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Tausend Und Eine Nacht

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Die bekehrte Christin

Man erzählt: Der Fürst der Gläubigen, Omar, der Sohn, Chattabs, rüstete einst eine Armee aus und schickte sie nach Syrien, um eine der dortigen christlichen Festungen zu belagern. Unter der muselmännischen Armee waren zwei Brüder, so kühn und so tapfer, daß der Emir der Christen oft zu den Seinigen sagte: »Wenn wir einmal diese zwei Muselmänner getötet und aus dem Weg geschafft haben, so fürchte ich die übrigen nicht mehr.« Endlich gelang es den Christen nach vielen Anstrengungen und allerlei List und Hinterhalt, den einen der Brüder zu töten und den anderen gefangen zu nehmen. Als man ihn in Ketten vor den Befehlshaber der Festung brachte, sagte er, nachdem er ihn eine Weile betrachtet hatte: »Es wäre schade, einen solchen Mann zu töten, und doch wäre es schlimm für uns, wenn er wieder zu den Muselmännern zurückkehrte; das Erwünschteste wäre wohl, wenn er sich zum Christentum bekehrte, wir hätten dann eine starke Stütze an ihm.« Da sagte einer der Feldherren: »Wenn dieser Mann bekehrt werden soll, so kann es am besten durch ein Weib geschehen, denn die Muselmänner sind gar leidenschaftlich. Ich bin gewiß, daß, wenn er meine schöne Tochter sieht, er bald in sie verliebt sein wird.« Der Emir sagte: »So nimm ihn mit dir!« Der Feldherr nahm den Muselmann mit in sein Haus, bat seine Tochter, ihre schönsten Kleider anzuziehen, um ihre natürlichen Reize noch zu erhöhen, und als das Essen aufgetragen wurde, mußte sie wie eine Dienerin vor dem Muselmann stehen und auf seine Befehle warten. Als der Muselmann sich in einer solchen Versuchung sah, nahm er seine Zuflucht zu Gott, drückte seine Augen fest zu und betete und las den Koran mit einer sehr lieblichen Stimme, die bald einen sehr tiefen Eindruck auf die junge Christin machte. Nach sieben Tagen war ihre Liebe so groß, daß sie gerne Muselmännin geworden wäre, um dadurch seine Neigung zu gewinnen. Sie bat ihn, er möchte sie doch mit dem Islamismus bekannt machen, und als er sie die Grundpfeiler desselben gelehrt hatte, legte sie das Glaubensbekenntnis ab; dann lehrte er sie auch das Gebet und die demselben vorangehende Reinigung. Als dann die Christin ihm gestand, sie sei nur aus Liebe zu ihm zum Islam übergegangen, sagte er ihr: »Nach den Gesetzen des Islams können wir nicht heiraten, außer in Gegenwart zweier rechtgläubigen Zeugen, die hier nicht zu finden sind, und vermittelst einer Morgengabe, die ich auch hier nicht besitze. Wenn du nur ein Mittel findest, daß wir aus dieser Festung entkommen, dann verspreche ich dir, nie eine andere als dich zu heiraten.« – »Ich will mir Mühe geben«, erwiderte das Mädchen.

Am folgenden Morgen ging das Mädchen zu seinen Eltern und sagte ihnen: »Schon habe ich das Herz dieses Muselmannes gewonnen und ihm vorgeschlagen, er möge sich zum Christentum bekehren, wenn er mich besitzen wolle. Hierauf sagte er mir aber: Das kann nicht sein an dem Ort, wo mein Bruder erschlagen worden; wenn ich nur an einem anderen Ort leben könnte, da würde ich mich zu zerstreuen suchen und dann alles tun, was von mir begehrt wird. Ich glaube also«, fuhr das Mädchen fort, »ihr tut nicht übel daran, wenn ihr ihn nach einem anderen Ort gehen lasset, ich verbürge mich für ihn bei dem König.« Der Vater des Mädchens ging zum Emir und hinterbrachte ihm die Worte des Mädchens. Der Emir freute sich sehr über diese Nachricht und erlaubte dem Muselmann, mit dem Mädchen in das Städtchen zu gehen, welches sie vorgeschlagen hatte. Hier verweilten sie aber nur einen Tag; sobald die Nacht heranbrach, machten sie sich auf den Weg und reisten die ganze Nacht durch. Der Muselmann hatte einen sehr schnellfüßigen Renner bei sich, und er nahm das Mädchen zu sich auf sein Pferd. Als der Morgen zu leuchten anfing und sie abgestiegen waren, um sich zu waschen und das Morgengebet zu verrichten, hörten sie auf einmal Waffengeklirr, Männerstimmen und Pferdtritte; da sagte der Muselmann zu dem Mädchen: »Das sind Christen, die uns verfolgen, wir entkommen ihnen nicht mehr, mein Pferd ist so müde, daß es kaum mehr den Fuß aufheben kann, was fangen wir nun an?« Das Mädchen schrie ihn an: »Wehe dir! Du zitterst und fürchtest dich, und hast mir doch so viel von Gottes Macht erzählt und von der Hilfe, die er denen reicht, die ihn anflehen? Komm laß uns zu Gott beten, vielleicht beschützt er uns und steht uns mit seiner Huld bei.« – »Du hast recht«, erwiderte der Jüngling, und sie beteten recht inbrünstig zu dem Herrn, Indessen kamen die Heranreitenden immer näher, und auf einmal hörte der Muselmann die Stimme seines als Märtyrer gestorbenen Bruders, welche ihm zurief: »Fürchte dich nicht, mein Bruder, die herannahenden Truppen sind Engel, die der Herr euch sendet, um Zeugen eures Ehebündnisses zu sein. Der Herr segnet euch und hat auch zum Lohn eurer Tugend und eures Vertrauens die Erde vor euch zusammengebogen, so daß ihr bei Sonnenaufgang auf dem Berg vor der Stadt Medina anlangen werdet.«

»Wenn du dann«, fuhr der Märtyrer fort, »zu Omar, dem Sohn Chattabs, kommst, so grüße ihn von mir und sage ihm: Gott wird dich wegen deines Eifers für den Islam belohnen.« Als der Märtyrer so gesprochen hatte, erhoben die Engel ihre Stimme und grüßten den Jüngling und seine Braut und sagten: »Gott hat euch im Himmel schon zweitausend Jahre, ehe er Adam geschaffen, miteinander verbunden.« Das junge Ehepaar war außer sich vor Freude über diese Botschaft, und kaum leuchtete die Sonne, als sie vor den Mauern Medinas sich befanden, und Omar, der Sohn Chattabs, mit seinen Freunden ihnen entgegenkam. Dieser pflegte sonst sehr lange beim Morgengebet zu verweilen; er las oft mehrere Suren des Korans vor dem Gebet, so daß, ehe das eigentliche Gebet begann, die entlegensten Bewohner der Stadt Zeit hatten, aufzustehen, sich zu waschen und in die Moschee zu kommen. An diesem Tag aber betete Omar sehr schnell, und kaum hatte er vollendet, sagte er seinen Freunden: »Kommt mit mir, wir wollen den Verlobten entgegengehen.« Seine Freunde staunten ihn an und wußten nicht, was er meinte; er ging aber vor ihnen her zum Tor hinaus und grüßte das junge Ehepaar, nahm sie mit in die Stadt und ließ ein großes Hochzeitsmahl bereiten, dem viele Muselmänner beiwohnten. Nachdem die Mahlzeit zu Ende war, begab sich der Jüngling zu seiner Braut, und Gott schenkte ihnen Söhne, die auf den Pfaden Gottes kämpfend ihrem Stamm Ehre machten.

Die himmlische Vergeltung

Man erzählt auch: Ein Prophet, der einen hohen Berg bewohnte, unter welchem eine Wasserquelle floß, und hier fern von den Menschen seine ganze Zeit der Andacht weihte, sah eines Tages einen Reiter auf die Quelle zukommen, der vom Pferd abstieg, einen Beutel, der ihm um den Hals hing, ablegte, sich ausruhte und Wasser trank. Der Reiter ging dann wieder und ließ den Beutel, in weichem Geld war, unter dem Baum liegen.

Bald nachher kam ein anderer Mann, um ebenfalls von dem Wasser zu trinken; er sah den Beutel mit Geld da liegen, nahm ihn und ging damit weg. Nach diesem kam ein Dritter, es war ein Holzhauer, der eine schwere Last Holz auf dem Rücken hatte; er legte seine Bürde neben der Quelle nieder und setzte sich, um Wasser zu trinken, als der erste Reiter wiederkehrte und ihn fragte: »Wo ist der Beutel hingekommen, der hier lag?« Der Holzhauer antwortete: »Ich weiß nichts davon.« Da zog der Reiter sein Schwert, tötete den Holzhauer, durchsuchte ihn vergebens und ging wieder seines Weges. Als der Prophet alles dies vom Berg aus sah, rief er: »O Herr, der eine hat das Geld genommen und ein anderer wird ungerechterweise erschlagen.« Da offenbarte ihm Gott folgende Worte: »Beharre du nur bei deiner Andacht und kümmere dich nicht um die Weltregierung; der Vater des Reiters hat einst dem Vater des Diebes tausend Dinare geraubt, so habe ich dem Mann wieder das Geld seines Vaters verschafft; der Holzhauer aber hat den Vater des Reiters umgebracht, darum ließ ich diesen den Tod seines Vaters rächen.« Da rief der Prophet: »Es gibt keinen Gott außer dir, gepriesen sei dein Name, du allein kennst alles Verborgene!«

Lohn des auf Gott Vertrauenden

Ferner wird erzählt: Einst lebte unter den Söhnen Israels ein sehr frommer, reicher Mann, der auch einen sehr tugendhaften Sohn hatte. Als der Vater dem Tode nahe war, setzte sich sein Sohn ihm zu Häupten und bat ihn, ihm seinen letzten Willen kund zu tun. Der Vater sagte: »Schwöre nie bei Gott, weder einen wahren, noch einen falschen Eid.« Bald nach des Vaters Tod kam einer von den Söhnen Israels zu dem Mann und sagte: »Dein Vater war mir soundsoviel Geld schuldig, und du weißt wohl davon, gib mir also das Geld oder schwöre, daß du nichts davon weißt.« Da der Mann sich des letzten Willens seines Vaters erinnerte, gab er ihm, was er begehrte, um nur keinen Eid zu schwören. Nach diesem kamen dann noch viele andere mit falschen Forderungen, bis der Mann endlich sein ganzes Vermögen hergegeben hatte. Als ihm nichts mehr übrig blieb, sagte er zu seiner gottesfürchtigen Frau, die ihm zwei Söhne geboren hatte: »Da ich nun alles weggegeben habe, was ich besaß, und wenn wieder jemand mich einer Schuld anklagt, ich gezwungen wäre, zu schwören, so laß uns unsere Heimat verlassen und in ein Land reisen, wo uns niemand kennt.« Er bestieg daher mit seiner Frau und seinen zwei Kindern das erste beste Schiff, ohne eigentlich zu wissen, wohin er wollte.

