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Tausend Und Eine Nacht

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So brachte Hasan diese Nacht zu; bald sagte er, ich habe geträumt, dann wieder, ich habe gewacht; er betrachtete eine Weile das Zimmer, die ganze Einrichtung und die Braut und sagte: »Bei Gott! ich habe nicht einmal eine ganze Nacht hier geschlafen.« So war er in Verwirrung bis zum Morgen, da kam sein Oheim und wünschte ihm einen guten Tag. Als Hasan ihn betrachtete und ihn für den Vezier von gestern erkannte, schrie er erschrocken: »O weh! o weh! hast du nicht befohlen, daß man mich schlage, mißhandle, fessle und annagle, weil meine Granatäpfel nicht genug gepfeffert waren?« Der Vezier antwortete ihm: »Nun ist alles klar und die ganze Wahrheit bekannt; du bist mein echter Neffe, und alles, was ich getan, war nur, um die Wahrheit zu ergründen, du hast meine Tochter in jener Nacht umarmt, du kennst deinen Turban und deine Beinkleider, den Brief, den dein Vater, mein Bruder, geschrieben, und den du in dem Käppchen aufbewahrt, es ist kein Zweifel, mehr, daß du es bist, denn ein anderer hätte von all dem nichts gewußt.« Er sprach dann folgenden Vers:

»Das Schicksal bleibt sich nicht immer gleich, es geht nicht anders: bald kommt Trauer bald Freude.«

Er führte dann auch seine Mutter zu ihm; als sie ihn sah, fiel sie über ihn her, weinte und sprach folgende Verse:

»Bei unserem Wiedersehen klagten wir einander, was wir gelitten. Nicht durch die Zunge eines Boten lassen sich Klagen gut mitteilen. Die Trauer einer gemieteten Klagefrau gleicht nicht der eines wirklich betrübten Herzens, und nicht mein Bote mir selbst.«

Sie erzählte ihm dann, was sie ausgestanden, seitdem er von ihr sich entfernt, er verkündete ihr, was er gelitten; sie lobten Gott über ihre Wiedervereinigung. Den folgenden Tag berichtete der Vezier alles dem Sultan; er wunderte sich so sehr über diese Geschichte, daß er sie aufschreiben und aufbewahren ließ. Der Vezier mit seiner Tochter und seinem Neffen lebte noch lange Jahre in den besten und angenehmsten Verhältnissen, sie aßen und tranken und belustigten sich, bis sie den Todeskelch leeren mußten. Dies, Beherrscher der Gläubigen! ist die Geschichte des Veziers aus Kahirah und des Veziers aus Baßrah. – Der Kalif sagte: »O Djafar, diese Geschichte ist höchst wunderbar.« Auch ließ er sie sogleich aufschreiben und aufbewahren und schenkte dem Sklaven die Freiheit und dem jungen Manne eine seiner schönsten Sklavinnen, und gab ihm so viel, als er zu leben brauchte; er blieb in der Umgebung des Kalifen, bis der Tod sie trennte.

Geschichte des Buckligen

Es lebte einst in den Städten Baßrah und KaschgarWahrscheinlich lebte er zuerst in Baßrah und zog später nach Kaschgar, in anderen Ausgaben liest man entweder nur »Baßrah« oder nur »in einer chinesischen Stadt.« ein Schneider, der eine schöne und ganz für ihn passende Frau hatte. Eines Tages, als er in seinem Laden saß, kam ein buckliger Mann, setzte sich neben seinen Laden, fing an zu singen und dabei auf eine Trommel, die er bei sich hatte, zu schlagen. Der Schneider dachte: Wie wäre es, wenn ich diesen Buckligen mit mir nähme, um mich und meine Leute diese Nacht mit ihm zu belustigen? Er ging dann sogleich auf den Buckligen zu und sagte ihm: »Willst du wohl mit mir nach Hause gehen und diese Nacht mein Gast sein?« – »Recht gern«, erwiderte der Bucklige, »es verwirklichen sich dadurch meine schönsten Träume.« Der Schneider nahm ihn mit nach Hause und gab ihm etwas Fische zu essen, die er gerade im Hause hatte. »Während des Essens nahm ich«, so erzählt der Schneider, »ein Stück Fisch und stopfte es dem Buckligen in den Schlund; es blieb ihm aber im Halse stecken und er starb daran augenblicklich. Da ich mich sehr fürchtete, ging ich mit meiner Frau zu einem jüdischen Arzte, der in unsrer Nähe wohnte; ich klopfte an seine Türe, es kam eine Sklavin herunter und machte uns auf; ich sagte ihr: »Geh, sage deinem Herrn, es sei hier ein Mann mit seiner Frau und einem kranken Menschen, den er untersuchen möge.« Ich gab der Sklavin für ihren Herrn auch sogleich einen halben Dinar. Während nun die Sklavin sich entfernte, trug ich den Buckligen die Treppe hinauf, ließ ihn an der Treppe liegen und machte mich mit meiner Frau aus dem Staube. Die Sklavin war indessen zu ihrem Herrn gegangen und hatte ihm gesagt, »Mein Herr, man hat unten einen kranken Mann vor das Haus gebracht, und hier schickt man dir einen halben Dinar, damit du nach ihm sehen und ihm verschreiben mögest, was ihm gut ist.« Als der Jude sah, daß man ihm einen halben Dinar gab, bloß um die Treppe hinabzusteigen, freute er sich so sehr, daß er schnell im Dunkeln aufstand; er gebot der Sklavin, ein Licht anzuzünden, ging einstweilen ohne Licht schnell hinunter, aber bei seinem ersten Tritt stolperte er an den Buckligen hin, so daß er die ganze Treppe hinunterrollte. Der Jude rief erschrocken der Sklavin, sie solle doch geschwind ein Licht bringen. Als die Sklavin Licht brachte und der Jude den Buckligen unten an der Treppe tot fand, schrie er: »O Esra! o Moses! o Aron! o Josua, Sohn Nuns! ich bin an diesen kranken Menschen gerannt, so daß er die ganze Treppe hinuntergefallen und getötet ist: Wie kann ich nun den Erschlagenen aus meinem Hause bringen? O Esel Esra‘s!D. h. könnte er doch wie Esras Esel wieder zum Leben zurückkehren! Vergleiche darüber Koran II. 261.« Er brachte dann den Toten hinauf ins Zimmer und erzählte die ganze Geschichte seiner Frau; diese sagte ihm: »Was zauderst du so lange? es ist bald Tag, und ist dann der Tote noch bei uns, so ist‘s um uns geschehen? du bist ein unbeholfener Mensch und weißt dir nicht zu raten.« Sie sprach dann folgende Verse:

»Du hast eine gute Meinung von der Zeit, wenn du einen schönen Tag siehest, und fürchtest sogleich kein Unglück mehr vom Schicksale. Du läßt dich durch einige ruhige Tage leicht täuschen, doch trifft das Unglück auf einmal in den heitersten Nächten ein.«

Dann sagte die Frau zu ihrem Manne: »Besinne dich nicht lange; komm, wir wollen sogleich den Toten auf das Dach tragen und ihn in das Haus unseres Nachbarn, des ledigen Muselmanns, werfen.« Der Nachbar des Juden war Aufseher über die Küche des Sultans; er brachte oft viele Fettigkeiten nach Hause, weshalb er sehr von Katzen und Mäusen geplagt wurde, die fressen kamen, was er nach Hause gebracht und manches fortschleppten. Der Jude und seine Frau trugen also den Buckligen aufs Dach, gingen langsam damit bis ans Zimmer des Aufsehers und ließen ihn ganz gerade hinunter, bis er mit den Füßen auf den Boden kam; sie lehnten ihn dann an die Wand und gingen davon. Aber kaum waren sie wieder in ihrem Hause zurück, als der Aufseher von einer Mahlzeit,Eigentlich eine Schlußmahlzeit, d. h. ein Essen, das bei Gelegenheit der Vollendung des Korans oder auch irgend eines anderen heiligen Buchs gegeben wird. der er mit einigen Freunden beigewohnt, zurückkehrte; es war Mitternacht und er hatte eine brennende Kerze in der Hand. Als er in sein Zimmer kam und einen Menschen in der Ecke an der Mauer unter dem Luftloche stehen sah, sagte er: »Bei Gott« das ist gut; nun sehe ich, daß ein Mensch und nicht Katzen und Mäuse mir mein Schmalz, mein Fleisch und mein Schwanzfett stehlen, nun habe ich ungerechterweise Katzen und Hunde gemordet, während du durch das Luftloch und das Dach herunter zu mir ins Zimmer kommst, um mich zu bestehlen. Aber bei Gott! ich will mit meiner eigenen Hand mich an dir rächen.« Er nahm dann einen Hammer, sprang auf den Buckligen zu, schlug ihn auf die Brust, so daß er umfiel, und dann schlug er ihn noch auf den Rücken. Als er ihm aber hierauf ins Gesicht sah und ihn tot fand, da schrie er laut und sagte: »Wehe mir! ich habe ihn erschlagen, nur beim erhabenen Gott gibt es nun Schutz und Kraft.« Er ward ganz blaß vor Furcht und sagte: »Gott verdamme das Fett und das Schwanzstück! Ich vertraue nur noch auf Gott und überlasse mich seiner Bestimmung.«

Als der Aufseher dann auch bemerkte, daß der Erschlagene ein Buckliger war, sagte er: »O was fange ich an? O Beschützer, hilf mir!« Er nahm dann den Buckligen auf die Schultern und ging aus seinem Hause fort – es war gegen Ende der Nacht – als er an den Anfang des Bazars mit ihm kam, stellte er ihn an die Seite eines Ladens hin, welcher in einer dunklen Straße war, und ging davon. Nach einigen Augenblicken kam ein großer christlicher Schreiber,Muallem heißt zwar gewöhnlich Lehrer, wird aber in Ägypten auf koptische Schreiber angewendet. er war ein verständiger Mann und der erste Makler des Sultans; er hatte sich zu Hause betrunken und wollte nun ins Bad gehen, weil er im Rausch doch wußte, daß die Zeit des Morgengebets nahe sei; so ging er denn, hin und her schwankend, bis zum Buckligen hin, wo er stehen blieb, um ein Bedürfnis zu verrichten. Als er nun einen Blick auf den Mann warf, glaubte er, es sei ein Dieb, der ihm seinen Turban stehlen wolle, wie es schon einer beim Heranbrechen der Nacht getan hatte. Er schlug daher mit der Faust den Buckligen auf den Rücken, warf ihn zu Boden, rief die Wache zu Hilfe und schlug indessen immer auf den Buckligen los und würgte ihn. Als die Wache mit einer Laterne kam und einen Christen sah, der auf einem Muselmann kniete und ihn schlug, fragte sie: »Was hat er getan?« Der Christ antwortete: »Er hat meinen Turban rauben wollen.« Die Wache sagte: »Steh von ihm auf.« Als er aufstand und die Wache sich dem Buckligen näherte und ihn tot fand, sagte sie:»Bei Gott! das ist schön; ein Christ bringt einen Muselmann um.« Sie ergriff sogleich den Christen, den Makler, legte ihn in Fesseln und brachte ihn noch in der Nacht in das Haus des Verwalters der Polizei. Der Christ war sehr erschreckt, doch konnte er nicht begreifen, wie er durch einige Schläge diesen Mann so schnell umgebracht habe; sein Rausch verließ ihn und er fing an, ernstlich über die Sache nachzudenken. Er blieb dann mit dem Buckligen bis morgens im Hause des Beamten. Kaum war dieser erwacht, so ging er ins Schloß und sagte dem König von China, daß sein Schreiber, der Christ, einen Muselmann umgebracht; der König befahl, man solle ihn hängen. Der Beamte verließ das Schloß und befahl dem Scharfrichter, dies bekannt zu machen und dann für den Christen einen Galgen zu errichten, um ihn daran zu hängen. Der Scharfrichter warf dem Christen einen Strick um den Hals und wollte ihn schon in die Höhe heben, da trennte der Küchenaufseher auf einmal die Volksmasse und sagte zu dem Scharfrichter: »Tu dies nicht! dieser hat ihn nicht umgebracht, sondern ich habe ihn erschlagen!« Und er erzählte hierauf seine ganze Geschichte, wie er ihn mit dem Hammer geschlagen und ihn dann weggetragen und an den Bazar hingestellt. »Es ist genug, daß ich einen Muselmann ums Leben gebracht, es soll nicht auch ein Christ für meine Schuld an dem Galgen sterben.«

 

Als der Beamte die Rede des Aufsehers hörte, sagte er zu dem Henker: »Laß den Christen los und hänge diesen nach seinem eigenen Geständnis.« Der Henker nahm den Aufseher, stellte ihn unter den Galgen, warf ihm den Strick um den Hals und wollte ihn aufhängen, da kam der jüdische Arzt, drängte sich durch die Menschenmasse, und sagte: »Hängt ihn nicht, er hat niemanden getötet, sondern ich habe diesen Buckligen ums Leben gebracht. Nachdem nämlich diese Nacht schon alle Bazare geschlossen waren und ich zu Hause saß, kam ein Mann mit seiner Frau und klopften an die Türe; meine Sklavin ging hinunter und öffnete ihnen; die Leute hatten diesen kranken Mann gebracht und der Sklavin einen halben Dinar gegeben. Die Sklavin kam wieder herauf und sagte mir dies. Während sie nun zu mir heraufgegangen war, hatten aber die Leute, ohne mich zu erwarten, den Kranken oben an die Treppe hingelegt; als ich daher hinunter wollte, stolperte ich an ihn hin und rollte mit ihm die Treppe herab und er starb sogleich; folglich bin ich die Ursache seines Todes. Ich und meine Frau, wir nahmen ihn dann und trugen ihn aufs Dach; die Wohnung des Aufsehers stößt an die meinige, wir ließen also den Buckligen durch das Luftloch in sein Haus, und obschon er tot war, stand er doch aufrecht in einer Ecke gelehnt; daher glaubte der Aufseher, als er nach Hause kam, es sei ein Dieb, und schlug ihn mit einem Hammer, so daß er auf den Boden fiel: und darum behauptet er auch, er habe ihn erschlagen, während doch ich ihn getötet habe. Es ist genug, daß ich unschuldigerweise einen Muselmann umgebracht, es soll aber nicht mit meinem Wissen noch ein anderer für meine Schuld sterben: hängt ihn also nicht, denn ich bin der Mörder dieses Buckligen.«

Als der Beamte die Worte des Juden hörte, sagte er zu dem Henker: »Laß den Aufseher los und hänge den Juden!« Der Henker warf das Seil um den Hals des Juden; da drang der Schneider durch die Leute und sprach zu dem Henker: »Tue dies nicht, denn nicht der Jude, sondern ich habe den Buckligen getötet.« Er wandte sich dann zu dem Polizeiobersten und sprach: »Kein anderer als ich hat diesen Buckligen umgebracht. Ich ging nämlich gestern spazieren,Der Widerspruch mit dem Anfang der Erzählung lastet nicht auf dem Übersetzer. und als ich zum Nachtessen nach Hause wollte, traf ich diesen Buckligen betrunken, mit einer Trommel in der Hand und laut singend; ich ging auf ihn zu, nahm ihn mit nach Hause und ging dann, gebackene Fische zu kaufen. Als ich sie nach Hause brachte, aßen wir; ich nahm davon ein Stück und stopfte es ihm in den Mund, es blieb ihm im Halse stecken und er starb davon. Da ich mich nun fürchtete, gingen ich und meine Frau mit ihm zum jüdischen Arzte; wir klopften an die Türe, die Sklavin kam herunter und öffnete uns. Ich sagte ihr: gehe zu deinem Herrn und sage ihm, daß ein Mann und eine Frau einen kranken Menschen hergebracht, den er ansehen soll; ich gab auch der Sklavin einen halben Dinar für ihren Herrn. Während sie nun hinaufging, trug ich den Buckligen die Treppe hinauf, lehnte ihn an und ging hierauf mit meiner Frau wieder fort. Der Jude stolperte über ihn beim Heruntergehen und glaubte, er habe ihn so umgebracht.« Der Schneider fragte den Juden: »Ist es nicht so wahr?« – »Es ist wahr«, antwortete der Jude. Der Schneider wandte sich dann zum Polizeiobersten und sagte zu ihm: »Laß den Juden frei und hänge mich, denn ich habe den Buckligen getötet.« Als der Beamte die Rede des Schneiders hörte, wunderte er sich über diese Begebenheiten und sprach: »Dies alles muß einen wunderbaren Grund haben und verdient wohl, daß man es mit goldener Tinte aufschreibe.« Er sagte dann zu dem Henker: »Laß den Juden los und hänge den Schneider.« Der Henker ließ den Juden los, stellte den Schneider unter den Galgen, warf ihm einen Strick um den Hals und sprach: »Ich bin nun bald müde vom auf— und zubinden.« Er wollte schon das Ende des Seils durch den Ring ziehen, um den Schneider zu hängen. Nun war aber der Bucklige der Spaßvogel und Hausfreund des Sultans von China, von dem er sich keinen Augenblick trennen konnte. Da aber der Bucklige in jener Nacht betrunken gewesen war, so hatte er nicht vor dem Sultan erscheinen können, und als dieser auch am folgenden Tagen den Buckligen vergebens bis Mittag erwartete, fragte er nach ihm bei dem Hausgesinde. Da erzählte einer, wie der Statthalter eben mit einem toten Buckligen und seinem Mörder beschäftigt sei, wie er diesen habe hängen wollen, aber immer andere gekommen seien, die behaupteten, sie haben ihn umgebracht, und jeder dann seine Geschichte dem Statthalter erzählt habe. Als der König von China dies hörte, sagte er zu einem seiner Türwächter: »Lauf geschwind zum Polizeiobersten und bringt ihn mir her nebst dem Erschlagenen und den Mördern.« Der Pförtner eilte und traf gerade den Henker, als er dem Schneider das Seil um den Hals geworfen hatte und ihn aufhängen wollte; er schrie: »Hänge ihn nicht!« wandte sich zum Beamten und teilte ihm des Königs Befehle mit. Jener machte sich sogleich auf und ging mit dem Buckligen, dem Schneider, dem Juden, dem Aufseher und dem Christen zum König, stellte sie ihm alle vor, küßte die Erde vor ihm und wiederholte die ganze Geschichte des Buckligen von Anfang bis zu Ende. Als der König von China dies hörte, war er sehr verwundert und erstaunt; er befahl, alles aufzuschreiben und sagte nun zu den Umstehenden: »Habt ihr je eine wunderbarere Geschichte, als diese, gehört?« Der Christ trat nun hervor, küßte die Erde und sprach: »O König der Zeit, wenn du es erlaubst, will ich dir eine Geschichte erzählen, die mir selbst widerfahren und worüber selbst Steine weinen müssen.« Der König von China sagte: »Erzähle«. – Der Christ begann:

