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Tausend Und Eine Nacht

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Meine Geliebte weinte noch lange über meine Cousine, und bewunderte die Kraft, mit welcher sie ihr Geheimnis so sorgfältig bewahrt, und die Selbstaufopferung, mit der sie ihren Geliebten einer anderen überließ. Sie bat mich dann, sie auf ihr Grab zu begleiten, damit sie einige Verse auf ihren Grabstein einhaue, ihr ein Grabmal bauen lasse und für sie bete. Ich versprach ihr, am folgenden Morgen mit ihr zu gehen, und brachte noch die Nacht bei ihr zu. Sie sagte jeden Augenblick, »Warum hast du mir früher nichts von deiner Cousine erzählt?« Ich antwortete immer: »Treue ist schön, Verrat abscheulich«, und so schwieg sie still. Des Morgens früh stand sie auf, nahm einen Beutel voll Geld zu sich und bat mich nochmals, mit ihr auf das Grab meiner Cousine zu geben. Sie griff auf dem Weg immer in den Beutel, teilte im Gehen Geld aus und sagte dabei: »Diese Almosen gebe ich für das Heil der Teuren, die ihr Geheimnis verborgen, bis sie den Todeskelch geleert.« Als wir an das Grab kamen, warf sie sich darauf hin, zog dann einen kleinen Hammer und einen stählernen Meißel aus der Tasche und schrieb in einer zierlichen Schrift folgende Verse auf den Grabstein:

»Ich kam auf ein zertretenes Grab, mitten in einem Garten, wo sieben Anemonen blühten, und fragte: Wem gehört dieses Grab? Da antwortete mir die Erde: Verehre es, es ist das Grab einer Liebenden. Ich sagte: O Liebende, Gott schenke dir Heil und lasse dich auf den schönsten Anhöhen des Paradieses wohnen! Arme Liebende, sogar ihr Grab verrät die Demütigung, die sie unter den Menschen erlitten. Könnte ich, ich würde dein Grab in einen Garten umwandeln und ihn mit meinen Tränen bewässern.«

Nachdem sie diese Verse eingegraben und lange geweint hatte, kehrten wir in ihren Garten zurück und sie versprach mir, mich nie zu verlassen. Ich blieb ein Jahr lang bei ihr, wurde dick und fett, denn ich tat weiter nichts, als essen und trinken und küssen und Kleider wechseln, hatte gar keinen Kummer und keine Sorge, und meine Cousine war längst bei mir vergessen. Eines Abends, als ich hübsch gekleidet und wohl parfümiert aus dem Bad kam, trank ich so viel Wein und wurde von dem Duft meiner Kleider so berauscht, daß ich nicht mehr wußte, was ich tat. Ich sollte in den Garten zu meiner Geliebten gehen, kam aber in eine falsche Straße; da begegnete mir ein altes Weib, das in der einen Hand eine Wachskerze und in der anderen einen zugerollten Brief trug. Ich näherte mich der Alten, wie sie weinend folgende Verse rezitierte:

»Gott segne den frohen Boten, der mir so süße Kunde bringt; könnte ihm ein Geschenk genügen, ich gäbe ihm mein Herz, das in der Abschiedsstunde zerstückelt worden.«

Als sie mich bemerkte, fragte sie mich, ob ich lesen könnte, und als ich ihre Frage bejahte, zeigte sie mir einen Brief von einem lange abwesenden Freund, ich las ihn und teilte ihr dessen frohen Inhalt mit; sie dankte mir mit den Worten: »Gott befreie dich von jedem Kummer, wie du eben den meinigen zerstreut.« Ich wollte schon wieder weitergehen, da sprang sie auf mich zu, küßte mir die Hand und sagte: »O mein Herr, Gott bewahre deine Jugend zum Lohn! komm mit mir an dieses Haustor, da wohnt meine Tochter; der Brief, den du gelesen, ist der erste von meinem Sohn, der schon vor zehn Jahren mit Waren abgereist ist, so daß wir alle Hoffnung, ihn wiederzusehen, schon aufgegeben hatten.

Die Alte setzte dann noch hinzu: »Komm nun mit mir und lese den Brief meiner Tochter vor, die ihren Bruder außerordentlich liebt und Tag und Nacht über ihn weint, denn mir glaubt sie es doch nicht, wenn ich ihr auch sage, er hat geschrieben, daß er wohl ist, denn die zärtlich Liebenden befürchten immer das Schlimmste. Sei also so gefällig, mit mir an die Tür zu kommen, ich will meine Tochter herunterrufen, daß sie dir innerhalb der Tür zuhöre; du wirst auf diese Weise ihrem Jammer ein Ende machen. Hat nicht der Gesandte Gottes (Gottes Friede sei mit ihm!) gesagt: Wer seinem Nebenmenschen in dieser Welt eine Sorge abnimmt, dem nimmt Gott der Erhabene am Auferstehungstag dafür zweiundsiebenzig Qualen ab.« Ich folgte der Alten bis vor ein großes Haustor, das mit Messing belegt war. Ich blieb an der Tür stehen und die Alte rief einige persische Worte hinauf, da kam eine junge Dame herunter, mit heraufgeschürztem Kleid, als käme sie eben von irgend einer Arbeit, sie sah aber sehr vornehm aus; ihre wohlgeformten Füße waren von goldenen Fußringen, mit einem Schloß von sieben Diamanten, umfaßt, an ihrem Hals hing eine kostbare Perlenschnur, ein ganz neues Diadem aus den kostbarsten Edelsteinen zusammengesetzt, schmückte ihre Stirne, ein Paar feingearbeitete Armbänder lagen um den weißesten Arm, den Gott geschaffen, und Ringe von Perlen hingen an ihren Ohren. Sobald sie mich erblickte, sagte sie mit einer süßen Stimme, wie ich sie noch nie gehört: »O Mutter, ist das der Mann, der den Brief lesen will?« Die Alte sagte: »Ja«, da reichte mir das Mädchen den Brief hin. Aber als ich mich zu ihr hinneigte, um den Brief zu nehmen, stieß mich die Alte ins Haus hinein, eilte wie ein Blitz auf das Haustor zu und verschloß es. Ich war kaum im Inneren des Ganges, als die Dame mich mit aller Kraft umfaßte und mich durch sieben Gänge in einen großen Saal mit vier Erhöhungen schleppte. Hier legte sie mich auf den Boden und sagte: »Öffne deine Augen!« Als ich wieder frei atmete und die Augen öffnete, erstaunte ich über den prachtvollen Saal, in welchem ich mich befand. Der marmorne Boden war mit seidenen Teppichen und Divanen belegt, auch waren zwei kupferne Bänke darin und ein goldenes mit Perlen und Edelsteinen besetztes Sofa, wie es nur einem König ziemt. Sie fragte mich dann: »Was hast du lieber, Teurer! den Tod oder das Leben?« – »Allerdings ziehe ich das Leben vor.« – »So heirate mich!« – »Ich kann dich nicht heiraten.« – »Wenn du bei mir bleibst, so bist du sicher vor jenem listigen Weib.« – »Was für ein listiges Weib?« – »Kennst du wohl das Weib nicht, mit dem du nun schon ein Jahr und vier Monate Umgang hast? Gott verdamme deine Geliebte und bestrafe sie durch noch schlimmere Menschen, als sie ist; wie viele Männer hat sie schon ins Unglück gestürzt; ich begreife gar nicht, wie du, mein Sohn, solange von ihr verschont bleibst.« Ich fragte sie ganz erstaunt: »O meine Herrin! wer hat dich mit ihr bekannt gemacht?« Sie antwortete: »Ich kenne sie so gut, als die Zeit ihre Unfälle kennt, doch möchte ich alles wissen, was zwischen euch vorgefallen ist, und weshalb du bis jetzt von ihr verschont geblieben bist.« Da erzählte ich ihr alles, was zwischen uns vorgefallen, verheimlichte ihr nichts, auch von meiner Cousine und von den Versen, die sie mich gelehrt. Da weinte die Dame laut und sagte: »Bei Gott! so gibt es keine zweite mehr, wie deine Cousine war, und ohne sie wärest du schon längst ins Verderben gestürzt. Ich wünschte schon lange, dich hierher zu locken, es ist mir aber erst heute durch die List der Alten gelungen. Sei nun ganz zufrieden und heiter, bleibe bei mir, du bist ein hübscher Junge, ich will dich nach der Vorschrift Gottes und seines Gesandten heiraten und dir alles gewähren, was du an Geld oder anderen Gegenständen bedarfst. Du findest hier dein Brot gebacken und dein Wasser im Becher bereit; du hast nichts anderes zu tun, als zu essen, zu trinken und mich zu küssen.« Sie klatschte dann mit den Händen und sagte der Alten, welche herbeigelaufen kam: »Bringe deine Leute her!« Die Alte kam nach einer Weile mit vier Zeugen wieder, zündete vier Wachslichter an und warf ein seidenes Tuch um die Dame. Die Zeugen schrieben den Ehekontrakt und die Dame erklärte, zehntausend Dinare als Morgengabe erhalten zu haben. Nachdem dies geschehen war, gab sie den Zeugen ihren Lohn und sie gingen fort. Kaum waren die Zeugen zur Tür hinaus, als die Dame das Tuch wieder von sich warf und sich zu mir auf den Divan setzte. Als ich eine Weile schüchtern neben ihr saß, faßte sie mich bei der Hand, küßte und umarmte mich mit den Worten: »Erlaubter Genuß ist keine Schande.« Hierauf warf ich mich an ihre Brust und brachte die ganze Nacht in den süßesten Umarmungen zu. Als ich des Morgens weggehen wollte, kam sie mir lachend entgegen und sagte: »Glaubst du, es geht hier, wie bei deiner ersten Geliebten? Du bist mein gesetzlicher Gatte in Gegenwart von vier Zeugen geworden; wenn du geschlafen hast, so erwache, und wenn du betrunken warst, so werde nüchtern. Dieses Haus wird nur einmal im Jahr geöffnet; geh einmal und betrachte das Haustor!« Ich stand auf und ging nach dem Haustor und fand es mit eisernen Nägeln vernagelt. Meine Gattin sagte mir dann: »Wir haben hier Mehl und Getreide, Granatäpfel, Zucker, allerlei Backwerk, Schafe, Hühner und Gänse und sonst alles, was wir auf ein Jahr brauchen; ich erkläre dir also, daß du vor Verlauf eines ganzen Jahres nicht hinauskommen wirst.« Da rief ich verzweiflungsvoll: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott dem Erhabenen!« Sie aber sagte: »Was liegt daran? du hast ja hier das angenehmste Leben auf der Welt, du brauchst gar nichts zu arbeiten und findest in diesen Mauern alle Lebensgenüsse vereint.« Ich fügte mich in mein Schicksal und brachte ein ganzes Jahr bei meiner Gattin zu, tat nichts als essen und trinken und sie umarmen. Nach neun Monaten gebar mir meine Gattin einen Sohn, der mir das letzte Vierteljahr verkürzte. Als das Jahr zu Ende war, hörte ich, wie man die Tür öffnete, und es traten Männer herein mit Mehl und Zucker und anderem Lebensvorrat; da wollte ich hinausgehen, aber meine Frau sagte: »Warte bis abends, so wie du hierhergekommen, sollst du auch wieder weggehen.« Ich wartete zitternd bis Abend; als ich dann gehen wollte, sagte meine Frau: »Bei Gott! ich lasse dich nicht zur Tür hinaus, wenn du mir nicht vorher schwörst, daß du vor Tagesanbruch, ehe die Tür wieder geschlossen, wiederkehrst.« Ich willigte ein, und sie ließ mich den heiligsten Eid, bei dem Koran, dem Schwert und unserer Scheidung, schwören, daß ich nur meinen Vater besuchen und dann gleich wieder zu ihr kommen wollte. Als ich von ihr wegging und an dem Garten vorüberkam, wo meine erste Geliebte wohnte, fand ich ihn offen, da dachte ich: ich komme nun unvermutet, nach einer Abwesenheit von einem Jahr, wieder, und doch ist der Garten offen. Ich muß doch einmal sehen, was meine Geliebte macht; nachher will ich meinen Vater besuchen.

 

Als ich in das Gartenhäuschen kam, sah ich meine geliebte Dalila dasitzen, den Kopf auf die Knie gestützt und die Hand auf die Wangen. Sie sah sehr blaß und entstellt aus und ihre Augen waren hohl vom vielen Wachen und Weinen, Als sie mich sah, sagte sie: »Gelobt sei Gott, der dich wohl erhalten.« Sie freute sich sehr mit mir, sprang auf und küßte mich. Ich stand ganz beschämt vor ihr und sagte: »Wieso hast du gewußt, daß ich eben jetzt kommen würde?« – »Das konnte ich allerdings nicht wissen, aber, bei Gott! ich bringe nun hier schon ein ganzes Jahr, jede Nacht wachend, zu, um dich zu erwarten; so lebe ich höchst betrübt seit dem Tage, wo du mich verließest, nachdem ich dir ein kostbares, neues Kleid geschenkt und du mir versprachst, bald wieder zu kommen. Nun, mein Geliebter! erzähle mir, warum du so lange ausgeblieben?« Ich berichtete ihr alles, was mir widerfahren, sagte ihr auch, daß ich verheiratet wäre mit Habiba und daß ich geschworen habe, vor Tagesanbruch wieder bei ihr zu sein. Als Dalila dies hörte, wurde sie ganz blaß und sagte: »Nun denke, wenn Habiba – nachdem sie durch eine List dich ein Jahr lang bei sich eingesperrt hielt – doch noch keine einzige Nacht von dir getrennt bleiben will, wie muß mir zumute sein, da ich schon ein ganzes Jahr mit allen seinen dreihundertundsechzig Nächten ohne dich lebe? Ich habe dich doch früher gekannt, und weil ich deiner Liebe traute und aus Rücksicht für deine Cousine, der Gott sein Erbarmen schenken möge, dir gar keinen Zwang auferlegt. « Bei diesen Worten sah sie mich ganz grimmig an, wie ein Gespenst, so daß ich an allen Gliedern zitterte. Nach einer kleinen Pause fuhr sie fort: »Nun, da du verheiratet bist und einen Sohn hast, was kann mir deine Gesellschaft nützen? Ich kann keinen Ehemann um mich leiden, ich lebe nur gern in Gesellschaft unverheirateter Männer; du hast mich für eine gemeine Dirne aufgegeben, die dich durch List herbeigelockt, ich habe nichts mehr mit dir gemein; aber, bei Gott! sie soll dich auch nicht länger besitzen, keine von uns beiden soll dich haben.« Sie rief hierauf ihre Leute herbei, und es kamen zehn Sklavinnen, die mich zu Boden warfen und auf mir knieten. Dalila ergriff ein Messer und sagte: »Bei Gott! ich schlachte dich, wie man einen Bock schlachtet, das ist die geringste Strafe, die du für dein Verfahren gegen deine Cousine verdienst.« Als ich auf dem Boden lag, von den Sklavinnen festgehalten, und Dalila schon das Messer wetzte, verlor ich alle Hoffnung auf das Leben und schrie nach Hilfe, aber niemand hörte mich und Dalila wurde immer härter und grimmiger, befahl den Sklavinnen, mich zu binden und zu prügeln, wobei sie selbst nicht untätig blieb, bis meine Stimme erlosch und ich in Ohnmacht fiel, Ich dachte, als ich wieder zu mir kam, es wäre besser für mich gewesen, sie hätte mich gleich geschlachtet, als so gepeinigt und nun glaubte ich die Worte meiner Cousine, welche mir sagte: »Gott bewahre dich vor ihrer Bosheit und List.« Ich schrie und weinte wieder, aber sie kehrte sich nicht daran, und sobald sie das Messer gewetzt hatte, hieß sie die Sklavinnen, welche noch immer auf mir knieten, aufstehen und kam auf mich zu, um mir den Hals abzuschneiden. Da gab mir Gott die Worte meiner Cousine ein: »Treue ist schön, Verrat abscheulich.« Als Dalila diese Worte hörte, warf sie das Messer weg und sagte, »Gott erbarme sich deiner Cousine, die auch nach ihrem Tode dir noch das Leben rettet; doch will ich dich nicht ohne Zeichen deiner Untreue entlassen.«

Dalila ließ mir dann die Hände binden, setzte ein kupfernes Pfännchen über das Feuer, goß Schmalz hinein und einige andere Salben. Dann nahm sie ein Rasiermesser und brachte mir eine schwere Wunde bei, brannte sie mit einem heißen Eisen und legte ein blutstillendes Pflaster darauf. Ich lag lange in Ohnmacht, und als ich wieder zu mir kam, war das Blut schon gestillt, aber ich war verstümmelt. Als Dalila meine Augen offen sah, sagte sie mir: »Nun kannst du wieder zu deiner Gattin gehen oder zu wem du sonst willst; ich habe meine Rache vollbracht, packe dich jetzt fort und danke dein Leben deiner Cousine.« Bei diesen Worten gab sie mir einen Tritt mit dem Fuß; da ich aber nicht aufstehen konnte, ließ sie mich durch ihre Sklavinnen zur Tür hinaustragen. Ich blieb eine Weile auf der Straße liegen, bis ich imstande war aufzustehen, dann kroch ich ganz langsam zu meiner Frau, deren Haustür noch offen war. Ich fiel an der Tür hin, und meine Frau kam heraus und trug mich in den Saal. Da sie mich aber verstümmelt fand und wohl wußte, daß ich meinen Eid gebrochen, ließ sie mich im Schlafe wegtragen. Als ich erwachte, fand ich mich auf der Straße vor der Tür ihres Gartens liegen. Ich stand auf und ging in mein elterliches Haus; da hörte ich, wie meine Mutter über meine lange Abwesenheit weinte; sie sagte eben: »O mein Sohn Asis, wüßte ich doch nur, in welchem Land du dich aufhältst.« In diesem Augenblick nahte ich mich ihr und umarmte sie. Sie weinte, sowohl vor Freude mich wieder zu sehen, als vor Kummer über mein übles Aussehen, und auch ich weinte mit ihr, weil ich mich meiner Cousine erinnerte, die mir so viele Wohltaten erwiesen. Noch größer aber wurde meine Trauer, als ich nach meinem Vater fragte und meine Mutter mir sagte, er sei vor zehn Tagen gestorben. Diese Nachricht schmerzte mich so sehr, daß ich in Ohnmacht fiel. Als ich wieder zu mir kam, fiel mein Blick auf den Platz, wo meine Cousine zu sitzen pflegte, und ich weinte wieder in einem fort bis Mitternacht und sagte meiner Mutter: »Wohl habe ich mein Schicksal verdient und noch ein härteres.« Meine Mutter fragte mich, was mir denn widerfahren und ich erzählte ihr meine Abenteuer. Da dankte sie Gott, daß ich noch so davon gekommen und nicht geschlachtet worden sei; sie tröstete mich dann und pflegte mich, bis ich wieder ganz geheilt war. Dann sagte sie: »Jetzt, da du keine Geliebte mehr hast und deine Cousine von Herzen beweinst, will ich ihrem Willen gemäß dir geben, was ich für dich aufbewahren sollte.« Sie öffnete eine Kiste und gab mir das Stück Tuch, worauf die Gazelle gestickt war, und es waren folgende Verse dazu geschrieben:

»Du hast der Liebe Schmerz in mir erregt und bist dabei ruhig geblieben; du hast mein müdes Auge wachen lassen, während das deinige schlief. Du versprachst mir, meine Liebe zu verbergen und ließest dir alles auslocken. Dein Bild schwebt mir stets vor Augen, sie werden sich nie dem Schlaf schließen, noch wird mein Herz je dem Trost zugänglich sein. O mein Freund! ich beschwöre dich, schreibe auf meinen Grabstein, wenn ich tot sein werde, daß ich als Opfer der Liebe gestorben. Rufe meinen Namen aus, wenn du an meinem Grab vorübergehst: meine Gebeine werden stöhnend deinen Gruß erwidern.«

Ich weinte laut, als ich diese Verse gelesen hatte, und schlug mir ins Gesicht. In diesem Briefchen fand ich dann noch ein anderes Papier, auf dem folgendes geschrieben war: »Wisse, mein Vetter, daß ich dich von meinem Blut freispreche und zu Gott bete, daß er zwischen dir und deiner Geliebten immerwährende Eintracht erhalte; sollte sie dir etwas zuleide tun, so kehre nicht zu ihr zurück und knüpfe auch kein neues Verhältnis an; ertrage dein Unglück mit Geduld, sonst gehst du zugrunde; denn wäre nicht dein Lebensziel bestimmt, so hättest du schon längst den Todeskelch geleert; doch gelobt sei Gott, der meinen Sterbetag vor den deinigen gesetzt. Gib wohl acht auf diese Gazelle, die mein einziger Trost in deiner Abwesenheit war. Kommst du in die Nähe des Mädchens, das diese Gazelle gestickt hat, so reiß dich von ihr los, knüpfe aber dann keine andere Bekanntschaft an. Wisse, daß diejenige, welche diese Gazelle gestickt hat, jedes Jahr eine solche verfertigt und in die Welt schickt, um berühmt zu werden. Deine Geliebte hat sie zufällig bekommen und aus falscher Ruhmsucht den Leuten gesagt, sie wäre von ihrer Schwester. Sie hat aber gelogen, Gott entziehe ihr seinen Schutz! Ich sage dir dies, weil ich weiß, daß nach meinem Tod die Welt dir eng wird, du könntest dann umherreisen, um die aufzusuchen, welche diese Gazelle verfertigt hat, deshalb wisse, es ist niemand anders, als die Tochter des Königs der Kampferinseln.« Als ich diesen Brief gelesen hatte, weinte ich den ganzen Abend mit meiner Mutter und verlebte dann ein trauriges Jahr mit ihr, bis Kaufleute aus meiner Stadt sich zu einer Reise vorbereiteten; da entschloß ich mich, sie zu begleiten, auch meine Mutter redete mir zu, weil sie hoffte, die Reise würde mich zerstreuen, und so machte ich mich mit ihnen auf den Weg; doch blieb mir auf der ganzen Reise kein Auge trocken, und so oft wir in eine Herberge einkehrten, nahm ich mein Päckchen heraus und betrachtete die Gazelle und dachte an meine Cousine, die aus hoffnungsloser Liebe zu mir gestorben. Nach einem Jahr kehrte ich mit der Karawane nach Hause zurück. Da aber meine Leiden immer mehr wuchsen, trat ich eine zweite Reise an, die mich an den sieben Kampferinseln vorüberführte, mit ihren kristallenen Schlössern; dort regiert ein König, welcher Scheberman heißt, und man sagte mir, meine Gazelle sei von dessen Tochter Dunia gestickt. Als ich sie sah, weinte ich von neuem über meine Verstümmelung, denn Dunia ist das reizendste Geschöpf Gottes, und seither ist mein Schmerz nicht mehr zu lindern. Ich bin nun des traurigen Lebens satt, ich will jetzt in meine Heimat zurückkehren und bei meiner Mutter sterben, weiß aber nicht, ob meine Kräfte noch so weit reichen.

Hierauf weinte und seufzte der Jüngling lange, betrachtete die Gazelle und sagte dem Prinzen: »Das ist meine Geschichte, mein Herr, hast du je eine so wunderbare gehört?«

Als Tadj Almuluk von der berühmten Künstlerin Dunia hörte, entzündete sich eine Flamme in seinem Herzen und er sagte ganz verwirrt zu dem Jüngling: »Bei Gott! dir ist widerfahren, was noch keinem anderen vor dir; aber sage mir, wieso hast du das Mädchen gesehen, das diese Gazelle gestickt?« Asis antwortete: »Mein Herr! ich bin durch List zu ihr gelangt. Als ich nämlich mit diesen Kaufleuten in die Stadt kam, wo sie wohnt, und in den Gärten spazieren ging, sah ich einen steinalten Mann vor einem herrlich blühenden Garten sitzen; ich fragte ihn, wem dieser Garten gehöre, und er antwortete mir: Der Prinzessin Dunia, deren Schloß gerade über dem Garten liegt, und aus dem sie durch eine geheime Tür zuweilen hierher spazieren geht, um den Duft der Blumen einzuatmen. In der Hoffnung, durch einen Blick das Feuer, das in mir brannte, zu löschen, bat ich den Alten um Erlaubnis, mich ein wenig in den Garten zu setzen. Als er es mir erlaubte, gab ich ihm einiges Geld, um etwas zu essen zu holen; er nahm das Geld freudig, führte mich an einen angenehmen, schattigen Platz und sagte: Warte hier, bis ich wiederkomme. Der alte Gärtner kam bald mit einem Hammelbraten zurück und wir aßen zusammen, bis wir satt waren; mir aber zersprang das Herz vor Ungeduld, die Prinzessin zu sehen. Auf einmal öffnete sich die geheime Tür und der Alte sagte mir: Verbirg dich schnell, mein Sohn! Dann trat ein Verschnittener zum Alten und fragte ihn, ob jemand bei ihm wäre? Der Alte sagte: Nein! und schloß die Gartentür. Jetzt trat ein Mädchen aus dem Schloß heraus, so schön, daß ich glaubte, der Mond ging eben auf. Ich sah sie lange an und verlangte nach ihr, wie der Durstige nach Wasser. Als sie wieder ins Schloß zurückging, verließ auch ich den Garten und begab mich in meine Wohnung, denn ich wußte, daß ich als Kaufmann um keine Prinzessin werben könnte, und dann war ich ja auch ganz verstümmelt; darum hielt ich mich denn auch nicht länger dort auf und setzte meine Reise mit den Kaufleuten weiter fort, bis hierher.« Tadj Almuluks Verwirrung nahm immer zu; er bestieg sein Pferd, nahm Asis mit in seine Heimat und ließ ihm ein Haus einräumen mit allem, was er bedurfte. Aber das, was er gehört hatte, ließ einen so tiefen Eindruck in ihm zurück, als hätte er Dunia gesehen; er ging am folgenden Tag weinend und entstellt ins Schloß und erzählte seinem Vater, was er von Asis über die Reize und Geschicklichkeit der Prinzessin Dunia gehört. Der König sagte zu Tadj Almuluk: »Mein Sohn, laß ab von solchen Gedanken! die Prinzessin Dunia ist die Tochter eines großen Königs, dessen Land sehr entfernt von dem unsrigen liegt; was ist zu tun? Geh lieber in das Schloß deiner Mutter, dort findest du fünfhundert Mädchen wie der Mond, wähle dir, welche du willst, und gefällt dir keine davon, so verschaffe ich dir eine andere Prinzessin, die wohl noch schöner sein mag, als Dunia.« Der Prinz aber erwiderte: »Ich will keine andere als die, welche diese Gazelle gestickt; wo nicht, so irre ich in Wüsten und in Einöden umher, bis ich sterbe.« – »So habe wenigstens Geduld, mein Sohn, bis ich zu ihrem Vater schicke und bei ihm für dich anhalten lasse, so wie es auch bei mir mit deiner Mutter der Fall war, und wenn er sie dir verweigert, so mache ich sein Königreich vor einer Armee zittern, deren Vorposten bis zu seinem Lande reichen, während der Nachtrab noch hier lagert.«

 

Der König rief sogleich Asis und bat ihn, da er den Weg nach den Kampferinseln wisse, seinen Vezier dahin zu begleiten; dem Vezier wurde sogleich befohlen, sich reisefertig zu machen, um bei dem König der Kampferinseln für Tadj Almuluk um seine Tochter anzuhalten. Tadj Almuluk war indessen sehr niedergeschlagen, und als der Abend dämmerte, rezitierte er folgende Verse:

»Die Dunkelheit bricht heran und meine Tränen fließen stärker und der Liebesgram entlockt mir brennende Seufzer. Fragt nur die Nächte, sie werden euch von der Qual meines Herzens Kunde geben. Sehnsuchtsvoll blicke ich zu den Sternen hinauf und wie Hagelkörner stürzen Tränen aus meinen Augen. Ich fühle mich so einsam und verlassen wie ein Waisenknabe, und klage meinen Schmerz niemandem, als Gott.«

Als des anderen Morgens sein Vater zu ihm kam und ihn sehr übel aussehend fand, tröstete er ihn und versprach ihm, ihn mit seiner Geliebten zu vereinigen. Sobald der Vezier reisefertig war, reiste er mit Asis ab, und der König gab ihm viele Geschenke mit. An der Grenze der Kampferinseln angelangt, schickte der Vezier einen Boten voraus, um dem König seine Ankunft zu melden, und der König schickte mehrere Meilen weit ihm seine Adjutanten entgegen, die ihn ins Schloß geleiteten. Nachdem der Vezier vier Tage lang im Fremdenhotel bewirtet wurde, begab er sich zum König und trug ihm sein Anliegen vor. Der König beugte verlegen den Kopf zur Erde, weil er wohl wußte, daß seine Tochter keine Lust zum Heiraten hatte. Dann sagte er zu einem seiner Diener: »Geb zu deiner Herrin Dunia und berichte ihr, was du eben gehört.« Der Diener kam nach einer Weile zurück und sagte: »Als ich deinen Befehl bei der Prinzessin vollzog, wurde sie so aufgebracht, daß sie mit einem Stock auf mich lossprang und mir das Hirn spalten wollte; auch sagte sie: Wenn man mich zur Ehe zwingen will, so werde ich meinen Gatten umbringen.« Der König sagte hierauf zum Vezier: »Ihr habt gehört, meine Tochter will nicht heiraten, berichtet es euerm König.« Der Vezier und Asis kehrten nun unverrichteter Sache in ihre Heimat zurück und erstatteten dem König Bericht von dem Mißlingen ihrer Sendung. Der König ließ sogleich die Befehlshaber seiner Armee rufen und befahl ihnen, die Truppen zu einer Expedition auszurüsten. Aber der Vezier riet ihm ab und sagte: »Der König ist ja ganz unschuldig, nur seine Tochter hat ihm sagen lassen, daß, wenn er sie zwinge, sie ihren Gatten töten würde.« Der König war sehr verlegen und ängstlich für seinen Sohn, er dachte auch: wenn es mir gelingt, ihren Vater zu besiegen und sie selbst zu bezwingen, so wird sie sich das Leben nehmen. Als er hierauf seinem Sohn dies mitteilte, sagte dieser: »O mein Vater! ich kann nicht länger das Leben so ertragen, ich will selbst nach den Kampferinseln reisen und Mittel suchen, zur Prinzessin zu gelangen, und sollte ich auch sterben; ich weiß nichts anderes zu tun.« Der König willigte ein und fragte ihn: »In welcher Eigenschaft willst du dahin reisen?« – »Ich will am liebsten als Kaufmann dort erscheinen.« Der König ließ sogleich für einmalhunderttausend Dinare Waren einpacken und Tadj Almuluk machte sich reisefertig, brachte jedoch vor Liebesgram und Sehnsucht eine sehr unruhige Nacht zu; ebenso Asis, der mit dem Prinzen weinte, weil er sich wieder seiner Cousine erinnerte. Am folgenden Morgen trat Tadj Almuluk in Reisekleidern vor seine Mutter, meldete ihr seine Abreise, ließ sich fünfzigtausend Dinare von ihr geben und nahm Abschied von ihr; dann ging er zu seinem Vater, der ihm ebenfalls noch fünfzigtausend Dinare gab und ihm erlaubte, einstweilen sein Zelt vor der Stadt aufschlagen zu lassen, was auch sogleich geschah. Der Prinz blieb dann noch zwei Tage im Zelt mit Asis, den er immer lieber gewann, so daß er ihn beschwor, ihn zu begleiten. Asis willigte ein, trotz seiner Sehnsucht nach seiner Mutter. Nach zwei Tagen reisten sie in Gesellschaft des Veziers ab, der alles Mögliche tat, um Tadj Almuluk zu beruhigen, und auch Asis suchte ihn zu zerstreuen, indem er ihm Gedichte rezitierte und Erzählungen und Geschichten vortrug. Als aber die Reise schon ununterbrochen zwei Monate dauerte, wurde dieser ungeduldig und sprach voller Verzweiflung folgende Verse:

»Lang ist der Weg, groß mein Schmerz und brennend die Liebesflamme meines Herzens. Meine Leiden haben mein Haar grau gefärbt, denn ich schwöre, sie sind so schwer, daß der höchste Berg sie nicht tragen könnte. Erkundigt euch bei der Nacht nach mir, sie wird euch sagen, daß sie mich nie anders als von Sehnsucht verzehrt gesehen. O Dunia, meine Liebe tötet mich und nur die Hoffnung einer Vereinigung gibt mir Kraft, weiterzuziehen!«

Er fragte dann den Vezier, wie weit noch bis zu den Kampferinseln wäre, und er wurde untröstlich, als er hörte, er habe noch zwei Monate zu reisen. Aber er faßte wieder neue Geduld und Hoffnung, als nachts im Traum seine Geliebte ihn besuchte und sich in seine Arme warf. »Dies«, sagte der Vezier, als ihm der Prinz seinen Traum erzählte, »ist ein gutes Zeichen; sei nur munter und fröhlich.« Nach einer Reise von vier Monaten entdeckten sie endlich in der Ferne einen weißen Punkt und Asis sagte zu Tadj Almuluk, als eben die Sonne aufging: »Dieser weiße Punkt ist die Stadt, die wir suchen. « Tadj Almuluk war vor Freude außer sich, ging mit neuer Kraft vorwärts und stieg, da er als Kaufmann reiste, in einer Kaufmannsherberge ab, die noch größer war, als die, in welcher früher schon Asis mit seiner Karawane gewohnt hatte. Hier lud er seine Waren ab, brachte sie in die Magazine und ruhte vier Tage aus. Der Vezier hielt es dann für ratsam, ein großes, geräumiges Haus zu mieten, wo man viele Feste geben und recht viel Aufsehen erregen könnte. Als sich ein solches Haus gefunden hatte, sagte er zum Prinzen: »Das genügt noch nicht, um unsern Zweck zu erreichen; wir müssen nun auf dem großen Waren-Bazar einen Laden mieten; du wirst durch deine Schönheit bald bewundert werden, und Asis kann als dein Gehilfe bei dir sitzen; so werden wir, so Gott will, nach und nach zum Ziele gelangen.« Sie gingen nun zusammen auf den Bazar, und alle Leute, die den Prinzen sahen, sagten: »Der Engel Rhidwan hat die Pforten des Paradieses schlecht bewacht, so daß dieser schöne Jüngling entweichen konnte;« ein anderer sagte: »Das ist gewiß ein Engel.« Der Vezier erkundigte sich auf dem Bazar nach dem Obersten der Kaufleute, und man führte ihn in seinen Laden, wo viele Kaufleute versammelt waren, welche alle den Vezier seines ehrwürdigen Aussehens willen mit vieler Auszeichnung aufnahmen.

Auch der Oberste stand sogleich vor dein Vezier auf, grüßte ihn freundlich, bewillkommte ihn, hieß ihn neben sich sitzen und fragte ihn, ob er irgend ein Anliegen habe? Er antwortete: »Mein Herr, ich bin ein alter Mann und Vater dieser beiden Söhne, mit denen ich schon alle Länder durchreist habe; ich pflege immer in den großen Städten ein Jahr zuzubringen, damit meine Söhne sich zerstreuen und deren Einwohner kennenlernen. Ich habe nun auch hier schon eine Wohnung gemietet und wünsche nun noch einen schönen Laden in der günstigsten Lage des Bazars, damit meine Söhne mit dem hiesigen Handel und den hiesigen Kaufleuten bekannt werden.« Der Oberste, welchen das schöne Gesicht des Prinzen und Asis‘ bestach, rief voll Entzücken aus: »Gepriesen sei Allah, der dir so hübsche Söhne beschert«, und ging sogleich wie ein Diener selbst mit dem Vezier, und wies ihm einen sehr schönen und geräumigen Laden an, dessen Fächer von Elfenbein und Ebenholz waren, übergab ihm die Schlüssel dazu und wünschte ihm viel Glück. Der Vezier dankte ihm und ließ seine Waren aus den Magazinen in den Laden bringen. Als am folgenden Morgen alle Waren im Laden waren, ging der Vezier mit dem Prinzen und Asis ins Bad; da der Oberste der Kaufleute hörte, daß sie ins Bad gegangen, begab er sich auch dahin und wartete im Saal, bis sie aus dem Badezimmer herauskamen. Auf einmal erschienen der Prinz und Asis mit roten Wangen, schwarzen Augen und glänzender Haut; sie glichen zwei Monden und gingen bescheiden einher wie zwei Gazellen. Der Oberste sagte ihnen: »Euer Bad bekomme euch wohl!« Tadj Almuluk erwiderte: »Wärest du doch mit uns ins Bad gekommen!« Beide gingen dann auf ihn zu und küßten ihm die Hand und erboten sich, noch einmal mit ihm ins Badezimmer zu gehen, um ihn zu bedienen, weil er ihnen einen so schönen Laden angewiesen. Als sie zum zweitenmal im Bad waren, ließ Asis keinen anderen den Obersten mit Wasser begießen und der Prinz wusch ihn mit eigener Hand. Der Oberste wollte es zwar nicht zugeben, aber der Vezier sagte: »Betrachte meine Söhne nur als die deinigen.« Darauf antwortete der Oberste: »Gott erhalte sie, gewiß werden sie über die ganze Stadt Segen verbreiten!« Als der Oberste so von Asis begossen und von dem Prinzen gewaschen wurde, glaubte er, er wäre im Paradies. Nachdem er am ganzen Körper gewaschen war, brachten die Diener seine Tücher und trockneten ihn ab; dann zog er sich an und verließ mit dem Vezier, dem Prinzen und Asis das Badehaus. Im Heimgehen sagte der Vezier zum Obersten: »O mein Herr, ist nicht das Bad der höchste Genuß auf Erden?« Der Oberste antwortete: »Gott lasse es dir und deinen Söhnen wohl bekommen und bewahre sie vor dem bösen Auge!« Tadj Almuluk rezitierte dann folgende Verse: