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Tausend Und Eine Nacht

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Auch diese Niederlage der Muselmänner war wieder das Werk der verfluchten Dsat Dawahi, die, nachdem sie Rustem und Bahram begegnet war und dann auch noch Kadasch mit zehntausend Mann von der Armee getrennt hatte, dem Kaiser schrieb: »Wisse, daß ich Scharkan, seinen Bruder, den Sultan, und den Vezier durch List gefangen und durch falsche Botschaft die muselmännische Armee bestürzt und zerteilt habe; überfalle also im stillen mit allen Truppen der Stadt das noch übrige muselmännische Lager, du kannst es ganz aufreiben, der Messias hat dich mit seiner Gnade überschüttet.« Als der Kaiser diesen Brief gelesen, ließ er ihren Sohn, den König Hardub, rufen und teilte ihm den Brief seiner Mutter mit; sie machten dann das Kreuz und sagten: »Gott erhalte dieses Weib.« Hardub gab sogleich den Feldherren Befehl zum Aufbruch, und diese fielen unter ihrem ungläubigen Feldgeschrei über die Muselmänner her. Der Verwalter rief grimmig seinen Truppen zu: »Wenn ihr flieht, so seid ihr verloren, haltet ihr aber eine Weile tapfer aus, so wird sich Gott eurer erbarmen.« Die Muselmänner griffen nun, Gottes Einheit verkündigend, nach dem Schwert, während die griechischen Priester das Kreuz in die Höhe schwangen, Die Herde des Barmherzigen, von fliegenden Engeln umschwärmt, mischte sich unter die Truppe des Satans, und den ganzen Tag durch flogen die Köpfe vom Rumpf herunter. Während der Nacht umgaben die Griechen die Muselmänner von allen Seiten, und als der Morgen graute, erneuerte sich der Kampf, bis das Schlachtfeld von Leichen bedeckt und ein Teil des muselmännischen Lagers erstürmt war; da ergriffen die übrigen Muselmänner die Flucht, und der Feind verfolgte sie mit dem Schwert in der Hand, Aber in diesem Augenblick stieß Scharkan mit den übrigen Feldherren zu den Fliehenden, und sie wendeten sich vereint mit frischer Kraft gegen die Ungläubigen, die, als sie die Fahnen des Islams erblickten, Johannes, Maria und das heilige Kreuz anriefen und zur Hauptarmee zurückkehrten, deren rechten Flügel der Kaiser und deren linken Hardub befehligte. Scharkan stellte seine Truppen auch in Schlachtordnung und sagte zu seinem Bruder: »Nun wünschte ich nur, daß irgend eine Herausforderung von seiten der Griechen zu einem Zweikampf stattfände.« Kaum hatte er diese Worte gesagt, als ein alter, ehrwürdiger, in weiße Wolle gekleideter Mann auf einem kostbaren Maulesel aus den Reihen der Griechen hervortrat und den Muselmännern laut zurief: »Ich bin ein Gesandter, dem ihr vergönnen müßt, seine Botschaft zu verkünden; ich komme mit einem Antrag von dem Kaiser, der euch Frieden und Heil bringt; versprecht mir Sicherheit, so steige ich ab und teile ihn euch mit.« Als Scharkan ihm Sicherheit gewährte, stieg er ab und sagte: »Ich komme vom Kaiser, dem ich vorgestellt habe, wie sündhaft es ist, so viel Blut vergießen zu lassen, da man doch lieber einen Zweikampf den Streit entscheiden lassen könne; er gab mir recht und sagte: »Ich will gern mein Leben für meine Armee opfern, der Anführer der Muselmänner mag dasselbe tun, und wer von uns siegt, dem muß die Armee des Besiegten sich ergeben; auch will der König Hardub mit dem Bruder des Anführers sich schlagen, beide Armeen mögen ganz ruhig zusehen.« Scharkan antwortete: »O Priester! wir nehmen diese Herausforderung an, sage es deinem Kaiser; doch sind wir heute von der Reise zu sehr ermüdet, wir wollen diese Nacht ausruhen und morgen früh soll der Kampf stattfinden.« Der Priester ging freudig zum Kaiser, und da dieser ein sehr tapferer Ritter und ein sehr gewandter Schütze war, und sehr gut mit Schwert und Lanze umzugehen wußte, hoffte er schon durch seinen Sieg über Scharkan, die Zierde des Islams, sich alle Muselmänner zu unterwerfen, und brachte daher eine sehr vergnügte Nacht zu.

Kaum leuchtete der Morgen, da kam der Kaiser auf einem der besten Pferde herangeritten, in einem chinesischen, vergoldeten Panzer, der so stark mit Edelsteinen besetzt war, daß er wie ein Spiegel glänzte, mit einem Schwert und einer Lanze von fränkischer Arbeit bewaffnet; er entblößte sein Gesicht und rief: »Wer mich kennt, der weiß, wer ich bin, wer mich nicht kennt, dem sage ich: ich bin der Kaiser Feridun.« Er hatte kaum diese Worte gesprochen, als Scharkan auf einem kostbaren Pferd, reich bepanzert, mit einem indischen juwelenbesetzten Schwert in der Hand, herbeisprengte. Der Kaiser rief ihm zu: »Du Verruchter! glaubst du, ich werde wie einer der Ritter vor dir weichen, denen du seither begegnet bist?« Sie griffen dann einander an, als wenn zwei Berge zusammenstießen oder zwei Meere einander entgegenwogten. Bald näherten sie sich, bald gingen sie wieder auseinander, bald scherzten sie, bald machten sie Ernst, und die Griechen sowohl als die Muselmänner hofften, ihr Held werde doch zuletzt siegen. Schon neigte sich die Sonne zum Untergang, und noch war der Kampf unentschieden. Der Kaiser bat dann um Waffenstillstand und sagte zu Scharkan: »Du bist wahrlich ein wackerer Ritter, doch deine Leute, die hinter dir stehen, sagen, du seist nicht von edler Geburt, sie behaupten, du stammest von einem Sklaven her.« Scharkan geriet durch diesen Schimpf in Zorn und wollte sich umdrehen, um zu sehen, wer so etwas gesagt; aber der Kaiser benützte diesen Augenblick, um mit dem Schwert nach ihm zu schlagen: zwar bückte sich Scharkan schnell hinter den Sattelknopf, um dem Hieb auszuweichen, doch erhielt er eine so schwere Wunde in die Brust, daß er laut schrie und in Ohnmacht fiel. Dhul Makan eilte mit dem Vezier und den besten Reitern herbei, aber auch der Kaiser hatte seine Truppen zu Hilfe gerufen, so daß das Handgemenge allgemein wurde und bis tief in die Nacht hinein dauerte, Als endlich die Finsternis die beiden Heere trennte, begaben sich alle Priester und Feldherren zum Kaiser, um ihm zu seinem Sieg Glück zu wünschen; und er versprach ihnen, am folgenden Tag Dhul Makan herauszufordern; dann, sagte er, werden bald alle Muselmänner die Flucht ergreifen. Im Lager der Muselmänner hatten sich indessen Dhul Makan, der Vezier und die Feldherren um Scharkan versammelt; sie ließen Ärzte kommen, um ihn zu pflegen, und wachten die ganze Nacht bei ihm. Auch die Alte kam herbei und weinte und seufzte, berührte Scharkans Wunde und las den Koran, bis er endlich des Morgens die Augen öffnete und wieder sprach. Dhul Makan war außer sich vor Freude und sagte: »Gewiß verdankt er seine Genesung dem Segen des Derwisch.« Scharkan erkundigte sich dann nach der Armee und hörte, wie sie um seinetwillen trauere. Er dankte Gott für seine Genesung und beschwor seinen Bruder Dhul Makan, auf den Kampfplatz zu eilen, wo beide Armeen schon schlagfertig einander gegenüber standen. Als Dhul Makan auf das Schlachtfeld kam, fragte er: »Wo ist der Kaiser Feridun, daß ich ihn zu Boden werfe?« Feridun wollte zu ihm hervortreten, aber der König Hardub hielt ihn zurück mit den Worten: »Gestern hast du gekämpft, heute ist die Reihe an mir.« Er bestieg noch ein besseres Pferd, als das des Kaisers; sein Wiehern entzückte jedes Ohr, es lief schneller als der Wind und leichter als der Blitz. Aber nicht lange dauerte der Kampf, bald versetzte Dhul Makan dem König einen Hieb mit seinem Schwert, daß sein Kopf vom Rumpf flog. Die Griechen eilten zu spät ihrem König zu Hilfe, der Vezier Dendan kam mit zwanzigtausend Reitern herbei und rief ihnen zu: »Rächet Omar und Scharkan!« und Gott verlieh den Gläubigen einen vollständigen Sieg; viele Feinde wurden niedergemäht oder gefangen genommen und die übrigen in die Stadt zurückgetrieben, die sie schnell hinter sich schlossen.

Nach geendigtem Kampf kehrte Dhul Makan zu seinem Bruder zurück und freute sich sehr, als er ihn viel besser fand; der Derwisch saß neben ihm und las ihm Legenden von den Propheten und Gesetzprobleme vor. Scharkan sagte zu seinem Bruder: »Ich wußte, daß ihr heute siegen würdet, ich vernahm euern Ruf: Allah Akbar! Doch verdankt ihr euren Sieg nur dem frommen Derwisch, der den ganzen Tag für euch gebetet hat!« Scharkan ließ sich nun die Einzelheiten der Schlacht erzählen, und als die als Derwisch verkleidete Alte den Tod ihres Sohnes vernahm, vergoß sie viele Tränen, welche die Muselmänner für Freudentränen hielten, und schwor bei sich, Scharkan statt ihres Sohnes zu töten. Die Muselmänner verhielten sich nun ruhig, bis Scharkans Wunde geheilt war; dann ließ er der Armee bekannt machen, daß er am folgenden Morgen selbst die Belagerungsarbeiten leiten würde. Als aber in der Nacht ein jeder sich zur Ruhe begeben hatte und nur einige Diener in Scharkans Zelt schliefen, schlich die Alte wie eine Schlange zu ihm, zog einen vergifteten Jatagan aus dem Busen hervor, welcher einen Felsen hätte flüssig machen können, bedeckte Scharkan mit ihrer linken Hand Mund und Nase und schnitt ihm mit der Rechten in den Hals, bis sie seinen Kopf ganz vom Rumpf trennte; sie tat dasselbe den Dienern, die umherlagen, verließ das Zelt und dachte bei sich selbst: Das ist noch nicht genug für meinen Sohn, ich muß auch noch den Sultan ermorden. Als sie aber nach seinem Zelt ging, fand sie es so gut bewacht, daß sie sich fürchtete, sich demselben zu nähern. Sie wandte sich hierauf gegen das Zelt des Veziers und erschrak, als sie ihn noch wach und den Koran lesend fand. Der Vezier bewilIkommte sie und lud sie ein, bei ihm zu bleiben; sie sagte aber: »Ich bin auf dem Weg, einen Heiligen zu besuchen, da ich aber im Vorübergehen dich hörte im Koran lesen, wollte ich dir nur schnell gute Nacht wünschen.« Der Vezier dachte: Bei Gott! ich habe Lust, mit ihr einen Heiligen zu besuchen und folgte ihr, als sie ihn verließ. Sie bemerkte es aber und, aus Furcht, verraten zu werden, sagte sie: »O Vezier! bleibe du hier und lese fort den Koran, ich darf dich nicht ohne Erlaubnis mitnehmen; wenn aber der Heilige diese Nacht es erlaubt, so komme ich morgen früh und führe dich zu ihm.« Der Vezier wagte es nicht, ihr zu widersprechen, doch überfiel ihn ein geheimer Schauer; er suchte vergebens einzuschlafen, es wurde ihm so bange, daß er aufstand und zu Scharkan ging in der Absicht, die Nacht durch sich mit ihm zu unterhalten. Als er aber in Scharkans Zelt kam, sah er es mit Blut gefüllt und fand ihn und alle Diener getötet, Da stieß er einen so heftigen Schrei aus, daß alle Soldaten erwachten; auch der Sultan kam herbeigelaufen, und alle Anwesenden weinten laut, als sie sahen, was geschehen war und riefen: »Es gibt keinen Schutz und keine Hilfe, außer bei Gott, dem Erhabenen!« Dhul Makan lag in Ohnmacht, und als er wieder zu sich kam, zerriß er seine Kleider und schlug sich ins Gesicht, bis das Blut herausspritzte; dann sagte er zum Vezier: »Wer mag wohl diesen Mord begangen haben, und warum sehe ich den Derwisch nicht hier?« Der Vezier sagte: »Niemand anders als der Derwisch hat dieses Unheil angerichtet, ich fühlte im ersten Augenblick schon eine Abneigung gegen ihn.« Er erzählte dann, wie der Derwisch in der Nacht in sein Zelt geschlichen und es nicht zugeben wollte, daß er ihm folge. Am folgenden Tag rückten die Muselmänner, nach Scharkans Beerdigung, bis vor die Tore Konstantinopels, welche verschlossen blieben, und kein Grieche ließ sich auf den Wällen blicken. Dhul Makan schwor aber, nicht zu weichen, bis er für seinen Bruder Rache genommen, Konstantinopel zerstört und alle christlichen Könige getötet haben würde, und müßte er auch Jahre hier lagern. Er ließ sich daher die Schätze bringen, die sie im Kloster erbeutet hatten, teilte sie unter die Truppen aus und befahl ihnen, einen Teil des Empfangenen ihren Familien zu schicken, weil sie doch noch lange hier bleiben würden. Er bat dann den Vezier Dendan, seiner Schwester Nushat Assaman zu schreiben, sie wegen des Verlustes ihres Bruders Scharkan zu trösten und ihr die Erziehung und Bildung seines Sohnes recht ans Herz zu legen. Er ließ hierauf den Anführer der Karawane kommen, übergab ihm den Brief an seine Schwester und empfahl ihm noch mündlich, daß seine Schwester auch über sein eigenes Kind wachen möge, da doch seine Frau, die er in gesegneten Umständen verlassen, wohl jetzt niedergekommen sein müsse.

 

Nachdem die Karawane abgereist war, gab Dhul Makan den Truppen Befehl, die Mauern der Stadt von allen Seiten zu umzingeln. Sie waren aber höchst betroffen, als kein Grieche drei Tage lang sich auf den Wällen zum Kampf sehen ließ, und ihre Bestürzung war nicht gering, als sie die Stadt so gut befestigt fanden, daß sie nicht wußten, wie hineindringen. Folgendes ist der Grund, warum kein Grieche drei Tage lang auf den Wällen erschien. Nachdem die Alte Scharkan ermordet hatte, näherte sie sich leise den Mauern, gab sich der griechischen Wache zu erkennen und ließ sich an einem Strick hinaufziehen. Sie eilte zum Kaiser und fragte, ob es wahr sei, daß ihr Sohn erschlagen worden? Als der Kaiser ihre Frage bejahte, weinte und jammerte sie so lange, bis alle Anwesenden mit ihr weinten. Sie erzählte dann dem Kaiser, wie sie Scharkan und seine Diener getötet, schwor aber, nicht eher zu ruhen, bis sie auch noch den Sultan Dhul Makan, den Vezier und die obersten Feldherren durch irgend eine List umbringe; »Scharkans Kopf allein«, sagte sie, »kann den meines Sohnes nicht aufwiegen. Ich will«, fuhr sie fort, »ein Jahr lang über meinen Sohn trauern, alle Glocken abschneiden und alle Kreuze zerbrechen, und solange sollt ihr auch den Krieg einstellen. Die Muselmänner können jahrelang vor der Stadt lagern, sie werden sich vergebens abmühen, sie einzunehmen.«

Die Alte ließ sich dann Tinte und Papier reichen und schrieb den Muselmännern: »Wisset, daß ich schon früher euern König Omar mitten in seinem Schloß ermordet, daß ich dann, als Derwisch gekleidet, viele der eurigen vor der Höhle beim Kloster erschlagen und daß ich zuletzt noch Scharkan und seine Diener getötet habe; wäre mir das Schicksal geneigt gewesen, so hätte ich auch noch den Sultan und den Vezier getötet. Wollt ihr euch nun vor weiterem Unglück schützen, so zieht ab und kehrt in eure Heimat zurück; wo nicht, so möget ihr jahrelang hier zu eurem Verderben vergebens lagern.« Diesen Brief ließ sie nach dreitägiger Trauer mit einem Pfeil zu den Muselmännern hinüberschleudern. Als die Muselmänner den Brief an einem Pfeil sahen, brachten sie ihn dem Sultan und dieser bat den Vezier, ihn zu lesen. Da rief der Vezier: »Bei Gott! Ich fühlte immer eine geheime Abneigung gegen diese Person, die nun durch ihre List uns schon zweimal ins Unglück stürzte.« Dhul Makan schwor bei Gott, nicht von hier zu weichen, bis er diese Alte an das Tor Konstantinopels angenagelt, und versprach seinen Truppen, alle Schätze der Hauptstadt unter sie zu verteilen. Die Belagerung dauerte schon ein ganzes Jahr, und Dhul Makan hörte nicht auf zu weinen und zu trauern, trotz aller Trostworte des Veziers, bis endlich Turbedan, der Anführer der Karawane, von Bagdad zurückkam und ihm einen Brief von seiner Schwester Nushat Assaman mitbrachte, worin sie ihm schrieb: »Nach vielen Grüßen wisse, mein Bruder, daß dir Gott einen sehr hübschen Sohn geschenkt hat, den ich Kana ma kana (was geschehen ist, ist geschehen) genannt habe. Es ist ein wunderbares Kind, das einst gewiß recht berühmt werden muß. Ich habe auf allen Kanzeln für euch beten lassen, daß es euch gut gehe. Sowohl ich als die Frauen der Feldherren und Soldaten, befinden uns wohl; es regnet häufig und alles ist sehr wohlfeil bei uns. Deinem Freund, dem Badheizer, geht es auch recht gut, er lebt in großem Wohlstand und hat viele Diener und Sklaven; er möchte gern wissen, was aus dir geworden, aber wir haben ihm alles verschwiegen. Friede sei mit dir!« Dhul Makan dankte Gott für diese Nachricht und sagte dem Vezier: »Nun ist das Jahr vorüber, wir wollen die Trauer ablegen und nur noch am Jahrestag des Todes meines Bruders Scharkan ein heiliges Totenfest auf seinem Grab feiern.« Dhul Makan ließ nun neben dem Grabmal seines Bruders Zelte aufschlagen und darin ein großes Mahl geben, wozu viele von der Armee eingeladen wurden, welche den Koran verstanden, und man brachte bei Wachslichtern die ganze Nacht damit zu, den Koran zu lesen und Gott zu preisen. Des Morgens näherte sich Dhul Makan weinend dem Grab seines Bruders und sprach folgende Verse:

»Untröstlich ist mein Herz, weil der leuchtende Vollmond ins Grab gesunken, tadelt immerfort, nur heute tadelt mein Aug nicht, wenn es blutige Tränen weint. Ohne Abschied trennten wir uns und lange werden wir uns nicht wiedersehen. Manchen Unfall habe ich standhaft getragen, aber für diesen Schlag gibt es in dieser Welt kein Heilmittel mehr.«

Diese Verse rührten alle Anwesenden, auch der Vezier weinte und rezitierte einige Trauergedichte, die aufs neue viele Tränen hervorriefen und eine allgemeine Verwünschung der Alten zur Folge hatten.

Als Dhul Makan und der Vezier nach vollendeter Feierlichkeit sich wieder in ihr Zelt begaben, besprachen sie sich wegen der Belagerungsarbeiten; Dhul Makan verhehlte dem Vezier seinen Mißmut über den sich so sehr in die Länge ziehenden Krieg nicht, und bat ihn, ihm zu seiner Zerstreuung eine schöne Liebesgeschichte oder irgend andere Abenteuer von alten Königen zu erzählen. Der Vezier antwortete: »Wenn dir eine Erzählung Zerstreuung und Erheiterung gewähren kann, so soll es dir daran nicht fehlen, denn ich habe gar manche Nacht deinen seligen Vater mit allerlei Geschichten und Erzählungen unterhalten; ich will dir diese Nacht die Geschichte zweier Liebender erzählen.« Dhul Makan bestimmte ihm die Stunde dazu und war sehr ungeduldig, bis sie herannahte. Sobald es dunkel wurde, ließ er Wachslichter und Lampen anzünden, allerlei Speisen und Getränke auftragen und die besten Räucherwerke anzünden. Dann schickte er nach dem Vezier und lud auch Bahram, Rustem, Derkasch und den Verwalter ein, und bat ersteren, als Gott den Vorhang der Nacht über sie geworfen, nunmehr seine Erzählung zu beginnen. Der Vezier begann:

Geschichte der zwei Liebenden

Wisse, o König! einst lag hinter dem Gebirge Ispahan eine Stadt, welche man die Grüne nannte. Dort regierte ein König, sein Name war Suleiman, der sehr mächtig, gerecht und wohltätig war, so daß sein Ruf sich allenthalben verbreitete und von allen Ländern Botschaften zu ihm gelangten. Er lebte viele Jahre zufrieden und glücklich ohne Weib und Kinder. Eines Tages ließ er seinen ihm an Güte gleichenden Vezier rufen und sagte ihm: »Mir wird es unheimlich, weil ich nun bald schwach werde und ohne Weib und Kind bin, das paßt nicht für einen Regenten; wer soll nach mir herrschen? Je zahlreicher die Nachkommen eines Königs sind, um so größer und ausgedehnter wird seine Macht. Auch hat der Prophet gesagt (Gottes Gnade sei mit ihm!): Verheiratet und vermehret euch, denn ich werde am Auferstehungstage eure Vorzüglichkeit gegen andere Völker geltend machen. Was denkst du nun davon? sprich kurz!« Der Vezier sagte mit Tränen in den Augen: »König der Zeit! fern sei von mir, über Dinge zu sprechen, welche Sache des Allbarmherzigen sind, soll ich den Zorn des Himmels auf mich laden und in die Hölle fahren?« Der König erwiderte: »Ich lasse mir nicht gern eine Sklavin kaufen, deren Stamm und Abkunft mir unbekannt; die möchte mir, wenn sie von unedler Geburt ist, auch ungeratene Kinder gebären; sie gleicht dann einem schlechten Boden, wo alle gute Saat vergebens ist. Darum wünsche ich, daß du für mich um irgendeine Prinzessin werbest, eine recht schöne und tugendhafte, so daß sie mir auch Kinder, die ihr gleichen, gebäre; nur eine solche will ich vor Zeugen gesetzlich heiraten.« – »O König! schon sehe ich ein Mittel, deinen Wunsch zu erfüllen; ich habe gehört, Saherschah, der König des weißen Landes habe eine Tochter, welche das schönste Mädchen ihrer Zeit ist. Wie Zweige des Ban ist ihr Wuchs, ihre Augen sind wie Kohel, Ihre Stirne glänzt wie der Mond, lang sind ihre Haare und fein ist ihre Taille, wie ein Dichter sagt:

»Sie ist so zart gebaut, daß ihr Wuchs die Zweige des Ban beschämt, und ihr Gesicht Sonne, Mond und Blumen; sie ist ein Paradies dem, welchem sie lächelt, und eine brennende Hölle dem, den sie zurückstößt; ihre Küsse sind Honig, mit dem besten Wein vermischt, ihre Zähne sind Perlen. Wie manchen hat ihre Liebe schon getötet, wie manchen Freier hat ihr Blick zum Gefangenen gemacht.«

Darum halte ich es für gut, daß du einen verständigen und erfahrenen Gesandten zu ihrem Vater schickst, der um sie für dich anhalte, denn sie hat ihresgleichen nicht auf der weiten Erde. Du gelangst dann zu einer schönen Gattin und handelst dem Willen Gottes gemäß.« Als der König dies vernahm, sagte er dem Vezier: »Das Beste ist, du gehst zu ihrem Vater und hältst bei ihm um sie an, ich kenne keinen gebildeteren und verständiger Mann, als du bist, und der Prophet hat gesagt: »Der Islam will kein Klosterleben.« Geh also jetzt nach Hause und mache dich auf morgen reisefertig, damit ich bald meinen Gram und meine Sorgen los werde.« Der Vezier verließ den König und ließ sich, um Saherschah zu beschenken, die schönsten und kostbarsten Edelsteine, arabische Pferde und Waffen und ganze Kisten voll Geld geben, lud alles auf Kamele und Maulesel, nahm fünfzig Mamelucken, hundert Sklaven und eine Sklavin mit, verabschiedete sich beim König, der wie auf feurigen Kohlen vor Ungeduld stand und ihn ersuchte, recht schnell wieder zu kommen, und reiste Tag und Nacht, bis er nur noch eine Tagreise von der Stadt entfernt war, wo die Prinzessin wohnte. Hier ließ er sich am Ufer eines Baches nieder und schickte einen seiner Vertrauten voraus zum König, um ihm seine Ankunft zu melden. Der König, welcher gerade auf dem Lustplatz vor dem Tor saß, begegnete dem Abgesandten, und da er ihm ansah, daß er ein Fremder war, ließ er ihn zu sich rufen, und als er von ihm hörte, daß der Vezier des mächtigen Königs Suleiman morgen zu ihm kommen wolle, freute er sich sehr und schickte ihm einige seiner Adjutanten mit anderen hohen Personen entgegen. Da der Vezier schon um Mitternacht wieder aufgebrochen war, begegneten ihm die Adjutanten bald; sie bewillkommten ihn und führten ihn durch sieben Hallen des königlichen Schlosses, dann ließen sie ihn absteigen und geleiteten ihn in einen großen Saal. Mitten in diesem Saal saß der König auf einem Thron von Elfenbein, mit Perlen und Diamanten besetzt, mit Füßen aus Elefantenzähnen, mit einem kostbar durchwirkten atlasnen Überzug und mit einem Baldachin, der reich mit Perlen und Edelsteinen geschmückt war. Um den König herum standen die höchsten Beamten des Hofs und der Armee. Der Vezier erschöpfte seine ganze Beredsamkeit in Versen und in Prosa, um den König auf eine recht anständige Weise zu begrüßen. Der König erwiderte seine Grüße recht freundlich, nahm ihn mit vieler Auszeichnung auf, ließ ihn neben sich sitzen und unterhielt sich lange mit ihm. Dann wurde ein Tisch gedeckt und nach der Mahlzeit, als alle Leute die Tafel verließen und nur noch ein paar Vertraute des Königs übrigblieben, stand der Vezier auf und sagte zum König: »O mächtiger Herr! ich komme in einer Angelegenheit zu dir, die dir nur Glück und Segen bringen kann: ich erscheine als Gesandter des mächtigen, gerechten und wohltätigen Königs Suleiman, des Herrn des grünen Landes und der Gebirge von Ispahan, vor dir, er schickt dir viel Geld und kostbare Geschenke und wünscht sich mit dir zu verschwägern; ist dir das wohl erwünscht?« Als Saherschah diese Worte hörte, pries er Gott, stand auf, verbeugte sich ehrfurchtsvoll und sagte: »O verehrter Vezier! höre meine Worte: ich bin ja nur einer von den vielen Dienern deines mächtigen Herrn und meine Tochter nur eine seiner vielen Sklavinnen! was du also begehrst, kann mir nur höchst ehrenvoll sein, ich habe weiter nichts zu antworten.«

 

Der König Saherschah ließ dann Kahdis und Zeugen kommen, welche bezeugten, daß er seine Einwilligung dazu gegeben, daß der Vezier für seinen Herrn mit seiner Tochter einen Ehekontrakt schließe. Als dieser niedergeschrieben war, holte der Vezier die oben beschriebenen Geschenke herein und überreichte sie dem König, der sich alsbald mit der Ausstattung seiner Tochter beschäftigte und zwei Monate lang große allgemeine Festlichkeiten veranstaltete. Nach zwei Monaten, als alles in Ordnung war, wurden die Zelte vor der Stadt aufgeschlagen und alle Effekten der Prinzessin herausgebracht. Sie nahm zweihundert griechische, türkische und abessinische Sklavinnen mit, so daß dieses Lager einer Abteilung des Paradieses glich, denn die Mädchen waren alle hübsch und jung, und ihre Herrin strahlte wie eine der schönsten Huri unter ihnen hervor, die der Engel Ridhwan schlecht bewacht. Sie saß in einer goldnen Sänfte, mit Perlen und Edelsteinen verziert, für welche zehn Maulesel bestimmt waren, und die einem niedlichen Gemach glich, und deren Baldachin wie ein Pavillon des Paradieses aussah. Als alle Kisten auf Maulesel und Kamele gepackt waren, kam der König ins Lager und begleitete seine Tochter drei Meilen weit; dann nahm er Abschied von ihr und übergab sie dem Vezier, der mit ihr heimwärts reiste. Als der Vezier nur noch drei Tage weit von seiner Heimat entfernt war, schickte er einen Boten voraus, um dem König die Ankunft seiner Braut zu melden. Der Bote eilte, so sehr er konnte, und als der König diese freudige Nachricht hörte, schenkte er ihm ein Ehrenkleid und schickte Truppen ab, um seine Braut in großem Pomp, mit entfalteten Fahnen über ihrem Haupt, abzuholen. Auch ließ er in der Stadt ausrufen, daß keine Frau und kein Mädchen, nicht einmal ein altes Weib, zu Hause bleibe, das ihr nicht entgegenginge und sie bis ins königliche Schloß begleite, Alle Straßen wurden verziert und die Vornehmsten des Reichs standen auf dem Weg, um die königliche Braut zu erwarten. Endlich kam sie an, der Vezier ritt vor ihr her in dem Ehrenkleid, das ihm ihr Vater geschenkt hatte; alle Truppen umgaben sie mit entfalteten Fahnen, die Erde war so voll von jubelnden Menschen und lärmender Musik, daß die wilden Tiere glaubten, der jüngste Tag sei gekommen, und in die Wüsten und Einöden flohen. So ging der Zug fort bis an das Schloß, das bald von der schönen Braut einen neuen Glanz erhielt. Man führte sie in einen Saal, wo ein Thron von Elfenbein für sie errichtet worden, und kaum hatte sie sich niedergelassen, als der König zu ihr hereintrat und nach Gottes Willen sie so schön und liebenswürdig fand, daß er ganz munter wurde und bald mit ihr allein zu bleiben suchte. Nur kurze Zeit verging, bis sie dem König die Nachricht gab, daß sie die Hoffnung habe, Mutter zu werden, und vor Freude darüber verließ sie der König einen ganzen Monat lang keinen Augenblick. Erst nach Verlauf des Monats ging er wieder in seinen Divan, beschäftigte sich mit den Staatsangelegenheiten und teilte viele Geschenke aus. In der letzten Nacht des neunten Monats, als die Königin das Herannahen ihrer Entbindung fühlte, wurden die Ammen gerufen, und Gott ließ sie ohne Schmerzen mit einem Sohn niederkommen, hübsch wie der Mond; sie nannte ihn Hasan und gab ihm den Beinamen Tadj Almuluk (Krone der Könige). Die Diener, welche sogleich dem König die Entbindung seiner Gemahlin anzeigten, wurden für die frohe Botschaft reichlich beschenkt, auch fühlte sich der König so glücklich, daß er alle Witwen und Waisen kleidete, seinen Untertanen viele Abgaben erließ und öffentliche Festlichkeiten veranstaltete.

Das Kind wurde vier Jahre lang von seinen Ammen in einem Meer von Glück und Zärtlichkeit erzogen, dann ließ der König Gelehrte kommen, die ihm in allem, was einem Prinzen zu wissen ziemt, Unterricht erteilten. Als er in seinem vierzehnten Jahr in allen Wissenschaften vorangeschritten war, gab ihm sein Vater einen Fecht— und einen Rittmeister, und er war bald ein sehr gewandter Ritter; dabei war er so schön, daß alle, die ihn sahen, von ihm bezaubert wurden, und er hatte viele Freunde, die sich schon im voraus freuten, ihn einst als König zu sehen. Tadj Almuluk wurde in seinem achtzehnten Jahr, als schon der frische Flaum seine roten Wangen bedeckte, die ein braunes Mal, wie ein Ambrapünktchen schmückte, ein so leidenschaftlicher Jäger, daß er kaum einen Augenblick mehr zu Hause Geduld hatte. Zwar suchte ihn sein Vater davon abzuhalten, weil er die Gefahren der Wüste und der wilden Tiere für ihn fürchtete, aber er ließ sich nicht raten. Eines Tages veranstaltete er eine große Jagdpartie und nahm Lebensmittel auf zehn Tage mit. Man reiste vier Tage weit, bis man in einen grünen Wald kam am Ufer eines Baches, in welchem viel Wild umherstreifte, hier ließ der Prinz einen großen Kreis schließen und bestimmte die Stelle, wo man wieder zusammentreffen sollte. Die Jäger zogen aus und trieben eine Menge wilder Tiere vor sich her; der weite Kreis zog sich dann immer näher zusammen und trieb das Wild in die Enge, bis es zuletzt unter den Pferden herumlief; dann ließen sie die Hunde und Jagdvögel gegen es los und schossen mit Pfeilen darauf: so daß, als der Kreis beisammen war, eine Menge Wild in ihre Hände fiel, Tadj Almuluk ließ sich dann am Bach nieder, teilte das Wildpret unter seinen Leuten aus, legte das beste für seinen Vater und die Großen des Reichs zurück und brachte die Nacht im Wald zu, Am folgenden Morgen, als die Sonne aufging, sah er in der Ferne eine große Karawane, die sich auch an diesem Bach, nicht weit von seinem Zeit, niedergelassen hatte. Er schickte einen seiner Freunde zu den Reisenden, um zu hören, wer sie seien und was sie wollen. Der Bote kehrte bald wieder mit der Nachricht zurück, es wären Kaufleute, welche im Vertrauen auf die Sicherheit gewährende Regierung seines Vaters mit Waren in dieses Land gekommen, worunter manche, die sie nur um seinetwillen mitgebracht. Als der Prinz dies hörte, sagte er, »Wenn sie Waren haben, die für mich passen, so will ich sie ihnen abkaufen.« Er ritt dann mit seinen Mamelucken zum Anführer der Karawane. Dieser wünschte dem Prinzen viel Glück und langes Leben und ließ ihm ein rotes Atlaszelt mit Gold durchwirkt aufschlagen, und machte ihm einen Divan auf zwei seidenen Teppichen zurecht. Der Prinz ließ dann die Kaufleute mit ihren Waren zu sich in das Zelt kommen und kaufte vieles von ihnen, was er gerade brauchen konnte. Schon wollte er wieder weiterziehen, als er bei der Karawane einen hübschen Jüngling erblickte, mit leuchtender Stirne und marmornem Hals, hübsch gekleidet, ehrwürdig aussehend, doch sehr blaß und niedergeschlagen, wie einer, der die Trennung von seiner Geliebten betrauert. Als sich Tadj Almuluk ihm näherte, hörte er, wie er folgende Verse rezitierte: