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Tausend Und Eine Nacht

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Als der Sultan diese abschlägige Antwort hörte, ward er sehr zornig. »Wehe dir!« schrie er seinem Vezier zu: »ein Mann wie ich will deine Tochter heiraten, und du weisest ihn mit nichtigen Reden ab? Ich schwöre, daß sie den letzten meiner Sklaven heiraten soll!« Der Sultan sah jetzt zufällig einen jungen Stallknecht, der vorn und hinten bucklig war, im Hofe, und ließ ihn herbeirufen, sogleich wurden Zeugen bestellt, und der Vezier war gezwungen, den Ehekontrakt zwischen dem Buckligen und seiner Tochter auf der Stelle zu unterschreiben. Der Sultan schwur hierauf, daß der Bucklige sie noch diese Nacht umarmen müsse, nachdem er mit seiner Braut den Hochzeitszug in der Stadt gehalten haben würde. Es wurden nun alsbald Mamelucken mit Wachskerzen abgeschickt, die an der Türe des Bades den Buckligen erwarten sollten, um vor ihm herzugehen, der Tochter des Veziers wurden Kammerzofen gesandt, um sie anzukleiden und zu schmücken, und ihr Vater wurde streng bewacht, bis der Bucklige zu seiner Tochter kommen sollte. »Ich sah des Veziers Tochter«, fuhr die Fee fort, »und nie hatte mein Auge etwas Schöneres erblickt.« – »Du lügst!« erwiderte hierauf der Geist; »dieser Jüngling ist schöner als sie.« – »Beim Herrn des Himmels«, versetzte hierauf die Fee, »nur dieser Jüngling ist ihrer würdig, und es wäre schade, wenn sie in die Hände jenes Buckligen fiele.« Hierauf erwiderte der Geist: »Willst du, so vereinen wir die beiden jungen Leute, und tragen diesen Jüngling zu des Buckligen Braut.« – »Recht gern«, antwortete die Fee. »Wohlan«, sprach der Geist, »ich will ihn hintragen, du bringst ihn dann wieder zurück;« und sogleich umfaßte er Bedruddin und flog mit ihm in Begleitung der Fee in die Höhe, dann ließ er sich mit ihm an dem Tore der Stadt Kahirah nieder und setzte ihn auf eine Bank. Als ihn der Geist aufweckte, wollte er fragen, wo er wäre, weil er gleich sah, daß er in einer ihm ganz unbekannten Stadt sich befand; aber der Geist ließ ihm dazu keine Zeit, sondern überreichte ihm sogleich eine dicke Wachskerze mit den Worten: »Gehe in dieses Bad und mische dich unter die Besucher und ihre Sklaven, und folge ihnen bis ins Hochzeitsgemach, dann gehst du mit deiner Wachskerze wie ein Fackelträger voraus, zur Rechten des buckligen Bräutigams, und so oft dir Zofen und Sängerinnen begegnen, so greife in deine Tasche und werfe ihnen eine Hand voll Gold zu; sei nicht erstaunt über meinen Rat, denn er kommt von Gott, der zeigen will, wie er das, was seine Weisheit beschlossen, unter den Menschen ausführt.« – Hasan tat alles, was ihm der Geist befohlen.

Als er so dem Hochzeitszug voranging und Hände voll Gold ausstreute, ja sogar den Tamburin der Sängerinnen damit überschüttete, wußten die Leute nicht, was sie von ihm denken sollten, denn sie waren über seine Schönheit beinahe so sehr entzückt, als über seine Freigebigkeit. Als sie nun vor das Haus des Veziers, seines Oheims, kamen und die Türsteher denen, die nicht zur Hochzeit gehörten, den Eingang versperrten, weigerten sich die Sängerinnen, das Haus zu betreten, wenn dieser fremde junge Mann, der schönste und freigebigste, den sie je gesehen, nicht auch hineingelassen würde und schworen, die Braut dürfe sich nicht zeigen, wenn er, der sie so mit Gold überschüttete, nicht zugegen wäre. Als die Türsteher dies vernahmen, ließen sie Bedruddin in das Haus der Lust eintreten und setzten ihn auf die Bühne, die der Bucklige einnahm, und zwar zu seiner Rechten in dem Saal, wo die verschleierten Frauen der Fürsten, der Veziere, der Kammerbeamten und der übrigen Großen vom Fuße der Bühne bis zum Brautgemach zwei Reihen bildeten. Jede Frau trug eine große Wachskerze, und alle bewunderten den schönen Hasan, dessen Angesicht wie der Vollmond leuchtete und der schmiegsam wie die Zweige des Ban war; als sie mit den Kerzen ihn näher beleuchteten, waren sie noch mehr von seinem schönen Ansehen, als von dem gespendeten Golde entzückt. Sie winkten ihm freundlich zu, und wurden so bezaubert, daß jede von ihnen sich an seine Seite wünschte; dann aber sagten alle: »Kein anderes Weib, als unsere Braut, ist dieses jungen Mannes würdig, wie schade, daß sie diesem elenden Buckligen preisgegeben werden soll. Gottes Fluch erreiche den, der daran schuld war!« und alle verwünschten laut den Sultan; dann verspotteten die Frauen den Buckligen, der dasaß, mit dem Kopf tief in den Schultern. Nach einer Weile kamen die Sängerinnen mit Tamburinen und anderen Musikinstrumenten und führten die Braut in den Saal.

