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Tausend Und Eine Nacht

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Ich ging in die Wohnung und setzte mich; da kam die Dame mit dem kostbarsten Schmucke behangen und mit den schönsten Farben geziert.Selbst schöne junge Frauen färben sich im Orient Füße und Hände mit Hennah und die Augenbrauen mit Kohel. Als sie mich sah, lächelte sie mir ins Gesicht und flog dann in meine Arme. Dann sagte sie: »Bist du wirklich bei mir, mein Herz?« – »Ja, dein Sklave ist bei dir«, antwortete ich. Sie sagte dann: »Bei Gott! von dem Tage an, wo ich dich sah, erquickte mich keine Speise und kein Schlaf mehr.« – »Mir ging es ebenso«, erwiderte ich. Ich saß kaum eine Weile mit gebeugtem Haupte bei ihr, so brachte man eine Schüssel voll mit den trefflichsten Speisen: Fleisch mit saurer Sauce, gebackene Fische, Honigseim, Hühner mit Zucker und Pistazien gefüllt; wir aßen, bis wir satt waren: man nahm dann den Tisch weg, wir wuschen unsere Hände und ließen uns mit Rosenwasser bespritzen, das mit Moschus vermischt war. Die Dame setzte sich dann wieder zu mir und unterhielt sich mit mir. Schon war meine Liebe zu ihr festgewurzelt, und alles, was ich besaß, schien mir nichts neben ihr. Wir spielten dann miteinander bis zur Nacht, da brachte man uns Wein und ein vollständiges Mahl, Wir tranken miteinander bis Mitternacht und ich brachte die schönste Nacht in meinem Leben bei ihr zu. Des Morgens warf ich das Tuch mit den 50 Dinaren unter ihr Bett und nahm weinend Abschied von ihr. Sie fragte mich, als ich gehen wollte: »Wann sehe ich dich wieder?« Ich antwortete: »Heute abend werde ich wieder bei dir sein.« Sie begleitete mich bis zur Türe und sagte dann: »Mein Herr! bringe heute Abend das Nachtessen mit dir.« Als ich auf die Straße kam, ging ich zum Eseltreiber, mit dem ich den vorigen Tag hierherkam, und der schon auf mich wartete. Ich bestieg den Esel und ließ ihn nach dem Chan treiben; hier entließ ich den Eseltreiber ohne Bezahlung, mit dem Auftrage, bei Sonnenuntergang wiederzukommen. Er ging zufrieden fort. Nachdem ich etwas weniges gefrühstückt hatte, ging ich, um Geld für meine Waren einzufordern, ließ dann ein Schaf braten, einige Gemüse zubereiten und süße Speisen kaufen, legte alles in den Korb eines Trägers und schickte es der Dame. Ich ging dann so lange meinen Geschäften nach, bis der Eseltreiber mich abzuholen kam. Ich legte wieder 50 Dinare in ein Tuch und einen halben Dinar besonders für den Eseltreiber und ritt zur Wohnung der Dame; hier bezahlte ich den Eseltreiber und ging ins Haus, das ich noch schöner als am vorhergehenden Tage aufgeputzt fand. Als die Dame mich sah, küßte sie mich und sagte: »Ich habe mich heute sehr nach dir gesehnt.« Sie ließ dann den Tisch decken, wir aßen, bis wir genug hatten, man brachte dann Wein, wir tranken bis Mitternacht und schliefen bis zum Morgen. Ich stand auf, reichte ihr das Tuch mit den 50 Dinaren, ritt wieder in den Chan, ließ ein Paar Enten braten, mit Pilaw gefüllt, und Colocasia backen und Honigseim bereiten, auch ließ ich Wachskerzen, grüne und trockene Früchte und Blumen kaufen; ich schickte sie wieder der Dame und folgte am Abend selbst nach, und alles ging wie an dem vorigen Tage.

