Za darmo

Tausend Und Eine Nacht

Tekst
0
Recenzje
iOSAndroidWindows Phone
Gdzie wysłać link do aplikacji?
Nie zamykaj tego okna, dopóki nie wprowadzisz kodu na urządzeniu mobilnym
Ponów próbęLink został wysłany

Na prośbę właściciela praw autorskich ta książka nie jest dostępna do pobrania jako plik.

Można ją jednak przeczytać w naszych aplikacjach mobilnych (nawet bez połączenia z internetem) oraz online w witrynie LitRes.

Oznacz jako przeczytane
Czcionka:Mniejsze АаWiększe Aa

»Bulukia ging auf den Engel zu und grüßte ihn. Da fragte ihn derselbe: Wo kommst du her, wo gehst du hin, wer bist du und wie ist dein Name? Er antwortete: Ich heiße Bulukia, bin von den Söhnen Adams und wandere umher in der Liebe zu Mohammed, dem Gott hold sei, und erzählte ihm hierauf seine ganze Geschichte. Als er damit zu Ende war, fragte er den Engel: Wer bist du, wie heißt du und was ist das für ein Berg? Der Engel antwortete: Wisse, Bulukia, dieser Berg ist der Berg Kaf, der die ganze Welt umgibt; ich halte in meiner Hand alle Länder, die der erhabene Gott geschaffen; ich vollziehe hier Gottes Willen, und ohne von hier zu weichen, bringe ich, wenn er es befiehlt, Erdbeben, Hungersnot oder Fruchtbarkeit auf der Erde hervor, denn in meiner Hand liegen die Adern der Erde. Bulukia fragte dann: Hat Gott hinter dem Berg Kaf auch noch ein Land geschaffen? Der Engel antwortete. Gott hat hinter dem Berg Kaf ein weißes Land geschaffen wie Silber; nur Gott weiß, wie groß dieses Land ist, er hat es mit Engeln bevölkert, die, statt zu essen, ihn preisen, und statt zu trinken, seinen heiligen Namen verkünden, und die viel für Mohammed beten, dem Gott gnädig sei. Jeden Donnerstag Abend versammeln sie sich auf diesem Berg und preisen Gott und beten zu ihm für die Sünder unter den Muselmännern und für die, welche sich am Freitag baden; so leben sie fort bis zum Tag der Auferstehung. Bulukia fragte ferner, ob es hinter dem Berg Kaf auch noch andere Berge gäbe. Und der Engel antwortete: Hinter dem Berg Kaf ist noch ein Berg, der fünfhundert Jahre hoch ist; er ist ganz aus Schnee und Eis gebildet und dient als Damm der Hölle, sonst würde die ganze Welt durch die Hitze der Hölle verbrennen. Dann, mein Freund, fuhr der Engel fort, sind hinter dem Berg Kaf noch vierzig Länder, jedes vierzigmal so groß, als die bekannte Welt; einige sind aus Gold, andere aus Silber, wieder andere aus Rubin, manche aus Smaragd und aus Safran, und jedes dieser Länder hat eine eigene Farbe; auch diese Länder hat Gott mit Engeln bevölkert, die sein Lob verkünden und seinen Namen heiligen und für die Anhänger Mohammeds beten, sonst aber gar nichts wissen, weder von Adam noch von Eva, weder von Tag noch von Nacht. Wisse ferner, o Bulukia, daß diese Länder in sieben Schichten übereinander liegen; um sie zu tragen, hat Gott einen Engel geschaffen, den nur er zu schildern vermag und dessen Kraft nur er kennt; unter diesen Engel hat Gott einen Felsen gelegt, unter den Felsen einen Stier, unter den Stier ein Seeungeheuer, und unter dieses Seeungeheuer ein unendliches Meer. Mit dem Seeungeheuer hat Gott einst Jesus bekannt gemacht, als er es zu sehen wünschte; Gott befahl nämlich einem Engel, Jesus an das Meer zu bringen, wo das Seeungeheuer ruht. Als er dort war, sagte ihm der Engel: Sieh nun, Jesus, hier ist das Seeungeheuer! Jesus konnte aber nichts sehen, denn es fuhr an ihm vorüber wie ein Blitz, so daß er in Ohnmacht fiel. Als er wieder zu sich kam, fragte ihn Gott, ob er das Seeungeheuer gesehen und dessen Länge und Breite beobachtet habe. Er antwortete: Bei deiner Herrlichkeit und Erhabenheit, o Herr! Ich habe nichts gesehen, als ein Licht, das an mir vorüberzog, so lang, daß man drei Tage von einem Ende zum anderen zu reisen hätte; ich weiß aber nicht, was es war. Da sagte Gott: Das, was du für ein Licht hieltst, war nichts anderes, als der Kopf des Seeungeheuers, und wisse, o Jesus, daß ich jeden Tag vierzig solche Seeungeheuer schaffe.

