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Tausend Und Eine Nacht

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Mein Vater befolgte Kandarins Rat, und als die Boten, welche er mit dieser ausweichenden Antwort zu Hindmar schickte, zurückkehrten und einen Brief von Hindmar brachten, in welchem er erklärte, daß er gern noch zwei Jahre warten wolle, sagte Kandarin zu meinem Vater: Ich rate dir, damit deine Tochter jedenfalls sicher vor den möglichen Nachstellungen Hindmars sei, sie mit mir auf mein Schloß, das im Kamillental liegt, zu schicken; auch habe ich eine kupferne Statue, mit einer Trompete in der Hand, verfertigt, welche in die Trompete stoßen wird, sobald Djaudar den Berg übersteigt, der zu meinem Schloß führt. Djaudar wird nämlich in meinem Schloß den Geist Misram suchen, und um ihn herbei zu beschwören, muß er ein kleines Türchen öffnen, das am Leib der kupfernen Statue sich befindet; er findet in dessen Leib ein kleines Kästchen, in welchem viele zerstreute Blätter liegen, auf welchen ein Alef steht; die lasse er liegen, bis er ein Blatt findet, auf dem gar nichts geschrieben ist; dieses werfe er ins Feuer, und sogleich wird ihm Misram erscheinen und ihm helfen, den Tyrannen Hindmar umbringen. Mein Vater übergab mich Kandarin mit dreihundert Jungfrauen, und ich lebe nun schon drei Monate hier und wartete immer, bis in die Trompete gestoßen werde, aber die Statue regte sich nicht bis zu deiner Ankunft. Darum, Djaudar, freute ich mich so sehr mit dir und sandte ich dir einen Teil meiner Jungfrauen entgegen. Das ist‘s, was ich dir mitzuteilen hatte; nur Gott ist allwissend.



»Als Daruma so gesprochen hatte, ergriff sie meine Hand und führte mich auf das Dach des Schlosses zur kupfernen Statue; ich nahm das Kästchen heraus und fand darin viele Blätter von Gazellenhaut, auf denen ein Alef stand, ein einziges war ganz weiß; ich warf es auf einige Kohlen, die mir Daruma reichte, da stieg ein Rauch gen Himmel aus dem Mund der Statue, der sich bald sammelte und die Gestalt eines furchtbaren Geistes annahm, mit einem Kopf wie eine Kiste, Augen in die Länge gespalten und Nasenlöcher, aus denen große Flammen hervorsprühten. Als er vor mir stand, rief er mit einer Stimme wie der Donner: Hier bin ich, mein Herr, die Hilfe ist nahe, die bestimmte Zeit ist gekommen, ich gehorche dem Besitzer des Zauberschwertes, an das ich gebannt bin.



Sieh einmal, sagte Daruma, was dein Schwert vermag; dieser schreckliche Geist zittert vor dir, wie ein Rohr beim Sturmwind. Misram wendete sich dann zu Daruma und fragte sie, ob ich wisse, was die übrigen Blätter in dem Kästchen bedeuten, und bat sie, mich davon in Kenntnis zu setzen. Da sagte sie. Wisse, Djaudar, Misram hat zwei Söhne, der eine heißt Mahik und der andere Lahik, die er so zärtlich liebt, daß er nicht lange leben würde, wenn er sie nicht von Zeit zu Zeit wiedersähe. Als er daher von Sintbest an dieses Schwert gebannt wurde, erbat er sich als Gnade, jeden Monat drei Tage bei seinen Söhnen zubringen zu dürfen. Sintbest gewährte ihm seine Bitte, verfertigte diese Blätter aus Gazellenhaut und gab ihm jeden Monat ein solches als Schutzbrief für die Reise; da aber du jetzt Herr des Zauberschwerts bist, so ist es deine Sache, ihm jeden Monat Urlaub auf drei Tage und ein solches Sicherheitsblatt zu geben, ohne welches er keinen Augenblick von mir weichen kann. Sie sagte dann zu Misram: Ich zweifle nicht, daß Djaudar nicht härter gegen dich sein wird, als Sintbest; hingegen solltest du auch, da Djaudar ein gewöhnlicher Mensch ist, der bisher noch gar keinen Umgang mit Geistern hatte, ihm zu Gefallen ein freundlicheres Äußeres annehmen, damit er sich heimlicher bei dir fühle. Misram verschwand einen Augenblick und kehrte wieder als ein schöner unbärtiger Jüngling mit freundlichen schwarzen Augen, rosigen Wangen, leuchtender Stirn, frischen Lippen wie Korallen und einem Hals so klar wie Kristall. Nun aber, Djaudar, sagte er, als ich ihn mit Staunen betrachtete, müssen wir weiter ziehen, wenn wir zu bestimmten Zeit bei Hindmar eintreffen wollen. Ich nahm Abschied von Daruma und folgte Misram zehn Tage lang, ohne die mindeste Müdigkeit zu empfinden, bis wir vor ein großes Zelt kamen, aus welchem wir eine klägliche Stimme hörten, welche rief: O barmherziger Gott, der du Hiobs Leiden ein Ende gesetzt, erbarme dich auch meiner! Ich öffnete schnell das Zelt und fand darin einen nackten Menschen auf den Boden gestreckt, seine ganze Haut war zerschlagen, so daß das Blut von allen Seiten herströmte, seine Hände und Füße waren mit starken eisernen Ketten zusammengebunden. Ich rief ihm zu: Friede sei mit dir, mein Herr! Er antwortete: Mit dir sei Gottes Friede, Segen und Barmherzigkeit. Wer bist du? – Ich bin ein Mensch. – Wer hat dich hierher gebracht? – Der Allmächtige, dem nichts zu schwer ist, und du, wer hat dich in diese peinliche Lage versetzt? – Zwei große, schwarze Sklaven, die mich jetzt schon zehn Tage lang auf jede Weise mißhandeln. – Und warum dies? – Weil ich meinen Glauben mit dem ihrigen nicht vertauschen will. – Zu welcher Zeit kommen sie gewöhnlich? – Ich erwarte sie leider wieder in dieser Stunde, darum fliehe schnell von hier, daß du nicht mein Los teilest, denn die beiden Sklaven haben Stricke bei sich, mit denen sie einen Elefanten töten könnten. – Fürchte nichts mehr; ich bin gewiß nur durch göttliche Fügung hierher gekommen, um dich zu befreien. Wie heißt du denn? – Mein Name ist Hatem aus der Stadt Baser; ich reiste mit meiner Braut, die mir entrissen wurde und von der ich gar nichts mehr weiß. —Beruhige dich nur, vertraue auf Gott und habe Geduld, denn Geduld ist der Schlüssel der Erlösung, Ich verließ dann das Zelt und verbarg mich hinter einem Baum in der Nähe und wartete, bis die Sklaven kamen. Als sie im Zelt waren, näherte ich mich der Tür des Zeltes, um Hatem in jedem Augenblick beistehen zu können, zog mein Schwert aus dein Beutel und setzte es zusammen.



Bald hörte ich, wie einer der Sklaven zu Hatem sagte: Habe doch Mitleid mit dir selbst, gib deinen Glauben auf und nimm den unseres Königs an, und ermahne deine Braut zum Gehorsam gegen unseren König, so hast du nur Gutes von uns zu erwarten; tust du dies aber nicht, so wirst du und deine Braut gepeinigt bis zu unserem großen Fest, dann werdet ihr beide unserem kristallenen Götzen geopfert. Hatem antwortete hierauf: Es gibt keinen wahren Glauben als den Mohammeds, den Sohn Abd Allahs; euer König mag mit mir verfahren, wie er will, ich werde bis zum letzten Atemzug bekennen: Es gibt nur einen einzigen Gott und Mohammed ist sein Prophet! Als die Sklaven dies hörten, stellten sie sich der eine zur Rechten und der andere zur Linken Hatems und hoben ihre Arme auf, bis man das Schwarze unter ihrer Achsel sah, aber im Augenblicke, wo sie Hatem schlagen wollten, stürzte ich in das Zelt und rief: Ihr verruchten Götzendiener, wehe euch! Lasset diesen Mann in Ruhe oder ich räche ihn. Die Sklaven drehten sich nach mir um, und als sie mich sahen, sagten sie lachend: Wer bist du? und hoben ihren Strick gegen mich auf, aber ich kam ihnen mit meinem Schwert zuvor, und kaum hatte ich sie mit demselben berührt, als ihre Köpfe vom Rumpf flogen. Ich entfesselte dann Hatem, der vor Freude und Erstaunen ganz außer sich war, und reichte ihm einige Speisen. Als er wieder gestärkt war, fragte ich ihn, wieso er hierher gekommen? Meine Geschichte ist wunderbar, antwortete er mir; wenn man sie mit einer Nadel in die Tiefe des Auges schriebe, so könnte sie jedem zur Warnung dienen. Wisse nämlich, in Baser, meiner Heimatstadt, regiert seit einem Jahr ein junger König, man nennt ihn den Perser Kink, der das ausschweifendste Leben auf der ganzen Welt führt. Die Weinkrüge weichen nicht von seinem Tisch, und weiß er ein schönes Mädchen oder sogar eine schöne Frau in der Stadt, so muß er sie haben, oder er läßt alle ihre Verwandten hängen. Die meisten Leute, welche schöne Töchter oder Frauen haben, verbergen sie daher, damit er nichts von ihnen höre. Da aber der König viele Spione unterhält, welche unter allerlei Vorwand ins Innere der Häuser dringen und auskundschaften, wo junge Frauen oder Mädchen sich aufhalten, so ist auch dieses Mittel nicht immer sicher. Eines Nachts, als ein Mädchen aus einem Nachbarhaus gewaltsam zum König geschleppt wurde, fing ich auch an, für meines Bruders Tochter, welche ich bei mir verborgen hatte, und mit der ich schon seit einigen Monaten verlobt war, zu fürchten und faßte daher den Entschluß, mit ihr zu entfliehen. Meine Braut, die mich leidenschaftlich liebt, war mit mir einverstanden, und gleich in der folgenden Nacht verließen wir die Stadt Baser, dachten weiter an nichts, als der Tyrannei unseres Königs zu entgehen, und wußten nicht, wohin wir uns wenden, noch welchen Weg wir einschlagen sollten.



Zehn Tage lang reisten ich und meine Braut aufs Geratewohl umher, da kamen wir in einer großen Wüste vor eine hohe marmorne Säule, an welcher eine stählerne Tafel hing mit der Inschrift: Wanderer, der du hierher kommst, wende dich nicht rechts, sonst gehst du zugrunde, auch nicht links, sonst ist dir der Tod gewiß, sondern gehe gerade vor dich hin, mitten durch das Tal, so wirst du gerettet. Ich sagte zu meiner Braut: Sieh einmal, was gute Leute für Reisende tun. Wir schlugen dann das bezeichnete Tal ein und gelangten bald in eine Ebene, welche ein klarer Bach durchströmte und auf der die herrlichsten Obstbäume prangten, auf deren Zweigen muntere Vögel den Schöpfer priesen. Jetzt sind wir aus aller Not, sagte ich zu meiner Braut, laß uns hier ausruhen. Ich stieg von meinem Kamel herunter und hob auch meine Braut aus ihrer Sänfte; die Kamele weideten auf der grünen Wiese vor uns, während wir einiges Obst pflückten und Wasser aus dem Bach tranken. Wir befanden uns hier sehr behaglich, nachdem wir zehn Tage mit sehr spärlichen Lebensmitteln in unwirtbaren Gegenden umhergeirrt waren. Auch überfiel uns der Schlaf, sobald wir unseren Hunger und Durst gestillt und uns auf unseren Teppich gelegt hatten. (Gepriesen sei der Herr, der nie schläft!) Als wir aber erwachten, befanden wir uns vor einem König, der noch von den Amalekiten herzustammen schien, denn er war über dreißig Schuh hoch. Neben ihm standen viele Offiziere, er selbst saß auf einem Throne, an welchem vier Löwen mit goldenen und silbernen Ketten angebunden waren. Wisset ihr, wer ich bin? fragte er uns, als wir die Augen öffneten. Nein, mein Herr, wir kennen dich nicht, antworteten wir. So wisset, versetzte er, ich bin der König Mudsil und habe schon manchen König meinem kristallenen Götzen