Geschichte des Christen

Wisse, daß, ehe ich in dieses Land gekommen – denn meine Heimat ist weit von hier – ich bin mit Waren hierher gezogen und erst in den letzten Jahren habe ich mich durch die Fügung des Schicksals hier ansässig gemacht – lebte ich in Ägypten und gehörte zu den Kopten; mein Vater war ein großer Makler, und nach seinem Tode setzte ich sein Geschäft zwei Jahre lang fort. Nun hört, was mir wunderbares widerfahren. Ich saß in Kahirah auf dem Getreidemarkt, da kam ein schöner junger Mann, herrlich gekleidet, auf einem Esel reitend und grüßte mich; ich stand vor ihm auf, er zeigte mir ein Tuch voll Sesam und fragte mich, was das Malter davon wert sei?

Ich sagte ihm, fuhr der Christ in seiner Erzählung vor dem König von China fort: »Der Ardeb von diesem Sesam ist hundert Drachmen wert.« – »Nun«, sprach er, »geh, hole die Träger und die Messer, komme ans Siegestor in den Chan Aldjawali, du wirst mich dort finden. Er verließ mich dann und setzte seinen Weg fort. Ich machte mich auf die Beine, nahm die Probe und besuchte die Getreidehändler und die Magazine der anderen Kaufleute, die Sesam aufkauften. Man bot mir 110 Drachmen für das Malter. Ich nahm dann vier Träger und ging mit ihnen nach der Herberge Aldjawali, wo mich der junge Mann erwartete. Als er mich sah, stand er auf, ging vor mir ins Magazin und sagte mir: »Laß die Messer hereinkommen und messen, und die Träger die Esel beladen.« Die Träger gingen so hinaus und herein, bis das Magazin leer war; es enthielt 50 Malter für 5000 Drachmen. Der junge Mann sagte mir dann: »Es kommen dir 10 Drachmen vom Malter als Maklergeld zu, bewahre mir also 4500 Drachmen auf; wenn ich mit dem Verkaufe aller meiner Magazine fertig sein werde, will ich zu dir kommen und sie bei dir abholen.« Ich sprach: »Es soll geschehen, wie Ihr befehlt«, küßte ihm die Hand und er verließ mich. Ich bewunderte seine Freigebigkeit und erwartete ihn einen ganzen Monat lang, bis er endlich kam und mich fragte: »Wo ist das Geld?« Ich hieß ihn willkommen und bat ihn, ein wenig bei mir einzukehren und etwas zu genießen; er wollte aber nicht und sagte: »Geh, bereite das Geld, während ich fortgehe, ich komme bald wieder zu dir um es zu holen.« Er kehrte dann mit seinem Esel um; ich stand auf, brachte das Geld herbei und wartete; als er wieder einen Monat ausblieb, dachte ich: Sonderbar, daß dieser edelmütige Jüngling nicht kommt, seine 4500 Drachmen bei mir zu holen. Er blieb nun drei Monate aus, kam dann wieder auf einem Esel geritten, mit schönen Kleidern angetan; er sah aus, als käme er aus dem Bade.

Als ich ihn erblickte, ging ich aus meinem Laden auf ihn zu und sagte ihm: »Mein Herr, kommst du nicht, dein Geld zu nehmen?« Er antwortete: »Was habe ich zu eilen? Wenn ich alle meine Geschäfte beendigt haben werde, so komme ich diese Woche noch, es zu holen«, und entfernte sich wieder. Ich dachte, wenn er wiederkommt, werde ich ihn zu mir einladen. Er blieb aber ein ganzes Jahr weg; ich handelte mit seinem Gelde und gewann ein großes Vermögen damit. Am Ende des Jahrs kam der junge Mann wieder schön gekleidet. Als ich ihn sah, ging ich ihm entgegen und beschwor ihn beim Evangelium, er möge doch mein Gast sein und bei mir essen. Er sagte: »Gut, aber mit der Bedingung, daß die Kosten von meinem Gelde gehen.« Ich war zufrieden, ging mit ihm ins Zimmer und ließ Teppiche vor ihm ausbreiten. Als er Platz genommen, lief ich auf den Markt, kaufte allerlei Getränke, gefüllte Hühner und süße Speisen und legte sie ihm vor; er näherte sich dem Tische; als ich »im Namen Gottes«Sowohl vor Tisch, als beim Anfang und oft auch bei Vollendung irgendeiner Handlung sagen die Muselmänner: Im Namen Gottes, d.h. geschehe dies. sagte, streckte er seine linke Hand aus und aß mit mir. Ich wunderte mich sehr über ihn und dachte: Nur Gott ist vollkommen, dieser junge Mann ist so freigebig und so schön, doch so hochmütig, daß er vor Stolz sich nicht der rechten Hand zum Essen bedient; ich aß aber doch mit ihm.