Während nun Bedruddin neben dem Buckligen auf einer Tribüne saß, kamen die Zofen mit seiner Base, die sie schon mit wohlriechenden Wassern gewaschen und die von Wohlgerüchen duftete. Schon hatte sie ihre Haare mit Moschusstaub bestreut und ihre Kleider mit dem feinsten Aloe und Ambra beräuchert. Es kamen dann Mädchen, um ihre Haare zu flechten und sie mit einem Schmucke zu zieren, der einer Kaiserin würdig gewesen wäre; sie trug ein goldgesticktes Kleid, mit allen möglichen Blumen, Vögeln und wilden Tieren gestickt, wobei die Augen und Schnäbel der Vögel aus Edelsteinen und ihre Füße aus rotem Rubin und grünem Smaragd waren; sie hingen ihr dann eine so prächtige Halskette um, aus großen Juwelen, daß das Auge ihren Glanz nicht ertragen und der Geist ihren hohen Wert nicht fassen konnte; die Braut war schöner als der Mond, wenn er in der vierzehnten Nacht des Monats scheint. Die Kammermädchen zündeten dann vor ihr weiße mit Kampfer besteckte Wachskerzen an, doch überstrahlte ihr Antlitz das Licht der Kerzen, ihre Augen waren schärfer als ein gezogenes Schwert, ihre dicht herabhängenden Augenbrauen bezauberten alle Herzen, rosig waren ihre Wangen, sanft schmiegten sich ihre Hüften, über den liebevollen Ausdruck ihrer Augen konnte man von Sinnen kommen; so zog sie, von vielen Mädchen mit verschiedenen Musik-Instrumenten umgeben, sich stolz wiegend daher, während die Frauen einen Kreis um Hasan bildeten, dessen vollkommene Schönheit aller Bewunderung anzog. Er war wie der Mond unter Sternen, mit glänzender Stirne, rosigen Wangen, marmornem Halse, strahlendem Gesichte, mit einem Ambramal auf den Wangen. Als der Bucklige seine Braut küssen wollte, kehrte sie ihm den Rücken und warf sich vor ihrem Vetter Hasan nieder; als darüber alle Anwesenden laut aufschrien, griff Hasan wieder in seine Tasche und warf Hände voll Gold unter sie, so daß sie ihn alle segneten und ihm durch Winke zu verstehen gaben, daß sie herzlich wünschten, er möge diese schöne Braut heimführen; alle Frauen freuten sich mit ihm und ließen den Buckligen allein sitzen, als wäre er ein Affe. Als Hasan die Braut näher betrachtete fiel ihm die Schönheit auf, mit der sie Gott vor allen anderen Geschöpfen ausgezeichnet; während die Diener neues Gold unter den Anwesenden auswarfen, worüber sich alle nicht wenig ergötzten.

Hasan war vor Freude ganz außer sich, als er die Braut sah, die ein strahlendes Licht verbreitete; sie hatte ein rotes Atlaskleid an, daß sie so gut kleidete, daß sie nicht nur Männern, sondern auch Frauen den Kopf verwirrte. Man nahm ihr aber nach einer Weile dieses Kleid ab und legte ein blaues Kleid an; wie der Mond strahlten dann ihre Wangen, freundlich lächelte ihr Mund, schwarze Haare schmückten ihr Haupt, fest eingeschnürt war ihr Busen und Arm und Hüfte waren schön geformt. In diesem Kleide konnte man folgende Verse auf sie anwenden:

»Sie erschien in einem blauen Gewande, azurfarbig wie der Himmel, aus ihrem Kleide erblickte ich einen Sommermond mitten aus einer Winternacht hervorleuchten.«

Als sie ihr nun ein drittes Kleid anzogen, ließen sie ihre langen, schwarzen Haarflechten über ihren Hals und einen Teil ihres Gesichtes herunterhängen; sie durchbohrte jedes Herz mit den Pfeilen ihrer Augäpfel; in diesem Aufzuge konnte man von ihr folgende Verse sagen:

»Als sie erschien und die Haare ihr Gesicht bedeckten, fragte ich: Hat sie wohl den Morgen mit der Nacht bedeckt? Man antwortete mir: Nein, sondern es verhüllen dunkle Wolken den Vollmond.«

Als sie das vierte Kleid anzog, glich sie der aufgehenden Sonne, sie warf sich hin und her wie ein Reh, und gefiel so, daß ihre Augenlider wie Pfeile das Herz der Anwesenden durchbohrten; wahr ist sie in folgenden Versen beschrieben:

»Die Sonne ihrer Schönheit umstrahlt so lieblich die Welt, daß, wenn sie mit lächelndem Gesichte sich zeigt, die helle Tagessonne sich wie eine Wolke verbirgt.«

Im fünften Kleid glich sie einem Zweige des Baumes Ban oder einer schmachtenden Gazelle, sie wußte durch ihre Bewegungen ihre stillsten Reize hervorzuheben; trefflich ist sie in folgenden Versen geschildert:

»Sie erscheint wie der Vollmond in einer freundlichen Nacht, mit zarten Hüften und schlankem Wuchse, ihr Auge fesselt die Menschen durch ihre Schönheit, die Röte ihrer Wangen gleicht dem Rubin, schwarze Haare hängen ihr bis zu den Füßen herunter; hüte dich wohl vor diesem dichten Haar! Schmiegsam sind ihre Seiten, doch ihr Herz ist härter als Felsen. Aus ihren Augenbrauen schleudert sie Pfeile, die immer richtig treffen und nie fehlen, so fern sie auch sein mögen.«

Der sechste Anzug, den sie nun anlegte, war grün, und so war sie schöner als der leuchtende Vollmond; die Sonne schämte sich vor ihren Wangen, sie war biegsamer als eine Lanze und bezauberte jedes Herz durch ihre Anmut.

So oft die Braut in einem neuen Anzuge erschien und des Buckligen ansichtig wurde, kehrte sie ihm den Rücken zu und trat vor Hasan hin, der dann die Sänger mit Gold überschüttete. Als man ihr nun das siebente Kleid angezogen, verabschiedeten sich alle Gäste, nur der Bucklige, Hasan und einige Hausbewohner blieben zurück; die letzteren gingen mit der Braut in ein Nebenzimmer, entkleideten sie und lösten ihre schönen Haare von dem glänzenden Schmucke ab. Da sagte der Bucklige zu Hasan: »Du hast durch deine angenehme Gesellschaft uns unterhalten, nun aber bitte ich, dich zu entfernen.« Hasan verließ das Gemach mit den Ausrufe: »In Gottes Namen!« Kaum betrat er den Hausgang, so traten die Geister zu ihm und fragten: »Wohin willst du? Sogleich wird ein Bedürfnis den Buckligen aus dem Kabinet entfernen, benutzte diesen Augenblick und erscheine im Gemache; wenn die Braut dich erblickt und dich anspricht, so sage: du seist ihr Mann, und der Sultan habe nur mit dem Buckligen seinen Scherz getrieben, dem man für seine Mühe schon eine Schüssel voll Speisen und zehn Silberstücke gegeben; begib dich dann zu ihr und genieße dein Glück, denn diese Geschichte ärgert uns, weil wir wohl wissen, daß nur du ihrer würdig bist.« Während sie dieses sagten, trat der Bucklige zur Türe heraus. Als er sich nach einiger Zeit wieder dem Saale nähern wollte, trat der Geist, in der Gestalt einer schwarzen Katze, aus einem Becken hervor und fing an zu miauen; als der Bucklige sie verscheuchen wollte, ward sie immer aufgeblasener, so daß sie bald die Größe eines jungen Esels erreichte. Der Bucklige erschrak und schrie um Hilfe; die Katze aber ward bald so groß wie ein Büffel, und sprach dann mit einer Menschenstimme: »Wehe dir, du Buckliger!« Der Bucklige, der aus Furcht seine Kleider verunreinigte, sagte: »Was willst du von mir, König der Büffel?« – »Wehe dir!« erwiderte der Geist, »du scheußlicher Buckel, die Welt möge dir zu eng werden! Wie wagst du es, meine Geliebte zu heiraten?« – »Was kann ich dafür, mein Herr Büffel?« erwiderte der Bucklige; »ich bin ja gezwungen worden, sie zu heiraten, auch wußte ich nicht, daß sie schon einen Büffel zum Geliebten habe; übrigens befehle nur, was ich tun soll.« – »Nun«, antwortete der Geist, »du sollst bis zu Sonnenaufgang diesen Ort nicht verlassen, aber ich schwöre dir, daß ich dich erwürge, wenn du von hier weichest; nach Sonnenaufgang kannst du deines Weges gehen, komme aber nie mehr in dieses Haus zurück, sonst werde ich dir bald ein schnelles Ende bereiten.« Er nahm hierauf den Buckligen, stellte ihn auf den Kopf, mit den Beinen in die Höhe, und sagte: »Ich werde hier bei dir Wache halten, rührst du dich vor Sonnenaufgang, so nehme ich dich an den Beinen und schlage dich in die Wand, als wärst du ein Nagel.« Während dieses Vorgangs zwischen dem Geiste und dem Buckligen versteckte sich Hasan, der den Augenblick der Entfernung des Buckligen schnell benutzte, hinter dem Fliegenvorhange des Bettes; nicht lange hernach trat die Braut mit einer alten Frau aus dem Nebengemache; die Alte blieb vor dem Vorhange stehen und sagte: »Hier hast du die, welche dir Gott geschenkt, du schmutziger Krüppel!« und verließ das Gemach. Als die Braut, die Sittulhasan hieß, Bedruddin erblickte, sagte sie zu ihm: »O mein Geliebter! bist du noch da? Bei Gott! ich wünschte, daß du mein Gatte wärest, oder wenigstens, daß du es gemeinschaftlich mit dem Buckligen sein könntest.« – »Wie«, erwiderte Bedruddin, »dieser Verdammte soll neben mir dein Gatte sein?« – »Ja, ist er denn nicht mein Mann?« fragte Sittulhasan. »Keineswegs«, versetzte Bedruddin, »wir haben nur gescherzt; hast du nicht bemerkt, wie die Kammerzofen und Sängerinnen dich immer nur mir vorstellten, als sie dich schmückten, und den Buckel verspotteten? Dein Vater weiß, daß wir diesen Buckligen um zehn Silbermünzen und eine Schüssel voll Speisen gemietet, und nun, da wir ihm seinen Lohn gegeben, bereits entfernt haben.« Als Sittulhasan dies hörte, lächelte sie und sagte: »Ich freue mich darüber unaussprechlich; du hast mit diesen Worten ein höllisches Feuer in mir ausgelöscht. Komm und rücke mich an deine Brust.« Bedruddin wickelte den Geldbeutel des Juden vorsichtig in seine Kleider und legte diese unter die Kissen, den Turban legte er auf den Stuhl zu dem übrigen und behielt nur ein baumwollenes Käppchen auf dem Kopfe. Sittulhasan streckte dann ihren Arm aus und sagte: »Komm, mein Teurer! und beglücke mich mit deiner Nähe.« Dann sprach sie folgende Verse:

 

»Komm in meine Arme, dann bin ich mit dem Schicksale zufrieden, wiederhole mir deine süßen Worte, denn meine Ohren lieben dein Gespräch, wie ich dich selbst liebe; so möchte nur meine Rechte dich immerfort umarmen!«

Bedruddin und Sittulhasan hielten sich fest umschlungen in seligem Entzücken, so daß wohl folgende Verse auf sie anzuwenden sind:

»Geh‘ zu deiner Geliebten und frage nichts nach dem Gerede mißgünstiger Leute, die nie der Liebe Hilfe gewähren. Keinen schöneren Anblick hat der Barmherzige geschaffen, als den zweier Liebenden, die sich fest umschlungen halten. Hat einmal ein Herz der Liebe sich geweiht, so vermögen die Leute eben so wenig gegen dasselbe, als gegen kaltes Eisen. Schenkt dir das Schicksal einen schönen Tag, so kannst du zufrieden sein; doch wo ist dieser Tag? O ihr, die ihr die Liebenden tadelt, könnt ihr denn so leicht ein verdorbenes Herz bessern?«

Als das Paar einige Stunden geschlafen, sagte der Geist zur Fee: »Geh, nimm Bedruddin und trage ihn vor Anbruch des Tages wieder an den Ort, wo er gestern war.« Die Fee ergriff ihn und flog mit ihm davon, so wie er war, in einem kostbaren Hemde mit goldenen Borten und in einem blauen Käppchen, und der Geist flog auf der anderen Seite. Als der erhabene Gott die Morgenröte heranbrechen ließ und die Gebetrufer die Minarette bestiegen, um des Allmächtigen Einheit zu verkünden, da schleuderten die Engel einen feurigen Stern gegen die Geister: der männliche Geist verbrannte, die Fee aber ließ Bedruddin schnell auf den Boden nieder und flog davon. Nun wollte das Schicksal, daß, als die Fee sich herunter ließ, sie gerade über einem Tore von Damaskus war; Bedruddin ward also hier niedergelegt. Als nach Tagesanbruch die Tore der Stadt geöffnet wurden und viele Leute herauskamen, sahen sie Bedruddin liegen, der, von den ausgestandenen Abenteuern des vorigen Tages ermüdet, noch fest schlief. Sie versammelten sich um ihn und sagten: »Das ist schön, die Geliebte dieses Jünglings hat ihm nicht einmal Zeit gelassen, sich anzukleiden.« Einer der Leute sagte: »Diese vornehmen jungen Herrn sind zu bedauern; gewiß war er betrunken und von einem Bedürfnisse getrieben, ist er auf die Straße gegangen und hat die Haustüre nicht mehr finden können.« So vermutete jeder etwas anderes; endlich erhob sich ein sanfter Wind, der Bedruddins leichte Kleidung aufwehte und den Leuten seinen schönen Körper zeigte; sie schrien alle: »Ach wie schön!« und dieses Geschrei weckte Hasan auf. Als er die Augen aufschlug und bemerkte, daß er auf der Straße lag, von vielen Leuten umringt, fragte er die Umstehenden: »Wo bin ich? und was wollt ihr von mir?« – Einige antworteten: »Als wir bei Tagesanbruch hierher kamen, fanden wir dich hier liegen, weiter wissen wir nichts von dir; sage du selbst, wo du diese Nacht geschlafen hast.« – »Bei Gott! ich habe in Kahirah geschlafen«, antwortete er. »Bist du närrisch?« versetzten die Leute; »du willst die Nacht in Kahirah zugebracht haben und bist morgens darauf in Damaskus?« – »Wahrhaftig«, erwiderte er, »ich war gestern den ganzen Tag in Baßrah, vergangene Nacht in Kahirah und nun bin ich hier.« Die Leute lachten ihn aus und behaupteten, er sei von Sinnen; dann bedauerten sie ihn, weil er so jung und so schön war und sagten ihm: »Nimm doch dein bißchen Verstand zusammen; gibt es denn einen Sterblichen auf der Welt, der des Tages in Baßrah, abends in Kahirah und den anderen Morgen in Damaskus sein kann?« – »Freilich!« antwortete Hasan; »gestern war mein Hochzeittag in Kahirah.« – »Du wirst dies geträumt haben«, sagten seine Zuhörer. Er dachte eine Weile: soll ich denn wirklich geträumt haben, daß ich nach Kahirah gekommen und daß man die Braut vor mir geschmückt hat? »Nein, bei Gott!« rief er dann, »es war kein Traum: wo ist denn der Beutel mit Gold gefüllt? wo ist mein Turban, mein Oberkleid und mein Sacktuch?« Er kam dann vor Verwirrung ganz außer sich.

Da die Leute abermals schrien: »Der Mensch ist besessen!« lief ihnen Hasan davon in die Stadt, durchzog viele Straßen, immer von einer Menge Volks gedrängt, bis er in den Laden eines Kochs sich flüchtete, der ehemals ein gefürchteter Räuber und noch jetzt allen Bewohnern von Damaskus ein Gegenstand des Schreckens war; da zerstreuten sich die Leute, die Hasan verfolgten. Auf die Frage des Kochs: wer er sei? erzählte Hasan seine ganze Geschichte, die wir nicht zu wiederholen brauchen. »Deine Erzählung ist wunderbar«, sagte ihm der Koch, »doch verheimliche sie, bis dir Gott seinen Beistand verleihen wird, und bleibe indessen bei mir hier im Laden; ich habe ohnehin kein Kind und will dich daher an Kindes Stelle annehmen.« Als Hasan darein willigte, kaufte der Koch sogleich Kleider für ihn und erklärte vor Zeugen, daß er ihn als seinen Sohn anerkenne; so galt er denn in der ganzen Stadt für den Sohn des Kochs. So weit, was Hasan betrifft; nun kehren wir zu seiner schönen Base Sittulhasan zurück. Als diese bei Tagesanbruch erwachte und Hasan nicht an ihrer Seite fand, dachte sie, er sei hinauszugehen gezwungen worden. Sie saß eine Weile aufrecht im Bette, ihn erwartend; da kam ihr Vater Schemsuddin, der noch über den gestrigen Vorfall beim Sultan und über die darauf erfolgte gezwungene Ehe seiner Tochter mit einem gemeinen buckligen Sklaven bestürzt war. Er blieb an der Türe des Kabinets stehen und rief: »Sittulhasan!« Sie antwortete: »Hier bin ich zu deinen Diensten!« sprang vom Bette auf, lief ihm entgegen und küßte ihm die Hand. Ihr Gesicht hatte durch die Umarmungen der schönen Gazelle noch an Schönheit und Glanz zugenommen. Als ihr Vater sie so munter sah, rief er aus: »Verdammtes Weib, wie kannst du mit diesem verfluchten Buckligen dich so freuen?«

