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Tausend Und Eine Nacht

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Seine Leute benachrichtigten seinen Vater von dem, was vorgefallen; er eilte ins Schloß und fand seinen Sohn noch immer ohnmächtig über den plötzlichen Verlust seiner Geliebten; er bespritzte ihn mit Rosenwasser, bis er wieder zu sich kam; dann fragte er ihn: »Wie konnte deine Gattin von der Terrasse entfliehen?« Der Prinz antwortete: »Wisse, mein Vater, Schemsiah war eine Genientochter, aus Liebe zu ihr nahm ich ihr das Kleid weg, mit welchem sie fliegen konnte, und verbarg es in einer Säule, die ich in den Grund versenkte; sie aber grub die Grundlage des Hauses auf, nahm das Kleid, flog davon und lud mich ein, ihr in die Diamanten-Zitadelle zu folgen.« Da sagte der König: »Betrübe dich nicht, mein Sohn, ich will alle Reisenden und Kaufleute versammeln und mich erkundigen, wo diese Zitadelle liegt; dann ziehen wir hin, und mit Gottes Hilfe werden ihre Verwandten sie dir zurückgeben.« Der König ließ hierauf sogleich seine vier Veziere rufen und befahl ihnen, alle Kaufleute und Reisenden der Stadt zu versammeln und sie nach der Diamanten-Zitadelle zu fragen, und dem, der weiß, wo sie liegt, tausend Dinare zu geben. Die Veziere taten, wie ihnen der König befohlen, aber niemand wußte etwas von dieser Zitadelle; sie kehrten daher bestürzt zum König zurück und berichteten es ihm. Dieser ließ nun, um seinen Sohn zu zerstreuen, die schönsten Sklavinnen, die besten Sänger und geschicktesten Musiker ins Schloß kommen. Auch schickte er Kundschafter nach allen Ländern aus, um die Zitadelle der Genien zu erfragen; aber alle kehrten ohne Nachricht zurück. Er ging dann weinend zu seinem Sohn, der mitten unter Sängern und Sklavinnen doch seine Geliebte nicht vergessen konnte, sagte ihm, daß alle seine Bemühungen, die Zitadelle zu erforschen, fruchtlos geblieben, und schlug ihm vor, eine andere Gattin zu nehmen, schöner und liebenswürdiger als Schemsiah. Aber Djanschah war untröstlich, und brachte alle Nächte weinend und seufzend zu; auch sein Vater lebte daher sehr mißvergnügt und unruhig.

Dies vernahm der König Kefid, der über Indien herrschte und ein alter Feind des Königs Tighanus war. Kefid gebot über tausend Statthalter, deren jeder über tausend Völkerschaften herrschte, von denen jede tausend Reiter ins Feld stellte. Er versammelte daher seine Veziere und Staatsräte und Emire, und sagte ihnen: »Ich habe vernommen, daß der König Tighanus wegen der Trauer seines Sohnes Djanschah alle Staatsangelegenheiten vernachlässigt: nun wißt ihr wohl, daß er einen Teil meines Landes geraubt, meinen Vater und meine Brüder getötet und ihr Gut geplündert hat; wir wollen daher diesen günstigen Augenblick benutzen, um eine Armee auszurüsten, ihn zu überfallen, ihn und seinen Sohn zu töten und ihr Land uns zu unterwerfen.«

Die Veziere und Emire schenkten dem König Kefid ihren Beifall, und jeder von ihnen machte die nötigen Vorbereitungen zum Feldzug. Als nach sieben Tagen alle Anstalten zum Krieg getroffen waren und die Truppen sich versammelt hatten, erschallten die Trompeten und Zimbeln, die Fahnen wurden umhergetragen, und der König Kefid begab sich mit seinen Truppen bis an die Grenze des Landes Kabul, das dem König Tighanus gehörte. Sie fingen gleich an, die Ortschaften an der Grenze auszuplündern, den Bewohnern Gewalt anzutun, Große zu töten und Kinder gefangenzunehmen, so daß bald die Nachricht davon zum König Tighanus gelangte. Dieser entbrannte vor Zorn, versammelte die Großen des Reiches, die Veziere und Emire und sagte ihnen: »Wisset, daß der König Kefid herangezogen ist, um uns zu bekriegen, er hat so viele Truppen bei sich, daß nur Gott ihre Zahl kennt; ratet nun, was zu tun ist.« Sie sagten: »O König der Zeit, wir müssen ihm entgegenziehen und unser Land verteidigen.« Da sagte der König Tighanus: »Nun bereitet euch vor zum Feldzug!« Er öffnete dann alle Waffenmagazine und verteilte Panzer, Schwerter, Schilde, Helme und anderes Kriegsmaterial, versammelte die Armee, ließ die Trompeten erschallen und die Fahnen aufpflanzen, und zog mit den Truppen dem König Kefid entgegen. Als sie an die Grenze des Landes Kabul in das Land Sahran kamen, stieg der König Tighanus ab, schrieb einen Brief und schickte ihn mit einem Boten an den König Kefid. Folgendes war der Inhalt des Briefes:

