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Tausend Und Eine Nacht

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Der von Gott geliebte Neger

Ferner wird erzählt im Namen Maleks, des Sohnes Dinars (Gottes Barmherzigkeit sei mit ihm!): Einst regnete es sehr lange in Baßrah nicht, wir beteten mehrmals um Regen, fanden aber keine Erhörung. Eines Abends begab ich mich wieder mit vielen meiner Freunde in die Moschee, wo die ganze Gemeinde mit allen Schulkindern das Gebet um Regen verrichtete, ohne daß jedoch sich ein Wölkchen am Himmel zeigte. Nach vollendetem Gebet, als die Gemeinde schon wieder die Moschee verlassen hatte, und nur ich und der Baumeister Thabet noch zurückblieben, trat ein Schwarzer in die Moschee; er hatte ein schönes Angesicht und eine hübsche Gestalt, und war in ein wollenes Tuch gehüllt, für das ich nicht zwei Drachmen gegeben hätte; er holte Wasser im Hof, wusch sich, betete das Abendgebet, hob dann sein Auge gen Himmel und sprach: »Mein Gott und Herr! Wie lange versagst du deinen Dienern noch, was in deiner Macht steht, ihnen zu gewähren? Sind denn die Schätze deines Reiches erschöpft? Bei deiner Liebe zu mir beschwöre ich dich, sende uns gleich einen labenden Regen!« Kaum hatte der Neger dieses Gebet vollendet, bildeten sich schwarze Wolken am Himmel und es regnete so stark, als fiele der Regen aus der Öffnung eines großen Wasserschlauches, so daß wir beim Heimgehen bis zu den Knieen im Wasser wateten. Voller Verwunderung über den Neger und sein Gebet näherte ich mich ihm und sagte ihm: »Schämst du dich nicht dessen, was du eben gesagt?« – »Wieso denn?« – »Du sagtest, zu Gott dich wendend: Bei deiner Liebe zu mir; woher weißt du denn, daß Gott dich liebt?« – »Laß mich! Wie kann ich an Gottes Liebe zweifeln? Wer war ich denn, daß er mich mit seiner Einheit bekannt machte, wenn es nicht aus Liebe geschah? Übrigens, wenn ich von Gottes Liebe spreche, so meine ich damit nur so viel, als mit den göttlichen Eigenschaften übereinstimmt, so wie ich mit meiner Liebe zu ihm auch wieder ganz andere Begriffe verbinde.« Ich bat ihn dann, ein wenig bei uns zu bleiben; aber er entgegnete, er sei ein Sklave und müsse seinem kleinen Herrn gehorchen. Als er aber wegging, folgte ich ihm mit Thabet in der Ferne, bis er in das Haus eines Sklavenhändlers ging. Es war Mitternacht, und die zweite Hälfte der Nacht wurde mir vor Ungeduld sehr lang. Sobald der Morgen anbrach, ging ich zum Sklavenhändler und fragte ihn, ob er einen Sklaven zu verkaufen habe? »Ich habe deren hundert«, antwortete er, und stellte mir sie einen nach dem anderen vor, ohne daß ich den Neger, welchen ich suchte, unter ihnen fand. Als er dann sagte, er habe keinen mehr, und wir weggehen wollten, sah ich in einem zerfallenen Zimmer hinter dem Haus den Neger beten. Ich kehrte wieder zum Sklavenhändler zurück und bat ihn, mir ihn zu verkaufen. Der Sklavenhändler sagte: »Mein Freund, dieser Sklave taugt nichts, der weint die ganze Nacht durch und schläft den ganzen Tag.« – »Eben darum«, versetzte ich, »will ich ihn kaufen.« Der Sklavenhändler ging und führte ihn halb schlafend herein und sagte: »Nimm ihn hin und gib mir dafür, was du willst, ich habe dir seine Fehler angezeigt.« Ich gab ihm zwanzig Dinare und fragte ihn nach dem Namen des Sklaven. Der Sklavenhändler sagte mir: »Er heißt Meimun.« Als ich ihn hierauf an der Hand faßte, um ihn nach Hause zu führen, fragte er mich: »Mein kleiner Herr, warum hast du mich gekauft? Bei Gott! Ich tauge nicht zum Dienst der Geschaffenen.« Ich antwortete: »Ich habe dich gekauft, weil ich dich selbst bedienen will, bei meinem Haupte!« – »Und warum dies?« – »Warst du nicht gestern bei uns in der Moschee?« – »Hast du mich gesehen?« – »Jawohl, und sogar gesprochen.« Da ging er in eine Moschee und rief nach dem Morgengebet: »Mein Gott und mein Herr! Der geheime Bund zwischen uns ist nun den Menschen bekannt, wie kann ich länger leben? Ich beschwöre dich, nimm mir sogleich meine Seele!« Er verbeugte sich hierauf und fiel hin. Ich wartete eine Weile, als er aber den Kopf nicht mehr in die Höhe hob, schüttelte ich ihn, aber vergebens, er war tot. (Gottes Erbarmen sei mit ihm!) Da streckte ich seine Hände und seine Füße und sah ein lächelndes Gesicht, das ganz weiß und leuchtend wie der Mond geworden. Dann kam ein Jüngling zur Tür herein und sagte: »Friede sei mit euch! Gott erhöhe eueren Lohn für das, was ihr unserem Freund Meimun erwiesen. Hier habt ihr ein Totengewand, zieht es ihm an.« Bei diesen Worten gab mir der Jüngling zwei Kleider, wie ich dergleichen nie auf Erden gesehen; wir zogen sie ihm an und beerdigten ihn an der Stelle, wo noch heute in trockenen Jahren sowohl als in anderen Notfällen gebetet wird.

Das tugendhafte israelitische Ehepaar

Man erzählt ferner: Einst lebte unter den Söhnen Israels ein sehr tugendhafter und gottesfürchtiger Mann, der sein Herz allen weltlichen Dingen verschlossen hatte, auch seine treue Gattin teilte seine Frömmigkeit und seine Duldung. Sie ernährten sich lange von ihrer Hände Arbeit, flochten den ganzen Tag Fächer, Mückenwehrer und dergleichen, damit ging der Mann abends auf die Straßen und Märkte, bis er sie verkaufte, und brachte für das Geld Lebensmittel nach Hause. Als der Mann eines Tages nach vollendeter Arbeit in einer Straße umherging, wo er Käufer suchte, sah ihn die Frau eines vornehmen Weltmannes und fand ihn so schön und ehrwürdig, daß sie sich leidenschaftlich zu ihm hingezogen fühlte. Da ihr Mann gerade abwesend war, sagte sie zu ihrer Dienerin: »Kannst du vielleicht ein Mittel erfinden, den Mann, der da vorübergeht, hereinzubringen und zu veranstalten, daß er unbemerkt die Nacht bei mir zubringe?« Die Dienerin ging zu ihm auf die Straße, rief ihm nach, sie wollte ihm etwas abkaufen, und lockte ihn so bis zur Haustür. Dann sagte sie ihm: »Komm herein, setze dich auf die Bank hier, daß ich deine Waren meiner Herrin zeige, damit sie aussuche, was sie zu kaufen wünscht.« Da der Mann kein Mißtrauen hegte, folgte er der Dienerin ins Haus, ohne irgend ein Übel zu befürchten. Aber kaum hatte er sich niedergesetzt, verschloß die Dienerin die Haustür und ihre Herrin kam aus ihrem Gemach, zog ihn zu sich hinein und sagte: »Wie lange wünsche ich schon mit dir allein zu sein! Mit welcher Ungeduld erwartete ich diesen Augenblick! Sieh, das Zimmer ist beräuchert, das Essen ist bereit, der Herr des Hauses kommt heute Nacht nicht nach Hause, und ich liebe dich von ganzem Herzen. Wie manche Könige und Große und Reiche haben schon um meine Liebe sich beworben; aber du bist der erste Mann, dem ich eine solche Gunst bezeige.« Die Frau sprach noch vieles in diesem Sinne, aber der Mann hob seinen Kopf nicht in die Höhe, weil er vor Gott sich scheute und seine schwere Strafe befürchtete. Als er aber kein Mittel sah, sie loszuwerden, sagte er. »Ich habe eine Bitte an dich.« – »Worin besteht sie?« – »Gib mir reines Wasser und laß mich auf der Terrasse deines Hauses waschen und etwas verrichten, was ich dir jetzt nicht sagen kann.« – »Das Haus ist groß und hat der verborgenen Winkel gar viele, sowie auch ein Reinigungszimmer, du brauchst nicht auf die Terrasse zu gehen.« – »Ich muß den höchsten Platz im Haus besteigen.« Da rief sie eine Dienerin und sagte zu ihr: »Geh‘ mit dem Mann auf die Terrasse des Hauses und nimm ein Waschbecken voll Wasser mit!« Als der Mann auf der Terrasse war, wusch er sich, betete, blickte dann auf die Straße hinunter und merkte wohl, daß, wenn er hinunterspringen wollte, er zerstückelt auf den Boden kommen würde. Doch dachte er an die große Sünde, die er begehen wollte, und an deren harte Strafe, und entschlossen, sein Leben zu opfern, rief er aus: »Mein Gott und Herr! Du siehst meine Lage und weißt, daß ich gerne mein Leben hingebe, um dein Wohlgefallen zu erlangen, doch bist du ja allmächtig.« Als er diese Worte vollendet hatte, warf er sich von der Terrasse herunter; aber Gott schickte einen Engel, der ihn auf seine Flügel nahm und sanft auf die Erde niederließ, ohne daß er sich nur im mindesten beschädigte.

Als der fromme Mann den Boden erreichte, dankte er Gott, der ihn für sein Vertrauen so reichlich belohnt, und ging mit leerer Hand zu seiner Gattin. Sie fragte ihn, warum er so lange ausgeblieben und was er mit der mitgenommenen Arbeit angefangen? Er erzählte ihr, was ihm für eine Versuchung zugestoßen und wie ihn Gott auf eine wunderbare Weise gerettet. Die Frau sagte hierauf: »Da unsere Nachbarn wissen, daß wir jeden Tag fasten und abends Feuer machen, um unser Abendessen zu kochen, so wollen wir in Gottes Namen auch diesen Abend Feuer anzünden, um ihnen unsere Armut zu verbergen; wir aber wollen auch diese Nacht fortfasten.« Sie ging dann und machte ein großes Feuer, um die Nachbarn zu täuschen; dann wusch sie sich und betete mit ihrem Mann das Nachtgebet. Auf einmal kam eine ihrer Nachbarinnen, um Feuer bei ihr zu holen. Die Jüdin sagte ihr, sie möchte nur an den Ofen gehen. Als die Nachbarin aber an den Ofen trat, rief sie der Jüdin, sie möchte doch schnell ihr Brot aus dem Ofen nehmen, ehe es verbrenne. Die Jüdin sagte zu ihrem Manne: »Hast du gehört, was diese Frau sagte?« Er erwiderte: »Geh‘ einmal und sieh nach!« Die Frau stand auf und ging an den Ofen, und siehe da, er war mit Brot gefüllt von dem allerfeinsten und weißesten Mehl. Sie brachte es, Gott dankend, ihrem Mann und sie aßen miteinander davon. Dann sagte sie: »Laß uns zu Gott beten, daß er uns etwas beschere, wodurch wir diesem armseligen Leben und dieser harten Arbeit enthoben werden, damit wir uns ganz seinem Dienst hingeben können.« Als sie miteinander gebetet hatten, spaltete sich auf einmal das Dach des Hauses, und es fiel ein Rubin herunter, der das ganze Haus beleuchtete. Sie freuten sich über alle Maßen mit dieser Gabe Gottes und dankten ihm immer mehr für seine Huld. Als sie aber spät in der Nacht einschliefen, träumte die Frau, sie befinde sich im Paradies, wo sie viele Kanzeln und unzählige Throne aufgestellt sah. Sie fragte, für wen dies wäre. Man sagte ihr: »Die Kanzeln sind für die Propheten, und die Thron für die Aufrichtigen und Frommen.« Sie fragte dann nach dem Throne ihres Gatten. Man zeigte ihn ihr, und sie bemerkte eine Spalte auf einer Seite. Sie fragte: »Was bedeutet diese Spalte?« Man antwortete ihr: »Sie bedeutet den Rubin, der euch vom Himmel gesandt worden.« Hierauf erwachte die Frau aus ihrem Traum und weinte und war sehr traurig wegen des mangelhaften Thrones ihres Gatten mitten unter makellosen der anderen Frommen, und sie sagte zu ihrem Manne: »Bete zu Gott, daß er diesen Rubin wieder zurücknehme; es ist besser, diese wenigen Tage noch Armut und Hunger zu ertragen, als unter den vortrefflichen Männern auf einem mangelhaften Thron sitzen.« Der Mann betete, der Rubin flog wieder durch das Dach fort, und das fromme Ehepaar lebte in Armut und Gottesverehrung, bis sie der Herr zu sich rief.

 

Der Schmied und das tugendhafte Mädchen

Es wird auch erzählt: Ein frommer Mann hörte einst, es lebe in einer gewissen Stadt ein Schmied, der die Hand ins Feuer strecken und ein glühendes Eisen herausholen könne, ohne sich im mindesten zu beschädigen. Da er diesen Schmied gern sehen wollte, reiste er nach jener Stadt, erkundigte sich nach der Wohnung des Schmieds, ging zu ihm und sah wirklich, daß man ihn nur Wahrheit von ihm erzählt hatte. Er wartete, bis der Schmied mit seiner Arbeit zu Ende war, ging dann auf ihn zu, grüßte ihn und sagte: »Ich wünsche diese Nacht dein Gast zu sein.« Der Schmied hieß ihn willkommen, nahm ihn mit in seine Wohnung, speiste mit ihm zur Nacht und ging dann mit ihm zu Bett. Als der Fremde bei dem Schmied keine Spur von Andacht und nächtlichen Gebeten fand, dachte er: Vielleicht unterläßt er es in meiner Gegenwart. Er blieb daher noch eine zweite Nacht und eine dritte, beobachtete den Schmied genau, fand aber, daß er nicht mehr als die vorgeschriebenen üblichen Gebete verrichtete und daß er in der Nacht nicht aufstand, um zu beten. Er sagte daher am folgenden Morgen dem Schmied: »Ich habe gehört, welche wunderbare Gabe dir Gott verliehen, und nun sehe ich gar nicht, daß du wie ein von dem Herrn besonders Begnadigter lebst; wie bist du denn zu dieser Auszeichnung gelangt?« – »Das will ich dir erzählen«, erwiderte der Schmied. »Ich liebte einst sehr leidenschaftlich ein Mädchen, das aber so tugendhaft war, daß alle meine Bemühungen, sie zu besitzen, fruchtlos blieben. Während ich nun einmal in einem schrecklichen Hungerjahr zu Hause saß, klopfte es an meiner Tür; ich ging an die Tür, um nachzusehen, wer zu mir wollte, und siehe da, es war das Mädchen, das ich liebte, und es sagte: »Mein Freund, ich bin hungrig und erhebe mein Haupt zu dir, daß du für Gottes Sache mir etwas schenkest.« Ich erwiderte: »Weißt du nicht, was ich um deinetwillen leide und wie die Liebe zu dir mich schon so lange martert? Ich werde dir daher nichts schenken, bis du mich erhörst.« Das Mädchen antwortete: »Lieber vor Hunger sterben, als eine Sünde gegen Gott begehen«, und ging wieder fort. Nach zwei Tagen kam sie wieder und forderte wieder zu essen; ich gab ihr wieder dieselbe Antwort, nahm sie ins Zimmer und hieß sie sitzen, denn sie war sehr schwach und elend. Als ich ihr dann Speisen vorlegte, flossen Tränen aus ihren Augen und sie sagte: »Speise mich zu Ehren Gottes«, aber ich erwiderte: »Bei Gott! Nicht eher, bis du mich umarmst,« Da stand sie auf, ließ die Speisen stehen und sagte: »Ich will lieber den Tod, als die Strafe Gottes.« Nach zwei Tagen klopfte es wieder an der Tür und als ich herausging, sah ich das Mädchen wieder, und es sagte mir, mit einer von Hunger geschwächten Stimme: »Meine Kraft ist dahin, und ich vermag es nicht, von einem andern, als von dir, etwas zu fordern; speise mich doch zu Ehren Gottes.« Ich erwiderte: »Nicht eher, bis du meinem Verlangen nachgibst.« Sie trat ins Zimmer und setzte sich; da ich keine Speisen hatte, zündete ich Feuer an, kochte etwas, stellte es ihr in einer Schüssel vor und dachte: Dieses Mädchen muß doch wohl verrückt sein, da es so sehr von Hunger geplagt ist und dennoch meine Anträge verwirft; aber es verweigerte mir standhaft meine Bitte, bis ich mir selbst Vorwürfe machte über mein sündhaftes Begehren und, mich reuevoll zu Gott bekehrend, endlich sagte: »Hier hast du zu essen, fürchte nichts, ich gebe es dir im Namen Gottes.«

Als das Mädchen dies hörte, sagte es: »Mein Gott, wenn dieser Mann aufrichtig ist, so bewahre ihn vor dem Feuer in dieser und in jener Welt, du kannst ja, was du willst.« Ich ließ sie nun essen und ging, das Feuer vom Herd zu nehmen; da fiel eine brennende Kohle auf meine Füße, und durch Gottes Allmacht empfand ich nicht den geringsten Schmerz, und es fiel mir ein, daß wahrscheinlich ihr Gebet erhört worden. Ich ergriff dann eine andere glühende Kohle mit der Hand und sie brannte mich auch nicht. Da ging ich wieder zu dem Mädchen ins Zimmer und sie sagte: »Mein Gott, so wie du eben meinen Wunsch erfüllt, so erhöre auch jetzt mein Gebet und nimm meinen Geist zu dir! Du bist ja allmächtig.« Gott erfüllte auch sogleich diese Bitte. Sein Erbarmen sei mit ihr!

Der Wolkenmann und der König

Man erzählt noch: Es lebte einst unter den Söhnen Israels ein durch seine Frömmigkeit berühmter Mann auf dem Gebirge als Einsiedler. Er betete ganze Nächte durch, und Gott gewährte ihm stets, was er von ihm begehrte. Gott stellte sogar eine Wolke zu seiner Verfügung, die ihm überall hin folgte und ihn mit Wasser versah, sowohl zum Waschen als zum Trinken. Eines Tages ließ er sich aber im Dienste des Herrn eine Nachlässigkeit zuschulden kommen; da entzog ihm Gott seine Wolke und erhörte sein Gebet nicht mehr. Der Einsiedler war sehr bestürzt, bereute sein Vergehen und entbrannte vor Sehnsucht nach der Stunde, wo ihm Gott seine Huld wieder schenken würde. Als er eines Nachts mit diesem Wunsch beschäftigt einschlief, wurde ihm im Traum gesagt: »Wünschest du, daß dir Gott deine Wolke wiedergebe, so gehe zu dem König N. N. und bitte ihn, daß er für dich bete, denn nur durch den Segen seines Gebetes wird sie dir Gott wieder gewähren.« Der Einsiedler machte sich am folgenden Morgen auf die Reise nach dem Land, das ihm im Traum angegeben worden, und erkundigte sich nach dem Palast des Königs. Als man ihn dahin führte, sah er einen Jüngling auf einem hohen Stuhl vor der Tür sitzen, der ihn fragte, was er wolle? Der Einsiedler antwortete: »Mir ist ein Unrecht geschehen, das ich dem König klagen will.« Da sagte der Pförtner: »Du kannst heute nicht zu ihm gelangen, der König hat einen besonderen Tag in der Woche dazu bestimmt, alle Bittenden anzuhören; warte also, bis dieser Tag kommt.« Als der Einsiedler hörte, wie der König so abgeschlossen von seinem Volk lebe, dachte er: Wie kann dieser Mann ein Heiliger sein? Doch wartete er, bis der bestimmte Audienztag kam, den der Pförtner angezeigt hatte, dann ging er wieder vor das Schloß und fand an dem Tor viele Leute, welche warteten, bis sie vorgelassen wurden. Endlich kam ein Vezier mit einigen Dienern und Sklaven und ließ die Bittenden ins Schloß treten. Im Audienzsaal saß der König, von den Großen seines Reiches umgeben, und vor ihm stand der Vezier, der einen Bittenden nach dem anderen ihm vorstellte. Als endlich die Reihe an den Einsiedler kam, sah ihn der König eine Weile an und sagte dann: »Willkommen, Herr der Wolke! Setze dich, bis ich mit den übrigen zu Ende bin.«

Der Einsiedler war sehr erstaunt über diese Anrede sowohl als über das Talent, das der König in der Ausübung seines Amtes entwickelte. Nachdem er mit vieler Weisheit alle ihm vorgetragenen Streitsachen geschlichtet hatte, erhob er sich, faßte den Einsiedler bei der Hand und führte ihn ins Innere des Schlosses durch ein Tor, vor welchem ein schwarzer Sklave in kriegerischer Rüstung mit Bogen, Panzer und Schwert bewaffnet saß. Er stand auf, als er den König sah, hörte seine Befehle an und öffnete das Tor. Der König führte mich dann weiter – so erzählt der Einsiedler – bis wir an eine andere Tür kamen, die er selbst öffnete; wir befanden uns jetzt in einem alten, zerfallenen Gebäude und traten in ein Gemach, das nur einige Dattelbaumblätter, ein Waschbecken und einen Teppich enthielt. Sobald der König in diesem Zimmer war, warf er sein königliches Gewand von sich, zog ein grobes Oberkleid von weißer Wolle an und bedeckte seinen Kopf mit einer Filzmütze; dann setzte er sich, hieß mich auch sitzen und rief seine Gattin. Als diese erschien und fragte, was er befehle, sagte er: »Weißt du, wer heute unser Gast ist?« – »Jawohl«, antwortete sie, »der Wolkenmann.« Er sagte dann: »Nun kannst du wieder gehen, du hast nichts bei ihm zu tun.« Die Frau war auch in ein grobes wollenes Oberkleid gehüllt; aber ihr Gesicht war schön und leuchtete wie der Mond. Als wir wieder allein waren, fragte mich der König, ob er gleich für mich beten solle, daß ich wieder fortkomme, oder ob er mir zuvor über sein Leben einige Auskunft geben sollte. Ich bat ihn, mir über seine Umstände einiges mitzuteilen, und er sprach: »Wisse, mein Vater und Großvater und alle meine Ahnen bis zur frühesten Zeit zurück waren Könige dieses Landes. Als nach dem Tode meines Vaters die Krone mir zufiel, hatte ich keine Freude daran, denn ich hätte vorgezogen, als Einsiedler zu leben. Da ich aber fürchtete, wenn ich mich ganz zurückziehe, möchten Empörungen und Zwist im Lande entstehen, und die heiligen Gesetze nicht mehr geachtet werden und der Glaube untergehen, ließ ich alles wie es war und stellte Sklaven vor die Tore des Palastes, um die Bösen zu schrecken und zu bestrafen, und zog, wie meine Vorgänger, ein königliches Gewand an. Sobald ich aber mit den Regierungsangelegenheiten zu Ende bin, begebe ich mich hierher und kleide mich, wie du mich jetzt siehst, und lebe hier allein dem Gottesdienste, von meiner frommen Base unterstützt, die du eben hier gesehen. Wir verfertigen des Tages allerlei Arbeit aus diesen Blättern, verkaufen sie und für das Geld essen wir zu Nacht, den ganzen Tag aber fasten wir; so leben wir schon vierzig Jahre. Bleibe nun bei uns, bis wir unsere Arbeit verkauft haben, iß mit uns zu Nacht und übernachte bei uns.« Gegen Abend kam ein Diener und holte die Arbeit, verkaufte sie und kaufte Bohnen dafür, welche unser Nachtessen wurden. Gegen Mitternacht hörte ich dann, wie der König und die Königin aufstanden und beteten. Gegen Morgen sah endlich die Königin, wie sich eine Wolke am Himmel bildete, und sie sagte mir: »Freue dich, unser Gebet ist erhört worden.« Ich nahm Abschied von ihnen und ging, von meiner Wolke begleitet, fort, und was ich nachher in ihrem Namen von Gott begehrte, wurde mir gewährt.