unterworfen; wer ihm huldigt, erhält von mir, was er wünscht, wer ihm aber seine Huldigung versagt, wird vernichtet. Darum befehle ich auch euch, jetzt meinen Götzen anzubeten; tut ihr es, so verleihe ich dir, sagte er, zu mir gewendet, ein ehrenvolles Amt und nehme das Mädchen, das bei dir ist, in mein Schloß, wo nicht, so werdet ihr eueren Ungehorsam schwer büßen. – Ich werde mich nie deinem Willen fügen, rief ich voller Entrüstung, wie soll ich mich vor einem Götzen verbeugen, der weder nützen noch schaden kann? Ich werde nur den anbeten, der mich geschaffen, der mir Augen zum Sehen, Füße zum Gehen und Ohren zum Hören gegeben hat. Es gibt nur einen einzigen Gott, der den Tag und die Nacht geschaffen, die Sonne und den Mond, dem nichts auf Erden oder im Himmel verborgen ist; darum rate ich auch dir, den Götzendienst aufzugeben und den einzigen Gott anzubeten, dann wirst du von der Hölle befreit und kannst einst das Paradies, das mit Huri und schönen Knaben gefüllt ist, bewohnen. Mudsil sprang zornig auf, als er dies hörte, und sagte: Vor einem Mann, wie ich bin, wagst du es, so zu lästern. Er rief dann einen seiner Diener und befahl ihm, einen der vier Löwen zu schlachten und ihn ihm zu bringen. Der Sklave schlachtete den Löwen und als er ihm die Haut abgezogen hatte, machte er einen Braten daraus und reichte ihn dem König, welcher ihn in einem Augenblick verschlang. Dann ließ er das Zelt aufschlagen, in welchem wir uns eben befinden, und befahl den beiden Sklaven, die du getötet, mich zu foltern, bis ich meinen Glauben abschwöre; was aber aus meiner Braut geworden, weiß ich nicht. Das ist alles, was ich zu erzählen weiß, – Verzage nicht, rief ich ihm zu, derjenige, der mich zu dir gesandt, ist auch mächtig genug, deine Braut zu befreien. Ich rief dann Misram und befahl ihm, mich zu Mudsil zu führen und die Braut Hatems zu befreien. Folge mir, sagte Misram; Mudsil hält sich jetzt im Leopardenschloß auf, das drei Tage weit von hier liegt. Ich machte mich mit Hatem und Misram auf und lief wieder drei Tag lang über Berge und Täler, ohne müde zu werden. Am dritten Tage sagte uns Misram: Bleibt hier sitzen, bis ich wiederkehre. Ich unterhielt mich unter einem Baum mehrere Stunden lang mit Hatem; auf einmal sahen wir in der Ferne einen dicken Staub aufsteigen, dann kamen fünfhundert Reiter auf arabischen Pferden zum Vorschein, mit indischen Lanzen in der Hand und davidischen Panzern auf der Brust. Als sie in unserer Nähe waren, trat ein Reiter von riesenhafter Gestalt aus ihrer Mitte, der ganz in Eisen gehüllt war. Hatem schrie: Wehe uns, das ist gewiß Mudsil; wenn der mich sieht, so bringt er uns beide um. Ich nahm schnell die Klinge aus dem Beutel und setzte sie zusammen; da rief mir aber der Reiter mit einer donnernden Stimme zu: Stecke dein Schwert ein, mein Herr Djaudar, ich bin Misram und komme mit meiner Schar, um für Turaja, die Braut Hatems, gegen Mudsil zu kämpfen; wir sind hier ganz in der Nähe seines Schlosses, bleibe du nur noch hier, bis ich dich rufe. Er kehrte dann zu seinen Kriegern zurück, ließ in die Trompete stoßen und die Fahnen entfalten und ritt gegen das Schloß. Als Mudsil Kriegslärmen vor seinem Schloß hörte, schickte er seinen Vezier heraus zu Misram, um ihn zu fragen, was er wolle und wer er sei? Misram sagte dem Vezier: Geh zu deinem Herrn und sage ihm: Misram, der Sohn Akus, fordert Turaja von ihm, und wenn er sie nicht gleich herausgibt, so wird er seinen Kopf von ihm fordern und seinen kristallenen Götzen in tausend Stücke zerschlagen.