Bulukia fragte dann, was Gott unter dem Meer geschaffen, in dem das Seeungeheuer lebt. Der Engel antwortete: Einen großen Luftraum, unter diesem ein Feuer und unter dem Feuer eine braungefleckte Schlange, so groß, daß, fürchtete sie sich nicht vor Gott, sie den Engel verschlingen würde, der die sieben Länder trägt, samt dem Felsen und dem Stier und dem Seeungeheuer und dem Meer und dem Luftraum mit allem, was der Engel sonst trägt, ohne etwas davon im Leib zu spüren. Als Gott diese Schlange schuf, sagte er ihr: Ich will dir etwas anvertrauen, bewahre es aber wohl! Die Schlange sagte: Tue, was du willst. Da sagte Gott: Öffne deinen Mund! Als sie ihren Mund öffnete, steckte ihr Gott die Hölle in den Leib und sagte ihr: Bewahre die Hölle auf bis zum Auferstehungstag; wenn dieser kommt, wird Gott seinen Engeln den Befehl erteilen, mit Ketten herbeizueilen und die Hölle auf den Versammlungsplatz zu schleppen, dann wird Gott den Toren der Hölle befehlen, sich zu öffnen, und es werden Funken herausspritzen, größer als der höchste Berg. Als Bulukia diese Worte vernahm, weinte er heftig, nahm vom Engel Abschied und wendete sich nach Westen, bis er zwei Engel traf, die vor einer großen verschlossenen Tür saßen; der eine hatte die Gestalt eines Löwen und der andere die eines Stieres. Bulukia grüßte sie, und nachdem sie seinen Gruß erwidert hatten, fragten sie ihn, wer er sei und was er hier tue; er erzählte ihnen alle seine Reiseabenteuer von Anfang bis zu Ende, und fragte sie dann, wer sie seien und was sie hier für eine Tür bewachen. Die Engel antworteten: Wir haben kein anderes Geschäft, als vor dieser Tür Wache zu halten, Gott zu preisen und für Mohammed zu beten; was aber hinter dieser Tär ist, wissen wir selbst nicht. Bulukia beschwor sie bei dem erhabenen Schöpfer, ihm diese Tür zu öffnen, damit er sehe, was dahinter ist. Aber sie antworteten: Weder wir, noch irgendein Geschöpf Gottes hat die Macht, diese Türe zu öffnen, das kann nur der wahrhaftige Engel Gabriel. Als Bulukia diese Worte vernahm, betete er zu Gott: O Herr, schicke mir den Engel Gabriel, daß er mir diese Tür öffne, damit ich sehe, was sie verschließt. Gott erhörte sein Gebet und befahl dem Engel Gabriel, sich auf die Erde niederzulassen, um Bulukia die Tür zu öffnen. Gabriel grüßte Bulukia, öffnete die Tür und hieß ihn zur Tür hineingehen. Als Bulukia darin war, schloß Gabriel die Tür wieder und stieg gen Himmel. Bulukia sah ein ungeheures Meer, halb süß und halb gesalzen, das von zwei hohen Bergen aus Rubin umschlossen war. Auf diesen Bergen gingen Engel umher, die Gott lobten; Bulukia ging auf sie zu, grüßte sie und fragte sie, was das für ein Meer und für Berge wären. Sie erwiderten seinen Gruß und antworteten ihm: Du befindest dich hier unter dem himmlischen Thron, und dieses Meer ist die Quelle aller Gewässer von der Welt, wir schöpfen aus diesem Wasserbehälter und verteilen sowohl süßes, als gesalzenes Wasser unter alle Meere, Seen und Flüsse bis zum Auferstehungstag. Diese zwei Berge aber hat Gott geschaffen, um das Wasser zusammenzuhalten. Bulukia fragte sie dann nach seinem Weg, und sie sagten ihm: Es gibt keinen anderen, als längs dieses Meeres. Bulukia zog sein Fläschchen heraus, salbte sich die Füße wieder und ging einen Tag und eine Nacht auf dem Meer. Da begegnete ihm ein schöner Jüngling, den er grüßte und fragte, wo er hingehe. Der Jüngling sagte: Mein Freund, ich muß eilen, denn meine Gesellschaft, welche gleich folgen wird, darf mir nicht zuvorkommen. Als der Jüngling weiterzog, sah Bulukia vier Engel, die wie ein Blitz über das Meer liefen; er stellte sich in den Weg und beschwor sie bei dem Herrn, sie möchten ihm doch sagen, wie sie heißen und wo sie hingehen. Da antwortete der eine: Ich heiße Gabriel, ein anderer: Israfil, der dritte: Michael, und der vierte: Asrail. – Gott hat uns befohlen, sagten sie einstimmig, einen Drachen in die Hölle zu werfen, der schon tausend Städte verwüstet und alle ihre Bewohner aufgefressen hat. Bulukia zog dann wieder weiter, bis er an eine Insel kam; hier sah er einen schönen Jüngling, dessen Angesicht wie ein Licht glänzte; er saß zwischen zwei Gräbern und weinte und seufzte. Bulukia näherte sich ihm und fragte ihn, wie er heiße, wer er sei, was diese Gräber hier bedeuten und warum er so weine. Der Jüngling wendete sich zu Bulukia, weinte so heftig, daß alle seine Kleider durchnäßt wurden, und sagte: Meine Geschichte ist wunderbar und verdient wohl, daß du dich zu mir setzest, um sie anzuhören; doch zuerst sage mir, wer du bist und wie du hierhergekommen. Bulukia erzählte ihm alles, vom Eröffnen der Kiste seines Vaters, in der das Buch lag, in welchem von Mohammed geschrieben war, bis zu seinem Eintritt in die verschlossene Pforte. Als er vollendet hatte, sagte der Jüngling: Das ist alles sehr unbedeutend; du hast noch nichts in deinem Leben gesehen. Wisse, o Bulukia, ich habe unzählbare Wunder erlebt; ich habe den König Salomo zu seiner Zeit gesehen; setze dich nur zu mir, daß ich dir alles erzähle, was mir im Leben widerfahren; du wirst dann auch hören, warum ich hier bei diesen beiden Gräbern sitze.« – Haseb war sehr erstaunt über diese wunderbare Erzählung der Schlangenkönigin Tamlicha; doch bat er sie, ihm seine Freiheit zu schenken und durch eine ihrer Schlangen ihn auf die Erde zurückbringen zu lassen, und schwor abermals, er wolle nie ins Bad gehen. Aber sie antwortete wieder: »Ich glaube dir nicht, wenn du hundert Eide schwörst; daraus kann nie etwas werden.« Haseb weinte bei dieser Antwort so heftig, daß alle Schlangen aus Mitleid mit ihm weinten und die Königin baten, ihn auf die Erde zurückzuschicken, wenn er schwöre, nie ins Bad zu gehen. Die Schlangenkönigin begab sich hierauf zu Haseb und ließ ihn beim erhabenen Gott schwören, daß er nie ins Bad gehen wolle, und befahl dann einer Schlange, ihn auf die Oberfläche der Erde zurückzubringen. Als aber diese Schlange zu ihm kam und ihn wegführen wollte, bat er die Schlangenkönigin, ihm zuerst die Geschichte des Jünglings zu erzählen, dem Bulukia auf der Insel begegnet war, worauf jene begann:

Wisse, o Haseb, nachdem Bulukia seine Geschichte vollendet hatte und sich neben den Jüngling setzte, begann dieser: »Wisse, mein Freund, mein Vater war ein mächtiger König, der in Kabul residierte; sein Name war Tighanus. Unter ihm standen zehntausend Statthalter, deren jeder über hundert Städte und hundert Schlösser gesetzt war; auch waren sieben Sultane meinem Vater untertan, und von Osten bis Westen wurden ihm aus den entferntesten Ländern Huldigungen dargebracht, denn seine Regierung war sehr mild und gerecht. Der erhabene Gott segnete auch meinen Vater in allen seinen Unternehmungen; nur hatte er keine männlichen Nachkommen, weshalb er immer dachte: Wer wird wohl nach meinem Tode mein Nachfolger sein? Eines Tages ließ er die Weisen seines Landes und die Sterndeuter zu sich kommen und fragte sie, ob er wohl noch einen Sohn zeugen werde, dem er sein Reich hinterlassen könne. Die Sterndeuter öffneten ihre Bücher und beobachteten sein Gestirn, machten ihre Berechnungen und sagten: Wisse, o mächtiger König und edler Herrscher, eine Prinzessin von Chorasan wird dir noch einen Sohn gebären. Der König Tighanus freute sich sehr mit dieser Prophezeiung, schenkte den Sterndeutern unzählbare Schätze und entließ sie wieder. Er ließ sogleich seinen Großvezier Einsar kommen, der ein sehr tapferer Ritter war, teilte ihm der Sterndeuter Prophezeiung mit, und bat ihn, nach dem Lande Chorasan zu reisen und um eine dortige Prinzessin für ihn zu werben. Der Vezier verließ sogleich den König, um die Vorbereitungen zur Reise zu treffen und Ritter und Truppen zu seiner Begleitung zu versammeln. Der König aber ließ fünfzehnhundert Kamele mit Gold, Silber, Perlen, Edelsteinen, Seidenstoffen und allerlei Ausstattungsgerätschaften beladen und gab sie dem Vezier mit; auch schrieb er einen Brief folgenden Inhalts:

 

»Nachdem wir Bahrawan, den König von Chorasan, freundlich grüßen, melden wir ihm, daß die Weisen und Sterndeuter uns prophezeiten, nur von deiner Tochter würde uns ein Sohn geboren werden; wir schicken dir daher den Vezier Einsar mit allerlei Geschenken zur Morgengabe als unseren Stellvertreter und Bevollmächtigten, und ersuchen dich, ihm ohne Säumen zu gewähren, was er von dir fordert; was du uns Gutes tust, wird reichlich belohnt werden; hüte dich aber, dich unsern Wünschen zu widersetzen, denn wisse, o König Bahrawan, daß uns Gott das mächtige Königreich Kabul geschenkt hat; wenn du uns deine Tochter gibst, so verbinden wir unsere Reiche und wir schicken dir jedes Jahr so viel Geld du brauchst. Das ist‘s, was wir dir mitzuteilen haben.«

»Diesen Brief versiegelte der König, übergab ihm den Vezier und befahl ihm, abzureisen. Der Vezier reiste, von vielen Offizieren begleitet, nach Chorasan. Sobald der König Bahrawan dessen Ankunft vernahm, schickte er ihm einige Adjutanten entgegen mit allerlei Speisen und Getränken, und mit Futter für die Pferd.. Sie ließen ihren Proviant abladen, sobald sie dem Vezier begegneten, und bewillkommten ihn im Namen des Königs. Der Vezier brachte mit ihnen zehn Tage unter vielen Festlichkeiten in einer freundlichen Weise zu. Am ersten Tage, als er ausgeruht hatte, zog er in die Stadt; hier besuchte ihn der König sogleich und lud ihn ein, mit ihm ins Schloß zu kommen. Der Vezier überlieferte dann die Geschenke, die er mitgebracht hatte, und den Brief des Königs Tighanus.«

»Als Bahrawan den Brief gelesen hatte, freute er sich sehr und sagte zum Vezier: Dein Begehren sei dir gewährt; dem König Tighanus gäbe ich auch mein Leben, wenn er es verlangte. Er ging dann zu seiner Gattin und ihren Verwandten, um ihnen die Botschaft des Veziers mitzuteilen, und auch sie sahen mit Freude der Vermählung der Prinzessin von Chorasan mit dem König von Kabul entgegen.

»Der Vezier verweilte, nachdem ihm die Gewährung seiner Bitte zugesagt wurde, noch zwei Monate bei dem König Bahrawan; dann bat er ihn, ihm die Prinzessin, um derentwillen er gekommen, mitzugeben, daß er sie dem König zuführe. Der König ließ alles, was zur Aussteuer seiner Tochter gehörte, auf Kamele laden, beauftragte die Priester seiner Hauptstadt, einen Ehekontrakt zwischen seiner Tochter und dem König Tighanus aufzusetzen, beschenkte den Vezier, als Stellvertreter des Königs, mit den kostbarsten Edelsteinen, ließ die Stadt mit Teppichen belegen und herrlich ausschmücken, und dann reiste der Vezier mit der Prinzessin ab. Der König Tighanus liebte die Prinzessin von Chorasan mehr als seine übrigen Frauen, und nach einem Jahr zeigte sich die Bestätigung dessen, was die Astrologen prophezeit hatten, denn sie gebar einen Sohn, so schön wie der Vollmond. Der König Tighanus freute sich außerordentlich über die Niederkunft seiner Gattin; er ließ die Weisen und Sterndeuter abermals rufen und sagte ihnen: Ich wünsche von euch zu vernehmen, was diesem neugeborenen Kind in seinem Leben widerfahren wird. Die Sterndeuter und Weisen beobachteten des Prinzen Gestirn und fanden es glückverkündend; nur sahen sie, daß ihm nach dem fünfzehnten Jahr manches Unangenehme zustoßen würde; wenn er das aber überstanden hat, sagten sie, so wird er viel Glück erleben, ein großer König werden, noch mächtiger und gesegneter als sein Vater; alle seine Feinde werden untergehen, und ungetrübte Freude werden ihn bis zu seinem Tode begleiten. (Doch nur Gott ist allwissend!) Als der König Tighanus diese Wahrsagung der Astrologen hörte, wurde er sehr vergnügt. Er ließ dann Ammen und Pflegefrauen kommen, um den Prinzen zu erziehen, den er Djanschah nannte. Als der Prinz ein Alter von fünf Jahren erreichte, ließ ihn Tighanus Lesen lehren, so daß er bald das Evangelium lesen konnte, und noch ehe weitere sieben Jahre vergingen, lernte er auch die Kriegskunst und übte sich in allen Ritterspielen; er war bald in allem sehr gewandt und hatte besonders viel Freude an der Jagd; auch im Krieg zeichnete er sich zur größten Freude seines Vaters als ein wackerer Held aus. Eines Tages zog der König Tighanus mit Djanschah und vielem Gefolge auf die Jagd und trieb sich drei läge lang vergebens in Wüsten und Einöden umher. Am dritten Nachmittag sprang an Djanschah eine Gazelle von wunderschöner Farbe vorüber und entfloh vor ihm. Djanschah verfolgte sie, aber sie sprang immer vor ihm her, ohne daß er sie erreichen konnte, obschon sieben Mamelucken sich bald zu ihm gesellten und sie mit ihm verfolgten. Endlich blieb aber doch der Gazelle, da sie den Prinzen und die sieben Mamelucken im Rücken und das Meer vor sich hatte, nichts anderes zu ihrer Rettung übrig, als sich ins Wasser zu stürzen.

»Als die Gazelle im Meer war, sprang der Prinz mit sechs Mamelucken in einen Fischerkahn, der am Ufer lag, und ließ den siebten Mamelucken an Land, um die Pferde zu halten. Sie ruderten dann der Gazelle nach, bis sie sie eingeholt und aufgefangen hatten. Schon wollten sie wieder ans Land zurückkehren, da erblickte Djanschah eine Insel im Meer, und er sagte zu seinen Mamelucken: Laßt uns, ehe wir heimkehren, diese Insel sehen, Die Mamelucken erwiderten: Wir gehorchen dir in allem, was du befiehlst, und ruderten nach der Insel zu, stiegen daselbst ans Land und gingen eine Weile darauf spazieren, Dann bestiegen sie mit der Gazelle das Schiff wieder, um heimzukehren; aber die Nacht überfiel sie, sie irrten auf dem Meer umher und wurden vom Wind getrieben, ohne zu wissen wohin.

»Der König Tighanus vermißte aber bald seinen Sohn und schickte Soldaten nach allen Wegen aus, um ihn aufzusuchen, Da kamen nun auch einige Offiziere an das Meer, wo der zurückgebliebene Mameluck bei den Pferden stand; sie gingen auf ihn zu und fragten ihn nach seinem Herrn und nach den anderen sechs Mamelucken, und der Mameluck erzählte ihnen, was er wußte. Sie kehrten dann mit dem Mamelucken und den Pferden zum König zurück, um ihm diese Auskunft über seinen Sohn zu bringen. Der König weinte heftig, als er diese Nachricht hörte, warf die Krone von seinem Haupt, schlug die Hände übereinander, ließ Briefe nach den verschiedenen Inseln ausfertigen, versammelte hundert Schiffe und befahl den Hauptleuten, überall auf dem Meer seinen Sohn Djanschah zu suchen. Nach diesen Anstalten kehrte er höchst bestürzt mit seinen Truppen in die Stadt zurück und trauerte mit seiner Gattin, die sich auch ins Gesicht schlug, sobald sie die Abwesenheit ihres Sohnes bemerkte; ihre Angst war aber noch größer, als nach zehn Tagen die hundert Schiffe zurückkehrten, ohne den Prinzen gefunden zu haben. Dieser irrte lange mit den Mamelucken auf dem Meer herum, bis ihn ein Sturmwind an eine Insel warf. Er stieg auf diese Insel mit seinen sechs Mamelucken, und nachdem sie eine Weile umhergegangen waren, kamen sie an eine Wasserquelle, neben der ein Mann saß. Djanschah ging auf ihn zu und grüßte ihn. Der Fremde erwiderte seinen Gruß mit einer Stimme, welche dem Gezwitscher der Vögel ähnlich war und den Prinzen in Erstaunen versetzte; dann sah er sich links und rechts um, teilte sich in zwei Teile, und jede Hälfte wendete sich nach einer anderen Seite. Kaum war dieser fort, kamen noch unzählbare Gattungen Menschen vom Gebirge her zur Quelle, teilten sich in zwei Hälften und gingen auf den Prinzen und die Mamelucken los, um sie zu fressen. Djanschah entfloh; aber sie verfolgten ihn und fraßen ihm drei seiner Mamelucken. Djanschah bestieg dann schnell mit den übrigen drei Mamelucken den Nachen und segelte wieder ins offene Meer, ohne zu wissen, nach welcher Richtung. Bald mußte er die Gazelle schlachten lassen, um nicht vor Hunger zu sterben. Nach einigen Tagen trieb ihn der Wind auf eine andere Insel, welche reich an Bäumen und Bächen wie das Paradies war, Diese Insel gefiel dem Prinzen so gut, daß er seine Mamelucken fragte, ob einer von ihnen ans Land steigen wolle, um sich auf dieser Insel umzusehen. Einer von ihnen erbot sich zum Aussteigen; doch der Prinz sagte: Es ist besser, ihr geht alle drei zusammen, und ich warte hier, bis ihr wiederkehrt.

»Die Mamelucken stiegen ans Land und durchstreiften die Insel nach Osten und nach Westen, ohne einem Menschen zu begegnen. Als sie aber mitten auf die Insel kamen, sahen sie eine Zitadelle von weißem Marmor mit einem Palast aus dem reinsten Kristall. Mitten in der Zitadelle war ein Garten mit allerlei frischen und trockenen Früchten und allerlei wohlriechenden Pflanzen und vielen Vögeln, die auf den Baumzweigen zwitscherten. Am Ende des Gartens lag ein großer Teich, vor welchem ein herrliches Zelt aufgeschlagen war. In diesem Zelt standen viele Stühle ringsumher, und in ihrer Mitte erhob sich ein großer Thron mit allerlei Edelsteinen besetzt. Die Mamelucken bewunderten dieses schöne Schloß und den Garten und gingen überall herum, ohne jemand zu finden. Sie kehrten dann zu ihrem Herrn zurück und berichteten ihm, was sie gesehen. Als der Prinz ihren Bericht hörte, sagte er: »Ich muß auch dieses Schloß sehen!« Er verließ sogleich das Schiff und ging mit den Mamelucken nach der Zitadelle. Der Prinz war auch erstaunt über dieses schöne Schloß, und ging den ganzen Tag mit den Mamelucken im Garten spazieren und aß von dessen Früchten. Als der Abend herankam, begab er sich an die Stelle, wo die Stühle und der Thron standen, setzte sich auf den Thron und weinte heftig wegen der Trennung von seinem Vater und seiner Heimat, und die drei Mamelucken weinten mit ihm. Auf einmal hörten sie einen großen Lärm vom Meer her, und es kam eine Herde Affen, so zahlreich wie ein Heuschreckenschwarm, herbei, die sich nach allen Seiten hin verbreiteten, so daß Djanschah und die Mamelucken sich sehr fürchteten. Als die Affen – fuhr die Schlangenkönigin in ihrer Erzählung fort – den Prinzen Djanschah, welcher kein anderer als der Jüngling war, den Bulukia auf den Gräbern fand, auf dem Thron sahen, küßten sie die Erde vor ihm und verbeugten sich ehrerbietigst. Dann kamen mehrere Affen mit verschiedenen geschlachteten Tieren in die Zitadelle, zogen ihnen die Haut ab, zerschnitten und kochten sie und legten sie in goldene und silberne Gefäße. Bald wurde der Tisch gedeckt und die Affen gaben dem Prinzen und den Mamelucken durch Zeichen zu verstehen, sie möchten sich dem Tische nähern und mitessen. Djanschah stieg vom Thron herunter und aß mit den Mamelucken und den Affen, bis er satt war: Dann wurden die Speisen von einigen Affen weggetragen und Früchte herbeigebracht. Djanschah aß auch davon und dankte dem erhabenen Gott. Nach vollendeter Mahlzeit wendete sich der Prinz zu den Häuptern der Affen und fragte sie: Wer seid ihr und wem gehört dieses Schloß? Die Affen antworteten: Wisse, dieser Ort gehört Salomon, dem Sohne Davids, Friede sei mit ihm! Er kam jedes Jahr einmal hierher spazieren und ordnete unsere Regierungsangelegenheiten. Wisse auch, o glücklicher König, daß wir dich jetzt zu unserem Sultan ernennen und dir treu dienen wollen: Du kannst essen und trinken und befehlen, was du willst, es soll alles nach deinem Wunsche geschehen. Sodann verbeugten sich die Affen und zogen sich einer nach dem anderen zurück. Djanschah bestieg den Thron wieder und schlief darauf ein, und die drei Mamelucken saßen um ihn herum. Am anderen Morgen kamen die vier Veziere der Affen mit ihren Truppen, welche die ganze Gegend ausfüllten, und ließen sie in geschlossenen Reihen an ihm vorüberziehen; dann baten sie ihn im Namen der Armee, er möchte doch ihr Sultan werden. Hierauf zerstreuten sich die Affen wieder mit furchtbarem Lärmen; nur einige blieben stehen, um den Prinzen zu bedienen.«

