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Tausend Und Eine Nacht

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Ali fuhr fort: »Ich fiel in Ohnmacht, als der Genius mich aus dem Wasser hob, und kam erst am folgenden Morgen wieder zum Bewußtsein. Da befand ich mich auf einem Bett von rotem Atlas überzogen, vor mir lag ein grünes golddurchwirktes seidenes Kleid, und auf dem Marmorboden stand eine Kohlenpfanne, auf der Aloeholz brannte, daneben ein Tisch, mit den ausgesuchtesten Speisen der Luft, des Wassers und der Erde gefüllt. Sobald ich mich aus dem Bett erhob, kamen zwei Diener, welche an der Türe standen, auf mich zu, wuschen mich mit Rosenwasser und zogen mich an. Ich setzte mich ganz ausgehungert an den Tisch, bis ich satt war. Dann brachten die Diener allerlei Früchte und Süßigkeiten, und zuletzt wieder Wasser mit wohlriechender Seife. Hierauf verschwanden sie und es traten vier Mädchen wie der Mond zu mir herein und fragten mich, wer ich sei und wie ich auf dieses Meer gekommen? Als ich ihnen meine ganze Geschichte erzählt hatte, sagten sie: »Danke dem Schöpfer, daß dich die Wellen zu uns hergetrieben, denn hier harret deiner nur Glück und Freude.« Ich bat sie dann, mir zu sagen, wo ich mich eigentlich befinde? Was dieses Schloß mitten auf dem Meer bedeute, wer es gebaut und bewohne? Da sagte eine von ihnen: »Wisse, mein Freund, du befindest dich hier auf dem großen Ozean, der die ganze Welt umgibt, und aus dem alle übrigen Meere ausfließen. Dieses Meer ist aber auch bewohnt; so befindest du dich vor einer runden Insel, die zwischen zwei unermeßlich hohen Bergen liegt, an deren Gipfeln sich ein Schloß mit goldenen Mauern erhebt, das im Sonnenschein wie ein Stern leuchtet. Auf dieser Insel wächst das beste Aloeholz, und entspringt eine Quelle von dunkelblauem, wohlriechendem Wasser, in der sich Fische von den verschiedensten Farben aufhalten, ohne Gräte, mit goldgelben Augen und spitzigen schneidenden Ohren, mit denen sie den härtesten Felsen zersplittern können. Auch sammelt sich zuweilen ein dichter Schaum auf dieser Quelle, den der Wind häufig, an den zwei Bergen vorüber, ins Meer treibt, wo ihn Kaufleute auffangen und unter dem Namen Ambra verkaufen. Die Stadt, welche auf dieser Insel liegt, übertrifft an Glanz und Reichtum alle Städte der Welt und heißt auch darum Asaf, weil ein jeder bei ihrem Anblick ausruft: Asaf (Wehe!) über die ganze übrige Welt! Sie ist von goldenen Mauern umgeben, mit Zinnen aus Rubinen, und von Reitern bewacht, welche große silberne Lanzen mit smaragdenen Spitzen in der Hand tragen. Mitten in der Stadt erhebt sich ein Schloß, dessen Inneres und Äußeres mit den kostbarsten Edelsteinen überschüttet ist, und dessen wundervolle Einrichtung ich gar nicht beschreiben kann; es enthält unter anderem einen viereckigen Saal, der auf vier goldenen Pfeilern ruht, in dessen Mitte ein Springbrunnen aus rotem Korall ein Meer von Wohlgerüchen verbreitet. Auch hängen in diesem Saal viele goldene Käfige mit silbernem Schloß und smaragdenem Schlüssel, aus denen die süßesten Töne das Ohr entzücken. An der Spitze dieses Saales sitzt auf einem Thron, von grüner Seide überzogen, das schönste Mädchen, das der Herr geschaffen, die mächtige Königin Turaja, Tochter des Königs Farkad, von vielen Menschen und Genien umgeben.«

»Nicht weit von der Insel, auf welcher die Königin Turaja regiert, liegt aber noch eine größere, sehr völkerreiche Insel, deren König Kanas heißt; er hat eine Tochter, weiche unter dem Namen »die blaue Königin« bekannt ist und in der Zauberkunst den höchsten Grad erreicht hat. Sie liebt fremde Männer aufs leidenschaftlichste, und hat daher auf allen Seiten dieses Meeres ihre Spione, die, sobald sie einen schönen Mann sehen, ihr Nachricht davon geben; sie läßt ihn dann durch einen ihr ergebenen Geist zu sich bringen, unterhält sich mit ihm, solange es ihr Freude macht, dann bringt sie ihn um oder verzaubert ihn in irgendein vierfüßiges Tier, oder in einen Vogel. Die Königin Turaja hat daher, um zu verhüten, daß nicht jeder Verunglückte in die Gewalt der abscheulichen blauen Königin falle, dieses Schloß, mitten auf dem Meer, an der Grenze ihres Reichs bauen lassen, und Gott sei gedankt, daß du auf diese Weise gerettet worden.« Die Sklavinnen führten mich dann in einem zierlichen Nachen mit den feinsten Teppichen belegt nach der Stadt Asaf, und brachten mich in ein für Fremde bestimmtes Hotel, das der mächtigste Sultan bewohnen dürfte, so schön war dessen Bauart und innere Einrichtung, und so vortrefflich war es mit allen Annehmlichkeiten des Lebens versehen. Es war Nacht, als wir in das Hotel kamen, und ich wurde in ein Zimmer geführt, in welchem unzählbare Wachslichter mit Aloeholz besteckt in goldenen Leuchtern brannten; ein mit den schmackhaftesten Speisen und Getränken beladener Tisch stand vor einem höchst bequemen und reichgeschmückten Divan. Die Sklavinnen bedienten mich noch bei Tisch, dann zogen sie sich zurück, und ich legte mich auf den Divan und schlief die ganze Nacht. Als ich am folgenden Morgen erwachte, sah ich ein wunderschönes Mädchen in einem golddurchwirkten mit Perlen verziertem Kleid vor mir; ich sagte ihr: »Bist du, Teure, die Königin Turaja?« – »Wo denkst du hin, blödsinniger Mensch?« sagte sie; »ich bin die geringste ihrer Sklavinnen, die Dienerin dieses Gemachs, und harre deiner Befehle.« – »Wann wird denn die Königin Turaja hierherkommen?« – »Ich glaube, du bist von Sinnen, wenn du dir einbildest, die Königin Turaja werde dich hier besuchen. Nach drei Tagen wird sie dich rufen lassen und dich fragen, wer du bist und wieso du hierher gekommen, und dich dann nach deinem Rang behandeln, hüte dich aber nur, ihr etwas von deinen Umständen zu verbergen, denn sie erfährt durch ihre Geister doch alles, und findet sie dich als einen Lügner, so bist du verloren.« Während mir nun die Sklavin noch manches von ihrer Königin erzählte, erschienen auf einmal vierhundert Mamelucken in Atlaskleidern, mit goldenem Gürtel um den Hüften und gezogenem Schwert in der Hand, und ihr Anführer sagte mir: »Mein Herr, die Königin Turaja schickt uns hierher, um dich abzuholen.« Die Sklavin sah ihn mit Erstaunen an und sagte mir: »Wisse, daß du der erste Fremde bist, den die Königin vor dem dritten Tag nach seiner Ankunft ins Schloß rufen läßt, das ist eine gute Vorbedeutung; sei nur recht ehrerbietig und gehorsam gegen sie, sprich nicht zu laut vor ihr, und sei recht bescheiden.« Ich verließ hierauf das Fremdenhotel, der Anführer der Mamelucken hieß mich ein Maultier besteigen, dessen Geschirr ein Königreich wert war, und ritt mit mir nach dem Schloß durch sieben Vorhöfe, welche von mehreren tausend Genien bewacht waren. Als ich endlich in den Thronsaal gelangte, bewillkommte mich die Königin, und alle Veziere und Generäle welche bei ihr waren, erhoben sich vor mir. Nachdem ich ihren Gruß erwidert, und noch einen Wunsch für die lange Dauer ihres Reiches und ihres Lebens hinzugefügt hatte, sagte sie: »Ich weiß schon, wer du bist, und kenne deine Mutter recht gut, darum habe ich dich auch heute schon sprechen wollen; erzähle mir nur zuerst, wie es dir seit deiner Abreise von deiner Heimat gegangen?« Als ich ihr alles von meiner Einschiffung bis zu dieser Stunde mitgeteilt hatte, bewillkommte sie mich nochmals und sagte: »Betrachte mein Land als das deinige, und meine Diener als die deinigen!« Dann erhob sie sich, ergriff meine Hand und führte mich in das Schloß ihres Vaters. Dieser sagte ihr: »Warum besuchst du mich heute so spät, meine teure Tochter?« – »Der Jüngling, den ich hier vorstelle«, antwortete sie, »ist die Ursache meines ungewöhnlich langen Ausbleibens.« Der König, welcher sogleich merkte, daß ich seiner Tochter nicht gleichgültig war, hieß mich näher treten und neben ihn sitzen, und lud mich ein, mit ihm das Frühstück zu nehmen. Die Königin Turaja legte mir die besten Bissen vor, und ich stülpte meine Ärmel zurück und aß mit den Spitzen meiner Finger, bis ich satt war. Nachdem wir gegessen, und unsere Hände aus goldenen Waschbecken mit Rosenwasser und parfümierter Seife gewaschen hatten, wurden die Trinkgefäße mit allerlei frischen und trockenen Früchten nebst Zuckerwerk aufgetragen, und als wir den Wein im Kopf spürten, befahl der König einer seiner Sklavinnen, die Sängerinnen zu holen. Sie kehrte bald wieder mit hundert königlich geschmückten jungen Mädchen, deren jede einen golddurchwirkten Atlasbeutel mit grünen seidenen Schnüren und einem diamantenen Schloß in der Hand trug. Sie nahmen ihrem Rang nach rings um den Saal herum Platz, zogen ihre Instrumente aus den Beuteln und fingen an zu singen und zu spielen, daß ich glaubte, das ganze Schloß tanze mit mir herum. Sie wurden erst nach einigen Stunden wieder entlassen, und als wir allein waren, fragte mich die Königin, ob ich ihr Gatte werden wollte? Da ich vom ersten Augenblick an, wo ich sie sah, eine heftige Liebe für sie fühlte, antwortete ich ihr: »Es ist das höchste Glück, das mir in diesem Leben zuteil werden könnte.«

Turaja machte hierauf ihren Vater mit meiner Familie und meinen Abenteuern näher bekannt, gestand ihm ihre Liebe zu mir und bat ihn um seine Einwilligung in unsere Verbindung. Der König Farkad erteilte uns seinen Segen, worauf die Königin Turaja mich wieder bei der Hand nahm und in ihr Schloß zurückführte. Als wir allein waren, holte sie ein Schwert, ein Stückchen Brot und einen Koran und schwor, daß sie weder in meiner Anwesenheit noch in meiner Abwesenheit, weder bei meinem Leben noch nach meinem Tod einem anderen Mann gehören wolle als mir. Dann bat sie mich, denselben Eid zu schwören, und als ich geschworen hatte, küßte und umarmte sie mich als ihren Gatten. – Am folgenden Morgen sagte sie mir: »Bleibe du hier im Schloß, ich muß wegen einer dringenden Angelegenheit meinen Vater besuchen.« Als sie mich verließ, ging ich im Schloß umher, von einem Gemach zum andern, bis ich zuletzt auf die Terrasse stieg, welche mir eine wundervolle Aussicht auf die ganze Stadt und das Meer gewährte. Schon wollte ich wieder herunter ins Schloß steigen, als ein Vogel auf mich zuflog, mich bis zu den Wolken hinaufhob und den ganzen Tag mit mir herumflog. Erst gegen Sonnenuntergang ließ er sich mit mir auf eine sehr blühende, stark bevölkerte Insel herunter und verwandelte sich plötzlich in einen schönen, königlich gekleideten und geschmückten Jüngling. Höchst erstaunt über diese Verwandlung fragte ich ihn, zu welcher Gattung Geschöpfe er gehöre? Er antwortete mir: »Ich bin ein Mensch wie du, und heiße Tarad, Sohn Anans, König des rauchenden Berges; doch komme nur weiter mit mir, ich will dich mit meinem ganzen Leben bekannt machen.« Er führte mich dann in ein Schloß, vor dessen Toren viele Diener mit goldenen Stäben und Mamelucken mit indischen Schwertern standen, die sich alle vor ihm bis zur Erde verbeugten. In einem großen Saal des Schlosses setzte er sich auf einen Divan, hieß mich neben ihn sitzen und begann:

 

»Wisse, mein Freund, mein Vater, der mächtige König Anan, hat außer mir noch zwölf Söhne, deren jeder ein großes Königreich besitzt. Er liebte mich aber von meiner Jugend an mehr als alle meine übrigen Brüder, daher beneideten mich diese, und bald verwandelte sich sogar ihr Neid in bitteren Haß. Mein Vater, welcher befürchtete, meine Brüder möchten mir einmal in seiner Abwesenheit etwas zuleide tun, rief eines Tages einen ihm ergebenen Genienfürsten mit Namen Dahisch, der über unzählbare mächtige Genien zu gebieten hat, zu sich und sagte ihm: »Von heute an sollst du nicht mehr mir, sondern meinem Sohn Tarad dienen, vollziehe alle seine Befehle, und hieße er dich auch Berge ausreißen oder Meere austrocknen, und schütze ihn besonders gegen die bösen Anschläge seiner Brüder.« Da mich dieser Genienfürst aller Mühe, Sorge und Arbeit enthob, gab ich mich ganz dem Studium der Zauber- und Beschwörungskunst hin, zu der ich von meiner Kindheit an schon viel Neigung hatte. Ich brachte es bald in dieser Kunst so weit, daß ich glaubte, mich mit den anerkanntesten Zauberern messen zu dürfen. Als ich das Mannesalter erreicht hatte und mich nach einer Gattin sehnte, rief ich Dahisch und sagte ihm: Wisse, daß ich nicht mehr länger hier allein leben mag, ich will mich verheiraten, möchte aber keine andere Gattin als Turaja, die Königin der Moschusinsel, denn nach allem, was ich gehört und gelesen habe, übertrifft sie alle anderen Frauen an Schönheit, Macht, Weisheit und Gelehrsamkeit; darum geh‘ zu ihr und sage ihr: Der König Tarad, der Sohn Anans, Herr des rauchenden Berges, will dich zur Gattin haben, gewährst du ihm sein Verlangen, so sollst du das glücklichste Weib auf Erden werden, wo nicht, so wird er mit Menschen- und Genienscharen zu dir ziehen, dein Land verwüsten und dich als Gefangene fortschleppen. Dahisch entgegnete mir: Weißt du nicht, erhabener König, daß Turaja so mächtig ist, daß sie den Berg Kaf umzustürzen vermag? Alle Könige dieser Meere sind ihre Verbündeten, selbst Abu Tawaif gehorcht ihr und fürchtet sie: Wie soll ich eine solche Sprache gegen sie führen? – Thu‘ was ich dir befehle, versetzte ich zornig; mich schrecken ihre Zauberkünste nicht ab; indessen nimm doch aus Vorsicht tausend Riesengenien mit verbranntem Gesicht mit dir und bringe mir bald ihre Antwort. Dahisch weigerte sich nicht länger und flog in sehr kurzer Zeit, von tausend Genien begleitet, nach der Moschusinsel. Als die Königin Turaja die Ankunft eines Genienfürsten mit tausend fliegenden Genien vernahm, schickte sie ihnen einen ergebenen Geist entgegen und ließ sie fragen, in welcher Absicht sie gekommen. Der Geist flog zu Dahisch und grüßte ihn, dieser erwiderte aber den Gruß nicht und der Geist schloß daraus, daß es widerspenstige Genien sein müßten. Einer derselben fragte dann in einem unsanften Ton: Was verlangst du von uns? – Ich bin, antwortete der Geist, von der erhabenen Königin Turaja zu euch gesandt, um euch zu fragen, wer ihr seid, wem ihr gehorchet und was ihr begehret? Dahisch erwiderte hierauf: Ich bin gekommen, um im Namen des Königs Tarad um die Königin Turaja zu werben. Als der Geist mit dieser Antwort zu seiner Herrin zurückkehrte, sagte sie ihm: »Geh‘ wieder zu Dahisch und sage ihm, er möge mich allein in meinem Schloß besuchen, und mir das Nähere über seine Botschaft mitteilen.

»Als aber der Geist den Wunsch seiner Herrin dem Fürsten Dahisch vortrug, sagte dieser: Du Hund, wie wagst du es, eine solche Botschaft an mich zu übernehmen? Wer ist deine Herrin, daß sie es wagt, mich allein zu sich zu rufen, statt zu mir herauszukommen? Er zog hierauf sein Schwert, tötete den Geist, und drang mit seinen verbrannten Genien ins Schloß.

»Schon hielt sich Dahisch seines Sieges gewiß, als die Königin Turaja ihm entgegentrat, durch das Ausrufen eines heiligen Namens ihn zu Boden stürzte und von ihren Geistern, welche jetzt tausendweise herbeiströmten, in Ketten legen ließ; auch die Genien, die mit ihm gekommen waren, wurden teils verbrannt, teils gefangengenommen. Turaja setzte sich dann auf ihren Thron, ließ Dahisch, der sich so klein wie ein Hühnchen machte, gefesselt vor sich führen und sagte ihm: Wehe dir! Warum hast du meinen Geist erschlagen? Gott verdamme dich! Doch laß mich einmal deine Botschaft vernehmen. – Verzeihe, Königin! rief Dahisch mit zitternder Stimme, mich sendet Tarad, der Sohn Anans, König des rauchenden Berges, zu dir, um dich zu fragen, ob du ihm nicht mit deiner Hand beglücken wolltest. – Und was hat er dir ferner aufgetragen? fragte dann Turaja, Dahisch senkte den Kopf zur Erde und antwortete nicht. Hat er dir weiter nichts gesagt? fragte Turaja nochmals, und da Dahisch in seinem Schweigen beharrte, schlug sie ihm den Kopf ab und befahl ihren Geistern, alle seine Begleiter aus der Welt zu schaffen. Als dieser Befehl vollzogen war, rief sie Charub, einen ihrer Adjutanten, zu sich und sagte ihm: »Bringe mir Tarad, den Sohn Anans, hierher!« Charub nahm sogleich die Gestalt eines ungeheuren Vogels an und flog zu mir, hob mich von meinem Thron weg und trug mich zur Königin Turaja. Willkommen, Herr Bräutigam, rief sie mir höhnisch zu; bei Gott! Du sollst allen Königen dieser Insel zur Warnung dienen, daß keiner so bald es wage, mich nur zu nennen. Sie sagte dann einigen ihrer Genien: Führet ihn ins Gefängnis und bewachet ihn wohl, bis ich von meinem Vater, dem König Farkad, zurückkehre, den ich fragen will, was ich mit diesem Hund anfangen soll. Aber im Augenblick, als ein furchtbarer Genius mich ins Gefängnis führen und die Königin sich entfernen wollte, trat der König Farkad herein und fragte seine Tochter, warum sie ihn heute nicht zur gewöhnlichen Stunde besuchte, und was ihr denn widerfahren, daß sie so aufgeregt aussehe? Turaja erzählte ihm hierauf alles, was zwischen mir, Dahisch und ihr vorgefallen. Gott lasse dich ferner über alle deine Feinde siegen, sagte der König erfreut; doch wo ist der König Tarad? Ich möchte ihn auch gern sehen. Als die Königin auf mich hindeutete, sagte er: Das ist ein König, der um meine Tochter wirbt? Der zittert ja wie ein altes Weib! Er trat mich dann mit seinem Fuß aus dem Saal und befahl dem Scharfrichter, mich zu hängen. Ich hatte schon alle Hoffnung auf Gnade verloren, da traten die Adjutanten des Königs herein und sagten: Der König Anan, Abu Tawaif und einige andere Genienkönige sind mit einer großen Anzahl Truppen im Anzug, um den König Tarad zu befreien; vor dem Schloß steht ihr Abgesandter, der vorgelassen zu werden wünscht. – Führe ihn herein, sagte Farkad einem seiner Adjutanten. Da erschien ein alter Mann, der so ehrwürdig aussah, daß Farkad ihn freundlich aufnahm, neben sich sitzen ließ und ihn in einem sanften Ton fragte, woher er komme, wer er sei und welche Botschaft er bringe? Ich bin, antwortete der Alte, ein Gesandter des Königs Anan, der mit Abu Tawaif mir bald hierher folgen wird, um dich um Gnade für seinen leichtsinnigen, tollkühnen Sohn zu bitten, den er trotz aller seiner Fehler doch zärtlich liebt. Farkad befahl einem seiner Diener, mich einstweilen in ein Gemach des Schlosses zu bringen, und auch den Gesandten meines Vaters ließ er in eines der schönsten Zimmer des Schlosses führen und ihm zwei Genien zur Bedienung geben. Als er dann allein mit Turaja war, sagte er ihr: Teure Tochter, so sehr auch Tarad den Tod verdient, müssen wir doch bedenken, daß er ein König und Sohn eines mächtigen Königs ist, auch uns wird der Großmut nur noch mehr vor den Augen aller Könige erheben; übrigens wäre es auch unklug von uns, wenn wir, um an einem verwegenen Jüngling Rache zu nehmen, uns in einen Krieg mit Anan und Abu Tawaif einlassen wollten; was sagst du dazu? – Ich habe keinen anderen Willen als den deinigen, erwiderte Turaja; ich denke, wir warten einmal die Ankunft Anans ab und sehen, wie er sich gegen uns benimmt; sieht er das Unrecht seines Sohnes ein und bittet uns um Gnade für ihn, so werde sie ihm gewährt; droht er uns aber mit Gewalt, so üben wir Gerechtigkeit aus und lassen uns nicht von ihm einschüchtern. Einige Tage nach diesem Vorfall trat ein Adjutant vor den König Farkad und meldete ihm die Ankunft des Königs Anan mit Abu Tawaif und einigen anderen Genienhäuptern. Farkad und Turaja bestiegen ihre Pferde und ritten ihm, in Begleitung einiger fliegender Genien, deren Flügel so bunt wie Pfauenfedern aussahen, entgegen. Als sie ihm vor dem Tor begegneten, stieg Anan vom Pferd und verbeugte sich vor Farkad; dieser wollte ebenfalls absteigen, aber Anan schwor, er gebe dies nicht zu. Da schwor Turaja auch, er dürfe nicht zu Fuß gehen und redete ihm solange zu, bis er wieder aufstieg und zwischen Farkad und Turaja in die Stadt ritt. Schon waren auf dem Schloß alle Vorkehrungen zum Empfang Anans und Abu Tawaifs getroffen, und es harrte ihrer ein Mittagsmahl, wie man es nur bei so mächtigen Genienkönigen findet, die sich das beste, was da kriecht und läuft und schwimmt und fliegt, zu verschaffen wissen. Während der Mahlzeit wurde wenig und nur von unbedeutenden Dingen gesprochen; erst als der Nachtisch aufgetragen wurde, erhob sich Abu Tawaif und sagte: Der glorreiche König Farkad weiß schon durch unseren Boten, was den König Anan bewogen hat, seine Insel zu verlassen und hierher zu kommen; darf ich wohl dem betrübten Vater die Versicherung geben, daß sein Sohn ihm zurückgegeben wird? Da erhob sich Duha, der Vezier des Königs Farkad, der klügste Mann seines Jahrhunderts und bat ums Wort.

»Als der König Farkad Duhas Bitte gewährte, sagte er: Es ist jedermann bekannt, daß der König Farkad der friedliebendste Regent dieser Inseln ist, daß aber Tarad ohne allen Grund und gegen alles Recht die Ehre der Königin Turaja angegriffen hat; er ist nun selbst in die Grube gefallen, die er ihr zu graben glaubte; er ist jetzt ihr Gefangener, statt daß er sie mit Gewalt aus ihrer Heimat fortzuschleppen hoffte; gern wird sie ihm indessen, so groß auch sein Verbrechen war, um seines Vaters und des ehrwürdigen Abu Tawaif willen verzeihen; aber wer bürgt uns dafür, daß dieser tollkühne Jüngling, einmal wieder in Freiheit, seine verbrecherischen Absichten aufgeben und nicht neue Ränke gegen sie schmieden wird?«

»Da erhob sich Abu Tawaif und sagte: Sein Vater Anan und ich, wir verbürgen uns für ihn, wir selbst übernehmen es, ihn zu züchtigen, wenn er es je wieder wagen sollte, gegen die erhabene Königin Turaja etwas zu unternehmen; laßt ihn nur rufen, ich will es ihm selbst verkünden. Ich wurde hierauf aus meinem Zimmer geholt und in den Saal geführt, wo mein Vater, Abu Tawaif, Farkad, Turaja, Duha und einige andere Veziere und Genienhäupter beisammen saßen. Ich senkte den Kopf zur Erde und befand mich in einem Zustand, der tausendmal schlimmer als der Tod war, denn mein Herz war von Reue, Ärger, Scham und Liebe gedrückt. Auch sah ich so niedergeschlagen und zerknirscht aus, daß alle Anwesenden aus Mitleid weinten. Abu Tawaif redete mich dann folgenderweise an: Weißt du nicht, verwegener Jüngling, daß Gutes mit Gutem vergolten wird, daß aber der Bessere den Anfang macht? Daß Böses mit Bösem bestraft wird, der Schlimmere aber es zuerst übt? Hast du eine so geringe Meinung von der allenthalben verehrten und gefürchteten Königin Turaja, daß du glaubtest, sie ungestraft beleidigen zu können? Doch du bist ein unüberlegter Jüngling, darum will sie dich auch begnadigen, schwöre aber in unserem Beisein, daß du sie fernerhin nie mehr beunruhigen, daß du nie mehr ihr Land betreten, noch ihren Namen aussprechen willst, schwöre dies, dann bürgen wir für dich; bedenke aber, daß der unsichtbare Gott deinen Eid hört und daß du in diesem und jenem Leben verloren bist, wenn du ihn brichst. Ich schwor bei Dem, der die Himmel wie ein Zelt ausgedehnt und die Erde wie eine Wiege geschaffen, der den Morgen in ein weißes und die Nacht in ein schwarzes Gewand hüllt, daß ich mich ihr nie mehr nähern, noch ihren Namen aussprechen wollte. Kaum hatte ich diesen furchtbaren Eid geschworen, als ich in Ohnmacht fiel; ich brachte die ganze Nacht halb bewußtlos zu, und am folgenden Morgen, als ich wieder zu mir kam, erschien mein Vater und forderte mich auf, ihm zu folgen. Ich mußte mit ihm hierher zurückkehren, ohne zuvor meine Geliebte wieder gesehen zu haben, und auf der ganzen Reise machte er mir Vorwürfe über meine Unbesonnenheit, die mir noch härter waren, als der Verlust meiner Geliebten. Ich mußte, ehe er von mir Abschied nahm, ihm noch einmal schwören, daß ich Turaja ganz vergessen wollte; aber kaum war ich allein, da dachte ich nur noch an Turajas Reize, die ich über alle Schilderung gefunden; ich nahm daher die Gestalt eines Vogels an, und seither flatterte ich jeden Tag um ihr Schloß herum in der Hoffnung, sie zu erblicken, bis ich heute dich auf der Terrasse fand, da wandelte mich die Lust an, dich mit mir zu nehmen, um etwas von meiner Geliebten zu hören; auch bin ich sehr begierig, zu vernehmen, wieso du auf die Insel der Königin Turaja gekommen, und in welcher Eigenschaft du dich in ihrem Schloß aufhältst.«

 

Als Tarad diese wunderbare Geschichte – fuhr Ali dem Kalifen zu erzählen fort – vollendet hatte, dachte ich: Hier muß ich behutsam zu Werke gehen; sage ich diesem rasenden Jüngling, daß ich Turajas Gatte bin, so wird er aus Eifersucht mich umbringen; ich sagte ihm daher bloß, ich sei der Sohn der Königin Farha, Freundin der Königin Turaja, und habe dieser auf meiner Mutter Befehl einen kleinen Besuch gemacht. Als Tarad dies hörte, sagte er: »Wehe mir, wenn Turaja dich vermißt und erfährt, daß ich dich fortgeschleppt habe; da wird sie zu meinem Vater und Abu Tawaif schicken und mich als einen meineidigen König anklagen, da ist es um meine Ehre, vielleicht gar um mein Leben geschehen, das Beste ist daher, ich schicke dich ihr zurück, und bitte dich, sie um Gnade für mich anzuflehen.« Kaum hatte er aber diese Worte vollendet, da trat hastig sein Adjutant herein und sagte ihm: Draußen steht ein Abgesandter der Königin Turaja mit mehr als hundert schwarzen Genien, welcher dich zu sprechen wünscht.« Bei dem Namen Turaja fing Tarad an zu zittern und zu beben, und mit Mühe stammelte er: »Führe ihn herein.« Als der Abgesandte erschien, stand Tarad vor ihm auf, grüßte ihn mit Ehrerbietung und fragte ihn, welche Botschaft er bringe? Der Bote überreichte ihm einen versiegelten Brief, den er hastig erbrach, und als er ihn gelesen hatte, brach er in Schmähungen gegen Turaja aus und sägte dem Gesandten: »So behandelt man keinen König, so sehr er auch gefehlt haben mag.« Da ich fürchtete, Tarad möchte mein Geheimnis erfahren, benützte ich diesen Augenblick, um aus seinem Schloß zu fliehen und irrte auf seiner Insel umher, ohne zu wissen, wohin ich meinen Fuß setzte. Nach einigen Stunden, als ich ziemlich weit vom Schloß entfernt war, warf ich mich voller Verzweiflung auf die Erde, dachte an meinen Vater, an meine Mutter und an Turajas Angst um meinetwillen, und fing an laut zu weinen und Gottes Hilfe anzuflehen. Da rief mir eine Stimme aus der Höhe zu: »Beruhige dich, Ali, es naht dir Hilfe.« Als ich die Augen aufhob, erblickte ich über mir einen großen Genius in Vogelsgestalt; ich bat ihn, sich zu mir herabzulassen und mir zu sagen, zu welcher Gattung Genien er gehöre? Er stieg herunter und sagte mir: »Ich gehöre zu den Genien des Königs Tarad und entfliehe vor dem roten Tod, der sie durch das Schwert der Königin Turaja erreicht. Bald nach deiner Flucht aus dem Schloß des Königs Tarad erblickten wir nämlich eine Röte in der Atmosphäre, daß wir glaubten, der ganze Himmel stehe in Flammen; es waren die feuerspeienden Scharen der Königin Turaja, welche Tarads Schloß wie ein Schwarm Heuschrecken oder Ameisen umlagerten und alles, was darin war, töteten oder gefangennahmen. Die Königin selbst, welche an ihrer Spitze stand, sprang auf Tarad mit gezogenem Schwerte zu und fragte ihn: Wo ist Ali, der Sohn der Königin Farha? Tarad schwor bei Gott, er wisse nicht, wo er hingekommen, er habe sich bei Ankunft ihres Gesandten entfernt und sei wahrscheinlich irgendwo verborgen, oder habe aus Furcht vor den Genien die Flucht ergriffen. Aber Turaja nannte ihn einen Wortbrüchigen und Meineidigen, trat ihn mit Füßen und befahl einem ihrer Offiziere, ihn gefangenzunehmen. Nun, gottlob, daß ich dich hier finde, ich will dich sogleich zur Königin Turaja, die vor Liebe zu dir ganz rasend ist, bringen; du mußt ihr sagen, daß Tarad dir nichts zuleide getan, so wird sie ihm gewiß auch diesmal wieder verzeihen.« – »Tu dies, mein Freund«, sagte ich, »du wirst dadurch Turaja, Tarad und mich verbinden.« Da nahm er mich auf seinen Rücken und flog mit mir so hoch hinauf, daß ich nur noch eine Hand breit vom Himmel entfernt war, dann ließ er sich auf einen hohen Berg herunter, schüttelte mich ab und stellte sich vor mich in der Gestalt eines Raben mit einem Löwengesicht und Adlerkrallen. Ganze Feuersäulen stiegen aus seinem Schlund hervor, und auch seine Augen, welche in die Länge gespalten waren, sprühten Funken, seine Worte glichen dem Donner, und sein Hauch verbreitete Leichengeruch um ihn. »Was bedeutet diese fürchterliche Gestalt?« fragte ich ihn erschrocken. Statt einer Antwort schlug er mich so heftig ins Gesicht, daß ich das Bewußtsein verlor, und als ich wieder zu mir kam, befand ich mich allein auf dem Gipfel eines hohen Berges, mit einem so schweren Stein auf der Brust, daß ich mich weder links noch rechts bewegen und kaum noch atmen konnte. Ich lag so den ganzen Tag unter diesem Felsen; die Sonne brannte mir so heiß ins Gesicht, daß ich es mit den Händen bedecken mußte. Als ich aber gegen Abend sie von meinen Augen weghob, sah ich vier Jungfrauen vor mir, deren Aussehen, Kleidung und Schmuck mich nicht zweifeln ließ, daß es Prinzessinnen sein müßten. Ihr Anblick blendete mich noch mehr, als früher die Sonne; ich schloß daher meine Augen wieder und stellte mich, als schliefe ich. Da hörte ich, wie eine von ihnen sagte, »Wer mag wohl dieser schöne Jüngling sein? Wer hat ihn auf diesen steilen Berg gebracht und ihm einen so schweren Stein aufgebürdet?« Eine andere antwortete: »Dieser Jüngling ist Ali, der Sohn der Königin Farha, der Geliebte der Königin Turaja; der König Sarech, welcher die Königin Turaja leidenschaftlich liebt, hat ihn hierhergetragen, um ihn hier vor Hunger und Durst umkommen zu lassen; aber bei dem Siegel Salomos, wäre auch der König Sarech so mächtig wie Barachja, Salomos Vezier (Friede sei mit ihm!), so muß doch dieser Jüngling gerettet werden.«

Bei diesen Worten ging die Jungfrau auf mich zu und hob den Stein von meiner Brust. Ich öffnete die Augen wieder, schöpfte Atem, stand auf und beschwor meine Retterin, mir doch zu sagen, wieso sie diesen unzugänglichen Berg besteigen konnte, was sie hierherführte und wer sie sei? Sie antwortete mir: »Ich heiße Djauharah und bin die Tochter der blauen Königin, Herrin der weißen Stadt; die drei Mädchen, die du hier bei mir siehst, sind meine Schwestern; die eine heißt Sumurda und ist meine rechte Schwester, die anderen beiden, Murdjana und Jakuta, sind meine Stiefschwestern. Uns ist kein Land zu fern, kein Berg zu hoch und kein Meer zu tief, denn wir fliegen wie Vögel in der Luft und tauchen wie Fische in den Abgrund des Meeres hinab; auf diesen Berg sind wir aber nur um deinetwillen gekommen, als wir auf einem Ausflug dich so hilflos daliegen sahen; komme jetzt mit uns, erhole dich von deinen schweren Qualen; dann steht es dir frei, wieder zu deiner Geliebten zurückzukehren.« Sie nahm mich hierauf in ihren Arm und flog mit mir so schnell wie ein Blitz nach einer herrlichen großen Stadt, welche in einem reizenden Tal lag, ließ sich mit mir auf die Terrasse eines Schlosses herab und führte mich eine marmorne Treppe hinunter in einen Saal, der an Größe und Glanz dem der Königin Turaja nicht nachstand. Es war schon Nacht, als wir ankamen, aber der Saal war heller beleuchtet, als wenn die Mittagssonne ihn beschienen hätte. Djauharah befahl sogleich den Sklavinnen, welche den Saal füllten, das Nachtessen aufzutragen, und kaum hatte sie es gefordert, als niedliche kleine Tischchen mit goldenen Schüsseln, kristallenen Tellern und silbernen Löffeln gebracht wurden, erstere mit Speisen gefüllt, deren Geschmack und Aussehen mir ganz fremd waren, aber ganz vorzüglich mundeten. Als wir satt waren, wurden die Weingefäße gebracht mit allerlei trockenen und frischen Früchten; eine alte Wirtschafterin, die wie eine scheckige Schlange aussah und Feirusadj hieß, schenkte ein und reichte die Becher im Kreis umher, dann holte sie auch Sängerinnen, welche ihren Gesang mit allerlei Instrumenten begleiteten. Gegen Mitternacht, als wir mehr oder weniger berauscht waren, sagte Djauharah zu ihren Schwestern: »Unser Gast bedarf jetzt der Ruhe, darum ziehet euch in eure Gemächer zurück.« – »Glaubst du etwa«, erwiderte Sumurda, »ich werde vor dir diesen Saal verlassen? Wenn eine von uns den noch übrigen Teil der Nacht in Alis Nähe zubringen soll, so gebührt es mir, als der Ältesten, zuerst.« – »Nein«, versetzte Djauharah, »ich habe den Stein von ihm hinweggewälzt, unter dem er gestorben wäre; ich habe ihn auf meinem Arm hierhergetragen, ich allein habe ein Recht auf seine Gesellschaft.« Sumurda zog aber ihr Schwert und drang auf Djauharah ein: Diese zog schnell das ihrige, und es entstand ein Kampf, als wenn zwei Meere einander entgegentobten. Während aber Djauharah und Sumurda um meinen Besitz miteinander fochten, näherten sich mir Murdjana und Jakuta und sagten: »Weißt du, daß dein Leben hier in Gefahr ist? Wie leicht könnte eines dieser Mädchen in seiner Wut dich ergreifen und der anderen zum Trotz umbringen! Wir raten dir daher, diesen Augenblick zu benützen und mit uns zu kommen.« Ich ging mit ihnen zur Tür hinaus; eine von ihnen nahm mich auf ihre Schultern und die andere flog hinter uns her, um uns zu bewachen, bis wir glücklich in Murdjanas Schloß anlangten. Aber kaum hatten wir uns auf einem Divan niedergelassen, als schon die alte Feirusadj erschien und den Mädchen sagte: »Wisset, daß, nachdem Djauharah und Sumurda noch einige Zeit miteinander gefochten hatten, es mir gelang, mit Hilfe einiger Sklavinnen sie zu trennen und den Frieden wieder herzustellen. Als sie aber dann nach der getroffenen Übereinkunft sich die eine zur Rechten und die andere zur Linken Alis setzen wollten und ihn nicht mehr fanden, so dachten sie wohl, er sei von euch entführt worden, und wollten sogleich mit ihren Kriegerscharen euch hier überfallen. Mit vieler Mühe gelang es mir, sie zu bewegen, zuerst mich hierherzusenden, um Ali von euch zurückzufordern und erst, wenn ihr mir ihn verweigert, euch den Krieg zu erklären.« Als Feirusadj so gesprochen hatte, erhoben sich Murdjana und Jakuta und sagten wie mit einer Zunge: »Bei dem erhabenen Gott, lieber sterben wir, als daß wir diesen Jüngling unseren Schwestern ausliefern, und wärest du uns nicht von Jugend an so teuer, so würden wir dich als Überbringerin einer so kühnen Botschaft umbringen; doch kehre zurück und sage unseren Schwestern, das Schwert möge zwischen uns entscheiden.« Feirusadj entschuldigte sich und versprach, alles aufzubieten, um ihre Gebieterin von einem Krieg abzuhalten, hoffte aber in ihrem Inneren, durch List viel leichter ihr Ziel zu erreichen. Sobald sie nämlich Djauharah die Antwort ihrer Schwestern überbracht hatte, kochte sie eine ihr wohlbekannte schwarze Wurzel und wusch damit ihren ganzen Körper, so daß sie wie eine geborene Negerin aussah; sie kleidete sich dann wie die Sklavinnen Murdjanas und flog nach ihrem Schloß, mischte sich unter ihre Sklavinnen und trat so in den Saal, wo ich zwischen Murdjana und Jakuta vor einem Weintischchen saß.