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Tausend Und Eine Nacht

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Der Verwalter erkannte aus dieser Rede, daß seine Gattin ihm die Wahrheit gesagt, und freute sich sehr mit der schönen Aussicht, Dhul Makan noch als Sultan zu sehen; er sagte zu Dendan: »Gepriesen sei der alles Vermittelnde, der jedem nach Wunsch beschert, ohne Rechenschaft zu geben. Bei Gott! dieses Ereignis ist höchst wunderbar und verdient aufgezeichnet zu werden, Wisse, o mächtiger Herr! Gott hat alles nach euerm Wunsch gefügt, indem er euch hier euern König Dhul Makan mit seiner Schwester Nushat Assaman zuschickt.« Der Vezier freute sich sehr mit dieser Nachricht und bat den Verwalter, ihm ihre ganze Geschichte zu erzählen, die wir zu wiederholen überflüssig finden. Als er damit zu Ende war, fiel der Vezier zu Boden und dankte Gott für seine Schickung; er teilte sie dann allen Fürsten und Vornehmen des Reichs mit. Das freudigste Erstaunen verbreitete sich allenthalben; die ganze Armee pries Gott, daß er sie nicht nötige, das Land Irak zu verlassen; die Häupter derselben begaben sich ehrfurchtsvoll zum Verwalter und verbeugten sich vor ihm. Sie hielten dann, während die Truppen langsam vorwärts rückten, einen großen Rat, den der Vezier Dendan und der Verwalter leitete, und Dhul Makan wurde einstimmig zum König von Bagdad gewählt. Der Verwalter beschloß dann, voraus nach Bagdad zu gehen, um alles für den Empfang des Sultans vorbereiten zu lassen, und um Dhul Makan, der mit Nushat Assaman vorausgeeilt war, davon zu benachrichtigen, daß er statt seines Bruders zum Sultan von Bagdad erwählt worden.

Alle Großen drängten sich um den Verwalter vor seiner Abreise und baten ihn, sie bei ihrem Herrn zu empfehlen, daß er sie in ihrem Amt lasse.

Die Sultanin Schehersad hielt hier inne; in der folgenden Nacht fuhr sie fort:

Der Verwalter machte sich dann mit seinen Dienern und Mamelucken höchst entzückt auf den Weg und reiste in einem fort, bis er ins Lager kam, wo Dhul Makan mit Nushat Assaman ihr Zelt aufgeschlagen hatten. Er ließ sich sogleich bei seiner Gattin melden und erzählte ihr und ihrem Bruder alles, was vorgefallen, tröstete sie über den Tod ihres Vaters und beglückwünschte Dhul Makan als Sultan. Dieser fragte: »Auf welche Weise ist denn mein Vater ums Leben gekommen?« Der Verwalter antwortete: »Der Vezier Dendan, der morgen bei euch eintreffen wird mit der ganzen Armee, die dich zum Sultan erwählt, weiß alles und wird es uns erzählen. Dir bleibt aber nichts übrig«, setzte der Verwalter hinzu, »als die Regierung zu übernehmen; denn weigerst du dich und wird ein anderer Sultan, so schwebt dein Leben in Gefahr.« Dhul Makan beugte eine Weile den Kopf zur Erde, dann sagte er: »Ich nehme den Thron an; doch, mein Bruder Scharkan?« – »Dieser«, antwortete der Verwalter, »wird Sultan von Damaskus bleiben, du aber Sultan von Bagdad und Chorasan.« Als Dhul Makan schwieg, überreichte ihm der Verwalter das königliche Gewand, das ihm der Vezier geschickt, und den Szepter; ließ dann abladen und an einem erhöhten Platz das königliche Zelt aufschlagen mit sieben Kuppeln, seidene Teppiche ausbreiten und einen Thron errichten; dann sorgte er für eine gute Küche und Wasserträger.

Kaum waren diese Anstalten getroffen, als sich in der Ferne ein großer Staub zeigte, der die ganze Atmosphäre verdunkelte, und hervor kam eine tobende Armee, wie das Meer; es waren die Truppen von Bagdad und Chorasan, an deren Spitze der Vezier Dendan stand. Dhul Makan zog schnell sein königliches Kleid an, umgürtete das Regentenschwert, bestieg ein Pferd, das ihm der Verwalter vorführte, ritt mit seinen Mamelucken nach dem großen Zelt und setzte sich auf den Thron, mit dem Szepter auf den Knieen. Der Verwalter stand als Untergebener vor ihm, und die Mamelucken bewachten mit gezogenem Schwert den Eingang des Zeltes. Bald hörte man nichts mehr vor Pferdegewieher; die Häupter der Soldaten stiegen ab, und der Verwalter stellte sie immer, je zehn zu zehn auf einmal, dem Sultan vor, dem sie Gehorsam und Treue schworen und der ihnen viele Geschenke machte und die schönsten Hoffnungen gab, so daß sie alle entzückt von ihm waren. Zuletzt trat der Vezier Dendan zum Sultan und weinte vor Freude, als er den Sohn seines Königs wieder erkannte. Dhul Makan bewillkommte ihn freundlich und sagte: »So hat der allwissende Gott es gewollt und niemand konnte es ändern;« dann gab er Befehl, die Tafeln für die Truppen zu ordnen, und nachdem sie gegessen hatten, erlaubte er ihnen, mehrere Tage auszuruhen, damit er ungestört beim Vezier bleiben und sich von ihm die Geschichte des Todes seines Vaters erzählen lassen könne. Als die Leute sich zerstreut hatten, fragte Dhul Makan seine Schwester, ob sie die Erzählung von ihres Vaters Tod mit anhören wolle? und da sie viel Lust dazu hatte, kam sie mit ihm in sein Zelt und setzte sich hinter einen Vorhang; Dhul Makan setzte sich außerhalb des Vorhangs, ließ den Vezier Dendan rufen und bat ihn, ihm zu erzählen, auf welche Weise sein Vater ermordet worden. Der Vezier begann:

Geschichte der Vergiftung des Königs Omar durch die alte Dsat Dawahi

Wisse, als der König nach seiner Rückkehr vor der Jagd euch nirgends fand und auch ein halbes Jahr lang keine Nachricht von euch erhielt, gab er alle Hoffnung auf, euch wiederzusehen, war sehr betrübt und niedergeschlagen, und weinte Tag und Nacht. Ein Jahr nach eurer Abwesenheit, als wir eines Tages bei ihm saßen, trat eine alte Frau vor ihn, welche wie eine fromme Nonne aussah, und führte fünf Jungfrauen von unbeschreiblicher Schönheit herein; sie hatten den Koran studiert, waren sehr gebildet und in der Geschichte, Philosophie und Moral bewandert. Die Alte war so beredt und sah so gottesfürchtig aus, daß der König sich ihr gleich näherte. Sie pries dann die Gelehrsamkeit und den Geist der Jungfrauen, und bat den König, sich davon zu überzeugen. Der König, ein seliger Vater, freute sich sehr und sagte zu den Jungfrauen: »Jede von euch erzähle mir etwas aus der Geschichte der älteren Völker!«

Jede der fünf Mädchen erzählte dann eine so unterhaltende und belehrende Geschichte aus der alten Zeit, daß der König an ihrer Gelehrsamkeit und Beredtsamkeit nicht mehr zweifelte; er ließ daher der Alten mit den Jungfrauen das Schloß einräumen, das früher von der Königin Ibris bewohnt war, und sie zehn Tage lang mit den kostbarsten Speisen und Getränken bewirten. Die Verehrung des Königs für die Alte nahm immer zu, denn so oft er sie besuchte, fand er sie betend oder mit anderen Andachtsübungen beschäftigt, und in demselben Maße wuchs auch seine Liebe zu den Jungfrauen. Als er sich am ersten Tage nach dem Preis der Mädchen bei der Alten erkundigte, sagte sie ihm: »Die sind weder für Gold, noch für Silber, noch für Kupfer, noch für Getreide, noch für alle denkbaren Schätze feil; die kannst du nicht anders erlangen, als wenn du einen ganzen Monat lang jeden Tag fastest und die Nacht betend durchwachst.«Der Erzähler hat vergessen, daß sie früher, nach Omars Brief, die Einkünfte von Damaskus forderte. Der König willigte ein, und die Alte stieg noch im Ansehen bei ihm. Nach einigen Tagen sagte sie ihm: »Ich will dir dein Fasten erleichtern, gib mir nur ein Glas Wasser!« Als ihr ein Glas Wasser gereicht wurde, murmelte sie ein paar unverständliche Worte her, bedeckte das Glas mit einem Lumpen, versiegelte es und sagte dem König: »Trink dies nach zehn Tagen, so wird alle Liebe zur Welt aus deinem Herzen schwinden, und es wird dir nicht schwer fallen, ganz der Gottesfurcht zu leben; ich gehe indessen zu meinen Freunden, welche als heilige Männer einsam leben, und nach zehn Tagen kehre ich wieder.« Der König nahm das Glas und stellte es in ein Zimmer, zu dem niemand Zutritt hatte, und steckte den Schlüssel zu sich. Er fastete nun zehn Tage nacheinander, trank am elften das Wasser, das ihm die Alte gegeben, und befand sich sehr wohl und gestärkt darauf.

Es sagte der Erzähler, daß der Vezier Dendan zu Dhul Makan also gesprochen: Die Alte kam dann wieder mit einer süßen Speise auf einem grünen Blatt, das aber keinem Baumblatt glich, und grüßte deinen seligen Vater, der sie sehr freundlich bewillkommte, im Namen ihrer Freunde und sagte ihm: »Sie schicken dir diese süße Speise aus jener Welt, du kannst damit dein Fasten brechen.« Der König freute sich sehr, von heiligen Einsiedlern ein Geschenk zu erhalten. Er fastete nun wieder zehn Tag lang, und am elften kam die Alte und sage »Ich habe den göttlichen Männern alles erzählt, was zwischen uns vorgegangen; sie freuen sich sehr über unsere Freundschaft und wünschen die Jungfrauen zu sehen, die ich dir gebracht, um sie Gebete zu lehren, welche dir Glück und Segen bringen; wer weiß, vielleicht erhältst du sie mit vielen Schätzen zurück.« Dein Vater dankte ihr und sagte: »Zwar besitze ich Schätze genug, so daß ich keiner Geschenke bedarf, doch will ich mich deinem Willen nicht widersetzen; wann willst du sie mit dir nehmen?« Die Alte antwortete: »Am siebenundzwanzigsten Tag; ich bleibe dann drei Tage aus und komme gerade zu Ende des Monats mit ihnen zurück, wenn sie durch dein Fasten die Deinigen geworden. Du mußt aber«, fuhr sie fort, »auch einige von deinen Frauen mit ihnen schicken, um ihnen Gesellschaft zu leisten, und um ebenfalls von den frommen Männern gesegnet zu werden.« Der König erwiderte: »Ich werde meine griechische Sklavin Safia mitschicken, denn sie ist über den Verlust ihrer beiden Kinder sehr unglücklich, damit sie gesegnet werde und ihre Kinder wiederfinde.«

Die Alte, welche nichts sehnlicher wünschte, als Safia zu entführen, versprach ihm, sie ihren Freunden zu empfehlen, und so wurde sie mit den übrigen Jungfrauen der Alten überliefert. Ehe diese wegging, überreichte sie dem König einen versiegelten Becher und sagte ihm: »Am dreißigsten Tag geh ins Bad, dann schließe dich in ein einsames Zimmer deines Schlosses ein, trink diesen Becher aus und schlafe ein wenig; du wirst dann erreichen, was du begehrst, und die Wirkung meines Segens wahrnehmen.« Der König dankte ihr freudig, küßte ihr die Hand und bat sie, fortzufahren für ihn zu beten.

 

Nach drei Tagen, als die Alte mit Safia und den Jungfrauen schon fern war, ging der König ins Bad und trank in seinem Zimmer, was ihm die Alte gegeben und schlief ein. Wir erwarteten den König den ganzen Tag, aber er erschien nicht; da dachten wir, vielleicht schläft er so lange, vom Bad, vielem fasten und beten ermüdet; als wir aber auch am zweiten Tag ihn vergebens erwartete, traten wir in sein Zimmer und fanden sein Fleisch zerrissen, seine Gebeine zerstückelt und voll mit Würmern. Wir untersuchten dann den Becher, der auf dem Tisch stand, und fanden ein Blättchen im Deckel verborgen, auf welchem geschrieben war: »Der Übeltäter Omar ist nicht zu bedauern; so geht es dem, der Prinzessinnen entehrt; ihr habt nicht königlich gegen Ibris gehandelt, die wir im Freien erschlagen fanden, nachdem sie Scharkan aus ihrer Heimat entführt und Omar sie entehrt hatte; drum beschuldigt niemanden über die Ermordung des Königs, es hat ihn kein anderer vergiftet, als die alte gewandte Dsat Dawahi, die nun Safia dem mächtigen König der Griechen zurückbringt, um mit ihm Frieden zu schließen und bei ihm zu bleiben. Wir werden recht bald Krieg gegen euch führen und euer Land verheeren; es soll kein Haus stehen bleiben und keine Seele verschont werden, die Feuer anblasen könnte, mit Ausnahme derjenigen, welche das Kreuz anbeten; ihr sollt die Bestätigung meiner Prophezeiung erfahren.«

Da wir aus diesem Brief die List der Alten erkannten, erzählte Dendan weiter, brachen wir in lautes Geschrei aus, schlugen uns ins Gesicht, zerrissen unsere Kleider und Turbane und weinten; doch alles war vergebens. Nun waren unter den Truppen zwei Parteien, die einen wählten deinen Bruder Scharkan, andere wollten dich zum Sultan; die Sache blieb unentschieden, bis wir endlich nach einem Monat, da wir nichts von dir hörten, uns vereinigten und nach Damaskus ziehen wollten, um deinen Bruder abzuholen; aber gelobt sei Gott, der uns dich auf dem Weg finden ließ. – Als der Vezier mit seiner Erzählung zu Ende war, weinten Dhul Makan und seine Schwester und der Verwalter. Letzerer sagte dann zu Dhul Makan: »Nun hilft alles Weinen nichts, fasse Mut und befestige deine Regierung; wer einen Sohn, wie du bist, hinterläßt, der stirbt nicht.« Dhul Makan beruhigte sich nach und nach und hielt Musterung über die Truppen. Am folgenden Morgen ließ er sich durch den Vezier die Schätze seines Vaters bringen und verteilte sie unter die Truppen, auch schenkte er dem Vezier ein Ehrenkleid, als Zeichen, daß er auf seinem Posten bleibe; die übrigen Großen beschenkte er ebenfalls und teilt auch zuletzt noch die Abgaben von Damaskus, die der Verwalter gebracht hatte, unter den Offizieren aus. Alle beugten sich vor Dhul Makan, wünschten ihm langes Leben und sagten: »Wir haben nie einen so freigebigen König gesehen.« Jeder zog sich dann in sein Zelt zurück, und nach dreitägigem Rasten brachen sie nach Bagdad auf. Die ganze Stadt war bei ihrem Einzug festlich geschmückt. Dhul Makan begab sich in das Schloß seines Vaters, setzte sich auf den Thron, von dem Vezier, dem Verwalter und einigen Offizieren umgeben. Alsbald ließ er seinen Geheimsekretär rufen, um seinem Bruder von allem, was vorgefallen, Bericht zu erstatten, und setzte selbst noch am Schluß des Briefes hinzu: »Bereite dich beim Empfang dieses Briefes mit deiner Armee zu einem Feldzug vor, denn wir wollen vereint gegen die Ungläubigen ausziehen, um den Tod unseres Vaters zu rächen und unsere Schmach zu tilgen.« Er versiegelte dann den Brief, gab ihn dem Vezier Dendan mit den Worten: »Niemand ist geeigneter als du, diesen Brief Scharkan zu überbringen; behandle ihn, weil er älter ist als ich, mit viel Ehrerbietung, und sage ihm, wenn er das Reich seines Vaters wolle, so möge er es haben, und ich übernehme dann die Statthalterschaft von Damaskus, überhaupt sei ich bereit, ihm in allem nachzugeben, was er verlange.« Der Vezier machte sich reisefertig und nahm Abschied von Dhul Makan. Dieser erinnerte sich dann auch des Badheizers, ließ ihm eine hübsche Wohnung einräumen und schickte ihm Kleider; die übrigen schönen Abenteuer des Badheizers werden wir bei einer anderen Gelegenheit erzählen. Als eines Tages Dhul Makan von der Jagd zurückkam, stellte ihm einer seiner Befehlshaber mehrere Pferde und schöne Mädchen vor, er wählte daraus eine, die ihm sehr gut gefiel, und heiratete sie. Bald darauf kam Dendan zurück, meldete ihm die Ankunft seines Bruders Scharkan und bat ihn, ihm entgegenzugehen. Dhul Makan reiste einen Tag weit mit den Vornehmsten des Reichs seinem Bruder entgegen, der am folgenden Morgen an der Spitze aller syrischen Truppen, Reiter und Fußvolk, herangezogen kam. Als Dhul Makan seinen Bruder Scharkan sah, wollte er absteigen, aber dieser gab es nicht zu, sondern stieg selbst ab und ging gegen seinen Bruder hin. Sie umarmten sich und weinten heftig, ritten dann nebeneinander an der Spitze der Armee nach Bagdad und begaben sich in ihres Vaters Schloß, wo sie die Nacht beisammen zubrachten. Am folgenden Morgen erließ Dhul Makan einen Befehl, um alle Truppen zusammen zu berufen für den heiligen Krieg, und bei ihrem Eintreffen wurden sie gut empfangen und reichlich beschenkt. Dhul Makan mußte dann selbst seinem Bruder alle seine Lebensereignisse mitteilen, und das er von den Wohltaten des Badheizers sprach, fragte ihn Scharkan, womit er ihn denn belohnt habe? Dhul Makan antwortete, er wolle damit warten bis nach Beendigung des Kriegs. Scharkan erkundigte sich dann auch nach seiner Schwester und ließ sie durch ihren Gatten, den Verwalter, grüßen. Sie erwiderte seinen Gruß und fragte nach ihrer Tochter Kadha, und als Scharkan ihr sagen ließ, sie sei recht wohl und sehr stark geworden, dankte sie Gott dafür. Scharkan begab sich dann wieder zu seinem Bruder und bat ihn, nicht länger mehr zu zögern, ins Feld zu ziehen. Aber dieser versetzte: »Wir müssen noch warten, bis das Heer aus allen Provinzen versammelt ist.« Inzwischen ließ er den Proviant vorbereiten, besuchte seine Frau noch einmal, die in gesegneten Umständen war, und bestimmte ihr Astrologen und Ärzte. Zwei Monate nach der Ankunft Scharkans, als endlich aller Truppen versammelt waren, brach die Armee auf. Dendan führte den rechten Flügel an, Rustem befehligte die Perser und Bahram die Türken; Dhul Makan ritt im Zentrum; er hatte seinen Bruder Scharkan zur Rechten und den Verwalter zur Linken. So zogen sie einen Monat lang vorwärts, nur von Zeit zu Zeit, weil die Armee gar zahlreich war, ein paar Tage ausruhend, bis sie endlich die griechische Grenze erreichten. Die Einwohner der Dörfer und Flecken entflohen nach Konstantinopel und brachten Kunde vom Anzug des Feindes. Der König von Konstantinopel, Feridun, wandte sich an Dsat Dawahi, welche sich noch bei ihm aufhielt. Diese reiste zu ihrem Sohn, dem König Hardub, zurück und riet ihm, sich dem König Feridun anzuschließen; »seid ihr vereint«, sagte sie, »so glaube ich nicht, daß die Muselmänner etwas gegen uns vermögen werden.« Hardub versammelte alle seine Truppen, nahm alle seine Schätze zusammen und zog zum mächtigen König von Konstantinopel. Als dieser die Ankunft des Königs von Cäsarea vernahm, ging er ihm entgegen und freute sich ebenso sehr mit den zahlreichen Hilfstruppen, die er ihm zuführte, als mit seiner Tochter Safia, welche ihm Dsat Dawahi jetzt erst wieder schenkte. Er ließ Hardub und seiner Mutter seinen schönsten Palast einräumen und schickte Boten nach allen Ländern und Provinzen, um seine Soldaten zusammenzurufen.

Die orientalischen Christen und Franken kamen von allen Meeren und Inseln herbeigelaufen; Engländer, Ungarn, Spanier, Franzosen, Deutsche, Armenier, Genueser und andere stellten sich so zahlreich ein, daß ihnen bald das Land zu eng wurde. Als alle beisammen waren, gab Feridun den Befehl zum Aufbruch, und sie zogen nach zehn Tagen in ein am Ufer des Meeres gelegenes Tal, Numansthal genannt. Hier rasteten sie drei Tage, und als sie am vierten wieder aufbrechen wollten, sahen sie auf einmal die ganze Atmosphäre verdunkelt. Endlich erhob sich ein Staub bis zum Himmel empor, und sie erblickten plötzlich die Reihen der Muselmänner mit den muhamedanischen Fahnen, und blinkende Schwerter und blitzende Lanzen erleuchteten die Dunkelheit. Zuerst kam der Vezier Dendan mit dreißigtausend Syrern, dann Rustem und Bahram mit zwanzigtausend Mann persischer und türkischer Reiterei. Die Christen, deren Armee sich bis ans Meer hin erstreckte, riefen bei diesem Anblick: »O Maria, o Jesu, o heiliges Kreuz!« Das erste Zusammentreffen war den Muselmännern nicht günstig, denn auf den Rat der Alten hatte Feridun zwölfhundert Schiffe voll mit Soldaten vorausgeschickt, die dann auf einmal die Muselmänner im Rücken angriffen, und schon wähnten sie, es werde kein einziger von ihnen entrinnen. Feridun dankte dem Messias, der ihm eine so kluge Frau, wie Dsat Dawahi, beschert, denn die Verwirrung war so groß unter den Muselmännern, daß er sich schon seines Sieges gewiß hielt. Aber bald rückte Dhul Makan mit der großen Armee von hundertundzwanzigtausend Reitern heran, und rief seinen Leuten zu: »Soldaten des Barmherzigen, stürmt los auf die Abtrünnigen, auf die Feinde Gottes!« Von einer anderen Seite drang Scharkan mit einer bedeutenden Truppenabteilung herbei und vereinigte sich mit seinem Bruder. Jetzt stieg der Mut der Muselmänner wieder; Scharkan kämpfte wie ein Löwe und durchbrach die Reihen der Griechen, welche eine Million sechsmalhunderttausend Mann stark waren; zu Tausenden fielen sie vor ihm und dem Verwalter nieder, welcher nicht aufhörte zu rufen: »Gott ist groß!« So verschaffte Gott dem Glauben des Islams den Sieg; die Griechen wurden gegen das Meer zurückgetrieben, bis die Nacht dem Kampf ein Ende machte und die Krieger wie Betrunkene herumtaumelten. Der Löwe des Glaubens, Scharkan, schlief die ganze Nacht nicht, ebenso wenig sein Bruder Dhul Makan; sie ermutigten die Truppen, trennten die Verwundeten von den übrigen und trösteten sie mit dem reichen Lohn, der ihrer am Tage der Auferstehung harre. Von den Muselmännern waren nur dreitausendfünfhundert Mann auf dem Schlachtfeld geblieben, von den Griechen hingegen fünfundvierzigtausend. Dsat Dawahi verzweifelte aber noch nicht; des Abends ließ sie die Befehlshaber der Griechen und den König zu sich rufen und sagte ihnen: »Glaubet nur fest an den Messias und tut Buße, denn schon war der Sieg euer, und, bei dem Messias! Niemand als der Sultan Scharkan konnte die Muselmänner zum Stehen bringen. Morgen aber will ich ihre Reihen durchbrechen; ich will ihnen den wackern Ritter Lukas vorführen, der gar manchen schon erschlagen, der soll Scharkan zu einem Zweikampf herausfordern, und ist er gefallen, so soll auch kein einziger mehr von den seinigen entkommen. Kommt nur her, ich will euch mit heiligem Weihrauch weihen.« Die Feldherren der Griechen verbeugten sich vor ihr, machten das Kreuz und ließen sich von ihr mit einem vom Patriarchen zubereiteten Weihrauch, den er nach allen christlichen Ländern zu versenden pflegte, beräuchern.

Sobald der folgende Morgen heranbrach, rüsteten sich die griechischen Ritter wieder zum Kampf, und ihr König teilte Geschenke unter ihnen aus, malte ein Kreuz auf ihr Gesicht, beräucherte sie mit dem oben erwähnten, von dem Patriarchen zubereiteten Räucherwerk und segnete sie. Dann ließ er Lukas rufen, welcher Messiasschwert genannt wurde, und beräucherte und besalbte ihn. Dieser war der tapferste Mann, der geschickteste Bogenschütze und der beste Schläger mit Lanze und Schwert in ganz Griechenland; er war gräßlich anzusehen, sein Gesicht glich dem eines Esels, seine Gestalt der eines Affen. Seine Züge hatten den Ausdruck eines Lauschers, seine Nähe war bitterer als die Trennung Liebender und der Unglaube war auf seinem ganzen Wesen gestempelt. Feridun sagte ihm: »Ich wünsche, daß du Scharkan herausforderst, und uns durch seinen Tod Ruhe verschaffst.« Der Verruchte bestieg sogleich seinen Renner; er hatte ein rotes Kleid an und einen goldenen Panzer und trug eine Lanze mit drei Spitzen, die wie Feuer strahlten. Er ritt, wie Iblis auf dem Rücken des Satans am Tage des Gerichts, von dreitausend der tapfersten Ritter umgeben, und ließ in arabischer Sprache vor sich her ausrufen: »O ihr Anhänger Muhameds, lasset euern wackersten Helden, das Schwert des Islams, den König von Damaskus in die Schranken treten, und wer von uns siegt, dem unterwerfe sich die Armee seines Gegners.« Kaum waren diese Worte gesprochen, so flog ein mächtiger Staub in die Höhe und Scharkan kam herbeigeritten, dem sein Bruder mitgeteilt hatte, daß ein griechischer Ritter ihn herausgefordert und geschworen hatte, alle Muselmänner zu vertilgen; er kam wie ein grimmiger Löwe, oder wie ein wütender Leopard, auf einem Renner, so leicht wie eine Gazelle, dahergesprengt, und rief Lukas zu: »Du hast, Verruchter, den tapfern Helden herausgefordert: nun, bei der Ehre des Herren und des leitenden Propheten, hier stehe ich kampfgerüstet; du sollst deine Kühnheit büßen.« Lukas, der diese Worte nicht verstand, machte das Kreuz und drang mit dem Schwert in der Hand auf Scharkan ein. Er wußte mit einer solchen Schnelligkeit das Schwert aus der einen Hand in die andere zu werfen und es an allen Seiten zu fassen, daß die Muselmänner sehr für Scharkan fürchteten. Aber im Augenblick, wo der Feind Gottes Scharkan einen Hieb versetzen wollte, faßte dieser das Schwert auf und entriß es seinem Gegner. Alle Zuschauer riefen erstaunt: »So was kann kein Mensch!« Scharkan rief dann mit lauter Stimme: »Bei dem, der die sieben Himmel gewölbt, und die Erde wie einen Teppich ausgebreitet und Berge mit Festigkeit darauf erhoben, ich will diesen Verruchten, zur Verwunderung aller, die zusehen oder einst davon lesen werden, erschlagen.« Er versetzte ihm dann einen Hieb auf die rechte Seite der Stirn, gerade an der Stelle, wo ihm Feridun ein Kreuz gemalt hatte, und Gott sandte schnell seinen Geist in die Hölle. (Wehe einem solchen Aufenthaltsorte!) Als Lukas getötet war, schlugen sich die Christen ins Gesicht, machten das Kreuz, erhoben ein lautes Wehegeschrei und drangen in Masse mit Schwert und Lanze gegen Scharkan vor; aber die Muselmänner eilten diesem zu Hilfe, und das Handgemenge wurde allgemein; Schwert traf auf Schwert, Häupter flogen vom Rumpfe, Staub umhüllte die Erde, Seelen trennten sich vom Körper, Pferde flogen, als hätten sie Flügel statt Füße, bis endlich die Nacht heranbrach, die beide ermatteten Armeen trennte und der Kampfplatz mit Erschlagenen und Verwundeten bedeckt war. Scharkan begab sich zu seinem Bruder und ließ den Vezier und den Verwalter rufen, und sagte ihnen: »Freilich ist uns Gott der Erhabene bisher gegen unsere Feinde beigestanden, doch, da unser Feind vom Meer her immer Verstärkung erhält, so müssen wir zuletzt unterliegen, wenn wir nicht auf ein Mittel denken, ihn auf einmal zu vernichten; aber gelobt sei Gott, der Herr der Welten, der uns ein Mittel eingibt, die Ungläubigen auszurotten. Geh‘ du, mächtiger Verwalter, mit zwanzigtausend Mann von der syrischen Reiterei eine Strecke von sieben Pharasangen das Meer entlang, dann machst du einen Umweg durch das Gebirge und näherst dich weiter unten wieder dem Meer, so daß ihr nur zwei Pharasangen weit hinter dem Feind steht; dort bleibt ihr verborgen. Du hörst am folgenden Morgen das Schlachtgetümmel, ich werde zuerst mit meiner Armee weichen, um den Feind vorwärts zu locken, auf einmal kehre ich mich dann wieder dem Feind zu, du wirst unsere Fahnen sehen, auf denen die Inschrift leuchtet; Es gibt keinen Gott, außer Gott, und Muhamed ist sein Gesandter; dann schwinge auch du die grüne Fahne und rufe: Gott ist groß! und überfalle den Feind von hinten, so daß du den Flüchtlingen den Rückzug auf ihre Schiffe abschneidest.« Der Verwalter machte sich auf den Weg und verbarg sich am bestimmten Orte. Des Morgens früh griffen die Christen wieder schnell zu den Waffen, entblößten ihr Haupt, pflanzten das Kreuz auf die Schiffe, traten ans Land mit ihren Pferden und begannen die Schlacht von neuem. Die Todesmühle rollte umher, Häupter fielen vom Rumpf, Augen wurden ausgestochen, Arme abgehauen, Herzen ausgerissen, Pferde schwammen im Blut. Die Muselmänner priesen den Barmherzigen und die Christen Messias. Da Scharkan absichtlich zurückwich, riefen die Christen schon: »O Diener des Messias, der Sieg ist unser, die Muselmänner fliehen, Marias Sohn, der schon in der Wiege sprach, hat uns geholfen.« Der König Hardub schickte sogleich einen Eilboten nach Konstantinopel, um der Hauptstadt seinen Sieg zu verkünden, und ließ dem König Feridun sagen: »Das Räucherwerk des Patriarchen, das unsere Krieger ausdufteten, hat uns geholfen;« auch schwor er bei allen christlichen Wundern, bei seiner Tochter Ibris und bei dem Taufwasser, er wolle alle Muselmänner ausrotten.

 

Als der Bote mit dieser Nachricht fort war, schrie der Anführer der Armee: »Rächet Lukas!« Der König der Griechen schrie: »Rächet die teure Ibris!« Aber auf einmal rief Scharkan den Seinigen zu: »O ihr Knechte des gerechten Gottes, hebt euer Schwert gegen die Ungläubigen auf! O Muselmänner, hier sind die Gottesleugner vor euch, vernichtet sie im Namen des Allmächtigen und aus Liebe zu unserem Propheten Muhamed. Wie sind ja die an Einheit Glaubenden; fürchtet das Feuer der Hölle und schont euer Leben im Kampf gegen die Ungläubigen nicht: denn vor euch blüht das Paradies.« Als Scharkan nach dieser Anrede aufs neue den Feind angriff, bemerkte er vor sich einen jungen, geschmeidigen Ritter, der mit vielem Mut sich gegen die tapfersten Armenier schlug und mitten im Schlachtgetümmel, sowohl durch seine Kühnheit und Tapferkeit, als durch seine schöne Gestalt und sein blitzendes Auge, die allgemeine Bewunderung erregte. Scharkan ging auf ihn zu und sagte: »Wer bist du, Ritter, der du mit solchem Eifer Gottes Willen erfüllst?« Der Ritter antwortete: »Wie schnell hast du mich vergessen?« Er nahm das Visier vom Gesicht, und siehe da, es war Dhul Makan. Scharkan freute sich sehr, ihn gefunden zu haben, weil er seiner Jugend willen gar zu besorgt für ihn war, und besonders als König für ihn fürchtete, denn der Tod des Königs entscheidet oft eine ganze Schlacht; er bat ihn, nun in seiner Nähe zu bleiben und sich nicht allein so großer Gefahr auszusetzen. Dhul Makan erwiderte: »Das ist mein erster Feldzug, darum wollte ich so viel als möglich deinem Beispiel folgen.« Als die Griechen unerwartet mit erneuter Wut angegriffen wurden, ergriffen sie die Flucht und eilten ihren Schiffen zu; aber sie fielen den verborgenen zwanzigtausend syrischen Reitern, welche der Verwalter und der Vezier anführten, in die Hände, so daß sie von allen Seiten eingeschlossen waren, und die Muselmänner ein furchtbares Gemetzel unter ihnen anrichteten. Mehr als hunderttausend dieser Schweinsseelen schickte Gott in die Hölle und nur zwanzig christliche Schiffe entkamen. Die Muselmänner machten eine unermeßliche Beute; sie nahmen fünfzehnhundert Schiffe voll mit Geld, goldenen und silbernen Gerätschaften, Waffen und Pferden, so daß sie in höchster Freude dem erhabenen Gott dankten. Die zwanzig Schiffe, welche entkamen, flüchteten nach Konstantinopel. Dort war schon die Nachricht eingetroffen, daß die Griechen gesiegt, und die Alte hatte gesagt: »Ich habe es wohl gewußt, daß mein Sohn keine muselmännische Armee fürchtet, auch habe ich viele Gebete deshalb an den Messias gerichtet.« Die Stadt wurde beleuchtet, man war vergnügt und trank brav Wein; aber auf einmal wurde diese Freude in Trauer verwandelt, als die flüchtigen Schiffe mit dem König Hardub ankamen und den Ausgang der Schlacht berichteten. Nun wurde geklagt und gewimmert; Feridun war wie vom Schlage getroffen, warf seine Krone zur Erde und fiel in Ohnmacht, als er hörte, daß außer diesen paar Schiffen, alles verloren sei, und rief: »Wehe uns! gewiß zürnt uns Messias.« Der Patriarch trat dann zu ihm und sagte: »Das Räucherwerk war nicht für die ganze Armee hinreichend, darum ist sie geschlagen worden; nun aber will ich recht viel in der Kirche beten, bis alle Muselmänner vernichtet sind.«