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Tausend Und Eine Nacht

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Als Kana dem Verwundeten hierauf seine ganze Geschichte erzählte und ihm Auskunft über seine Familie gab, sagte jener: »Du wirst gewiß einst noch recht groß werden, der größte aller arabischen Könige, denn nichts geschieht ohne Ursache: du wirst der berühmteste Ritter deiner Zeit werden; doch jetzt bitte ich dich, mich wieder auf mein Pferd zu heben, und dich hinter mich zu setzen und das Pferd in meine Heimat zu lenken, denn ich habe nicht mehr so viel Kraft, mich allein auf dem Pferd zu halten, sterbe ich unterwegs, so ist das Pferd dein, du bist dessen würdiger als jeder andere.« Kana sagte: »Bei Gott! wenn du es wünschest, ich würde dich auf meinen Schultern in deine Heimat bringen; und wenn ich über mein Leben verfügen könnte, so würde ich dir die Hälfte davon schenken, ohne dafür dein Pferd zu verlangen. Ich stamme von Leuten her, die gerne Wohltaten ausüben und Unglücklichen beistehen, weil man sich dadurch siebzig Unglückstore in der Hölle verschließt.« Als er ihn aber auf das Pferd heben wollte, sagte der Ritter: »Warte nur ein bißchen!« drückte die Augen zu, streckte die Hände aus und rief: »Ich bezeuge, daß es keinen Gott gibt, außer Gott, und daß Muhamed sein Prophet; o Erhabener, verzeihe mir meine großen Verbrechen, ich habe viele Gewalttaten ausgeübt, habe immerfort Wein getrunken und Pferde geraubt, habe manche Tat vollbracht, die ein Kind grau machen könnte.« Als er diese Worte gesprochen, sperrte er den Mund auf, und schöpfte den letzten Atemzug. Kana grub ihm ein Grab und legte ihn hinein; dann ging er auf das Pferd zu, trocknete es ab, küßte es und nahm den Weg nach Bagdad.

Kana freute sich außerordentlich mit seinem Pferd, er hielt sich für den glücklichsten Menschen und dachte: ein solches gibt es nicht einmal in den Ställen des Königs Sasan, und so wanderte er vergnügt weiter. Bald begegnete er einer Karawane von Bagdad, welche ihm die Nachricht gab, daß der Vezier Dendan eine Verschwörung gegen den König Sasan angezettelt habe, und daß schon ein Teil der Armee geschworen, sie wollten keinen anderen König, als Kana; der Vezier sammle nur noch mehr Truppen aus den indischen Inseln, aus Nubien und anderen Gegenden, so viele, daß man gar nicht mehr weiß, wo ihre Zahl anfängt und wo sie aufhört, in der Absicht, Kana auf den Thron zu setzen. »Dieser Aufruhr«, fuhren die Kaufleute fort, »bestürzte Sasan sehr, denn er sah voraus, daß sich bald alles gegen ihn empören würde, groß und klein, Freie und Sklaven. Er öffnete daher seine Schatzkammern und teilte viele Schätze unter den Großen des Reichs aus; auch bereute er es, Kana so mißhandelt zu haben, und wünschte, daß er zurückkehre, damit er ihn durch Geschenke, durch Ehrenämter und durch die Verbindung mit seiner Tochter für sich gewinnen könne.« Kana trat bei diesen Worten schnell die Rückreise nach Bagdad an, und wie der Wind flog er dahin auf seinem Pferd, das jedermann in Erstaunen setzte. Ganz Bagdad lief ihm entgegen, die vornehmsten Bewohner der Stadt begleiteten ihn ins Schloß, und einige Sklaven eilten zu seiner Mutter, um ihr die Ankunft ihres Sohnes zu melden. Aber Kana hielt sich nur wenige Augenblicke bei ihr auf; dann sagte er ihr: »Laß mich jetzt, ich will zu meinem Oheim, dem König Sasan, durch dessen Huld ich erzogen worden bin.« Als er zu Sasan kam, stand dieser vor ihm auf und bewillkommte ihn. Kana küßte ihm Hände und Füße und schenkte ihm sein Pferd. Der König bewillkommte ihn nochmals und sagte: »Bei Gott! die ganze Erde war mir zu eng seit deiner Abwesenheit; gelobt sei Gott, der dich wohl erhalten.«