»Wir tun dir, o König Kefid, hiermit kund, daß du als ein Niederträchtiger gehandelt hast; wärest du von königlichem Geblüte, so hättest du nicht auf diese Weise unser Land überfallen, um darin zu plündern und Gewalt auszuüben. Hätte ich früher deine Absicht gewußt, so wäre ich dir längst schon entgegen gezogen, um dir den Eintritt in mein Land zu versperren; doch willst du nun zurückkehren, so lassen wir das Geschehene und hegen keine Feindschaft mehr; wenn nicht, so stelle dich zum Kampf.«

Der Bote, der sehr verständig und von Kundschaftern begleitet war, begab sich ins feindliche Lager; da sah er viele seidene Zelte, darunter ein sehr großes von rotem Atlas; es war das Zelt des Königs Kefid, in dessen Mitte er selbst auf einem Thron saß, von Emiren, Vezieren und Staatsräten umgeben. Der Bote zog vor dem Zelt den Brief hervor, es kamen Soldaten und nahmen ihn ihm ab und brachten ihn dem König. Als Kefid den Brief gelesen hatte, schrieb er folgende Antwort:

»Wir tun dem König Tighanus kund, daß wir entschlossen sind, uns zu rächen, sein Land zu verwüsten, und alle Großen zu töten; morgen werde ich mich auf dem Kampfplatz zeigen.«

Diesen Brief versiegelte er und gab ihn dem Boten. Der Bote kehrte zu dem König Tighanus zurück, verbeugte sich vor ihm, übergab ihm die Antwort des Königs Kefid und sagte ihm: »O König, ich habe eine unzählbare Menge Reiter und Fußvolk gesehen!« Tighanus wurde sowohl durch den Inhalt der Antwort als durch das, was der Bote ihm mündlich sagte, so aufgebracht, daß er sogleich seinem Vezier Einsar den Befehl erteilte, mit tausend Reitern in der Nacht plötzlich den Feind zu überfallen und in Verwirrung zu bringen. Auf der anderen Seite hatte der König Kefid seinem Vezier Ghatarfan befohlen, mit fünftausend der tapfersten Ritter um Mitternacht über die Truppen des Königs Tighanus herzufallen.

Beide Veziere rückten mit ihren Truppen aus, um die Befehle ihrer Herren zu vollziehen. Um Mitternacht stießen sie aufeinander, und es entstand ein mörderischer Kampf zwischen ihnen, der die ganze Nacht fortdauerte. Gegen Morgen wurden Kefids Truppen geschlagen, und nachdem sie etwa zweitausenddreihundert Mann, darunter auch den berühmten Helden Sarchin, verloren hatten, ergriffen die übrigen die Flucht. Als Kefid die flüchtigen Truppen zurückkehren sah, entbrannte er vor Zorn und sagte ihnen: »Wehe euch, was ist euch geschehen?« Sie antworteten: »Als wir um Mitternacht mit dem Vezier Ghatarfan auszogen, da begegnete uns Einsar, der Vezier des Königs Tighanus, und auf einmal fanden wir uns mitten unter seinen Truppen; wir kämpften bis morgens, und viele von uns wurden getötet, und wären wir nicht entflohen, wir hätten den letzten Mann verloren!« Der König Kefid rief ganz außer sich vor Zorn: »Die Sonne zürne euch und versage euch ihren Segen!« Der König Tighanus hingegen flog fast vor Freude, als der Vezier Einsar zurückkehrte und ihm zum Sieg seiner Truppen Glück wünschte. Er ließ dann seine Truppen zählen, und es fehlten nur zweihundert. Am folgenden Tag musterte der König Kefid seine Armee und führte sie in geordneten Reihen auf das Schlachtfeld; es waren fünfzehn vollständige Reihen, jede von zehntausend Reitern; auch hatte er zweihundert Helden bei sich, die auf Elefanten ritten. Alles war zum Kampf gerüstet, die Fahnen waren aufgerollt, die Trompeten erschallten und die Helden sehnten sich nach Kämpfern. Auch der König Tighanus hatte seine Truppen in Schlachtordnung aufgestellt; es waren zehn Reihen, jede von zehntausend wackeren Reitern, und hundert Helden ritten ihm zur Rechten und zur Linken.

Als die beiden Armeen einander angriffen, zitterte die Erde unter den Hufen der Rosse; das Lärmen der Zimbeln und Trompeten, vermengt mit dem Gewieher der Pferd und dem Kriegsgeschrei der Männer, war betäubend; der Staub umhüllte die Häupter der Kämpfenden, welche den ganzen Tag wie Löwen stritten. Erst die Dunkelheit der Nacht trennte die beiden Armeen und führte jede in ihr Lager zurück. Der König Kefid entbrannte vor Zorn, als er seine Truppen zählte und fünftausend Mann vermißte; aber der König Tighanus war sehr aufgebracht, als er seine Truppen musterte und dreitausend seiner ausgezeichnetsten Ritter fehlten. Am folgenden Tag zogen beide Armeen wieder auf das Schlachtfeld, und jede hoffte diesmal den Sieg davonzutragen. Aber der König Kefid rief seinen Truppen zu: »Wer unter euch will hervortreten und durch einen Zweikampf den Krieg eröffnen?« Da trat ein Ritter, auf einem Elefanten reitend, aus den Reihen hervor – sein Name war Barkik, der Sohn Farsachs – stieg von seinem Elefanten ab, verbeugte sich vor dem König und bat um Erlaubnis, als Kämpfer in die Schranken zu treten; er bestieg dann seinen Elefanten wieder, spornte ihn in die Kampfbahn und schrie: »Wer will mit mir sich messen, wer will mit mir fechten, wer will mit mir eine Lanze brechen?« Als der König Tighanus dies hörte, wendete er sich zu seinen Truppen und rief: »Wer von euch will die Herausforderung dieses Ritters annehmen?« Da trat ein Ritter hervor, auf einem hübschgestalteten Roß reitend, verbeugte sich vor dem König Tighanus und bat um Erlaubnis, den Zweikampf anzunehmen; auf einen bejahenden Wink des Königs ritt er dann auf Barkik zu.

Dieser sagte ihm: »Wer bist du, daß du mich so geringschätzest und ganz allein mit mir kämpfen willst, und wie ist dein Name?« Er antwortete: »Mein Name ist Ghadhanfar, der Sohn Schamchils!« Da sagte Barkik: »Ich habe schon in meiner Heimat von dir gehört; doch diesmal laß ab vom Kampf, sonst ist all dein Ruhm dahin!« Ghadhanfar aber zog seine Lanze hervor und Barkik sein Schwert, und sie fochten lange miteinander, bis endlich Barkik seinem Gegner einen Hieb versetzte, der ihm aber nichts schadete; Ghadhanfar benutzte jedoch diesen Augenblick, um Barkik mit der Lanze so zu durchbohren, daß er ihn an seinem Elefanten festnagelte. Als dies geschehen war, kam ein Mann auf Ghadhanfar zu und sagte ihm: »Wer bist du, daß du meinen Bruder tötest?« Mit diesen Worten verwundete er ihn am Schenkel. Aber Ghadhanfar zog schnell sein Schwert und teilte ihn in Zwei, so daß ganze Meere von Blut auf die Erde strömten, dann kehrte er um und eilte zum König Tighanus zurück.

 

Als der König Kefid dies sah, feuerte er seine Truppen zum Kampf an; der König Tighanus tat dasselbe; Pferde rannten auf Pferde, Männer stießen auf Männer, Schwerter klirrten, Trompeten erschallten, Krieger schrien jubelnd und jammernd, bis die Sonne unterging; da zog sich der König Tighanus zurück, zählte seine Soldaten und fand, daß er gegen fünftausend Reiter verloren hatte und vier Fahnen. Auch der König Kefid zog sich in sein Zelt zurück und ließ seine Truppen zählen, und es fehlten ihm sechshundert der besten Ritter und sieben Fahnen waren zerbrochen. Hierauf wurde ein Waffenstillstand von drei Tagen geschlossen.

Während des Waffenstillstandes schrieb der König Kefid an seinen Freund, den König Kafun, mit dem er von mütterlicher Seite her verwandt zu sein vorgab, und bat ihn um Hilfstruppen. Kafun versammelte so viele Ritter, als er konnte und zog zu ihm. Aber der König Tighanus erhielt bald Nachricht davon durch einen seiner Kundschafter, welcher ihm sagte, er habe einen furchtbaren Staub in der Ferne gesehen, der bis zum Himmel steige. Tighanus befahl einer Abteilung Soldaten, zu sehen, was dieser Staub bedeute, und sie sahen, als ihn der Wind zerstreute, sieben Fahnen darunter hervorkommen, jede von dreitausend Reitern umgeben, die zur Armee des Königs Kefid stießen, und diese Nachricht verbreitete großen Schrecken im Lager des Königs Tighanus.

»Der König Kefid hingegen begrüßte freudig seinen Bundesgenossen Kafun und erzählte ihm, der König Tighanus habe seinen Vater und seine Brüder getötet, nun wolle er Rache an ihm nehmen. Der König Kafun sagte: Die Sonne segne dich, mein Freund, und begab sich mit dem König Kefid höchst zufrieden in sein Zelt.

»Das ist‘s, was die beiden Könige angeht. Der Prinz Djanschah aber, höchst beunruhigt darüber, daß er zwei Monate lang weder seinen Vater, noch die Sklavinnen sah, mit denen er ihn zuweilen besuchte, erkundigte sich bei einem seiner Diener, der ihm besonders ergeben war, nach ihm, und als er von dem Krieg mit Kefid hörte, sagte er: Bringt mir mein Pferd, ich will zu meinem Vater auf das Schlachtfeld. Bei sich dachte er aber: Bin ich einmal im Freien, so reise ich in die Judenstadt; dort wird mir Gott beistehen, daß ich wieder einen Kaufmann finde, der wie das erste Mal gegen mich verfährt; niemand weiß ja, woher sein Glück kommt. Er bestieg sein Pferd und nahm tausend Reiter mit sich, so daß alle Leute glaubten, er ziehe in den Krieg zu seinem Vater. Aber des Abends ließ er die Ritter in einer großen Ebene absteigen, um daselbst zu übernachten, und als sie schliefen, machte er sich allein auf, setzte sich wieder auf sein Pferd und schlug den Weg nach Bagdad ein, weil ihm der Jude gesagt hatte, daß von Bagdad alle zwei Jahre eine Karawane zu ihnen komme, in der Absicht, sich dieser Karawane anzuschließen. Als die Ritter, die Djanschah begleitet hatten, ihn bei ihrem Erwachen vergebens auf allen Seiten suchten, gingen sie zu seinem Vater und berichteten ihm des Prinzen Flucht. Tighanus war so aufgebracht, daß ihm Funken aus dem Gesicht sprühten, ganz außer sich warf er die Krone von seinem Haupt und sagte: Nun habe ich meinen Sohn verloren und der Feind ist in meinem Angesicht. Es gibt keinen Schutz, außer bei Gott! Seine Emire und Veziere suchten ihn zu trösten und zu ermutigen, aber er wollte den Krieg nicht fortsetzen, sondern zog sich mit seinen Truppen in die Hauptstadt zurück, ließ die Tore schließen und die Mauern befestigen. Kefid kam jeden Monat, um die Stadt zu erstürmen, wurde aber von den Belagerten zurückgeschlagen und so dauerte der Krieg zwischen den beiden Königen noch sieben Jahre lang.

»Djanschah aber reiste, nachdem er seine Truppen verlassen hatte, Tag und Nacht durch Wüsten und Einöden, und überall, wo er hinkam, erkundigte er sich nach der Diamanten-Zitadelle; aber niemand hatte je davon gehört. Er erkundigte sich dann nach der Judenstadt, und ein Kaufmann sagte ihm, sie liege an der äußersten Spitze des Ostens: er solle in einem Monat mit ihm nach der indischen Stadt Marsakan gehen, von da nach Chorasan, von Chorasan nach der Stadt Schanum, von hier nach Chowaresm; dann bliebe nur noch eine Reise von fünfzehn Monaten nach der Judenstadt.Der Übersetzer hat hier wörtlich seinen Text wiedergegeben, so unsinnig er auch in geographischer Beziehung sein mag. Djanschah wartete, bis die Karawane nach Marsakan abreiste, und als er mit ihr diese Stadt erreichte, erkundigte er sich nach der Diamanten-Zitadelle, aber niemand konnte ihm Auskunft darüber geben. Er reiste daher unter vielen Leiden und Gefahren nach Chorasan; dort fragte er nach der Judenstadt, und man bezeichnete ihm den Weg, der dahin führt. Er reiste nun Tag und Nacht, bis er an die Stelle kam, wo er vor den Affen entflohen war. Dann hatte er wieder mehrere Tage zu reisen, bis er an den Strom kam, an dessen jenseitigem Ufer die Judenstadt lag. Er setzte sich ans Ufer des Stromes und wartete bis samstags, wo er durch die Allmacht Gottes austrocknete. Dann ging er in das Haus des Juden, der ihn auch zum ersten Mal aufgenommen hatte. Der Jude grüßte und bewillkommte ihn, brachte ihm zu essen und zu trinken, und fragte ihn, wo er so lange geblieben. Er antwortete: Im Reiche Gottes.

»Am folgenden Tage ging er in die Stadt spazieren, da hörte er wieder ausrufen: Ihr Leute, wer will ein schönes Mädchen und tausend Dinare um einen halben Tag Arbeit? Er ging zum Ausrufer und sagte: Ich will diese Arbeit verrichten. Der Ausrufer sagte ihm: Folge mir, führte ihn in ein großes Haus und sagte zum Hausherrn: Dieser Jüngling will deine Arbeit übernehmen. Der Hausherr bewillkommte ihn, führte ihn in seine Wohnung und ließ ihm Speise und Getränke reichen. Nachdem er gegessen und getrunken hatte, brachte ihm der Hausherr tausend Dinare und ein schönes Mädchen.

