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Tausend Und Eine Nacht

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»Sobald der Hauptmann dies hörte, stieß er ein jämmerliches Geschrei aus, schlug sich ins Gesicht und rief: Wehe uns, wir sind ohne Rettung verloren, wir können nichts mehr tun, als unser Sterbegebet hersagen. Da liefen alle Kaufleute zum Hauptmann hin, auch ich und Misram traten immer näher und fragten ihn, warum er uns in solche Todesangst versetze? Weil es für uns kein Rettungsmittel mehr gibt, erwiderte der Hauptmann; der rote Berg, den mein Matrose gesehen, ist der Affenberg, auf dem zweihundert verzauberte Affen seit langer Zeit hausen, die keinen Menschen verschonen, der in ihre Hände fällt; was aber mein Matrose für den schwarzen Berg hält, ist nichts anderes, als der eiserne Baum mit eisernen Blättern und Früchten, den der Magier Bahram zum Verderben der Reisenden durch allerlei Zauberkünste hierher gepflanzt hat. Einst war hier nämlich ein trockenes Land, in dessen Mitte ein sehr hoher Berg sich erhob, von dem die Geographen behaupten, er stehe in unterirdischer Verzweigung mit dem Berg Kaf. Dieses Land war von Feueranbetern bewohnt, welche in festen Burgen hausten, aus denen sie die Reisenden überfielen und mißhandelten. Auch Bahram wurde auf einer Reise durch dieses Land von den Bewohnern dieser Burgen beschimpft; um sich zu rächen, bestieg er den hohen Berg, öffnete sein Zauberbuch und beschwor Geister herbei, welche von dem Fuß des Berges her bis ans Meer einen Kanal gruben, und so viel Wasser herbeileiteten, daß jene ganze Gegend überschwemmt wurde. Hierauf pflanzte er einen großen eisernen Baum mit magnetischer Kraft, der alle Schiffe in einer Entfernung von vierundzwanzig Stunden an sich zieht. Es bleibt dann den Leuten, welche auf den Schiffen sich befinden, keine andere Wahl, als den Berg zu besteigen. Sobald dies aber die verzauberten Affen sehen, fallen sie über sie her und fressen sie. Als die Kaufleute, welche auf dem Schiff waren, dies hörten, weinten sie und jammerten laut wie Frauen. Aber Misram, der mich stets in der Gestalt eines schönen Jünglings begleitete, fing an so laut zu lachen und zu jubeln, daß die Kaufleute ihn für verrückt hielten und ihm sagten: Spottest du über unsere Not? Glaubst du etwa, du allein würdest dem Tod entgehen? – Seid ohne Furcht! sagte Misram; was euch der Hauptmann hier erzählt hat, ist zwar ganz wahr, aber wir besitzen ein Schwert, das den eisernen Baum wie ein Blatt Papier zerschneidet, und niemand hindert uns dann, unserem Schiff jede beliebige Richtung zu geben. Da die Leute sich des guten Windes erinnerten, der mit unserer Einschiffung zu wehen anfing, beruhigten sie sich ein wenig, wurden aber doch immer noch ängstlicher, je näher unser Schiff dem eisernen Baum kam. Als es endlich ganz in der Nähe desselben auf den Berg stieß, rief Misram: Wer das Schiff verläßt, wird von den Affen gefressen. Djaudar allein darf es wagen, ans Land zu steigen, denn sein Zauberschwert schützt ihn. Er sagte mir dann: Geh nur ohne Furcht auf den Baum zu und rufe: O du, der du Moses das Meer gespalten, David das Eisen erweicht und unserem Herrn Mohammed den Koran geoffenbaret hast, steh mir bei und lasse mich diesen eisernen Baum umhauen, du bist ja allmächtig. Ich befolgte, was mich Misram hieß, das Eisen gab meinem Schwert wie ein weiches Rohr nach und stürzte mit einem donnernden Getöse ins Meer. Hierauf lief ich wieder zum Schiff zurück, und kaum hatte ich es wieder bestiegen, da blies der Wind vom Berg her und stieß unser Schiff ins offene Meer.

»Der Hauptmann tanzte vor Freude auf dem Verdeck umher und küßte mich einige Male, und wer auf dem Schiff war, dankte mir und entschuldigte die geringe Aufmerksamkeit, die er mir bisher geschenkt. Wir segelten nun drei Tage lang nach Osten, bis wir an eine grüne Insel kamen, welche Misram die Smaragdinsel nannte; hier stieg dieser mit mir aus und belehrte den Hauptmann über die Richtung, die er zu nehmen hatte, um an den Ort seiner Bestimmung zu gelangen. Mich führte dann Misram drei Tage lang durch ein grünes Tal, welches ein kleiner Fluß bewässert, dessen Wasser süßer als Honig und frischer als Schnee war; aus der Erde sproßen nichts als wohlriechende Kräuter und Blumen hervor, und die Bäume waren mit den schönsten und schmackhaftesten Früchten beladen. Endlich, als wir vor einen großen Nußbaum kamen, in dessen Nähe der Fluß sich ins Meer ergießt, sagte Misram: Jetzt sind wir am rechten Platz; hier ist das Gazellental und hier der Baum, von welchem Mahmud auf die Töchter des Königs Numan herabsah. Besteige nun auch du diesen Baum, und warte, bis die Mädchen wiederkehren. Siehst du sie ans Land steigen, so verbirg dich sorgfältig hinter den Zweigen des Baumes, sobald sie aber ihre Fischhaut abgelegt haben, so springe schnell mit deinem Schwert darauf los, es ist ihnen dann unmöglich, wieder heimzukehren und du kannst sie deinem Freund Mahmud zuführen, um dessentwillen wir diese ganze Reise unternommen; das ist der letzte Rat, den ich dir zu erteilen habe. (Nur Gott ist allwissend!) Ich hatte kaum nach Misrams Rat den Nußbaum bestiegen, als drei Fische, ein blauer, ein grüner und ein gelber, aus dem Meer den Fluß aufwärts bis in die Nähe des Nußbaums geschwommen kamen. Hier stiegen sie ans Ufer und warfen ihre Fischhaut ab, und es wandelten drei Mädchen vor mir umher, so schön und wohlgestaltet, wie ich noch keine im Leben gesehen. Ich versteckte mich sorgfältig, weil ich dachte, es würden ihnen noch andere nachfolgen, da hörte ich aber, wie eine derselben zur anderen sagte: Heute wollen wir uns nicht lange hier aufhalten, weil unsere Schwestern zu Hause geblieben sind, nach denen ich mich sehr zurücksehne. Ich wartete daher nur so lange, bis sie sich von ihren Fischgewändern entfernt hatten, dann sprang ich vom Baum und bemächtigte mich derselben. Misram freute sich sehr, als er dies sah, und befahl drei Geistern, die drei Mädchen in Hindmars Schloß zu Heifa und Sakirsad zu tragen und uns dort zu erwarten. Jetzt glaubte auch ich am Ziel meiner Bemühungen zu sein, denn ich dachte, mit drei solchen Mädchen kann Mahmud schon zufrieden sein; ich wusch mich daher im Fluß, dankte Gott für seinen Beistand und betete zu ihm, daß er mir nun auch meine Rückkehr nach Ägypten erleichtere. Als ich aber das Gebet vollendet hatte, kamen zwei der Geister, welche Misram mit den Mädchen abgeschickt hatte, mit zerstörtem Gesicht zurück, und als Misram sie fragte, was ihnen zugestoßen sei, sagte einer von ihnen: Wisse, mein Gebieter, als wir mit den Mädchen in die Nähe des schwarzen Berges kamen, an dem uns der Weg nach Hindmars Schloß vorüberführte, sprangen zehn Geister auf uns zu und hielten uns an. Als ich ihnen sagte, ich sei ein Abgesandter Misrams und Djaudars aus Ägypten, erwiderten sie: Die sind es eben, die wir suchen, einer von euch bleibe hier mit den Mädchen bei uns, und die übrigen beiden müssen zu Misram und Djaudar zurückkehren und sie hierher bringen. Als Misram dies hörte, sagte er mir: Mache dich auf, Djaudar, hier darf keine Zeit verloren werden, man will uns gewiß etwas Wichtiges mitteilen.

Wir reisten nun zusammen nach dem schwarzen Berg, bis wir zu den Geistern kamen, welche die Mädchen gefangen hielten. Misram fragte sie: Wer seid ihr und was wollt ihr von mir? – Wir sind auf Befehl Schilschanums, des Sohnes Djaldjamuks, hier, antwortete einer von ihnen, um euch zu sagen, daß ihr ihn hier erwarten sollt, und wir hielten einen eurer Geister mit den Mädchen zurück, um desto sicherer zu sein, daß ihr hierher kommt. Kaum hatte der Geist ausgesprochen, da erschien Schilschanum selbst in der Gestalt eines weißen Vogels, und sagte uns: Ich suche euch schon drei Tage überall, denn in meinem Herzen glüht eine glühende Kohle wegen dessen, was ich im Schloß Hindmars gesehen. Bald nachdem ihr nämlich dasselbe verlassen hattet, um den eisernen Baum des Magiers Bahram zu vernichten, rief mich mein Vater zu sich und befahl mir, ihn zu Hindmar zu begleiten. Sobald er aber den Vogel, welcher auf der Säule war, umgestürzt und das Tor des Schlosses geöffnet fand, rief er: Wehe mir! Es ist um meinen Ruf geschehen, mein Freund Hindmar ist tot, alle meine Zauberei vermochte nichts gegen das Zauberschwert Djaudars; aber ich will mich rächen. Er ging hierauf ins Schloß und nahm alles, was an Silber, Gold, Edelsteinen und kostbaren Stoffen darin war, und befahl einigen Geistern, es ins Meer zu werfen. Als er dann in das Gemach kam, wo Heifa und Sakirsad mit ihren Sklavinnen saßen, stieß er einen Schrei aus, daß ich glaubte, das ganze Schloß stürze über uns zusammen; dann sagte er mir: Mein Sohn, Djaudar soll nun sehen, daß man gegen mich nicht ungestraft sich vergeht. Bringe mir eine goldene Tasse und etwas weißen Sand; als ich ihm dies brachte, rührte er den Sand mit einer Flüssigkeit an, die er bei sich trug, murmelte einige unverständliche Worte darüber, dann sagte er mit lauter Stimme: Behaltet eure Menschengestalt nur an der obern Hälfte eures Körpers, eure untere Hälfte aber werde zu Stein; er bespritzte sie hierauf mit der Flüssigkeit aus der Tasse, welche zu kochen anfing, als stünde sie über dem Feuer, und siehe da, Heifa, Sakirsad und die anderen acht Mädchen wurden zur Hälfte in Stein verwandelt, so daß sie sich nicht mehr von der Stelle bewegen konnten. Hierauf zog mein Vater ein Buch aus der Tasche und las ein wenig darin, wurde blaß, fing an zu zittern und zu beben. Was ist dir, mein Vater? fragte ich ihn. Wehe mir, antwortete er, mich reut, was ich eben getan habe, denn Djaudar wird mich zuletzt doch noch überwinden und zwar mit Hilfe eines mir nahestehenden Wesens; doch will ich wenigstens dafür sorgen, daß seine Geliebte nicht ihre frühere Gestalt wieder erlange. Er schrieb daher ihren und der übrigen Mädchen Namen auf eine Tafel, schloß sie in ein smaragdenes Kästchen und befahl dem Geist Schamhurisch, es in eine Statue zu legen, welche nicht weit von dem Schloß des Zauberers Munkich im Königstal steht. Auch ich, fuhr er dann fort, begebe mich jetzt zu Munkich, wo ich doch gewiß eine geraume Zeit von den Nachstellungen Djaudars sicher sein werde. Hierauf zerstörte er das ganze Schloß Hindmars bis auf das Gemach, in welchem die verzauberten Mädchen waren, und nahm Abschied von mir. Sobald er aber fern war, ging ich zu den Mädchen, die ich von Herzen bedauerte, gab mich ihnen zu erkennen und tröstete sie, indem ich ihnen versprach, euch von allem in Kenntnis zu setzten, und sie versicherte, daß es euch nicht allzu schwer fallen werde, ihren Zauber zu lösen. Ich verließ dann die Mädchen und nahm zehn Geister mit mir, die ich beauftragte, alles anzuhalten, was vom Gazellental herkomme, weil ich wohl wußte, daß ihr der Töchter des Königs Numan willen dorthin ziehen würdet; ich selbst wanderte auch umher, um euch zu suchen, und danke nun Gott, euch gefunden zu haben, damit ihr mir folget, um die armen Mädchen zu befreien.

 

»Als Schilschanum seinen Bericht vollendet hatte, weinten wir heftig und waren, ohne Wein getrunken zu haben, in einem furchtbaren Taumel. Ganz bewußtlos folgten wir Schilschanum nach dem verwüsteten Schloß Hindmars, und als wir zu den halbversteinerten Mädchen kamen, verwünschten sie uns und sagten: O lebte doch Hindmar noch! O hätten wir euch doch nie gesehen! Aber Misram ermutigte sie, indem er ihnen schwor, nicht eher seine geliebten Söhne wiederzusehen, bis er ihnen wieder ihre frühere Gestalt mit Hilfe Gottes zurückgegeben. Er befahl dann drei Geistern, die drei Töchter des Königs Numan nach Ägypten zu tragen, sie Mahmud zu bringen und ihn dann im Schloß bei Heifa zu erwarten. Als dies geschehen war, nahm mich Schilschanum auf seine Schultern und flog mit mir von morgens bis mittags durch die Luft, dann setzte er mich auf eine Insel nieder und sagte mir: Das ist die Insel der Tochter des Veziers Schems, den Gott mit einem roten Kamm wie einen Hahn geschaffen, mit Zähnen, wie die eines Elefanten und Flügel, wie die Segel eines großen Schiffes. Er hat diese Insel seiner Tochter überlassen und will seine Tage im Königstal bei seinem Freund Munkich beschließen. Von dieser Insel bis ins Königstal braucht ein leichtes Schiff bei immer günstigem Wind wenigstens zwanzig Jahre, Geister durchfliegen aber diesen Raum in zwei Tagen, und Besitzer der heiligen Namen in einer Stunde; auch gibt es eine eigene Gattung Vögel, welche den Weg von hier nach dem Königstal in einem Tag zurücklegen. Ich werde jetzt ein Kamel schlachten, ihm die Haut abziehen und dich in dieselbe einnähen, es wird gewiß bald einer dieser Vögel kommen und dich ins Königstal tragen, wohin auch ich dir folge. Gerne hätte ich dich auf meinen Schultern dahin getragen, aber wir kommen an vielen feindlichen Ländern vorüber, wo ich, um jeden Angriff abwehren zu können, frei sein muß. Ich werde aber stets hinter dir sein, und du hast ebensowenig zu fürchten, als wärest du auf meinen Schultern. Er verließ mich dann eine Weile und kehrte mit einem großen Kamel wieder, schlachtete es, zog ihm die Haut ab, nähte sie um mich zu und entfernte sich ein wenig. Sogleich kam ein Vogel, so groß wie ein Elefant, nahm mich zwischen seine Krallen und flog mit mir von morgens bis abends. Dann setzte er mich nieder und wollte mich aufpicken, aber Schilschanum, der stets hinter mir geblieben war, verscheuchte ihn, riß die Haut auf und sagte: Steh auf, Djaudar! Wir sind am Ziel; gelobt sei Gott, der uns auf keinen Feind stoßen ließ. Ich stand auf und sah mich nach allen Seiten um, und befand mich in einem der reizendsten Täler in der Welt, bei jedem meiner Tritte duftete Moschus aus der Erde hervor. Bäche, Bäume und Vögel priesen vereint den allmächtigen Schöpfer. Das ist das Königstal, sagte mir Schilschanum, und nicht weit von hier liegt das Schloß Munkichs mit seinen vier eisernen Toren. Vor einem dieser Tore steht eine Statue, neben welcher ein goldener Skorpion liegt; reibe diesen Skorpion an der rechten Seite, so wird sich am Leib der Statue ein Türchen öffnen, gerade so groß, daß du mit der Hand hineinlangen kannst; strecke sie hinauf bis an das Hirn der Statue, da findest du einen kupfernen Käfig, mitten in diesem Käfig erhebt sich eine goldene Säule, auf der ein Spatz aus grünem Smaragd steht; greife nach diesem Spatz, er wird sich dreimal im Kreis herumdrehen, dann bindest du ihn an der Säule mit einer seidenen Schnur fest. Hüte dich aber wohl, daß der Vogel dich weder mit dem Schnabel noch mit den Krallen berühre, denn die kleinste Wunde die er dir beibringt, ist tödlich.

Djaudar setzte seine Erzählung vor dem Sultan Zaher Beibars also fort: »Als ich alles vollbracht hatte, was Schilschanum mich geheißen, trat Djaldjamuk aus dem Schloß zu mir heraus und sagte: Alles hat seine bestimmte Zeit; ich bin jetzt dein Freund, geh und befreie den Spatzen wieder, dann will ich dir die Mittel angeben, wie du deiner Geliebten ihre frühere Gestalt wieder geben kannst. Eile aber, denn mein Leben geht bald zu Ende und ich darf nicht sprechen, so lange der Spatz angebunden ist. Sieh, ich werde jeden Augenblick schwächer, mein Auge wird trübe, meine Hand erstarrt, mein Fuß kann nicht vom Platz weichen, eile also, daß mir meine Lebenskraft wiederkehre, und ich dir zur Befreiung der Mädchen und zu deiner Rückkehr in die Heimat beistehe. Diese in einem wehmütigen Ton gesprochenen Worte Djaldjamuks rührten mich so sehr, daß ich, alle früheren Feindseligkeiten vergessend, ihn verließ, in der Absicht, den Spatzen wieder loszubinden. Ich fand aber Schilschanum vor der Statue, der den Spatzen immer fester band, so daß er ihn fast erwürgte. Als er mich sah, stieß er einen Schrei aus, daß ich vor Angst zu Boden stürzte, und Feuer sprühte dabei aus seinen Nasenlöchern, das, wenn ich mich nicht schnell entfernt hätte, mich gewiß verzehrte. Dann sagte er: Bestände nicht ein alter Bund zwischen uns, so wärest du jetzt nicht mehr; du ließest dich von meinem Vater erweichen und wolltest den Spatzen wieder befreien, hättest du dies aber getan, so wäre für dich, für mich und die Mädchen, welche in Hindmars Schloß schmachten, keine Rettung mehr möglich; mein Vater hätte dann die ausgedehnteste Gewalt über uns, und du dürftest nie mehr daran denken, deine Heimat wiederzusehen. Gehe nun als ein Mann zu meinem Vater zurück und kehre dich nicht an seine Klagen und Versprechungen, bis du zuerst die Befreiung der Mädchen von ihm erlangt hast. Ich ging wieder zu Djaldjamuk und fand ihn in den letzten Zügen auf die Erde gestreckt. Als er mich erblickte, sagte er: Du hast mir doch versprochen, meinen Zustand zu erleichtern, und nun geht es mir noch schlimmer als vorher. – Ich durchschaue deine Treulosigkeit, antwortete ich ihm, zuerst befreie die Mädchen, dann soll auch dir Erleichterung werden. Als er dies hörte, sagte er vor Zorn lachend: Nun, mein Sohn, du bist unschuldig, ein anderer hat mich verraten, so höre mich denn an: Nimm den Siegelring, den ich an meinem Finger trage, und geh damit zu meinem Sohn Schilschanum, er wird dich zu Schamhurisch führen, welcher die heiligen Namen aufbewahrt, vermöge derer die Mädchen in Stein verwandelt wurden. Gib ihm den Ring als Zeichen, daß du von mir gesandt bist; er wird dir eine kleine, mit vielen Talismanen beschriebene, smaragdene Tafel verschaffen, mit dieser gehst du zu den Mädchen. Dort nimmst du weißen Sand aus einer Büchse, welche zu ihrer Rechten steht, streust ein wenig davon in eine goldene Tasse mit Wasser gefüllt. Mein Sohn Schilschanum lese dann siebenmal, was auf der Tafel geschrieben ist, dann bespritze er die Mädchen mit dem Wasser aus der Tasse und sage: Bei diesen heiligen Namen und dem Schöpfer des Himmels und der Erde, nehmet euere frühere Gestalt wieder an! So wird der Zauber sich lösen und die Mädchen können frei mit menschlichen Füßen umherlaufen wie zuvor; ja sie werden noch schöner und wohlgestalteter sein, als je. Ist dies geschehen, dann verfahre mit mir, wie ich es verdiene. Ich nahm den Ring von seinem Finger und ging damit zu Schilschanum; als dieser ihn sah, sagte er: Jetzt sind wir unserem Ziel nahe, folge mir nur! Ich ging mit ihm bis in die Nähe eines schönen Gartens, in welchem die herrlichsten Früchte prangten. In diesem Garten, sagte Schilschanum, sitzt der Geist Schamhurisch mit einer Schlange in der Hand, deren Gift den härtesten Felsen zermalmen könnte, er hat diese Schlange nur um deinetwillen in der Hand, damit, wenn du dich ihm näherst, du von ihr getötet werdest. Du mußt daher auf den Geist von hinten her zugehen und ihm, ehe er dich bemerkt, den Ring meines Vaters zeigen, dann wird er nicht zulassen, daß die Schlange dich beschädige. Ich ging nun in den Garten, der mit den schönsten Bächen, Blumen, Früchten und Vögeln angefüllt war, die je eine Zunge genannt oder ein Auge gesehen hat. Am Ufer eines Baches blieb ich stehen, wusch mich und betete. Nach vollendetem Gebet ging ich weiter, bis ich in die Mitte des Gartens kam, da sah ich einen furchtbar langen Geist mit einem dicken Kopf und einem Kamelhals vor einer Wasserleitung sitzen, wo ein goldener Ochs mit diamantenen Hörnern ein Rad aus Sandelholz mit einer smaragdenen Achse in Bewegung setzte. Ich schlich wie ein Dieb ganz leise heran, bis ich den Geist von hinten her umarmen konnte, dann hielt ich ihm den Ring vor die Augen und sagte: Djaldjamuk sendet mich zu dir wegen der Befreiung der in Hindmars Schloß verzauberten Mädchen. – Alles hat seine bestimmte Zeit, sagte Schamhurisch, ich glaubte schon, die Mädchen müßten bis zum Auferstehungstag so verzaubert bleiben; nun ist es anders. Gott erlöst, wen er will, auch mir wird es nun vergönnt werden, zu den Meinigen zurückzukehren, denen mich Djaldjamuk schon vor vierundzwanzig Jahren durch allerlei Zauberkünste entrissen hat, Der ist ein wahrer Iblis (Teufel), der sich den Gläubigen zwischen Haut und Knochen setzt. Doch nun ist es bald aus mit ihm und seinen Ränken, denn wäre noch seine alte Kraft in ihm, so hätte er dir diesen Ring nicht gegeben. Höre mir nur aufmerksam zu und vergiß kein Wort von dem, was ich dir sage, sonst ist dein Untergang unvermeidlich. Geh nun aus dem Garten hinaus durch das Tor, welches dem, durch das du gekommen bist, gegenüber liegt; da wirst du in einer großen Wiese eine marmorne Säule sehen, auf deren Spitze ein weißer Vogel auf einem Bein steht, grüße ihn und sage ihm: Schamhurisch sendet mich zu dir und bittet dich, mir die Tafel zu geben, die er dir anvertraut hat; schlage dann mit deinem Schwert auf die Säule, antwortet dir der Vogel etwas, so wird dein Wunsch erfüllt, verstummt er aber, so schlage noch einmal auf die Säule, er wird dir dann gewiß die Tafel geben. Steht aber der Vogel auf zwei Beinen, von denen das eine rot und das andere schwarz ist, so rede ihn gar nicht an, sondern kehre schnell zu mir zurück, da werde ich dir das Weitere raten. Ich nahm den Weg, den mir Schamhurisch anzeigte, bis ich an die Säule kam, auf welcher ein weißer Vogel stand, und da er auf einem Bein ruhte, redete ich ihn nach Schamhurischs Unterweisung an.