 



Als der Vezier mit dieser Antwort zu Mudsil zurückkehrte, schäumte dieser vor Wut und fluchte und lästerte; dann rief er alle seine Leute zusammen und teilte ihnen mit, was er vom Vezier gehört, und forderte sie auf, mit ihm gegen diesen kühnen Misram zu ziehen. Sobald aber Mudsil mit seinen Kriegern aus dem Schloß kam und zu einem allgemeinen Angriff sich vorbereitete, rief Misram: Wer nimmt meine Herausforderung an? Wer hat Lust, sich mit mir zu messen? Wer mich kennt, dem brauche ich nichts zu sagen, wer mich aber nicht kennt, der wisse, ich bin Misram, der Sohn Akus, der weder vor Schwarzen noch vor Weißen, weder vor Menschen noch vor Genien sich fürchtet. Auf diese Herausforderung trat ein Krieger aus Mudsils Reihen, der so groß war, wie der höchste Dattelbaum, und eine dicke eiserne Stange auf der Schulter trug, stellte sich Misram gegenüber und sagte ihm: Wie wagst du es, einen König mit solcher Geringschätzung zu behandeln? Er drang dann auf ihn ein und schlug ihn mit seiner Stange, sie fügte ihm aber nicht mehr Leid zu, als wenn ein Zephyr ihn anwehte. Indessen glaubten alle Zuschauer, Misram werde unterliegen, als ein einziger Feuerhauch aus seinem Mund seinen Gegner leblos zu Boden streckte. Als Mudsil dies sah, wendete er sich zu seinen Leuten und sagte ihnen: Wer will den gefallenen Krieger rächen! Sogleich trat ein zweiter Ritter aus ihrer Mitte und drang auf Misram ein. Aber kaum war er auf der Rennbahn, als Misram mit ihm wie mit seinem Vorgänger verfuhr. Diesem folgten noch achtzehn andere, welche ebenso von Misram in Asche verwandelt wurden. Mudsil schlug sich vor Ärger mit solcher Heftigkeit ins Gesicht, daß ihm fast die Augen heraussprangen, dann wendete er sich zu einem schwarzen Sklaven, der es schon oft mit tausend Reitern aufgenommen hatte, und forderte ihn auf, gegen Misram zu kämpfen, die Schmach, welche seine Brüder erlitten, zu tilgen, und ihrem Götzen Genugtuung zu verschaffen. Djamus (Büffel), so hieß nämlich dieser schwarze Sklave, sagte zu Mudsil: Es ist wohl Zeit, daß ich aufhöre, als bloßer Zuschauer hier zu stehen – aber ich will deinen Rachedurst kühlen und dir Misram lebendig überliefern, daß du ihn deinem Gott zum Opfer bringen kannst. Er drang hierauf auf Misram ein und hob eine Stange gegen ihn auf, die einen Elefanten zertrümmert hätte. Aber Misram wich nicht von der Stelle, sondern hauchte bloß Djamus‘ rechten Arm an und er fiel sogleich zu Boden. Djamus ergriff sein Schwert mit der linken Hand und stürzte abermals auf Misram los; aber dieser hauchte auch den linken Arm an, und auch er fiel zu Boden, Jetzt entfloh Djamus, und Mudsils Truppen, welche diesem Kampf zugesehen hatten, riefen insgesamt: Gegen einen Helden wie Misram können wir nicht länger kämpfen. Da sagte Mudsil: Wenn es niemand mehr wagt, sich mit Misram zu messen, so will ich es versuchen, doch will ich zuvor meinen Götzen befragen. Während er aber vor seinem Götzen auf den Knieen lag und ihn um Hilfe anflehte, ließ ihn Misram von zwei Geistern ergreifen und unter den Baum bringen, wo ich mit Hatem saß. Was hältst du von der Macht deines Götzen? fragte ihn Misram lachend. Ich glaube, er zürnt mir, antwortete Mudsil. Misram sagte dann zu Hatem: Hier ist dein Feind, verfahre mit ihm, wie es dir gut dünkt. – Gestehest du mir die Wahrheit, redete ihn Hatem an, so soll dir alles verziehen werden; lügst du aber, so bist du des Todes, Was ist aus meiner Braut Turaja geworden? – Sie ist geehrt und geliebt in meinem Schloß, aber sie seufzt fortwährend nach dir und weint unaufhörlich. – So laß sie hierher kommen, versetzte Hatem, daß wir uns von der Wahrheit deiner Worte überzeugen. Mudsil wollte aufstehen und in sein Schloß gehen, aber Misram sagte: Du weichst nicht von hier, bis du bekennst, daß dein Götze ein lebloses Ding ist, das weder nützen noch schaden kann, und daß es nur einen einzigen Gott gibt. Als Mudsil dies hörte, rief er: O du mein kristallener Gott, jetzt ist es Zeit, deine Macht zu zeigen, bedenke, daß ich dich schon fünfzig Jahre anbete und dir jedes Jahr ein großes Fest feiere, an dem ich dir Fürsten und Könige opfere, errette mich nun in diesem Augenblick der Gefahr! Aber schon hatte Misram einen Geist abgesandt, der, noch ehe Mudsil sein Gebet vollendet hatte, den Götzen herbeibrachte, den Kopf gegen die Erde und die Füße in die Höhe gestreckt. Misram schlug ihn zusammen und fragte nochmals Mudsil: Was hältst du jetzt von deinem Götzen? – Ich sehe ein, antwortete Mudsil, daß er weder mir noch sich selbst helfen kann, darum bitte ich euch, lehret mich einen besseren Glauben. – So bekenne, wiederholte Misram, daß es nur einen Gott gibt und daß Mohammed sein Gesandter ist. Nachdem Mudsil dieses Glaubensbekenntnis zu unserer großen Freude abgelegt hatte, gingen wir mit ihm ins Schloß. Er ließ alle seine Leute zusammenkommen und erzählte ihnen, was zwischen ihm und Misram vorgefallen, worauf sie alle Muselmänner wurden. Er ließ dann Turaja rufen, und sie fiel vor Freude in Ohnmacht, als sie Hatem wieder sah. Wir blieben dann noch drei Tage bei Mudsil und lehrten ihn das Gebet, die Reinigung, das Fasten, und beschrieben ihm die Hölle, das Paradies und die übrigen Glaubensartikel des Islamismus.



»Er ließ uns königlich bewirten und wollte uns sehr kostbare Geschenke machen, ich dankte ihm aber und sagte: Tu für Hatem, was du im Sinne hattest, für mich zu tun. Mudsil fragte dann Hatem, wohin er sich wenden wolle, und ob er nicht etwa wünsche, bei ihm zu bleiben? Schenke mir das Zelt, antwortete Hatem, welches in dem freundlichen Tal aufgeschlagen worden ist, wo ich so viel gelitten habe, mit einigen dabei liegenden Gütern, ich werde darin glücklich sein mit Turaja.



Mudsil sprach hierauf zu Hatem: Das sollst du haben, und dazu ein jährliches Gehalt, das nicht nur für deine Bedürfnisse hinreicht, sondern dir auch gestattet, alle Reisenden, welche in diese Gegend kommen, zu bewirten; das bin ich dem einzigen Gott, zu dem ich mich bekehrt habe, schuldig für die vielen Mißhandlungen, welche die Reisenden, die sich durch die Tafel an der marmornen Säule dahin locken ließen, von mir zu dulden hatten. Der König Mudsil begleitete hierauf selbst Hatem und Turaja bis an ihr Zelt und ließ eine Abteilung Truppen zu ihrer Sicherheit in der Nähe lagern. Misram und ich aber, wir nahmen Abschied von ihnen und reisten wieder zehn Tage durch Wüsten und Einöden, wo kein grünes Blättchen, noch ein lebendes Wesen zu sehen war. Am elften Tag, als wir in ein fruchtbares Tal kamen, bat mich Misram um einen dreitägigen Urlaub. Ich reichte ihm eines jener Pergamentblätter, und er flog davon. Als ich aber meinen Hunger an den Früchten dieses Tales stillen wollte, fand ich sie so bitter, daß ich sie nicht genießen konnte; ich mußte daher an meinem Vorrat zehren, der so klein war, daß mir schon am zweiten Tag nichts mehr übrig blieb. Am dritten Tag plagte mich der Hunger so sehr, daß ich mich aufmachte, um entweder Nahrungsmittel oder eine bewohnte Stelle zu finden. Da erblickte ich am Ausgang des Tales auf einem Hügel ein großes steinernes Kloster mit einem schönen nußbaumenen Tor. Ich ging darauf zu und fand am Tor folgende Inschrift: Wanderer, den das Geschick hierher führt, bist du hungrig, so speisen wir dich, bist du nackt, so kleiden wir dich, bist du verirrt, so führen wir dich auf den rechten Weg, besuche uns nur, wir werden uns als Gäste und dich als den Hausherrn ansehen. Als ich diese Verse gelesen hatte, dachte ich: Was ist mir in diesem Augenblick wünschenswerter, als ein gastfreundliches Kloster, ich gehe hinein und stille meinen Hunger, inzwischen wird Misram wiederkehren. Kaum hatte ich angeklopft, da rief eine Stimme von innen: Wer ist da? Ich antwortete: Ein armer, hungriger Reisender. – So sei uns willkommen! versetzte die Stimme, und sogleich wurde das Tor geöffnet. Ein schwarzer Sklave trat mir entgegen, führte mich in einen freundlichen Saal und hieß mich auf einen schönen Divan sitzen. Er verließ mich dann einen Augenblick und kehrte wieder mit einer goldenen Schüssel, welche mit Fleisch und Gemüse gefüllt war, die im Fett schwammen, stellte sie mit zitternder Hand vor mir hin und entfernte sich wieder. Da ich fast vor Hunger starb, streckte ich meine Hand danach aus und sagte: Im Namen Gottes, des Allbarmherzigen. Als ich aber einen Bissen in den Mund stecken wollte, hörte ich eine Stimme mir zurufen: Iß nicht! Ich legte den Bissen nieder, drehte mich nach allen Seiten um, sah aber niemanden. Da streckte ich wieder die Hand nach der Schüssel aus und griff nach einem Stückchen Fleisch, als ich es aber an den Lippen hatte, rief dieselbe Stimme wieder: Iß nicht! Ich sah mich wieder rechts und links um und erblickte wieder niemanden. Als ich aber zum drittenmal essen wollte und auch dieses Mal dieselbe Warnung vernahm, ohne jemanden zu sehen, sagte ich: Wer du auch seist, der du mit mir sprichst ohne dich mir zu zeigen, sage mir, warum ich nicht essen soll, da mich doch der Hunger bald umbringt?

 



»Hierauf antwortete die Stimme: Blicke einmal nach deiner Rechten! Ich drehte mich um, und siehe da, Misram stand neben mir und sagte: Mein Herr Djaudar, hättest du einen einzigen Bissen von diesem Fleisch gegessen, du würdest jetzt wie heißes Blei zusammenschmelzen, dein Schwert wäre dir entrissen worden, ich müßte mein ganzes Leben durch ruchlosen Leuten dienen und Mahmud müßte vor Verzweiflung sterben, Gelobt sei Gott, der mich noch zur rechten Stunde hierhergesandt hat. Wisse, Djaudar, dieses Kloster gehört einer Alten, welche das Feuer anbetet, die Inschrift auf dem Tor soll ihr Reisende herbeilocken, die sie alle ihrem Vetter Hindmar zuführt, der sie dann brät und wie gebackene Hühner frißt. Doch das Nähere will ich dir erzählen, wenn du den schwarzen Sklaven umgebracht hast, der jetzt auf der Terrasse des Schlosses sitzt. Geh nur hinauf, er wird einen lauten Schrei ausstoßen, wenn er dich hört, berühre ihn nur mit deinem Schwert, und er wird ein Haufen Asche werden; wenn dann morgen die Alte mit ihrem Vetter Hindmar zurückkommt, in der Hoffnung, neue Beute für ihn zu finden, so verfahre mit ihr ebenso, dann ziehen wir zusammen gegen Hindmar, das Verderben der Muselmänner. Als ich nach Misrams Befehl den schwarzen Sklaven getötet hatte und wieder zu ihm herunter kam, sagte er mir: Komm, wir wollen uns in einem Kabinett verbergen, damit die Alte nicht davonlaufe, sobald sie uns sieht, und noch ferner Unheil stiftet in der Welt. Ich folgte Misram in ein Kabinett, das dicht an der Tür des Saales war, und wir blieben bis zum folgenden Tag darin. Da hörten wir auf einmal ein Getöse im Kloster, als wenn es donnerte, und siehe da, ein altes Weib trat in den Saal und setzte sich auf den im oberen Teil desselben angebrachten Divan. Sie hatte einen Kopf wie ein Büffel, dazu aber kleine Augen wie Oliven, einen Hals hatte sie, so gelb wie abgefallene Blätter, einen Mund wie eine Trompete, eine Brust wie eine Kiste, einen Leib wie ein Esel, Zähne hatte sie wie ein Elefant und eine Zunge, die bis über die Brust herabhing, Das ist die alte Djachka, sagte mir Misram, Hindmars ruchlose Base. Als ich dies hörte, zog ich mein Schwert, sprang aus dem Kabinett und teilte sie entzwei. Da stieg ein Rauch gen Himmel, der sich dann sammelte und zu einem Haufen Asche wurde. Misram jubelte vor Freude wie ein Frauenzimmer, als er die Alte in einen Haufen Asche verwandelt sah, und sagte: Es wird alles gelingen, Djaudar, bald wird Hindmar das Los seiner Base teilen, und wir sind dann nicht mehr fern vom Ziel. Misram sammelte dann alles Silber, Gold und alle Edelsteine, welche in großer Masse im Kloster aufgehäuft waren, belud damit zehn Geister und sagte ihnen: Gehet nach Ägypten zur Adlersschlucht, dort findet ihr den Abendländer Mahmud, der euch erwartet, küsset ihm seine Hände und Füße, bringet ihm diese Kostbarkeiten und saget ihm, es gehe alles gut, wir hoffen bald wieder bei ihm zu sein. Nach einigen Stunden waren die Geister schon wieder zurück und brachten uns Grüße von Mahmud und versicherten uns, er habe schon durch sein Buch den Tod der Alten gewußt, und nun bete er fortwährend, daß auch unser Unternehmen gegen Hindmar gelinge. Daran zweifle ich jetzt noch weniger als früher, sagte Misram, denn auf meiner letzten Reise habe ich Schilschanum, den Sohn Djaldjamuks, vertrauten Priester Hindmars, für unsere Sache zu gewinnen gewußt. Djaldjamuk, von dem man eigentlich nicht recht weiß, ob er ein Jude, Christ oder Muselmann ist, wußte durch seine Geschicklichkeit in der Arzneikunst sich bei Hindmar sehr beliebt zu machen. Hindmar war nämlich einmal so krank, daß seine besten Ärzte ihn für unrettbar erklärten, und es nicht der Mühe wert hielten, ihm Arzneimittel zu geben. Als Djaldjamuk dies hörte, ließ er sich zum König führen, und kaum hatte er den Puls gefühlt, so sagte er: Mein König, du hast eine innere Krankheit, für die es nur ein Heilmittel gibt, und zwar, Menschenfleisch essen und Menschenblut trinken.



Sobald Djaldjamuk dies gesagt hatte, rief Hindmar einen seiner ihm untergeordneten Geister und befahl ihm, einen Menschen herbeizuschaffen. Der Geist flog wie ein Blitz in ein von Menschen bewohntes Land, raubte einen fetten Mann und brachte ihn vor Hindmar. Djaldjamuk untersuchte ihn und sagte: Der ist recht, hänge ihn nun an den Füßen auf und lasse ihn drei Tage mit dem Kopf gegen die Erde gerichtet hängen, am vierten Tag schneide ihm den Kopf ab, fange das Blut in eine goldene Schüssel und trinke es ganz warm, du wirst bald darauf einschlafen; inzwischen kann man das Fleisch des Geschlachteten braten, das ißt du beim Erwachen, und du wirst wieder so gesund sein, wie früher. Da Hindmar auf diese Weise sehr bald wieder seine frühere Gesundheit erlangt hatte, beschenkte er Djaldjamuk königlich u