Als wir gegessen hatten, fuhr der Christ fort, goß ich Wasser über seine Hand und reichte ihm ein Tuch zum Abtrocknen; nachdem ich ihm auch einige süße Speisen angeboten und wir uns zu unterhalten anfingen, sagte ich zu ihm: »Mein Herr! zerstreue meinen Kummer, sage mir, warum du mit der linken Hand gegessen; hast du vielleicht irgend ein Übel an der rechten Hand?« Als der Jüngling dies hörte, zog er weinend den rechten Arm aus seinem Ärmel hervor und zeigte ihn mir, und siehe da: er war verstümmelt, es war ein Arm ohne Hand; als er meine Verwunderung darüber bemerkte, sagte er: »Wundere dich nicht, denke aber nicht, daß ich aus Hochmut mit der linken Hand gegessen habe, und höre die wunderbare Geschichte, wie ich meine Hand verlor.« Als ich mein Verlangen danach äußerte, erzählte er unter Seufzen und Weinen folgendes: »Wisse, daß ich in Bagdad geboren hin, mein Vater gehörte zu den Vornehmsten der Stadt. Als ich das Mannesalter erreicht hatte und oft viele Leute und Reisende Wunderdinge von Ägypten erzählen hörte, blieben mir diese Gedanken immer im Herzen, bis mein Vater starb und ich ihn erbte; dann packte ich eine Partie Bagdader und Mossuler Waren zusammen, nahm auch tausend Stück Seidenstoffe und andere Stoffe mit und reiste damit von Bagdad weg nach Kahirah. In Kahirah ließ ich mich mit meinen Waren im Chan Masrur nieder; ich packte meine Ladung aus und ging damit in die Magazine, gab meinem Diener Geld, um etwas Essen zuzubereiten und ruhte mich aus, während meine Jungen aßen. Dann ging ich ein wenig zwischen den Palästen spazieren und legte mich hierauf schlafen. Nachdem ich völlig ausgeruht hatte, öffnete ich mehrere Ballen Waren und beschloß, einige bekannte Bazare zu besuchen, um mich nach dem Preise zu erkundigen. Ich nahm einige Proben, bepackte damit einen meiner Jungen, zog mein schönstes Kleid an und ging bis auf den Markt des Djeherkaß. Als ich hineintrat, kamen mir die Makler, die von meiner Ankunft schon wußten, entgegen, nahmen die Muster meiner Waren und riefen sie aus, aber niemand bot dafür, was sie mich kosteten; ich war sehr verstimmt darüber und sagte: »Ich werde ja mein eigenes Kapital auf diese Art nicht herausbringen.« Die Makler antworteten: »Wir wissen dir einen Rat, wodurch du nicht nur nichts verlieren, sondern auch noch gewinnen wirst.«

»Du mußt nämlich«, sagten die Makler, »wie andere Kaufleute deine Waren in kleinen Partien, nach bestimmten Terminen, verkaufen und dir einen Zeugen, einen Schreiber und einen Wechsler nehmen; du kannst dann jeden Montag und Donnerstag dein Geld bei den Leuten holen und die übrigen Tage dich in Kahirah unterhalten oder am Nil dich ergötzen.« Ich gab diesem Rate meinen Beifall, führte die Makler in meinen Chan und gab die Ware heraus. Sie trugen sie mit mir auf den Markt, ich verkaufte sie einzeln, ließ mir Handschriften, von Zeugen unterschrieben, von den Käufern geben, und übergab sie den Geldwechslern zum einkassieren; ich kehrte dann wieder in den Chan zurück, blieb einige Tage dort, frühstückte jeden Tag einen Becher voll Wein, Hammelfleisch, Tauben und süße Speisen, und lebte so einen ganzen Monat hindurch. Nun kam der zweite Monat, an welchem ich mein Geld einzufordern hatte; ich ging jeden Montag und Donnerstag auf den Markt, setzte mich zu einem Kaufmanne, bis der Geldwechsler mit dem Schreiber mir das Geld von den Käufern brachte. So blieb ich bis nach dem Nachmittagsgebet, dann rechnete ich das Geld zusammen, versiegelte es und ging wieder in den Chan. Nachdem ich eine Zeitlang so gelebt, ging ich einmal an einem Montage früh ins Bad; als ich herauskam, zog ich herrliche Kleider an, begab mich auf mein Zimmer im Chan, frühstückte mit Wein, schlief, aß dann ein gekochtes Huhn, salbte und beräucherte mich mit wohlriechenden Essenzen und ging auf den Markt, wo ich mich neben einen Kaufmann setzte, den man Bedruddin den Gärtner nannte. Als ich mich eine Weile mit ihm unterhielt, kam eine reichgekleidete Frau mit zahlreichem Gefolge, deren Übertuch und Taschentuch die Luft mit Wohlgerüchen um sich her erfüllte. Als sie ihr Tuch abnahm und ich zwei große schwarze Augen bemerkte, ward mein Herz zu ihr hingerissen. Sie grüßte Bedruddin, auch er hieß sie freundlich willkommen und unterhielt sich mit ihr; als ich ihre Stimme hörte, ward meine Liebe zu ihr immer heftiger, ich war ganz entzückt und fühlte schon meine Liebe unvertilgbar. Sie fragte Bedruddin: »Hast du wohl einen Stoff mit wilden Jagdzeichnungen?« Bedruddin zeigte ihr ein solches Stück, das er von mir für 1200 Dinare in Kommission hatte. Sie sagte dem Kaufmann: »Mit deiner Erlaubnis will ich dieses Stück mit mir nehmen; ich gehe nur in den nächsten Bazar und schicke dir sogleich das Geld dafür.« Der Kaufmann sagte ihr aber: »Das kann nicht sein, meine Gebieterin, denn hier ist der Eigentümer dieser Waren, dem ich heute noch eine bedeutende Summe Geld bezahlen muß.« – »Pfui!« antwortete sie; »Komm ich nicht gewöhnlich zu dir und nehme ein ganzes Stück Ware mit mir, zahle dir dafür, was du verlangst, und schicke dir das Geld, sobald ich die Ware genommen?« – »Es ist wahr«, sagte Bedruddin, »aber ich muß eben heute noch das Geld für diesen Stoff haben.« Wie sie dies hörte, warf sie das Stück Ware mitten in den Laden, geriet in heftigen Zorn und sagte: »Gott züchtige eure Sippschaft: Ihr wißt niemanden zu schätzen.« Sie stand dann auf und wollte gehen.

 

Als die Frau fortgehen wollte, erzählte der junge Mann weiter, war mir, als wenn ein Teil meines Herzens ihr nachfolgen müßte; ich sagte ihr also: »Bei Gott, meine Gebieterin, tu mir die Freundschaft und komme mit mir.« Sie drehte sich um, lächelte und erwiderte: »Deinetwegen kehre ich zurück.« Sie setze sich mir gegenüber in den Laden; ich aber sprach zu Bedruddin: Wie teuer habe ich dir dieses Stück gelassen?« – »Um 1200 Dinare«, antwortete er. »Nun«, sagte ich ihm, »ich zahle dir 100 Dinare Profit; gib Papier her, ich gebe dir‘s sogleich schriftlich.« Er gab mir Papier und ich schrieb den Handel darauf, nahm dann das Stück Ware, überreichte es der Dame und sagte ihr: »Hier, meine Gebieterin; wenn du willst, so bringst du mir das Geld auf den nächsten Markt, wo nicht, so nimm es als Geschenk von mir an.« Sie antwortete: »Gott belohne dich dafür, beschere dir alles, was ich habe, und laß dich meinen Gatten werden!« Die Tore des Himmels waren gerade geöffnet und ihre Worte fanden Eingang. Ich sagte ihr hierauf: »O, meine Gebieterin, nimm doch dieses Stück Ware, und so Gott will, sollst du noch viele andere erhalten; aber laß mich dein Gesicht sehen!« Sie wandte mir ihr Gesicht zu, nahm ihren Schleier herunter und warf mir einen Blick zu, der böse Folgen hatte: denn ich verlor meinen Verstand. Sie umhüllte sich dann wieder mit ihrem Tuche, nahm die Waren und sprach. »Mein Herr! es wird mir unheimlich werden, wenn ich weg von dir bin;« hierauf verschwand sie. Ich blieb bis nach dem Nachmittagsgebet auf dem Markte, war aber schon in einer ganz anderen Welt. Ich fragte den Kaufmann nach der Dame, und er sagte mir: »Sie besitzt ein großes Vermögen und ist die Tochter eines Fürsten, von dem sie viel geerbt hat.« Ich verließ dann den Kaufmann und ging in den Chan zurück. Man brachte mir das Abendessen, ich dachte aber nur an sie und konnte nichts essen; ich wollte schlafen, konnte aber nicht, ich wachte bis zum Morgen; dann kleidete ich mich an, frühstückte etwas und ging wieder in den Laden Bedruddins.

Als ich eine Weile im Laden Bedruddins gesessen, kam die Dame wieder, in einem noch schöneren Aufzuge, als der gestrige, von einer Sklavin begleitet; sie grüßte mich freundlicher, als ich es verdiente, und sagte dann: »Mein Herr! schicke jemanden, um dein Geld zu holen.« Ich erwiderte ihr: »Was hat es denn für eine Eile?« Sie antwortete: »O mein Geliebter, möchtest du uns doch nie entzogen werden!« Sie überreichte mir dann mein Geld, setzte sich, und ich unterhielt mich mit ihr in doppelsinnigen Reden, aus denen sie entnehmen konnte, wie sehr ich sie zu besitzen wünschte. Sie stand dann plötzlich auf und ging fort, mein Herz hing fest an dem ihrigen. Ich ging auf die Straße, als plötzlich eine schwarze Sklavin zu mir trat und mir sagte: »Mein Herr! meine Gebieterin will dich sprechen.« Ich war sehr erstaunt und entgegnete: »Es kennt mich ja niemand.« – »O mein Herr!« antwortete sie, »wie schnell habt ihr meine Gebieterin vergessen, die heute bei euch im Laden des Kaufmanns saß.« Ich ging mit ihr bis zu dem Hause eines Bankiers. Als ihre Herrin mich sah, winkte sie mir, an ihre Seite zu kommen, und sprach: »0, mein Teurer! du hast mein Herz so sehr eingenommen, daß von dem Tage an, wo ich dich gesehen, mich kein Essen und kein Trinken mehr erlabte.« – »Mir geht es ebenso«, erwiderte ich; »und der Zustand, in dem ich mich befinde, überhebt mich weiterer Liebesklagen.« Sie fragte dann: »Mein Geliebter, sollen wir bei dir oder bei mir zusammenkommen?« Ich antwortete ihr: »Ich bin hier fremd, habe keinen anderen Wohnort, als einen Chan, glaube mir also, es ist besser, wenn wir bei dir zusammenkommen.«

»Gut«, sagte die Frau; »doch heute ist die Nacht des Donnerstags, da kann nichts geschehen, aber morgen nach dem Gebet besteige einen Esel und frage nach der Straße Habbanijeh, dann nach der Wohnung Berkuts, des Fürsten Abu Schama; laß dich aber nicht lange erwarten!« Ich sprach: »In Gottes Namen!« schied von ihr und konnte kaum den Anbruch des folgenden Morgens erwarten. Ich stand dann auf, nahm ein Bad und rieb mich mit wohlriechenden Ölen, auch legte ich fünfzig Dinare in ein Tuch und ging dann vom Chan Masrur nach dem Tore Suweila; hier bestieg ich einen Esel und sagte dem Treiber, er solle mich in das Quartier Habbanijeh führen. Als wir da ankamen und er vor der Straße Takwa stehenblieb, sagte ich ihm, er möchte sich nach der Wohnung des Fürsten Abu Schama erkundigen; er blieb eine Weile aus, kam dann wieder und sagte: »In Gottes Namen!« Ich stieg vom Esel und hieß den Treiber mir bis zur Wohnung vorangehen; er tat dies; ich gab ihm einen Viertel Dinar und sagte ihm, er solle morgen früh wiederkommen, mich nach dem Chan Masrur abzuholen, worauf er mich verließ. Ich klopfte an die Türe, es kamen zwei weiße junge Sklavinnen heraus; sie sagten: »Komm in Gottes Namen! Unsere Gebieterin hat vor Sehnsucht nach dir die ganze Nacht nicht geschlafen.« Ich trat in den Vorhof und sah eine sieben Stufen hoch von der Erde gebaute Wohnung, rings herum von vergitterten Fenstern umgeben, welche auf einen Garten gingen, in dem köstliche Früchte und eine Menge von Vögeln waren, auch durchströmten ihn viele Bäche; es war eine Lust ihn anzusehen. Mitten im Garten war ein Springbrunnen, an dessen vier Ecken vier aus Gold gegossene Schlangen waren, welche aus dem Rachen so klares Wasser spien, als wären es Perlen oder Edelsteine.