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Tausend Und Eine Nacht

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Die Mädchen faßten mich scharf ins Auge und riefen: »Du hast recht, teure Schwester, das ist sonderbar.« Sie baten dann ihre Mutter, ihnen zu erlauben, mich mit sich auf ihr Zimmer zu nehmen, und als sie es erlaubte, sagte mir die älteste Prinzessin: »Folge mir, ich will dir etwas zeigen, das verdient, aufgezeichnet und bis zum Auferstehungstag nicht vergessen zu werden.« Sie führten mich dann in ihr Zimmer zu ihrer alten Erzieherin, welche noch von Amalekiten abstammte und ihre Lehrerin in der Zauberkunst war, und sagten ihr: »Verehrte Mutter, hier bringen wir dir einen Raben, den irgend ein böser Mensch verzaubert hat; willst du nicht einmal sehen, ob du ihm helfen kannst?« Die Alte, welche ein sehr schwaches Gesicht hatte, bat sie, da es schon anfing dunkel zu werden, einige Lichter anzuzünden, dann riß sie mir einige Federn aus, betrachtete meine Haut und rief: »Ich erkenne an diesem Raben die Zauberkraft der alten Feirusadj, Erzieherin der blauen Königin; gewiß liebte ihn diese und ließ ihn verzaubern, weil er ihre Liebe nicht erwiderte.« Sie ging dann mit mir in ein Nebenzimmer, wo ihr Zauberapparat aufbewahrt war, goß gelbes Wasser aus einer versiegelten Flasche in einen kupfernen Becher und murmelte einige mir unverständliche Worte darüber. Das Wasser fing an zu kochen und in die Höhe zu steigen. Da schrie sie: »Bleibe stehen«, und das Wasser, welches eben überlaufen wollte, senkte sich bis an den Rand des Bechers. Sie setzte dann den Becher auf den Boden und es sproßt ringsumher ein grünes Kraut mit einer gelben Blüte aus dem Boden, von diesen Blüten pflückte sie eine Handvoll und rieb meine Füße und meinen Schnabel damit, dann bespritzte sie meinen Kopf mit dem Wasser aus dem Becher und stieß einen furchtbaren Schrei aus, meine ganze Haut zog sich zusammen und ich fiel in Ohnmacht. Als ich wieder zu mir kam, war ich wieder ein Mensch wie zuvor, die Alte stand freundlich lächelnd vor mir und fragte mich, sobald ich die Augen öffnete, nach meinem Namen und ob ich nicht die blaue Königin kenne. Als ich ihr hierauf meine ganze Geschichte erzählte, sagte sie zu den Prinzessinnen: »Ihr seht, daß ich mich nicht getäuscht habe, es war aber auch keine leichte Aufgabe, diesen Zauber zu lösen, wenig fehlte, und ich hätte mein Leben dabei eingebüßt; doch nun ist gottlob alle Gefahr überstanden; dieser schöne Jüngling, der, wie ich wohl merke, euch gar nicht gleichgültig ist, kann jetzt wieder als freier Mensch umherziehen, denn hierher reicht die Macht der blauen Königin nicht.« Ich beschwor sie dann bei Gott, mir zu sagen, ob ich weit von der Moschusinsel entfernt wäre? »Wo denkst du hin?« antwortete sie mir: »Du bist hier ganz in der Nähe des Reiches der Dunkelheit, nicht weit vom Meer Alexanders des Zweihörnigen und der Quelle des ewigen Lebens; ich rate dir, hier bei mir zu bleiben, ich nehme dich an Kindesstelle an und stelle dich dem König als meinen Neffen vor: Nach meinem Tode erbst du alle meine Schätze und ziehst damit hin, wo es dir am besten gefällt.« Ich hatte schon Erfahrung genug, um zu wissen, wie gefährlich es ist, einer Zauberin etwas abzuschlagen; so gern ich also, auch trotz aller Entfernung und Gefahr, sogleich in das Land meiner Geliebten zurückgekehrt wäre, so dankte ich doch für ihr Anerbieten und willigte ein, bei ihr zu bleiben, dachte aber bei mir selbst, Gott wird mir schon eine günstige Gelegenheit zum Entkommen verschaffen und mich wieder mit meiner Geliebten vereinigen. Ich hatte mich nicht geirrt, denn auf meine Einwilligung, bei ihr zu bleiben, sagte sie: »Gelobt sei Gott, der deine Zunge nach seinem Willen geleitet, denn hättest du mein Anerbieten nicht angenommen, so wärest du in diesem Augenblick schon wieder, was du warst.« Sie führte mich dann in ihr Zimmer, das eine freundliche Aussicht auf den Hafen und das Meer gewährte, ließ mir von ihren Dienerinnen die köstlichsten Speisen reichen, dann brachte sie mir selbst einen Kelch voll Wein, der mir meine frühere Kraft und Jugendfrische wieder gab. Als ich gegessen und getrunken hatte, schickte sie mich in ihr Bad, wo schon die schönsten Kleider für mich bereit lagen, und als ich wieder zu ihr kam, sah ich so verjüngt und verschönert aus, daß sie mich kaum wieder erkannte. Auch die Prinzessinnen, welche des Abends die Alte besuchten, um zu sehen, was aus mir geworden, erkannten mich in meinem wieder gewonnenen guten Aussehen und veränderten Aufzug nicht wieder. Es sagte eine zur anderen, als sie mich neben der Alten sahen: »Sitzt hier ein Genienkönig oder ein Engel vom Himmel? Gepriesen sei der Herr, der ihn so geschaffen! Wie schön ist sein Wuchs, wie angenehm seine Gesichtsbildung, Josef dürfte noch sein Diener sein.« Sie waren so bezaubert von meiner Schönheit, daß sie sich ganz vergaßen und stets von neuem in Ausrufungen der Bewunderung ausbrachen. Ich wollte gleich bei ihrem Hereintreten aufstehen und ihnen entgegengehen, aber die Alte erlaubte es mir nicht, indem sie sagte: »Ein Prinz deinesgleichen darf vor niemandem aufstehen, und käme der König selbst hierher.« Sie bewillkommte dann die Prinzessinnen und sagte zu ihnen: »Euer Besuch ist mir sehr angenehm, denn ihr werdet euch gewiß mit Ali, dem Sohn meiner Freundin Farha, Tochter des Königs Mutaa, gut unterhalten.« Die Prinzessinnen dankten ihr, küßten ihr die Hand und blieben den ganzen Abend bei uns, bis endlich die Alte ihnen sagte: »Wenn der König, euer Vater, hört, daß ihr den ganzen Abend in Gesellschaft eines fremden jungen Mannes zugebracht, so wird er euch und mir zürnen, darum rate ich euch, uns jetzt zu verlassen.« Als aber die Prinzessinnen sich entfernt hatten, überhäufte mich die Alte so sehr mit Schmeicheln und Liebkosungen, daß mir ganz unheimlich bei ihr zumute wurde. Noch verdächtiger wurde sie mir, als ihre Sklavin Rihana ins Zimmer trat und sie ihr zurief: »Wer hat dich hierhergerufen, du Dirne? Was hast du in diesem Zimmer zu suchen? Entferne dich eiligst und lasse niemanden ungerufen hereintreten.«

Die Alte holte dann abermals Wein und andere berauschende Getränke herbei, und schenkte mir solange ein, bis ich einschlief. Da erschien mir Turaja im Traum, schlank wie der Zweig eines Ban, mit schmachtendem Blick wie eine nach ihren Jungen sich umsehende Gazelle; Tränen standen auf ihren Wangen wie Tautropfen auf Rosenblättern, sie hatte das Gesicht auf ihre Hand gestützt und sagte mit gebrochener Stimme: »Gleichst du auch gewöhnlichen Menschen, Ali? Konntest du mich so leicht vergessen und dich hier von einer alten Zauberin zurückhalten lassen, sollen meine Feinde an unserer Trennung schadenfroh sein? Du weißt, was ich um deinetwillen gelitten, sei nicht verzagt, zerbrich die Fesseln, die um dich geschmiedet worden, und suche unsere Vereinigung!« Bei diesen Worten öffnete ich meine Augen wieder, und die Alte, welche vor mir saß, kam mir wie eine giftige Schlange vor. Ich fing nun wieder an zu trinken, stellte mich ganz heiter und schenkte der Alten solange ein, bis sie ganz bewußtlos auf den Diwan hinsank. Jetzt machte ich mich schnell auf, öffnete leise die Tür ihres Zimmers, dann das Haustor und entfloh zur Stadt hinaus. Ich lief die ganze Nacht fort, ohne zu wissen wohin, und als der Morgen heranbrach, befand ich mich in einer Wüste, wo weder ein grünes Blättchen noch ein Tropfen Wasser zu sehen war. Bald brannte die Sonne so heiß, daß der glühende Boden meine Fußsohlen entzündete und ich kaum mehr auftreten konnte; da warf ich mich verzweifelt auf den Boden und wälzte mich den ganzen Tag in einem Meer von Tränen und Schweißtropfen umher. Nach Sonnenuntergang, als ein kühler Wind sich erhob, stand ich wieder auf und lief die ganze Nacht in der Dunkelheit umher. Am folgenden Morgen, als die Welt wieder mit ihrem Lichtgewande sich schmückte, und die belebende Sonne das Totenreich der Dunkelheit verdrängte, befand ich mich an einem so hohen Berg, daß kein Vogel sich bis zu dessen Spitze hinaufschwingen kann; er war mit allerlei Fruchtbäumen bewachsen, auf deren Zweigen die schönsten Vögel ihr Morgenlied sangen, und von vielen Bächen bewässert, die wie ein Pfeil von unsichtbarer Höhe herab sich ergossen. Ich labte mich an dem Wasser eines dieser Bäche, denn es war weißer als Milch, frischer als Schnee und süßer als Honig, und setzte mich unter einen hohen Baum, dessen volle Zweige mit ihren großen Blättern kein Sonnenstreifchen zu mir dringen ließen. Ich war so müde und schläfrig, daß ich bald einschlief, aber die Alte erschien mir im Traum mit gezogenem Schwerte, noch häßlicher als sie in Wirklichkeit war, und hob ihr Schwert auf, um mich zu töten, worauf ich vor Schrecken wieder erwachte. Da ich nicht mehr einschlafen konnte, machte ich mich auf und ging den Berg hinauf. Auf einmal erblickte ich zwei riesenhafte Gestalten vor mir, von scheußlichem Aussehen; ihre Augen standen mitten im Gesicht und waren in die Länge gespalten, und sie hatten hervorstehende Zähne, so groß wie Elefantenzähne.

Ich hielt still und hörte, wie einer zum anderen sagte: »Hast du den Jüngling gesehen, Meischum, der dort unten schläft? Wie mag der wohl hierhergekommen sein? Ich bin in meinem Leben noch keinem menschlichen Wesen auf diesem Berg begegnet.« – »Freilich habe ich ihn gesehen, Barari«, antwortete Meischum, »es ist ein Jüngling, so schön wie der Mond, wer ihn sieht, der liebt ihn.« – »Er heißt Ali, der Sohn Farhas.« – »Wenn du wahr sprichst«, versetzte Meischum, »so bin ich am Ziel meiner Bemühungen; denn wisse, mein Freund, ich bin von der Königin Turaja ausgesandt, um Ali, ihren Geliebten, zu suchen, und habe ihr geschworen, nicht heimzukehren ohne Nachricht von ihm. Ich wandere schon so lange in allen bewohnten und wüsten Ländern, in Städten und Dörfern, auf Bergen und Tälern umher und frage Menschen und Genien nach ihm. Zuletzt hörte ich, es sei ein als Rabe verzauberter Mensch hierhergekommen, dem die Erzieherin der Prinzessinnen seine frühere Gestalt wieder gegeben. Ich erkundigte mich im Schlosse nach diesem Fremden, aber man sagte mir, er sei heimlich abgereist, niemand wisse, wohin. Doch komm, laß uns schnell zu ihm eilen, ehe ich wieder seine Spur verliere.« Da rief ich ihm zu: »Bleibe, wo du bist; ich bin Ali, der Sohn Farhas, den du suchst; willst du mich zu meiner Geliebten, der Königin Turaja, tragen?« – »Das geht nicht«, antwortete Meischum, »das würde meinen Flug hemmen, und ich muß so bald als möglich der Königin Nachricht von dir geben, daß sie nicht vor Schmerz und Sorge um dich sterbe; bleibe indessen hier bei meinem Freund Barari, ich eile zu Turaja und komme bald hierher mit ihr.« Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als er seine Flügel schwang, und in einem Augenblick war er meinem Auge entschwunden. Als Meischum fern war, sagte mir Barari: »Weiche nicht von dieser Stelle, bis ich wiederkehre.« Er flog dann auch weg und kam erst des Abends mit einigen Nahrungsmitteln wieder zu mir. Am folgenden Tag nahm er wieder Abschied von mir, und nicht lange nachher ließ sich ein fliegender Genius zu mir herunter, nahm mich auf den Rücken und schwang sich mit mir gen Himmel; ich fiel vor Angst und Schrecken in Ohnmacht, und als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem königlichen Schloß, einer Dame gegenüber, welche auf einem goldenen, juwelenverzierten Thron saß, vor welchem viele Dienerinnen knieten. Als ich die Augen öffnete, sah mich die Dame starr an und sagte leise zu einer anderen Dame, die vor ihr stand: »Dieser Jüngling verdient wahrlich nicht, daß meine Schwester Turaja sich um seinetwillen so gräme und mit allen Genienkönigen Krieg führe, sieh, wie sein Auge so matt ist, wie farblos seine Wangen und wie unbedeutend sein ganzes Wesen; wahrlich, hätte ich gewußt, daß der vielgepriesene Ali so aussieht, ich hätte gewiß niemanden abgesandt, um ihn hierherzubringen, doch, da er einmal in meiner Gewalt ist, so diene er mir zum Versöhnungsmittel mit meiner Schwester Turaja.