Aber bald wurde das Schiff zerschmettert, der Mann rettete sich auf einem Brett, die Frau auf einem anderen, und jeder der beiden Söhne wieder auf einem anderen. Die Wellen ließen sie nicht lange beisammen. Die Frau wurde ans Land gestoßen in ein kleines Dorf, einer ihrer Söhne in ein entlegenes Städtchen, der andere wurde von einem vorübersegelnden Schiff aufgenommen, den Vater aber stießen die Wellen auf eine entfernte Insel. Sobald er dort anlangte, wusch er sich im Meer und betete; da sah er verschiedenartige Gestalten aus dem Meer steigen, die mit ihm beteten. Nach vollendetem Gebet ging er auf einen Baum zu und sättigte sich an dessen Früchten. Dann fand er auch eine Wasserquelle, an welcher er seinen Durst löschen konnte, wofür er Gott dankte. So lebte er drei Tage lang, und sooft er betete, beteten Gestalten, die dem Meer entstiegen, mit ihm. Am vierten Tage hörte er eine Stimme, die ihm zurief: »O frommer Mann, der seinen Herrn verehrt und den Willen seines Vaters achtet, betrübe dich nicht! Gott wird dir alles wieder ersetzen, was du verloren hast; auf dieser Insel sind unermeßliche Schätze verborgen, die dir der Herr schenken will, und durch dich soll diese Insel angebaut und bewohnt werden; ich werde viele Schiffe zu dir hierher senden, sei gütig gegen die Leute, die darauf sind, und lade sie ein, bei dir zu bleiben, Gott wird ihre Herzen dir zuneigen.« Der Mann fand bald die Schätze, die ihm Gott versprochen hatte, bald kamen auch mehrere Schiffe auf die Insel, und da er sehr wohltätig und zuvorkommend gegen die Leute war und sich sehr angelegentlich nach den Armen und Bedürftigen erkundigte und sie unterstützte, so kamen immer mehr Auswanderer herbei von allen Ländern her, und nach kaum zehn Jahren war die Insel angebaut und hatte eine sehr ansehnliche Bevölkerung, die den frommen Juden zum König erwählte. Der neue König wurde bald allenthalben wegen seiner außerordentlichen Wohltätigkeit berühmt, so daß sein ältester Sohn, den ein guter Mann aufgenommen hatte und sehr sorgfältig ausbilden und erziehen ließ, auch von ihm hörte und zu ihm reiste, ohne zu wissen, daß er sein Vater war. Der König nahm ihn sehr gut auf und machte ihn bald zu seinem Geheimsekretär. Bald darauf hörte auch der jüngere Sohn, der ebenfalls einen guten Erzieher gefunden hatte und ein tüchtiger Kaufmann wurde, von diesem frommen und gerechten König, und begab sich auch zu ihm und wurde bald zum Verwalter der königlichen Güter ernannt. Nicht lange nachher kam auch der Kaufmann auf die Insel, welcher des Königs Frau bei sich aufgenommen und ihr versprochen hatte, sie nie zu verlassen und ihr stets alles zu bieten, daß sie ungestört der Gottesverehrung leben könne.

 

Als der Kaufmann mit der Frau vor der Insel Anker geworfen hatte, nahm er allerlei kostbare Kleidungsstücke und andere edle Erzeugnisse des festen Landes zu sich und ging damit zum König, um sie ihm als Geschenk anzubieten. Der König freute sich sehr damit und machte ihm herrliche Gegengeschenke. Da unter den Geschenken des Kaufmanns einige Wurzeln und Medikamente waren, deren Namen und Gebrauch der König kennen wollte, bat er den Kaufmann, bei ihm zu übernachten und ihm alles zu erklären. Aber der Kaufmann erwiderte: »O König, ich habe auf dem Schiff eine fromme Frau, deren Gebet mir Segen bringt und der ich beständigen Schutz versprochen habe; ich kann sie nicht allein auf dem Schiff lassen. Der König sagte: »Ich will zuverlässige Männer zu ihr schicken, die sie und das Ihrige bewachen und beschützen werden.« Da der Kaufmann nichts hierauf zu entgegnen hatte, willigte er ein, bei dem König zu bleiben, und dieser schickte seinen Sekretär und seinen Verwalter auf das Schiff und befahl ihnen, es die ganze Nacht zu bewachen. Sie gingen auf das Schiff, der eine setzte sich auf den Vorderteil und der andere auf den Hinterteil desselben. Nachdem sie einen Teil der Nacht mit Beten zugebracht hatten, sagte einer zum anderen: »Da uns der König befohlen hat, das Schiff zu bewachen, so wollen wir, um nicht einzuschlafen, uns miteinander von den Weltbegebenheiten oder von unseren eigenen Abenteuern und Erfahrungen unterhalten.« Da erwiderte der andere: »Ich habe schon viel erfahren, denn das Schicksal hat mich von meinem Vater und meiner Mutter getrennt; auch hatte ich einen Bruder, der so hieß wie du, wir waren auf einem Schiff beisammen, das der Sturm zerschmetterte, und so wurden wir voneinander getrennt.« Als der erste dies hörte, fragte er nach den Namen seiner Mutter und seines Vaters, und als jener sie nannte, warf er sich ihm in die Arme und sagte: »Bei Gott, du bist mein Bruder!« Sie erzählten dann einander noch vieles, was ihnen in der Jugend widerfahren, und ihre Mutter hörte allem zu, aber sie nahm sich zusammen und verriet sich nicht. Als der Morgen leuchtete, sagte ein Bruder zum andern: »Laß uns jetzt nach Hause gehen und zu Hause weiter plaudern.« Bald nachher kam der Kaufmann wieder und fand seine Frau sehr angegriffen. Er fragte sie, was ihr zugestoßen. Sie antwortete: »Du hast mir diese Nacht zwei Männer geschickt, die von mir etwas Schlechtes wollten, so daß ich sehr aufgebracht gegen sie bin.« Der Kaufmann ging ganz zornig zum König und erzählte ihm, wie sich seine Vertrauten gegen die Frau benommen. Der König, der sie wegen ihrer Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit sehr liebte, ließ sie sogleich rufen; auch nach der Frau schickte er, damit sie erkläre, was die Männer verschuldet haben. Als die Frau erschien, sagte ihr der König: »Was hast du Schlechtes von meinen Vertrauten gesehen?« Die Frau sagte: »O König, ich beschwöre dich bei dem allmächtigen Gott, bei dem Herrn des Himmels! Befiehl ihnen, das Gespräch zu wiederholen, das sie diese Nacht miteinander geführt.« Auf den Befehl des Königs erzählten sie wieder einander die Geschichte ihrer Trennung. Da stand der König von dem Thron auf, fiel über sie her, umarmte sie und schrie: »Bei Gott, ihr seid meine Söhne!« Hierauf nahm die Frau ihren Schleier vom Gesicht und rief, »Und ich, bei Gott, bin ihre Mutter!« So blieben sie denn beisammen und lebten in Glück und Freude, bis sie der Tod erreichte. Gepriesen sei der, welcher den Diener rettet, der sich zu ihm wendet, und den nie beschämt, der auf ihn sein Vertrauen setzt.

Ikirma und Chuseima

Es wird noch erzählt: Zur Zeit des Kalifen Suleiman, des Sohnes Abd Almeliks, lebte ein Abkömmling von dem Stamm der Söhne Asad, der durch seine Biederkeit, seinen Edelmut und seine Freigebigkeit allenthalben berühmt war; sein Name war Chuseima, der Sohn Baschars. Nachdem er lange alle seine Freunde mit Wohltaten überhäuft hatte, verließ ihn das gute Glück, so daß er zuletzt derjenigen bedurfte, deren Wohltäter er bisher gewesen war. Aber diese Menschen waren seiner bald überdrüssig, und sobald er eine Veränderung in ihrem Benehmen gegen ihn wahrnahm, ging er zu seiner Frau, welche zugleich seine Base war, und sagte ihr: »Ich habe meine Freunde ganz verändert gegen mich gefunden und daher beschlossen, nicht mehr aus dem Hause zu gehen, bis ich sterbe.« Er schloß sogleich die Tür und lebte zu Hause von dem, was er noch hatte, bis endlich gar nichts übrig blieb und er gar nicht mehr wußte, was er tun sollte. Dies hörte zufällig Ikirma, der Statthalter von Mesopotamien, der wegen seiner Freigebigkeit berühmt war, und er sagte zu denjenigen, die ihm von Chuseimas Not erzählten: »Sind selbst diesem Mann keine Freunde und keine Bekannten zu Hilfe gekommen?« Er wartete dann, bis es dunkel war, nahm vierhundert Dinare und legte sie in einen Beutel, ließ sich sein Maultier satteln und nahm nur einen Diener mit, der das Geld trug, und ritt bis vor die Tür von Chuseimas Haus. Hier nahm er dem Diener den Beutel ab, schickte ihn weg und stieß die Tür auf. Als Chuseima herauskam, gab ihm Ikirma den Beutel und sagte: »Verbessere damit deine Lage!« Chuseima fand den Beutel so schwer, daß er ihn fallen ließ; er ergriff dann den Zaum von Ikirmas Maultier und sagte: »Wer bist du? Ich will es wissen, damit ich mein Leben für dich opfere!« Ikirma antwortete: »Ich werde es dir jetzt nicht sagen; wollte ich von dir gekannt sein, so wäre ich nicht zu dieser Stunde gekommen.« Aber Chuseima entgegnete: »Wenn du mir nicht sagst, wer du bist, so nehme ich dein Geld nicht an.« Da sagte Ikirma: »Ich bin ein Mann, der gern das Unglück der Elenden mildert, mehr sage ich dir nicht«, und lief schnell fort. Chuseima ging mit dem Beutel zu seiner Frau und sagte ihr: »Freue dich, Gott hat uns geholfen, wenn dieser Beutel voll Geld ist; zünde einmal Licht an!« Aber die Frau sagte: »Wir haben kein Licht im Hause.« Und so mußte er mit Ungeduld den Morgen erwarten. – Ikirma aber, als er wieder nach Hause kam, hörte, daß seine Frau ihn vermißt und nach ihm gefragt habe, und als man ihr gesagt, er sei ausgeritten, ihr die Sache sehr verdächtig vorgekommen sei. Sie sagte ihm daher, als er zurückkam: »Wie? Der Statthalter von Mesopotamien reitet in der Nacht aus ohne Gefolge? Der kann nur irgend ein Mädchen oder eine Frau besuchen.« – »Gott weiß es«, antwortete Ikirma, »daß ich weder bei einer Frau noch bei einem Mädchen war.« – »So sage mir denn, wo du warst«, entgegnete die Frau. Er antwortete: »Ich bin ja nur darum zu dieser Stunde ausgeritten, weil niemand wissen soll, wohin.« Aber sie plagte ihn so lange, bis er ihr endlich die ganze Geschichte erzählte, und als er damit zu Ende war, fragte er sie, ob er auch noch schwören solle; aber sie erklärte, daß sie nun vollkommen beruhigt sei. Nachdem Chuseima am folgenden Morgen mit dem Geld seine Schulden bezahlt und sich neu ausgestattet hatte, ritt er zu dem Kalifen Suleiman, dem Sohn Abd Almeliks, der ihn wohl kannte und daher auch gleich sich kommen ließ. Sobald Chuseima den Kalifen gegrüßt hatte, fragte ihn dieser, warum er ihn so lange nicht gesehen. Chuseima antwortete: »Meine schlechten Umstände haben mich abgehalten, und erst vergangene Nacht wurde ich in den Stand gesetzt, vor dem Fürsten der Gläubigen zu erscheinen«, und erzählte ihm hierauf, wie ihm jemand einen Beutel mit Geld gebracht. Suleiman sagte. »Kennst du den Mann?« – »Nein«, antwortete Chuseima; »er wollte sich nicht zu erkennen geben, und nannte sich nur den Mann, der das Unglück der Elenden mildert.« Suleiman wünschte sehr zu erfahren, wer er war, um ihn belohnen zu können. Bald nachher ließ Suleiman Chuseima eine Fahne überreichen und ernannte ihn zum Statthalter von Mesopotamien an Ikirmas Stelle. Chuseima machte sich auf den Weg nach Mesopotamien, und als er in die Nähe der Hauptstadt kam, ging ihm Ikirma mit den vornehmsten Bürgern der Stadt entgegen und begleitete ihn in den Regierungspalast. Chuseima fand bei der Übernahme der Kasse, daß viel Geld im Schatz fehlte, und forderte Ikirma auf, es herauszugeben. Ikirma bestand darauf, er habe kein Geld, man möge mit ihm verfahren, wie man wolle. Chuseima ließ ihn einsperren und schickte noch einmal zu ihm ins Gefängnis, um ihn aufzufordern, das, was er dem Schatz schuldig sei, zu bezahlen. Ikirma antwortete: »Ich gehöre nicht zu denen, die lieber ihre Ehre opfern, als ihr Geld; tue, was du willst!« Chuseima ließ ihn hierauf in Ketten legen und länger als einen Monat im Kerker schmachten. Als aber Ikirmas Gattin vernahm, was ihm zugestoßen, rief sie eine ihrer Sklavinnen, welche sehr viel Verstand hatte, und sagte ihr: »Gehe sogleich zu dem Statthalter Chuseima und sage: Du habest ihm einen wohlgemeinten Rat zu geben, und wenn er fragt: Was? Sage ihm, sobald du allein mit ihm bist. Belohnst du so mit Kerker und Fesseln den, welcher die Leiden der Elenden mildert?« Die Sklavin tat, wie ihr befohlen worden, und sobald Chuseima ihre Worte hörte, rief er mit lauter Stimme: »Wehe mir! So kam jenes Geld von ihm?« – »Allerdings«, erwiderte die Sklavin. Chuseima ließ sogleich die angesehensten Einwohner der Stadt zu sich rufen und ritt mit ihnen bis vor die Türe des Gefängnisses, trat dann mit seinem Gefolge hinein und fand Ikirma ganz entstellt von Schmerz und Gram, und beschämt den Kopf zur Erde beugend. Er fiel über ihn her, küßte sein Haupt und sagte: »Deine Handlungen waren edel, und ich habe dich schlecht dafür belohnt.« – »Gott verzeihe dir und mir!« erwiderte Ikirma. Chuseima nahm ihm dann die Fesseln ab und wollte sie sich selbst anlegen lassen, damit er erdulde, was er seinem Wohltäter angetan.

Ikirma beschwor jedoch Chuseima bei Gott, dies zu unterlassen, und so gingen sie denn alle zusammen in des letzteren Wohnung; auch Ikirma, der sich entfernen wollte, wurde von Chuseima genötigt, mit ins Haus zu kommen. Als Ikirma ihn fragte, was er von ihm wolle, sagte er: »Ich will dich in einen besseren Stand setzen, denn ich schäme mich vor deiner Gattin noch mehr, als vor dir selbst.« Er führte ihn hierauf ins Bad, wo er ihn selbst bediente, schenkte ihm ein kostbares Kleid und viel Geld und begleitete ihn in sein Haus. Als Chuseima in Ikirmas Haus war, bat er ihn, ihm zu erlauben, sich bei seiner Frau zu entschuldigen, und als dieses geschehen war, bat er ihn, mit ihm zum Kalifen zu reisen, der damals in Syrien sich aufhielt. Als sie vor dem Palast des Kalifen anlangten und der Pförtner Chuseima meldete, sagte der Kalif: »Der Statthalter von Mesopotamien kommt ohne Befehl hierher, da muß wohl etwas Außerordentliches sich ereignet haben. Er ließ ihn daher schnell hereintreten und fragte ihn, noch ehe er grüßte: »Was bringst du?« Chuseima antwortete: »Nur Gutes, o Fürst der Gläubigen! Ich habe endlich den Heilenden des Unglücks der Edlen gefunden, und da ich wußte, wie sehr du wünschest, ihn kennenzulernen, wollte ich dich mit dessen Anblick erfreuen.« – »Und wer ist es?« fragte Suleiman. »Ikirma«, antwortete Chuseima. Der Kalif ließ ihn hereintreten, grüßte und bewillkommte ihn freundlich und sagte: »Deine Wohltaten haben dir nur Schmerzen gebracht; doch schreibe jetzt auf, was du brauchst!« Ikirma machte ein Verzeichnis von allem, was ihm Bedürfnis war, und Suleiman ließ ihm alles geben und schenkte ihm noch obendrein zehntausend Dinare und zwei Stücke Tuch. Dann sagte er ihm: »Chuseimas Schicksal liegt in deiner Hand; wenn du willst, lasse ich ihm seine Statthalterschaft, wo nicht, so nehme ich sie ihm.« Ikirma bat den Kalifen, er möge Chuseima auf seinem Posten lassen; er selbst aber erhielt dann vom Kalifen die Statthalterschaft von Adserbeidjan und Armenien. Beide verließen hierauf den Kalifen Suleiman und blieben seine Statthalter während der ganzen Dauer seines Kalifats.

 

Es wird noch erzählt: Unter dem Kalifate Hischams, des Sohnes Abd Almeliks, lebte ein Mann, unter dem Namen Junus, der Schreiber, bekannt. Er reiste einst nach Damaskus mit einer Sklavin, die durch ihre Schönheit und Liebenswürdigkeit ausgezeichnet war, und die er auch in allem, was ein Mädchen wissen soll, hatte unterrichten lassen, so daß er sie auf hunderttausend Drachmen schätzte. In der Nähe von Damaskus ließ er sich mit seiner Karawane am Ufer eines kleinen Sees nieder und holte einige Speisen herbei, die er noch bei sich hatte, und einen Krug mit Wein. Auf einmal kam ein hübscher junger Mann mit zwei Dienern hergeritten, grüßte Junus und fragte ihn, ob er sein Gast sein dürfe. Junus lud ihn ein, hielt seine Steigbügel und ließ ihn absteigen, gab ihm zu trinken und hieß seine Sklavin etwas singen, so daß der Reiter ganz entzückt war. Nachdem sie so bis nach der Zeit des Nachtgebets miteinander gezecht hatten, fragte der Reiter den Schreiber Junus, was ihn nach Damaskus führe.

Junus antwortete dem jungen Mann: »Ich will diese Sklavin hier verkaufen!« – »Und um welchen Preis?« fragte dieser. – »Um die Summe, die ich brauche, um meine Schulden zu bezahlen und meine Lage zu verbessern.« – »Ich gebe dir dreißigtausend Drachmen.« – »Das genügt nicht, biete mehr!« – »Meinetwegen vierzigtausend Drachmen!« – »So viel brauche ich gerade, um meine Schulden zu bezahlen, ich bliebe dann mit leeren Händen.« – »Nun, so nehme ich sie für fünfzigtausend Drachmen, schenke dir noch ein Kleid und gebe dir Teil an meinem Geschäfte, solange ich lebe.« – »So sei sie dir verkauft!« Der Reiter fragte dann, ob er sie gleich mitnehmen dürfe und ihm erst morgen das Geld geben, oder ob er sie solange noch behalten wolle. Junus, vom Weine berauscht, schämte sich, gegen den Reiter Mißtrauen zu zeigen und sagte: »Ich traue dir, nimm sie nur gleich mit, Gott segne dich durch sie!« Der Reiter sagte einem seiner Diener: »Nimm sie vor dir auf dein Pferd!« Dann nahm er Abschied von Junus und ritt weg. Nach einigen Stunden sah erst Junus seinen Leichtsinn ein und er bereute es, die Sklavin einem Mann gegeben zu haben, den er gar nicht kannte und zu dem er gar nicht zu gelangen wußte. Am folgenden Morgen, als die Karawane nach dem Morgengebet in die Stadt zog, hatte er Lust, ihr zu folgen, denn die Sonne war sehr glühend an der Stelle, wo er sich befand; er fürchtete aber, es möchte ein Bote von dem Reiter kommen und ihn nicht finden, und er so nach der ersten Torheit noch eine zweite, größere, begehen. Er setzte sich daher in den Schatten einer Mauer, die dort war, und bald kam zu seiner größten Freude einer der Diener, die den Reiter begleitet hatten und sagte: »Kennst du den Herrn, der dir die Sklavin abgekauft?« – »Nein«, antwortete Junus. »So komme mit mir«, sagte der Diener, »es ist Walid, der Sohn Suheils,Dies soll wohl „Jesids“ heißen, denn der auf Hischam folgende Kalif war ein Sohn Jesids der Statthalter von Indien.« Junus bestieg das Pferd, das der Diener für ihn mitgebracht, und als er in Walids Wohnung kam, trat ihm seine Sklavin entgegen und grüßte ihn. Junus fragte sie, wie es ihr gehe. Sie antwortete: »Ich bin in dieses Gemach gebracht und mit allem Nötigen versehen worden.« Bald kam ein Diener und führte ihn in einen Saal, wo der Käufer auf einem Throne saß und ihn bewillkommte und nach seinem Namen fragte. Dann sagte er: »Ich habe eine kummervolle Nacht zugebracht, weil ich die Sklavin nahm, ohne daß du mich kanntest; hast du es nicht bereut, sie einem Fremden ohne Geld gegeben zu haben?« Er ließ zuerst fünfzigtausend Drachmen bringen und legte sie Junus vor. Dann ließ er noch fünfzehnhundert Dinare herbeiholen und sagte: »Tausend Dinare gebe ich dir für die gute Meinung, die du von mir gehabt, und fünfhundert für deine Reisekosten; ich nehme die Sklavin nur unter dieser Bedingung; bist du zufrieden?« – »Vollkommen zufrieden«, antwortete Junus und küßte Walid die Hände. Er lobte dann die Sklavin sehr, ließ sie rufen und vor Junus einige Verse singen. Dann befahl er einem Diener, ein Pferd für Junus zu bringen und ein Maultier für seine Effekten, und sagte ihm: »Wenn du meiner wieder bedarfst, so komme nur, du sollst keinen Mangel haben, solange ich lebe.« Hierauf ritt Junus fort mit seinem Geld. Als dann später Walid Kalif wurde, ging Junus zu ihm, und Walid hielt sein Versprechen, nahm ihn mit vieler Auszeichnung auf, schenkte ihm viel Geld und Güter und verschaffte ihm hohes Ansehen. Junus lebte in den glücklichsten Umständen in der Nähe des Kalifen bis zu seinem Tod. Gottes Erbarmen sei mit ihm!

Es lebte in grauer Vorzeit ein griechischer Weiser, dessen Namen Daniel war; seine Gelehrsamkeit war so groß, daß alle Gelehrten Griechenlands zu ihm wanderten, um seine Weisheit zu vernehmen, und daß sein Wort allenthalben als höchste Autorität galt. Dieser Mann hatte aber keinen Sohn und war sehr betrübt darüber. Eines Abends ging er traurig und krank nach Hause, nahm fünf Blätter, die ihm noch übrig geblieben von einem Buch, das er ins Meer hatte fallen lassen, verschloß sie in eine Kiste und sagte zu seiner Frau: »Wisse, daß meine Todesstunde nahe ist; ich werde diese vergängliche Welt verlassen und in eine ewigdauernde übergehen. Gott weiß, ob du nicht in gesegneten Umständen bist und nach meinem Tod einen Sohn gebärst; ist dies der Fall, so nenne ihn Haseb Kerim Eddin (den Edlen im Glauben), gib ihm eine gute Erziehung, und wenn er dich fragt, was ich ihm hinterlassen, so überreiche ihm diese fünf Blätter, und wenn er sie liest und versteht, so ist er der gelehrteste Mann seiner Zeit.« Er nahm nach diesen Worten Abschied von ihr, seufzte tief, schöpfte noch einmal Atem und schied aus der Welt. (Der erhabene Gott erbarme sich seiner!) Seine Familie und Stammgenossen beweinten, wuschen und beerdigten ihn. Seine Frau aber gebar nach einiger Zeit einen hübschen Knaben, den sie Haseb nannte, wie ihr Gatte es befohlen; als er zur Welt kam, ließ sie Sterndeuter kommen, um ihm seine Zukunft zu prophezeien, und sie sagten ihr: »Wisse, daß dein Sohn sehr lange leben wird, wenn er einige Gefahren übersteht, die ihm in seiner Jugend zustoßen werden; er wird dann auch der Weiseste seiner Zeit werden.« Die Astrologen gingen dann wieder nach Hause und die Mutter pflegte Haseb bei sich im Hause, bis er das Alter von fünf Jahren erreicht hatte; dann schickte sie ihn in eine Schule, und nach mehreren Jahren ließ sie ihn ein Handwerk lernen, aber er lernte gar nichts und wollte gar nicht arbeiten, so daß er seiner Mutter viel Kummer machte. Man riet ihr dann, ihn zu verheiraten, weil er durch die Ehe doch zur Arbeit gezwungen würde, und sie warb um eine Gattin für ihn. Nachdem er einige Zeit verheiratet war, sagten seine Nachbarn, welche Holzhauer waren, zu seiner Mutter: »Kaufe deinem Sohn einen Esel und Strick und ein Beil, wir wollen ihn dann mit uns in den Wald nehmen, und was wir für das Holz lösen, werden wir, wenn er mit uns arbeitet, untereinander teilen, so daß ihr davon leben könnt.« Hasebs Mutter freute sich sehr mit dem Anerbieten ihrer Nachbarn und kaufte ihrem Sohn einen Esel, ein Beil und einen Strick, und schickte ihn mit den Holzhauern ins Gebirge. Diese halfen ihm schneiden und aufladen; kehrten mit ihm zur Stadt zurück, verkauften das Holz und ernährten ihre Familien damit. Sie setzten diese Lebensweise lange fort, bis sie eines Tages, als sie im Gebirge waren, ein starker Regen überfiel, da flüchteten sie sich in eine Höhle, um sich vor dem Regen zu schützen. Haseb schlug in der Höhle mit seinem Beil auf den Boden, da merkte er, daß der Boden hohl war; er grub eine Weile nach und fand eine runde Platte mit einem Ring. Bei dieser Entdeckung freute er sich sehr und rief seine Gefährten. Die Holzhauer eilten zu ihm und halfen ihm die Platte aufheben; als sie weg war und sie eine Grube ganz mit Honig gefüllt sahen, sagten sie zueinander: »Diese Grube ist von Honig gefüllt; es bleibt uns nichts übrig, als in die Stadt zu gehen, um Gefäße zu holen, in welchen wir ihn in die Stadt tragen, um ihn dort zu verkaufen; das Geld teilen wir dann. Doch muß einer von uns hier bleiben, um die Grube zu bewachen.« Haseb sagte: »Ich will als Wache hier bleiben, geht ihr in die Stadt und kommt bald wieder mit Gefäßen.« Alle gingen fort bis auf Haseb und kehrten bald wieder mit großen Töpfen zurück; sie füllten sie mit Honig, führten sie in die Stadt, verkauften sie und kehrten wieder zur Grube mit leeren Gefäßen. So machten sie viele Reisen hin und her und verkauften immer den Honig in der Stadt, während Haseb immer in der Höhle blieb, um die Grube zu bewachen, bis eines Tages einer der Holzhauer zu den übrigen sagte: »Wisset, da Haseb die Grube entdeckt hat, so könnte er morgen, wenn er in die Stadt kommt, uns anklagen und alles Geld in Anspruch nehmen, das wir für den Honig gelöst; das beste ist daher, wir lassen ihn nun noch einmal in die Grabe steigen, um den übrigen Honig herauszugeben, dann lassen wir ihn unten vor Hunger sterben; es wird nie ein Mensch etwas mehr von ihm erfahren.« Sämtliche Holzhauer stimmten mit diesem Vorschlag überein; sie gingen wieder zur Höhle und sagten zu Haseb: »Steige in die Grube hinab, um uns den übrigen Honig zu holen.« Haseb stieg hinunter; als er aber die Gefäße gefüllt hatte und den Holzhauern sagte: »Zieht mich wieder hinauf, es ist kein Honig mehr da«, erhielt er keine Antwort, denn sie waren alle in die Stadt zurückgekehrt und hatten ihn in der Grube gelassen. Haseb rief vergebens nach Hilfe und sagte weinend: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, als bei Gott dem Erhabenen! Nun bin ich lebendig begraben.« Die Holzhauer verkauften wie immer ihren Honig in der Stadt; dann gingen sie zu Hasebs Mutter und sagten ihr: »Mögest du leben statt deines Sohnes Haseb!« Sie fragte: »Was ist denn diesem geschehen?« Da antworteten die Holzhauer: »Als wir im Gebirge waren, fing es an, stürmisch zu regnen, und wir flüchteten uns in eine Höhle; da entfloh die Eselin deines Sohnes ins Tal, und als dein Sohn ihr nachlief, um sie zurückzubringen, kam ein großer Wolf, tötete deinen Sohn und fraß den Esel.« Als Hasebs Mutter dies hörte, schlug sie sich ins Gesicht, streute Erde auf ihr Haupt und trauerte um ihren Sohn; die Holzhauer aber wurden angesehene Kaufleute, sie aßen und tranken, schickten auch Hasebs Mutter zu essen und führten das vergnügteste Leben. – Haseb blieb lange in der Grube, bis endlich ein großer Skorpion auf ihn von oben herunterfiel; er brachte ihn um und dachte: die Grube war doch ganz mit Honig angefüllt, wo mag wohl dieser Skorpion hergekommen sein? Er machte sich auf, um die Stelle zu untersuchen, wo der Skorpion hergekommen; da sah er eine Spalte, durch die Licht hereinfiel; er nahm sein Messer und erweiterte sie, bis er durchschlüpfen konnte; er kam dann an einen langen Gang und sah zuletzt eine große eiserne Tür mit einem silbernen Schloß, an dem ein goldener Schlüssel war. Er näherte sich der Tür und öffnete sie, und als er durchgegangen und eine Strecke vorwärts war, kam er vor einen großen See; daneben sah er einen Hügel aus grünem Smaragd, auf dem ein goldener Thron stand mit allerlei Edelsteinen besetzt.