So lebte ich fort, gab ihr jeden Abend 50 Dinare und schickte Wein und Speisen, bis ich keinen Dinar mehr im Vermögen hatte; ich ging dann aus, wußte nicht woher Geld nehmen und sagte: »Es gibt keine Macht und keinen Schutz, außer bei Gott, dem Erhabenen: alles, was ich getan, war teuflisch.« Ich ging dann zwischen den Palästen spazieren; als ich aber an das Tor Suweila kam, war ein großes Gedränge, so daß man nicht durch das Tor kommen konnte. Nun wollte das Schicksal, daß ich gegen einen Soldaten gedrückt wurde, so daß meine Hand auf seinen Gürtel kam. Ich fühlte einen Beutel unter meiner Hand, sah hin und bemerkte, daß eine grüne Schnur zum Gürtel heraushing, und dachte, daß sie an dem Beutel befestigt sein müsse; ich sah mich um und fand das Gedränge immer größer; ich bemerkte auch, wie auf der anderen Seite des Soldaten eine Ladung Holz ihn drückte, so daß er für seine Kleider fürchtete; er wandte sich daher auf die andere Seite, um das Holz von seinen Kleidern abzulenken. In diesem Augenblick überschwatzte mich der Teufel: ich zog an der Schnur, die zum Gürtel hinaushing, und siehe da, es kam ein feiner blauseidener Beutel nach mit etwas Klingendem darin. Als ich ihn genommen, wendete sich der Soldat um, griff in den Gürtel und fand nichts mehr darin: er kehrte sich zu mir und schlug mich mit seiner Keule auf den Kopf. Ich fiel zu Boden, alle Leute umringten mich, ergriffen den Zaum des Soldaten und sagten ihm: »Weil hier so ein großes Gedränge ist, schlägst du diesen jungen Mann?« Der Soldat aber schalt über sie und sagte: »Er ist ein Dieb.«

Ich hatte mich indessen wieder aufgerichtet, die Leute sahen mich an und sagten: »Bei Gott! dies ist ein vornehmer Jüngling, der hat nichts gestohlen.« So ward eben viel hin und her gestritten: Der eine glaubte, der andere widersprach; das Volk wollte mich zuletzt vom Soldaten befreien, als der Befehlshaber der Polizei mit einem Offizier und seinem Gefolge zum Tor hereinkamen, Da sie so viele Leute um mich und den Soldaten versammelt sahen, fragten sie die Umstehenden, was es gebe? und als sie den Gegenstand des Streits erfuhren, fragte der Polizeioberste den Soldaten: »War noch jemand mit dem Jüngling?« und als der Soldat dies verneinte, befahl er dem Offizier, mich ergreifen zu lassen und nackt auszuziehen. Dies geschah; man fand bald den Beutel in meinen Kleidern – und ich fiel in Ohnmacht.

Als der Aufseher der Polizei den Beutel sah, nahm er das Geld heraus, und als er es zählte, fand er 20 Dinare. Er winkte den Offizieren, sie führten mich zu ihm hin, und er sagte: »Was, junger Mann, hat dich in ein solches Vergehen gestürzt? Sage mir die Wahrheit: du hast doch wohl diesen Beutel gestohlen?« Ich beugte meinen Kopf zur Erde und dachte: Soll ich leugnen? man hat ja den Beutel aus meinen Kleidern hervorgezogen; gestehe ich, so werde ich bestraft; ich nickte zuletzt den Kopf und sagte: »Ja, ich habe ihn gestohlen.« Als der Aufseher der Polizei dies hörte, rief er Leute herbei, die mein Geständnis bezeugten; dies alles geschah am Tore Suweila. Dann befahl er dem Henker, mir die rechte Hand abzuhauen. Alle Leute sagten, mich bemitleidend: »Der arme junge Mann!« Auch das Herz des Soldaten erweichte sich; als mir daher auf Befehl des Richters auch der Fuß abgehauen werden sollte,Man begreift nicht, warum auch der Fuß abgehauen werden sollte, da diese Strafe doch nach dem mohammedanischen Gesetze nicht bei einem ersten Diebstahl angewandt wird. flehte ich den Soldaten an; er bat für mich; der Aufseher der Polizei ließ mich los und ging fort. Das Volk blieb um mich und gab mir einen Becher voll Wein zu trinken, und der Soldat schenkte mir den Beutel, indem er sagte: »Du bist ein vornehmer Jüngling, hast nicht notwendig zu stehlen.« Dann ging auch er fort. Ich wickelte meine Hand in ein Tuch, steckte sie in meinen Busen, ging zur Wohnung der Frau und warf mich sogleich aufs Bett. Als sie mich sehr blaß fand, weil ich viel Blut verloren, fragte sie: »Wo fehlt‘s dir, mein Geliebter?« »Ich habe Kopfschmerzen«, antwortete ich. Sie ward sehr betrübt darüber und sagte: »Setze dich und erzähle mir, was dir heute widerfahren: denn dein Gesicht drückt viele Worte aus.« Als ich weinte, sagte sie: »Bist du etwa meiner schon überdrüssig? Bei Gott! sage mir, was hast du?« Ich schwieg und erwiderte gar nichts auf alles, was sie mir sagte. Als es Nacht war und man das Nachtessen brachte, aß ich nichts, denn ich fürchtete, sie möchte bemerken, daß ich mit der linken Hand esse; ich sagte daher: »Ich habe keinen Appetit.« Sie sprach noch einmal: »Erzähle mir doch, was heute mit dir vorgegangen und warum du so verstimmt bist.« – »Nun«, sagte ich, »es bleibt mir keine andere Wahl, ich will dir alles erzählen.« Sie brachte mir dann Wein und sprach: »Trinke, dein Kummer wird dann verschwinden.« Ich antwortete: »Wenn es durchaus sein muß, so gib mir zu trinken.« Sie reichte mir den Becher, ich nahm ihn mit der linken Hand und weinte dabei heftig.

Da fragte die Dame: »Warum weinst du, mein Geliebter, und warum nimmst du den Becher mit der linken Hand?« Ich erwiderte ihr: »Ich habe an der rechten Hand ein Geschwür.« Sie sagte: »Nimm die Hand heraus, ich will es aufstechen.« Ich antwortete: »Es ist noch nicht reif.« Ich tat mir dann Gewalt an und trank; ich ward berauscht, und als ich einschlief, stand die Dame auf und sah nach meiner Hand, fand aber nur einen Arm ohne Hand; als sie mich untersuchte, fand sie auch den Beutel und meine Hand in ein Tuch gebunden; sie war die ganze Nacht höchst bestürzt. Als ich erwachte, hatte sie mir schon eine Suppe mit fünf Hühnern gekocht, sie reichte mir auch Wein dazu, ich trank, legte den Beutel ab und wollte wieder gehen. Da sagte sie: »Wohin? sitze noch! Ich sehe, daß deine Liebe zu mir so stark geworden, daß du meinetwillen alles, was du besessen, ausgegeben und zuletzt noch deine Hand dazu verloren hast; ich rufe hiermit Gott als Zeugen an, daß ich nicht anders als unter deinen Füßen sterben will und du sollst einst sehen, daß ich wahr geredet!« Sie ließ sogleich Zeugen rufen und den Ehe-Kontrakt schreiben. Dann sagte sie dem Schreiber: »Schreibet auch, daß alles, was ich besitze, diesem Manne gehören soll.« Sie gab dann den Zeugen ihren Lohn, stand auf, faßte mich bei der Hand, stellte mich vor eine Kiste und sagte: »Siehst du hier diese Tücher, in denen du mir dein ganzes Vermögen gebracht? Nimm es hin, du bist ein lieber, teurer Mann, ich kann dich nicht genug belohnen.« Sie schloß hierauf die Kiste, die mein Geld enthielt, zu; ich freute mich und mein Kummer verschwand. Als ich ihr dankte, sprach sie: »Bei Gott! wenn ich dir mein Leben schenkte, wäre es auch noch zu wenig.« Wir blieben dann nicht ganz einen Monat beisammen, da ward sie krank; ihre Krankheit nahm immer zu und sie betrübte sich um meinetwillen sehr; nach nicht ganz fünfzig Tagen starb sie. Ich war ihr Erbe und fand unschätzbare Reichtümer, worunter auch die Sesam-Magazine, die ich dir verkauft, du Christ.

 

»Da ich nun mit vielen anderen Dingen zu tun hatte«, fuhr der junge Mann fort, »blieb mir keine Zeit, bei dir mein Geld zu holen; jetzt bin ich fertig mit allem, was meine Frau mir hinterlassen. Nun aber, bei Gott! du Christ, widersetze dich nicht dem, was ich tun will: da ich doch einmal in dein Haus gekommen und deine Speisen gegessen, so nimm das Geld für den Sesam als ein Geschenk von mir an; es gehört zu dem vielen, das mir Gott beschert hat. Nun weißt du, warum ich mit der linken Hand gegessen.« Dann sagte er: »O Christ! willst du wohl eine Reise nach fremden Ländern mit mir machen? Schon habe ich Waren eingepackt.« Ich willigte ein und versprach ihm, in einem Monat mitzureisen. Auch ich kaufte dann Waren ein und reiste in euer Land mit dem jungen Manne, der hier wieder andere Waren einkaufte und damit nach Ägypten ging; bei mir aber wollte das Schicksal, daß ich hier blieb. Dies ist meine wunderbare Geschichte, ist sie, o König, nicht wunderbarer, als die des Buckligen?« – »Nein«, sagte der König, »sie ist nicht wunderbarer, als die des Buckligen.« Nun trat der Küchenaufseher hervor und sagte dem König von China: »O glückseliger König! wenn ich dir eine Geschichte erzähle, die mir gestern Abend begegnete, ehe ich diesen Buckligen gefunden, und sie dir besser gefällt, als die des Buckligen, wirst du uns dann freilassen und uns das Leben schenken?« – »Wohl«, antwortete der König, »wenn ich sie wunderbarer als die Geschichte des Buckligen finde, so schenke ich euch allen vieren das Leben.«

Der Aufseher erzählte nun.

Geschichte des Küchen-Aufsehers.

»O König der Zeit! Ich war gestern Nacht bei Leuten, die ein Buch ausgelesen und daher die Theologen und viele andere Leute aus der Stadt bei sich versammelt hatten. Nachdem man mit dem Lesen geendet hatte, war der Tisch gedeckt und mehrere Speisen aufgetragen, unter anderen auch Sirbadj.Erklärt Meninski durch species cibi jusculenti; es ist gewiß nicht Knoblauch, welcher Tum heißt. Ich ließ deshalb das arabische Wort stehen. Als einer der Gäste diese Speise sah, zog er sich zurück und wollte nichts davon essen; wir beschworen ihn, doch mitzuessen, er schwor aber, er werde nicht essen; wir drangen in ihn, er aber sagte: »Zwingt mich nicht, es hat mich schon genug gekostet, Sirbadj gegessen zu haben.«

Wir sagten ihm: »Erzähle uns doch, warum du kein Sirbadj essen willst?« Der Hauswirt aber sagte ihm: »Ich schwöre bei diesem und jenem, du mußt Sirbadj essen.« Er erwiderte dann: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott dem Erhabenen; wenn es sein muß, so will ich meine Hand vierzigmal mit Wasser, vierzigmal mit Seife und vierzigmal mit Salzen, im ganzen hundertundzwanzigmal waschen.«

Der Hauswirt, erzählte der Aufseher dem König von China weiter, befahl seinen Jungen, Wasser zu bringen und was er sonst verlangte, um seine Hände zu waschen; er wusch sich nach oben erwähnter Weise, kam dann ganz unwillig zu uns, setzte sich, streckte seine Hand furchtsam aus, tunkte einen Bissen in den Sirbadj ein und aß wider Willen, er zitterte dabei mit der Hand und am ganzen Leibe; wir erstaunten sehr über hin. Auch sahen wir, daß der Daumen seiner Hand abgeschnitten war, so daß er sehr mühselig mit vier Fingern essen mußte und ihm die Speisen zwischen den Fingern herunterfielen. Wir fragten ihn, ob ihn Gott so ohne Daumen geschaffen, oder ob er durch irgend einen Unfall ihn verloren? »Bei Gott!« sagte er, »nicht der Daumen dieser Hand allein fehlt mir, sondern auch an der anderen Hand und an beiden Füßen habe ich weder Daumen noch große Zehen; ihr könnt es gleich sehen.« Er zeigte uns dann seine andere Hand und beide Füße, und sie waren, wie er gesagt, ohne Daumen und große Zehen. Wir fragten ihn dann, wie das gekommen und warum er seine Hände hundertundzwanzigmal gewaschen? Er sprach hierauf: Wisset, daß mein Vater einer der größten Kaufleute in Bagdad war zu den Zeiten des Kalifen Harun Arraschid, er trank aber so gern Wein und hörte so gern Musik, daß er mir nichts bei seinem Tode hinterließ; ich veranstaltete eine Trauermahlzeit, ließ für ihn den Koran und andere heilige Bücher lesen und trauerte lange um ihn. Nach einiger Zeit öffnete ich den Laden, in dem ich noch wenige Waren fand, auf welchen sogar Schulden lasteten. Ich bat die Gläubiger, Geduld zu haben; ich kaufte und verkaufte von einer Woche zur andern, und bezahlte nach und nach alle Schulden, zuletzt nahm auch mein eigenes Vermögen täglich zu. Als ich einst des Morgens früh zu Hause saß, kam ein hübsches Mädchen, wie ich nie ein ähnliches gesehen, sie war mit vielem Schmuck beladen und ritt auf einem Maultier; vor ihr her ging ein Sklave und hinter ihr ein anderer; am Tore des Marktes hielt sie und stieg ab. Als sie eben in den Bazar gehen wollte, kam ein ehrwürdiger Diener hinter ihr her und sprach: »Geh voran, doch gib dich niemanden zu erkennen, sonst sammelst du feurige Kohlen auf mein Haupt.« Er umhüllte sie dann sorgfältig und sie sah sich um, fand aber noch alle Läden, außer dem meinigen, geschlossen; sie trat daher mit dem Diener in meinen Laden, setzte sich und grüßte mich.