 

»Bald darauf kam wieder eine Herde Affen mit Hunden, so groß wie Pferde, deren jeder eine Kette um den Hals gebunden hatte. Die Anführer der Affen gaben dem Prinzen durch Zeichen zu verstehen, daß er auch einen solchen Hund besteige und mit ihnen reite; er tat nach ihrem Wunsch; die drei Mamelucken und viele Truppen auf Hunden und zu Fuß folgten ihm. Als sie am Ufer des Meeres vorüberkamen, sah Djanschah, daß das Schiff, mit welchem er gekommen, in den Grund gebohrt war; er wendete sich zu den Anführern der Affen und fragte sie, wo sein Schiff hingekommen. Sie antworteten ihm: Wisse, o König, als du mit dem Schiff auf unsere Insel kamst, beschlossen wir gleich, dich zu unserem Sultan zu ernennen; da wir aber fürchteten, du möchtest, wenn wir uns dir nähern, vor uns entfliehen und wieder fortsegeln, haben wir das Schiff in den Grund gebohrt. Als Djanschah dies hörte, sagte er zu seinen Mamelucken gewendet: »Nun hilft uns keine List mehr zum Entkommen, wir müssen nun bei diesen Affen bleiben; doch Geduld ist eine schöne Tagend, Gott kann immer helfen!« Er zog dann traurig mit den Affen weiter bis an das Ufer eines Flusses, hinter welchem ein hoher Berg lag. Auf diesem Berge sah er eine unzählbare Menge Werwölfe und fragte die Affen, was das für Tiere seien. Die Affen antworteten: »Das sind unsere Feinde, gegen die wir nun Krieg führen.« Djanschah war sehr erstaunt über die Gestalt dieser Werwölfe; sie waren so groß wie ein Pferd und hatten Stierköpfe; manche glichen sogar Kamelen. Sobald sie die Affen erblickten, stürzten sie vom Gebirge herunter an den Fluß und warfen die Affen mit Steinen, so groß wie Säulen, und töteten viele von ihnen.

Als Djanschah die Niederlage der Affen sah, rief er den Mamelucken zu: »Holt schnell die Bogen herbei und schießt Pfeile gegen die Werwölfe ab, um sie zurückzutreiben.« Die Mamelucken taten dies und töteten viele Werwölfe und trieben die übrigen in die Flucht. Nachdem alle verschwunden waren, bestieg Djanschah mit den Affen einen hohen Berg. Auf dem Gipfel des Berges erblickte er eine marmorne Tafel, auf der geschrieben war: Wanderer, der du in dieses Land kommst, wisse, daß die Affen dich zu ihrem Sultan machen und dir nur zwei Wege zur Flucht übrig lassen. Der eine zieht sich östlich am Gebirge hin, ist drei Monate lang und führt dich an Werwölfen, allerlei reißenden Tieren, Gespenstern und abtrünnigen Geistern vorüber; dann gelangst du an das Meer, das die Welt umgibt. Auf dem andern, westlichen Weg hast du vier Monate durch das Ameisental zu reisen, wo du dich sehr vor den Ameisen in acht nehmen mußt. Dieses Tal endet an einem hohen Berg, über den man zehn Tage zu steigen hat und der wie Feuer brennt. Jenseits des Berges – stand ferner auf der Tafel – fließt ein großer Strom mit so reißender Schnelligkeit, daß man ganz verblendet wird, wenn man hineinsieht; jeden Samstag trocknet aber dieser Strom aus. Am jenseitigen Ufer des Stromes liegt eine Stadt, die nur von Juden bewohnt ist; es befindet sich überhaupt kein einziger Muselmann im ganzen Land; auch ist weit umher die ganze Gegend öde und menschenleer. Solange du bei den Affen bleibst, werden sie stets gegen die Werwölfe siegreich kämpfen. Unten stand: Wisse, daß Salomo, der Sohn Davids, diese Inschrift auf die Tafel gegraben.

Als Djanschah diese Inschrift gelesen hatte, weinte er heftig und erzählte den Mamelucken, was diese Tafel enthielt: Dann kehrte er mit den Affen, die über ihren erfochtenen Sieg sich gar zu sehr freuten, zur Zitadelle zurück und residierte darin als Sultan der Affen achtzehn Monate lang. Nach Verlauf dieser Zeit befahl er der Affenarmee, sich zu einer großen Jagdpartie auszurüsten, und zog mit ihr in Begleitung seiner Mamelucken mehrere Tage durch Wüsten und Einöden, bis er an das Ameisental kam, wo er das Merkmal fand, das auf obenerwähnter Inschrift angegeben war; da befahl er den Affen, ihre Zelte aufzuschlagen, um in diesem Tal zehn Tage lang zu lagern. Aber in der folgenden Nacht sagte er zu seinen Mamelucken: »Meine Absicht ist, jetzt zu entfliehen; wir wollen ins Ameisental geben, das uns in die Judenstadt führt; Gott wird uns beistehen, daß wir glücklich diesen Affen entkommen.« Die Mamelucken sagten: »Wir gehorchen in allem, was unser Herr uns befiehlt.« Als dann ein Teil der Nacht vorüber war und die Affen, welche seine Leibwache bildeten, schnarchend vor seinem Zelt lagen, machte er sich mit den Mamelucken auf, bewaffnete sich mit Schwert und Dolch und anderen Kriegsgerätschaften, und entfloh ins Ameisental. Als am Morgen aber die Affen vom Schlaf erwachten und Djanschah und die Mamelucken nicht mehr fanden, teilten sie sich in zwei Haufen; der eine ritt nach Osten gegen den Ozean und der andere nach Westen ins Ameisental, bis sie Djanschah und den Mamelucken auf die Spur kamen. Djanschah hörte bald die Affen hinter sich und floh immer vorwärts ins Tal; aber er wurde noch vor Mittag eingeholt, und schon wollten die Affen ihn und seine Mamelucken töten, als eine Herde Ameisen aus dem Tal hervorkamen, jede so groß wie ein Hund, sich über die Affen herstürzten und viele von ihnen fraßen; doch auch von den Ameisen wurde eine große Anzahl getötet. Der Kampf zwischen ihnen dauerte den ganzen Tag fort, und Djanschah benutzte diese Zeit, um vor beiden zu entfliehen und ins Innere des Tales zu dringen.

Aber noch am folgenden Morgen sah sich Djanschah von den Affen verfolgt; da rief er seinen Mamelucken zu: »Ziehet eure Schwerter und dringet auf sie ein!« Die Mamelucken zogen ihre Schwerter und hieben nach den Affen rechts und links, bis auf einmal ein großer Affe kam, mit Vorderzähnen wie ein Elefant; dieser sprang auf einen der Mamelucken los und teilte ihn entzwei; ihm folgten viele andere Affen, so daß Djanschah weiter ins Tal fliehen und zuletzt, um sein Leben zu retten, sich in den Strom stürzen mußte; die beiden übrigen Mamelucken taten dasselbe, aber sie ertranken, denn der Strom riß sie mit sich fort; und nur der Prinz schwamm hinüber, hielt sich an einem Baum fest und stieg ans jenseitige Ufer. Er lief den ganzen Tag umher und weinte über den Verlust seiner Mamelucken. Abends ging er in eine Höhle und brachte die Nacht in großer Furcht darin zu.

Am folgenden Tage zog Djanschah wieder weiter und nährte sich von den Pflanzen der Erde, bis er an den Berg kam, der wie Feuer brannte. Er bestieg diesen Berg und entdeckte bald den Strom, der jeden Samstag austrocknet, und jenseits des Stromes die große Stadt, welche nur von Juden bewohnt war. Er wartete bis Samstag, weil er wußte, daß an diesem Tag der Strom ausgetrocknet sein würde; dann ging er hinüber in die Judenstadt, fand aber keinen Menschen auf den Straßen. Da klopfte er an eine Tür und als man ihm öffnete, sah er die Bewohner des Hauses still dasitzen: Niemand sprach ein Wort. Djanschah sagte ihnen. »Ich bin fremd und hungrig.« Da stellten sie ihm zu essen vor und gaben ihm durch Zeichen zu verstehen, er möge essen und trinken, aber kein Wort sprechen. Djanschah aß und trank und schlief dann die ganze Nacht durch. Am folgenden Morgen kam der Hausherr zu ihm und bewillkommte ihn und fragte ihn, woher er komme und wohin er wolle. Djanschah erzählte ihm weinend seine Geschichte und sagte, er wolle in seine Heimat zurückkehren, und nannte seine Vaterstadt. Der Jude sagte mit Verwunderung: »Diese Stadt habe ich in meinem Leben nicht nennen hören; wir wissen nur durch Karawanen, welche zuweilen hierher kommen, daß es ein Land gibt, welches Jemen heißt.« Djanschah fragte: »Ist das Land, von dem die Karawanen sprechen, sehr weit von hier?« Der Jude antwortete: »Die Karawanenführer sagen, dieses Land sei zwei Jahre und drei Monate weit von hier entfernt.« Djanschah fragte dann: »Wann wird wohl wieder eine solche Karawane kommen?« Der Jude antwortete: »Das nächste Jahr.«