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Tausend Und Eine Nacht

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Die Genien, welche der Wein in gute Laune gebracht hatte, glaubten Duhas Worten, nahmen ihr sogleich den Strick vom Hals und ließen auch sie am folgenden Morgen mit in den Wald kommen. Als sie in der Nähe der Statue sich niederließen, sagte Sader: »Was mag wohl der arme Mensch begangen haben, daß ihn die Königin Schuhba in einen Stein verwandelt, der durch keine Bewegung sich weder vor Kälte noch vor Hitze schützen kann, und dazu noch wie ein Mensch fühlt und denkt und hungert und dürstet?«

»Ich kenne sein Verbrechen nicht«, antwortete der Wächter, »aber gewiß hat er sich schwer gegen die Königin verfehlt; vielleicht liebte er sie und erkühnte sich, ihr seine Gefühle zu erklären.« – »Das glaube ich nimmermehr«, versetzte Duha, »denn Ali liebt die Königin Turaja und hat um ihretwillen sich schon der größten Lebensgefahr ausgesetzt; mir ist wahrscheinlicher, daß die Königin Schuhba ihm zugeneigt war, denn Ali ist der schönste Mann, den Gott geschaffen, und daß, weil er ihre Neigung nicht erwiderte, sie sich in Haß verwandelte; auch scheint sie noch immer zu hoffen, er werde ihren Wünschen nachgeben, sonst hätte sie ihn gleich getötet.« Als der Wächter, der selbst Schuhba leidenschaftlich liebte, dies hörte, sagte er: »Wenn dem so ist, so mag Schuhba ihn selbst bewachen«, und flog mit dem anderen Genius davon. Sader ging sogleich auf die Statue zu, nahm sie auf den Rücken und wollte sie zu Turaja tragen, damit sie den Zauber löse; aber Duha trat ihm in den Weg und sagte: »Das geht nicht, ich muß ihn seiner Mutter Farha bringen; bedenke, daß Ali nur durch meine List gerettet worden, und daß die Sehnsucht einer unglücklichen Mutter nach ihrem Sohn eher Mitleid verdient, als die einer Geliebten.« – »Ich glaube, du hast den Verstand verloren«, erwiderte Sader; »meinst du, ich streife schon so lange in allen Ländern umher, um endlich, nachdem ich Ali gefunden, ihn dir zu überlassen? Komm mit mir zu Turaja, dann wollen wir alle zusammen seine Mutter Farha besuchen.«

Als Duha einsah, daß Sader nicht nachgeben würde, fiel sie so schnell wie der Blitz über ihn her, schlug ihm einen Flügel ins Auge, daß er umstürzte, und sagte: »Wehe dir, du Hundsgeist, ich will dir zeigen, wie unklug es ist, einer weiblichen Djinn zu widersprechen.« Sie riß ihm dann die Statue aus der Hand und wollte damit zu Farha fliegen, als Turaja erschien und ihr zurief: »Halte ein, oder du bist des Todes!« Duha drehte sich um, und als sie die Königin Turaja vor sich sah, rief sie: »Gnade, großmütige Königin! Bei dem Siegel Salomos! Ich wollte deinem Geliebten nichts zuleide tun, ich wollte ihn nur, meinem Eide gemäß, seiner Mutter Farha bringen; dann verzeihe mir und bedenke, daß ich als eine treue Dienerin und Freundin der Königin Farha nicht anders handeln konnte.« – »Du hast deine Pflicht getan«, erwiderte Turaja; »doch gib jetzt Sader die Statue, daß er sie an einen Ort trage, wo uns niemand überrascht; und dir steht es frei, der Königin Farha sogleich Nachricht von ihrem Sohn zu geben und sie einzuladen, mich zu besuchen, oder mir zu folgen und bei mir zu bleiben, bis ich Ali seine frühere Gestalt wiedergegeben.« – »Ich schicke sogleich meiner Gebieterin einen Boten; ich weiche aber nicht von hier, mächtige Königin«, erwiderte Duha, »bis ich den Sohn meiner Gebieterin wieder beim Leben sehe.« Sie ging dann mit Turaja in eine Höhle, wohin Sader schon mit der Statue vorangeeilt war. Turaja fuhr der Statue mit der Hand über das Gesicht und nahm ein wenig Erde herunter, die noch darauf klebte, beschwor heilige Namen darüber und streute die Erde auf den Boden. Sogleich sproßte ein grünes Kraut aus dem Boden mit roter Blüte. Turaja pflückte diese Blüte und preßte einen öligen Saft heraus, mit dem sie die Statue bestrich. Dann sagte sie: »Bei den heiligen Namen, durch deren Kraft dieses wunderbare Kraut hervorsproß, kehre wieder zu deiner früheren menschlichen Gestalt zurück!«

Kaum hatte Turaja diese Worte vollendet – so fuhr Ali in seiner Erzählung fort – als meine Zunge sich zu regen anfing und ich rief: »Es gibt keinen Gott, als einen einzigen, und Mohammed ist sein Gesandter; er ist allmächtig, und durch seinen Willen werden die Toten wieder belebt!« Als Turaja mich wieder sprechen hörte, und in meiner früheren Gestalt wieder sah, küßte und umarmte sie mich und befahl Sader, mich in ihre Wohnung zu tragen, wohin sie und Duha mir folgten. Wir brachten den Abend zusammen unter den traulichsten Gesprächen und gegenseitiger Mitteilung unserer Abenteuer zu; gegen Mitternacht zogen sich Sader und Duha zurück, und ich blieb allein bei Turaja, deren Küsse noch süßer waren, als die unserer Hochzeitsnacht. Nach den herzlichsten Umarmungen schliefen wir ein, und siehe da! Als ich des Morgens erwachte und meine Augen öffnete, befand ich mich zwischen Himmel und Erde auf den Schultern einer fliegenden Djinn, Da sagte ich den Spruch, dessen sich niemand zu schämen braucht: »Es gibt keinen Schutz und keine Hilfe, außer bei Gott, dem Erhabenen!« Dann sagte ich zu der mich tragenden Djinn: »Wer bist du und wo willst du mich hinbringen?« Sie antwortete: »Fürchte dich nicht, ich bin Duha, die Freundin deiner Mutter Farha, zu der ich dich trage; ich bin der Königin Turaja nur aus List gefolgt, um dich im ersten günstigen Augenblick ihr wieder zu rauben, denn deine Mutter sehnt sich gar zu sehr nach dir; sobald wir bei ihr in Sicherheit sind, schicken wir Turaja einen Boten und lassen sie zu uns kommen.« Als ich Duha wieder erkannte, beruhigte ich mich und ließ mich ohne Widerstreben von ihr weitertragen. Schon freute ich mich, meine Mutter bald wiederzusehen, und hoffte, nun bald am Ziel meiner Leiden zu sein, als auf einmal in der Nähe der Löweninsel, an welcher wir vorüberfliegen mußten, eine unzählbare Schar fliegender Genien mit dem König Djahak an ihrer Spitze, sich um uns herlagerte und uns so eng umschloß, wie ein Siegelring den Finger. »Wir sind verloren!« rief Duha: »Hier ist der Mann, der um mich geworben hat und vor dem ich mich zu deiner Mutter flüchtete: Wir sind allein und hilflos und können ihm nicht mehr entfliehen. Gott erbarme sich unser und deiner Mutter!« Kaum hatte sie diese Worte gesprochen, als ein paar Genien, so groß wie der höchste Berg, sich auf sie stürzten und ihr mit schweren Ketten die Hände auf den Rücken banden. Dann faßten sie mich und fragten mich: »Wer bist du?« – »Ich bin Ali, der Sohn Farhas«, antwortete ich. »Bist du es also«, versetzten sie, »um dessentwillen so viele Länder verwüstet, so viele Könige! entthront und so viele Genien getötet wurden. Bei dem Siegel Salomos! Du sollst für das Unheil, das du gestiftet, schwer büßen!« Schon wollte ein Genius vom Berg Kaf, auf den Wink des Königs Djahak, Duhas und meinem Leben ein Ende machen, als sich auf einmal ein furchtbares Kriegsgetöse vernehmen ließ. Die zwei Adjutanten des Königs Djahak sprengten heran und riefen dem König zu. »Entfliehe, so schnell du kannst, sonst bist du verloren; schon sind deine besten Truppen teils getötet, teils gefangen worden, denn die Königin Farha überfiel sie unerwartet, wie ein Blitz vom Himmel, um ihren Sohn zu befreien.« Aber noch ehe Djahak einen Entschluß gefaßt hatte, stand schon meine Mutter mit einigen unüberwindlichen Genienhäuptern vor mir; Djahak wurde mit den Ketten, welche Duha abgenommen wurden, gefesselt und in seine Hauptstadt geführt, wohin meine Mutter auf ihren eigenen Armen auch mich trug.

Meine Rettung durch meine Mutter war wunderbar. Sie hatte nämlich, sobald der Bote, welchen Duha von der Vollkommenheitsinsel abgesandt hatte, ihr die Nachricht von meinem Aufenthalt bei Turaja brachte, aus Furcht, letztere möchte mich so streng bewachen, daß Duha kein Mittel, mich zu entführen, finden könnte, ohne ihren Vater davon zu benachrichtigen, sich mit einigen tausend Genien auf den Weg nach der Vollkommenheitsinsel gemacht, und war gerade auch in der Nähe der Löweninsel, als Djahak mit den Seinigen Duha und mich angriff. In Djahaks Residenz angelangt, setzte sich meine Mutter auf dessen Thron, hieß mich neben ihr Platz nehmen und bat mich, ihr zu erzählen, was mir seit meiner Flucht aus der Heimat widerfahren. Noch hatte ich meine Erzählung nicht vollendet, als Duha hereintrat und die Ankunft der Königin Turaja mit vielen Genien meldete. Turaja hatte nämlich, als sie des Morgens erwachte und mich nicht mehr fand, zuerst an eine List von ihrer Schwester Schuhba gedacht; als aber auch Duha nirgends zu finden war, zweifelte sie nicht, daß diese mich in der Nacht geraubt und zu meiner Mutter getragen. Da ihr ohnehin der Aufenthalt bei ihrer Schwester verhaßt war, versammelte sie daher ihre Getreuen, die sie zu ihrer Schwester begleitet hatten, und forderte sie auf, mit ihr nach der Diamanteninsel zu fliegen. Als sie aber an der Löweninsel vorüberkam, sah sie aus der Ferne dem Kampf zwischen den Truppen der Königin Farha und des Königs Djahak zu, hielt still, bis einer von des letzteren Genien auf seiner Flucht in ihre Nähe kam, und fragte ihn, was dieser Krieg bedeute. Als sie hörte, daß die Königin Farha mich und Duha aus den Händen Djahaks befreite, flog sie uns nach und ließ sich bei meiner Mutter in Djahaks Schloß melden. »Gehe du ihr entgegen«, sagte mir meine Mutter, »und heiße sie willkommen.« Ich stürzte zur Tür hinaus, umarmte sie und stellte sie meiner Mutter als meine Gattin vor. Unsere allseitige Freude war so groß, daß wir alle Gott für diese wunderbare Vereinigung dankten, und Duha für die uns geleisteten Dienste den Thron und das Reich Djahaks schenkten.

Wir blieben nun den ganzen Tag beisammen; gegen Abend aber sehnte ich mich danach, mit meiner Geliebten allein zu sein; ich forderte sie daher zu einem Spaziergang vor die Stadt auf und ließ meine Mutter bei Duha. Ich war so selig bei Turaja, daß ich mich mit ihr immer weiter in die Gärten vertiefte, welche die Stadt umgeben, und der Mond hatte schon längst die Stelle der Sonne am Himmel eingenommen, ehe wir an eine Rückkehr dachten. Erst als die finstere Nacht uns umhüllte, wollte ich wieder den Weg in die Stadt einschlagen, verirrte mich aber und entfernte mich immer weiter von derselben, bis ich an ein schönes, ganz menschenleeres Zelt kam. Da sagte ich zu Turaja: »Laß uns lieber in diesem Zelt übernachten, als die ganze Nacht im Freien zubringen, denn in dieser Dunkelheit finden wir doch den Weg zur Stadt nicht zurück.« Turaja stimmte mir bei, und wir traten in das Zelt, in welchem alle Bequemlichkeiten des Lebens aufgehäuft waren: Herrliche Divane und Teppiche, reicher Vorrat an Speisen und Getränken, wohlriechende Wachslichter und was sonst hohe Reisende mitzunehmen pflegen. Aber kaum hatten wir uns niedergelassen, als zwei Männer mit vier fliegenden Genien hereintraten; es waren Djahaks Brüder, welche bei dessen Niederlage die Stadt verlassen und ihr Zelt hier aufgeschlagen hatten, um am folgenden Tag weiterzufliehen. Sobald sie uns sahen und erkannten, fiel der eine über mich und der andere über Turaja her, und riefen: »Jetzt können wir unseren Bruder rächen!« Der eine übergab mich dann einem der vier Genien und sagte ihm: »Trage diesen verderbenbringenden Menschen hinter den Berg Kaf, daß ihn dort Gottes Fluch treffe!«

 

Der Genius nahm mich auf den Rücken und flog mit mir so hoch hinauf, daß ich den kleinsten Stern so groß wie den höchsten Berg sah, und ich hörte, wie die Engel Gott priesen. Da rief ich: »Es gibt nur einen einzigen Gott, und Mohammed ist sein Prophet!« Kaum hatte ich diese Worte vollendet, so traf ein feuriger Pfeil den Genius, der mich trug, und verwandelte ihn in Asche; ich aber schwebte lange in der Luft umher und wurde vom Wind hin und her getrieben, bis ich endlich auf eine Terrasse der Stadt Damaskus fiel. Mein Fall machte so viel Geräusch, daß der Hausherr erwachte, und da erst vor kurzem bei ihm eingebrochen wurde, weckte er seine Diener und bestieg mit ihnen die Terrasse. Als sie mich sahen, hielten sie mich für einen Dieb und fielen, ohne mich anzuhören, mit ihren Stöcken über mich her; dann banden sie mich und ließen mich bis Tagesanbruch im Hof liegen. Kaum war die Sonne aufgegangen, führten sie mich zum Polizeiobersten und sagten ihm: »Hier ist ein Dieb, den wir heute Nacht auf unserer Terrasse gefunden.« – »Gewiß war er es«, sagte der Hausbesitzer, »der schon vor einiger Zeit mich bestahl.« Der Polizeioberste fragte mich, wer ich sei, und als ich ihm sagte, ich sei Ali, der Sohn Farhas, Königin der Diamanteninsel, lachte er und befahl seinen Soldaten, mich auf den Boden zu strecken und zu prügeln, bis ich die Wahrheit gestehe und das Gestohlene wieder herausgebe. In diesem Augenblick aber trat mein Vater herein, und als er seinen meiner Mutter in der Hochzeitsnacht gegebenen Siegelring sah, fuhr er zusammen und fragte erstaunt den Polizeiobersten: »Wer ist dieser Jüngling?« – »Es ist ein Dieb«, antwortete der Polizeioberste, »welcher heute Nacht bei diesem Mann einbrechen wollte.« – »Aber dieser Jüngling«, versetzte mein Vater, »sieht keineswegs einem Dieb gleich; hast du ihn gefragt, wie er heißt und wo er her ist?« – »Er nennt sich Ali, Sohn Farhas, aus der Diamanteninsel«, antwortete der Polizeioberste lachend. Bei diesen Worten fiel mein Vater mir um den Hals und sagte: »Er hat wahr gesprochen, er ist mein Sohn, ich erkenne ihn an seinem Siegelring!« Er forderte mich dann auf, ihm in Gegenwart des Polizeiobersten zu erzählen, wieso ich auf die Terrasse dieses Mannes gekommen, Ich erzählte hierauf meine ganze Lebensgeschichte von meiner Geburt an bis zu dem Augenblick, wo ein feuriger Pfeil den mich tragenden Genius traf und ich auf die Terrasse fiel. Mein Vater machte dem Polizeiobersten Vorwürfe über sein voreiliges Urteil und nahm mich mit in sein Haus, wo ich ihm nochmals alle meine Abenteuer erzählen mußte.

Am folgenden Tag stellte er mich dem König vor, und diesem gefiel ich so gut, daß ich einer seiner vertrautesten Gesellschafter wurde. Eines Tages, als ich mit ihm spazieren ritt und ihm manches von den Genien erzählte, sagte er: »Ich möchte doch auch einmal eine Djinn sehen, wie du; wie sehen sie denn aus?« Ich antwortete ihm: »Mein Herr, die Djinn sind von verschiedenartiger Gestalt: Sie sehen bald vierfüßigen Tieren, bald Vögeln, bald Menschen gleich.« Kaum hatte ich dies gesagt, rief der König: »Sieh einmal, Ali, wie dort in der Ferne eine düstere Wolke den Himmel überzieht; man sieht die Sonne gar nicht mehr!« Ich blickte nach der mir bezeichneten Seite hin und sagte: »Das ist keine Wolke, erhabener König; es ist eine Schar fliegender Djinn, die auf uns zukommt.« In der Tat zerteilte sich bald die schwarze Masse nach den verschiedenen Seiten von Damaskus, und eine Abteilung von ungefähr hundert Genien ließ sich in unserer Nähe herab und wollte in die Stadt gehen. Ich näherte mich dem Anführer dieser Abteilung und fragte ihn, was er in Damaskus suchte. Er antwortete: »Ich soll dem König die Ankunft der Königin Turaja und der Königin Farha melden.« – »Hier ist der König«, sagte ich ihm und bat ihn, mir zu erlauben, den beiden Königinnen, meiner Mutter und Gattin entgegenzugehen. Der König gewährte mir meine Bitte und kehrte allein zur Stadt zurück, während ich mich in das Genienlager zu den beiden Königinnen führen ließ. Beide fielen vor Freude, mich wiederzusehen, in Ohnmacht; ich bespritzte sie mit Rosenwasser, und als sie wieder zu sich kamen und mich mehrmals geküßt und umarmt hatten, fragte ich sie, wieso sie hierhergekommen. »Wisse«, sagte meine Mutter, »als du allein mit ‚Turaja auf der Löweninsel des Nachts so lange ausbliebst, wurde ich so unruhig, daß ich Duha bat, mit einigen mächtigen Genien in der Richtung, nach welcher wir dich hinziehen sahen, dich zu suchen. Duha flog lange in den Gärten umher, bis endlich ein jämmerliches Wehgeschrei sie vor ein schönes Zelt lockte; es war Turajas, welche Djahaks Brüder mißhandelten, weil sie ihrem lüsternen Verlangen kein Gehör gab.«

Duha stürzte sogleich über Djahaks Brüder her und fesselte sie mit Hilfe der Genien, die bei ihr waren, und führte sie zu mir. Ich fragte sie nach dir und hörte, sie haben dich hinter den Berg Kaf bringen lassen. Jetzt hatte ich wenig Hoffnung mehr, dich wiederzufinden, ich bat jedoch die treue Duha, abermals dir nachzueilen, vielleicht könnte sie dich doch noch einholen, ehe du den traurigen Ort deiner Bestimmung erreichtest. Duha gehorchte mir und flog, so schnell sie konnte, nach der Richtung des Berges Kaf. Als sie über Syrien schwebte, begegnete ihr eine alte Freundin und fragte sie, was sie so weit von ihrer Heimat suche. Ich verfolge einen Djinn, antwortete Duha, der Ali, den Sohn Farhas, hinter den Berg Kaf tragen will. – Wenn dies der Zweck deiner Reise ist, so darfst du sie nicht fortsetzen, versetzte Duhas Freundin, denn ein Djinn, der einen Menschen trug, ist von einem feurigen Pfeile verbrannt worden und der Mensch nach Damaskus gefallen, geh einmal dahin und erkundige dich nach diesem Menschen, vielleicht ist es Ali, den du suchst. Duha ging hierauf in menschlicher Gestalt nach Damaskus, kam vor ein Kaffeehaus, wo viele Leute versammelt waren, die sich von der Ankunft eines Sohnes des Zaher aus der Diamanteninsel unterhielten. Sie zweifelte jetzt nicht mehr daran, daß du der vom Djinn getragene Mensch warst, und brachte uns eilig diese freudige Nachricht, worauf wir – so schloß meine Mutter – sogleich den Entschluß faßten, dir hierher zu folgen.« Nachdem ich dann meinerseits meiner Mutter und meiner Gattin erzählt hatte, auf welche wunderbare Weise ich durch meinen Vater von Stockschlägen, an denen ich gewiß gestorben wäre, gerettet wurde, begaben wir uns zusammen zum König, welcher schon meinen Vater von der Ankunft seiner Gattin in Kenntnis gesetzt und zu sich geladen hatte. Mein Vater brach in Tränen aus, als er meine immer noch schöne Mutter wiedersah, und bedauerte die so lange Trennung von ihr; sie aber machte ihm Vorwürfe darüber, daß er es niemals wieder versuchte, zu ihr zu gelangen. Der König, welcher uns alle reichlich beschenkte und den innigsten Anteil an unserer Freude nahm, versöhnte sie aber miteinander, und meine Mutter ließ sich bewegen, noch drei Tage in Damaskus zu bleiben; länger aber wollte sie nicht ihren Vater in Verlegenheit lassen; Turaja hingegen wollte Damaskus nicht mehr verlassen, und begnügte sich damit, dem König Farkad durch einen Boten ihren Entschluß mitzuteilen; und so lebte ich mit ihr in den glücklichsten Umständen, bis der nichts schonende Tod sie mir entriß.

Als Ali diese Erzählung vollendet hatte, fragte ihn der Kalif Abdul Malik, der Sohn Merwans, ob ihm seine Gattin keine Kinder gezeugt, und als er diese Frage bejahte, ließ er sie sich vorstellen und schenkte jedem ein schönes Kleid, auch Ali schenkte er ein Ehrenkleid, bestimmte ihm ein ansehnliches Gehalt und ließ sich von ihm Märchen erzählen, sooft seine Brust beklommen war.

Das ist alles, was uns von den Abenteuern Alis und Zahers aus Damaskus zugekommen. Gepriesen sei der einzige Gott und gegrüßt sei unser Herr, sein Gesandter Mohammed, mit seinen Verwandten und Gefährten, bis zum Tage des Gerichts!

Die Abenteuer des Fischers Djaudar aus Kahirah und sein Zusammentreffen mit dem Abendländer Mahmud und dem Sultan Beibars

Der Sultan Zaher Beibars, der wegen seiner Gerechtigkeitsliebe sowohl als wegen seiner anderen schönen Eigenschaften und besonders seiner Beredsamkeit in ganz Ägypten von Männern und Frauen, Vornehmen und Geringen geliebt und verehrt war, hatte einen Polizeipräfekten über Kahirah gesetzt, der alle seine Zeitgenossen an Klugheit und Schlauheit übertraf; er rastete weder bei Tag noch bei Nacht, sondern wachte unermüdlich über die Ruhe und Sicherheit Kahirahs: Keine Tugend blieb unbelohnt, kein Laster unbestraft.

Eines Tages, als er beim Sultan war, der von den höchsten Beamten des Reiches umgeben auf seinem Thron saß, traten fünf alte Männer mit langen Bärten, so weiß wie Baumwolle, in den Divan und baten um Gehör. »Wer hat euch Unrecht getan?« fragte der Polizeipräfekt. Da küßten sie die Erde vor ihm, und einer von ihnen sagte: »Wisse, edler Herr, wir haben eine ganz sonderbare Klage vorzutragen, die uns nötigt, zum erstenmal in unserem Leben vor Gericht zu stehen. Wir sind fünf Brüder und wohnen in einem Haus beisammen, in der Nähe des Elefantenteiches. Wir lebten früher in großem Wohlstand, aber nach und nach verließ uns das Glück, bis wir ganz arm waren. Eines Abends, als wir den letzten Bissen verzehrt hatten und den harten Entschluß fassen mußten, am folgenden Tag zu betteln, kam ein schöner Jüngling auf einem Maulesel vor unsere Tür geritten, übergab den Maulesel seinem Diener und stieg zu uns herauf. Er hatte einen grünen Kaftan an, rote seidene Beinkleider darunter, und einen Turban auf dem Haupt, wie ihn die Jemeniten zu umwinden pflegen. Nachdem wir ihn freundlich begrüßt und bewillkommt hatten, fragten wir ihn, womit wir ihm dienen könnten. Ich bin euer Nachbar, antwortete er, ich wohne jenseits des Elefantenteiches und möchte gern diesen Abend euer Gast sein. Wir antworteten ihm, er sei uns stets willkommen; aber diesen Abend hätten wir ihm gar nichts anzubieten, darum möchte er doch lieber morgen unser Gast sein. Da sagte er lächelnd: Nun, so seid ihr heute meine Gäste; bei Gott, ihr müßt mir nach Hause folgen! Wir gingen im Vertrauen auf Gott mit ihm, ohne ihn zu kennen. Er blieb vor einem großen Hause stehen und klopfte leise an die Tür; sie wurde sogleich geöffnet, und er hieß uns im Namen Gottes eintreten. Er führte uns in einen Saal, der mit den schönsten Diwanen und Teppichen ausgestattet war, und sagte: Betrachtet dieses Haus als das eurige und mich als einen eurer Diener. Wir küßten ihm Hände und Füße und sagten: Wir sind bereit, alle deine Wünsche zu erfüllen; gebiete uns nur, wenn du unser bedarfst. Er ging dann auf eine zur Rechten des Saales verschlossene Tür zu und rief: Freudendauer! Sogleich öffnete sich die Tür, und es trat eine indische Sklavin heraus mit schwarzen babylonischen Augen und schön gewölbten Augenbrauen, mit Wangen, auf deren jeder eine Rose blühte und sich darauf wie Korallen auf weißem Marmor ausnahmen; auf sie waren die Worte des Dichters anwendbar:

»Hätten Polytheisten sie gesehen, sie wäre vor allen anderen Götzen angebetet worden, und zeigte sie sich im Westen einem Mönch, er verließe sein Gebet im Osten und folgte ihr.«

Dieses wunderschöne Mädchen, deren Reize wir gar nicht zu schildern vermögen, sagte in einem süßen Ton zu dem Jüngling: Was befiehlt mein Herr? Der Jüngling antwortete: Bringe diesen Männern, meinen Gästen, etwas zu essen. Die Sklavin ging weg und kehrte bald wieder mit Hühnern, Reis, Backwerk und Braten, und lud uns zum Essen ein.

»Als wir uns gesättigt und Gott gedankt hatten, – fuhr der eine der Brüder in seiner Erzählung vor dem Polizeipräfekten fort – brachte uns das Mädchen ein goldenes Waschbecken und eine silberne Kanne, welche mit Rosenwasser gefüllt war, und als wir uns gewaschen hatten, brachte sie einen Bündel, welcher fünf Kleider enthielt, die wir anziehen mußten. Der Jüngling hieß uns dann auf die Diwane sitzen, die aber von so feinen Stoffen und so reich ausgeschmückt waren, daß wir sagten. Diese Diwane sind für Könige; es ziemt uns armen Leuten nicht, uns darauf niederzulassen. Aber der Jüngling blickte uns freundlich an und sagte: Nehmet nur Platz und verschwendet nicht so viele Worte. Er wendete sich dann einer anderen Tär zu und rief: Seelenlust! Sogleich trat eine griechische Sklavin aus einem Gemach, so blendend weiß, als käme sie gerade aus dem Paradies; auch sie war in ihrer Art so vollkommen schön, daß wir unmöglich alle ihre Reize schildern können: Am bewundernswertesten war aber ihr schlanker Wuchs, ihr Ebenmaß, ihre würdige und doch zierliche Haltung. Als sie vor dem Jüngling stand, sagte sie. Mein Herr, du hast uns heute lange das Vergnügen deiner Gesellschaft entzogen; wo bleibst du denn so lange? – Ich habe mich bei meinen Gästen hier aufgehalten, antwortete der Jüngling; bringe uns doch etwas zu trinken. Seelenlust entfernte sich einen Augenblick und kehrte dann mit zwei Sklavinnen wieder, welche goldene Kannen, silberne Becher, kristallene Gläser und chinesische Tassen brachten.

 

»Seelenlust füllte den Becher mit Wein, die Gläser mit allerlei wohlriechenden Blumen und die Tassen mit den ausgesuchtesten trockenen Früchten. Wir waren über diesen Luxus so erstaunt, daß wir uns auf die Finger bissen und dachten: Wachen oder träumen wir? – Hierauf wandte sich der Jüngling nach einer anderen Mir und rief. O Seligkeit! Da erschien ein Mädchen wie der Mond, mit leuchtender Stirne, zartroten Wangen, einem Blick, schneidender als das schärfste Schwert, und einem Wuchs, wie die Zweige des Ban; sie war wie eine Braut geschmückt und hatte eine indische Laute in der Hand. Was wünscht mein Herr? fragte sie den Jüngling. Setze dich antwortete er, und spiele meinen Gästen etwas vor! Da fing sie so schön zu spielen und zu singen an, daß wir glaubten, das ganze Haus müsse mit uns umhertanzen. Nach dieser rief der Jüngling noch vier andere Mädchen, deren jede ein anderes Musikinstrument mitbrachte, und so verging uns ein Abend bei Wein, Gesang und Musik, wie wir noch keinen erlebt hatten. Das Wunderbarste aber war: Als wir uns entfernen wollten, überreichte uns der Jüngling eine goldene und eine silberne Schüssel, mit den besten gekochten Speisen und Früchten für unsere Familie gefüllt, und lud uns auf den folgenden Abend wieder ein. Wir küßten ihm Hände und Füße, dankten für seine Gastfreundschaft und versprachen, wieder zu kommen. Am folgenden Abend nahmen wir die beiden Schüsseln unter das Oberkleid und begaben uns wieder in das Haus des reichen Jünglings. Er nahm uns so freundlich wie am vorigen Tage auf und bewirtete uns wieder auf dieselbe Weise und so folgten noch achtundfünfzig Tage, die wir nie vergessen werden, immer feinere Speisen, bessere Weine und schönere Mädchen, deren Schmuck mehr wert war, als alle Einkünfte Ägyptens. Der junge Mann entfaltete vor uns einen solchen Reichtum, daß wir zuletzt mißtrauisch wurden und dachten, so viel kann nur ein Dieb oder Zauberer besitzen, darum, edler Emir, sind wir hierhergekommen, um dich auf diesen Jüngling aufmerksam zu machen.«

Der Polizeipräfekt ließ sich des Jünglings Haus zeigen, und am folgenden Tag ließ er es von hundert Mamelucken umzingeln, trat mit einem Offizier hinein und forderte ihn auf, ihm zum Sultan, dem König Zaher Beibars, zu folgen. »Recht gern«, antwortete der Jüngling; er schloß seine Wohnung, steckte den Schlüssel ein und ging mit dem Polizeipräfekten hinaus. Unterwegs sagte ihm dieser: »Mache mich mit deinen Verhältnissen bekannt, und sage mir, wie du zu so unermeßlichen Reichtümern gelangt bist, ich werde dir dann vor dem Sultan beistehen.« – »Ich bedarf nur Gottes Beistand«, erwiderte der Jüngling, »ich will meine ganze Lebensgeschichte dem Sultan selbst mitteilen.« – Vor dem Sultan angelangt, begann er also:

»Höre, o mächtiger Sultan, als mein Vater in einem Alter von fünfundsechzig Jahren von einer gefährlichen Krankheit befallen wurde, sagte er zu meiner Mutter: Mutter Djaudars! – So nannte er nämlich meine Mutter, welche außer mir kein Kind gebar – wisse, daß ich dem Tod nahe bin (gepriesen sei der, welcher allein ewig lebt!) und aus dieser vergänglichen Welt scheide, um in eine bessere und ewigdauernde hinüberzuwandern. Ich danke Gott dafür, daß er mich bis zu meinem Tod gesund und rüstig erhalten und mir stets die Mittel gegeben, dich und meinen Sohn Djaudar zu ernähren. Meine Ersparnisse sind leider nicht groß, ich hinterlasse nur hundertundzehn Dinare an Geld; gib hundert Dinare meinem Sohne und zehn Dinare verwende für mein Leichengewand, für Begräbniskosten, Koranlesen und dergleichen. Mein Sohn soll mit den hundert Dinaren irgend einen Handel treiben, um nicht arm zu werden, denn wer in Ägypten kein Geld hat, wird auch für gar nichts geachtet; sollte er aber je arm werden, so treibe er das Fischerhandwerk, es wird ihm Segen bringen, er wird ein Fischernetz in einer Schachtel in meinem Schrank finden.«

»Drei Tage, nachdem er so zu meiner Mutter gesprochen«, – so erzählte der Jüngling – »nahm der Herr seine Seele zu sich; wir trauerten um ihn, beerdigten ihn, und meine Mutter befolgte alles, was er ihr anbefohlen hatte. Sobald ich aber im Besitz der hundert Dinare war, brachte ich einen Tag in Bulak und den anderen auf der Insel Rhoda bei Matrosen zu, arbeitete aber nichts, sondern ließ mir trotz der Warnungen meiner Mutter Ruhe und gute Kost wohl schmecken, so daß nach drei Monaten mir gar nichts mehr übrig blieb. Ich ging zu meiner Mutter und klagte ihr meine Armut und Not. Da sagte sie: Wie oft habe ich dich vor schlechter Gesellschaft gewarnt, du hast mir aber kein Gehör gegeben. – Niemand entgeht eben seinem Verhängnis, versetzte ich; doch was geschehen ist, ist geschehen, gib mir jetzt Geld, daß ich mir etwas zu essen kaufe. – Meine Armut ist nicht geringer als die deinige, erwiderte meine Mutter; ich habe nicht so viel, um ein Laibchen Brot, oder auch nur ein Senfkörnchen dafür zu kaufen, auch habe ich gar nichts in meinem Haus, darum befolge jetzt den Willen deines Vaters und werde Fischer. Ich öffnete die Schachtel, welche mir mein Vater hinterlassen, nahm das Netz heraus, sagte: Wir sind Gottes und kehren einst wieder zu ihm zurück, nahm Abschied von meiner Mutter und ging nach Altkahirah; dort bestieg ich einen Kahn, schiffte im Vertrauen auf Gott mit ausgeworfenem Netz umher, aber so oft ich es heraufzog, war es leer, obschon ich es an verschiedenen Plätzen versuchte, die selten ohne Fische sind. Ich wurde besonders wegen meiner armen Mutter sehr betrübt darüber und weinte mir fast die Augen aus dem Gesicht. Ich legte dann mein Netz zusammen und wollte es den Fischern verkaufen oder verpfänden, aber kein einziger wollte mir etwas dafür geben. Da ich mich noch nicht zum Betteln entschließen konnte, ging ich mit meinem Netz nach einem kleinen See, Karunssee genannt, der manchmal ganz seicht ist. Diesmal fand ich ihn aber bis herauf angefüllt, und er kochte und schäumte wie Wasser in einem über Feuer stehenden Topf. Da dachte ich, vielleicht bin ich hier glücklicher, als am Nil und warf mein Netz aus. Als ich es aber wieder heraufzog, war es mit Steinen und allerlei Unrat gefüllt. Ich reinigte es mit vieler Mühe und warf es wieder aus, fand aber gar nichts darin. Da dachte ich, jetzt versuche ich mein Glück noch einmal, und bringt mir mein Netz auch diesmal keinen Fisch, so gebe ich das Fischerhandwerk auf. Als ich aber das Netz zum dritten Male heraufzog, sprang ein Fisch darin herum, der über drei Pfund schwer war; ich legte das Netz zusammen, brachte den Fisch meiner Mutter und erzählte ihr, wie es mir am Nil so schlecht gegangen, wie ich hingegen am Karunssee ganz unverhofftes Glück hatte. So geht es, mein Sohn, sagte meine Mutter, der Lebensunterhalt wird den Menschen von Gott beschert; auch hat ein sehr weiser Mann gedichtet: