unter ihnen: »Großer König und Herr! Wir vernachlässigen nichts, um selbst Fremde zu heilen, wie sollten wir uns nicht alle Mühe geben, deinem Sohn, unserm König, zur Gesundheit zu helfen. Aber die Krankheit deines Sohnes sitzt tief, wenn du willst, so nennen wir sie dir.« Da sprach der König: »Sagt mir, was ihr von der Krankheit meines Sohnes wißt!« Der oberste der Ärzte antwortete: »Dein Sohn ist rasend verliebt!« Der König fragte zornig: »Woher wißt ihr, daß mein Sohn verliebt ist, und wie ist er es worden?« Der oberste antwortete: »Frage seinen Freund, den Vezier, der kennt seinen Zustand.« Der König Assem ging sogleich allein in sein Zimmer, ließ den Vezier Said kommen und sagte ihm: »Berichte mir die Wahrheit! Was für eine Krankheit hat deinen Freund befallen?« und Said antwortete: »Ich weiß es nicht.« Da sprach der König Assem zum Scharfrichter: »Ergreife Said, binde ihm die Augen zu und schlage ihm den Kopf herunter!« Said fürchtete für sein Leben und sagte: »Herr! gib mir Sicherheit!« Der antwortete: »Sprich, und sie sei dir gewährt!« Da sagte Said: »Dein Sohn liebt die Tochter des Königs der Geister.« Assem fragte: »Wo hat mein Sohn die Tochter des Königs der Geister gesehen?« Said erwiderte: »Im Kleide, welches uns Salomo, Sohn Davids, Friede sei mit ihm! geschenkt.« Der König stand sogleich auf, ging zu seinem Sohn und sprach zu ihm: »Mein Sohn! was quält dich so? und was ist das für ein Bild, das du liebst? sage es mir!« Seif Almuluk antwortete: »Ich hatte mich geschämt, dir zu sagen, was ich auf dem Herzen habe; da du es aber weißt, so sieh, was zu tun ist.« Sein Vater versetzte: »Welche Mittel gibt es gegen die Tochter des Königs der Geister? selbst Salomo, Sohn Davids, würde hier nichts vermögen. Doch steh auf und fasse Mut! reite, geh auf die Jagd, besuche die Rennbahn, spiele Ball, esse und trinke und vertreibe so den Gram aus deinem Herzen. Ich will dir an ihrer Stelle hundert Prinzessinnen verschaffen: was soll dir die Tochter eines Königs der Geister, die kein menschliches Wesen ist?« Aber der Sohn sagte: »Bei Gott! mein Vater, ich kann nicht von ihr lassen und eine andere zur Frau nehmen.« Da versetzte der Vater: »Aber wie ist das zu machen, mein Sohn?« Dieser antwortete, »Laß alle Kaufleute und Reisende kommen, wir wollen uns bei ihnen nach dem Garten Irem und der Insel Babel erkundigen.« Der König ließ alle Kaufleute, Schiffskapitäne, andere Reisende und die Derwische rufen und fragte sie nach dem Garten Irem und der Insel Babel; aber keiner von allen war jemals daselbst gewesen und konnte ebensowenig darüber Auskunft geben. Zuletzt sagte einer von ihnen: »O Herrscher! wenn du diese Insel und diesen Garten kennenlernen willst, so gehe nach China, das ist ein großes, sicheres Land, das Kostbarkeiten aller Art enthält und von Menschen aus allen möglichen Stämmen bewohnt ist; nur von ihnen kannst du vielleicht die Lage derselben erfahren und dadurch deinen Zweck erreichen.« Da sagte Seif Almuluk: »O mein Vater! rüste mir ein Schiff nach China aus!« Der König Assem antwortete: »Bleibe du auf dem königlichen Thron sitzen und herrsche über deine Untertanen; ich will statt deiner diese Reise nach China machen, und mich nach der Insel Babel und dem Garten Irem erkundigen. « Aber sein Sohn sagte: »O mein Vater! das ist meine Sache; niemand als ich kann danach fragen; was schadet es, wenn du mir erlaubst, eine Zeitlang zu reisen? Kann ich dann eine Spur auffinden, wohl; ist dies nicht der Fall, so erleichtert sich vielleicht auf der Reise und in der Fremde mein Gram, und wenn ich am Leben bleibe, so kehre ich unbeschädigt wieder zu dir zurück.« Der König Assem sah kein anderes Mittel, als dem Willen seines Sohnes nachzugeben; er erlaubte ihm daher abzureisen, ließ ihm vierzig Schiffe ausrüsten, gab ihm tausend Sklaven zur Begleitung, auch Geld und Schätze, Lebensmittel und die nötigen Kriegswerkzeuge, und sprach zu ihm: »Mein Sohn! reise in Glück und Frieden!« Beim Abschied umarmte er ihn noch aufs herzlichste und entließ ihn mit den Worten: »Gehe, ich vertraue dich dem an, der nichts ihm Übergebenes verläßt (Gott)!« Seif Almuluk nahm also von seinem Vater und seiner Mutter Abschied, nahm seinen Freund Said als Begleiter mit sich und sie ritten zusammen nach dem Schiff, das bald darauf, mit Proviant, Waffen und Truppen wohl versehen, die Anker lichtete; so reisten sie in einem fort, bis sie nach China kamen.

Als die Einwohner Chinas hörten, daß vierzig Kriegsschiffe angekommen, glaubten sie, es wären Feinde, die sie belagern und mit ihnen Krieg führen wollten, sie schlossen die Tore der Stadt und hielten, die Kriegsmaschinen bereit. Als Seif Almuluk dies vernahm, ließ er zwei seiner vertrautesten Mamelucken kommen und sagte ihnen: »Geht zum König der Stadt, bringt ihm meinen Gruß, und sagt ihm: Der König Seif Almuluk, Sohn des Königs Assem von Ägypten, ist‘s, der zu dir als Gast kommt, um einige Zeit dein Land zu bereisen: er wird dann wieder nach Hause zurückkehren; er kommt nicht als Feind, um Krieg zu führen. Nimmst du ihn auf, so wird er zu dir kommen, wo nicht, so kehrt er um und wird weder dich, noch die Bewohner deiner Stadt beunruhigen.

Als die Mamelucken Seif Almuluks an die Stadt kamen, sagten sie den Bewohnern derselben: »Wir sind Gesandte des Königs Seif Almuluk!« Man öffnete ihnen die Tore und führte sie zum König, der Schah Faghfur hieß und den König Assem früher gekannt hatte. Als er die Worte Seif Almuluks hörte, machte er den Gesandten Geschenke, ließ die Tore öffnen und ging selbst mit den Vornehmsten des Reichs dem König entgegen. Seif Almuluk nahe gekommen, umarmte er ihn und sprach: »Willkommen seiest du in meinem Reiche; ich bin dein Sklave und der deines Vaters! meine Stadt liegt vor dir, gebiete über alles!« Er ließ dann Geschenke und Proviant herbeibringen und führte Seif Almuluk und seinen Vezier Said mit den Ausgezeichnetsten des Reichs und vielen Truppen unter Trommel— und Paukenschall in seine Stadt, und Seif Almuluk genoß mit den seinigen vierzig Tage lang die größte Gastfreundschaft. Dann sagte der Schah Faghfur: »Nun, Sohn meines Freundes! wie geht es dir und wie gefällt dir mein Land?« Seif Almuluk antwortete: »Dank deiner Gnade, o König! es gefiel mir alles.« Da fragte der König: »Du siehst dich gewiß in unserm Lande nach etwas um, und hast irgend ein Anliegen?« Seif Almuluk sagte: »Meine Geschichte ist wunderbar; ich liebe das Bild der Badial Djamal!« Bei diesen Worten entflossen Tränen seinen Augen, und er schluchzte heftig. Dies rührte das Herz des Königs von China, und er sprach: »Was ist zu tun, Seif Almuluk?« Dieser antwortete: »Ich wünschte, du ließest alle Reisenden, deine Schiffskapitäne und alle Derwische zusammenkommen, damit ich mich bei ihnen nach dem Gegenstand dieses Bildes erkundige; vielleicht könnte einer von ihnen mir Auskunft darüber geben.« Der König ließ sogleich seine Kammerherrn und Scharfrichter kommen und ließ durch sie ausrufen, daß alle Schiffskapitäne, alle Derwische und Reisende auf die Rennbahn kommen sollten, und niemand zurückbleiben dürfe. Es stellten sich alle ein und machten einen großen Haufen aus. Seif Almuluk fragte dann nach der Insel Babel und dem Garten Irem; aber niemand antwortete, so daß Seif Almuluk sich keinen Rat mehr wußte. Dann sagte einer der Schiffskapitäne: »Glückseliger König! wenn du darüber Auskunft wünschest, so mußt du dich nach den Ländern und Inseln in der Nähe von Indien wenden, dort wird man es schon wissen.« Seif Almuluk ließ sogleich die Schiffe segelfertig machen, und süßes Wasser, Lebensmittel und was sie sonst bedurften, einnehmen. Er und sein Freund Said bestiegen ihre Pferde, nahmen vom König Abschied und gingen auf ihr Schiff. Sie reisten vier Monate lang in Ruhe und Sicherheit mit günstigem Wind. Aber eines Tages erhob sich von allen Seiten ein Sturm, es regnete und hagelte stark, und die Wellen des Meeres tobten; sie brachten zehn Tage in der größten Furcht zu. Endlich kam ein so heftiger Windstoß gegen die Schiffe, daß alle, mit allem, was darauf war, untergingen. Seif Almuluk allein rettete sich mit einigen Mamelucken auf ein kleines Schiffchen; dann legte sich der Sturm und die Wellen, und die Sonne ging glänzend auf. Seif Almuluk öffnete die Augen und sah nichts mehr von der ganzen Flotte; er erblickte nichts als Himmel und Wasser und das kleine Schiffchen, auf dem er sich befand.

 

Seif Almuluk fragte dann seine Leute: »Wo sind alle meine Schiffe? Wo ist mein Freund Said?« Sie antworteten ihm: »O Herrscher! es ist nichts mehr von deinen Schiffen übrig, sie sind alle untergegangen und zur Speise der Fische geworden!« Seif Almuluk sprang in seiner Wut auf, schrie, schlug sich ins Gesicht und wollte sich ins Meer stürzen. Seine Mamelucken hielten ihn aber zurück und sagten: »O Herrscher! was soll das nützen? Du hast dir das selbst zugezogen; hättest du deinem Vater gehorcht, so wäre dir das nicht widerfahren; doch war das alles längst vorher bestimmt, und gleiches Schicksal mußte dich mit den übrigen Menschen heimsuchen. Schon bei deiner Geburt haben die Sterndeuter gesagt: Du wirst in große Gefahr kommen; es bleibt dir nichts übrig, als geduldig auszuharren, bis der erhabene Gott dich aus dieser Not befreit.« Da sprach Seif Almuluk (und es geschieht zur Ehre Gottes und dessen, der das sagt): »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen! Niemand kann seinen Beschlüssen entgehen!« und er bereute, was er getan. Er ließ sich dann Speisen reichen und aß. Das Schiff wurde immer vom Wind hin und her getrieben, und sie wußten nicht, wohin sie steuerten. Die Lebensmittel und das Wasser fingen an, ihnen zu fehlen, als sich ihnen durch die Macht des erhabenen Gottes eine nicht zu weit davon entlegene Insel zeigte. Da sie hungrig waren, ließen sie nur einen Mann auf dem Schiff zur Bewachung zurück, und die übrigen aßen Früchte, die sie auf der Insel fanden. Dort aber saß ein Mann mit einem langen Gesicht, mit einem weißen Körper und von wunderbarem Aussehen zwischen den Fruchtbäumen; er rief einen Mamelucken bei seinem Namen und sagte zu ihm: »Iß nicht von diesen unreifen Früchten! Komm zu mir, ich will dir gute, reife Früchte geben!«

Der Mamelucke glaubte, es wäre einer der Schiffbrüchigen, und freute sich sehr. Als er aber in seine Nähe kam, da sprang der Verfluchte auf seine Schultern, schlang den einen Fuß um seinen Hals und den anderen um seinen Rücken und sagte: »Laufe jetzt nur, du wirst mich nicht mehr los, du bist nun mein Tragesel!« Der Mameluck schrie und jammerte, und sein Herr mit all den seinigen rettete sich schnell auf das Schiff. Der Fremde folgte ihnen nach dem Ufer und sagte: »Woher kommt ihr und wohin geht ihr? Kommt zu uns, wir wollen euch zu essen und zu trinken geben; ihr könnt unsere Esel werden, und wir reiten auf euren Rücken.« Als sie dies hörten, ruderten sie schnell vom Ufer weg und entfernten sich im Vertrauen auf Gott, den Erhabenen. So brachten sie einen Monat zu, bis sie wieder eine Insel entdeckten; sie gingen daselbst in einen Wald, ohne einen Weg zu wissen. Es fanden sich daselbst wieder Früchte, wovon sie aßen; da schimmerte ihnen aus der Ferne etwas entgegen, und sie gingen darauf zu. Wie sie sich näherten, war es wie eine Säule, die der Länge nach dalag; einer von ihnen trat darauf mit dem Fuß und sagte: »Was mag dies sein?« Da erwachte die Säule, richtete sich auf, und siehe da! es war ein Mann mit langen Ohren und mit gespaltenen Augen; seine Züge waren nicht sichtbar, denn als er schlief hatte er ein Ohr unter dem Kopf und deckte das Gesicht mit dem anderen zu. Er ergriff einen Mamelucken, und dieser schrie: »Mein König! fliehe von dieser Insel, sie ist von Werwölfen bewohnt, welche die Menschen fressen; mich werden sie bald zerschnitten und gefressen haben!« Als Seif Almuluk diese Worte hörte, entfloh er mit seinen übrigen Begleitern auf das Schiff, ohne einmal Früchte mitzunehmen. So brachten sie wieder mehrere Tage zu, da entdeckten sie abermals eine Insel; als sie dort landeten, fanden sie einen hohen Berg, sie bestiegen ihn und sahen einen Wald mit vielen Bäumen, worauf sich Früchte befanden, von denen sie aßen; da kamen auf einmal nackte Menschen zwischen den Bäumen hervor, deren jeder fünfzig Ellen lang war, ihre Vorderzähne waren wie die eines Elefanten, und wuchsen ihnen zum Munde heraus. Einer von ihnen saß auf einem schwarzen Stück Filz auf einem Felsen, ihn umringten viele Schwarze, welche in seinem Dienst waren; diese fingen den Seif Almuluk und seine Mamelucken ein, brachten sie zu dem Sitzenden, legten sie vor ihn hin und sprachen: »König! wir haben diese Vögel zwischen den Bäumen gefunden.« Da der König gerade hungrig war, ließ er zwei Mamelucken schlachten und aß sie. Als Seif Almuluk dies sah, fürchtete er sich, weinte, und ihm bangte für sein Leben. Als sie der König weinen hörte, sagte er: »Diese Vögel haben eine schöne Stimme; macht jedem einen Käfig, sperrt sie hinein und hängt sie über meinem Kopf auf, damit ich ihre Stimmen hören kann!« Sie taten, wie er gesagt, und so wurden Seif Almuluk und die Mamelucken in Käfige gesperrt; man gab ihnen zu essen und zu trinken; bald weinten sie, bald sangen sie, so daß der König der Schwarzen an ihrer Stimme Freude hatte. Vier Jahre brachten sie in den Käfigen zu. Der König aber hatte eine Tochter, die auf einer anderen Insel verheiratet war; als diese hörte, daß ihr Vater Vögel von lieblicher Stimme besitze, schickte sie Leute an ihn ab und ließ ihn um diese Vögel bitten. Ihr Vater schickte ihr Seif Almuluk mit drei anderen Mamelucken in vier Käfigen durch die Boten, die sie ihm gesandt hatte; als die Prinzessin sie sah, gefielen sie ihr sehr, und sie ließ sie über ihrem Bett aufhängen. Seif Almuluk konnte nicht begreifen, wie ihm geschah, er war sehr traurig über die Lage, in der er sich befand, dachte an das frühere Glück und weinte; die drei Mamelucken weinten mit ihm; die Prinzessin aber glaubte, sie sängen. Sie pflegte sonst allen denen, die aus Ägypten und anderen Ländern sie besuchten, einen hohen Rang in ihrem Reiche zu geben. Gott aber hatte bestimmt, daß, als sie Seif Almuluk näher betrachtete, ihr seine Schönheit, sein Wuchs und sein Ebenmaß gefielen; sie ließ ihn daher mit seinen Gefährten frei, erzeigte ihnen viele Ehre, ließ ihnen zu essen und zu trinken geben und erzeigte ihnen viel Gutes. Als sie eines Tages allein mit Seif Almuluk war, bat sie ihn, ihr seine Liebe zu schenken; aber Seif Almuluk weigerte sich dessen und sagte: »O meine Herrin! ich bin ein fremder Jüngling, der unglücklich liebt, und nur am geliebten Gegenstand Freude finden kann;« und alle angewandten Mittel der Prinzessin, ihn zu gewinnen, schlugen fehl. Als sie dies endlich müde war, zürnte sie ihm und den Mamelucken und zwang sie, ihr zu dienen; so ging es vier Jahre fort. Seif Almuluk war dieses Zustandes sehr überdrüssig und ließ die Prinzessin bitten, sie frei abziehen zu lassen und ihre bitteren Qualen zu erleichtern. Die Prinzessin ließ ihn zu sich kommen und wiederholte ihre Liebeserklärung; aber Seif Almuluk gab ihr kein Gehör. Endlich sagte sie zu ihm: »So geh und hole Holz!« und so blieb alles mit ihm und seinen Mamelucken wie vorher. Die Bewohner der Insel kannten sie als Vögel der Prinzessin, und niemand gab ihnen ein böses Wort; die Prinzessin aber war ruhig, denn sie wußte, daß sie keine Mittel finden würden, sich von dieser Insel zu retten.

Seif Almuluk und seine Mamelucken konnten ohne Wache frei umhergehen und blieben oft mehrere Tage vom Hause weg, um Holz auf der Insel zu sammeln; dann brachten sie es in die Küche der Prinzessin. So lebten sie zehn Jahre lang. Da saß eines Tages Seif Almuluk am Ufer des Meeres und dachte an den Zustand, in welchem er und seine Mamelucken lebten; er dachte an seinen Vater, an seine Mutter und an seine Familie, an sein Königreich, an die Herrlichkeit, in welcher er früher lebte und Tränen rollten über seine Wangen; er erinnerte sich auch seines Freundes Said, und dies vermehrte noch seine Tränen und seinen Jammer. Seine Mamelucken sagten ihm: »O Herrscher! wie lange weinst du noch, und was nützt dieses Weinen? Ist nicht alles dies auf die Stirne des Menschen geschrieben? Ist nicht alles nach der göttlichen Bestimmung eingetroffen? Schreibt nicht die himmlische Feder, was Gott beschlossen? Es bleibt uns nichts übrig, als Geduld zu haben. Vielleicht wird Gott, der dieses über uns verhängt hat, auch wieder helfen.« Seif Almuluk sagte: »O meine Brüder! was können wir tun, um uns aus der Macht der Verruchten zu befreien? Es bleibt uns nichts übrig, als die Rettung von Gott zu erwarten. Wir könnten jedoch entfliehen, um dieser Qual los zu werden. « Sie antworteten: »O Herrscher! wo wir auch von hier landen wollen, verfolgen uns Werwölfe, welche die Menschen fressen; wir können ihnen nicht entgehen, sie werden uns fressen oder zur Königin zurückbringen und sie wird dann gegen uns zürnen.« Seif Almuluk sagte: »Ich will eine Rettung versuchen und Gott, der Allmächtige, wird uns helfen.« Sie sagten: »Was willst du tun?« Er antwortete: »Wir wollen lange Bäume spalten und aus ihren Rinden Seile machen, damit die Bretter zusammenbinden und ein Floß bauen, es ins Meer werfen und mit Früchten beladen, dann Ruder schnitzen und unsere Ketten mit der Axt entzweischlagen; der erhabene Gott wird uns wohl helfen, er ist ja über alles mächtig; vielleicht treibt uns der Wind nach China, und wir kommen von dieser tyrannischen Königin los.« Die Mamelucken freuten sich über diese Worte und sagten: »Dein Rat ist gut!« Sie fingen sogleich an, Holz zu fällen und ein Floß daraus zu bauen; in einem Monat war alles fertig. Da ließen sie das Floß ins Meer gleiten und beluden es mit Früchten, ohne daß jemand etwas davon wußte. Dann nahm einer die Axt und befreite sie von ihren Ketten; jetzt bestiegen sie das Floß und brachten vier Monate auf dem Meer zu, ohne zu wissen, wohin sie das Floß trage. Nun aber ging ihnen ihr Proviant aus und sie litten bitteren Hunger. Auf einmal fing das Meer an zu schäumen und zu toben und hohe Wellen zu schlagen; ein furchtbares Krokodil stieg aus dem Grund des Meeres auf, ergriff einen Mamelucken und verschlang ihn. Seif Almuluk blieb jetzt nur noch mit zwei Mamelucken übrig, mit denen er so schnell wie möglich ruderte, um sich von dem Ungeheuer zu entfernen; so ruderten sie immer furchtsam fort, bis sie eines Tages auf einer Insel einen hohen Berg sahen; sie freuten sich sehr darüber, ruderten tapfer zu, und je näher sie kamen, desto größer wurde ihre Freude; aber auf einmal tobte das Meer wieder auf und es stieg ein Krokodil aus dessen Tiefen und verschlang die beiden Mamelucken. Seif Almuluk entkam ganz allein auf die Insel; er bestieg den Berg, setzte sich darauf und wartete, bis jemand vorübergehen würde; die Einsamkeit erinnerte ihn wieder an seine Heimat und die Trennung von seinem Lande, und er weinte. Dann ging er ins Gebüsch und aß Früchte; da kamen über zwanzig Affen, von denen jeder größer als ein Maulesel war, zwischen den Bäumen hervor, umgaben Seif Almuluk von allen Seiten und zogen ihn mit sich, bis sie an ein hohes, festes Schloß kamen, das allerlei Kostbarkeiten enthielt; es war aus Gold und Silber gebaut und eine Menge von Edelsteinen darin zu sehen, deren Pracht nie beschrieben werden kann.

In diesem Schloß war, außer einem schlanken, bartlosen Jüngling, niemand. Seif Almuluk hatte großes Gefallen an ihm; auch er gefiel diesem Jüngling, der, sobald er ihn sah, fragte: »Was willst du? wie heißt du? woher bist du? und wie bist du hierher gekommen? Erzähle mir deine Geschichte und verhehle mir nichts.« Seif Almuluk sagte ihm: »Beim allmächtigen Gott! Mein Bleiben hier ist nur kurz, ich kann nirgends lang verweilen, bis ich mein Ziel erreicht habe.« Der Jüngling fragte noch einmal: »Was ist deine Absicht? wie heißt du und woher bist du?« Seif Almuluk antwortete: »Ich bin aus Ägypten, heiße Seif Almuluk und mein Vater ist der König Assem, Sohn Safwans;« und er erzählte ihm alles von Anfang bis zu Ende, was zu wiederholen überflüssig wäre. Der Jüngling stand auf, bot Seif Almuluk seine Dienste an und sprach: »O Herrscher! ich habe doch in Ägypten gehört, du seiest nach China gereist?« Seif Almuluk antwortete: »Man hat wahr gesagt, ich war nach China gereist, von da hatten wir vier Monate lang glückliche Fahrt nach Indien, bis ein Sturm kam und alle Schiffe zertrümmerte; ich blieb allein mit den Mamelucken in einem kleinen Schiffchen übrig; wir liefen dann noch viele Gefahren, bis ich zuletzt allein noch übrig blieb und hier landete.« Der Jüngling sagte: »O Prinz! du hast nun in der Fremde genug gelitten, bleibe jetzt bei mir und unterhalte mich, und wenn ich sterbe, kannst du über diese Länder herrschen. Niemand weiß, wie lang und wie breit diese Insel ist; man braucht viele Tage, um sie zu durchwandern. Die Affen, welche du gesehen, sind sehr geschickt, und du findest hier, was du nur wünschen kannst.«

Seif Almuluk wiederholte, er könne an keinem Ort bleiben, ehe er sein Anliegen ins Reine gebracht, er werde die ganze Welt bereisen, und entweder wird ihm Gott seinen Wunsch erfüllen, oder ihn irgendwo den Tod finden lassen. Der Jüngling gab hierauf den Affen ein Zeichen und sie entfernten sich auf eine Weile, kamen jedoch gleich darauf mit seidenen Tüchern umgürtet zurück, deckten den Tisch und brachten mehr als hundert goldene und silberne Schüsseln und Platten mit allen möglichen Speisen, und blieben stehen, wie es bei Königen Sitte ist. Der Jüngling machte ihnen ein Zeichen und sie setzten sich; nur der, welcher zu bedienen hatte, blieb stehen, und der Jüngling, Seif Almuluk und die Vornehmsten unter den Affen aßen. Hierauf wurde der Tisch aufgehoben und man brachte eine goldene Kanne und ein Waschbecken mit Rosenwasser und Moschus, womit sie ihre Hände wuschen. Zuletzt wurden Weine, süße Speisen und eingemachte Früchte aufgetragen; sie tranken, belustigten sich und ließen sich‘s wohl sein. Die Affen fingen an zu tanzen und zu spielen, so daß Seif Almuluk sehr erstaunt war über alles, was er hier sah, und darüber alles Ungemach vergaß, das ihm widerfahren war. Als es Nacht war, zündeten sie Wachskerzen an und steckten sie auf goldene mit Edelsteinen verzierte Leuchter; dann brachten sie allerlei frische und trockene Früchte. Später begab sich Seif Almuluk in einem großen Saal zur Ruhe, wo ihm ein Lager bereitet worden war. Des Morgens stand der Jüngling vor Sonnenaufgang auf und weckte Seif Almuluk und sagte zu ihm: »Strecke deinen Kopf zum Fenster hinaus und gebe acht auf das, was du draußen siehst!« Als Seif Almuluk den Kopf hinausstreckte, sah er das ganze Land voll Affen, eine so große Menge, wie nur Gott, der Erhabene, sie zu zählen vermochte. Da sagte Seif Almuluk: »Warum versammeln sich diese Affen hier?« Der Jüngling erwiderte. »Jeden Samstag kommen sämtliche Affen, die auf der Insel sind, zwei, drei Tagesreisen weit her, und versammeln sich an diesem Ort, bis ich vom Schlaf erwache und den Kopf zum Fenster hinausstrecke; sobald sie mich sehen, küssen sie die Erde und bieten mir ihre Dienste an, dann geht jeder wieder seinem Geschäft nach.« Als nun die Affen den Jüngling am offenen Fenster erblickten, verbeugten sie sich vor ihm und gingen an ihre Arbeit. Seif Almuluk blieb einen ganzen Monat bei diesem Jüngling, dann nahm er Abschied von ihm und reiste weiter. Der Jüngling gab ihm etwa zweihundert Affen zu seiner Bedienung mit, die ihn sieben Tage lang begleiteten, bis er die Grenze ihres Landes erreichte; dann nahmen sie Abschied von ihm und kehrten nach ihrer Heimat zurück. Seif Almuluk reiste nun allein über Berg und Hügel und durch die Wüste und Fruchtland vier Monate lang. Einen Tag hungerte er, einen anderen hatte er wieder vollauf zu essen, und dann mußte er sich vom Gras der Wüste ernähren. Er bereute es, den Jüngling verlassen zu haben, und schon wollte er wieder umkehren, da schimmerte aus der Ferne etwas Schwarzes in seine Augen. Er dachte, hier ist ein Obdach oder ein Baum, ich will einmal sehen, was es ist; er ging darauf zu und sah ein hohes Schloß; es war das, welches Jafet, Sohn Noahs, Friede sei mit ihm! gebaut hatte, und im heiligen Buch (Koran) mit den Worten erwähnt ist: »Ein festes Schloß und ein verlassener Brunnen.« Er setzte sich vor die Tür des Schlosses und dachte: »Gehört es wohl Menschen oder Genien?« So saß er eine Weile davor, sah jedoch niemand weder aus— noch eingehen, stand daher auf und ging im Vertrauen auf den erhabenen Gott ins Schloß hinein; er zählte sieben Gänge darin, sah aber keinen Menschen; am Ende des siebenten Ganges befand sich eine Tür, vor der ein Vorhang hing; den hob er auf und trat in einen großen Saal mit seidenen Teppichen auf dem Boden. Mitten im Saal war ein goldener Thron, worauf ein Mädchen saß, schön wie der leuchtende Mond; sie hatte königliche Kleider an und war geschmückt wie eine Braut in der Hochzeitsnacht. Unter dem Thron stand eine Tafel, darauf vierzig Schüsseln mit den köstlichsten Speisen. Als Seif Almuluk das Mädchen sah, ging er auf sie zu und grüßte sie; sie erwiderte seinen Gruß und fragte ihn: »Bist du ein Mensch oder ein Geist?« Er antwortete: »Ich gehöre zu den besten der Menschen; ich bin ein Königssohn und selbst König!« Hierauf sprach sie: »Nimm zuerst etwas von den Speisen zu dir, dann erzähle mir, wie du hierhergekommen.«

 

Seif Almuluk setzte sich zu den Speisen, denn er war hungrig, und aß von diesen Schüsseln, bis er satt war; hierauf streckte er die Hand aus und trank. Als er hinlänglich gesättigt war, setzte er sich auf den Thron neben das Mädchen. Das Mädchen fragte ihn: »Wer bist du und woher kommst du? Wie heißt du und wer hat dich hierher gebracht?« Seif Almuluk sagte: »Meine Geschichte ist sehr lang.« Sie versetzte: »Sage mir nur, woher du bist und was du hier tun willst?« Er erwiderte: »Erzähle auch du mir, wer dich hierher gebracht und warum du ganz allein hier wohnst?« Das Mädchen sprach: »Mein Name ist Dawlet Chatun, Tochter des Königs von Indien, der in der Stadt Serendib wohnt und einen großen, schönen Garten besitzt; es gibt in ganz Indien keinen schöneren mit einem so großen Teich; eines Tages ging ich mit meinen Sklavinnen in diesen Garten, wir entkleideten uns und stiegen in den Teich, neckten einander und waren lustig und heiter. Da kam auf einmal etwas, das einer Wolke glich, über mich her, riß mich aus der Mitte meiner Sklavinnen und trug mich zwischen Himmel und Erde, wo es so zu mir sprach: O Dawlet Chatun, fürchte nichts! Beruhige dein Herz! Es flog dann eine Weile mit mir und ich wußte nichts mehr von mir selbst, bis es mich in diesem Schloß niedersetzte und sich in einen schönen Jüngling verwandelte, recht niedlich gekleidet. Der fragte mich: Kennst du mich? Ich antwortete: Herr, ich kenne dich nicht! Hierauf sagte er: »Ich bin der Sohn des blauen Königs der Geister; mein Vater wohnt an den Ufern des roten Meeres und herrscht über sechsmalhunderttausend fliegende und untertauchende Geister; ich flog auf meinem Weg an dem Ort vorbei, wo du dich badetest, verliebte mich in dich und deine Gestalt, darum ließ ich mich zu dir herunter und entführte dich aus der Mitte deiner Sklavinnen und brachte dich in dieses feste Schloß hierher, welches ich bewohne. In dieses Schloß kommt nie jemand, weder Mensch noch ein Geist, und von hier bis Indien hat man hundertundzwanzig Jahre zu reisen; du kannst in deinem Leben das Land deines Vaters und deiner Mutter nicht wiedersehen; bleibe also hier bei mir und sei guten Mutes; ich erscheine dir, so oft du es wünschest. Dann umarmte und küßte er mich, und sagte zu mir: Setze dich und fürchte nichts! Er ließ mich nun eine Weile allein, kam dann wieder mit diesem Tisch und den Teppichen, die du hier siehst. Jedesmal am Dienstag kommt er wieder und bleibt bis Freitag Nachmittag bei mir, und hält sich dann wieder bis Dienstag entfernt; wir essen und trinken miteinander, er küßt und umarmt mich; doch bin ich noch so jungfräulich, wie mich Gott erschaffen, der Geist hat mir noch gar nichts Böses getan. Mein Vater ist König und heißt Tadj Almuluk (Krone der Könige), er weiß nichts von meinem Schicksal und hat noch keine Spur von mir entdeckt; dies ist meine Geschichte, erzähle du mir nun die deinige!« Seif Almuluk sagte: »Meine Geschichte ist lang, ich fürchte, der Geist möge, ehe ich sie dir ganz erzähle, wiederkehren.« Die Prinzessin sagte: »Heute ist Freitag, er hat mich soeben verlassen und wird vor Dienstag nicht wiederkehren; setze dich also, sei ganz ruhig, und erzähle mir vom Anfang bis zu Ende, wie du hierher gekommen.« Seif Almuluk erzählte ihr, bis er den Namen Badial Djamal nannte, da schwammen ihre Augen in Tränen, und sie sagte: »So heißt meine Schwester! O meine Schwester Badial Djamal! weh über jene Zeit! Gedenkst du denn meiner nicht mehr? fragst du nicht mehr: wo ist meine Schwester Dawlet Chatun?« Sie weinte so eine Weile und grämte sich darüber, daß Badial Djamal ihrer nicht gedachte. Da sprach Seif Almuluk: »O Dawlet Chatun! Badial Djamal ist eine Genie und du bist ein menschliches Wesen, wie kannst du ihre Schwester sein?« Sie aber antwortete: »Sie ist meine Milchschwester! An dem Tage, wo meine Mutter mich im Garten gebar, wurde auch Badial Djamal in einem anderen Teil unseres Gartens geboren. Ihre Mutter schickte zu der meinigen, um einige Speisen und das nötige Weißzeug holen zu lassen. Die sandte ihr, was sie verlangte, und lud Mutter und Tochter zu sich ein. Beide kamen nun zu meiner Mutter, welche Badial Djamal stillte.«