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Tausend Und Eine Nacht

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Rings um diesen Thron standen Stühle, einige von Gold, andere von Silber, andere von Kupfer und einige von Eisen, von Sandelholz, von Elfenbein und von Ebenholz; es waren nicht weniger als zwölftausend Stühle. Haseb setzte sich auf den Thron, um welchen die Stühle standen, und vor großem Erstaunen und Wohlgefallen an diesem See und diesen Stühlen schlief er ein. (Gepriesen sei der, welcher nie schläft!) Als er wieder erwachte, hörte er ein Zischen und Wispern und Blasen; er öffnete seine Augen und richtete sich auf, da sah er auf den Stühlen große Schlangen sitzen; eine jede war hundert Ellen lang. Hasebs Mund trocknete aus vor Furcht; er verzweifelte schon am Leben, als er die Augen dieser Schlangen sah, welche wie blanke Schwerter funkelten. Als er dann seinen Blick auf den See warf, sah er darin viele kleine Schlangen, so viele, daß nur Gott ihre Zahl kennt. Nach einer Weile kam eine Schlange herbei, so dick wie ein Maultier und trug eine goldene Kufe auf dem Rücken, in welcher eine Schlange mit einem Menschengesicht wie Kristall leuchtete. Als sie in die Nähe Hasebs kam, grüßte sie ihn mit beredter Zunge, und er erwiderte ihren Gruß. Dann kam eine Schlange und setzte die Kufe auf einen der Stühle; die Schlange, die darin war, schrie dann die übrigen in ihrer Sprache an; sie erhoben sich alle von ihren Stühlen, fielen vor ihr nieder und grüßten sie. Erst auf einen Wink dieser Schlange setzten sie sich wieder. Sie sagte hierauf zu Haseb: »Fürchte dich nicht vor uns, ich bin die Königin der Schlangen und ihre Sultanin!« Diese Worte beruhigten Hasebs Herz um so eher, als sie einigen Schlangen befahl, etwas zu essen zu bringen, und sie sogleich mit Äpfeln, Trauben, Granatäpfeln, Pistazien, Haselnüssen, Mandeln, Nüssen und Bananen herbeikamen und sie Haseb vorstellten. Die Königin hieß ihn noch einmal willkommen, fragte ihn nach seinem Namen und bat ihn, von diesen Früchten ohne Furcht zu essen. »Gekochte Speisen«, sagte sie, »haben wir nicht.« Haseb aß von den Früchten, bis er satt war, und dankte dem erhabenen Gott dafür. Als er vollends gegessen hatte, wurden die Speisen weggetragen, und die Königin fragte ihn, woher er komme und wie er diesen Ort erreichen konnte. Haseb erzählte ihr, was seinem Vater mit dem Engel Gabriel begegnet, wie er erst nach seines Vaters Tod geboren worden und in der Schule nichts lernen wollte, wie er dann Holzhauer wurde und die Grube entdeckte, in der ihn seine Gefährten zurückgelassen, und wie er endlich durch einen Skorpion auf einen Ausgang aufmerksam gemacht worden. »Das ist«, schloß er, »alles, was ich über die Art und Weise, wie ich hierher gelangt, zu erzählen weiß.« Als Haseb seine Erzählung vollendet hatte, sagte ihm die Schlange: »Sei nur ruhig: Es wird dir nur Gutes begegnen; bleibe nur einige Zeit bei mir, Haseb, ich will dir auch meine Geschichte erzählen, du wirst darüber erstaunen.« Haseb sagte., »Ich gehorche recht gern deinem Befehl.« Darauf begann die Königin: »Wisse, o Haseb, es war in Ägypten ein Mann von den Söhnen Israels, welcher einen Sohn hatte, der Bulukia hieß. Der Mann tat nichts anderes, als Gott anbeten und die heilige Schrift lesen; als er erkrankte und dem Tod nahe war, kamen die Vornehmsten des Landes zu ihm und grüßten ihn; er sagte ihnen: Wisset, ihr Männer, meine Abschiedsstunde ist nahe; ich verlasse diese Welt, um in eine andere zu wandern; ich habe euch nichts zu empfehlen, als meinen Sohn Bulukia, dessen ihr euch annehmen möget. Hierauf rief er: Ich bekenne, daß es keinen Gott gibt außer dem einzigen Gott, atmete zum letzten Mal und schied aus der Welt. (Gott erbarme sich seiner!) Man bereitete ihm sein Totengewand zu, wusch und beerdigte ihn und ernannte seinen Sohn Bulukia zum Sultan. Dieser war so gerecht gegen seine Untertanen, daß die höchste Ruhe und Zufriedenheit in seinem Land herrschte, Eines Tages aber öffnete er die Schatzkammern seines Vaters, um zu sehen, was sie enthalten; da fand er in einer der Kammern eine verborgene Tür; er öffnete sie und kam in ein kleines Kabinett, worin auf einer weißen marmornen Säule ein Kästchen von Ebenholz stand. Bulukia öffnete es und fand darin ein anderes, goldenes Kästchen; er öffnete auch dieses und sah ein Buch darin, auf dessen Außenseite geschrieben war: Ein Prophet mit Namen Mohammed wird einst aufstehen (Gott sei ihm gnädig und bewahre ihn!), der ist der Herr aller ihm Vorangegangenen und ihm Nachfolgenden. Als Bulukia diese Worte gelesen, wurde er ganz rasend vor Liebe zu Mohammed; er versammelte die Großen und die Priester seines Volkes, machte sie mit dem Buch bekannt und sagte ihnen: Mein Vater verdient, daß ich ihn aus dem Grabe hervorziehe und verbrenne, weil er mir dieses Buch verborgen hat, das er gewiß aus der Tora oder aus den Büchern Ibrahims ausgezogen hat; wie mochte er ein solches Buch so sorgfältig verschließen und niemand damit bekanntmachen! Aber die Vornehmen der Söhne Israels widersetzten sich einer solchen Handlung und sagten: Laß ihn nun in der Erde ruhen, Gott hat ihn zu sich genommen! Bulukia ging dann zu seiner Mutter und sagte ihr, was er in der Schatzkammer seines Vaters gefunden, und erklärte ihr, daß er nun Mohammed so leidenschaftlich liebe, daß er alle Länder durchziehen wolle, bis er mit ihm zusammenträfe, sonst müsse er sterben. Er zog sogleich ein Reisekleid an und bat seine Mutter, nicht zu unterlassen, für ihn zu beten. Die alte Königin weinte und sagte: Was wird aus mir werden, wenn du fort bist? Aber er erwiderte: Ich kann unmöglich länger hier bleiben, und reiste fort in der Richtung nach Syrien, ohne einen Menschen in diesem Land zu kennen. Als er ans Ufer des Meeres kam, fand er ein Schiff; er bestieg es und wurde auf eine Insel gebracht. Da stieg er ans Land und schlief ein. (Gepriesen sei der, welcher nie schläft!) Unterdessen segelte das Schiff weiter, und als er erwachte, war es schon fort und hat ihn allein auf der Insel gelassen. Als er weinend auf der Insel umherging, begegneten ihm Schlangen, so groß wie Kamele und so lang wie Dattelbäume, die Gottes Lob verkündigten und für Mohammed beteten, worüber er sehr erstaunte.

Eine dieser Schlangen fragte nun Bulukia: »Wer bist du, wo willst du hin und wo kommst du her?« Er antwortete: »Ich heiße Bulukia, gehöre zu den Söhnen Israels und reise aus Liebe zu Mohammed (Gott sei ihm hold!), um ihn aufzusuchen; doch wer seid ihr, ihr edlen Geschöpfe?« Sie antworteten: »Wir sind Bewohner der Hölle, zur Pein der Ungläubigen geschaffen.« Bulukia fragte sie, wie sie denn hierher gekommen. Die Schlange antwortete: »Wisse, Bulukia, daß die Hölle, welche auch ein lebendiges Wesen ist, zweimal im Jahr Atem schöpft, einmal im Sommer und einmal im Winter, und daher entsteht auch die große Hitze im Sommer; so oft sie ausatmet, wirft sie uns aus, und wenn sie wieder einatmet, zieht sie uns wieder an.« Bulukia fragte dann, ob in der Hölle noch größere Schlangen umherkriechen, worauf die Schlange antwortete: »Wir sind die allerkleinsten; in der Hölle gibt es aber Schlangen, die es gar nicht empfinden, wenn die größte von uns in ihre Nase kriechen würde. Bulukia fragte ferner: »Woher kennt ihr Mohammed, für den ihr betet?« Sie antworteten: »O Bulukia, Mohammeds Name ist über die Tür des Paradieses geschrieben, und wäre er nicht, so hätte Gott gar nichts geschaffen, weder Paradies noch Hölle, weder Himmel noch Erde; Gott hat alles nur seinetwillen geschaffen und hat überall Mohammeds Namen mit dem seinigen verschlungen, darum beten wir für Mohammed (Gott sei ihm hold!). Als Bulukia diese Worte von der Schlange hörte, vermehrte sich seine Liebe und Sehnsucht zu Mohammed noch. Er nahm dann von den Schlangen Abschied, ging ans Ufer des Meeres, wo ein Schiff vor Anker lag, bestieg es und fuhr damit nach einer anderen Insel. Als er hier ans Land stieg und eine Weile umherging, sah er endlich viele große und kleine Schlangen. Unter anderen sah er auch eine, welche weißer und glänzender als Kristall war, sie saß in einer goldenen Kufe auf dem Rücken einer anderen Schlange, groß wie ein Elefant; die Schlange in der Kufe war die Königin der Schlangen, und die bin ich.« Haseb sagte: »Nun erzähle mir, was zwischen dir und Bulukia vorgefallen!« Die Königin fuhr fort: »Als ich Bulukia sah, grüßte ich ihn und fragte ihn, wo er herkomme, wer er sei, was er suche und wie er heiße; er antwortete mir: »Ich heiße Bulukia, bin von den Söhnen Israels und ziehe umher, um Mohammed, den Propheten Gottes, aufzusuchen, den ich in der heiligen Schrift angekündigt fand.« Er fragte mich dann: »Und wer bist du?« Ich sagte ihm: »Ich bin die Schlangenkönigin und heiße Tamlicha; wenn du Mohammed, dem Gott gnädig sei, triffst, so grüße ihn von mir.« Bulukia nahm dann Abschied von mir, bestieg das Schiff wieder und reiste nach Jerusalem. Da lebte ein Mann, der in allen Wissenschaften bewandert war; er hatte Geometrie, Astronomie, Chemie und Metaphysik studiert, auch viel in der Tora, in den Evangelien und Psalmen und den Büchern Abrahams gelesen. Dieser Mann – er hieß Afan – hatte in einem seiner Bücher gefunden, daß, wer den Siegelring unseres Herrn Salomon anlegt, dem gehorchen alle Vögel, Tiere, Menschen und Genien, kurz alle Geschöpfe. Als unser Herr Salomon aber starb, wurde er in einen Sarg gelegt und in einem Berg begraben, der von sieben Meeren umgeben ist, wo kein Schiff hinkommen kann, damit weder ein Genius noch ein Mensch ihm den Siegelring nehme.«

»Nun hatte aber Afan in einem seiner Bücher gefunden, daß, wenn man sich mit dem ausgepreßten Saft eines gewissen Krautes die Füße salbt, man auf jedem Meer, das Gott geschaffen, gehen kann, ohne unterzusinken; niemand kann aber zu diesem Kraut gelangen, ohne die Hilfe der Schlangenkönigin. Als nun Bulukia nach Jerusalem kam und in einem Tempel Gott anbetete, ging Afan auf ihn zu und grüßte ihn; Bulukia erwiderte seinen Gruß und fuhr wieder fort die Tora zu lesen und andächtig zu beten. Da näherte sich ihm Afan und fragte ihn, wer er sei und wo er herkomme; Bulukia antwortete: »Ich bin aus Ägypten und reise umher, um Mohammed zu suchen.« Afan lud ihn ein, mit ihm nach Hause zu kommen und sein Gast zu sein. Bulukia ging mit Afan, der ihn sehr gut bewirtete und ihm eine bequeme Wohnung einräumte. Am folgenden Morgen fragte Afan seinen Gast, wieso er Mohammed liebe und woher er etwas von ihm wisse. Als Bulukia hierauf seine Geschichte von Anfang bis zu Ende erzählte, verlor Afan fast den Verstand vor Erstaunen, dann sagte er: »Führe du mich zur Schlangenkönigin, ich bringe dich hernach zu Mohammed, dem Gott gnädig sei, doch wird das noch lange dauern. Sperre aber nur einmal die Schlangenkönigin in einen Käfig, wir tragen sie zu den Pflanzen, die auf dem Berg wachsen; jede Pflanze, an der wir vorübergehen, wird ihr dann sagen, wozu sie zu gebrauchen ist durch die Allmacht des erhabenen Gottes. Ich weiß, daß es ein Kraut gibt, dessen Saft die Eigenschaft hat, dem, der sich die Füße damit salbt, die Kraft zu verleihen, auf allen Meeren, die Gott geschaffen, umherzugehen. Haben wir einmal durch die Schlangenkönigin dieses Kraut kennengelernt, so lassen wir sie wieder ihres Weges gehen und salben uns mit dem Saft desselben, durchwandern die sieben Meere, bis wir zu Salomons Grab gelangen, da nehmen wir den Siegelring von seinem Finger und werden so mächtig wie Salomon, und erreichen alle unsere Wünsche; wir trinken hierauf von der Lebensquelle im Meer der Dunkelheit; unser Leben wird dann mit Gottes Willen so lange währen, bis wir in späterer Zeit mit Mohammed zusammenkommen.« Als Bulukia diese Worte hörte, sagte er: »Ich will dir zeigen, wo die Schlangenkönigin sich aufhält.« Afan ließ sich hierauf einen eisernen Käfig machen, nahm zwei Becher, füllte den einen mit Wein und den anderen mit Milch, und reiste mit Bulukia Tag und Nacht, bis sie auf die Insel kamen, wo er mich gesehen hatte. Sobald sie ans Land stiegen, machte Afan eine Falle an den Käfig, stellte die beiden Becher hinein und entfernte sich wieder. Nach kurzer Zeit kam ich herbei und staunte eine Weile den Käfig an, sobald ich aber die Milch und den Wein roch, stieg ich vom Rücken der Schlange herunter, die mich trug, und kroch in den Käfig hinein. Als ich aber von dem Wein getrunken hatte, schwindelte mir der Kopf; Afan, der nicht weit vom Käfig verborgen war, bemerkte dies, schloß die Türe des Käfigs und trug mich fort. Als ich wieder zu mir kam und mich eingesperrt auf dem Gipfel des Berges neben Bulukia fand, sagte ich: »So geht es denen, die Menschen schonen.« Bulukia erwiderte aber: »Fürchte nichts, o Königin der Schlangen, wir tun dir nichts zuleide, du sollst uns nur die Pflanze zeigen, deren Saft uns die Kraft gibt, auf allen Meeren zu gehen, die Gott geschaffen, ohne zu versinken; sobald wir sie gefunden, bringen wir dich wieder dahin zurück, wo wir dich gefangen.« So gingen sie nun mit dem Käfig, in welchem ich eingesperrt war, auf dem Gebirge umher unter allerlei Pflanzen, deren jede verkündete, wozu sie zu gebrauchen, bis sie endlich zu einem Kraut kamen, welches ausrief: »Wer mich pflückt und meinen Saft auspreßt und damit seine Füße salbt, der kann auf allen Meeren gehen, die Gott geschaffen, ohne daß sein Fuß wanke.« Als Afan dies hörte, stellte er den Käfig auf den Boden, pflückte von diesem Kraut, so viel er brauchte, zerstieß es, drückte es aus, goß den Saft in zwei Fläschchen, die er aufbewahrte, und salbte seine Füße mit dem übrigen. Dann ging er mit Bulukia wieder auf die Insel, wo er mich gefunden; Afan öffnete die Tür des Käfigs und ließ mich heraus. Als ich wieder im Freien war, sagte ich; »Was wollt ihr mit diesem Saft tun?« Sie antworteten: »Wir wollen die sieben Meere durchschreiten, um zu dem Grab unseres Herrn Salomon zu gelangen und den Siegelring von seinem Finger zu nehmen.« Ich erwiderte aber: »Das könnt ihr nie erreichen, denn der erhabene Gott hat nur Salomon damit beschenkt, als er betete: O Gott, schenke mir ein Reich, das keiner nach mir haben wird, du bist ja der Gebende. Was tut ihr also mit diesem Ring? Hättet ihr lieber das Kraut gepflückt, das dem, der es genießt, bis zum Auferstehungstag Gesundheit und Jugend verleiht, das hätte euch mehr genützt.« Als Afan dies hörte, bereute er, was er getan, und ging wieder mit Bulukia fort. Ich aber kehrte wieder zu meinem Heer zurück, wo durch meine Abwesenheit eine große Verwirrung entstanden war; ein Teil desselben war erkrankt, ein anderer gestorben. Als die Schlangen aber mich wieder sahen, versammelten sie sich vor Freude jubelnd um mich und fragten mich nach der Ursache meiner langen Abwesenheit. Ich erzählte ihnen, was mir mit Afan und Bulukia wiederfahren, und befahl ihnen, um keinen weiteren Verfolgungen der Menschen mehr ausgesetzt zu sein, mit mir auf den Berg Kaf zu ziehen, wo ich nun sonderbarerweise dich traf. Das ist‘s«, schloß die Schlangenkönigin, »was ich dir, o Haseb, erzählen wollte.«

 

Haseb war sehr erstaunt über diese Erzählung und bat die Schlangenkönigin Tamlicha, ihm eine ihrer Schlangen mitzugeben, die ihn wieder auf die Erde zu seiner Familie zurückführe. Tamlicha sagte aber: »Du darfst uns nicht bis zum Winter verlassen; sieh dich indessen auf dem Berg Kaf ein wenig um, wie Berge und Täler, Bäume und Flüsse, Blumen und Vögel den einzigen allmächtigen Gott preisen.« Haseb fragte dann Tamlicha, ob Afan und Bulukia wirklich die sieben Meere überschreiten und Salomons Siegel aus seiner Grabstätte ihm vom Finger nehmen konnten. Tamlicha antwortete: »Sie haben wirklich die sieben Meere durchschritten und haben dessen Wunder gesehen, dann sind sie an einen hohen Berg von grünem Smaragd gekommen, an dessen Fuß eine Wasserquelle hervorsprudelt, welche wie der feinste Moschus duftet. Sie freuten sich sehr und glaubten schon am Ziel zu sein.«

»Afan sah dann in der Ferne ein Minarett mit einer großen Kuppel; er ging mit Bulukia darauf zu, und als sie hineinkamen, fanden sie einen goldenen Thron mit allerlei Edelsteinen besetzt; um diesen Thron herum standen eine unzählbare Menge Stühle. Sie sahen dann unseren Herrn Salomon auf dem Thron; er hatte ein grünes seidenes Kleid an, mit Gold und Perlen und allerlei kostbaren Edelsteinen durchwirkt, seine rechte Hand lag auf seiner Brust und der Siegelring war an seinem Finger. Afan lehrte Bulukia allerlei Beschwörungen und Zauberformeln, die er immerfort hersagen sollte, dann näherte er sich dem Thron; aber auf einmal sprang eine große Schlange unter dem Thron hervor und zischte so laut, daß die ganze Gegend erbebte, und Feuerfunken flogen aus ihrem Mund. Mit grimmiger Miene sagte sie zu Afan: »Wenn du dich nicht schnell von hier entfernst, so gehst du zugrunde.« Aber Afan erschrak nicht vor dieser Schlange und rezitierte immer seine Beschwörungsformeln, Da blies ihn die Schlange so heftig an, daß fast das Minarett zusammenstürzte, und sagte: »Wehe dir! Wenn du nicht umkehrst, so wirst du verbrennen.« Als Bulukia dies hörte, entfloh er; aber Afan erschrak nicht, ging auf den Thron zu und streckte die Hand nach dem Ring aus; da fiel die Schlange über ihn mit einem Feuerregen her, bis er zu einem Haufen Asche wurde. Bulukia fiel in Ohnmacht, als er dies sah; während er aber in Ohnmacht lag, befahl Gott seinem Engel Gabriel, zur Erde zu steigen und ihn zu retten, ehe die Schlange auch ihn töte. Gabriel ließ sich herunter, weckte Bulukia, grüßte ihn und fragte ihn, wie er hierher gekommen. Bulukia erzählte Gabriel, was ihm mit Afan widerfahren, von Anfang bis zu Ende. Da sagte Gabriel: »Wisse, daß, wer Mohammed liebt, von keinem Feuer verbrannt wird.« Bulukia bat ihn dann, er möchte ihn doch mit Mohammed bekannt machen. Gabriel sagte aber: »Geh‘ jetzt deines Weges, Bulukia, die Zeit Mohammeds ist noch fern;« dann stieg er wieder gen Himmel und Bulukia sah jetzt erst ein, daß ich mit Recht ihm vorausgesagt, der Ring würde ihnen nichts nützen, und bereute, was er getan. Er stieg dann vom Berg herunter und brachte die Nacht Afan beweinend und über die Wunder dieses Berges nachdenkend zu. Am folgenden Morgen salbte er seine Füße wieder und ging mehrere Tage und Nächte auf dem Meer umher, dessen wunderbare Geschöpfe anstaunend, bis er an eine Insel kam, die dem Paradies glich. Da stieg er ans Land und bewunderte deren Schönheit. Der Boden war Safran, die Steine Rubin und andere edle Metalle, das Holz war lauter Jasmin und Aloe, und es wuchsen nichts als Rosen, Nelken, Lilien, Veilchen und andere wohlriechende Blumen auf der Erde. Schöne Vögel von allerlei Farben sangen fröhlich auf den Zweigen der Bäume, zwischen denen klare Bäche rieselten; allerlei niedliche Tiere weideten friedlich umher; der Taube Liebesgesang erfreute das Herz, und die Nachtigall antwortete ihr mit zärtlicher Stimme; die ganze Insel verkündete laut den Herrn des Ostens und Westens, den niemand erreicht und vor dessen Bestimmung niemand entfliehen kann, (Gepriesen sei er, der erhabene Gott!) Bulukia merkte bei diesem Anblick, daß er einen anderen Weg eingeschlagen, als den, welchen ihn Afan auf der Hinreise geführt.«

Er wandelte auf der Insel umher bis abends, dann bestieg er einen hohen Baum. Auf einmal fing das Meer zu toben an und es kam ein großes Tier hervor, das so laut schrie, daß die ganze Insel wankte. Nach einer Weile kamen Löwen, Tiger, Wölfe, Panther und andere wilde Tiere herangesprungen, jedes mit einem Edelstein im Vorderfuß, der wie ein Licht glänzte; es waren ihrer so viele, daß nur Gott ihre Zahl kennt; die ganze Insel war davon angefüllt. Sie unterhielten sich miteinander, bis der Tag anbrach, dann verschwanden sie wieder. Bulukia, aus Furcht vor ihrer Wiederkehr, stieg nun ins zweite Meer und ging Tag und Nacht, bis er an einen hohen Berg kam, unter welchem ein tiefes Tal lag, dessen Boden von Magnetstein war; hier stieg er ans Land und trocknete einige Fische in der Sonne. Als er aber am Ufer des Meeres sie verzehren wollte, kam ein Tiger drohend auf ihn zu, als wollte er ihn verschlingen, da salbte er sich schnell die Füße und sprang ins dritte Meer. Die Nacht war sehr dunkel und stürmisch und er mußte lange umhertappen, bis er auf eine Insel kam, wo allerlei Obstbäume wuchsen. Er pflückte einige Früchte, aß sie, dankte Gott und ging dann auf der Insel spazieren, die ihm so gut gefiel, daß er zehn Tage darauf zubrachte; am elften salbte er seine Füße wieder und ging auf das vierte Meer. Nach mehreren durchwanderten Tagen und Nächten kam er auf eine Insel, deren Boden aus weißem Sand bestand, auf dem weder Bäume noch sonst etwas Grünes zu sehen war. Es war ein Sandmeer, in welchem Raubvögel ihre Nester hatten. Er hielt sich daher gar nicht auf, sondern ging gleich auf das fünfte Meer, das er in einigen Tagen überschritt, und gelangte an eine kleine Insel, deren Boden wie Kristall glänzte und von vielen Goldadern durchschnitten war. Bäume wuchsen auf dieser Insel, die wie die Sonne leuchteten, und Blumen, die wie Gold aussahen. Bulukia brachte den Tag auf der Insel zu, und des Nachts sah er die Blumen wie Sterne leuchten. Man behauptet, diese Insel heiße die Blumeninsel, und diese Blumen seien lauter Funken, die von der Sonne abfallen. Bulukia schlief eine Nacht auf dieser Insel; am folgenden Morgen salbte er seine Füße wieder und stieg ins sechste Meer; dieses führte ihn nach einigen Tagen auf eine Insel, wo zwei Berge sich erhoben, auf denen viele Bäume wuchsen, an deren Zweigen Menschenköpfe an den Haaren hingen; andere Bäume sah er, an denen grüne Vögel mit den Füßen hingen, wieder andere, die wie Feuer strahlten und Früchte trugen, von denen brennende Funken herabtropften, er sah auch lachende und weinende Früchte und noch viele andere wunderbare Dinge. Auch sah er, als er des Nachts unter einem Baum lag, die Nymphen aus dem Meer steigen, mit Edelsteinen in der Hand, die wie ein Licht glänzten; sie tanzten und spielten und hüpften und scherzten miteinander, bis der Morgen heranbrach, dann sprangen sie wieder ins Meer. Auch Bulukia salbte sich wieder und betrat das siebente Meer. Er mußte zwei Monate lang gehen, ehe er Land erblickte, und große Hungersnot leiden, da er nichts als Fische aus dem Meer nehmen konnte, die er roh verzehren mußte. Endlich kam er an einem Morgen auf eine Insel, welche reich an Bächen und Bäumen war; er ging gleich auf einen Baum zu und streckte die Hand aus, um Äpfel zu nehmen. Da schrie ihn ein Mensch aus diesem Baum an: Wenn du etwas von diesem Baum nimmst, so teile ich dich in zwei Teile. Bulukia hob die Augen auf und sah eine Gestalt vor sich, welche wohlgemessene 40 Ellen lang war, er fürchtete sich sehr und sagte: Warum darf ich von diesen Früchten nichts essen? Der Mann antwortete: Weil du ein Erdensohn bist und dein Vater Adam Gottes Befehl übertrat und von dem verbotenen Baum aß. – Wem gehören denn diese Bäume und wer bist du? – Ich heiße Scherahia, und diese Insel mit ihren Bäumen gehört dem König Sachr, dessen Untertan ich bin, beauftragt, diese Insel zu bewachen; doch wer bist du und wie kommst du hierher? Bulukia erzählte ihm seine ganze Geschichte, worauf Scherahia ihm etwas zu essen brachte und Abschied von ihm nahm. Bulukia irrte nun wieder zehn Tage umher, zwischen Bergen und Tälern, bis er einen dichten Staub in der Ferne erblickte. Als er auf diese Staubwolken zuging, hörte er ein großes Geschrei und Kriegsgetümmel, und sah in einem Tal, durch welches man zwei Monate zu reisen hat, ganz eigene Gestalten, auf Pferden sitzend, gegeneinander so erbittert kämpfen, daß das Blut wie ein Strom unter ihnen floß; dabei schrieen sie mit einer Stimme wie der Donner und waren mit langen Schwertern und Lanzen, und eisernen Stangen und Bogen und Pfeilen bewaffnet. Bulukia zitterte das Herz vor Angst, als er diesen mörderischen Krieg sah; sobald aber die Krieger ihn erblickten, traten sie auseinander und machten dem Kampf ein Ende. Eine Abteilung der Krieger, deren Aussehen Bulukias Erstaunen erregte, näherte sich ihm, und ein Reiter trat auf ihn zu und fragte ihn: Wer bist du, woher kommst du, wo willst du hin und wer hat dir diesen Weg gezeigt? Bulukia antwortete: Ich bin ein Mensch, wandere umher aus Liebe zu Mohammed, dem Gott gnädig sei, und habe den rechten Weg verfehlt. Aber wer seid ihr denn? – Wir sind Genien vom weißen Land, das hinter dem Berg Kaf liegt, in einer Entfernung von 75 Jahren. – Was bedeutet denn der Krieg zwischen euch, und wie heißt dieses Land? – Du befindest dich hier auf dem Land Schaddads, des Sohnes Aads, und Gott befiehlt uns, jedes Jahr gegen die ungläubigen Genien hier zu kämpfen; wir aber tun weiter nichts, als Gott preisen und seine Heiligkeit verkünden. Wir haben auch einen König, der Sachr heißt, du mußt mit uns zu ihm gehen, daß er dich sehe. Sie führten dann Bulukia in ihr Lager, und er sah große seidene Zelte, so viel, daß nur Gott der Erhabene ihre Zahl kennt. Alle Zelte waren grün, nur ein sehr großes Zelt war rot, dieses hatte tausend Ellen im Umfang, die Stricke waren von blaugrüner Seide, und die Pfähle von Silber und Gold; es war das Zelt des Königs Sachr, in welchem ihm Bulukia vorgestellt wurde. Sachr saß auf einem goldenen Thron, mit Perlen und Edelsteinen besetzt, zu seiner Rechten standen die Könige der Genien und zu seiner Linken die Befehlshaber der Truppen, die Gelehrten und die Vornehmen des Reiches. Als Bulukia vor den König trat, verbeugte er sich und grüßte ihn. Der König erwiderte seinen Gruß und bat ihn, näher zu treten und sich auf einen Stuhl neben ihn zu setzen. Der König fragte ihn dann: Wer bist du? Er antwortete. Einer von den Söhnen Adams, ein Israelit. Der König bat ihn dann, ihm zu erzählen, wie er hierher gekommen und was ihm auf der Reise widerfahren. Als der König Sachr Bulukias Abenteuer vernahm, befahl er den Kammerdienern, etwas zu essen zu bringen. Nach einer Weile brachten sie gedeckte Tische, worauf allerlei Schüsseln von Silber, Gold und Messing standen; in einigen Schüsseln waren fünfzig gekochte Kamele, in anderen zwanzig, wieder in anderen fünfzig Hammel; es waren im ganzen 1050000 Schüsseln. Die Genien aßen dann miteinander, und Bulukia aß mit ihnen, bis er satt war, dann wurden die Fleischspeisen abgetragen und Früchte gebracht. Nachdem auch diese gegessen waren, priesen sie gemeinschaftlich Gott und beteten für seinen Propheten Mohammed. Als Bulukia den Namen Mohammed hörte, war er sehr erstaunt und bat den König Sachr um Erlaubnis, ihn etwas zu fragen. Auf einen bejahenden Wink des Königs sagte er: O König, wer seid ihr, woher stammt ihr und wieso kennt ihr Mohammed, daß ihr ihn liebt und für ihn betet? Der König antwortete: O Bulukia, Gott der Erhabene hat sieben Höllen übereinander geschaffen und zwischen der einen und der anderen ist eine Strecke von tausend Jahren. In die erste Hölle kommen die gläubigen Sünder, die ohne Buße sterben, in die zweite die Gottesleugner, in die dritte die Völker Jadjudsch und Madjudsch, in die vierte die Anhänger Satans, in die fünfte die, welche das Gebet vernachlässigen, in die sechste, wo man harte Pein aussteht, die Juden und Christen, und in die siebente die Heuchler. Die erste Hölle, welche die oberste ist, ist die minder peinliche von allen. Sie enthält tausend Feuerberge und bei jedem Berg 70000 Täler, und in jedem Tal 70000 Feuerstädte, in jeder Stadt 70000 Quartiere, in jedem Quartier 70000 Häuser, in jedem Haus 70000 feurige Stühle und auf jedem Stuhl 70000 verschiedene Qualen, und doch, o Bulukia, ist diese Hölle die oberste und allerleidlichste von allen. Die Anzahl der Feuerstädte in den übrigen Höllen aber kennt nur Gott. Bulukia weinte bei diesen Worten und fiel in Ohnmacht. Als er wieder zu sich kam, fragte er den König Sachr: Wie wird es denn uns gehen? Er antwortete. Fürchte nichts, Bulukia, wisse, daß, wer Mohammed liebt, der bleibt von der Hölle befreit, und kein Feuer kann ihn verletzen, denn die Hölle flieht vor allen, die an ihn glauben. Was aber uns angeht, o Bulukia, uns hat Gott aus Feuer geschaffen. Zuerst schuf nämlich Gott in der Hölle zwei Könige, der eine hieß Chalit und der andere Malit. Chalit hatte die Gestalt eines Löwen und Malit die eines Wolfes. Chalit war männlichen Geschlechts und Malit war ein Weibchen. Gott befahl ihnen dann, sich zu begatten, und sie zeugten allerlei Skorpione und Schlangen, mit denen Gott zur Pein der Ungläubigen die Hölle bevölkerte, denn diese häßlichen Tiere vermehrten und verbreiteten sich bald ins Unendliche. Nachher befahl Gott den beiden Engeln, zum zweiten Mal sich zu begatten; Malit wurde schwanger und gebar sieben Männchen und sieben Weibchen, die, als sie groß wurden, nach dem Willen Ihrer Eltern wieder einander heirateten; nur ein einziger widersetzte sich und wurde in einen Wurm verwandelt, dieser Wurm war Iblis (der Teufel), den Gott verdamme; später betete er doch den erhabenen Gott an, bis er in den Himmel erhoben und zu denen, die in der Nähe Gottes leben, gebracht wurde.

 

Iblis blieb unter den Gottesfürchtigen, bis Gott Adam erschuf; da befahl er Iblis, sich vor Adam zu beugen; der stolze Iblis wollte dies aber nicht tun, darum fluchte ihm Gott und verbannte ihn aus seiner Nähe. Von Iblis, der sich dann später vermehrte, kommen die Satane; von den sechs übrigen Paaren aber, die einander heirateten, stammen die gläubigen Genien her, zu denen wir gehören. Das ist alles, Bulukia, was ich dir über unsere Abkunft zu sagen weiß. Bulukia war sehr erstaunt über diese Worte und bat den König Sachr, ihm einen seiner Genien mitzugeben, der ihn in seine Heimat zurückbringe. Der König sagte: Wir dürfen nur tun, was uns Gott befiehlt; doch wenn du willst, so gebe ich dir eines meiner Pferde und befehle ihm, dich an die Grenze meines Reiches zu bringen; dort findest du einen König, welcher Barachja heißt, der mein Pferd wohl kennt; sobald er es sieht, wird er dich herunternehmen und das Pferd zurückschicken; das ist alles, was ich für dich tun kann, mehr nicht. Bulukia weinte, als er dies hörte, und sagte zum König: Tue, was du willst! Der König ließ dann ein Pferd bringen, man setzte Bulukia darauf und sagte ihm: Hüte dich wohl abzusteigen oder es zu schlagen oder zu schelten, sonst bist du verloren; laß es nur immer fortgehen, bis es von selbst mit dir stehen bleibt; dann steige ab und gehe deines Weges. Als Bulukia am Zelt des Königs vorüberritt, da sah er in der Küche große Kessel, die fünfzig Kamele hielten, unter denen Feuer brannte; er erstaunte so sehr über die Größe dieser Küche und ihrer Gerätschaften, daß er ein wenig stille hielt. Der König, der ihn vor der Küche halten sah, glaubte, er sei hungrig; er ließ daher zwei gebratene Kamele bringen und hinter ihm auf den Rücken des Pferdes befestigen. Bulukia nahm dann Abschied von diesen Genien und reiste bis an die Grenze ihres Reiches, wo das Pferd stehen blieb. Hier stieg er ab und schüttelte den Staub von seinem Kopf; da kamen Männer herbei, die sogleich das Pferd erkannten und es am Zaum in den Stall führten, ihn aber brachten andere zum König Barachja. Der König saß in einem prächtigen Saal, von vielen Genienfürsten und Helden und Truppenanführern zur Rechten und zur Linken umgeben. Nach gegenseitigem Gruß befahlt der König Bulukia, näher zu treten und sich neben ihn zu setzen. Als er dies getan hatte, ließ der König die Tische bringen, und Bulukia sah, daß hier ebenso unmäßig wie bei dem König Sachr gelebt wurde. Nach der Mahlzeit, an welcher auch Bulukia teilzunehmen eingeladen wurde, fragte ihn der König, wann er den König Sachr verlassen. – Vor zwei Tagen. – Weißt du, welche Strecke du in diesen zwei Tagen zurückgelegt? – Nein, ich weiß es nicht. – Du hast eine Reise von siebzig Tagen gemacht; du hättest aber noch weniger Zeit gebraucht, wenn man dem Pferd seinen freien Lauf gelassen hätte; da es nämlich wußte, daß du ein Mensch bist, wollte es dich herunterwerfen, darum hat man ihm zwei Kamele aufgebunden. Bulukia war sehr erstaunt über diese Worte und dankte Gott, glücklich angekommen zu sein. Barachja ließ sich dann von ihm seine ganze Reise und die Geschichte seiner Wanderungen erzählen und fand so viel Wohlgefallen daran, daß er ihn zwei Monate bei sich behielt.« Nachdem Haseb diese wunderbare Erzählung von der Schlangenkönigin Tamlicha gehört hatte, bat er sie, sie möchte doch nun ihm eine ihrer Gehilfinnen mitgeben, daß er in seine Heimat zurückkehre. Aber die Schlangenkönigin erwiderte: »Wisse, oh Haseb, wenn du auf die Oberfläche der Erde zurückkehrst, zu deinen Leuten gehst und dann ein Bad nimmst, so muß ich, sobald du dich wäschst, sterben.« Haseb sagte zur Schlangenkönigin: »Ich will dir schwören, daß ich in meinem Leben in kein Bad mehr gehen will, sondern, wenn ich eines Bades bedarf, mich zu Hause waschen lasse.« Aber die Schlangenkönigin erwiderte: »Und wenn du mir hundert Eide schwörst, so glaube ich dir nie und lasse dich nicht weg; du bist ja Adams Sohn und kennst so wenig Treue, als dein Stammvater, der Gottes Bündnis gebrochen, obschon der erhabene Gott vierzig Jahre lang an der Materie, woraus er geschaffen worden, gearbeitet und allen Engeln befohlen hatte, vor ihm niederzufallen.« Als Haseb dies hörte, schwieg er; dann rief er weinend: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott dem Erhabenen!« Nach zehn Tagen bat er die Schlangenkönigin, ihm zu erzählen, was denn aus Bulukia geworden, nachdem er zwei Monate bei Barachja zugebracht hatte. Da erzählte sie: »Wisse, o Haseb, nachdem Bulukia den König Barachja verlassen hatte, irrte er Tag und Nacht in Wüsten und Einöden umher, bis er an einen hohen Berg kam, auf dem er einen erhabenen Engel sitzen sah, der Gott lobte und für Mohammed betete. Er hatte eine Tafel in der Hand, auf der etwas weiß und schwarz geschrieben war. Der Engel hatte zwei Flügel, einen nach Osten und einen nach Westen. Bulukia ging auf den Engel zu und grüßte ihn. Der Engel erwiderte seinen Gruß und fragte ihn, wer er sei und wo er herkomme. Bulukia erzählte ihm seine ganze Geschichte und bat ihn dann, ihm auch zu sagen, wie er heiße und was diese Tafel mit den Inschriften bedeute. Der Engel antwortete: Mein Name ist Michael. Ich bin beauftragt, über den Wechsel des Tages und der Nacht zu wachen; bis zum Auferstehungstag ist dies mein Geschäft. Auf dieser Tafel sind die Stunden des Tages und der Nacht aufgezeichnet. Nachdem Bulukia die ehrfurchtgebietende Gestalt des Engels bewundert und über seine geheimnisvollen Worte nachgedacht hatte, nahm er Abschied von ihm und reiste wieder einen Tag und eine Nacht, bis er in eine schöne, fruchtbare Wiese kam, welche von sieben Bächen durchschnitten war. Er erging sich eine Weile darin, bis er an einen hohen Baum kam, unter welchem vier Engel saßen; der eine hatte die Gestalt eines Menschen, der andere die eines wilden Tieres, der dritte die eines Stieres, und endlich der vierte die eines Vogels. Sie lobten Gott und beteten gemeinschaftlich: O mein Herr und Schöpfer, ich beschwöre dich bei deiner Allmacht und bei der Würde des Propheten Mohammed, verzeihe die Sünden aller Geschöpfe, welche meine Gestalt haben, und sei ihnen gnädig, du bist ja der Nachsichtsvolle! Bulukia verließ auch diese Engel mit großem Erstaunen und ging wieder weiter; da kam er an einen hohen Berg, auf dem ein Engel saß, der Gott lobte, für Mohammed betete und immer seine Hand zudrückte und wieder öffnete, sie ausstreckte und wieder zu sich zog.