»Am folgenden Morgen nahm Djanschah das Mädchen und die tausend Dinare und schenkte sie dem Juden, der ihn samstags bewirtet hatte. Dann ging er wieder zum Kaufmann zurück und ritt mit ihm bis an den Fuß eines sehr hohen Berges. Der Kaufmann zog ein Messer und einen Strick heraus, warf letzteren dem Pferd um die Füße, stürzte es zu Boden und schlachtete es; dann zog er ihm die Haut ab, hieb ihm Kopf und Füße ab, spaltete den Leib und sagte zu Djanschah: »Schlüpfe hinein, daß ich zunähe, und sage mir dann, was du siehst; das ist die Arbeit, die ich von dir verlange.« Djanschah schlüpfte hinein, und der Kaufmann nähte den Leib zu und verbarg sich. Nach einer Weile kam ein ungeheurer Vogel und trug das Pferd auf den Gipfel des Berges. Hier wollte er das Pferd fressen, aber sobald Djanschah dies merkte, schnitt er den Leib auf, kroch hervor, und der Vogel entfloh vor Schrecken. Djanschah sah den Kaufmann am Fuß des Berges stehen und fragte ihn, was er wolle? Er bat ihn, ihm von den Steinen des Berges herunterzuwerfen, aber Djanschah erwiderte: Hast du nicht vor fünf Jahren mich treulos verlassen und mir so viele Leiden und Gefahr verursacht? Bei Gott! Ich werfe dir nichts zu. Mit diesen Worten ließ er den Juden stehen und nahm den Weg zum Schloß des Scheich Naßr, dem König der Vögel. Nach einer sehr mühevollen Reise von mehreren Tagen und Nächten gelangte er endlich vor das Schloß unseres Herrn Salomo, und Scheich Naßr saß vor dem Tor. Als dieser Djanschah erblickte, stand er auf, grüßte und bewillkommte ihn und sagte ihm: Wie kommst du wieder allein hierher? Du bist ja so vergnügt mit Schemsiah von hier abgereist? Djanschah weinte und erzählte ihm, wie Schemsiah davongeflogen und ihm gesagt hatte: Wenn du mich liebst, so folge mir auf die Diamanten-Zitadelle. Scheich Naßr erstaunte und sagte: Bei Gott! Ich weiß nichts von dieser Zitadelle, und bei unserm Herrn Salomo, dem Sohne Davids, Friede sei mit ihm! Ich habe nie etwas davon gehört. Djanschah rief weinend: Wie wird es mir nun gehen? Ich sterbe vor Liebe und Verlangen. Scheich Naßr suchte ihn zu trösten und sagte ihm: Warte, bis die Vögel wieder zu mir kommen, ich will sie nach der Diamanten-Zitadelle fragen, vielleicht kennt sie einer von ihnen. Djanschah beruhigte sich bei diesen Worten und ging mit Scheich Naßr ins Schloß, und öffnete wieder das Gemach, das zum Teich führte, in welchem die drei Mädchen gebadet hatten, aber der Teich blieb leer. Nach Verlauf einiger Wochen kam Scheich Naßr zu ihm und sagte ihm: Nun ist die Zeit der Ankunft der Vögel, hier hast du einige heilige Namen, lerne sie auswendig, dann kannst du mich zu den Vögeln begleiten. Djanschah freute sich sehr und begleitete Scheich Naßr zu den Vögeln, welche diesen, eine Gattung nach der anderen, begrüßten.

»Als aber Scheich Naßr die Vögel nach der Diamanten-Zitadelle fragte, antworteten alle: Wir haben sie in unserem Leben nicht nennen hören. Djanschah weinte heftig bei dieser Antwort und fiel in Ohnmacht. Scheich Naßr rief dann einen großen Vogel herbei und sagte ihm: Bringe diesen Jüngling in das Land Kabul. Der Vogel nahm Djanschah auf den Rücken und sagte ihm: Nimm dich wohl in acht, daß dich die Luft nicht zerschneide, und stopfe deine Ohren zu wegen der Wind- und Seekrankheit und dem Getöse der Himmelssphären. Djanschah tat, wie ihm gesagt wurde, und der Vogel erhob sich und flog mit ihm einen Tag und eine Nacht; dann ließ er sich herunter in der Nähe der Wohnung des Königs der Tiere und sagte ihm: Ich habe den Weg verfehlt, den mir Scheich Naßr beschrieben, wir müssen wieder umkehren. Aber Djanschah sagte: Geh‘ nur deines Weges, ich will hier sterben oder in meine Heimat zurückkehren. Der Vogel flog hierauf seines Weges fort und Djanschah ging in das Schloß des Schah Bedr, des Königs der Tiere. Dieser fragte ihn, wer er sei und wo er mit diesem ungeheuren Vogel herkomme? Djanschah erzählte ihm seine ganze Geschichte vom Anfang bis zum Ende, und bat ihn um Auskunft über die Diamanten-Zitadelle. Schah Bedr erstaunte sehr über seine Erzählung und sagte: Bei unserem Herrn Salomo, dem Sohne Davids, Friede sei mit ihm: Ich weiß nichts von dieser Zitadelle; sobald mir aber jemand darüber Auskunft gibt, will ich dich dahin senden. Djanschah weinte heftig und blieb einige Zeit bei Schah Bedr. Eines Tages kam Schah Bedr zu ihm und sagte ihm: Nimm diese Tafel und lerne auswendig, was darauf geschrieben, dann kannst du mich zu den Tieren begleiten und sie nach der Diamanten-Zitadelle fragen. Nach einer kurzen Weile kamen alle möglichen Gattungen Tiere an und grüßten Schah Bedr. Er fragte sie nach der Diamanten-Zitadelle, aber niemand wußte etwas davon. Da weinte Djanschah und bedauerte es, nicht mit dem Vogel gereist zu sein, den ihm Scheich Naßr mitgegeben. Der König der Tiere bemitleidete ihn und sagte ihm: Mein Sohn, betrübe dich nicht, ich habe einen älteren Bruder, der dem König Salomo abtrünnig geworden und viel mehr vermag, als Scheich Naßr, denn er ist der Herrscher über alle Genien dieses Landes; ich will dich zu ihm schicken, vielleicht weiß er etwas von der Diamanten-Zitadelle. Hierauf setzte er Djanschah auf den Rücken eines ungeheuren Tieres und gab ihm Empfehlungsschreiben mit an seinen Bruder, den König Schamach. Das Tier lief sogleich weg, und nach mehreren Tagen und Nächten blieb es in einiger Entfernung von der Wohnung des Königs Schamach stehen, denn aus Ehrfurcht vor ihm wagte es nicht, sich ihm ganz zu nähern. Djanschah stieg ab und ging zum König, küßte ihm die Hände und übergab ihm das Schreiben seines Bruders. Als der König Schamach es gelesen hatte, bewillkommte er Djanschah und sagte ihm: Mein Sohn, ich habe in meinem Leben die Diamanten-Zitadelle nicht nennen hören. Djanschah weinte und seufzte, und erzählte auf Verlangen des Königs Schamach seine ganze Geschichte. Als er zu Ende war, sagte Schamach: Mein Sohn, ich glaube nicht, daß unser Herr Salomo je von dieser Zitadelle gehört, noch sie gesehen hat; aber ich kenne einen sehr alten Priester im Gebirge, dem alle Tiere und Vögel und Genien gehorchen, der selbst durch seine Beschwörungen die Könige der Genien sich zu unterwerfen versteht; auch war er es allein, der etwas gegen mich vermochte, als ich von unserm Herrn Salomo abtrünnig und gefangengenommen wurde, denn er ist ein gar zu listiger Zauberer und geschickter Beschwörer. Er hat auch, um in seiner Kunst sich auszubilden, alle Länder durchreist, und ich glaube nicht, daß es einen Ort gibt, der ihm verborgen ist. Ich will dich zu ihm schicken, vielleicht kann er dir den Weg angeben, der dich zur Diamanten-Zitadelle fährt; weiß er ihn nicht, so weiß ihn auch niemand in der ganzen Welt, denn alle Geschöpfe Gottes sind seine Diener. Er ist ein so großer Zauberer, daß er eine Achse aus drei Stücken zusammengesetzt hat; wenn er sie in die Erde einschlägt und über das erste Stück einige Zauberformeln liest, so kommt Fleisch heraus, aus dem noch Blut fließt; macht er Beschwörungen über das zweite Stück, so fließt süße Milch hervor, und aus dem dritten Stück wächst auf sein Verlangen Gerste, Weizen und allerlei Obst. Wenn er dann die Achse wieder aus der Erde nimmt, so zieht er sich wieder in sein Kloster zurück, das man das Diamantenkloster nennt. Dieser verdammte Priester, dem ich dich nun empfehlen will, heißt Jaghmus. Der König Schamach rief dann einen ungeheuren Vogel herbei, setzte Djanschah darauf und befahl jenem, diesen Menschen zum Priester Jaghmus zu bringen. Der Vogel hatte vier Flügel, deren jeder dreißig Ellen lang war, und zwei Füße, wie die Füße eines Elefanten; er flog nur zweimal im Jahre aus, und ein Adjutant des Königs Schamach mußte ihm jeden Tag aus Irak seine Beute zur Fütterung holen. Auf den Befehl seines Herrn flog er mit Djanschah mehrere Tage und Nächte durch, bis er an das Gebirge kam, wo das Diamantenkloster stand. Djanschah stieg dann ab und ging ins Kloster, wo er den Priester in der Kirche betend fand. Als der Priester gebetet hatte und Djanschah sich vor ihm verbeugte, bewillkommte ihn jener und bat ihn, ihm die Ursache seines Besuchs mitzuteilen. Djanschah erzählte ihm seine ganze Lebensgeschichte von seiner Geburt an bis zu seiner Ankunft im Kloster. Der Priester erstaunte sehr über diese Erzählung und sagte: Bei Gott, mein Sohn, ich habe in meinem Leben nichts von dieser Zitadelle gehört, und ich lebe doch schon seit den Zeiten Noahs, des Propheten Gottes, und herrschte über die ganze Erde bis zur Erscheinung unseres Herrn Salomo; ich glaube sogar, daß sie Salomo, dem Sohne Davids, Friede sei mit ihm, unbekannt war. Warte jedoch, mein Sohn, bis die Vögel, Tiere und Genienfürsten zusammenkommen, vielleicht kann uns einer von ihnen Auskunft darüber geben. Djanschah blieb beim Priester, bis die Tiere, Vögel und Genien sich versammelten; da fragte sie der Priester nach der Diamanten-Zitadelle, aber jeder sagte: Ich habe sie weder gesehen, noch etwas davon gehört. Djanschah weinte und seufzte. und flehte Gottes Hilfe an.

 

»Auf einmal erschien ein ungeheuer großer schwarzer Vogel, der eben erst aus der Luft herabstieg, und küßte dem Priester die Hand. Der Priester fragte auch ihn nach der Diamanten-Zitadelle, und der Vogel sprach: O Priester, als wir hinter dem Berge Kaf wohnten auf dem Kristallberg, der neben einem großen Tal sich erhebt, und ich noch ganz jung war, da weidete ich viele Jahre lang mit meinen Schwestern auf dem Berg; unsere Eltern aber machten jeden Tag einen Ausflug, um uns mit noch besserer Nahrung zu versorgen. Einst flogen sie auch von uns weg und blieben sieben Tage aus, so daß wir fast vor Hunger starben. Am achten Tag kamen sie weinend zurück, und als wir sie nach der Ursache ihrer ungewöhnlich langen Abwesenheit fragten, sagten sie uns, ein widerspenstiger Geist habe sie ergriffen und auf die Diamanten-Zitadelle zum König Schahlan gebracht, und dieser habe sie erst dann wieder freigelassen, als sie ihm sagten, sie haben Junge zu Hause, die vor Hunger sterben müßten. Wenn nun, fuhr der Vogel fort, meine Eltern noch lebten, so könnten sie dir Auskunft geben über die Lage der Diamanten-Zitadelle, ich weiß aber nichts Näheres darüber. Als Djanschah dies hörte, weinte er heftig und bat den Priester, diesem Vogel zu befehlen, daß er ihn auf den Kristallberg hinter dem Berg Kaf bringe, wo seine Eltern ihr Nest hatten. Der Priester ersuchte den Vogel, Djanschah in allem zu gehorchen, und der Vogel versprach, keine Mühe für ihn zu scheuen. Er ließ sogleich Djanschah auf seinen Rücken steigen und trug ihn nach dem Kristallberg, wo das Nest seiner Eltern war. Hier ließ er sich herunter und sagte zu Djanschah: Hier ist das Nest meiner Eltern. Djanschah stieg ab und sagte weinend: Ich bitte dich, bringe mich in die Gegend, nach welcher deine Eltern auszufliegen pflegten und von welcher sie zurückkehrten. Der Vogel sagte: Ich gehorche dir in allem, Djanschah; er flog nun noch sieben Tage und sieben Nächte mit ihm, dann setzte er ihn eines Abends auf einen Berg und sagte ihm: Von hier an weiter weiß ich nichts mehr. Djanschah stieg auf den Gipfel des Berges und schlief darauf ein. Als er wieder erwachte, wurde er ganz geblendet von dem Glanz des Schlosses, das in einer Entfernung von zwei Monaten ihm entgegenstrahlte; es war die Diamanten-Zitadelle, die aus den feinsten Edelsteinen und Kristall gebaut war. Diese Festung mit dem Schloß war so groß und so strahlend, daß sie die ganze Gegend, eine Strecke von zwei Monaten umher, beleuchtete, und dort thronte der König Schahlan, der Vater der drei fliegenden Mädchen. Dieser König hatte, sobald seine Tochter zu ihm zurückgekehrt war und ihm von ihrem Abenteuer mit Djanschah und von seiner Liebe zu ihr erzählt hatte, in der Hoffnung, Djanschah werde sie wieder aufsuchen, allen widerspenstigen Genien, seinen Adjutanten, den Befehl erteilt, sobald sie einen Menschen erblickten, ihn festzunehmen und vor ihn zu führen.

»Als nun Djanschah auf das leuchtende Schloß zuging, das er vom Berg erblickt hatte, begegnete ihm einer der Adjutanten des Königs Schahlan, der gerade in jener Gegend ein Geschäft hatte, und fragte ihn, wie er heiße? Djanschah fürchtete sich vor diesem Adjutanten und antwortete zitternd: Ich heiße Djanschah und hatte eine Geliebte unter den Genien, die Schemsiah hieß; es gelang mir, sie für mich zu gewinnen, aber sie entfloh mir wieder. Er erzählte ihm dann seine ganze Geschichte und weinte so heftig, daß der Adjutant voller Rührung zu ihm sagte: Weine nicht, denn du bist am Ziel; wisse auch, daß Schemsiah dich liebt und ihren Eltern ihre Liebe gestanden hat, auch sind alle Bewohner der Zitadelle dir zugetan! Sei nur frohen Mutes! Der Adjutant nahm ihn dann auf die Schultern und trug ihn in die Nähe der Diamanten-Zitadelle und benachrichtigte sogleich den König Schahlan und seine Tochter Schemsiah von Djanschahs Ankunft. Der König kam ihm entgegen, umarmte, grüßte und bewillkommte ihn und ließ Schemsiah die Ankunft ihres Gatten melden, und auf des Königs Befehl erschienen alle seine Adjutanten und Truppen, um Djanschah zu begrüßen und zur Zitadelle zu begleiten. Der König schenkte Djanschah ein buntfarbiges seidenes Kleid mit Gold bestickt, desgleichen kein König auf Erden eines besitzt, auch ließ er ihm ein herrliches Pferd vorführen, und ritt mit ihm, von zahlreichen Truppen umgeben, bis ans Tor der Zitadelle; da stiegen sie ab und traten ins Schloß, dessen Edelsteine, Gold, Silber, Perlen und Kristall Djanschah nicht genug bewundern konnte; auch erstaunte er über die schönen Diwane und Teppiche, die er hier sah, und weinte vor Freude. Der König und Schemsiahs Mutter trockneten ihm seine Tränen ab und sagten ihm: Laß jetzt das Weinen und den Gram, du bist ja am Ziel. Man führte ihn dann mitten ins Schloß, wo schöne Sklavinnen ihm entgegen kamen und ihm ihre Dienste anboten. Der König ließ den Tisch herrichten und setze sich neben ihn auf den Thron. Die Sklavinnen brachten Speisen und Getränke, und nach der Mahlzeit brachten sie Wasser zum Waschen. Bald nachher kam Schemsiahs Mutter wieder und bewillkommte Djanschah abermals und sagte ihm: Du bist nun am Ende deiner vielen Mühseligkeiten und kannst nach langem Wachen wieder ruhig schlafen; gelobt sei Gott, der dich erhalten! Sie ging hierauf weg und holte ihre Tochter Schemsiah, welche ganz schamrot Djanschah grüßte; auch ihre Schwestern, welche mit ihr im Schloß waren, kamen, um Djanschah zu grüßen und seine Hände zu küssen. Die Königin sagte dann zu Djanschah: Verzeihe meiner Tochter, was sie gegen deine Liebe verbrochen, denn sie hat es unseretwillen getan. Djanschah stieß einen lauten Schrei aus und fiel in Ohnmacht, und man mußte ihn lange mit Rosen- und Moschus-Wasser bespritzen, bis er wieder zu sich kam. Als er die Augen öffnete und Schemsiah erblickte, sagte er: Gelobt sei Gott, der mich ans Ziel meiner Wünsche geführt und die Flammen meiner Sehnsucht gestillt hat! Schemsiah sagte ihm hierauf: Gott bewahre dich vor den Flammen! – Doch erzähle mir, was dir seit meiner Abwesenheit widerfahren, und wie du diesen Ort entdeckt, den selbst die meisten Genien nicht kennen, denn wir haben uns gegen alle Könige der Genien aufgelehnt und leben hier verborgen. Djanschah erzählte ihr alles, was ihm zugestoßen, vom Tag ihrer Flucht bis zu seiner Ankunft. Als er dabei auch den Krieg zwischen seinem Vater und dem König Kefid erwähnte, sagte ihm die Königin: Nach einem Monat feiern wir Schemsiahs Hochzeit nochmals, dann kannst du mit ihr in deine Heimat ziehen, und wir geben dir tausend unserer mächtigsten Genien mit, von denen der Geringste auf deinen Befehl den König Kefid und seine ganze Armee in einem Augenblick vernichten wird; wir schicken dir dann jedes Jahr eine Abteilung Genien, von denen ein einziger alle deine Feinde töten kann. Wir geben dir aber, fuhr die Königin fort, unsere Tochter Schemsiah nur unter der Bedingung mit in dein Land, daß du abwechselnd ein Jahr in deiner Heimat und ein Jahr bei uns zubringst. Der König Schahlan setzte sich dann auf den Thron und befahl den Großen des Reichs, siebentägige Feste zu veranstalten und alles zur Hochzeitsfeierlichkeit vorzubereiten, Nach einem Monat, als alles zur Hochzeit bereit war, wurde Djanschah zu Schemsiah geführt, und er lebte einige Zeit mit ihr im schönsten Liebesrausch. Doch bald erinnerte er sich wieder seines Vaters und sagte zu Schemsiah: Dein Vater hat mir versprochen, dich mit mir in meine Heimat zurückzuschicken, daß wir abwechselnd ein Jahr dort und ein Jahr hier zubringen, bitte ihn nun um die Erfüllung seines Versprechens. Sobald der Abend hereinbrach, ging Schemsiah zu ihrem Vater und trug ihm Djanschahs Bitte vor. Der König sagte: Ich füge mich gern in seinen Willen; wartet nur bis zu Anfang des Monats, daß ich die Genien zu eurer Begleitung ausrüste. Als die bestimmte Zeit vorüber war, befahl Schahlan seinen Genien, sich in den Dienst Djanschahs und Schemsiahs zu begeben, und ließ für Djanschah und Schemsiah einen großen goldenen Thron verfertigen, mit Perlen und Edelsteinen beschlagen, und darüber ein rotes seidenes Zelt spannen, mit Gold durchwirkt und mit allerlei Farben bemalt. Djanschah und Schemsiah setzten sich darauf, und vier Genien faßten ihn an den vier Ecken. Schemsiah nahm Abschied von ihrer Mutter, ihren Schwestern und ihren übrigen Verwandten, ihr Vater aber stieg auf den Thron und begleitete sie bis mittags, dann stieg er ab und nahm Abschied, empfahl Djanschah seine Tochter, und sie beide den Genien, die sie tragen sollten; er schenkte dann Schemsiah noch zweihundert schöne Sklavinnen, und Djanschah hundert junge Mamelucken, und kehrte wieder in seine Zitadelle zurück. Djanschah mit den Seinigen reiste nun auf dem Thron, der zwischen Himmel und Erde von vier schwebenden Genien getragen wurde, zehn Tag nacheinander fort und legte jeden Tag eine Strecke von dreißig Monaten zurück. Am elften Tag erblickte einer der Genien das Land Kabul, das ihm wohl bekannt war, und gab den Trägern Befehl, sich herabzulassen. Die Genien ließen sich gerade vor der Stadt des Königs Tighanus, Djanschahs Vater, auf die Erde herunter.