Als sie ihr Gesicht enthüllte, fuhr der Jüngling fort, warf ich einen Blick auf sie, der für mich böse Folgen hatte. Sie fragte mich: »Hast du Zeug zu Kleidern?« Ich antwortete: »Dein Sklave ist arm, warte bis andere Kaufleute ihren Laden öffnen, ich will dir dann holen, was du nur wünschest.« Wir unterhielten uns hierauf eine Weile, und ich vertiefte mich immer mehr in ihrem Anblick. Als die Kaufleute öffneten, ging ich und holte ihr, was sie verlangte; es betrug 5000 Drachmen. Ich überreichte es ihr, der Diener nahm alles und ging nun mit der Frau zu den Sklaven hinaus, die ihr das Maultier vorführten, und sie ritt fort, ohne mir zu sagen, woher sie sei. Sie war so schön, daß ich mich schämte, ihr etwas darüber zu sagen, obschon ich bei den Kaufleuten für den Wert verantwortlich war, und mir daher eine Schuld von 5000 Drachmen aufgeladen hatte. Ich ging nach Hause und war so liebestrunken, daß ich eine ganze Woche lang weder essen, noch trinken, noch schlafen konnte.

Nach einer Woche, erzählte der Kaufmann weiter, forderten die Kaufleute das Geld für ihre Waren von mir; ich hieß sie Geduld haben. Während der folgenden Woche kam das Mädchen plötzlich wieder auf einem Maultier reitend, wie früher von einem Diener und zwei Sklaven begleitet; sie grüßte mich, setzte sich in den Laden und sagte: »Wir haben mit dem Gelde für die Waren etwas gesäumt; bringe den Geldwechsler und nimm dein Geld.« Ich holte einen Geldwechsler und der Verschnittene gab ihm das Geld; er nahm es und ich unterhielt mich mit ihr, bis der Bazar geöffnet wurde, dann bezahlte ich jedem, was ihm gebührte. Hierauf sagte sie mir: »Mein Herr! kaufe mir dieses und jenes.« Ich ging wieder zu den Kaufleuten und holte, was sie begehrte. Sie ging dann wieder fort, ohne etwas von dem Preise zu sprechen! Ich bereute es nachher, denn sie hatte für 1000 Dinare Waren genommen und ich dachte: Wie geht‘s mit dieser Bekanntschaft, sie gibt mir 5000 Drachmen und nimmt gleich wieder für 1000 Dinare Waren; die Kaufleute kennen nur mich; es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen; gewiß ist diese Frau eine listige Betrügerin, die mich betrügen will, und ich habe nicht einmal nach ihrer Wohnung mich erkundigt. Sie blieb hierauf länger als einen Monat aus; die Kaufleute forderten ihr Geld von mir, und da ich keine Hoffnung mehr hatte, das Mädchen wiederzusehen, wollte ich meine Güter versteigern lassen. Als ich in der größten Verzweiflung war, kam sie wieder ganz unerwartet, stieg bei mir ab und sprach: »Bringe eine Waage und nimm dein Geld!« Als ich das Geld genommen, unterhielt ich mich wieder mit ihr und sie hatte an meinen Reden Wohlgefallen; ich hätte, als ich dies bemerkte, vor Freuden fliegen mögen. Sie fragte mich dann: »Bist du verheiratet?« Ich sagte: »Ich bin es nicht und war es nie«, und fing an zu weinen. Sie fragte: »Warum weinst du?« Ich sagte: »Es hat nichts zu bedeuten«, nahm einige Goldstücke und gab sie ihrem Bedienten, indem ich ihn bat, den Vermittler zwischen mir und seiner Gebieterin zu machen. Der Diener lachte und sagte: »Bei Gott! sie liebt dich noch mehr, als du sie liebst; auch braucht sie die Waren gar nicht, die sie bei dir geholt, und nur aus Liebe zu dir hat sie dies getan; rede sie nur selbst an von allem, was du willst.« Da sie gesehen hatte, daß ich dem Diener Geld gegeben, sagte ich ihr: »Erlaubst du deinem Sklaven, daß er dir mitteile, was er im Herzen trägt?« Dann fügte ich hinzu, was ich für sie fühlte, und sie erwiderte meine Worte, indem sie sagte: »Ich werde dir meinen Diener schicken, tue, was er dir sagt.« Sie ging hierauf fort, ich bezahlte den Kaufleuten ihr Geld und konnte die ganze Nacht nicht schlafen.

Nach wenigen Tagen kam endlich der Diener zu mir, ich erzeigte ihm viele Ehre und fragte ihn nach seiner Herrin. »Sie ist krank aus Liebe zu dir«, antwortete er mir. Ich fragte ihn, wer sie sei? Er antwortete: »Es ist ein Mädchen, das die Herrscherin Zubeida, Gemahlin des Kalifen, erzogen; sie ist ihr Liebling, sie geht für sie aus und besorgt ihr alle Geschäfte; und bei Gott! sie hat schon Zubeida das Abenteuer mit dir erzählt und um Erlaubnis gebeten, dich zu heiraten. Zubeida hat ihr geantwortet: sie wolle dich selbst sehen; wenn du ihr gefällst und sie dir, so werde sie dich mit ihr verheiraten. Ich werde dich in das Schloß bringen; kommst du glücklich hinein, so wirst du deine Geliebte heiraten, wirst du aber entdeckt, so verlierst du den Hals. Was sagst du dazu?« Ich antwortete: ich wolle es auf diese Weise wagen. Der Diener sagte mir dann: »Geh heute Nacht in die Moschee, die Zubeida am Ufer des Tigris hat bauen lassen!« Ich sagte: Gut! und ging abends in die Moschee, wie er mir gesagt; ich betete das Nachtgebet und blieb daselbst. Als der Morgen kaum anbrach, kamen Diener in einem Nachen, die leere Kisten bei sich hatten, sie ließen diese in der Moschee und gingen fort. Einer von ihnen blieb aber zurück; als ich ihn näher betrachtete, war es der bekannte Diener. Eine Weile nachher kam auch meine Freundin, das Mädchen, zu uns herein; ich stand vor ihr auf, dann setzten wir uns zusammen und plauderten; sie weinte, hieß mich in eine dieser Kisten sitzen und schloß sie zu. Die Diener kamen dann mit vielen Gegenständen, die sie in die anderen Kisten einpackten; als alles vollendet war, schlossen sie die Deckel, trugen die Kisten wieder in den Nachen und fuhren mit uns nach dem Hause Zubeidas. Ich bereute meine Tat und dachte: Bei Gott! ich bin verloren. Ich fing hierauf an zu weinen, Gott anzurufen und um Rettung zu flehen. Die Diener fuhren immer fort, bis sie mit den Kisten vor der Pforte des Kalifen vorübergingen, sie trugen meine Kiste mit den übrigen; schon waren sie vor den Dienern, denen der Harem anvertraut war, als sie endlich zu einem kamen, der aussah, als wäre er das Oberhaupt der übrigen; er erwachte vom Schlaf und schrie den Leuten zu: »Geht nicht weiter, diese Kisten müssen geöffnet werden.« Nun war die Kiste, in der ich mich befand, gerade die erste; als man mich zu ihm hintrug, verlor ich die Besinnung; aber das Mädchen trat hervor und sprach: »O Wächter! du verdirbst mich, die Kaufleute und Zubeidas Waren: denn in dieser Kiste sind gefärbte Kleider und eine Flasche Semsemwasser, wenn sie umstürzt und über die Kleider, die in der Kiste sind, ausläuft, so verwischt ihre Farbe.« Er antwortete: »Nun so nimm die Kiste und gehe.« Man trug mich schnell fort und die übrigen Kisten kamen nach. Da hörte ich auf einmal rufen: »Wehe, wehe! der Kalif!« Als ich dies hörte, starb ich fast in meiner Haut. Ich hörte dann, wie der Kalif fragte: »Was ist in diesen Kisten?« »Kleider für meine Gebieterin Zubeida«, antwortete das Mädchen. Da sagte der Kalif: »Öffne sie einmal, daß ich sie sehe.« Als ich dies hörte, war ich schon vollkommen gestorben. Ich hörte dann wieder, wie das Mädchen antwortete: »O Fürst der Gläubigen! in diesen Kisten sind Kleider und andere Sachen für die Herrscherin Zubeida, sie hat nicht gern, daß sie jemand sehe.« Der Kalif aber befahl: »Die Kisten müssen nun einmal geöffnet werden, ich will sehen, was darin ist; bringt sie nur näher!« Wie er diese Worte sagte; vergingen mir die Sinne. Man brachte dann eine Kiste nach der anderen vor den Kalifen; er sah die Stoffe, die darin waren, es wurde eine nach der anderen geöffnet. Nun blieb nur noch meine Kiste, man trug sie endlich auch vor ihn hin; ich nahm vom Leben Abschied, denn ich zweifelte nicht mehr, daß man mir den Hals abschlagen werde. Der Kalif sagte: »Öffnet, damit ich auch noch sehe, was in dieser Kiste ist!« Die Diener eilten schon auf die Kiste zu.

Da kam das Mädchen herbei und rief: »Du kannst in Gegenwart Zubeidas sehen, was in dieser Kiste ist, denn sie enthält etwas besonderes; nicht gewöhnliche Waren, wie die übrigen.« Als der Kalif dies hörte, sprach er zu den Dienern: »Tragt denn diese Kiste hinein!« Die Diener taten es, und ich glaubte schon an keine Rettung mehr. Als aber meine Kiste im Zimmer des Mädchens, meiner Freundin, war, da eilte sie schnell herbei, öffnete den Deckel und sagte: »Eile schnell die Treppe hinauf!« Ich erhob mich, ging hinauf und hatte kaum den Fuß aus der Kiste, da schloß das Mädchen sie wieder zu. Nun kamen auch die Diener mit den übrigen Kisten und der Kalif. Er setzte sich auf die Kiste, in der ich gewesen war; es wurden auch alle übrigen Kisten noch einmal geöffnet, er stand dann auf und ging in seinen Harem. Ich erholte mich indessen wieder; das Mädchen kam auch bald zu mir herauf und sprach: »Nun, mein Herr! hast du nichts mehr zu befürchten, atme nur frei und bleibe hier, bis Zubeida dich sieht, vielleicht machst du dein Glück bei uns.« Ich ging dann hinunter und setzte mich in einen kleinen Saal; da kamen zehn Sklavinnen, schön wie der Mond und stellten sich in die Reihe; dann kamen 20 jüngere Jungfrauen und in ihrer Mitte ging Zubeida, die vor vielem Schmucke kaum zu gehen vermochte; man brachte ihr einen Stuhl, sie setzte sich darauf, die Sklavinnen fingen an zu singen. Ich näherte mich dann Zubeida und küßte die Erde vor ihr, sie unterhielt sich mit mir und fragte mich nach meiner Familie; ich antwortete ihr auf alles, was sie mich fragte, sie freute sich darüber und sagte: Bei Gott! er ist unseres Zöglings nicht unwürdig; nun sei das Mädchen, das wir wie ein eigenes Kind betrachten, als ein göttliches Unterpfand bei dir!« Hierauf befahl sie mir sogleich, zehn Tage bei ihr zuzubringen.

 

Nachdem ich zehn Tage und Nächte bei ihnen zugebracht, ohne das Mädchen zu sehen, bat Zubeida den Kalifen um Erlaubnis, das Mädchen zu verheiraten; er erlaubte es und bestimmte ihr 10.000 Dinare. Zubeida ließ dann die Schreiber holen; man schrieb unseren Ehe-Kontrakt, feierte die Verlobung und bereitete eine herrliche Mahlzeit und allerlei Süßigkeiten zu; dies dauerte wieder zehn Tage lang. Nach den 20 Tagen ging das Mädchen ins Bad, mir brachte man in jeder Nacht unter anderen Speisen auch eine Schüssel voll Sirbadj, mit geschälten Pistazien, Julep und Zucker vermischt; ich machte mich ohne Säumen darüber her, aß, bis ich genug hatte, und trocknete meine Hand ab. Nun ließ mich aber der erhabene Gott vergessen, sie zu waschen. Ich blieb sitzen, bis es dunkel ward; da zündete man die Wachskerzen an, es kamen die Sängerinnen vom Schlosse mit ihren Tamburinen, sie sangen und schlugen das Tamburin; indessen schmückte man die Braut und bedeckte sie mit Seidenstoffen und Gold. Als sie den Umgang um das Schloß gemacht und in den kleinen Saal kam, wo ich mich befand, entkleidete man sie und ließ sie allein bei mir; kaum aber wollte ich sie jetzt umarmen, da roch sie an meiner Hand Sirbadj und schrie so laut, daß die Sklavinnen von allen Seiten herbeigelaufen kamen und sie umringten. Ich erschrak, fing an zu beben und zu zittern: denn ich wußte nicht, warum sie so schrie. Die Sklavinnen fragten sie: »Was hast du, o Schwester?« Sie antwortete: »Führt mir diesen Besessenen hinaus!« Ich stand ganz erschrocken auf; denn ich erriet nicht die Ursache ihres Zornes; ich fragte daher: »O Gebieterin! was habe ich denn Verrücktes begangen?« Sie antwortete: »Warum hast du Sirbadj gegessen, ohne deine Hand zu waschen? Bei Gott! ich werde dich dafür bestrafen, daß du dich einer Dame meines Standes näherst, während deine Hand nach Sirbadj riecht!« Sie rief hierauf ihren Sklavinnen zu: »Werft ihn auf den Boden!« Als diese es getan, nahm sie eine geflochtene Peitsche und fiel über meinen Rücken mit tüchtigen Schlägen her, bis ihr Arm ermüdete. Dann sagte sie den Sklavinnen: »Laßt ihn aufstehen und schickt ihn zum Polizeiobersten, daß er ihm die Hand abhaue, mit der er Sirbadj gegessen, ohne sie nachher zu waschen.« Als ich so hart geschlagen wurde und dabei noch diese Worte hörte, dachte ich: Bei Gott dem Erhabenen nur gibt es Schutz und Macht! Was für ein großes Unglück hat mich getroffen: schmerzliche Schläge erdulden und dann noch die Hand verlieren, weil ich Sirbadj gegessen und vergaß, meine Hand zu waschen! Gott verdamme den Sirbadj und die Stunde, in der ich ihn gegessen!

Nun kamen die Sklavinnen und sagten der jungen Frau: »Dieser Mann kannte deinen Rang nicht; verzeih ihm unsertwillen, wir bitten für ihn.« Aber sie antwortete: »Es ist umsonst, ich muß ihn an seinen Extremitäten bestrafen, damit er ein anderes Mal nicht mehr Sirbadj esse, ohne sich die Hände zu waschen.« Die Sklavinnen drangen dann sehr in sie, und küßten ihre Hände und sprachen: »Bei Gott! du darfst ihm eine solche Vergessenheit nicht übel nehmen.« Sie aber schimpfte und schmähte mich und entfernte sich mit den Sklavinnen. Ich bekam sie zehn Tage lang nicht zu sehen. Man brachte mir indessen jeden Tag gute Speisen und Wein, und sagte mir, daß meine Frau krank sei, weil ich Sirbadj gegessen und meine Hand nicht gewaschen. Ich war höchst erstaunt darüber und dachte: Was sind das für verwünschte Sitten! Vor Zorn zersprang mir fast die Galle. Ich dachte stets: Es gibt nur beim erhabenen Gott Schutz und Macht. Als man nach zehn Tagen mir das Essen brachte, sagte man mir, daß die Dame ins Bad gehen und morgen bei mir sein würde, und daß ich mich auf ihren Zorn gefaßt machen solle. Als sie wirklich zu mir kam, ging sie auf mich los und sprach: »Gott schwärze dein Angesicht, ich hatte keinen Augenblick Geduld, doch ehe ich mich mit dir versöhne, will ich dich bestrafen, weil du Sirbadj gegessen und deine Hände nicht gewaschen.« Sie rief ihre Sklavinnen, diese umringten und banden mich; sie stand dann auf, nahm ein scharfes Rasiermesser, kam auf mich zu und schnitt mir die Daumen und die großen Zehen ab, wie ihr hier seht, ihr Leute. Ich fiel in Ohnmacht; sie streute dann verschiedene Pulver und strich Pflaster auf die Wunden, um das Blut zu stillen. Als dies erfolgt war und meine Augen sich wieder öffneten, gaben mir die Sklavinnen Wein zu trinken, und ich sagte: »Nun nehme ich dich zum Zeugen, daß ich nie mehr Sirbadj essen will, ohne nachher meine Hand hundertundzwanzigmal zu waschen.« Die Dame sprach: »Du tust ganz wohl daran.« Sie nahm mir hierauf dies Versprechen mit einem Eid ab. Darum bin ich vorhin so blaß geworden, als ihr mir eine Speise mit Sirbadj vorgestellt, weil ich dachte: Das war die Ursache, daß man mir meine Daumen und großen Zehen abgeschnitten; und als ihr mich gezwungen habt, davon zu essen, habe ich getan, was ich tun mußte, um meinen Eid nicht zu brechen.«

Die Gesellschaft fragte ihn dann: »Wie ist es dir nachher mit ihr gegangen?« und er antwortete: »Als ich wieder wohl und meine Wunde ganz zugeheilt war, kam sie zu mir, ich schlief bei ihr und blieb noch den ganzen Monat bei ihr im Palaste; da ward mir ganz eng zumute. Sie sagte mir dann: »Im Palaste des Kalifen ist doch nicht Raum für uns, die Frau Zubeida hat mir 50.000 Dinare gegeben; nimm sie und kaufe uns ein schönes Haus.« Sie gab mir sogleich 10.000 Dinare, ich kaufte ein schöngebautes Haus, das sie mit mir bewohnte und wir lebten mehrere Jahre so glücklich wie ein Kalif miteinander, bis sie starb. Nun wißt ihr, warum meine Daumen abgeschnitten sind.« Wir aßen nun miteinander, fuhr der Aufseher fort. Jeder ging nach Hause und es begegnete mir die Geschichte mit dem Buckligen. Dies ist die Erzählung dessen, was ich gestern gesehen.« Der König von China antwortete hierauf: »Bei Gott! auch diese Geschichte ist nicht wunderbarer, als die des Buckligen.« Nun stand der jüdische Arzt auf, küßte die Erde und sagte: »Ich will eine Geschichte erzählen, wunderbarer als diese.« – »Erzähle!« sagte der König von China.