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Tausend Und Eine Nacht

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Mutawakkel und Mahbubah

Unter anderem wird noch erzählt: Unter den vielen Sklavinnen des Mutawakkel – er hatte deren viertausend von allen Nationen: Griechinnen, Abessinierinnen, Araberinnen usw. – war eine aus Baßrah, die ihm Obeid Ibn Taher mit vierhundert anderen Schwarzen und Weißen zum Geschenk gemacht hatte. Sie hieß Mahbubah, war ausgezeichnet schön und liebenswürdig, hatte eine herrliche Stimme und viel Fertigkeit im Lautenspiel, schrieb sehr schön und war auch Dichterin. Mutawakkel war so für sie eingenommen, daß er sich keine Stunde von ihr trennen konnte. Als sie die starke Neigung des Kalifen zu ihr bemerkte, wurde sie kühn und aufbrausend und erzürnte einst Mutawakkel so sehr, daß er sie von sich stieß und allen Bewohnern des Schlosses verbot, mit ihr zu sprechen. Aber nach kurzer Zeit sehnte sich der Kalif wieder sehr nach ihr, und eines Morgens sagte er einem seiner Gesellschafter: »Ich habe diese Nacht geträumt, ich wäre wieder mit Mahbubah versöhnt.« Der Mann erwiderte: »Ich hoffe von dem erhabenen Gott, daß dieser Traum sich verwirkliche.« Während dieses Gesprächs kam eine Dienerin und sagte Mutawakkel etwas ins Ohr. Er stand sogleich auf und ging in seinen Harem.

Die Dienerin hatte dem Kalifen nämlich gesagt: Mahbubah singe und spiele auf der Laute; ob er nicht hören wolle, was dieser Gesang zu bedeuten habe. Mutawakkel näherte sich ihrer Tür und hörte, wie sie folgende Verse sang:

»Ich gehe im Schloß umher und niemand redet mich an, kein Ohr vernimmt meine Klagen, als hätte ich ein Verbrechen begangen, das keine Buße wieder gutmachen kann; o wollte doch jemand bei dem König für mich sprechen, der mich im Traum besucht und mir verziehen hat; schon leuchtet ja der Morgen wieder, und noch bin ich von ihm verstoßen.«

Als Mutawakkel diese Verse hörte, war er sehr erstaunt über diese sonderbare Übereinstimmung ihrer Träume. Er ging in Mahbubahs Gemach, die sogleich aufstand, sich ihm zu Füßen warf, seine Füße küßte und ihm sagte: »Ich habe dich heute Nacht im Traum gesehen und daher beim Erwachen die Verse gedichtet, die du eben gehört.« Mutawakkel erzählte ihr auch seinen Traum, versöhnte sich mit ihr und brachte sieben Tage mit den Nächten bei ihr zu. Mahbubah liebte ihn so sehr, daß sie seinen Namen auf ihre Wangen eingrub, und als er starb, blieb sie allein von allen seinen Sklavinnen untröstlich bis zu ihrem Tod. Sie wurde neben ihm begraben. Gottes Erbarmen sei mit ihnen allen.

Die Frau mit dem Bären

Ferner wird erzählt: Zur Zeit der Regierung Hakems in Ägypten lebte in Kahirah ein Metzger, Namens Wardan. Jeden Tag kam eine Frau zu ihm mit einem Dinar, der so schwer war als dritthalb gewöhnliche ägyptische Dinare, kaufte dafür Hammelfleisch und ließ es von einem Lastträger in einem Korb forttragen. Als dies lange so fortdauerte, fing Wardan an, über den regelmäßigen Besuch und das eigene Geld dieser Frau zu erstaunen. Er fragte daher einst in ihrer Abwesenheit den Träger, der jeden Tag mit ihr ging, wohin er das Fleisch trage. Der Träger antwortete: »Mir selbst ist diese Frau ganz unbegreiflich; jeden Tag belädt sie mich hier bei dir mit Fleisch, dann kauft sie verschiedene andere Speisen ein: Frische und dürre Früchte, Lichter, Wein u.s.w., und läßt mich alles in die Nähe der Gärten des Veziers tragen. Dort angelangt, bindet sie mir die Augen zu, so daß ich nicht weiß, wohin ich meinen Fuß stelle, führt mich eine Strecke weit an der Hand, dann sagt sie mir. »Lege hier ab!« Ich lege nun alles Eingekaufte in einen Korb, der ihr gehört, und sie führt mich wieder mit meinem leeren Korb an der Hand bis an die Stelle, wo sie mir die Augen zugebunden. Hier nimmt sie mir meine Augenbinde herunter und gibt mir zehn Drachmen.« Als Wardan dies hörte, sagte er: »Gott stehe dir bei! Das machte mich noch neugieriger.« Ich dachte nun (so erzählt er selbst) die ganze Nacht sehr unruhig über diese Frau nach, und als sie am folgenden Morgen wie gewöhnlich wiederkam und Fleisch kaufte und mit dem Träger wegging, überließ ich meinen Laden dem Jungen und folgte ihr, ohne von ihr bemerkt zu werden, bis zur Stadt hinaus in die Nähe der Gärten der Veziere. Ich sah, wie sie dem Träger die Augen verband, und folgte ihr dann noch heimlich gegen das Gebirge zu.

Die Frau nahm nun vor einem großen Felsen dem Träger seine Last ab und leerte sie in einen Korb; ich näherte mich indessen dem Felsen und fand eine Treppe in denselben gehauen; ich stieg hinunter und kam in einen langen Gang, der sehr hell beleuchtet war: endlich fand ich eine Art Gemach mit einer Tür. Ich versteckte mich hinter der Tür des Gemachs und sah bald, wie die Frau das Fleisch zerschnitt, die besten Stücke in einen Topf legte und das übrige einem großen Bären zuwarf, der alles auffraß. Als das Fleisch im Topf gekocht war, aß sie, brachte dann Wein und Früchte, trank selbst, gab dem Bären aus einer goldenen Schüssel zu trinken und liebkoste ihn, bis sie einschliefen. Voll Ärger über das Leben dieser Frau ging ich mit einem Messer, das so scharf war, daß es Knochen noch schneller als Fleisch durchschnitt, in das Gemach und hieb dem Bären den Kopf ab. Vom Gestöhne des Tiers erwachte die Frau und schrie: »O Wardan! Ist das der Lohn des Guten, das ich dir getan?« Ich sagte ihr: »O Feindin deiner selbst! Gibt es nicht Männer genug auf der Welt, daß du in Gesellschaft eines Tieres leben mußt?« Sie beugte ihren Kopf zur Erde, antwortete nicht und richtete stets ihre Blicke auf den geschlachteten Bären. Nach einer Weile sagte sie: »Höre mich an, Wardan, und es wird dir gut gehen und du wirst reich werden für dein ganzes Leben lang; schlachte mich, wie du diesen Bären geschlachtet, nimm von meinem Schatz hier soviel du brauchst, und gehe deines Weges!« Da sagte ich ihr: »Bin ich nicht besser als dieses Tier? Warum willst du sterben? Ich will dich heiraten, und wir können zusammen von diesem Schatz leben.« – »Das kann nicht sein, Wardan«, erwiderte sie; »wie kann ich diesen Bären überleben? Bei Gott, wenn du mich nicht schlachtest, so werde ich dir nach deinem Leben trachten und du wirst dem Tod nicht entgehen!« Da zog ich sie an den Haaren herbei und schlachtete sie, und sie fuhr mit dem Fluch Gottes, der Engel und der Menschen in die Hölle. Dann sah ich mich in ihrer Wohnung um und fand eine unbeschreibliche Masse Gold und Perlen und Edelsteine. Ich nahm den Korb des Trägers, legte so viel hinein, als ich tragen konnte, deckte ihn mit einem Tuch, das ich bei mir hatte, zu, und ging in einem fort bis an das Siegestor. Da begegneten mir zehn Offiziere aus dem Palast des Kalifen Hakem, und Hakem selbst an ihrer Spitze. Er fragte mich: »Hast du den Bären und die Frau getötet?« Als ich diese Frage bejahte, sagte er: »Nimm den Korb vom Kopf, sei guten Mutes, was darin ist, gehört dir, niemand kann dich dessen berauben.« Ich legte den Korb vor ihm nieder, er deckte ihn auf, und als er sah, was darin war, fuhr er fort: »Erzähle mir, wie du es gemacht.« Als ich ihm alles erzählt hatte, sagte er: »Du hast die Wahrheit gesprochen; nun, Wardan, komme mit mir und überliefere mir den übrigen Schatz.« Ich ging mit ihm und fand die Falltüre geschlossen. Aber Hakem sagte mir: »Dieser Schatz kann auf deinen Namen geöffnet werden.« Da näherte ich mich der Falltüre, rief den Namen Gottes an, und siehe da, die Türe öffnete sich von selbst. Dann sagte Hakem: »Steige jetzt hinunter und hole heraus, was darin ist, denn dies kann nur durch dich geschehen; dieser Schatz ist für dich hier niedergelegt worden, ich habe es so in meinen Büchern geschrieben gefunden und den Augenblick erwartet, bis es eintraf.« Ich stieg hinunter und holte den Schatz herauf; Hakem ließ Lasttiere kommen, um ihn in sein Schloß zu bringen; mir aber ließ er den Korb mit allem, was darin war, und ich ging damit auf den Bazar, der später unter dem Namen Wardans-Bazar bekannt wurde. Das ist ein sonderbares und höchst merkwürdiges Ereignis.

Das Liebespaar in der Schule

Man erzählt auch: Ein Jüngling war mit einer jungen Sklavin in der Schule und liebte sie so leidenschaftlich, daß er sich alle Mühe gab, sich ihr zu nähern. Eines Tages, als der Lehrer kein Auge auf seine Schüler hatte, schrieb er auf die Tafel der Sklavin folgende Verse:

»Was sagst du dem, den die Liebe so ausgetrocknet, wie ein dünnes Rohr? Dessen Schmerz so heftig ist, daß er seine Liebe nicht länger mehr in seinem Herzen verbergen kann?«

Als die Sklavin ihre Tafel wieder nahm und des Jünglings Verse darauf fand, weinte sie vor Mitleid über ihn und schrieb folgende Antwort:

»Sehen wir einen Jüngling, in dem die Liebesflamme glüht, so sind wir ihm von Herzen gut und sagen ihm, daß seine Liebe erwidert wird und viele Freuden bringen kann.«

Als sie diese Verse geschrieben hatte, trat der Lehrer wieder ins Zimmer und nahm plötzlich ihre Tafel, und als er gelesen hatte, was darauf stand, bemitleidete er die Liebenden und schrieb noch folgende Verse hinzu:

»Erhöre deinen Geliebten, fürchte niemanden, habe Mitleid mit dem von Liebesgram Gepeinigten.«

Nun trat zufällig der Eigentümer der Sklavin in die Schule, und nahm die Tafel seiner Sklavin und las, was darauf geschrieben stand von der Hand des Jünglings, der Sklavin und des Lehrers; da schrieb auch er folgende Verse hinzu:

»Möge Gott euch nie trennen und eure Verleumder stets beschämen, auch eueren Lehrer segne ich, weil er so nachsichtsvoll und teilnehmend war.«

Sodann ließ der Eigentümer der Sklavin den Kadhi und Zeugen rufen und den Ehekontrakt zwischen dem Jüngling und der Sklavin schreiben; er ließ auch eine große Mahlzeit bereiten und überhäufte sie mit Geschenken, und sie lebten miteinander in Glück und Wohlstand, bis der jeder Lust ein Ende machende Tod sie trennte.

Der Eseltreiber und der Dieb

Ein leichtsinniger Eseltreiber ging einst auf der Straße und hatte den Zaum seines Esels in der Hand, den er daran nachschleppte. Zwei Diebe bemerkten dies, und einer sagte zum anderen: »Ich will diesem Mann seinen Esel entwenden.« – »Wie kannst du dies?« fragte der andere. »Folge mir nur«, erwiderte jener und ging auf den Esel zu, nahm ihm den Zaum ab, gab den Esel seinem Freund und legte den Zaum um seinen Kopf, und ging dem Eigentümer des Esels solange nach, bis sein Freund mit dem Esel fort war. Sobald er den Esel in Sicherheit wußte, blieb er stehen; der Eseltreiber zog am Zaum, aber der Dieb ging nicht weiter. Da drehte sich der Eseltreiber um, und als er den Zaum um den Kopf eines Menschen sah, fragte er ihn: »Wer bist du?« Der Dieb antwortete: »Ich bin dein Esel und habe dir eine wunderbare Geschichte zu erzählen. Wisse, ich hatte eine sehr fromme, alte Mutter; einst kam ich betrunken nach Hause, da sagte sie: Mein Sohn, es ist bald Zeit, daß du dich zu Gott bekehrest; ich nahm meinen Stock und schlug sie damit; sie verfluchte mich, und Gott verwandelte mich in einen Esel, und als solcher diene ich dir die ganze Zeit her. Heute hat nun aber meine Mutter meiner gedacht und mich bemitleidet; darum hat mir Gott meinen Verstand wiedergegeben und mir wieder die Gestalt eines Menschen verliehen.« Da sagte der Eseltreiber: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen; ich beschwöre dich bei Gott, erlasse mir meine Schuld!« Der Dieb ließ den Eseltreiber stehen und ging seines Weges, und der Bestohlene ging tief betrübt nach Hause. Da fragte ihn seine Frau: »Was ist dir zugestoßen und wo ist dein Esel?« Er antwortete: »Weißt du es noch nicht?« und erzählte ihr die Geschichte. »Wehe uns vor Gott!« rief die Frau aus; »so haben wir die ganze Zeit einen Menschen für einen Esel arbeiten lassen.« Sie flehte dann Gott um Gnade an und teilte Almosen aus. Nachdem aber der Eseltreiber einige Zeit müßig zu Hause saß, sagte ihm seine Frau: »Wie lange willst du noch so zu Hause sitzen? Geh auf den Markt, kaufe einen anderen Esel, mit dem du etwas erwerben kannst.« Er ging auf den Markt und blieb bei einem Esel stehen, um ihn zu kaufen; auf einmal erkannte er ihn als seinen früheren Esel. Da sagte er ihm ins Ohr: Wehe dir, du Verruchter! Warst du schon wieder betrunken und hast deine Mutter geschlagen? Bei Gott! Ich kaufe dich nicht mehr.« Er ließ den Esel dann stehen und ging fort.

 

Hakem und der reiche Kaufmann

Ferner wird erzählt: Der Kalif Hakem Biamr Illah ritt einst mit großem Gefolge aus und bat einen Mann, der, von vielen Dienern und Sklaven umgeben, vor seinem Garten saß, er möchte ihm doch zu trinken geben. Der Mann reichte ihm zu trinken und sagte. »O Fürst der Gläubigen, wollest du mir nicht die Ehre erweisen, ein wenig bei mir einzukehren?« Hakem stieg ab und ging mit seinem Gefolge in den Garten. Da ließ der Mann hundert Matten, hundert Teppiche, hundert Kissen, hundert Schüsseln mit Früchten, süßen Speisen mit Zuckerwerk herbeibringen. Als der Fürst der Gläubigen dies sah, sagte er: »Ich bin höchst erstaunt; wußtest du denn, daß ich, kommen würde, daß du so viele Vorbereitungen veranstaltet?« Er antwortete: »Nein, bei Gott, Fürst der Gläubigen, ich bin ein Kaufmann von deinen Untertanen und habe hundert Sklavinnen; sobald der Fürst der Gläubigen mir die Ehre erwies, bei mir abzusteigen, ließ ich von jeder etwas von ihrem Divan und von ihren Speisen und Getränken holen.« Da verbeugte sich der Fürst der Gläubigen dankend vor ihm und sagte: »Gepriesen sei Gott, der meinen Untertanen einen solchen Wohlstand schenkt!« Er schickte dann in seine Schatzkammer und ließ alle in diesem Jahr geschlagenen Münzen holen – es waren 3,700,000 Drachmen – und schenkte sie diesem Mann, indem er sagte: »Nimm dies Geld, damit deine Freigebigkeit nie beschränkt werde.« Dann ritt er wieder weiter.

Nuschirwan und das vorsichtige Mädchen

Es wird auch erzählt: Der gerechte König der Perser, Chosru Nuschirwan, ritt einst auf die Jagd und blieb allein hinter seinen Soldaten, die ihn begleiteten, zurück. Da er dürstete, ging er auf eine Hütte, die er in der Nähe vor sich sah, zu, hielt vor der Tür und forderte Wasser zum Trinken. Ein Mädchen, das an der Tür stand, ging schnell ins Haus, preßte ein Zuckerrohr aus, mischte dessen Saft mit Wasser und brachte es dem König in einem Becher. Der König bemerkte etwas Spreu im Wasser und trank sehr langsam. Als er getrunken hatte, sagte er zu dem Mädchen: »Dein Wasser ist sehr gut, wenn es nur etwas klarer gewesen wäre.« Da sagte das Mädchen: »Das habe ich absichtlich getan, denn ich bemerkte, daß du recht durstig bist, und fürchtete, du möchtest zu schnell trinken und dir schaden, darum warf ich etwas Spreu hinein.« Nuschirwan erstaunte über diese Antwort und erkannte daran ihren Verstand und ihre Klugheit.

Nuschirwan fragte dann: »Wie viele Zuckerrohre hast du ausgepreßt zu diesem Wasser?« – »Ein einziges«, antwortete das Mädchen. Nuschirwan erstaunte darüber und ließ sich die Steuerregister dieses Dorfes bringen, und als er sah, daß es eine sehr geringe Steuer bezahlte, dachte er: Das ist viel zu wenig für einen Ort, der einen so guten Boden hat, daß man aus einem Zuckerrohr einen Becher voll Zuckerwasser machen kann, und beschloß, sobald er nach Hause kommen würde, seine Steuer erhöhen zu lassen. Einige Zeit nachher kam er wieder in dieses Dorf, und hielt wieder vor derselben Hütte und bat um Wasser. Das Mädchen erkannte ihn wieder und lief ins Haus, um ihm zu trinken zu holen, aber sie blieb lange weg. Da fragte sie Nuschirwan, warum sie so viele Zeit brauche, sie möchte doch ein wenig eilen. Das Mädchen antwortete: »Heute gibt ein Zuckerrohr nicht Saft genug, ich habe schon drei Zuckerrohre ausgepreßt, und noch genügt es nicht.« – »Woher kommt dies?« fragte der König. »Daher«, antwortete das Mädchen, »weil uns der Sultan nicht mehr so gut ist; denn sobald des Sultans Wohlwollen sich von einem Orte abwendet, nimmt auch dessen Segen und Glück ab.« Nuschirwan lachte, ließ die Steuer dieses Orts wieder herabsetzen und war von dem Geist und der Beredsamkeit dieses Mädchens so hingerissen, daß er sie heiratete.

Die tugendhafte Frau

Man erzählte ferner: Unter den Söhnen Israels lebte eine tugendhafte Frau, die jeden Tag ins Gebethaus ging und zuvor in einem Garten neben dem Bethaus sich wusch. Eines Tages kamen zwei Männer, die Aufseher dieses Gartens, zu ihr und wollten sie zur Sünde verleiten. Als sie sie abwies, sagten sie ihr: »Wenn du uns widerstehst, so klagen wir dich als eine Buhlerin an.« Die Frau sagte: »Gott wird mich gegen eure Bosheit schützen.« Da öffneten die Männer die Gartentür und machten Lärm. Als Leute herbeiliefen und fragten, was es gäbe, sagten sie: »Wir haben diese Frau bei einem jungen Mann ertappt, der uns aber entlaufen ist.« Die Frau wurde nach dem damaligen Gesetz drei Tage lang eingesperrt, um dann gesteinigt zu werden, und die zwei Männer kamen jeden Tag zu ihr, legten ihre Hand auf der Frau Haupt und sagten: »Gelobt sei Gott, der an dir Rache nimmt!« Als man sie steinigen wollte, folgte ihr Daniel, der damals zwölf Jahre alt war und hier sein erstes Wunder ausübte. Er sagte: »Übereilt euch nicht, lasset mich die Wahrheit untersuchen.« Man errichtete ihm einen Thron; er setzte sich darauf, trennte die beiden Männer – er war der erste, der die Zeugen voneinander absonderte – und fragte jeden, was er gesehen. Nachdem beide dieselbe Tat bezeugten, fragte er, wo diese Tat begangen worden. Da antwortete der eine, »Unter einem Quittenbaum im östlichen Teil des Gartens«, und der andere: »Unter einem Apfelbaum im westlichen Teil des Gartens.« Die Frau stand indessen, Augen und Hände zum Himmel gehoben, ihn um Rettung anflehend da. Da ließ Gott einen Donnerschlag die beiden Männer treffen, und die Unschuld der Frau wurde klar. Das ist die erste öffentliche Handlung des Propheten Daniel.

Das wunderbare Augenheilmittel

Es wird erzählt: Der Fürst der Gläubigen, Harun Arraschid, ging einst mit seinem Gesellschafter Abu Jakub, mit dem Barmekiden Djafar und den Dichtern Abu Nuwas und Asmai aus; da begegneten sie einem alten Mann auf einem Esel reitend. Harun Arraschid sagte zu Djafar: »Frage diesen Mann, woher er ist.« Djafar fragte ihn, und der Alte antwortete: »Von Baßrah.« – »Und wo willst du hin?« fragte ferner Djafar. »Nach Bagdad«, antwortete der Alte. »Und was willst du dort tun?« – »Ich will mir dort ein Arzneimittel für meine Augenkrankheit holen.« Da sagte Harun Arraschid zu Djafar: »Treibe mit diesem Mann ein wenig Scherz.« Djafar erwiderte: »Ich werde, wenn ich mit ihm Scherz treibe, unangenehme Dinge hören müssen.« Aber Harun Arraschid beschwor ihn nochmals, er möge ihn doch zum besten haben. Da sagte Djafar dem Alten: »Was gibst du mir, wenn ich dir ein Mittel sage, das dich gewiß heilt?« Der Alte antwortete: »Gott wird dir einen bessern Lohn geben, als ich es vermag.«

Djafar sagte dann zu dem Alten: »So höre denn mein geheimes Mittel, das ich vor dir noch niemandem anvertraut. Nimm drei Pfund Wind, drei Pfund Sonnenstrahlen, drei Pfund Mondschein und drei Pfund Flamme eines Öllichts, mische alles in einem bodenlosen Mörser, laß es drei Monate in der Luft stehen, dann stoße es drei Monate lang. Wenn du es gestoßen hast, leere es in eine durchlöcherte Schachtel und laß es wieder drei Monate in der Luft stehen. Du gebrauchst dann diese Arznei jeden Tag dreihundert Mal, ehe du schlafen gehst, und wenn du sie drei Monate hintereinander gebraucht hast, wirst du mit Gottes Willen genesen.« Als der Alte diese Worte von Djafar hörte, sagte er: »Gott schenke dir für deinen Lohn eine Sklavin, durch die du zuletzt dein Gesicht verlierst, und wenn du stirbst und deine Seele in die Hölle fährt, so ziehe sie dich im Kot am Bart herum.« Harun Arraschid lachte so heftig, daß er umfiel, und als er wieder zu sich kam, ließ er dem Alten dreitausend Drachmen geben.

Die Pyramiden

Man erzählt auch: Als Mamun, der Sohn Harun Arraschids, einst nach Kahirah kam, beschloß er, die Pyramiden zu besuchen, um die darin verborgenen Schätze zu nehmen. Als er dahin gelangte, wollte er sie umreißen lassen, konnte aber nicht. Nach vielen Anstrengungen und außerordentlichen Kosten gelang es ihm endlich, in einer derselben ein kleines Fensterchen ausgraben zu lassen, und man behauptet, er habe hinter diesem Fensterchen gerade so viel Geld gefunden, als er ausgegeben, nicht mehr und nicht weniger. Mamun war sehr erstaunt über diesen Fund, nahm das Geld fort und gab seinen Vorsatz auf. Diese drei Pyramiden gehören zu den Wundern der Welt; man findet ihresgleichen auf der ganzen Erde nicht, so fest und unerschütterlich sind sie gebaut und dabei so hoch. Sie sind aus großen Steinen zusammengesetzt, die an den beiden Enden durchlöchert sind. Durch diese Löcher wurden eiserne Stangen gezogen und durch heißes Blei befestigt, und so wurde das ganze Gebäude zusammengehalten, das hundert mekkanische oder fünfhundert gewöhnliche Ellen hoch ist. Die Alten behaupten, in der westlichen Pyramide seien dreißig Schatzkammern voll von den feinsten Edelsteinen, Geld, wunderbaren Statuen, allerlei Instrumenten und feinen Waffen, mit dem Wasser der Weisen bestrichen, das sie vor Rost bewahrt bis zum Tage der Auferstehung; auch findet sich darin allerlei Glaswerk, das man biegen kann, ohne daß es zerbricht und allerlei künstlich zusammengesetzte Arzneien. In der zweiten Pyramide finden sich die Sagen der Priester auf Tafeln gegraben; jeder Priester hat eine Tafel in der Hand, auf der seine Wunderwerke geschrieben sind. An den Wänden sind Statuen wie Götzen, die allerlei Handarbeit verrichten, und über jede Pyramide ist ein Schatzkämmerer und ein Wächter gesetzt, die sie bis auf ewige Zeiten bewachen. Sehr schön sind die folgenden Verse eines Dichters über die Pyramiden:

»Betrachte die Pyramiden und lasse dich von ihnen belehren über die Täuschung der Zeit. Könnten sie sprechen, sie würden dir sagen, wie die Zeit mit den Frühern und den Spätern verfahren.«

Ein anderer Dichter sagt sehr passend:

»Kein Gebäude unter dem Himmel gleicht an Festigkeit den Pyramiden Ägyptens, sie flößen der Zeit Ehrfurcht ein, während sonst alles auf der Welt sich vor der Zeit fürchtet.«

Ferner sagt ein Dichter:

»O ihr, die ihr das Vergängliche zur Stütze wählet, wo sind die Erbauer der Pyramiden? Noch lebt ihr Werk lebendig fort, während sie selbst schon längst zu Nichts geworden.«