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Tausend Und Eine Nacht

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Dann trat die alte Dsat Dawahi zu Feridun und sagte: »Verzweifle nicht, du kannst ja viele andere Truppen zusammenbringen, ich werde nun eine List gebrauchen, die uns helfen muß. Ich will mich bei dem Anführer der muselmännischen Truppen einschleichen, vielleicht kann ich ihn, wie seinen Vater, ermorden, und dann soll kein einziger von seiner ganzen Armee in seine Heimat zurückkehren! Ich brauche nur hundert Syrer, die, wie ich, dem Messias zu Ehren ihr Leben zu opfern bereit sind.« Der König brachte hundert eifrige Christen zusammen und beredete sie, der Alten ins Lager der Muselmänner zu folgen, indem er jedem einen Zentner Gold und denen, die Geld geringschätzten, den Lohn des Messias versprach. Die Alte kochte allerlei Kräuter und packte sie zusammen, zog über ihre Kleider eine große Kutte mit weiten Ärmeln an, wie die syrischen Derwische sie zu tragen pflegten, und ging so zu Feridun. Kein Mensch erkannte sie in diesem Aufzug, bis sie sich entschleierte; jeder bestärkte sie dann in diesem Vorsatz und wünschte ihr den Beistand des Messias. – Diese verruchte Dsat Dawahi war eine sehr gewandte, belesene und gelehrte Frau; sie hatte Astrologie und alle möglichen Zauberkünste studiert, und war voll List und Trug; auch ihr Äußeres war so abscheulich, wie ihr Inneres; sie war kahl, bucklig, aussätzig, sah gelb aus und triefte immer und überall; schon in ihrer Jugend hatte sie eine Pilgerfahrt nach dem Heiligen Tempel unternommen, um die Religion und die Gebräuche der Muhamedaner kennenzulernen; dann nahm sie das Judentum an, bis sie auch im jüdischen Glauben unterrichtet war. Sie hielt sich fast immer bei ihrem Sohn, dem König Hardub, auf, der sehr viele Sklavinnen hatte, denen sie Unterricht erteilt und die sie, je nachdem sie ihr gefielen, ihrem Sohn empfahl. Dieser begab sich nach seiner Mutter Abreise zu Feridun und stellte ihm die Gefahr vor, die sie bedrohte, wenn die muselmännische Armee vorwärts rückte und die Hauptstadt belagerte. Feridun, der seine gefährliche Lage einsah, sandte Boten nach allen seinen Provinzen, um alle noch vorhandenen Truppen aus den verschiedenen Festungen zusammen zu berufen. Dsat Dawahi hatte sich indessen auf den Weg gemacht und, sobald sie in der Stadt war, ihre Begleiter als muselmännische Kaufleute verkleidet und ihnen zweihundert Maulesel, mit allerlei syrischen Waren beladen, mitgegeben. Auch hatte sie sich von Feridun einen Brief geben lassen, worin er ihnen als muselmännische Kaufleute überall freien Durchzug mir ihren Waren, ohne daß sie irgend einen Zoll zu entrichten haben, gestattete. Die Alte rieb sich dann die Stirn mit einem wollenen Tuch, bis sie ganz rot wurde, legte Ketten an ihre Füße, bis sie in die Nähe der Muselmänner kam, dann nahm sie sie weg und schmierte das Mal, das sie zurückließen, mit Blut ein; sie ließ sich dann auch von ihren Begleitern schlagen, bis man die Spuren der Prügel auf ihrem Leib sah. Sie befahl ihnen dann, die muselmännische Glaubensformel auszusprechen. »Das ist kein Sünde,« sagte sie, »weil die Not euch dazu zwingt; wenn wir nun zu den Muselmännern kommen«, fuhr sie fort, »so überlaßt alle eure Waren dem ersten Muselmann, der euch anhält, laßt euch zum König führen und sagt ihm: Selbst die ungläubigen Griechen nahmen nichts von uns und ihr Muselmänner wollt uns berauben? Seht hier den Freibrief des Kaisers der Christen! Saget ihm ferner, ihr wärt in Konstantinopel gewesen, und nachdem ihr eure Geschäfte vollendet, habe euch auf einmal eine Statue folgenderweise angeredet: Gott hat mir die Sprache verliehen, um euch in eurem Glauben zu stärken, euch den Untergang der Christen und die Eroberung Konstantinopels durch das Schwert Gottes, den tapfern Scharkan, zu verkünden; ferner um euch zu sagen, daß ihr drei Tage weit von hier im Gebirge ein Kloster finden werdet, wo durch die List eines verruchten Mönchs schon viele Jahre ein frommer Derwisch schmachtet; befreit ihn und führt ihn zu den Muselmännern zurück, so will ich schon das weitere einleiten.« Nach dieser Verabredung ließ sie sich in eine Kiste legen und in das muselmännische Lager tragen.