Als Sittulhasan dies hörte, lächelte sie und sagte: »O mein Vater, laß es endlich bei dem gestrigen Scherze bewenden; die Frauen haben mich genug bemitleidet, und ich habe hinreichende Furcht ausgestanden, den Buckligen heiraten zu müssen, der nicht mehr wert war, daß er meinem Gemahle die Schuhe oder Pantoffel reiche, ich schwöre bei Gott, daß ich in meinem Leben keine schönere Nacht, als die gestrige, zugebracht habe; laß nun deinen Scherz und erwähne des Buckligen nicht mehr, der gemietet war, um von der jungen Schönheit meines Gemahls das böse Auge abzuwenden.« Bei diesen Worten konnte ihr Vater kaum vor Erstaunen fragen: »Was plauderst du da? hat nicht der Bucklige bei dir die Nacht zugebracht?« Sittulhasan wiederholte noch einmal: »Gott verdamme den Buckligen! lasse mir nur einmal Ruhe mit ihm; ich habe in den Armen des geistreichen Gatten mit schwarzen Augen und Augenbrauen geruht.« – »Bist du toll, Weib?« fragte der Vezier noch einmal. »Bei dem Allmächtigen, Vater! du zerreißest mir das Herz mit deinen Reden, lasse ab davon; der schöne Jüngling ist mein Gemahl, mit ihm habe ich die Nacht zugebracht, und seine Abwesenheit kann nur von kurzer Dauer sein.« Der Vezier ging hinaus, um ihn zu suchen, fand aber an seiner Stelle den Buckligen, mit dem Kopfe auf dem Boden und die Füße in die Höhe gestreckt. Ganz erstaunt fragte er ihn: »Was soll diese Stellung heißen? wer hat dies getan?« —»Warum auch«, erwiderte betrübt der Bucklige, »habt ihr mich mit der Geliebten der Büffel und Geister vermählt?«

Nun sagte der Vezier: »Komm doch einmal heraus, was bleibst du in diesem engen Raume?« – »Ich darf diesen Ort nicht verlassen«, erwiderte der Bucklige, »bis nach Sonnenaufgang; denn als ich gestern hier ein Bedürfnis verrichten wollte, kam mir auf einmal eine schwarze Katze miauend in den Weg, sie ward immer höher, bis sie die Größe eines Büffels erreichte, dann sagte sie mir etwas in die Ohren; doch lasse mich jetzt und gehe deines Weges, Gott wird meine Unschuld belohnen und meine junge Frau verdammen.« Der Vezier führte ihn jedoch heraus und der Bucklige ging sogleich zum Sultan, um ihm von allem, was vorgefallen, Bericht zu erstatten. Der Vezier hingegen kehrte betroffen zu seiner Tochter zurück, nicht wissend, was er von dieser ganzen Geschichte denken solle. Er fragte dann noch einmal seine Tochter, was denn in der letzten Nacht mit ihr vorgegangen. »Ich weiß von nichts anderem, mein Vater«, erwiderte sie, »als daß ich bei dem geschlafen, in dessen Gegenwart ich aufgeputzt worden bin; auch liegt hier auf dem Stuhl sein Turban, sein Kaftan und ein Sacktuch, und unter der Matratze liegen seine Beinkleider, in denen etwas eingewickelt ist, ich weiß nicht was.« Als der Vezier den Turban seines Neffen Hasan betrachtete und ihn umkehrte, sagte er: »Wahrhaftig, dies ist der Turban eines Veziers nach der Tracht der Mossulaner.« Er bemerkte dann auch, was in der Kappe eingenäht war und er für ein Amulett hielt, dann fand er in den Beinkleidern den Beutel, worin 1000 Dinare waren; er öffnete das Papierchen, das darin war und las: »Hiermit verkauft Hasan aus Baßrah dem Juden Ishak die Ladung des ersten Schiffes für 1000 Dinare, die er schon erhalten.« Als er dies gelesen, fiel er ohnmächtig zu Boden.

Als der Vezier wieder zu sich kam, fuhr Djafar in seiner Erzählung vor dem Kalifen fort, und das von seines Bruders Hand geschriebene, eingenähte Papier auch noch entdeckte, war sein Erstaunen grenzenlos; er wendete sich dann zu seiner Tochter und sprach: »Weißt du, wer dich diese Nacht umarmte? Es war, bei Gott! dein Vetter, und hier sind 1000 Dinare als deine Morgengabe; gelobt sei der Allmächtige, der alles so geleitet, wie es vor meinem Streite mit meinem Bruder Nuruddin geschehen sollte: nun möchte ich nur wissen, wie es eigentlich mit dieser ganzen Geschichte sich verhält.« Er warf dann noch einen Blick auf seines Bruders Papier, küßte es mehrere Male, dann weinte er laut über seinen Bruder und sprach folgende Verse:

 

»Ich sehe Spuren von ihnen und vergehe vor Sehnsucht, und vergieße Tränen an der Stelle, wo sie verweilt; dann bitte ich den, der mich mit ihrer Trennung heimgesucht, daß er mich wieder mit ihnen vereine.«

Er durchlas dann die Schrift seines Bruders und fand darin, wie er nach Baßrah gekommen, sich verlobt und geheiratet und wie seine Frau einen Sohn geboren hatte. Als er mit vielem Erstaunen die Begebenheiten seines Bruders mit den seinigen verglich, fand er, daß, wie er es vorher beschlossen, er und sein Bruder an demselben Tage heirateten und an demselben Tage Väter geworden, und daß nun sein Neffe seiner Tochter Gemahl ward. Er ging sodann mit dem Papier und dem Beutel zum Sultan und erzählte ihm alles, was vorgefallen. Der Sultan war höchst erstaunt darüber und befahl, daß alles dieses in die Chronik aufgeschrieben werde. Der Vezier ging dann nach Hause, um seinen Neffen zu erwarten, der aber nicht kam; er erwartete ihn sieben Tage lang und konnte nichts von ihm hören. Hierauf beschloß er, etwas zu tun, was noch niemand vor ihm getan hatte. Er nahm Tinte und Papier und schrieb darauf ein Verzeichnis von allem, was im Zimmer war, und von dem Platze, wo jedes Stück sich befand, ließ es dann hinwegräumen und nahm auch den Turban, den Beutel und die Beinkleider in Verwahrung.

Nach neun Monaten gebar die Tochter des Veziers von Kahirah einen Sohn mit einem Vollmondsgesichte wie der leuchtende Morgen; man färbte seine Augenbrauen mit Kohel, gab ihm eine Amme und nannte ihn Adjib. Als Adjib sieben Jahre alt war, schickte ihn sein Großvater in die Schule und empfahl dem Lehrer, über seine Erziehung und Ausbildung mit der größten Sorgfalt zu wachen. Als Adjib einige Jahre die Schule besuchte, fing er an, die übrigen Schulkinder durch Schlagen und Schimpfen zu plagen. Die Kinder klagten dies ihrem Lehrer und dieser sagte ihnen: »Ich will euch ein Mittel angeben, womit ihr gewiß Adjib von euch entfernt halten könnt. Wenn er morgen wieder zur Schule kommt, so setzt euch um ihn herum, schlagt ein Spiel vor und sagt dann zueinander, es dürfe niemand mitspielen, der nicht den Namen seines Vaters und seiner Mutter wüßte; wer den Namen seiner Eltern nicht kenne, sei ein Bastard.« Als am folgenden Tage Adjib, der Sohn Hasans, in die Schule kam, taten die Kinder, wie ihnen der Lehrer geraten; sie sagten: »Wir wollen etwas spielen, und wer es weiß, wie sein Vater und seine Mutter heißt, darf mitspielen.« Die Kinder sagten dann eines nach dem anderen: »Ich heiße so, mein Vater heißt so und meine Mutter so.« Als die Reihe an Adjib kam, sagte er: »Ich heiße Adjib, meine Mutter Sittulhasan und mein Vater Schemsuddin.« Da schrieen die Kinder: »Wo denkst du hin? der ist wahrhaftig nicht dein Vater.« – »Wehe euch!« versetzte hierauf Adjib; »der Vezier Schemsuddin soll nicht mein Vater sein?« Die Kleinen lachten ihn aus und schlugen die Hände zusammen und sagten: »Gott bewahre uns vor der Gesellschaft eines Jungen, der seinen Vater nicht kennt; der darf nicht mit uns spielen und nicht neben uns sitzen.« Als Adjib sah, wie alle Kinder von ihm wegrückten, fing er an, heftig zu weinen. Da sagte ihm der Lehrer: »Weißt du nicht, daß der Vezier Schemsuddin nicht dein Vater, sondern dein Großvater, Vater deiner Mutter Sittulhasan, ist? Deinen Vater aber kennt niemand, denn als der Sultan deine Mutter mit einem Buckligen verheiratete, kam ein Geist und schlief bei ihr; da also dein Vater unbekannt ist, so kannst du, gleichsam als Bastard, nicht mit den übrigen Kindern gleichen Rang ansprechen, denn auch der Sohn des Kaufmanns und des Gemüsehändlers kennt seinen Vater – von dir weiß man nur, daß der Vezier dein Großvater ist, niemand aber kennt deinen Vater.«

Als Adjib dies hörte, verließ er die Schule und lief weinend zu seiner Mutter. Diese sagte ihm: »Warum weinst du, mein Sohn? Gott lasse nie deine Augen Tränen vergießen!« Er erzählte ihr, was in der Schule vorgefallen, und fragte sie, wer sein Vater sei? »Der Vezier von Kahirah«, antwortete Sittulhasan. »Du lügst«, erwiderte Adjib, »der Vezier ist dein Vater und mein Großvater; wer aber ist mein Vater?« Sittulhasan ward hierdurch wieder schmerzlich an ihren Gatten, den Vater des Kindes, gemahnt: sie erinnerte sich der Nacht, die sie bei ihm zugebracht, fing an heftig zu weinen und rezitierte folgende Verse:

»Sie haben mein Herz mit der Liebe bekannt gemacht und sind dann weggegangen, und nun steht die Wohnung leer, ohne meinen Geliebten. Entfernt hat er sich von Haus und seinen Bewohnern, er besucht uns nicht, und es ist, als besuche uns niemand mehr. Seitdem die Freunde sich entfernt, ist auch meine Geduld, mein Trost und meine Erwartung dahin. Mit ihm ist auch meine Freude verschwunden; als er mich verließ, fand ich auch keine Ruhe mehr. Die Trennung macht das Blut meiner Augen fließen; viele Tränen vergoß ich bei ihrer Entfernung, wenn einen Tag nur meine Sehnsucht nach ihnen unbefriedigt blieb, so seufzte ich in meiner Erwartung. Im Innersten meines Herzens ist ihr Bild, leidenschaftliche Liebe und Erinnerung. O ihr, deren Andenken Oberkleid ist, so wie eure Liebe mein Unterkleid, gibt es kein Lösegeld für den Gefangenen eurer Liebe? Gibt es keinen Verband für den von euerer Liebe Zerknirschten? Gibt es kein Heilmittel für den, der nach eurer Nähe schmachtet? Gibt es keine Ansicht für den, den eure Trennung tötet? O Freunde, wie lange wird dies noch dauern, wie lange werdet ihr mich noch fliehen?«

Als sie diese Verse gesprochen und mit ihrem Sohne weinte, trat ihr Vater ins Zimmer und fragte sie um die Ursache ihrer Tränen. Sittulhasan erzählte ihm, was ihrem Sohne in der Schule widerfahren, und er mußte auch weinen, als er an seinen Bruder und Neffen dachte, dessen Geschichte ihm ein Geheimnis war. Er ging hierauf zum Sultan, teilte ihm die ganze Geschichte mit, küßte die Erde vor ihm und beschwor ihn, ihm zu erlauben, nach dem Orient bis Baßrah zu reisen, um seinem Neffen nachzuforschen und ihm überall hin Empfehlungsschreiben mitzugeben, damit er ihn leichter auffinden und mitbringen könne. Der Sultan gab seinen Bitten nach; der Vezier nahm die Empfehlungsschreiben mit größter Freude, dankte dem Sultan, verabschiedete sich bei ihm, machte die Vorbereitungen zur Reise und verließ dann Kahirah mit seiner Tochter und ihrem Sohne Adjib.

Nach einer Reise von zwanzig Tagen kam der Vezier von Kahirah mit seiner Tochter und seinem Enkel nach Damaskus: er fand dort Flüsse und Vögel, wie ein Dichter sagte:

»Ich brachte in Damaskus einen Tag und eine Nacht zu, da schwor das Geschick, ähnliches nie mehr zu gewähren; wir schliefen unbewachtWörtlich: »Und die Fittige der Nacht war in ihrer Nachlässigkeit.« D.h. die Nacht war der Liebe günstig, weil sie nicht, wie der Tag, die Liebenden verrät. unter dem Fittige der Nacht, bis ein Teil des Morgens sie schon erleuchtete. Der Tau auf jenen Bäumen gleicht Perlen, die der Zephyr durch einen Händedruck herunterschüttelt. Die Vögel schienen zu lesen, der Teich war wie ein Blatt, auf dem der Wind schrieb, während die Wolken die Punkte hinzusetzten.«