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Tausend Und Eine Nacht

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Hierauf wendete sich der König zu den übrigen Anwesenden und sagte: »O ihr Veziere und Häupter des Reiches! Ich weiß, daß ihr mir Freunde und treue Ratgeber wart, und erkenne es öffentlich zu dieser Stunde an; ihr wisset aber auch, daß ich einen jeden von euch ehrte und belohnte. Nun fordere ich von euch, daß ihr meinem Sohne werdet, was ihr mir waret, er wird gewiß in meine Fußstapfen treten: Bleibt einig untereinander, fürchtet Gott und gehorcht euren Oberen, ihr werdet dann nie euren Feinden unterliegen und eures Vaterlands Wohl sichern; hütet euch vor Widerspenstigkeit und Treuebruch, sonst stürzt ihr euch und euer Land ins Verderben und macht eure Feinde schadenfroh. Erinnert euch dessen, was ihr mir bei der Geburt des Prinzen geschworen, bewahret den Bund, den wir miteinander geschlossen, Gott wird euch und meinem Sohn, der von nun an euer König ist, beistehen.« Als er diese Worte gesprochen hatte, überfielen ihn die Todeskrämpfe, seine Zunge wurde gelähmt, das Schwarze seiner Augen verbarg sich, er drückte seinen Sohn an sich, küßte und umarmte ihn, betete zu Gott um Verzeihung und verschied in Frieden. Alle Anwesenden weinten heftig, entkleideten und wuschen ihn, zogen ihm ein königliches Totengewand an, legten ihn in einen goldenen Sarg, trugen ihn in die königliche Gruft und beweinten ihn von ganzer Seele. Der Prinz teilte viel Almosen aus und wurde im ganzen Reich bemitleidet. Nach einigen Tagen kamen die Veziere und Großen des Reiches zu ihm und trösteten ihn, indem sie ihm sagten: »Du mußt nun die Trauer aus deinem Herzen verscheuchen, denn du bist durch den Tod deines Vaters unser König und mußt seine Stelle auf dem Thron einnehmen; was geschehen ist, war Gottes Wille, in den sich jeder fügen muß.« Der Prinz sagte: »Tut, was ihr für euch gut haltet, ich widersetze mich euerem Willen nicht.« Sie küßten ihm die Hände, zogen ihm die Erbprinz-Uniform aus und bekleideten ihn mit dem königlichen, golddurchwirkten und mit Perlen und Edelsteinen besetzten Gewand, setzten ihn auf den königlichen, mit Juwelen verzierten Thron und verbeugten sich vor ihm, wie sie es vor seinem Vater getan. Nach dieser Zeremonie mußten Ausrufer in der Stadt verkünden, daß die Trauer ein Ende habe und daß jeder wie früher in Ruhe und Sicherheit kaufe und verkaufe. Alle Städte des ganzen Landes wurden sieben Tage lang festlich geschmückt, und es fanden allerlei Festlichkeiten, Mahlzeiten, musikalische Unterhaltungen und öffentliche Spiele statt. Am vierten Festtag ritt der König in der Mitte seiner Veziere an der Spitze seiner Truppen mit unzählbarem Gefolge aus; die Freude des Volkes war sehr groß, und von allen Seiten brachte man ihm Glückwünsche dar. Nachdem er viele Geschenke ausgeteilt hatte, ritt er unter Begleitung von Zimbeln und Trommeln, von deren Schall der Boden zitterte, in seinen Palast zurück. Bald wurde er noch mehr als sein Vater, wegen seiner Bildung, Weisheit und Tapferkeit, geachtet und geehrt, denn auch sein Verfahren gegen seine Untertanen war gerecht, mild und dem göttlichen Gesetz gemäß. Aber nach einiger Zeit verblendete ihn Satan durch weltliche Gelüste, er liebte allzu leidenschaftlich das schöne Geschlecht und übertrat deshalb die Gesetze Gottes und seine Pflichten gegen seine Untertanen; denn sobald er eine schöne Frau sah, mußte er sie besitzen, und war es auch die Frau seines Veziers; auch brachte er oft ganze Monate in seinem Harem zu, ohne sich um die Regierung zu kümmern.



Die Veziere waren über diese Lebensweise des Königs sehr betrübt; sie versammelten sich heimlich, um zu beraten, was zu tun sei, um das Land von dem Verderben zu retten, das ihm durch die Nachlässigkeit des Königs drohte. Sie ließen auch den Vezier Schimas rufen und fragten ihn, ob der Lebenswandel des Königs, der allen Verträgen zuwider handle und oft ganze Monate unsichtbar bleibe, ihm keine Sorgen mache? In diesem Augenblick sah Schimas einen der Offiziere des Schlosses, welcher aus dem Palast kam; er ging auf ihn zu und sagte ihm: »Melde dem König, ich habe ihm etwas Wichtiges mitzuteilen und bitte nach seinem Mittagsmahl um die Erlaubnis, ihn zu besuchen, vergiß aber ja nicht!« Nach der Tafel ging der Offizier zum König und sagte ihm: »Schimas bittet um die Erlaubnis, dir etwas Wichtiges mitzuteilen.« Der König ließ ihn hereinkommen, und nach wechselseitigen Grüßen fragte er ihn erschrocken, was ihn herbringe? Schimas erwiderte: »Erschrick nicht vor mir, o erhabener König, ich sehnte mich nach deinem glorreichen Antlitz, das ich so lange schon nicht gesehen, auch wünsche ich dir einiges mitzuteilen.« – »Sprich ohne Scheu!« – »O König! Gott hat von deiner Jugend an dich durch Kenntnisse und Weisheit ausgezeichnet und dir Macht und Reich geschenkt, damit du über deine Herde wachest; nun zerstreue nicht, was er dir gesammelt, zerstöre nicht, was er gebaut, entwürdige nicht, was er so herrlich ausgestattet; ich sehe leider, daß du alle deine Herrscherpflichten vernachlässigst und bloß deinen Begierden nachhängst; laß ab von diesem Wandel, denn das Wohl des Königs hängt von dem seiner Untertanen ab. Du kennst selbst das Gute und weißt, was dein seliger Vater dir eingeschärft.« – »Und was rätst du mir zu tun?« – »Du sollst die Folgen bedenken und auf den geraden Weg zurückkehren, auf dem das wahre Leben sich findet; folge nicht den Leidenschaften, die dich ins Verderben stürzen, daß es dir nicht gehe wie dem Mann mit dem Fisch.« – »Wie war das?« – Schimas erzählte:



Geschichte des Mannes mit dem Fisch

Ein Mann, der einst vor einem breiten Fluß sich befand, beugte sich an einer leicht zugänglichen Stelle, um Wasser zu trinken. Da sah er einen schönen, herrlich gestalteten Fisch vorüberschwimmen; er hörte auf zu trinken, betrachtete den Fisch und dachte: Wie wunderschön von Ansehen ist dieser Fisch, wie muß er erst zum Essen sein; wenn ich nicht fürchtete zu ertrinken, so würde ich ihm nachjagen. Bald kam der Fisch wieder vorüber und zwar etwas näher; da sprang er darauf los und faßte ihn am Schwanz, konnte ihn aber nicht zu sich heraufziehen. Der Fisch suchte sich loszuwinden, er aber wollte ihn nicht gehen lassen und ließ sich mit in die Tiefe ziehen, bis er endlich in einen Strudel kam, aus dem ein schlechter Schwimmer, wie er war, sich nicht mehr zu befreien imstande ist. Erst als er dem Ertrinken nahe war, ließ er den Fisch los und schrie um Hilfe. Da kam ein Fischer vorbei und sagte ihm: »Ich weiß kein Mittel, dich aus dem Strudel zu ziehen; ich kann nicht begreifen, wie du dich da hineinwagtest.« Der Mann sagte: »Ich habe den geraden Weg verlassen, um meine Leidenschaft zu befriedigen«, und erzählte ihm den Vorfall mit dem Fisch.



Hierauf entgegnete der Fischer: »Ich habe nie einen unverständigeren Menschen gesehen, als du bist; ich bin froh, wenn ich mit dem Netz Fische fangen kann, und du willst sie mit der Hand fassen; aus diesem Strudel kann nur ein vorsichtiger Schwimmer sich retten, aber nicht ein Mann, der seiner Hand so viel zutraut; du hättest den Fisch früher loslassen sollen, ehe er dich in den Strudel gezogen, jetzt verdienst du zu ertrinken, und an dir bestätigt sich das Sprichwort: Lüsterne Menschen stürzen sich selbst in den Abgrund; füge dich nun in den Willen des erhabenen Gottes und bereue, was du getan.« Der Mann aber schrie solange um Hilfe, und seufzte und jammerte und bat den Fischer solange, bis er aus Mitleid und Gottesfurcht ihn zu retten suchte. Er warf ihm zuerst sein Netz zu; da er es aber nicht erreichen konnte, stürzte er sich selbst in den Strudel und warf es ihm mit vieler Kraft noch einmal zu; diesmal konnte er dessen Ende fassen, und der Fischer mit Gottes Beistand ihn schwimmend nach sich ans Ufer ziehen und ihn vom Tode retten. »Ich habe dir, o mächtiger König«, fuhr Schimas fort, »dieses Beispiel angeführt, weil auch ich dich mit eigener Gefahr aus der Tiefe retten will, die dich zu verschlingen droht; entsage deinen verächtlichen Vergnügungen, die dir nichts nützen, und halte dich an edlere Dinge, zu denen du berufen bist. Du bist noch jung, laß dir nichts Böses nachreden und deinen Namen nicht vor Gott und den Menschen beflecken.« – »Ich billige deine Rede und finde sie wahr; doch lassen wir das Vergangene, was soll nun geschehen?« – »Lasse morgen alle Veziere und Gelehrten und andere Ratgeber vor dich kommen, übe dein Herrscheramt aus, wie es einem gerechten Regenten ziemt, entschuldige dich bei ihnen über dein langes Ausbleiben und führe wieder einen bessern Lebenswandel.« Als der König dies zu tun versprach, ging Schimas freudig zu den Vezieren und den Großen zurück und berichtete ihnen den günstigen Erfolg seiner Unterredung mit dem König. Dieser aber dachte über die Worte seines Veziers nach, der ihn so zur Rede gestellt hatte, und wurde sehr aufgebracht darüber. Des Abends, als ihn nach seiner Gewohnheit eine seiner Frauen besuchte, um die Nacht bei ihm zuzubringen – es war gerade diejenige, die er am meisten liebte – und ihn sehr blaß und mißmutig fand, fragte sie ihn, was ihm fehle. Er erzählte ihr, was zwischen ihm und dem Vezier vorgefallen. Da sagte sie lachend: »Sonderbar, der Löwe fürchtet sich vor dem Hasen; mir ist klar, daß deine Veziere und Ratsherren dir das Leben verdüstern wollen; sie gönnen dir keine Ruhe, kein Vergnügen; sie wollen, daß du dich immer abmühest, damit sie sorgenlos leben können: Weil sie wenig Freude haben, sollst auch du nicht angenehm leben; bei dir geht es wie bei dem Jungen mit den Dieben.« Der König fragte: »Was ist das für eine Geschichte?« Da erzählte seine Geliebte:



Geschichte des Jungen mit den Dieben

Sieben Diebe, die eines Tages auf Raub ausgingen, begegneten einem armen Waisen, der etwas zu essen bettelte. Einer der Diebe sagte ihm: »Komm mit uns, wir geben dir zu essen und zu trinken und kleiden dich.« – »Gerne folge ich euch, wohin ihr wollt«, erwiderte der Junge, »und sehe euch als meine Verwandten an.« Sie nahmen ihn mit in einen Garten, in welchem ein großer, schwer mit Früchten beladener Nußbaum war, hießen ihn hinaufsteigen und ihn schütteln, verboten ihm aber, auf dem Baum Nüsse zu essen; erst wenn sie alle abgeschüttelt und aufgelesen sein würden, sollte er seinen Anteil erhalten. Der Junge tat, wie ihm befohlen, und die Diebe hoben die Nüsse auf, steckten sie ein und aßen davon. Da kam auf einmal der Eigentümer des Gartens, machte ihnen Vorwürfe und drohte ihnen, sie beim Richter zu verklagen. Die Diebe, welche sich schon satt gegessen hatten, entschuldigten sich, indem sie sagten: »Wir gingen hier vorüber und sahen den Jungen an der Gartentüre stehen, da fragten wir ihn, wer er sei; er antwortete, er wäre der Eigentümer des Gartens und erbot sich auf unser Verlangen, uns Nüsse von dem Baum zu schütteln.« Als der Eigentümer des Gartens dies hörte, ließ er den noch hungrigen Jungen vom Baum herunterkommen, sagte ihm: »Wie wagst du es, du Dieb, in diesen Garten zu kommen?« und stellte sich an, ihn tüchtig durchzuprügeln. Der Junge schrie: »O Herr! Es ist nicht so, wie diese Leute sagen; ich bin ein armer Waise, der einige Nahrung suchte, da kamen die Leute und wollten mich als ihr Kind annehmen, und als wir hierher kamen, befahlen sie mir, Nüsse abzuschütteln, ich sollte aber keine essen, bis sie sie alle aufgelesen.« Der Eigentümer des Gartens glaubte ihm und ließ ihn frei ziehen, warnte ihn aber, die Gesellschaft dieser Diebe zu meiden. Der arme Junge ging wieder heim und auch die Diebe machten sich bald aus dem Weg. »So, o Herr«, schloß die Geliebte des Königs, »wollen auch deine Veziere und Gelehrten dir Mühe und Sorgen aufladen, damit sie um so mehr Ruhe genießen.« Der König ließ sich von diesen süßen Worten betören, gab ihr seinen Beifall und sagte: »Du bist mir teurer, als die alle, und hast durch deine Ansicht mich von schwerem Kummer befreit, laß uns jetzt essen und trinken und uns um niemanden mehr kümmern.« Dieses Weib freute sich ihres Sieges über des Königs Verstand; sie zog ihn immer mehr von den Regierungsangelegenheiten ab, bis er ganz in Vergnügen und Wollust versank. Als des Morgens alle Veziere und Häupter des Reiches und der Truppen sich in den bekannten Gerichtssaal begeben wollten, um den König zu erwarten, fanden sie die Türe geschlossen; sie klopften an, aber niemand antwortete, und als sie nach dem König fragten, sagte ihnen eine Frau, er schlafe und halte heute und morgen keinen Divan. Nun fielen alle über Schimas her und sagten ihm: »Wie gefällt dir des Königs Verfahren gegen dich und gegen uns? Dieser junge König behandelt uns jeden Tag mit mehr Geringschätzung; unsere Geduld ist nun zu Ende, geh einmal zu ihm und sehe, was ihn abhält, zu erscheinen.« Schimas wartete bis abends, dann sagte er einem Offizier des Königs: »Sage deinem Herrn, der Vezier Schimas habe ihm etwas mitzuteilen, das ihm großen Nutzen und viel Vergnügen verursachen wird.« Schimas traf den König allein und sagte ihm nach wechselseitiger Begrüßung: »Ich bitte Gott um Verzeihung für mein Vergehen!« – »Welches Vergehen?« fragte der König. »Das, welches ich begangen haben muß, um in eine so verächtliche Stellung zu geraten; ist mir dies vom Schicksal auferlegt, so bitte ich Gott und dich um Verzeihung, ist es aber bloß Folge deines Willens, so tust du Unrecht; du bist ja unser Hirt und Oberhaupt und darfst nicht wegen eitler Vergnügungen uns vernachlässigen, du wirst sonst dem Mann gleichen, der ein Kamel erzogen und es zur Unzeit melken wollte, so daß es entfloh, und er weder Kamel noch Milch hatte. Niemand darf des Hungers willen beständig am Tisch sitzen, noch des Durstes willen immerfort Wasser trinken, oder aus Liebe zu Weibern immer in ihrer Umgebung leben: Die Hälfte der vierundzwanzig Stunden, die Nacht nämlich, genügt dazu; am Tag aber ist man schuldig, seinem Beruf zu leben. Wer sich zuviel mit Weibern abgibt, der schwächt seinen Körper und seinen Geist, und verkürzt sein Leben. Die Frauen empfehlen das Gute, das sie selbst nicht tun, und verbieten das Böse, das sie selbst begehen; höre sie nicht an, sonst geht es dir, wie dem Gärtner mit seiner Frau.« Der König fragte: »Wie ging es diesem?« Schimas erzählte:

 



Geschichte des Gärtners mit seiner Frau

Einst war ein Gärtner, der eine sehr schöne Frau hatte, die er so sehr liebte, daß er sich ganz von ihr beherrschen ließ. Er hatte einen Garten, den er jeden Tag tränkte und pflegte, und aus dem er abends mit nach Hause nahm, was sich gerade vorfand. Eines Abends, als er zu seiner Frau kam, fragte sie ihn, wie es mit dem Garten stehe? Der Gärtner antwortete: »Es steht alles gut und er bringt mir viel Segen,« Da sagte die Frau: »Wenn du wahr sprichst, so solltest du mich einmal mitnehmen, daß ich dich dafür segne.« Der Gärtner erwiderte: »Dein Wunsch ist leicht zu erfüllen und ich bedarf deines Segens; so Gott will, sollst du morgen mit mir gehen, bereite dich nur dazu vor.« Als sie am folgenden Morgen in ihrem Garten waren, stiegen junge Leute, die sich in einem benachbarten Garten belustigten, ganz leise auf die Mauer, welche die beiden Gärten trennte, um die Frau zu sehen, deren Stimme so lieblich zu ihnen hinüberklang, und einer sagte zum anderen: »Gewiß hat der Gärtner ein Freudenmädchen hierher bestellt; laß uns hinabsteigen und ihn von seinem Mädchen verjagen.« Da erwiderte einer der jungen Leute: »Warte noch, bis wir uns überzeugen, daß dem wirklich so ist.« Sie sahen bald, wie die Frau, nachdem sie eine Weile im Garten umhergegangen war, sich an ein Bächlein setzte, ihren Mann zu sich rief und ihn küßte; er machte sie darauf aufmerksam, daß hier kein passender Ort dazu wäre, aber sie schlang leidenschaftlich ihre Arme um ihn und drückte ihn an ihr Herz.



Sobald die jungen Leute dies sahen, sprangen sie von der Mauer herunter und sagten zum Gärtner: »Laß uns dieses Mädchen, sonst bringen wir dich um, du Ehebrecher und laufen davon,« Der Gärtner erwiderte mit demütiger Stimme: »In Wahrheit, dieses Weib ist meine Gattin; nehmet unsere Kleider und was wir sonst haben, und lasset uns in Frieden ziehen, Gott wird euch dafür belohnen!« Aber die Jünglinge sagten: »Ihr seid Ehebrecher und wollt uns belügen.« Da ging einer von ihnen und band den Gärtner an einen Baum und steckte ihm einen Stein in den Mund. Die Frau aber wurde trotz ihrer vielen Tränen so mißhandelt, daß der Gärtner vor Ärger und Gram starb. Als die Jünglinge den Gärtner tot sahen, befürchteten sie, durch die Frau verraten zu worden; sie führten sie daher zu ihm hin und erwürgten sie neben ihm, und entflohen.



Hieraus siehst du, o König, wie es dem Mann geht, der seiner Frau nachgibt; darum hüte dich wohl, du, der du so weise warst, jetzt so töricht zu werden, und dich von Frauen beherrschen und von so verderblicher Leidenschaft hinreißen zu lassen.«



Der König sagte. »Ich sehe nun ein, daß du recht hast; so Gott will, werde ich morgen im Divan erscheinen und deinen Rat befolgen.« Schimas freute sich über dieses Versprechen des Königs, ging zu den übrigen Vezieren und sagte ihnen. »Der König kehrt bald wieder auf den guten Weg zurück, von dem ihn seine Jugend abgeleitet; er schämt sich vor euch, und nur ein unüberwindliches Hindernis hielt ihn heute ab, vor euch zu erscheinen, er wird aber morgen früh kommen, darum fehle niemand von euch.« Der König brachte nun wieder einige Zeit in Unruhe und Nachdenken über die Worte des Veziers zu, bis die Schöne zu ihm kam, an der die Reihe war. Sie grüßte ihn mit süßen, zarten Worten. Der König erwiderte ihren Gruß, stieß aber dabei einen tiefen Seufzer aus. Da sagte die Schöne: »Gott lasse dir keinen Kummer zustoßen! Warum seufzest du so, o tapferer Löwe? Erzähle mir, was dir widerfahren, daß du so ganz außer dir bist?« Als ihr der König erzählte, was zwischen ihm und dem Vezier vorgefallen, sagte sie lächelnd, nachdem sie eine Weile den Kopf zur Erde gebeugt hatte: »Du machst mich staunen; wie, du bist König und Königssohn, und fürchtest dich vor deinen Untertanen? Gott bewahre, was wirst du erst tun, wenn ein Feind dich heimsucht? Sei nur recht standhaft, die Herde muß dem Hirten und nicht der Hirt der Herde folgen. Du betrübst dich, weil du etwas Schlimmes von ihnen befürchtest? Sie wollen gewiß nur deine Tapferkeit prüfen; sie werden dich beherrschen, wenn sie dich feig finden, dich aber fürchten, wenn du dich tapfer zeigst; so machen es die schlechten Veziere; wenn du ihnen Gehör schenkst, so werden sie dich zuletzt in den Abgrund stürzen, und es wird dir gehen, wie dem Kaufmann mit den Dieben.« Der König fragte: »Was war das für eine Geschichte?« Da erzählte sie in der folgenden Nacht:



Geschichte des Kaufmanns und der Diebe

Einst reiste ein reicher Kaufmann mit vielen kostbaren Waren in ein großes Königreich, mietete sich daselbst eine anständige Wohnung, in der er sich mit seinen Waren niederließ, und viele Leute der Hauptstadt befreundeten sich mit ihm, weil er die kostbarsten Stoffe mitgebracht hatte. Bald war seine Ankunft aber einigen sehr gewandten Dieben, die schon viele andere reiche Leute bestohlen und sich sogar an des Königs Schatzkammer schon gewagt hatten, kein Geheimnis mehr. Eines Nachts versammelten sie sich an einem bestimmten Ort und unterhielten sich von diesem fremden Kaufmann, und beratschlagten, wie sie ihn berauben könnten, obschon seine Niederlage an einem sehr festen und wohlverwahrten Ort war. Da sagte einer von ihnen: »Seid nur ganz ruhig, ich übernehme dieses Geschäft ganz allein und werde euch bald dessen Erfolg ankündigen.« Die Diebe freuten sich u