Während die Alte gegen Scharkan neue Ränke schmiedete, feierten die Muselmänner ihren Sieg und teilten untereinander die unermeßliche Beute, die sie gemacht; sie nahmen die besten und größten Schiffe der Griechen, füllten sie mit Soldaten und Lebensmitteln, und bohrten die übrigen in den Grund. Dhul Makan, welcher wohl einsah, daß die Muselmänner ihren Sieg nur seinem Bruder zu verdanken hatten, bat ihn, an seiner Stelle die Regierung zu übernehmen, während er nun den Kampf gegen die Ungläubigen fortsetzen und für seinen Vater zehn griechische Könige und fünfzigtausend Soldaten töten wolle. Aber Scharkan sagte: »Ich werde, bis wir Konstantinopel einnehmen – dauert es auch Jahre lang – nicht in meine Heimat zurückkehren, so sehr ich mich auch nach meiner wunderschönen Tochter Kadha sehne.« Dhul Makan versetzte hierauf: »Auch ich verlange sehr nach meiner Sklavin, die ich in gesegneten Umständen verlassen; ich weiß nicht, was mir Gott bescheren wird; doch, wenn mir Gott einen Sohn beschert, wirst du ihm deine Tochter zur Frau geben?« Scharkan reichte seinem Bruder die Hand, als Zeichen seiner Zusage. Sie beschlossen sodann, mit einem Teil ihrer Truppen zu Land gegen Konstantinopel vorzurücken und einen Teil zu Wasser dahin zu senden. Nachdem sie viele Wüsten und Einöden durchwandert hatten, kamen sie endlich in eine grüne, fruchtbare Ebene mit vielen Quellen und Bächen. Hohe Bäume sproßten empor, unter deren Schatten Gazellen weideten und auf deren Zweige die Vögel sangen; die Rose, von einem sanften Zephyr angeweht, schaukelte sich wie ein Trunkener, Veilchen und Basilienkraut erquickten mit ihrem lieblichen Duft den Wanderer. Als Dhul Makan diese schöne Ebene sah, sagte er zu seinem Bruder: »Bei Gott! die Gegend von Damaskus ist nicht so schön: wir wollen drei Tage hier verweilen und neue Kräfte schöpfen.« Man hatte kaum ihr Zelt aufgeschlagen, da vernahmen sie ein Geschrei in der Ferne.

Scharkan fragte, was es gäbe? Man sagte ihm: eine Karawane syrischer Kaufleute ist angekommen, denen wahrscheinlich die Soldaten einen Teil ihrer Waren, die sie aus dem Land der Ungläubigen mitgebracht, weggenommen; nun rufen sie nach Hilfe und wollen vor den König geführt werden. Scharkan sagte: »Man bringe sie her!« Die verkleideten Christen kamen und erzählten, was sie die Alte gelehrt, zeigten Scharkan den Freibrief, den ihnen der Kaiser der Griechen gegeben und sagten: »O König der Zeit! die Ungläubigen haben uns nichts genommen, und nun sollen wir von Muselmännern beraubt werden?« Scharkan erwiderte: »Eure Ware soll euch zurückgegeben werden; doch habt ihr Unrecht getan, Waren ins Land der Ungläubigen zu bringen.« Da sagten sie: »Gott hat uns dahin geführt, um etwas zu erlangen, was noch niemand vor uns erlangt hat; doch was wollen wir dir nur allein sagen, sonst könnten wir, und wer nach uns jene Gegend bereist, untergehen.« Scharkan führte sie hierauf in sein Zelt, wo sie ihm und Dhul Makan, der auch zugegen war, die Lüge vom frommen Derwisch auf eine so rührende Weise erzählten, daß beide Brüder vor Mitleid weinen mußten. Scharkan fragte dann: »Habt ihr ihn befreit, oder schmachtet er noch im Kloster?« – »Wir haben ihn befreit«, antworteten die Kaufleute, »und den Anführer des Klosters, aus Furcht verraten zu werden, getötet, und sind schnell entflohen, obschon wir gehört, daß in diesem Kloster viele Schätze verborgen sind.« Bei diesen Worten öffneten sie die Kiste, die sie bei sich hatten, und holten die Alte hervor, die wie eine dürre Gurke aussah.

Scharkan und sein Bruder weinten sehr heftig bei dem Anblick der mageren und ausgetrockneten Dsat Dawahi, deren ganzer Körper von vielen erlittenen Qualen Zeugnis ablegte; ehrfurchtsvoll näherten sie sich ihr und küßten ihre Hände und Füße. Dsat Dawahi sagte ihnen: »Laßt eure Tränen, ich klage euch ja nichts, ich bin ja zufrieden mit dem, was der Herr über mich verhängt, ich sehe mein Unglück als eine Versuchung vom Allmächtigen an; denn wer sein Unglück nicht standhaft trägt, gelangt nicht ins Paradies, und wenn ich mich nach meiner Heimat zurücksehnte, so war es nur, um im heiligen Kampf unter den Hufen der Pferde zu sterben.« Scharkan stand dann auf und ließ ihr etwas zu essen bringen; aber sie schlug es ab und sagte: »Gott weiß, ich faste schon vierzehn Tage, wie soll ich jetzt aufhören, da mich Gott von meiner großen Pein befreit: ich werde nichts essen bis Abends.« Des Abends brachten sie ihr wieder zu essen, da sagte sie: »Noch ist‘s nicht Zeit. ich muß zuerst den allmächtigen Gott anbeten;« und so betete sie die ganze Nacht und die drei folgenden durch, und flößte Dhul Makan so viel Ehrfurcht ein, daß er ihr ein Zelt neben dem seinigen aufschlagen ließ; auch Scharkan hatte eine so hohe Meinung von ihr, daß er selbst über sie wachte und sie bediente. Am vierten Tag forderte sie zu essen; man brachte ihr allerlei Gerichte, sie nahm aber bloß Brot mit etwas Salz und fastete dann wieder. Scharkan, der ihr zusah, sagte zu seinem Bruder: »Dieser Mann entsagt so sehr allen weltlichen Genüssen, daß, wäre nicht der heilige Krieg, ich bei ihm bleiben und mit ihm beten würde.« Dhul Makan und der Vezier waren auch so sehr für sie eingenommen, daß sie beschlossen, diese Nacht bei ihr zuzubringen, damit sie für sie bete.

Dhul Makan und der Vezier trafen das verruchte Weib, als alle Leute schliefen, so andächtig betend, daß sie sich bis Mitternacht nicht nach ihnen umsah. Erst nach Mitternacht unterbrach sie ihr Gebet und fragte sie, was sie wollten? Dhul Makan bat sie, sie möchte ihm die Geschichte ihrer Gefangenschaft erzählen, und für ihn beten, das bringe ihm mehr Glück, als der Besitz von Konstantinopel. »Bei Gott!« erwiderte sie, »wäret ihr nicht die Fürsten der Muselmänner, ich würde euch nichts erzählen, weil ich keinem Menschen, sondern nur Gott meine Not klage. Wisset, ich lebte lange bescheiden nach Gottes Willen mit anderen vornehmen Leuten in Jerusalem; da ging ich eines Nachts am Wasser spazieren, sah mein Bild und wurde eitel und hochmütig. Um diese Sünde, die mein Herz zu verderben drohte, zu büßen, reiste ich ein Jahr lang umher und betete Gott an jedem heiligen Ort an; da kam ich auch in das Gebirge, wo das Kloster eines Einsiedlers, Matruch genannt, liegt. Der Einsiedler kam mir entgegen, küßte mir Hände und Füße und sagte mir: »Ich sehne mich schon lange nach dem Land der Muselmänner; kehre bei mir ein, morgen reise ich mit dir.« Hierauf führte er mich ins Kloster, brachte mich in ein dunkles Zimmer, schloß die Tür und ließ mich vierzig Tage eingesperrt ohne Speise und ohne Trank, Am einundvierzigsten Tag kam der Patriarch Astimerus mit seiner schönen Tochter Tamthil und zehn Dienern ins Kloster, und Matruch erzählte ihm, wie er mich behandelte. Als aber Matruch mit dem Patriarchen, der meine Leiche sehen wollte, in mein Zimmer trat und mich noch lebendig und eifrig betend fand, lief er weg und schrie: »Das ist ein Zauberer.« Astimerus aber blieb und ließ mich durch seine Leute so tüchtig durchprügeln, daß ich mir den Tod wünschte und dachte: so wird mein Dünkel bestraft. Sie legten mich dann in Ketten und führten mich in ein noch dunkleres Gefängnis. Alle drei Tage schickten sie mir ein Laibchen Gerstenbrot, und alle paar Monate sah ich den Patriarchen mit seiner Tochter im Kloster. Letztere ist, seitdem sie herangereist, als Mann gekleidet: denn sie ist das schönste Mädchen in Griechenland, und ihr Vater fürchtete, der König möchte von ihr hören und sie zur Gattin verlangen, obschon sie sich dem Messias geweiht. In diesem Kloster hat der Patriarch alle seine Schätze verborgen, die ihr wohl eher als die Ungläubigen zu besitzen verdient. Ich blieb fünfzehn Jahre eingesperrt und sah häufig die bezaubernde Tamthil und die unbeschreiblichen Kostbarkeiten, die im Kloster verborgen sind. Morgen Nacht wird nun Tamthil wieder mit ihrem Vater ins Kloster kommen; wenn ihr wollt, so gehe ich mit euch, ihr werdet ein Mädchen finden, das die schönsten Lieder singt und eines Königs würdig ist; nur schade, daß ihre Stimme nicht den Koran zu lesen sich erhebt; auch werde ich euch die Schätze zeigen, deren ihr euch bemächtigen könnt. Doch fürchte ich sehr«, fuhr sie fort, »wenn der Patriarch eure Armee sieht, möchte er sich fürchten, mit seiner Tochter ins Kloster zu kommen.« Die Prinzen hörten der häßlichen Alten mit Erstaunen und Entzücken zu, ließen den Verwalter rufen und befahlen ihm, morgen früh mit der Armee gegen Konstantinopel aufzubrechen; sie aber wollten in drei Tagen ihm nachfolgen und nur mit hundert tapferen Rittern zurückbleiben; sie baten ihn jedoch, ihre Abwesenheit der Armee zu verheimlichen.

 

Am folgenden Morgen brach die Armee, unter der Anführung des Verwalters, Bahrams und Rustems, gegen Konstantinopel auf, während die Prinzen, der Vezier, die Alte, hundert Ritter und viele Diener mit Mauleseln, um die Schätze des Patriarchen damit fortzuschaffen, den Weg nach dem Kloster einschlugen. Die Alte hatte aber schon zum voraus auf den Flügeln eines Vogels dem Kaiser von Konstantinopel Nachricht von allem gegeben und ihn gebeten, heimlich durch das Gebirg zehntausend Mann nach dem Kloster zu schicken, die sie mit den Prinzen überfallen sollten. »Ich werde«, sagte sie am Schluß des Briefs, »den Muselmännern die goldenen Kreuze und andere Kostbarkeiten überliefern, auch werde ich, um sie desto sicherer zu täuschen, den Einsiedler Matruch ermorden lassen; dieser muß als Opfer für das Christentum fallen, weil es dann um alle Muselmänner geschehen sein wird.« Sobald der Kaiser diesen Brief erhielt, sandte er zehntausend wohlbewaffnete Reiter mit Proviant versehen ab, und in zwei Tagen waren sie in der Nähe des Klosters. Indessen führte die Alte die Prinzen und den Vezier ins Kloster und als ihnen der Einsiedler Matruch entgegenkam, rief ihnen die Alte zu: »Bringt diesen Verruchten um!« und im Augenblick versetzte ihm Scharkan mit dem Schwert einen Todesstreich. Die Alte führte sie dann in das Gemach, wo allerlei Kostbarkeiten des Klosters verborgen waren. Die Muselmänner freuten sich sehr, packten alles in die Kisten, die sie mitgebracht hatten, und luden sie auf ihre Maulesel. Da aber Tamthil mit ihrem Vater, aus Furcht vor den Muselmännern, nicht kam, wartete Scharkan noch drei Tage; dann sehnte er sich so sehr nach seinen Truppen zurück, daß er sich von Dhul Makan überreden ließ, abzureisen und lieber nach der Eroberung von Konstantinopel wieder Tamthil aufzusuchen. Die Alte, um keinen Verdacht zu erregen, hielt sie nicht länger auf, aber kaum waren sie vom Berg herunter in das enge Tal gekommen, als sie von zehntausend Ungläubigen umzingelt wurden. Scharkan konnte sich nicht erklären, wieso diese Truppen auf einmal hierher gelangten, noch wer sie hierher geleitet; sein erster Gedanke war nun, die Zugänge des Tales zu verteidigen, aber Dendan, welcher behauptete, schon einmal bei einer Belagerung Konstantinopels mit seinem Vater in dieser Gegend gewesen zu sein, sagte, man müsse sich sobald als möglich durchschlagen, der Feind würde sonst den Berg vor der Schlucht besetzen und sie mit Steinen totwerfen. Die Alte rief: »Was bedeutet diese Furcht? Seid ihr nicht entschlossen, euch auf dem Pfad Gottes zu opfern? war ich doch fünfzehn Jahre unter der Erde eingekerkert, ohne über Gottes Ratschluß zu murren; darum kämpft nur: wer als Märtyrer stirbt, dem weist der einzige Gott das Paradies zur Wohnung an.« Diese Worte belebten den muselmännischen Mut so sehr, daß Scharkan es wagte, mit Ungestüm auf den Feind einzudringen und mit seiner Handvoll Ritter den hartnäckigsten Kampf zu bestehen.

Auch Dhul Makan schlug die Köpfe der Christen fünf— und zehnweise herunter und die Alte spornte ihren Eifer stets durch Zeichen und Worte an. Der Kampf dauerte den ganzen Tag, und als die Nacht heranbrach, zog sich Scharkan mit den Seinigen, von denen aber nur noch fünfundvierzig übrig waren, in eine Höhle zurück. Er war eine Weile sehr bestürzt, weil er die Alte nicht wiedersah, aber auf einmal kam die Verruchte mit dem Haupt des griechischen Feldherrn in der Hand. Dieser war von einem Türken getötet worden und Gott hatte schnell seinen Geist in die Hölle geschickt, aber die Christen fielen über den Türken her und hauten ihn in Stücke, während Gott seine Seele ins Paradies sandte. Die Verruchte schnitt dann den Kopf des Feldherrn ab, und brachte ihn den Prinzen höchst erfreut und erzählte ihnen, sie habe heute den Märtyrertod gesucht und nicht geruht, bis sie den Feldherrn der Ungläubigen getötet.

Sie redete ihnen dann wieder zu, nur den Mut nicht zu verlieren, sie wolle noch diese Nacht auf einem kurzen Weg die muselmännische Armee von ihrer Lage benachrichtigen und mit zwanzigtausend Mann zurückkommen, die diese Ungläubigen aufreiben sollten. Als Scharkan fragte, wie sie entkommen wolle, da doch alle Ausgänge des Tales bewacht wären? lachte sie und sagte: »Gott wird mich den einen unsichtbar machen und den anderen den Mut nehmen, mir etwas zuleid zu tun.« Scharkan versetzte hierauf: »Bei Gott! du hast recht, ich habe auch heute gemerkt, daß Gott dich beschützt; es wäre gut, wenn du bald gingest.« – »Ich gehe gleich, und wenn du mitkommen willst, so mache ich dich auch unsichtbar; auch dein Bruder kann uns begleiten, doch mehr als zwei kann ich nicht schirmen.« – »Was mich betrifft, so werde ich von meinen Gefährten mich nicht trennen, wenn aber mein Bruder und der Vezier mit dir gehen wollen, so mögen sie es zum Wohl der Muselmänner tun und morgen mit zehntausend Mann zurückkehren.« – »So warte eine Weile, ich will vorausgehen und sehen, wo die Ungläubigen lagern und ob sie schlafen, ich komme dann wieder und hole deinen Bruder und den Vezier ab.« – Während nun die Alte im feindlichen Lager mit den Griechen verabredete, daß sie sie mit dem Sultan Dhul Makan und dem Vezier frei durchziehen lassen und erst, wenn sie mitten unter ihnen sich befänden, sie gefangennehmen möchten, begab sich Scharkan zu seinem Bruder und rühmte den Mut und die Heldenkraft des Derwisches, der den obersten Feldherrn getötet, und als die Alte zurückkam und ihnen vollkommenes Gelingen ihrer Unternehmung versprach, entschloß sich Dhul Makan und der Vezier, ihr zu folgen, denn das ihnen bestimmte Geschick mußte sie ereilen. Als sie nun an den Ungläubigen, welche den Ausgang des engen Tales bewachten, vorüberkamen, widersetze sich ihnen, der schlauen Verabredung mit der Alten gemäß, niemand, so daß Dhul Makan ausrief: »Es gibt keinen Gott, außer Gott, und Mohammed ist ein Gesandter Gottes! das ist ein offenbares Wunder, wie nur Heilige zu wirken imstande sind; dieser Derwisch muß einer der eifrigsten Diener Gottes sein.« Der Vezier sagte hierauf: »Bei Gott! ich glaube, alle diese Griechen sind blind, daß sie uns so ungehindert durchziehen lassen.«

Aber auf einmal sprangen die Ungläubigen über den Vezier und den Prinzen her, legten sie in Ketten und fragten: »Ist noch sonst jemand bei euch?« Sie antworteten, indem sie auf die Alte hindeuteten: »Hier ist noch ein Mann;« aber die Griechen sagten: »Wir sehen niemanden«, und die Alte verschwand vor ihren Augen, so daß der Vezier und der Prinz glaubten, sie haben sich durch irgend eine Sünde oder ein Vergehen gegen den Derwisch selbst in dieses Unglück gestürzt; besonders der Vezier, der früher einmal einige Zweifel gegen die Aufrichtigkeit der Alten geäußert hatte, machte sich bittere Vorwürfe.

Scharkan, der glücklicherweise zurückgeblieben war, machte sich am folgenden Morgen auf, betete, frühstückte etwas, rüstete seine Soldaten wieder zum Kampf gegen die Ungläubigen und flößte ihnen durch das Versprechen eines himmlischen Lohnes viel Mut ein. Als sie aber in die Nähe der Griechen kamen, riefen diese ihnen zu: »Wehe euch, Muselmänner! wir haben ja euern Sultan und euern Vezier gefangen, kommt also mit in unsere Hauptstadt, vielleicht wird unser Kaiser euch begnadigen und Frieden mit euch schließen: das ist wohl das beste, was euch zukommen kann; wollt ihr nicht, so sind wir bereit, euch zu bekämpfen, bis wir euch gänzlich aufgerieben.« Scharkan war sehr bestürzt, als er dies hörte, und weinte heftig über die Gefangenschaft seines Bruders und des Veziers, für deren Rettung ihm wenig Hoffnung übrig blieb. Gewiß, dachte er, haben sie dem Derwisch nicht die gebührende Ehrfurcht erwiesen; es gibt keinen Schutz und keine Hilfe, als bei dem allmächtigen Gott; wir sind Gottes und kehren zu ihm wieder zurück! Indessen drang er auf die Griechen, die ihn von allen Seiten umzingelten, mutig ein und tötete viele von ihnen. Keiner der Seinigen fürchtete den Tod und niemand sann auf die Flucht, bis die Erde mit Leichen bedeckt war und ein ganzes Meer von Blut sich darüber ausdehnte, Der Kampf dauerte den ganzen Tag, erst abends zog sich Scharkan mit den wenigen Seinigen wieder in die Höhle zurück, nachdem er an diesem Tag fünfunddreißig seiner besten Begleiter verloren hatte, Er war höchst bestürzt über seinen Verlust und wußte kein anderes Mittel, als sich ganz dem Willen Gottes hinzugeben. Am folgenden Morgen sagte er den paar Leuten, die noch bei ihm waren: »Bei Gott! wenn wir nur den Eingang der Höhle verteidigen; vielleicht hat Gott doch den Derwisch zu unserer Armee gelangen lassen, daß er bald mit zehntausend Mann Hilfstruppen wieder zurückkehre.« Dieser Rat wurde von seinen Gefährten gutgeheißen; sie blieben am Eingang der Höhle stehen und trieben den ganzen Tag durch die Griechen zurück, die sich derselben bemächtigen wollten, und töteten gar manchen von ihnen. – In der darauffolgenden Nacht sagten die Griechen unter sich: »Wie lange wollen wir noch hier verweilen, um gegen die fünfundzwanzig Mann zu kämpfen, die noch bei Scharkan übrigbleiben? Wohlan! laßt uns, wenn sie sich nicht ergeben, ihre Höhle in Brand stecken, so daß sie ein Raub der Flammen werden und aller Welt zur Lehre dienen; der Messias verdamme sie, sie sind alle so tapfer, daß wir ihnen nicht anders beikommen können.« Sie trugen dann Holz zusammen vor den Eingang der Höhle und zündeten es an. Scharkan rief in der höchsten Not die Worte aus, deren sich niemand zu schämen hat: »Es gibt keinen Schutz und keine Hilfe, außer bei Gott, dem Erhabenen!« Schon wollten einige Griechen mit dem Schwert auf ihn eindringen, als der Befehlshaber ihnen zurief: »Laßt ihn leben, wir wollen ihn gefangen dem Kaiser nach Konstantinopel bringen, er mag mit ihm nach Wunsch verfahren.« Scharkan und die noch übrigen Moslime wurden hierauf gefesselt und einer starken Wache übergeben. Als in der Nacht aber die Griechen alle betrunken waren und auf den Boden hingestreckt lagen, sprengte Scharkan in der Verzweiflung die Ketten, dann nahm er dem Wächter die Schlüssel zu den übrigen Ketten aus der Tasche und entfesselte Dhul Makan, den Vezier und die fünfundzwanzig Mann, die noch bei ihm waren, und sagte zu seinem Bruder: »Ich will nun drei von den Wachen töten, und wir ziehen ihre Kleider an und gehen dann unbemerkt zu unserer Armee.« Aber Dhul Makan konnte diesem Entschluß nicht beistimmen; »denn«, sagte er, »leicht möchte ihr Geschrei, wenn du sie tötest, die übrigen aufwecken: es ist besser, wir machen nur, daß wir so aus dieser Schlucht herauskommen.« So gingen sie denn in der größten Angst mitten durch die Griechen durch; Gott nahm sie unter seinen Schutz und ließ keinen von den betrunken umherliegenden Griechen erwachen. Als sie glücklich aus der Enge waren und sich auch mit Pferden und Waffen versehen hatten, sagte Scharkan: »Mein Rat ist nun, wir gehen auf diesen Hügel und rufen alle auf einmal: Gott ist groß, hier ist die muselmännische Armee, ihr Feinde Gottes. Die Griechen werden in ihrer Trunkenheit und in der dunklen Nacht sich nicht zu helfen wissen, und sich selbst untereinander morden.« Dhul Makan widersprach auch diesem Rat und schlug vor, lieber ganz still und leise, ohne ein Wort zu sprechen, ihre Armee einzuholen; »denn«, sagte er, »wie leicht könnten wir, wenn wir sie aufwecken, von ihren leichtfüßigen Rossen wieder eingeholt werden, und Gott, gepriesen sei sein Name! hat gesagt: stürzt euch nicht selbst in Gefahr.« Aber Scharkan sagte: »Es wird uns nichts geschehen, so Gott will«, und beredete die übrigen, mit ihm den Hügel zu ersteigen und so laut zu schreien: »Gott ist groß!« daß der ganze Berg zitterte, und Bäume und Steine mit ihnen aus Gottesfurcht einstimmten. Als die Griechen dies hörten, riefen sie: »Bei dem Messias, der Feind hat uns überfallen!« Sie umgürteten ihre Schwerter und erschlugen einer den anderen, bis so viele von ihnen fielen, daß nur Gott ihre Zahl kennt. Als aber der Anführer der Griechen nach den Gefangenen sehen wollte und keine Spur mehr von ihnen fand, sagte er: »Wehe euch, gewiß haben die Gefangenen uns überlistet, nun eilt ihnen nach und sucht sie noch im Gebirge einzuholen.« Die Griechen faßten Mut und bestiegen ihre Pferde, und es dauerte nicht lange, da hatten sie die Muselmänner so eng umzingelt, wie ein Armband den Arm umfaßt. Dhul Makan sagte seinem Bruder: »Du siehst, daß, was ich befürchtet habe, nun eingetroffen ist, jetzt bleibt uns nichts übrig, als im heiligen Kampf umzukommen.«

 

Während aber Dhul Makan und Scharkan in der größten Bedrängnis fest entschlossen waren, für Gottes Sache zu sterben, wurde auf einmal von dem lauten Ruf: Allah Akbar! (Gott ist groß!) die Erde erschüttert, und zwanzigtausend Reiter verbreiteten die ganze Nacht durch ein schreckliches Blutbad unter den Griechen. Erst als der Morgen leuchtete, erkannte Scharkan seine eigene Armee, an deren Spitze Bahram und Rustem standen, welche von ihren Pferden abstiegen und vor ihm und seinem Bruder sich verbeugten. Folgendes ist die wunderbare Ursache ihrer Ankunft: Bahram, Rustem und der Verwalter waren mit wehenden Fahnen, wie wir schon berichtet, bis vor Konstantinopel gezogen. Als die auf den Wällen und Zitadellen Wache haltenden Griechen das Gewieher der Pferde hörten und einen dicken Staub, dann eine Armee, tobend wie der Ozean und zahlreich wie ein Schwarm Heuschrecken, sahen, deren Stimme sich bis zum Himmel erhob, benachrichtigten sie den Kaiser davon, und in einem Augenblick waren die Wälle mit unzählbaren Soldaten besetzt. Der Verwalter sagte dann zu Bahram und Rustem: »Mir wird bang vor dieser Masse Feinde, wie leicht könnten sie durch Spione entdecken, daß die Prinzen und der Vezier nicht bei uns sind und mit doppeltem Mut uns überfallen; ich rate daher, daß ihr mit zehntausend Reitern nach dem Kloster ziehet, um die Prinzen und den Vezier zu holen, dann haben wir nichts mehr zu befürchten.« So wählten sie jeder zehntausend Reiter und machten sich auf den Weg nach dem Kloster. Auch die Alte hatte sich, nachdem sie Dhul Makan den Griechen überliefert, nach Konstantinopel begeben, in der Absicht, den Muselmännern die Gefangenschaft ihres Sultans zu melden und sie dadurch in die größte Bestürzung zu versetzen, damit die Griechen, denen sie Nachricht davon geben wollte, sie um so leichter besiegen könnten. Sie begegnete unterwegs Rustem und Bahram und glaubte anfangs, sie seien auf der Flucht und vor Konstantinopel geschlagen worden; bald aber bemerkte sie, daß alle ihre Fahnen unverletzt geblieben, und sie dachte wohl, sie würden ihre Freunde aufsuchen; sie erzählte ihnen daher, wie sie von einer griechischen Armee überfallen worden und wie Scharkan nur noch mit fünfundzwanzig Mann übrig geblieben. Bahram und Rustem dankten der Alten für ihre Nachricht und beschleunigten ihren Marsch so sehr, daß sie, wie schon erwähnt, noch zur rechten Zeit eintrafen, um die Muselmänner zu retten, die dann mit ihnen vereint ihren Zug nach Konstantinopel antraten. Scharkan rezitierte folgende Verse nach der gewonnenen Schlacht:

»Sei gepriesen, o du, dem allein das höchste Lob geziemt; du hast mit deiner Huld mich reichlich beschenkt, mir ein Königreich und ein Schwert der Kraft und des Sieges verliehen. Du hast aus der größten Gefahr mich errettet und die Griechen mit blutbeflecktem Gewand zurückgetrieben; dort liegen sie nun hingestreckt, von Blut, nicht vom Wein berauscht. Von den Unsrigen sind aber nur wenige gefallen und diese besitzen nun im ewigen Paradies Schlösser am Ufer klarer Bäche.«

Die Alte, welche, nachdem sie Rustem und Bahram verlassen, ihren Weg nach Konstantinopel fortsetzte, begab sich zum Verwalter, der sie freundlich bewillkommte, und erzählte ihm, wie sie Rustem und Bahram auf dem Weg begegnet, setzte aber hinzu: sie sei in großer Angst um ihretwillen, weil sie auf eine weit zahlreichere Armee Ungläubiger stoßen würden, und rate ihm daher, mit einem Teil seiner Armee ihnen nachzufolgen, um sie vor dem Untergang zu bewahren.

Die Muselmänner weinten über das traurige Los, das ihren Brüdern bevorstand, und bedauerten besonders den tapferen Bahram. Der Verwalter wählte dann zehntausend seiner besten Reiter und sandte sie mit einem der tapfersten Helden, sein Name war Kadasch, den übrigen Truppen nach. Am folgenden Tag, als Kadasch der Armee der Muselmänner begegnete, hielt er sie anfangs für feindliche Truppen und schrie: »Es gibt keinen Schutz und keine Hilfe, außer bei Gott, dem Allmächtigen! Nichts kann Gottes Bestimmung ändern.« Dhul Makan, der sich ebenfalls vom Feind angegriffen glaubte, sagte zu seinem Bruder: »O sähe ich doch noch einmal den frommen Derwisch, daß er mich segne! dann will ich gern als Märtyrer sterben.« Als aber die Truppen einander näherkamen und auf den Fahnen die Inschrift sahen: »Es gibt keinen Gott, außer Gott, Muhamed ist Gottes Gesandter«, eilte Scharkan, wie der Blitz, zu ihrem Anführer Kadasch, der ihm die Ursache seiner Ankunft meldete und sich sehr freute, die Prinzen, den Vezier und die beiden Heerführer noch beim Leben zu finden. Diese erkundigten sich dann nach dem Derwisch und riefen aus: »Das ist ein heiliger Mann, er hat in einem Tag eine Reise von zehn Tagen zurückgelegt!« Sie zogen dann weiter gen Konstantinopel, bis sie auf einmal einen mächtigen Staub erblickten, der die ganze Atmosphäre verdüsterte und ein lautes Kriegsgeschrei vernahmen. Scharkan sagte: »Ich fürchte, das ist ein Wehgeschrei der Muselmänner, die von den Griechen geschlagen wurden.« Er eilte den Ankommenden entgegen und sah an ihrer Spitze den Derwisch, der ihnen zurief: »Helft uns, o ihr Helden des einzigen Gottes! die verdammten Hunde, die Griechen, haben das muselmännische Lager überfallen, als es sich sicher in seinen Zelten glaubte, und die schrecklichste Niederlage hat es getroffen,« Scharkan stieg erschrocken von seinem Pferd ab und küßte dem Derwisch ehrfurchtsvoll Hände und Füße. Das gleiche tat sein Bruder, nur der Vezier blieb auf seinem Pferd sitzen und sagte: »Bei Gott! ich traue dem Derwisch nicht, er hat uns kein Glück gebracht; laßt ihn sagen, was er will, ich fürchte, er ist ein Verräter, wie der, welcher unsern König Omar vergiftet.« Scharkan machte ihm aber Vorwürfe über seinen ungerechten Verdacht und behauptete, daß er ohne Gottes Hilfe in so kurzer Zeit keine so große Strecke hätte zurücklegen können. Er ließ der Alten dann ein nubisches Maultier vorführen, aber sie wollte nicht reiten, sondern lief wie ein Fuchs neben Scharkans Pferd her und rezitierte mit lauter Stimme Stellen aus dem Koran, bis sie zur flüchtigen Armee der Muselmänner kamen, unter welcher die Griechen zerstörend umherwüteten.