Der König Sasan bewunderte dann Kanas Pferd und sagte: »Ich habe schon viel von diesem Katul gehört, als ich gegen die Kreuzanbeter mit deinem Vater Dhul Makan und deinem Oheim Scharkan Krieg führte; hätte dein Vater es kaufen können, er hätte gern tausend andere Pferde dafür gegeben; nun gottlob, daß wir es haben, aber du sollst es für dich behalten, denn du bist dessen würdiger, als jeder andere.« Er ließ dann Kana Ehrenkleider, Geld und Pferde geben und die schönste Wohnung im Schloß einräumen, denn er wußte nicht, wie es mit dem Vezier und den Rebellen stand. Kana vergaß bald sein früheres Elend, er ging zu seiner Mutter und erkundigte sich nach seiner Geliebten. Seine Mutter sagte: »Ich habe während deiner Abwesenheit gar nicht an deine Geliebte gedacht, um so weniger, da sie die Ursache deiner Abreise war.« Er klagte ihr dann seine Liebe und bat sie, zu ihr zu gehen, vielleicht würde sie ihn bemitleiden und mit einem Blick begnadigen und seinem Kummer ein Ende machen. Die Mutter sagte: »Laß dies! Gelüste kosten dem Menschen das Leben; laß ab von Dingen, die nur Unheil bringen, ich werde nie zu ihr gehen.« Kana verließ seine Mutter trostlos und begegnete einer alten Frau, ihr Name war Saadana, klagte ihr seine Lage und bat sie, Kadha wieder für ihn zu gewinnen. Saadana willigte ein und ging ins Schloß; nach einer Weile kehrte sie wieder und sagte ihm: »Kadha grüßt dich und läßt dir sagen, sie wird um Mitternacht zu dir kommen.« Kana war außer sich vor Freude; als sie aber um Mitternacht in ein schwarzes Tuch, wie eine Sklavin eingehüllt, in Kanas Zimmer trat, fand sie ihn schlafend. Sie weckte ihn auf und sagte: »Wie kannst du mir glauben machen, du liebst mich, und schläfst hier so ruhig?« Kana sprang erschrocken auf und sagte: »Bei Gott! o Verlangen meines Herzens, ich habe nur geschlafen, weil ich dein Bild im Traume zu sehen wünschte.« Sie umarmten sich dann und klagten einander gegenseitig die erlittenen Trennungsschmerzen. Als der Morgen heranbrach, nahm Kadha von ihrem Geliebten Abschied, kehrte in ihre Wohnung zurück und vertraute ihr Geheimnis einer ihrer Dienerinnen; diese verriet sie aber beim König Sasan, der in eine solche Wut geriet, daß er mit einem Schwert auf Kadha losging und sie erschlagen wollte; aber seine Gemahlin Nushat Assaman eilte herbei und beschwor ihn, keine Handlung zu begehen, die ihn vor allen Königen zuschanden machen würde. »Übrigens«, sagte sie, »hat Kadha nichts verbrochen; Kana ist ein Mann von Ehre, kein schlechter Mensch; übereile dich nicht, die ganze Stadt weiß schon von der Verschwörung des Veziers und von den Truppen, die er gesammelt, um Kana auf den Thron zu setzen.« Sasan versetzte: »Wehe dir! glaubst du, ich lasse diesen Buben leben, bis der Vezier anrückt? Bei Gott! ich will ihn in einen Abgrund stürzen, wo Erde und Himmel ihm keinen Schutz gewähren, denn alles Gute, das ich ihm bisher erwiesen, geschah nur der Erhaltung meines Thrones willen; du sollst schon sehen, was ich tun werde.« Am folgenden Tag kam Kana zu seiner Mutter und sagte ihr: »Ich habe beschlossen, auf Abenteuer auszugehen; ich will die großen Herren überfallen und berauben, ihre Pferde, ihre Sklaven und all ihr Gut wegführen; wenn ich dann recht reich bin, so kehre ich wieder und werbe um Kadha bei ihrem Vater.« Seine Mutter suchte ihm vergebens die Gefahr vorzustellen, die solche Züge begleiten, er blieb bei seinem Entschluß, schickte die Alte zu Kadha und ließ ihr sagen, daß er wegreise, um eine ihr geziemende Morgengabe sich zu verschaffen, und ließ sie bitten, nur noch einmal zu ihm zu kommen. Die Alte ging zu ihr und kehrte bald wieder mit der Antwort: sie würde ihn um Mitternacht besuchen. Als sie zur bestimmten Stunde der Nacht erschien, sagte sie ihm: »Nimm mein Leben für den Schlaf, den ich dir solange geraubt, und für die Sorgen, die ich dir verursacht.« Er sprang auf und küßte sie und sagte: »O Wunsch meines Herzens, mein Leben werde das Lösegeld für alle deine Leiden!« Er teilte ihr dann seinen Entschluß mit, und als sie darüber weinte, sagte er ihr: »Weine nicht, meine Cousine, ich hoffe, daß Gott, der jetzt unsere Trennung beschlossen, uns auch bald wieder vereinigen wird.« Sobald der Morgen heranbrach, ging Kana zu seiner Mutter und nahm Abschied von ihr, umgürtete sein Schwert, ergriff die Lanze, bestieg sein Pferd Katul und ritt durch die Stadt so schön und strahlend, wie der Vollmond. Als er an das Tor kam, begegnete ihm sein Gefährte Sabach und sagte ihm: »Wie ich sehe, bist du schon reich geworden und besitzt ein kostbares Pferd, ich aber bin noch ebenso arm, wie ich war.« Kana antwortete ihm: »Auch dir wird das Glück noch lächeln; willst du mit mir reisen und gemeinschaftlich mit mir auf Raub ausgeben? was wir erlangen, teilen wir dann.« – »Jawohl, bei Gott!« erwiderte Sabach; »ich verlasse dich nicht mehr.« Er lief dann vor dem Pferd her, mit einem Schwert auf dem Arm und die Vorratstasche zwischen den Schultern. Sie wanderten vier Tage in der Wüste umher und stillten ihren Hunger an erlegten Gazellen und ihren Durst an Quellwasser; am fünften Tag kamen sie vor einen hohen Berg, an dessen Fuß allerlei Grünes wuchs, Blumen und Früchte blühten, und Pferde und allerlei Vieh umherweidete. Als Kana dies sah, freute er sich sehr, rüstete sich zum Kampf und beschloß, diese ganze Herde wegzuführen; er sagte zu Sabach: »Komm, laß uns diese Sklaven töten und ihre Herde wegnehmen, da können wir einmal Schätze sammeln.« Sabach erwiderte aber: »Es sind zu viele Leute dabei, worunter recht wackere, wir können uns in keine so große Gefahr begeben, aus der wir gewiß nicht glücklich entkommen; laß ab davon, wir würden nie mehr unsere Geliebten wiedersehen.« Kana lachte über Sabachs Feigheit und ließ ihn stehen, stürzte wie ein junger Löwe unter die Herde und trieb alles Vieh mit den Sklaven vor sich her. Aber bald umzingelte ihn eine Masse Sklaven mit scharfen Schwertern und langen Lanzen, angeführt von einem sehr starken türkischen Ritter, den das Schlagen nie ermüdete; dieser drang auf Kana ein und sagte ihm: »Wehe dir! wüßtest du, wem diese Herde gehört, du hättest sie nicht so weggeführt; wisse, sie gehört den cirkassischen Helden; es sind deren fünfzig, Löwen gleich, die noch kein Sultan unterjochen konnte. Es ist ihnen in dieser Gegend ein Pferd gestohlen worden, und sie haben geschworen, nicht von hier zu weichen, bis sie es wieder haben; darum weidet ihr Vieh noch hier, während sie den Dieb aufsuchen.«

 

Als Kana dies hörte, sagte er: »Hier ist das Pferd von dem ihr sprecht, es gehört mir, was wollt ihr nun von mir?« Er schrie dann seinem Pferd Katul in die Ohren; es sprang wie rasend auf, und Kana fiel über den Ritter und seine Umgebung her und tötete einen nach dem andern, bis die übrigen Sklaven sich fürchteten; da rief er ihnen zu: »Ihr Bastarde! schnell, treibt die Herde vor mir her, sonst färbe ich meine Lanze mit eurem Blut.« Die Sklaven befolgten Kanas Befehl, und als Sabach dies sah, kam auch er wieder freudig zu Kana herbei. Aber plötzlich erhob sich ein Staub, und fünfzig Ritter sprengten heran, wie zürnende Löwen; Sabach entfloh wieder auf den höchsten Hügel, um dem Kampf zuzusehen und sagte: »Ich bin kein Ritter, ich bin nur ein Spaßvogel.« Die fünfzig Ritter umgaben Kana von allen Seiten, dann trat einer von ihnen zu ihm heran und fragte, wo er mit dieser Herde hin wolle? Kana antwortete: »Laß mich, oder kämpfe mit mir! Diese Herde beschützt ein Löwe, ein Held, dessen Schwert alles niederhaut.« Der Ritter, welcher der Hauptmann der fünfzig war und Kardasch hieß, betrachtete Kana, aus dessen Augen Heldenmut strahlte und der lieblich wie eine dürstende Gazelle aussah, und hielt ihn für seine Geliebte Faten, mit welcher er die größte Ähnlichkeit hatte. Faten war die Anführerin ihres Stammes, durch Tapferkeit und Gewandheit in der Kriegskunst ebenso ausgezeichnet, wie durch Anmut und Schönheit; sie hatte geschworen, nur den Mann zu lieben, der sie auf dem Kampfplatz besiegen würde. Kardasch war unter ihren Werbern, aber er fürchtete sich, mit einem Frauenzimmer zu kämpfen; zwar hatten ihm seine Freunde gesagt: du bist so schön und so reizend, daß, sobald Faten dich sieht, sie so sehr für dich eingenommen sein wird, daß sie sich freiwillig dir ergibt, Aber er konnte sich doch nicht dazu entschließen, und hatte sich daher mit seinen Freunden auf den Weg gemacht. Als er aber jetzt Kana erblickte und ihn für Faten hielt, glaubte er, sie folge ihm aus Liebe, weil sie so viel von seiner Schönheit und Tapferkeit gehört; er ging daher auf Kana zu und sagte: »Wehe dir, Faten! du kommst, um mir Beweise von deiner Tapferkeit zu geben; sei mir willkommen! steige nur ab, ich habe mir nur deinetwillen alle diese Schätze erworben; heirate mich, ich lasse dich von Prinzessinnen bedienen und die ganze Welt soll deiner Schönheit huldigen, denn ich erhebe dich zur Königin dieser Länder!« Bei diesen Worten entbrannte Kanas Zorn immer mehr und er rief: »Du Hund! laß jetzt Faten und trete hervor zum Kampf, du wirst bald auf der Erde hingestreckt liegen.« Als Kardasch merkte, daß er es mit einem wackeren Ritter und tüchtigen Krieger zu tun hatte und seinen Irrtum einsah, sagte er zu den ihn begleitenden Rittern: »Hütet euch, alle auf einmal über unsern Gegner herzufallen, das wäre eine Schmach für uns; es soll nur einer nach dem anderen mit ihm kämpfen, er mag auch noch so wacker sein.« Auf diese Worte trat ein Ritter hervor auf einem braunen Pferd mit einem Silberflecken auf der Stirne; es war groß, aber dünnleibig, wie Antars Renner. Kana drang auf ihn ein, und nach einem erstaunlich harten Kampfe spaltete er ihm mit einem geschickten Heldenhieb Turban, Helm und Hirn, so daß er wie ein Kamel zu Boden stürzte. Nun trat ein zweiter und dritter hervor, aber Kana durchbohrte sie, den einen nach dem andern.

Als Kardasch seinen Gegner als den besten Krieger seiner Zeit erkannte, rief er ihm zu: »O Held deines Jahrhunderts; ich will dir dein Leben schenken und das Blut meiner Gefährten nicht rächen, denn ich habe Mitleid mit deiner Jugend; geh und nimm von dieser Herde, was du willst.« Kana erwiderte: »Laß diese Reden, mögest du immer edelmütig sein, aber suche nur dich selbst zu retten.« Kardasch entbrannte vor Zorn und schrie: »Wehe dir! wüßtest du, wer ich bin, so sprächest du anders auf diesem Kampfplatz; erkundige dich nur nach mir, ich bin ein reißender Löwe, der tapferste aller Ritter, meine Name ist Kardasch, ich bin‘s, der die mächtigsten Könige beraubt und die bestbedeckten Karawanen ausplündert; das Pferd, auf dem du sitzt, ist das einzige, was ich wünsche, auch möchte ich wissen, wie es in deine Hand gefallen.« – »Auf diesem Pferd«, versetzte Kana, »ritt zum König Sasan eine alte Frau, gegen die wir noch wegen meines Großvaters Omar und meines Oheims Scharkan Rache zu nehmen haben; denn wisse, ich bin Kana, der Sohn des Königs Dhul Makan.« Als Kardasch dies hörte, sagte er: »Nun so fliehe, denn dein Vater war ein tugendhafter, wohltätiger Mann.« Kana erwiderte aber: »Ich fürchte dich nicht, du Schurke.« Jetzt fielen sie übereinander her mit lautem Kriegsgeschrei, so daß man glaubte, der Himmel stürzte über sie zusammen, und rannten gegeneinander an wie zwei Böcke. Kana wurde beim ersten Angriff zum Weichen genötigt, aber bald kehrte er um und durchstach Kardasch mit seiner Lanze. Er trieb dann die ganze Herde und alle Güter zusammen und befahl den Sklaven, alles schnell wegzuführen. Sabach kam auch wieder vom Berg herunter und sagte zu Kana: »Du hast brav gekämpft, du bester Ritter deiner Zeit, ich habe indessen für dich gebetet und Gott hat mein Gebet erhört;« er fiel dann über Kardasch her, schnitt ihm den Kopf ab und steckte ihn auf seine Lanze. Kana befahl ihm, die Herde zu treiben, und so zogen sie miteinander fort, Tag und Nacht, bis sie nach Bagdad kamen. Alle Bewohner Bagdads freuten sich, als sie Kana mit einer so großen Herde sahen, und als sie Kardaschs Kopf erblickten, waren sie froh, einen so fürchterlichen Straßenräuber aus dem Wege geschafft zu wissen. Als Kana dann alle seine Abenteuer erzählte, wurde er mit großer Ehrfurcht aufgenommen, und ein zahlreiches Gefolge begleitete ihn nach dem Schloß, wo er sehr viele Geschenke austeilte. Sobald aber der König seine Ankunft vernahm, versammelte er die vertrautesten seiner Räte und sagte zu ihnen: »Ich muß euch jetzt meine geheimsten Gedanken mitteilen. Wisset, daß der Tod Kardaschs durch Kana unserem Land Verderben bringt, denn er stand mit gar vielen Türken und Stämmen der Wüste in Verbindung, die ihn rächen werden, auch haben wir viel von seinen Verwandten zu fürchten. Ferner wisset ihr wohl, daß der Vezier Dendan sich gegen mich verschworen hat und mit einem Teil des Heeres Kana durch Gewalt auf den Thron setzen will; mein Untergang ist dann um so sicherer, da alle Bewohner Bagdads Kana gewogen sind, weil er der rechtmäßige Erbe seines Vaters und Großvaters ist. Ihr sehet wohl die Gefahr, die mir droht, und es gibt nur ein Mittel, sie abzuwenden.« Als die Räte des Königs diese Worte vernahmen, sagten sie: »O König! hier ist leicht zu helfen; wir glauben, daß die Leute nur darum Kana gern haben, weil sie wissen, daß du ihn erzogen, und glauben, daß du ihn wie einen Sohn liebst; übrigens sind wir zu allem bereit, willst du, daß wir ihn töten, so töten wir ihn, oder wenn du willst, so schaffen wir ihn auf sonst eine Weise aus dem Wege.« Der König sagte: »Das wäre das beste, doch schwört mir es.« Da schworen sie beim erhabenen Koran, daß sie Kana töten wollten; dann sagten sie: »Wenn der Vezier Dendan seinen Tod vernimmt, wird all sein Bemühen vergebens sein.« Der König dankte ihnen hierauf und begab sich nach Hause; auch die Räte trennten sich mit dem festen Entschluß, Kana zu töten. Dies erfuhr aber Kadha und war höchst bestürzt darüber; sie ließ die Alte rufen, die schon früher ihr behilflich war, und schickte sie zu Kana, um ihn von der Absicht des Königs in Kenntnis zu setzen. Kana ließ ihr antworten: »Die Erde ist Gottes, er läßt darüber schalten, wen er will.« Kana verließ die Stadt nicht, und der König hoffte lange vergebens, daß er einmal ausgehen würde, um ihn heimlich umbringen zu lassen. Eines Tages ging er mit Sabach, der ihn überall hin begleitete, auf die Jagd und fing zehn Gazellen, da war eine hübsche schwarzäugige dabei, die immer rechts und links sich drehte. Kana bemitleidete sie und ließ sie wieder laufen. Sabach fragte: »Warum hast du dies getan?« Kana lachte und ließ auch die übrigen laufen, und sagte: »Es geziemt einem Mann nicht, eine schwache Gazelle gefangen zu nehmen, die sich so nach ihren Jungen umsieht.« Da sagte Sabach lachend: »Laß mich auch frei, damit ich zu den Meinigen zurückkehre. « Kana lachte und stieß ihn mit dem Schaft seiner Lanze zu Boden, so daß er wie eine Schlange sich herumwand. Auf einmal erhob sich ein Staub, und zwanzig Perser kamen geritten, die der König abgeschickt hatte, sobald er hörte, daß Kana sich aus der Stadt entfernt. Sie fielen über Kana her, aber er kämpfte wie ein Löwe, bis er einen nach dem anderen getötet. Der König war sehr bestürzt, als er erfuhr, daß statt Kana seine besten zwanzig Reiter ums Leben gekommen. Kana kehrte nach diesem Kampf wieder nach Bagdad zurück, wo alle Leute ihm zur Rettung aus der Gewalt der Reiter Glück wünschten. Der König Sasan aber ging zu seiner Gattin und erzählte ihr, wie alle Bewohner Bagdads für Kana eingenommen wären, und wie nun der Verräter Dendan bald mit der Armee ankommen würde, um Kana auf den Thron zu setzen, so daß ihm nur Schmach und Tod übrig bleibe, wenn er nicht ein Mittel finde, Kana zu töten. Nushat Assaman sagte: »Verrat ist abscheulich, sogar gegen Feinde, um wieviel mehr gegen so nahe Verwandte; das Beste ist, du gibst ihm deine Tochter zur Frau.« Aber der König stand zornig auf und sagte: »Bei Gott! glaubte ich nicht, du scherzest nur, ich würde dir das Leben nehmen.« Durch diese Wort eingeschüchtert, sagte Nushat Assaman: »Nun, du hast recht, ich scherze nur; wir müssen durch irgend eine List Kana ins Grab schicken und zwar am besten durch unsere schlaue, ränkeschmiedende Sklavin Bakun.« Diese hatte Kana und Kadha erzogen, und Kana war ihr sehr zugetan und schlief oft auf ihrem Schoß. Sasan ließ die Sklavin Bakun sogleich rufen und machte ihr die schönsten Versprechungen, wenn sie Kana umbringen wollte. Sie antwortete: »Dazu geschieht mir zwar sehr wehe, doch befolge ich deinen Befehl; verschaffe mir nur einen giftigen Dolch, es soll bald um ihn geschehen sein.« Sasan rief freudig aus: »Gott segne dich!« und brachte ihr einen Dolch. Bakun begab sich nun zu Kana, der auf feurigen Kohlen stand, weil er gerade Kadha erwartete, und sagte ihm: »Die Zeit der Vereinigung ist nahe; die Tage der Trennung sind vorüber, das habe ich dir von Kadha zu verkündigen.« Kana freute sich sehr und versprach ihr den schönsten Lohn. Sie erbot sich dann, ihm allerlei schöne Märchen zu erzählen, bis Kahda ihn besuchen könnte. Kana nahm ihr Anerbieten mit Dank an, legte den Kopf auf ihren Schoß und schlief ein. Als Bakun sah, daß er fest schlief, dachte sie: nun ist es Zeit, ans Werk zu gehen; sie zog den Dolch aus ihrem Busen, und wollte eben Kana damit durchbohren, als seine Mutter ins Zimmer trat. Bakun verbarg schnell ihren Dolch und ging Kanas Mutter entgegen, die sogleich ihren Sohn weckte. Sie hatte nämlich von Kadha gehört, daß ihr Vater seinen Tod beschlossen, und war daher zu ihm geeilt, um ihn zur Flucht zu bewegen. Kana verließ am folgenden Morgen mit seinen Freunden Bagdad und begab sich zu Dendan, bei dem er auch Nushat Assaman traf, welche von ihrem Gatten entflohen war; sie machten mit ihren Truppen einen Streifzug ins Gebiet des griechischen Fürsten Rumsan, wurden aber nach mehreren glücklichen Gefechten gefangen und erhielten Befehl, sich zum König zu begeben. Kana sowohl als der Vezier glaubten dem Tod sehr nahe zu sein; aber der König ließ sie sitzen und Tische vor ihnen decken, und nachdem sie gegessen und getrunken hatten, sagte er ihnen: »Ich will euch einen Traum erzählen, den ich diese Nacht gehabt, vielleicht könnt ihr mir ihn deuten.« Der Vezier sagte: »Gut, mein König, erzähle, was du gesehen.« Der König sprach: »Ich befand mich im Traum in einer sehr finstern Grube, wo ich gar zu sehr gepeinigt wurde, ich wollte aufstehen und die Grube verlassen, da sah ich einen goldenen Gürtel liegen; ich streckte die Hand danach aus, um ihn zu nehmen, und es wurden auf einmal zwei Gürtel daraus, ich umgürtete mich damit, und sieh, da war es wieder nur ein Gürtel; das ist‘s, o Vezier! was ich im Traum gesehen.« Der Vezier sagte: »O unser Sultan! bei dem höchsten König und Richter, dein Traum bedeutet (doch nur Gott ist allwissend): es wird ein Bruder, ein Neffe, ein Vetter oder sonst einer von deinen Verwandten gegen dich auftreten und dir dein Königreich streitig machen.« Als der König dies hörte, dachte er, ich muß mich meiner Gefangenen schnell entledigen, um bald wieder in meiner Residenz zu sein; er ließ daher alle gefangenen Fürsten der Sassaniden köpfen; dann fiel ihm ein, daß ihm Kana am gefährlichsten werden könnte, und er erteilte dem Scharfrichter den Befehl, auch ihm den Kopf abzuschlagen. Aber in diesem Augenblick trat die Amme des Königs hervor und sagte in fränkischer Sprache: »O König! wie kannst du das Herz haben, deinen Neffen zu erschlagen, den Sohn deines Bruders und deiner Schwester?« Als der König dies hörte, wurde ihm ganz trübe vor den Augen und er schrie ganz zornig: »Du hast oft von einer Perle gesprochen und von meinem Vater, der durch Gift gestorben, und von meiner Mutter, die von einem Sklaven umgebracht worden war, warum hast du mir nicht die ganze Geschichte erzählt?« Da sagte die Amme: »Ich will dir nun alles mitteilen, was ich weiß. Mein Name ist Murdjana und deine Mutter hieß Ibris; sie war sowohl wegen ihrer Schönheit, wie auch wegen ihrer Tapferkeit sehr berühmt, auch ihre Beredtsamkeit verschaffte ihr großes Ansehen. Der große König Omar, der ohne Zweifel dein Vater war, schickte einst seinen ältesten Sohn Scharkan mit dem Vezier Dendan in den Krieg. Scharkan verließ seine Armee und begegnete deiner Mutter Ibris, die ich damals begleitete, auf ihrem Gut am Ufer eines Flusses. Ibris bewirtete Scharkan fünf Tage lang in ihrem Schloß. Da hörte es ihr Vater, der König Hardub, durch die alte Schawahi, und Ibris, welche Muselmännin geworden, mußte mit Scharkan zu seinem Vater Omar nach Bagdad fliehen. Ich zog mit ihr, auch Richana und zwanzig andere Sklavinnen, unter dem Schutz Scharkans.

 

Als der König Omar Ibris sah, liebte er sie so sehr, daß er seiner Leidenschaft nicht mehr Herr war und mit Hilfe eines Schlaftrunks sie überlistete. Deine Mutter hatte Omar drei Perlen geschenkt, wovon er eine seiner Tochter Nushat Assaman gab, eine Scharkan und die dritte Dhul Makan. Deine Mutter nahm dann die Scharkans wieder und verließ Bagdad heimlich mit mir und einem Sklaven, Namens Ghadban. Dieser führte uns über Berge und Wüsten, bis er eines Nachts deine Mutter Ibris so verbrecherisch anfiel, daß sie vor Schrecken und Angst niederkam. In diesem Augenblick sahen wir von der Seite unserer Heimat her einen mächtigen Staub, der die ganze Atmosphäre verdunkelte. Der Sklave fürchtete den Tod und brachte in der Wut deine Mutter um (Gott verdamme ihn!) und ergriff die Flucht. Als er weg war, kam dein Großvater, der König Hardub, mit Soldaten und fand seine Tochter auf den Boden hingestreckt. Wir beerdigten dann deine Mutter in ihrem Schloß und ich nahm ihr die Perle ab, die an ihr hing, und hing sie dir um; ich verbarg dir aber alles dies, weil es der große König Hardub mir so befohlen; aber nun darf ich dir nimmer länger ein Geheimnis aus deiner Geburt und Abstammung machen.« Nushat Assaman schrie laut auf, als sie dies hörte, und sagte: »Also ist der König Rumsan mein Bruder von seiten meines Vaters, des großen Königs Omar, und Ibris, die Tochter des Königs Hardub, war meine Mutter, denn in der Tat erkenne ich die Sklavin Murdjana wieder.« Der König weinte, als er dies hörte, nahm dem Scharfrichter das Schwert weg, ließ Kana und den Vezier, welche schon vom Leben Abschied genommen hatten, entfesseln und bat Murdjana, alles zu wiederholen, was sie soeben erzählt hatte. Diese tat, wie ihr befohlen worden, und als sie ihre Erzählung vollendet hatte, bemerkte sie die dritte Perle an Kanas Hals und schrie: »Hier ist der sicherste Beweis, daß ich die Wahrheit berichtet; hier ist die zweite Perle, ähnlich derjenigen, welche ich von deiner Mutter genommen und dir umhing.« Als dem König kein Zweifel mehr blieb, daß er Kanas Oheim sei, umarmte er den Vezier und Kana, und ließ sogleich durch Freudenboten mit Trompeten und Psaltern seinen Truppen die Ankunft seiner Verwandten verkündigen.

Der Vezier Dendan schickte auch Boten an die Anführer seiner Truppen und befahl ihnen, alle Feindseligkeiten einzustellen. Als er dann dem König Rumsan das treulose Benehmen des Königs Sasan gegen Kana schilderte, beschloß jener, mit ihm nach Irak zu ziehen, um Kana auf den ihm gebührenden Thron zu setzen. Beide Armeen vereinigten sich unter den Befehlen Rumsans und Dendans; Sasan ergriff die Flucht, sobald er von ihrem Anzug hörte, und überließ die Regierung Kana und Rumsan, welche übereinkamen, daß jeden Tag ein anderer herrschen sollte. Eines Tages, als Rumsan auf dem Thron saß, trat ein Kaufmann weinend vor ihn und erzählte ihm, er sei vor den Toren Bagdads mit seiner ganzen Karawane ausgeplündert worden, und bat ihn, eine Abteilung Truppen den Räubern nachzusenden. Rumsan sowohl als Kana, der die Klage des Kaufmanns mit anhörte, bemitleideten ihn; jeder von ihnen stellte sich an die Spitze von hundert tapferen Rittern und schworen, nicht eher heimzukehren, bis sie die Räuber gezüchtigt und der Karawane ihr Gut wieder verschafft. Nach einem vierundzwanzigstündigen Marsch holten sie die Räuber in einem fruchtbaren Tal ein, als sie gerade beschäftigt waren, die erbeuteten Waren unter sich zu verteilen; sie umzingelten sie von allen Seiten, und nach einer kurzen Gegenwehr führten sie, sie mit allen ihren Gütern gefangen nach Bagdad, Hier wurden dem Kaufmann seine Waren zurückgegeben, und siehe da, es fielen zwei Briefe heraus: der eine war von Scharkans und der andere von Nushat Assamans Hand. Kana erkannte die Schrift sogleich und fragte den Kaufmann, wie er zu diesen Briefen gekommen und was sie enthalten? Der Kaufmann erzählte ihm, daß er vor vielen Jahren eine Sklavin mit Namen Nushat Assaman gekauft, die er dem König Scharkan in Damaskus geschenkt, und beide haben ihm Empfehlungsbriefe an den damaligen König Omar gegeben. Als Kana dies hörte, ließ er Nushat Assaman rufen und stellte ihr den Kaufmann vor. Sie erkannte ihn sogleich als den Mann, der sie von Beduinen gekauft, bewilIkommte ihn freundlich und ließ ihn in ihrem Schloß mit der größten Ehrerbietung bewirten. Kana ließ dann die Räuber vor sich kommen, und es stellte sich in der Untersuchung heraus, daß drei von ihnen als eigentliche Anführer am schuldigsten waren. Der König forderte sie auf, ihm einige ihrer Abenteuer zu erzählen. Da trat einer von ihnen hervor und sagte: »Der schönste Raub, den ich in meinem Leben begangen, war der eines jungen Mädchens aus Jerusalem. Sie sah sehr arm aus, war aber ausgezeichnet schön; ich bot ihr eine Stelle als Gesellschafterin meiner Tochter an, als ich sie aber auf meinem Kamel hatte, führte ich sie nach Damaskus und verkaufte sie als Sklavin für hunderttausend Dinare.« Als Nushat Assaman diese Erzählung hörte, stieß sie einen lauten Schrei aus und sagte dem König: »Das ist der Beduine, der mich von Jerusalem entführt und mich auf dem Weg so grausam behandelt hat; der verdient den Tod.« Sie zog bei diesen Worten Kanas Schwert aus der Scheide und erschlug den Beduinen. Sie ließ ihn dann an den Füßen wegschleppen und vor das Tor den Hunden zur Nahrung hinwerfen. Die beiden anderen hatten kein besseres Los, denn es zeigte sich bald, daß der eine der Sklave Ghadban war, welcher Ibris getötet, und der andere der Kameltreiber, welcher Dhul Makans Geld behalten und ihn vor die Tür des Badheizers geworfen hatte. »Nun«, sagte Kana, nachdem alle drei hingerichtet waren, »bleibt uns nur noch, an der verruchten Dsat Dawahi Rache zu nehmen, die meinen Oheim und Großvater meuchelmörderisch umgebracht.« – »Auch diese will ich in deine Hände liefern«, versetzte Rumsan. Er ließ sich sogleich Tinte und Kalam reichen und schrieb der Alten, er habe ganz Irak erobert und alle Muselmänner unterworfen, und lud sie ein, zu ihm nach Bagdad zu kommen. Rumsan, der längst Muselmann geworden, kleidete sich wieder als Franke und ging ihr entgegen. Sobald sie aber in Bagdad anlangte, wurde sie von Kanas Leibwache ergriffen und vor ein Tor der Stadt gehängt. Bagdad wurde hierauf drei Nächte nacheinander beleuchtet, und Kana feierte seine Vermählung mit Kadha.