»Der Vogel schwieg eine Weile, dann breitete er die Flügel aus, öffnete den Mund und sprach mit einer menschlichen, sehr wohlklingenden Stimme: Es gibt keinen Gott außer dem einzigen Gott, der alles zu der von ihm bestimmten Zeit in Erfüllung bringt! Mir ist diese Nacht im Traum meine Rückkehr in meine Heimat durch die Ankunft eines Fischers aus Ägypten verkündet worden. Bist du dieser Fischer? Als ich seine Frage bejahte, flog er fort und kehrte nach einer Weile wieder mit einer grünen Stange, und sagte: Hier bringe ich vom Baumschloß, das dem Berg Kaf gegenüberliegt, den Schlüssel zu dieser Säule, welche die smaragdene Tafel enthält, die mir Schamhurisch aufzubewahren gegeben. Er ließ sich dann in Menschengestalt zu mir herunter; aber sein Anblick machte mich schaudern. Er war nur zwei Ellen lang; seine Zunge war halb so lang, wie sein ganzer Körper, und hing weit über die Brust herunter; sein Bart aber reichte bis zu den Füßen herab; Augen hatte er wie feurige Kohlen, und Nasenlöcher wie zwei Trompeten; er war viel dicker als lang, und am häßlichsten war noch an ihm ein langer Affenschwanz. Als er neben mir stand, überreichte er mir die schlüsselförmige Stange und sagte: An der linken Seite der Säule ist ein marmorenes Schloß: Öffne es mit diesem Schlüssel, strecke die Hand hinein und hole eine grüne Tafel heraus. Als ich ihm die Tafel brachte, sagte er: Sieh einmal, was auf dieser Tafel geschrieben steht. Da las ich den Namen Heifas, Sakirsads und der übrigen Mädchen, welche bei ihnen waren. Darunter stand aber noch der Name: Hinkender Schimhar, der mir unbekannt war, und als ich ihn fragte, was dieser einzeln stehende Name bedeute, antwortete er: Es ist mein Name, wodurch ich gleich den Mädchen von dem verruchten Djaldjamuk verzaubert wurde; ohne dich müßte ich eben so lange als Hüter der Tafel hier auf der Säule stehen, wie die Mädchen in Hindmars Schloß. Noch immer bin ich wie ein Gefangener, bis du meinen Namen von dieser Tafel auslöschest. Das kannst du aber ohne Gefahr tun, denn du bedarfst meiner nicht mehr: Schilschanum wird das Nötige für dich tun. Ich wischte den Namen Schimhar weg, und siehe da! Der häßliche Mann, der neben mir stand, verwandelte sich wieder in einen weißen Vogel und flog, mir dankend und viel Glück wünschend, davon. Ich steckte dann die Tafel in die Tasche und ging damit zu Schilschanum, der mich vor dem Garten erwartete. Er war außer sich vor Freude, als ich ihm die Tafel zeigte, und rief: Jetzt können wir getrost zu den Mädchen zurückkehren! Doch können wir nicht wissen, welche neue Falle uns mein Vater legt; darum ist das Sicherste, wir schaffen ihn aus der Welt. Er trug mich hierauf wieder vor die Säule, wo der Spatz angebunden war, und erwürgte ihn. Geh einmal jetzt ins Schloß, du wirst Wunder sehen, sagte er mir, als der Vogel tot vor unseren Füßen lag. Ich ging ins Schloß, und, siehe da! Djaldjamuk war in eine schwarze Kohle verwandelt, welche sich nach und nach in einen Haufen Asche auflöste, Als ich wieder herauskam und Schilschanum erzählte, was ich gesehen, tanzte er vor Freude und küßte und umarmte mich. Er schlachtete dann wieder ein Kamel, zog ihm die Haut ab und nähte sie um mich. Ein Vogel trug mich über das Land, wo Schilschanum einen feindlichen Angriff befürchtete. Dann nahm er mich selbst auf die Schultern und flog mit mir bis in die Nähe von Hindmars Schloß. Als wir vor das Gemach kamen, wo die Mädchen waren, hörten wir ein lautes Schluchzen; dann erkannten wir Misrams Stimme, der sie tröstete und ihnen unsere Wiederkehr verkündete.

 

»Ich hatte nicht mehr Geduld, länger zu lauschen, und stürzte freudetrunken ins Gemach, zog die smaragdene Tafel hervor und verfuhr damit nach Djaldjamuks Vorschrift, und siehe da! Die Mädchen wurden noch schöner gestaltet, als zuvor und fielen eine nach der anderen mir um den Hals. Ich mußte ihnen dann erzählen, auf welche Weise ich zu dem Besitz dieser Tafel gelangt, und nachdem ich sie mit allen meinen Abenteuern auf dieser weiten Reise bekannt gemacht hatte, küßten sie mich wieder und dankten Gott für das Gelingen einer so schwierigen Unternehmung. Ich näherte mich dann Heifa, welche zwar während meiner ganzen Erzählung ihren Blick nicht von mir wandte, aber noch immer mir kein liebendes Wort sagte, und fragte sie, ob denn ihre Liebe ihr kein Wort für mich auf die Zunge legte. Mir geht es, antwortete sie, wie dem Dichter folgender Verse:

»Stets wünschte ich meinen Geliebten zu sehen und ihm Worte der Liebe zu sagen; als ich aber in seine Nähe kam, war meine Zunge gelähmt, mein Auge wagte es vor Ehrfurcht nicht, sich zu ihm zu erheben, und ich verbarg in mein Inneres, was unaufhaltsam hervorbrechen wollte. Ganze Bücher voll hatte ich ihm zu sagen, und nun fand ich keinen Buchstaben mehr.«

»Wir brachten nun den Abend bei Wein, Gesang und Tanz zu, und am folgenden Morgen sagte Misram: Nun haben wir nichts mehr in diesem Schloß zu tun; auch ist es nicht ratsam, an einem Ort zu bleiben, der zu jeder Zeit von bösen Geistern und Zauberern besucht wird; darum lasset uns jetzt nach Ägypten aufbrechen. Ich werde acht Geister für die acht Mädchen kommen lassen; ich trage Heifa und Sakirsad, und Schilschanum nimmt Djaudar auf die Schultern. Ich freute mich, bald in meine Heimat zurückzukommen, um so mehr, da ich Mahmud geschworen hatte, mich erst dort mit Heifa zu vermählen; jedoch bat ich Misram, mir vorher zu erlauben, die Terrasse des Schlosses zu besteigen, um einen Überblick über diese wunderbare Gegend zu gewinnen. Misram begleitete mich selbst eine marmorne Treppe hinauf, welche zweihundertundachtzig Stufen zählte. Als ich oben war, kam mir das Schloß wie der Berg Kaf vor, und die Erde unter mir schien mir so fern, wie der Himmel. Als ich mich eine Weile nach allen Seiten umsah, erblickte ich in der Ferne etwas, das wie die Sonne strahlte und mich ganz verblendete. Ich fragte Misram, was das bedeute. Es ist ein goldenes Schloß, antwortete Misram, mit den kostbarsten Diamanten verziert; die Fenster sind vom feinsten Kristall, die Tore von Sandelholz; es ist das größte und schönste Schloß auf Erden, das Schadad, der Sohn Ads, der Gründer der säulenreichen Irem, erbauen ließ. Schadad war nämlich Herr der ganzen Erde nach ihrer Länge und ihrer Breite, und hatte zwei Söhne: der eine hieß auch Schadad und der andere Schadid. Eines Tages ließ Schadad die Großen seines Reiches versammeln und sagte ihnen: Ich möchte eine Stadt gründen, deren Boden wie Moschus und Safran duftet, deren Steine wie die kostbarsten Edelsteine glänzen, von Bächlein durchkreuzt, so klar wie Silber. Darum gehet zu meinen Präfekten und lasset euch die Einkünfte der ihnen anvertrauten Länder an Gold, Silber und Juwelen auf drei Jahre voraus entrichten. Schadads Befehl wurde vollzogen, und nach einigen Monaten kehrten die deshalb abgesandten Kommissare mit viertausendfünfhundert beladenen Kamelen zurück. Als das Nötige an Gold, Silber und Edelsteinen beisammen war, machte er sich mit seinen Truppen auf und reiste zehn Tage lang, bis er in ein sehr blühendes Tal kam. Hier stieg er ab und erteilte den Befehl, Zelte für ihn und seine Truppen aufzuschlagen, und in einer Stunde erhoben sich hundertundfünfzigtausend Zelte.

Djaudar fuhr in seiner Erzählung vor dem Sultan mit Misrams Worten fort: Schadad ließ dann Baumeister, Zimmerleute, Goldarbeiter, Bildhauer, Maler und andere Handwerksleute und Künstler kommen, und trug ihnen auf, eine Stadt mit viertausend Säulen zu bauen. Mitten in der Stadt ließ er ein Schloß mit einem Garten anlegen, der den des Paradieses übertreffen sollte. Für das Schloß wurden nur das reinste Gold und die edelsten Perlen und Diamanten gebraucht, und der Garten wurde mit den seltensten Blumen und Früchten aus allen Weltteilen angefüllt. Die Obstbäume wurden aus Griechenland und Persien herbeigeholt, die Veilchen aus Baßrah, die Rosen aus Kufa, Basilienkraut aus Mekka, Lilien und Jasminen aus Ägypten, Safran aus Genua, Aloe und Sandel aus China; dabei war ein Park, in welchem die schönsten Gazellen umherhüpften und die buntfarbigsten Vögel ihre Liebeslieder sangen. Die Mauern dieses Gartens wurden mit den feinsten Stoffen bedeckt, auf denen allerlei Bäume und Vögel gemalt und gestickt waren. Als alles vollendet war, beschenkte Schadad die Arbeiter und Künstler königlich und bezog sein Schloß. Aber in der ersten Nacht, die er darin schlief, hatte er einen bösen Traum, aus dem er ganz erschrocken und niedergeschlagen erwachte; er wußte aber nicht mehr, was er eigentlich geträumt hatte. Des Morgens früh ließ er seinen Traumdeuter rufen, welcher Ifrach hieß und dem er ein unbedingtes Vertrauen schenkte, und sagte ihm: Mein teurer Ifrach, ich habe diese Nacht einen schrecklichen Traum gehabt, dessen ich mich aber nicht mehr erinnere; nur so viel weiß ich noch, daß ich mit zitterndem Herzen darüber erwachte. Erkläre mir, was dieser Traum bedeutet. Ifrach zog eine Tafel aus der Tasche, bestreute sie mit Sand und schrieb allerlei fremde Charaktere hinein; dann rechnete er eine Weile mit den Fingern und sagte: Erhabener König, du befandest dich im Traum auf einem Schiff mitten auf dem tobenden Meer, da kam ein häßlicher Schwarzer mit einem Löwengesicht auf dich zu, faßte eine Kette, welche am Vorderteil des Schiffes herabhing, tauchte unter und zog das Schiff nach sich in den Abgrund. Du stürztest um und fielst in Ohnmacht. Als du wieder zu dir kamst, befandest du dich in einer großen Grube, von der du weder den Eingang noch den Ausgang sahest; nachdem du eine Weile darin umhergingst, fandest du ein großes Feuer, das hell aufflammte, ohne daß jedoch ein Rauch aufstieg; das Feuer kam dann auf dich zu und verzehrte dein linkes Bein wie ein Stück dürres Holz, und als es dann weiter herauf gegen das Herz stieg, erwachtest du. – Du hast wahr gesprochen, sagte Schadad, das war mein Traum, nun sage mir aber auch, was er bedeutet, Ifrach zog ein Buch aus der Tasche und las eine Weile darin; dann stieß er einen Schrei aus, daß das Schloß trotz der vielen Säulen, auf denen es ruhte, doch davon erbebte. Was hast du gesehen, fragte Schadad, vor Schrecken außer sich. Sage mir deine Gnade zu, versetzte Ifrach, und ich verhehle dir nichts. Als ihm Schadad hierauf das Gnadentuch überreichte, sagte er: In zehn Tagen wird der Tod dich und dein ganzes Volk hinwegraffen. – Am zehnten Tag, als Schadad über seine Truppen Musterung hielt, erhob sich ein heftiger Sturm, die ganze Erde bebte und verschlang den König Schadad mit seinem ganzen Heer, und sie waren nicht mehr als der gestrige Tag, der nie wiederkehrt. Sein schönes Schloß aber bewohnte nach ihm Deidabudj, ein sehr mächtiger, aber lasterhafter Genienfürst, welcher seinen Vater Jadjudj, König der bleiernen Stadt, ermordete. Er blieb aber nicht lange im ruhigen Besitz desselben, denn der Zauberer Busirian, welcher ein vertrauter Freund Jadjudjs war und dessen Tochter Unka leidenschaftlich liebte, sperrte ihn in eine kupferne Flasche, die er fest versiegelte; er wollte ihn sogar ins Meer werfen, aber Unka bat um Gnade für ihn. Deidabudj blieb viele Jahre in dieser Flasche, bis eines Tages sein Vetter Iblis zum Priester Djindar ging, welcher ein festes Schloß auf einer kleinen Insel des Ozeans bewohnte, und ihn um Beistand gegen Busirian anflehte. Djindar las eine Weile in seinem Zauberbuch, dann sagte er zu Iblis: Ich vermag nichts für deinen Vetter zu tun, so gern ich ihn auch befreien möchte; der einzige Mann auf der Welt, dessen Hilfe dir von Nutzen sein kann, ist Abul Adjaib, den ich in einigen Tagen hier erwarte, und mit deinem Anliegen bekannt machen will. Am dritten Morgen traf wirklich Abul Adjaib bei Djindar ein. Er hatte ein doppeltes Gesicht, ein menschliches vorn und ein Elefantengesicht hinten; war er guter Laune, so verschleierte er letzteres, zürnte er aber jemanden, so zeigte er nur sein Elefantengesicht, dessen Anblick Menschen und Genien mit Angst und Schrecken erfüllte. Sobald er hörte, was Deidabudj widerfahren, sagte er zu Iblis: Sei frohen Herzens; Busirian soll für seine Grausamkeit gegen deinen Vetter büßen. Er rief dann einen häßlichen geflügelten Geist herbei, und befahl ihm, Busirian gefangenzunehmen und die kupferne Flasche, welche in seinem Schloß stehe, zu öffnen. Soll ich auch eingesperrt werden? fragte der Geist mit zitternder Stimme; habe ich das um dich verdient? War ich je treulos gegen dich? Wie kann ich dem mächtigen Busirian beikommen? – Sei nur ohne Furcht, erwiderte Abul Adjaib, ich folge dir. Busirian hat seine geliebte Gattin verloren und trauert nun auf einem Berg, welcher Schadads Schloß gegenüber liegt; er ist so betrübt über den Tod Unkas, daß er nicht daran dachte, sein Zauberbuch mitzunehmen; auch seine schöne Tochter hat er im Schloß zurückgelassen, und diese Beute ist nicht minder wichtig, als die des Zauberbuches, ohne welches er nicht mehr als ein gewöhnlicher Mensch ist. Abul Adjaib ließ sich hierauf von dem beflügelten Geist nach dem Berg tragen, wo Busirian seine Gattin betrauerte, und nahm ihn gefangen; dann befreite er Deidabudj aus der Flasche und schenkte ihm das Schloß Schadads samt den Töchtern Busirians, welche darin waren. Dies geschah vor wenigen Monaten, setzte Misram hinzu, und was sich inzwischen zugetragen hat, ist mir unbekannt. Kaum hatte Misram diese letzten Worte gesprochen, da kam ein Geist in der Gestalt des Vogels Rock und überreichte Schilschanum einen Brief von dem Abendländer Mahmud, welcher folgendermaßen lautete: