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Tausend Und Eine Nacht

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Geschichte des Fischers mit dem Geiste

Man erzählte mir, daß es einmal einen Fischer gegeben habe, der schon hoch bejahrt war, Er hatte eine Frau und drei Töchter, war arm und besaß nicht einmal seine tägliche Nahrung. Er war gewohnt, sein Netz nur viermal im Tage auszuwerfen. Einst ging er bei Mondesschein zum Dorfe hinaus an das Ufer des Stroms, er legte seinen Korb ab, schürzte sein Hemd auf, watete bis zur Mitte des Körpers ins Wasser, warf das Netz aus und wartete, bis es untersank; dann zog er es an sich und wollte es langsam zusammenlegen, aber er fand es durch etwas zurückgehalten und zog daher mit größerer Gewalt daran. Da er es dennoch nicht von der Stelle brachte, so ging er ans Land, befestigte das Ende des Seils, an dem das Netz war, entkleidete sich, tauchte in der Nähe des Netzes unter und arbeitete sich so lange ab, bis er es endlich ans Ufer gezogen; hier fand er einen toten Esel darin, der das Netz ganz zerrissen hatte. Als der Fischer dies sah, war er sehr betrübt und niedergeschlagen und sprach: »Es gibt nur Schutz und Kraft beim erhabenen Gott. Mit dem Lebensunterhalte geht es wunderbar zu.« Hierauf sagte er folgende Worte:

»O du, der du untertauchest in das Dunkel der Nacht und der Gefahr, bemühe dich nicht so sehr, denn der Lebensunterhalt kommt nicht durch die Anstrengung; siehst du das Meer mit dem Fischer, der darin steht, um seinen Lebensunterhalt zu suchen, während die Sterne der Nacht sich verbergen? Er taucht unter bis zur Mitte des Körpers und läßt sich von den Wellen schlagen: sein Auge hört nicht auf, das Netz zu beobachten. Und wenn endlich die tödliche Angel einem Fische die Kiemen spaltet, dann ist er mit seiner Nacht zufrieden. Den Fisch aber kauft ihm keiner ab, der die Nacht im schönsten Wohlbehagen, nicht in der Kälte zugebracht. Gelobt sei mein Herr, er gibt dem einen und versagt dem andern; der eine fängt Fische und der andere ißt sie.«

Als der Fischer seine Verse vollendet und den Esel aus seinem Netze befreit hatte, setzte er sich auf die Erde und besserte jenes wieder aus. Als er damit fertig war, drückte er es tüchtig aus, ging wieder ins Wasser, rief den Namen Gottes an, warf es aus und wartete, bis es untertauchte. Jetzt zog er die Schnur langsam an sich, fand sie aber wieder anhängend und zwar noch fester als zuvor. Er glaubte, es sei ein Fisch, und freute sich darüber, zog seine Kleider aus und tauchte unter, um es los zu machen. Langsam zog er es an Land und fand nun einen großen irdenen Topf voll Sand und Kot darin. Als er dies sah, weinte er und war sehr betrübt und sprach: »Dies ist ein wunderbarer Tag; ich gehöre Gott und vertraue auf ihn.« Hierauf sagte er folgende Verse:

»O quälendes Schicksal, höre auf! Glaubst du mich noch nicht gehörig verfolgt zu haben? Verschone mich doch aus Gnade! Ich ging aus, meinen Lebensunterhalt zu suchen, und jetzt weiß ich‘s: er ist für mich dahin. Ich werde weder vom Glücke begünstigt, noch nützt mir meiner Hände Arbeit. Wie mancher Unwissende ist bei den Sternen, und mancher Gelehrte bleibt im Staube verborgen.«

Er warf dann den Topf weg, drückte das Wasser aus dem Netze, breitete es aus, bat Gott um Verzeihung, ging wieder ans Meer, warf dann das Netz zum dritten Male aus und wartete, bis es untertauchte. Jetzt zog er es wieder an sich und fand es voll Scherben, Steine, Knochen und anderem Unrat. Der Fischer weinte vor vieler Müdigkeit, Anstrengung und wegen seines Mißgeschicks; er gedachte auch seiner Frau und Kinder, die zu Hause ohne Nahrung waren, schlug sich ins Gesicht und sprach folgende Verse:

»Der Lebensunterhalt ist so, daß du ihn weder lösen, noch aber binden kannst; weder Bildung noch Kunst können dir ihn verschaffen. Glück und Unterhalt sind nur Bestimmung; so herrscht Fruchtbarkeit in einem Lande und Mangel in einem andern. Die Wechsel des Schicksals erniedrigen jenen edlen Menschen und erheben den, der keinen Wert hat. Hole mich daher heim, o Tod, denn das Leben ist abscheulich, wenn Falken erniedrigt und Enten erhöht werden. Es ist kein Wunder, wenn du einen Tugendhaften arm siehst und einen Lasterhaften mit reichen Gütern. Unser Lebensunterhalt ist uns vorausbestimmt, und im Schicksalsbuche sind wir wie Vögel, die bald hier, bald dort etwas aufzulesen finden. Ein Vogel umfliegt die Erde nach Osten und Westen, und ein anderer erhält das Wertvolle, ohne die Flügel zu bewegen.«

Der Fischer erhob dann sein Auge zum Himmel, die Morgenröte war schon angebrochen und der Tag fing an zu leuchten; da sprach er. »O Gott, du weißt, daß ich mein Netz an einem Tage nur viermal auswerfe; schon habe ich es dreimal getan, mir bleibt also nur noch einmal es zu tun übrig. Tue mir ein Wunder, o Herr, wie du es Moses im Meere getan!« Hierauf flickte er das Netz wieder, warf es ins Meer, wartete bis es untersank und hängen blieb, um es dann an sich zu ziehen; allein er konnte es nicht, denn es war ganz zerzaust und auf dem Grunde verwickelt. »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei dem erhabenen Gott!« rief er aus, dann entkleidete er sich, tauchte unter und gab sich viele Mühe, es los zu machen. Als er damit an Land gegangen, fand er etwas Schweres darin, und als er es nach vieler Mühe entwirrte, fand er eine gefüllte messingne Flasche, oben mit Blei geschlossen und unseres Herrn SalomosNach den Traditionen der Mohammedaner war Salomo Herr der ganzen Erde mit allen ihren irdischen und geistigen Wesen. Siegel darauf eingegraben. Als der Fischer dies sah, freute er sich und dachte: »Dies verkaufe ich dem Kupferschmied, es ist gewiß zwei Malter Weizen wert.« Er schüttelte nun die Flasche und bemerkte, daß sie mit etwas angefüllt war. Da dachte er: Ich will doch einmal sehen, was in dieser Flasche ist; ich will sie erst öffnen und dann verkaufen. Er zog ein Messer aus der Tasche, durchstach damit das Blei und arbeitete so lange, bis er die Flasche geöffnet; hierauf nahm er sie, setzte sie an den Mund und schüttelte sie, aber es kam nichts heraus. Der Fischer war darüber sehr erstaunt. Doch nach einer Weile stieg Rauch aus der Flasche empor, der sich über die Erde verbreitete und immer zunahm, bis er das ganze Meer bedeckte, dann stieg er gegen die Wolken des Himmels. Der Fischer wunderte sich, als er dies sah. Als dann aller Rauch aus der Flasche war, verdichtete und vereinigte er sich und ward zu einem Geiste, dessen Füße auf der Erde waren und dessen Haupt bis in die Wolken ging. Er hatte einen Kopf wie ein Brunnenloch, Vorderzähne wie eiserne Hacken, einen Mund wie eine Höhle, Zähne wie Felsensteine, Nasenlöcher wie Trompeten, Ohren wie Tartschen, einen Schlund wie eine Gasse, Augen wie Laternen; mit einem Worte, er war abscheulich häßlich. Friede sei mit uns! Als der Fischer ihn sah, zitterte er am ganzen Körper, seine Zähne klapperten und sein Hals wurde trocken. Da sagte der Geist: »O Salomo, Prophet Gottes! verzeihe, verzeihe! ich will dir nie mehr ungehorsam sein und deinen Befehlen nimmer zuwider handeln.«

Als der Geist dies gesagt, erwiderte ihm der Fischer: »O Geist, was sagst du von unserm Herrn Salomo, dem Propheten Gottes, der vor achtzehnhundert und einigen Jahren gestorben ist, und wir leben jetzt in einer viel späteren Zeit? Was ist dir widerfahren? wie bist du in diese Flasche hineingeraten?« Als der Geist dies hörte, sagte er: »Vernimm eine gute Nachricht!« Da dachte der Fischer bei sich: »O Tag der Glückseligkeit!« Der Geist aber fuhr fort: »Ich bringe dir die Nachricht, daß du sogleich umgebracht werden sollst.« Hierauf sprach der Fischer: »Du verdienst für die Botschaft, daß dir der Schutz und die Gnade Gottes entzogen werde; warum willst du mich umbringen, da ich dich doch befreit, aus der Tiefe des Meeres herausgezogen und auf die Erde versetzt habe?« Der Geist aber antwortete: »Bitte dir etwas aus von mir.« Der Fischer sagte freudig: »Was sollte ich mir von dir ausbitten?« Und der Geist antwortete: »Bitte dir eine Todesart aus, an der du sterben willst, damit ich dich nach deiner Wahl töte.« »Was habe ich verbrochen«, wiederholte der Fischer, »ist das mein Lohn, daß ich dich befreit habe?«

Darauf sprach der Geist: »Höre meine Geschichte!« »So erzähle!« erwiderte der Fischer, »doch mach‘s kurz, denn ich gehöre zu den Heiligen.« Und der Geist sprach: »Wisse, ich gehöre zu den widerspenstigen und abtrünnigen Geistern, ich war mit dem Geiste Sacher Salomo, dem Propheten Gottes, ungehorsam. Er sandte mir Asas,Asas ist der berühmte Minister Salomos, der bei den Orientalen als Symbol der Weisheit gilt, so daß noch jetzt die Minister mit diesem Namen betitelt werden. Sohn des Berachja, welcher gegen meinen Willen zu mir kam und das Urteil über mich aussprach und vollzog. Er fesselte mich auf eine demütigende Weise mit Gewalt und brachte mich zu Salomo, dem Propheten Gottes. Als dieser mich sah, nahm er zu Gott seine Zuflucht, sich vor mir und meiner Gestalt fürchtend. Er sagte mir, ich solle ihm gehorsam werden; aber als ich mich dessen weigerte, ließ er diese messingne Flasche bringen, sperrte mich hinein, schloß sie mit Blei, drückte den Namen des erhabenen Gottes darauf und befahl dann einem Geiste, mich wegzutragen und in die Mitte des Meeres zu versenken. Nachdem ich 200 Jahre darin geblieben war, beschloß ich, den reich zu machen, der in den ersten 200 Jahren mich befreien würde. Die 200 Jahre verflossen aber, ohne daß mich jemand befreite. Es vergingen dann wieder 200 Jahre, und ich beschloß nunmehr, dem, der mich befreien würde, alle Schätze der Erde zu öffnen; es vergingen aber 400 Jahre und niemand befreite mich. In den folgenden 200 Jahren beschloß ich, meinen Befreier zum Sultan zu machen, selbst sein Diener zu werden und ihm täglich drei Wünsche zu gewähren. Aber auch in diesen 200 Jahren befreite mich niemand. Nun ward ich böse, stampfte, tobte, schnarchte und beschloß, den zu töten, der von nun an mich befreien würde, ihn entweder den schrecklichsten Tod sterben, oder ihn selbst wählen zu lassen, wie er sterben wolle. Kurz, nach diesem Beschlusse kamst du, mich zu befreien. Sage mir jetzt also, auf welche Weise ich dich umbringen soll.«

 

Als der Fischer diese Worte des Geistes gehört, sprach er: »Ich gehöre Gott an und kehre zu ihm zurück: mußte ich gerade in diesen unglücklichen Jahren dich befreien, so ist mein Schicksal verflucht; doch verzeihe mir. Gott wird auch dir verzeihen, töte mich nicht, sonst wird Gott jemandem die Kraft verleihen, auch dich zu töten.« »Es hilft alles nichts«, erwiderte hierauf der Geist; »sage mir nur, wie du sterben willst.« Als der Fischer sah, daß er wirklich umgebracht werden sollte, war er sehr betrübt und rief weinend aus »O meine Kinder! Gott lasse mir nicht das Herz weich um euch werden!« Hierauf wandte er sich wieder zum Geiste und sagte: »Bei Gott, verzeihe mir zum Lohne, daß ich dich aus dieser messingnen Flasche befreit habe.« Da antwortete der Geist: »Gerade weil du mich gerettet hast, will ich dich umbringen.« »Wie«, sagte der Fischer: »ich habe dir eine Wohltat erzeigt, und du willst mir dafür Böses tun? Wahrlich, das Sprichwort lügt nicht, welches sagt:

»Wir haben ihm Gutes erwiesen, man hat mit Bösem uns vergolten; so, bei meinem Leben, handeln alle ruchlosen Menschen. Wer Gutes tut, dem der es nicht verdient, dem wird es gehen wie einem, der einer Hyäne Obdach gibt.«

Der Geist versetzte nun: »Zaudere nicht lange, du wirst umgebracht, wie ich dir gesagt habe.« Da dachte der Fischer bei sich selbst: Dieser ist ein Geist und ich bin ein Mensch, Gott hat mich durch Verstand über ihn erhoben, ich will mit meinem Verstande ihn überlisten. Er überlegte eine Weile und sprach dann zu dem Geiste: »Willst du mich denn durchaus töten?« Und als der Geist diese Frage bejahte, sprach er weiter: »Bei der Wahrheit des höchsten Namens der auf Salomos, Sohn Davids, Siegel gestochen war, wirst du mir die Wahrheit sagen, wenn ich dich um etwas befrage?« Der Geist zitterte und bebte, als er den erhabenen Namen erwähnen hörte und antwortete: »Frage immerhin, doch mach‘s kurz!«

Da sagte der Fischer zu dem Geiste: »Bei dem Namen des erhabenen Gottes frage ich dich, warst du in dieser Flasche eingesperrt?« »Ich war darin eingesperrt, beim erhabenen Gotte«, antwortete der Geist. »Du lügst«, versetzte der Fischer, »diese Flasche kann nicht einmal deine Hand fassen und würde schon durch deine Füße zersprengt werden, wie soll sie dich ganz fassen können?« Da sagte der Geist wieder: »Bei Gott, ich war darin; willst du es nicht glauben?« »Nein«, antwortete der Fischer. Da löste sich der Geist nach und nach auf, ward ganz Rauch, der in die Höhe stieg und sich über das Meer und das Land ausbreitete. Er zog sich dann wieder zusammen und nach und nach in die Flasche, bis er endlich ganz darin war, da schrie er aus der Flasche heraus: »Siehst du nun, Fischer, wie ich in der Flasche bin? Glaubst du mir jetzt?« Aber der Fischer nahm sogleich das Blei, mit dem die Flasche geschlossen war, und drückte es wieder auf dieselbe. Dann rief er: »O Geist! wähle du nun, wie du sterben willst und wie ich dich wieder ins Meer werfen soll; dann werde ich hier ein Haus bauen lassen und alle Fischer warnen, die hier fischen wollen, und ihnen sagen: Hier liegt ein Geist, der den umbringt, der ihn heraufzieht und befreit, und ihn nur wählen läßt, welchen Tod er sterben wolle.« Als der Geist dies hörte und sich eingesperrt sah und heraus wollte und nicht konnte, weil Salomos, des Sohnes Davids Siegel ihn zurückhielt, so merkte er wohl, daß der Fischer ihn überlistet hatte, und er sprach zu ihm: »Guter Fischer, tue doch das nicht, ich habe nur meinen Scherz mit dir gehabt.« – »Du lügst,« sagte der Fischer, »du schändlichster und niedrigster aller Geister!« Der Fischer rollte dann die Flasche gegen das Meer, während der Geist schrie: »Nicht doch, nicht doch!« Aber der Fischer sagte: »Ja doch, ja doch!« Jetzt ward der Geist sehr demütig und sprach in bittendem Tone: »Was willst du tun, guter Fischer?« »Dich ins Meer werfen,« antwortete dieser, »und hast du zum ersten Male 800 Jahre im Meer bleiben müssen, so werde ich dich diesmal bis zur letzten Stunde darin lassen. Habe ich dir nicht gesagt: Laß mich leben, Gott wird dich erhalten, du wolltest aber durchaus treulos gegen mich werden und mich umbringen. nun werde ich eben so gegen dich verfahren.« Da sprach der Geist: »Öffne, o Fischer! ich will dich reich machen und dir viel Gutes erweisen.« »Du lügst,« sagte der Fischer. »Wir beide gleichen dem Könige der Griechen und dem Arzte Duban.« »Wieso?« fragte der Geist.

Geschichte des griechischen Königs und des Arztes Duban

»Wisse,« antwortete der Fischer, »es war in einer Stadt Persiens, im Lande Suman, ein König, der auch die Griechen beherrschte. Dieser war so aussätzig, daß kein Arzt ihn heilen konnte: er hatte allerlei Medikamente getrunken, allein alles war vergebens. Nun kam einmal ein griechischer Arzt, Namens Duban, in diese Stadt, dieser hatte griechische, persische, türkische, arabische, lateinische, syrische und hebräische Bücher gelesen und alle in diesen Sprachen vorhandenen Wissenschaften studiert; er wußte die Grundsätze ihrer Arzneikunst, kannte alle Pflanzen, die nützlichen und schädlichen Kräuter, auch verstand er die Philosophie und hatte alle Wissenschaften umfaßt. Als er in die Stadt des Königs der Griechen kam und nach einem Aufenthalte von einigen Tagen hörte, daß der König schon lange aussätzig sei und kein Arzt ihn heilen könne, so zog er gleich am folgenden Morgen, sobald Gott den Morgenstern leuchten ließ, sein schönstes Kleid an, ging zum König, sagte ihm, wer er sei, und sprach hierauf: »O König, ich habe von dem Aussatz gehört, der deinen Körper behaftet und den kein Arzt zu vertreiben weiß; ich will dich nun heilen, ohne dir eine Arznei zu trinken oder etwas Fettes zum Einreiben zu geben.« Als der König dies hörte, sagte er zu ihm: »Wenn du dies kannst, so will ich dich und deine Enkel reich machen, dir viel Gutes erweisen und du sollst mein Haus— und Tischgenosse werden.« Er schenkte ihm sogleich ein Ehrenkleid und andere Gegenstände und fügte hinzu: »Wirst du mich wirklich von meinem Aussatz heilen, ohne daß ich Arzneien trinken muß?« Und als jener dies bejahte, überraschte es den König sehr, und er fing an, große Freundschaft für ihn zu fühlen. Hierauf sprach er: »Sage mir voraus, bis wann du mich heilen wirst.« »Morgen, so der erhabene Gott will,« antwortete der Arzt. Er ging hierauf wieder in die Stadt, mietete sich ein Haus, holte seine Wurzeln und Medikamente herbei, verfertigte einen hohlen Kolben mit einem hohlen Griffe und goß die nur ihm bekannten Medikamente hinein; er befestigte darauf den Kolben mit vieler Kunst und Geschicklichkeit, machte auch nach seinem besten Wissen Bälle dazu, und als alles vollendet war, ging er damit am anderen Tage zum König, küßte die Erde vor ihm und wünschte ihm viel Ruhm und Glück.

Als der Arzt zum König kam, befahl dieser ihm, sich niederzusetzen: es waren die Fürsten, Adjutanten, Veziere, Staatsräte und alle Vornehmen des Königreichs versammelt. Der Arzt reichte dann, in Gegenwart des ganzen Divans, dem König den Kolben und sagte ihm: »O erhabener König! nimm diesen Kolben und gehe mit den Fürsten und Staatsmännern auf die Rennbahn und werfe Bälle damit, bis deine Hand schwitzt, die dann durch den hohlen Griff die Arznei in sich ziehen wird; von hier wird sie in den Arm gehen und sich dann über den ganzen Körper verbreiten. Hast du bemerkt, daß auf diese Weise die Arznei dich durchdrungen hat und in deinen Körper übergegangen ist, so kehre gleich in den Palast zurück, geh ins Bad, wasche dich rein, schlafe, und dann wirst du mit der Gnade Gottes gesund werden, Friede sei mit uns!«

Der König der Griechen nahm den Kolben und befahl, daß man nach der Rennbahn ziehe; man schleuderte die Bälle, der König fing sie auf, warf sie zurück und spielte so fort, immer auf seinem Pferde sitzend, bis seine Hand in Schweiß kam und die Arznei sich über seinen ganzen Körper verbreitet hatte. Als der Arzt Duban dies merkte, riet er dem König, jetzt in den Palast zurückzukehren. Der König nahm dann ein Bad, wusch sich und begab sich dann wieder in den Palast. Der Arzt Duban brachte die Nacht in seinem Hause zu. Morgens stand er früh auf, verfügte sich nach dem königlichen Palast und bat um die Erlaubnis, einzutreten. Als ihm dieses gestattet worden war, küßte er die Erde vor dem König und sprach folgende Verse:

»Die Tugenden haben eine hohe Stufe erreicht, als du ihr Vater genannt wardst; und ist je ein anderer ihr Vater genannt worden, so lehnte er es ab. Du, dessen Angesicht mit seinem Glanz die dunkelste Nacht des Schicksals verwischt, dessen Angesicht immer leuchtend strahlte, wenn auch das Antlitz der Zeit immerfort drohend aussieht, deine Güte hat uns so reich beschenkt, daß du uns geworden, was die Wolken dem trockenen Lande, du hast deine Güter durch Geschenke so lange verschleudert, bis du deinen Zweck: den höchsten Ruhm, erreichest!«

Als der Arzt Duban mit diesen Versen zu Ende war, erhob sich der König, um ihn zu umarmen und neben sich sitzen zu lassen. Dann unterhielt er sich mit ihm und machte ihm kostbare Geschenke; denn als der König früh ins Bad gegangen war, fühlte er sich schon ganz geheilt und sein Körper war wie reines Silber geworden. Hocherfreut ging er daher in den Staatsrat, wohin auch der Arzt Duban kam, dem er viel Ehren erwies und den er zu seinem Tisch— und Hausgenossen machte, denn er sagte ihm: »Ein Mann wie du, der Arzt aller Ärzte und ihr Lehrer, verdient, daß er Königen diene und in ihrer Gesellschaft lebe.«

Nachdem der König der Griechen den Arzt so reich belohnt und sich über seine Kunst und Geschicklichkeit höchst verwundert hatte, sprach er: »Dieser Mann verdient alle Ehrenbezeugungen, er soll stets in meiner Umgebung sein, denn er hat ohne Medizin mich geheilt, nachdem alle Ärzte mit allen ihren Medikamenten mich aufgegeben; er soll nun mein vertrauter Freund werden.« Hierauf brachte der König die ganze Nacht sehr heiter zu und hörte nicht auf, den Arzt zu loben. Des Morgens bestieg er den königlichen Thron und als die Veziere und Großen des Reichs versammelt waren, ließ der König den Arzt rufen, behielt ihn bei sich bis Nacht und ließ ihm wieder 1000 Dinare geben; der Arzt ging nach Hause zu seiner Frau und lobte den König der Griechen.

Am folgenden Morgen bestieg der König wieder den Thron, und es kamen wie gewöhnlich die Veziere und Großen und wünschten ihm Glück und Heil. Nun hatte aber der König einen ebenso schmutzigen, als geizigen und neidischen Vezier; als dieser sah, wie gut der Arzt mit dem König stand und wie sehr er beschenkt und geehrt wurde, befürchtete er, daß der König ihn absetzen möchte, um dem Arzt seine Stelle zu geben; er beneidete ihn daher und hegte böse Gedanken gegen ihn. Als nun dieser Vezier vor den König trat und ihm Ruhm und Glück wünschte, fügte er die Worte hinzu: »O, erhabener König, tugendhafter Fürst, ich bin durch deine Wohltaten und deinen Segen groß geworden, darum muß ich dir einen wichtigen Rat geben, denn wenn ich ihn dir verschwiege, so müßte ich ein Bastard sein, der Gutes mit Bösem vergilt; wenn du es befiehlst, so werde ich dir ihn offenbaren.« Der König erwiderte: »Sprich, was hast du mir für einen Rat zu geben?« Und der Vezier antwortete: »O König! wer nicht die Folgen einer Sache voraussieht, der findet am Schicksal keinen Freund; ich habe bemerkt, daß der König nicht auf dem guten Pfade geht, denn er hat seinem Feinde Gutes getan, der den Untergang seiner Regierung wünscht und seine Wohltaten mißbraucht. Ja, du hast dich ihm so sehr genähert, daß ich für dich deshalb sehr besorgt bin.« »Wen meinst du?« sagte der König. »Wenn du schläfst, so erwache!« antwortete hierauf der Vezier, »denn ich meine den Arzt Duban, der vom Lande Suman kam.« Da fragte der König: »Und der wäre mein Feind? Der ist ja mein aufrichtigster Freund, ich achte ihn mehr, als alle Menschen, denn er hat mich geheilt, nachdem alle Ärzte an meiner Krankheit verzweifelten. Man findet in unserer Zeit seinesgleichen nicht wieder, weder im Orient, noch im Occident, nicht in der Nähe und nicht in der Ferne, und du wagst es, so etwas von ihm zu sagen? Ich werde ihm von heute an ein Monatsgehalt von 1000 Dinaren mit allen seinem Range gebührenden Ehren festsetzen, und wenn ich sogar meine Schätze und mein Königreich mit ihm teilte, so wäre es nur wenig im Verhältnis zu seinen Verdiensten; ich glaube, du sagst dies nur aus Neid, und ich fürchte, ich könnte, wenn ich deinen Rat befolge, es bereuen, wie der König Sindbad es bereute, seinen Falken getötet zu haben.«

»Um Verzeihung, o König der Zeit«, sprach der Vezier, »was ist das für eine Geschichte?« »Folgende«, erwiderte hierauf der König.