« Sie sagte dann laut zu den sie umgebenden Dienern: »Wer von euch geht am schnellsten zu meiner Schwester Turaja, welche sich noch in der weißen Stadt bei den Töchtern der blauen Königin aufhält, und berichtet ihr, daß ihr Geliebter Ali, der Sohn Farhas, bei mir ist.« Da trat Humarich, ein Genius von riesenhafter Gestalt und schauderhaftem Aussehen, hervor und sagte: »Ich eile wie der Wind zu ihr, wenn du es befiehlst, erhabene Königin.« Sie ließ sich sogleich Tinte und Papier bringen und schrieb ihrer Schwester Turaja einen Brief, dessen Inhalt keiner Erwähnung bedarf, legte ihn zu und übergab ihn Humarich, welcher ihr die Hand küßte und sich auf den Weg machte. Als mich aber die Königin des Abends wieder sah, nachdem ich mich gebadet, umgekleidet, ausgeruht und an stärkendem Wein gelabt hatte, bereute sie es, ihrer Schwester Kunde von mir gegeben zu haben; denn sie fand mich so schön, daß sie in Anwesenheit aller Gäste mich mehrere Male küßte, und als sie sich zurückgezogen, mich bat, noch bei ihr zu bleiben. Aber ihr glühendes Auge ließ mich ihre Absicht erraten, ich entfernte mich daher, trotz ihrer wiederholten Bitte, noch einige Stunden bei ihr zuzubringen, und schloß mich in mein Zimmer ein. Am folgenden Morgen, nachdem ich mich gewaschen und gebetet hatte, trat ein Diener in mein Zimmer und sagte: »Die Königin will dich sprechen, sie erwartet dich vor der Stadt.« Ich verließ mit dem Diener das Schloß, vor welchem ein gesatteltes Maultier für mich bereit stand, und ritt zur Stadt hinaus, wo die Königin mit einer Alten auf einem griechischen Teppich unter einem schattigen Baum saß. Sie lud mich ein, Platz zu nehmen, und stellte mir die Speisen und Getränke vor, welche sie in einem Quersack mitgebracht hatte. Als ich gegessen und getrunken hatte, sagte sie: »Komm jetzt mit mir, die Alte wird hier bei unseren Effekten bleiben.«

 

Die Königin führte mich in ein grünes Tal, dessen Bäche sanft murmelten, dessen Vögel munter sangen und dessen Baumzweige sich liebend umarmten. »Welch ein herrliches Tal!« rief ich voll Entzücken aus; »laß uns doch ein wenig absteigen, verehrte Königin, und hier ausruhen.« —»Wenn dir dieses Tal so gut gefällt, so steige nur ab, du sollst es nicht allzubald verlassen.« Als ich auf dem Boden war, ließ auch sie sich von ihrem Maultier herunter und sagte: »Schämst du dich nicht, Ali, meine Speisen zu essen und meinen Wein zu trinken, und doch meinen Wünschen dich zu widersetzen? Aber bei Gott! Wärest du ein süßes Meer, und ich müßte vor Durst sterben, ich möchte keinen Tropfen von dir trinken.« Bei diesen Worten schlug sie mich ins Gesicht, hauchte mich an und schrie: »Ali, Sohn Farhas, werde eine marmorne Statue, die weder spricht, noch sonst ein Lebenszeichen von sich gibt!« und bei Gott, o Fürst der Gläubigen, kaum hatte sie diese Worte ausgestoßen, fiel ich als ein Stein auf die Erde und wußte nichts mehr von der Welt. Als ich wieder zu mir kam, stand die Alte vor mir und sagte zur Königin: »Es hängt nun ganz von deinem Willen ab, Ali hier als Statue bis zum Auferstehungstag liegen zu lassen; wenn aber deine Schwester, die Königin Turaja, kommt, und nach ihm fragt, was willst du ihr zur Antwort geben?« – »Habe ich etwa die Königin Turaja zu fürchten?« erwiderte die Königin; »sind meine Truppen nicht zahlreich wie der Sand des Meeres und die Regentropfen des Himmels? Sind nicht die mächtigsten Genienhäupter dieser Insel meine Bundesgenossen?« Als die Alte merkte, daß die Königin so von Liebe und Ärger erfüllt war, daß ihre Worte keinen Eingang fanden, sagte sie: »Du hast mehr Einsicht, als ich, mächtige Königin, tu, was dir gut dünkt.« Die Königin befahl dann zweien ihrer Diener, mich, abgelegen vom Weg, an eine Stelle des Wes zu tragen, wo die Bäume so dicht ineinander verzweigt sind, daß kein Sonnenstreifchen durchdringen kann, und verbot ihnen bei Todesstrafe, mit jemand über diesen ganzen Vorfall zu sprechen. »Wenn Turaja nach ihm fragt«, sagte sie zur Alten, »so sagen wir, er sei gegen unseren Willen allein ausgegangen und nicht wiedergekehrt.« Die Diener trugen mich dann fort und die Königin kehrte vergnügt zur Stadt zurück. Die Königin Turaja wollte eben mit Meischum, der, wie ich schon erzählt habe, mich bei Barari auf dem waldigen Berg zurückgelassen hatte, abreisen, als Humarich mit dem Brief der Königin Schuhba eintraf. Sie erbrach hastig den Brief ihrer Schwester, und als sie darin die Nachricht von meiner Ankunft las, fragte sie den Boten, ob er mich mit eigenen Augen gesehen, und als er bei ihrem Leben schwor, er habe mich bei der Königin gesehen, nahm sie ihn freundlich auf und ließ sogleich ihren Truppen den Befehl erteilen, daß sie sich zum Aufbruch nach der Grenzeninsel, wo die Königin Schuhba residierte, rüsten. Jedermann erstaunte über diesen Befehl, denn zwischen Turaja und Schuhba herrschte seit ihrer frühesten Jugend ein bitterer Haß. Sie waren nämlich die einzigen Töchter des Königs Farkad, und jede von ihnen wollte am meisten von ihrem Vater geliebt sein. Auch behauptete jede von ihnen, es in der Zauberkunst, die sie ihr Vater Jemen ließ, am weitesten gebracht zu haben. Ihre gegenseitige Eifersucht war zuletzt so groß, daß sie einen Tag bestimmten, wo sie auf einem öffentlichen Platz im Angesicht der ganzen Stadt ihrer langen Fehde durch einen Zweikampf ein Ende setzen wollten. In diesem Kampf wurde Schuhba tödlich verwundet, ja man trug sie sogar ganz leblos vom Kampfplatz. Der König Farkad, in dessen Abwesenheit alles dies vorgefallen war, kehrte eben von einer Reise zurück, als man seine Tochter Schuhba in ihr Schloß brachte; er ließ sogleich die besten Ärzte rufen und war außer sich vor Freude, als sie die Wunde für nicht lebensgefährlich erklärten. Schuhba öffnete die Augen wieder, sobald die Ärzte ihre Wunde mit einem Pulver bestreuten und ihr etwas Wein eingossen, und nach einigen Wochen war sie wieder vollkommen geheilt. Aber der Gedanke, von ihrer verhaßten Schwester vor den Augen aller Großen des Reiches und aller Häupter der Armee besiegt worden zu sein, drückte sie so sehr, daß sie gar nicht mehr auszugehen Lust hatte, und der Aufenthalt in ihrer Heimat ihr unerträglich wurde. Sie bat daher ihren Lehrer, ihr eine entfernte Insel auszusuchen, wo sie mit ihren Getreuen ein neues Reich gründen könne. Ihr Lehrer sandte sogleich die ihm ergebenen Genienhäupter auf Kundschaft aus; sie durchstreiften alle Länder der Welt und fanden keinen angenehmeren, noch unbewohnten Aufenthaltsort, als die Insel, welcher sie wegen ihrer Fruchtbarkeit und reizenden Lage den Namen Vollkommenheitsinsel gaben. Als sie mit dieser Nachricht zu ihm zurückkehrten, befahl er ihnen, sich mit ihren Truppen zur Reise vorzubereiten, dann begab er sich zum König Farkad und sagte ihm: »Wenn dir das Leben deiner Tochter Schuhba teuer ist, so willige in ihre Entfernung von diesem Land; du siehst, wie sie täglich an Kraft und Gesundheit abnimmt, ihr Gemütszustand bedarf durchaus einer Luftveränderung, und schon habe ich einen Aufenthaltsort für sie gewählt, wo sie, so Gott will, bald wieder genesen kann.« Der König antwortete hierauf: »Du weißt, verehrter Meister, daß meine Tochter Schuhba mein Leben und meine Seele ist, und daß mir nichts schmerzlicher sein kann, als eine Trennung von ihr; jedoch, weil ich sie so von Herzen liebe, will ich sie lieber in der Ferne wohl wissen, als hier krank und leidend sehen, darum möchte ich auch ihrer Abreise kein Hindernis in den Weg legen.« Er ließ sogleich seinen Schatzmeister rufen und dem Lehrer so viel Geld, als er für nötig fand, auszahlen, dann befahl er dem Großadmiral, die besten Schiffe für seine Tochter auszurüsten.

Auf dem Schiff, das Schuhba besteigen sollte, ließ er ein Zelt aus Aloeholz errichten und dessen Boden mit den kostbarsten Teppichen belegen. Als alles zur Reise bereit war, ließ er den Hauptmann dieses Schiffes zu sich kommen und sagte ihm: »Ich beschwöre dich bei Gott, sorge dafür, daß meine Tochter eine angenehme Fahrt habe; lasse deine Matrosen nicht zu viel Lärm machen, daß sie in ihrer Ruhe nicht gestört werde, und sei in allem recht vorsichtig.« Dann nahm er von seiner Tochter und ihrem Lehrer Abschied. Der Hauptmann ließ nur die kleinen Segel spannen, solange die Schiffe im Angesicht des Hafens waren, wo der König ihnen nachsah; dann wurden aber die großen Segel gespannt, und der Wind war ihnen so günstig, daß sie in wenigen Tagen die Vollkommenheitsinsel erreichten. Schuhba war sehr zufrieden mit der Wahl ihres Meisters, denn diese Insel schien ihr ein wahres Paradies. Sie bestimmte dann den schönsten Punkt auf der ganzen Insel zu einem Schloß, dessen Plan ihr Meister entwarf; bald erhob sich aber eine Stadt in der Nähe dieses Schlosses, denn die Fruchtbarkeit dieser Insel und ihr Reichtum an Edelsteinen zog viele Auswanderer aus allen Gegenden der Welt herbei, und so wurde Schuhba eine immer mächtigere Königin, bis sie abermals sich mit Turaja messen zu können glaubte. Um nun aber, nach vielen Gebeten für unseren Herrn Mohammed, den Edelsten aller Sterblichen, zu unserer Erzählung zurückzukehren, verfolgen wir nicht weiter die Geschichte Schuhbas und lassen sogleich ihre Schwester Turaja bei ihr ankommen. Diese suchte ihren Geliebten im ganzen Saal, wo Schuhba von ihrem Hofstaat umgeben, sie empfing, und als sie ihn nirgends fand, wurde sie sehr unruhig, wagte es aber doch nicht, ihre Schwester nach ihm zu fragen. Sie brachte eine schlaflose Nacht zu, und am folgenden Morgen, als die Großen des Reiches und die Häupter der Armee kamen, um sie zu bewillkommnen, war sie so zerstreut und aufgeregt, daß sie ihnen kaum zu antworten vermochte. Als sie wieder allein bei Schuhba war, bat sie sie, mit ihr einen Spaziergang zu machen, und sagte ihr, sobald sie die Stadt im Rücken hatten: »Teure Schwester, so gut mir auch diese unvergleichlich schöne Insel gefällt und so gern ich auch längere Zeit bei dir verweilen möchte, so gestatten mir doch meine Regierungsangelegenheiten keinen langen Aufenthalt bei dir; auch darf ich unseren Vater nicht allzu lang allein lassen. Darum bitte ich dich, sage mir, wo ist Ali, der Geliebte meines Herzens, dessen Ankunft bei dir mir dein Bote gemeldet hat? Meine Sehnsucht nach ihm ist unermeßlich und ich möchte gern bald mit ihm nach meiner Heimat zurückkehren.« – »Teure Schwester«, erwiderte Schuhba, »Ali ist wenige Tage nach der Abreise meines Boten ausgeritten und seither nicht wiedergekehrt; ich habe ihn schon auf der ganzen Insel aufsuchen lassen, niemand konnte aber eine Spur von ihm entdecken; da bereute ich es natürlich, dir einen Boten zugesendet zu haben, aber ich konnte es nicht mehr ändern.« – »Betrübe dich nicht darüber, liebe Schwester«, versetzte Turaja; »Alis Leiden scheinen noch nicht das ihnen bestimmte Ende erreicht zu haben, sonst wäre er hier geblieben; indessen hat er sich doch vielleicht im Wald verirrt und kehrt bald wieder; darum werde ich noch einige Tage hier verweilen und ihn erwarten.« Am folgenden Tag stand Turaja früh auf und ging ins Gebirge, um selbst noch Ali aufzusuchen; sie ritt aber den ganzen Tag umher und rief tausendmal seinen Namen: Niemand antwortete ihr. Gegen Abend warf sie sich ermattet auf die Erde und rief weinend: »O Gott, du hast diese unglückliche Liebe zu Ali über mich verhängt, mit allen Leiden, welche sie nach sich zog; nach deinem Beschluß habe ich von meiner Heimat und meinem Vater mich getrennt; jetzt ist alle meine Hoffnung dahin; nur bei dir suche ich Hilfe, dir ist ja nichts verborgen, weder im Himmel, noch auf der Erde. Ich bitte dich bei deinem Auserkorenen Mohammed (Gottes Friede sei mit ihm!) offenbare mir den Ort, wo mein Geliebter sich aufhält, und vereine mich mit ihm!« Kaum hatte Turaja dieses Gebet vollendet, da hörte sie eine Stimme, welche ihr zurief: »Deine Erlösung ist nahe: Dein Gatte liegt in diesem Tal; die Königin Schuhba hat ihn in eine steinerne Statue verzaubert. Als sie ihn nämlich zuerst sah, war sein Aussehen so schlecht – denn er hatte gar zu viel gelitten —, daß sie ihn häßlich fand und daher, um sich mit dir zu versöhnen, dir durch einen Boten seine Ankunft bei ihr melden ließ. Sobald er aber sich wieder erholt und seine frühere Schönheit wieder erlangt hatte, gefiel er ihr so gut, daß sie es bereute, dich von seiner Ankunft in Kenntnis gesetzt zu haben. Dies hielt sie indessen nicht ab, alles aufzubieten, um seine Liebe zu gewinnen. Da sie aber all ihr Bemühen fruchtlos fand, indem Ali sich stets als ein treuer Gatte bewährte, verwandelte sie ihn in eine steinerne Statue und ließ ihn in den Wald tragen an eine Stelle, wo die Bäume am engsten ineinander verzweigt sind.« Turaja vertiefte sich hierauf wieder in den Wald und hörte, wie zwei Genien um den Besitz ihres Geliebten stritten; es war Sader, den sie selbst noch vor ihrer Reise zu ihrer Schwester Schuhba auf Kundschaft ausgesandt hatte, und Duha, eine Freundin der Königin Farha. Nachdem nämlich Sader mehrere Wochen lang alle Täler und Berge von Osten bis Westen durchstreift hatte und endlich auf die Vollkommenheitsinsel kam, gab er alle Hoffnung, Ali zu finden, auf, und wollte eben wieder zu Turaja zurückreisen, als ihm eine weibliche Djinn begegnete, die sehr erschrocken und ängstlich aussah; sie wendete sich immer links und rechts, nach vorne und hinten um, und war so erhitzt, daß ihr das Feuer aus der Nase sprühte,

 

Sader schnitt der Djinn den Weg ab und fragte sie: »Wer bist du und wo willst du hin?« Sie antwortete: »Ich bin Duha, die Tochter eines angesehenen Fürsten in der Nähe der Diamanteninsel; ich verließ aber meinen Vater, als er gegen meinen Willen mich mit dem häßlichen Prinzen der Löweninsel verheiraten wollte, und flüchtete zur Königin Farha. Diese fand ich sehr niedergeschlagen, und als ich sie nach der Ursache ihrer Leiden fragte, sagte sie mir: Ich bin betrübt über den Verlust meines einzigen Sohnes, von dem ich nicht weiß, ob er noch lebt, und nach dem ich mich nicht einmal erkundigen darf, weil mein Vater nach seiner Flucht geschworen, daß, wenn je meine Zunge seinen Namen ausspreche, er aufhören würde, mich als seine Tochter anzusehen. So traure ich nun im stillen schon ein ganzes Jahr und wage niemandem meinen Kummer mitzuteilen noch mir Linderung zu verschaffen, weil hier jedermann meinen Vater fürchtet und ich leicht verraten werden könnte. Nun sei der Herr gelobt, der dich hierher gesandt, denn ich zweifle nicht, daß du mich bemitleiden und mir Kunde von meinem Sohn bringen wirst. Bei diesen Worten weinte sie heftig und fiel in Ohnmacht. Ihr Zustand rührte mich so sehr, daß ich, als sie wieder zu sich kam, ihr versprach, sogleich abzureisen und nicht eher zurückzukehren, bis ich ihr Nachricht von ihrem Sohn oder ihn selbst bringe. So flog ich nun von einer Insel zur andern, bis ich hierher kam und hörte, daß Ali von der Königin Schuhba in eine Statue verwandelt worden; ich durchsuchte nun den ganzen Wald in der Hoffnung, die Statue zu finden, und sie der Königin Farha bringen zu können, der es ein leichtes sein wird, ihrem Sohn seine frühere Gestalt wiederzugeben; aber zwei Genien, welche, wie ich aus einigen ihnen entschlüpften Worten entnehmen konnte, die Wächter der Statue zu sein schienen, flogen mit so drohender Miene auf mich zu, daß ich die Flucht ergreifen mußte, und noch fürchte ich immer, von ihnen eingeholt zu werden.« Als Duha vollendet hatte, sagte Sader: »Bei Gott! Unser Zusammentreffen ist wunderbar: Wir verfolgen dasselbe Ziel, denn so, wie die Königin Farha um ihren Sohn trauert, so ist die Königin Turaja wegen des Verlustes ihres Gatten in Verzweiflung; darum sandte sie mich aus, um Erkundigungen über ihn einzuziehen. Nun, da uns die Vorsehung zusammengeführt hat, laß uns beisammen bleiben und gemeinschaftliche Nachforschungen anstellen, vielleicht kann einer dem anderen nützlich werden, und haben wir einmal Ali gefunden, so können wir ja beide Königinnen zufriedenstellen.« – »Wir können sogleich«, versetzte Duha, »durch ein freundschaftliches Zusammenwirken unser Ziel erreichen; binde mich mit einem Strick und führe mich mit Gewalt zu den beiden Genien, welche mich verfolgten, grüße sie freundlich und sage ihnen: Meine Brüder, hier ist die verfluchte Djinn, welche vor euch entflohen ist; sie scheint schlimme Absichten zu haben, denn auch mir wollte sie ausweichen und die Fragen, die ich an sie stellte, nicht beantworten; aber ich schlug ihr meine Flügel ins Gesicht, daß sie zu Boden sank, und nun bringe ich sie euch, daß ihr nach Gutachten mit ihr verfahrt. Auf diese Weise«, fuhr Duha fort, »gewinnst du ihr Vertrauen, und es wird dir leicht sein, nötigenfalls mich vor einer allzu harten Strafe zu bewahren.«

Sader bewunderte ihren listigen Plan, warf Duha sogleich einen Strick um den Hals und näherte sich dem Berg, wo ihr die beiden Genien begegnet waren. Als er sie sah, rief er: »Herbei, teure Brüder, hier bringe ich euch die verdammte Djinn, welche vor euch entfloh; auch mir wollte sie nicht sagen, wer sie sei und was sie hier suche, dann warf ich sie zu Boden und band sie fest.« – »Wir kümmerten uns weiter nicht viel um diese Djinn«, sagte einer der Genien, »doch, da du sie uns gefangen zuführst, soll sie den Lohn für die Widerspenstigkeit empfangen; schleppe du sie uns nach in das Fremdenhotel.« Sader folgte den beiden Genien, Duha am Strick führend, nach einem sehr schönen Schloß mit unzählbaren Gemächern, das zwischen zwei hohen Bergen lag. Hier angelangt, ließen die Genien Speisen und Wein auftragen, setzten sich zu Sader und aßen und tranken mit ihm. Im Laufe des Gespräches hörte Sader, daß ihnen wirklich Schuhba den Auftrag gegeben, die Statue zu bewachen, damit sich niemand ihrer nähere; er bat sie daher um die Erlaube, sie am folgenden Tag begleiten zu dürfen. Duha, welche noch immer gebunden dastand, brach jetzt in Tränen aus und sagte, vor den beiden Genien niederknieend: »Wenn ihr es mit Schuhba gut meint, so dürft ihr auch mich nicht als einen Feind behandeln, denn ich bin eine ihr befreundete Djinn, von ihr beauftragt, ihren Vater herbeizurufen, damit er sie gegen Turaja schütze, wenn sie ihr Verfahren gegen All erfährt; doch will ich gern, wenn ihr einen anderen Boten abschicken wollt, bei euch bleiben und treu dienen.«