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Tausend Und Eine Nacht

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Es sagt der Erzähler: Als der Kalif dies hörte, war er höchst erstaunt und befahl Djafar, das andere Mädchen zu fragen, warum sie selbst so ihre Brust und Seiten zerschlage, und sie erzählte:

Geschichte des zweiten Mädchens

Als mein Vater starb, hinterließ er mir ein großes Vermögen; ich verheiratete mich mit einem der vornehmsten Männer in Bagdad und lebte ein Jahr lang höchst angenehm mit ihm. Nach einem Jahre starb er und hinterließ mir 90.000 Dinare; ich lebte im größten Wohlstande, ließ mir viele Kleider machen und sie mit Stickereien und Randbesatz verzieren, so daß man überall von mir redete. Ich hatte zehn verschiedene Kleidungen, jede für 1000 Dinare. Als ich einst zu Hause saß, kam eine steinalte Frau mit runzeligem Gesicht, kahlen Augenbrauen, hohlen, triefenden Augen, abgebrochenen Zähnen, weißen Haaren, aussätzigem Körper, gebücktem Rücken, gespenstischer Farbe und fließender Nase, wie ein Dichter sagte:

»Sie hat sieben Fehler im Gesichte; einer davon ist schon ekelhaft und häßlich! In ihrem Gesicht ist ein Überfluß an Flüssigkeit, ihre ganze Gestalt ist morsch und ihre Haare fallen ihr von einer Kopfkrankheit aus.«

Sie grüßte mich, küßte die Erde vor mir und sprach: »Wisse, o Gebieterin! ich habe eine Tochter, die Waise ist, heute Nacht ist ihre Hochzeit und ihre Ausschmückung; wir sind fremd in dieser Stadt, kennen keinen ihrer Bewohner, dies tut unsern Herzen weh; du wirst dir aber ein großes Verdienst erwerben, wenn du zu uns kommst, damit die Frauen dieser Stadt es hören und auch kommen; du wirst, wenn du mit deiner Gegenwart uns beehrst, meiner Tochter Herz stärken.« Sie setzte dann noch folgende Verse hinzu:

»Eure Gegenwart macht uns Ehre und wir erkennen dies an; bleibt ihr aber weg, so kann euch niemand ersetzen.«

Sie weinte dann und bat so lange, bis ich sie bemitleidete, ihre Bitte gewährte und zu ihr also sprach: »So Gott will, werde ich deiner Tochter dies zu Gefallen tun und sie dazu noch mit meinem Schmucke zieren.« Die Alte fiel vor Freude mir zu Füßen und küßte sie und sagte: »Gott wird dich dafür belohnen und dein Herz eben so stärken, wie du das meinige gestärkt. Aber, meine Gebieterin, du brauchst deine Bedienung nicht sogleich zu bemühen; du kannst dich bis zum Abend vorbereiten, dann werde ich kommen, um dich abzuholen.« Als sie weggegangen war, fing ich an, die Perlen zu ordnen, die goldgestickten Kleider und den übrigen Schmuck zurecht zu legen, ohne zu wissen, was das dunkle Schicksal verborgen hielt. Als es Nacht war, kam die Alte freudig mit lachenden Zähnen und sagte: »O Gebieterin! schon sind die meisten Frauen der Stadt versammelt, die dich erwarten.« Ich stand auf, kleidete mich an, verschleierte mich, ging hinter der Alten her, und einige Sklavinnen folgten mir. Wir kamen in eine hübsche, reingekehrte und bespritzte Straße. Ein schwarzer Vorhang bedeckte eine Türe, auf derselben war eine goldene, durchlöcherte Lampe und folgende Verse angeschrieben:

»Ich bin die Wohnung der Freuden, bei mir ist ewiges Vergnügen; hierinnen ist ein Springbrunnen, wo süße Ruhe fließt; auch findest du hier allerlei Wohlgerüche, Rosen, Kamillen und Myrte.«

Die Alte klopfte an; es ward sogleich geöffnet. Als wir in die Wohnung traten, sahen wir brennende Wachskerzen in zwei Reihen von der Türe bis oben zum Saal aufgestellt. Auf dem Boden lag ein seidener Teppich; wir gewahrten einen Thron von Elfenbein, mit Edelsteinen besetzt, mit einem atlasnen, mit Perlen bestickten Vorhange. Auf einmal kam ein Mädchen hinter diesem hervor, o Fürst der Gläubigen, schöner als der Vollmond; ihre Stirn leuchtete wie der heranbrechende Morgen, wie ein Dichter sagte:

»Sie ist zart gebaut, sanft und schmachtend sind ihre Blicke. Alles Schöne und Liebliche ist in ihr vereint, die Locken auf ihrer Stirne gleichen der Nacht der Sorgen, die über den Tag der Freuden sich verbreitet.«

Das Mädchen sprach, als es hinter dem Vorhange hervortrat: »Sei tausendmal willkommen, teure Schwester!« Auch fügte sie noch folgende Verse hinzu:

»Kennte das Haus den, der es besucht, es würde sich freuen und die Stelle deiner Füße küssen; es würde dann mit der Zunge des Geistes sagen: seid mir willkommen, ihr edlen, vornehmen Gäste!«

Sie kam mir dann entgegen und fügte hinzu: »O meine Dame! ich habe einen Bruder, schöner als ich; er hat dich auf einem Feste gesehen, und dein Anblick hat schlimme Folgen für ihn gehabt, weil sowohl dein Rang, als deine Schönheit und Liebenswürdigkeit vollkommen sind. Da er gehört hat, daß du eine der Vornehmsten unter dem Volke bist, und er ebenfalls ein großer Herr unter den Seinigen, so will er mit dir einen Bund schließen und dein Mann werden.« Ich antwortete: »Wohl, ich sehe kein Hindernis, seinen Willen zu erfüllen.« Ich hatte dies kaum gesagt, o Fürst der Gläubigen! da klatschte sie in die Hände; es öffnete sich ein Kabinett, und ein Mann in frischer Jugend, von hübscher Gestalt und schönem Wuchse trat heraus, sauber gekleidet, mit Augenbrauen wie ein Bogen und herzbezaubernden Augen, wie ein gewisser Dichter sagte:

»Sein Gesicht gleicht dem Monde und trägt Spuren der Glückseligkeit wie einen Perlenschmuck.«

Sobald ich ihn sah, liebte ich ihn schon; er setzte sich neben mich, wir unterhielten uns miteinander. Dann klatschte das Mädchen wieder: da öffnete sich noch einmal ein Kabinett; es kam der Kadi mit vier Zeugen heraus, sie setzten sich, um den Ehekontrakt zu schreiben; der Jüngling machte zur Bedingung, daß ich niemanden außer ihm anblicken sollte; ich mußte sogar einen hohen Eid deshalb schwören. Ich freute mich sehr und konnte kaum die Nacht erwarten, um allein mit ihm zu sein. Ich brachte auch wirklich bei ihm die schönste Nacht meines Lebens zu. Des Morgens stand er auf und behandelte mich mit Ehrerbietung, wir liebten einander und lebten einen ganzen Monat in höchster Seligkeit. Da ich dann eines Tages meinen Mann um Erlaubnis bat, einen besonders schönen Stoff zu kaufen, und er mir es erlaubt hatte, ging ich auf den Markt mit einer alten Frau und zwei Sklavinnen. Als ich in das Haus, wo Seidenstoffe verkauft werden, kam, sagte mir die Alte: »Hier wohnt ein junger Kaufmann, der ein großes Lager hat, und bei dem du alles findest, was du nur verlangst. Niemand hat schönere Waren, als er; komm, wir wollen uns zu ihm setzen, um bei ihm einzukaufen.« Wir setzten uns zum Kaufmann, der ein junger, hübscher, geschmeidiger Jüngling war, wie ein Dichter von einem solchen sagte:

»Er ist leicht gebaut, durch seine Haare und sein Gesicht wandelt die Welt zugleich in Finsternis und Licht; verkennt auch nicht das braune Fleckchen auf seinen Wangen, denn ihr findet dasselbe an jeder Anemone.«

Ich sagte zur Alten: der Kaufmann möge uns seine Waren zeigen; sie fragte mich, warum ich‘s nicht selbst sagen wollte, und ich antwortete: »Weißt du nicht, daß ich geschworen habe, mit keinem fremden Manne zu sprechen?« Die Alte sagte es dem Kaufmanne, und dieser holte seine Waren herbei, von denen mir manches gefiel. Ich sprach zur Alten wieder: »Frage ihn, wie teuer dies ist?« Als sie ihn fragte, antwortete er: »Dies verkaufe ich nicht für Silber und nicht für Gold, nur für einen Kuß auf ihre Wangen geb ich‘s her.« Ich rief: »Bewahre mich Gott davor!« Da sagte die Alte: »O meine Gebieterin, du brauchst ihn ja ebensowenig zu sprechen, als er dich, du neigst nur dein Gesicht zu ihm hin, und er gibt einen Kuß und weiter nichts; folge mir nur!« Ich dachte: Dabei ist nichts Böses, und neigte ihm meine Wangen hin, da biß er mich mit seinen Zähnen, bis ihre Spuren auf der Wange stehen blieben; ich fiel in Ohnmacht, und als ich erwachte, fand ich den Laden geschlossen; der Kaufmann war fort, das Blut lief mir über das Gesicht hernieder, und die Alte war höchst bestürzt.

Das andere Mädchen fuhr zu erzählen fort: Die Alte sprach nunmehr: »Gott bewahre uns vor größerem Übel! Steh nur auf, meine Gebieterin! Fasse Mut, mache keinen Lärm, geh nach Hause, stell dich krank, decke dich zu, und ich werde Pulver und Pflaster bringen, dir deine Wange in drei Tagen zu heilen.« Wir machten uns auf und gingen langsam nach Hause. Hier fiel ich um vor heftigen Schmerzen, schlüpfte unter die Decke und trank Wein. Als es Nacht war, kam mein Mann zu mir und fragte: »O meine Treue! was hast du?« Ich sagte: »Kopfschmerzen.« Er zündete eine Wachskerze an, trat näher, sah mir ins Gesicht und bemerkte die Wunde an meiner Wange. Da fragte er: »Wer hat dir dies getan?« Ich antwortete: »Ich ging heute auf den Bazar, um mir verschiedene Stoffe abschneiden zu lassen; da drängte sich ein Kamel mit einer Ladung Holz an einem engen Platze des Bazars an mich hin, ein Stück Holz zerriß meinen Schleier und verwundete mich.« Da sagte er: »Ich werde morgen den Stadtaufseher bitten, alle Kameltreiber aufzuhängen.« Ich erwiderte ihm: »O mein Herr! das geht nicht, die Leute so zu hängen und ihr Blut zu vergießen; ich würde mich an ihnen versündigen, denn ich ritt auf einem Mietesel, der Eseltreiber trieb ihn zu stark, er stolperte mit mir, ich fiel auf dem Gesicht auf die Erde, wo zufällig ein Stück Glas lag, das meine Wange ritzte.« Da sagte er: »Bei Gott! ehe die Sonne aufgeht, laß ich durch Djafar alle Eseltreiber und alle Straßenkehrer hängen.« Ich sagte: »O mein Herr! meinetwegen sollst du niemanden hängen lassen.« Er sagte dann wieder: »Nun, woher kommt denn die Wunde auf deiner Wange?« Ich sagte: »Gottes Urteil und Bestimmung hat sie getroffen.« Ich suchte ihm auszuweichen, aber er drang so lange in mich, bis ich in meinen Reden mich verwirrte, und er zuletzt die Wahrheit erfuhr. Da schrie er mich an: »Du hast deinen Eid gebrochen!« Auf diesen Ruf kamen aus einem Kabinette drei schwarze Sklaven herbei; er befahl ihnen, mich aus dem Bette zu schleppen und auf den Rücken mitten im Zimmer hinzuwerfen; der eine setzte sich über meinen Kopf, der andere zu Füßen, der dritte entblößte sein Schwert, und mein Mann sagte ihm: »Spalte sie in zwei Teile und werfe sie in den Tigris, daß die Fische sie fressen; es ist der Lohn für ihren Meineid,« Er rief dann im heftigsten Zorne noch folgende Verse aus:

 

»Nimmt noch jemand teil an dem Gegenstande meiner Liebe, so verschmäht mein Herz eine solche Liebe, und müßte ich auch vor Gram sterben! Ich rufe meiner Seele zu: stirb unerniedrigt! Nichts Gutes ist bei einer Liebe, die man teilen muß.«

Als er dem Sklaven noch einmal befahl, mich zu töten, setzte dieser sich über mich her und sprach: »Hast du noch was auf dem Herzen vor dem Tode? denn dies ist deine letzte Stunde auf dieser Welt.« Ich sagte: »Steht ein wenig von mir auf, daß ich meinem Manne etwas sage.« Ich hob meinen Kopf auf, und sah, in welchem Zustande der Erniedrigung ich nach einem solchen Glanze mich befand, wie nun der Tod meinem Leben ein Ende machen solle. Ich mußte heftig weinen; mein Mann sah mich zornig an und sprach folgende Verse:

»Sage dem, der, unserer Vereinigung überdrüssig, uns Unrecht getan und an einem anderen Geliebten Wohlgefallen gefunden: wir sind deiner satt, ehe du unserer ganz überdrüssig wirst; wir haben genug mit dem, was zwischen uns vorgefallen.«

Als ich dies hörte, sah ich ihn weinend an und sprach folgende Verse:

»Ihr habt Liebe in mir erregt, und seid dabei ruhig geblieben; ihr habt mein wundes Auge geweckt, und habt selbst geschlafen; euer Platz ist zwischen meinem Herzen und meinem Blick; wie kann mein Herz euch vergessen, wie können meine Tränen sich verbergen? Ihr habt mir die dauerndste Treue versprochen, und sobald ihr im Besitze meines Herzens waret, seid ihr mir untreu geworden. Ich liebte euch als Kind, ehe ich noch die Liebe kannte; noch bin ich eine Schülerin, schonet meiner!«

Ich sah ihn dann an und setzte noch folgende Verse hinzu:

»Du hast den höchsten Gram mir aufgebürdet, während ich zu schwach bin, nur mein Hemd zu tragen; ich wundere mich nicht, wenn ich den Geist aufgebe, nur darüber wundere ich mich, wie man, nachdem du dich von mir trenntest, meinen Körper noch kennt.«

Als er dies hörte, schimpfte und schmähte er mich und sprach:

»Ihr habt durch eine andere Liebschaft euch von uns gewandt und Scheidung herbeigeführt; sind wir euch zuwider, so ziehen wir von euch weg und gedulden uns fern von euch, wie ihr von uns. Wir nehmen dann eine andere Geliebte statt eurer, und werfen unsere Trennung auf euch, nicht auf uns.«

Er schrie dann noch einmal dem Sklaven zu: »Zerspalte sie, und schaffe uns Ruhe vor ihr, denn ihr Leben ist doch nichts mehr wert!« Nun, o Fürst der Gläubigen! während wir so miteinander in Versen sprachen und ich schon am Leben verzweifelte, kam die Alte, warf sich meinem Manne zu Füßen und sagte weinend: »Bei der Erziehung, die ich dir gab, bei dem Busen, den ich dir entblößte, um dich zu säugen, und bei den Diensten, die ich dir sonst geleistet, schenke mir ihre Schuld! Du bist jung und würdest eine große Schuld auf dich laden. Auch sagt man: Wer jemanden tötet, wird wieder getötet. Was ist diese Unwürdige! Laß sie aus deinem Kopfe und deinem Herzen!« Sie weinte so lange, bis er beruhigt ward; doch sprach er: »Ich will ihr ein bleibendes Zeichen geben, das nie vergeht.« Er ließ mich dann durch die Sklaven entkleiden und auf den Boden hinstrecken. Die Sklaven setzten sich auf mich, und mein Mann nahm einen Stock von Quittenbaumholz und ließ mich so lange schlagen, bis ich das Bewußtsein verlor und am Leben verzweifelte. Er sagte dann den Sklaven, sie sollten mich abends in das Haus bringen, das ihnen die Alte zeigen würde. Sie befolgten den Befehl ihres Herrn, warfen mich ins Haus und ließen mich allein. Meine Ohnmacht dauerte die ganze Nacht. Des Morgens pflegte ich mich und gebrauchte Pflaster und Arzneien. Mein Körper war von den Schlägen ganz aufgeschwollen und meine Seiten waren wie von einer Peitsche zerschlagen; ich blieb vier Monate krank im Bette liegen. Als ich genas und wieder in das Haus (meines Gatten) kam, war es eine Ruine; auch die ganze Straße war verwüstet. Ich ging dann zu meiner Schwester, welche die beiden Hündinnen hat; sie grüßte mich, und ich erzählte ihr meine Geschichte. Sie sagte: »Wer bleibt denn von den Unfällen der Welt und den Schlägen des Schicksals befreit!« und sprach den Vers:

»Die Welt ist nicht anders; drum habe Geduld, du magst mit Verlust an Gütern oder mit Trennung vom Geliebten heimgesucht werden.«

Sie erzählte mir auch ihre Geschichte, o Fürst der Gläubigen! und das, was mit ihren Schwestern vorgefallen. Wir blieben dann beisammen und erwähnten der Männer nicht mehr. Diese junge Wirtschafterin leistet uns Gesellschaft; sie geht jeden Tag auf den Markt, um für uns einzukaufen. Da sie nun heute wie gewöhnlich ausging, kam sie mit einem Träger zurück; wir lachten die ganze Nacht über ihn. Kaum war ein Viertel der Nacht vorüber, da kamen diese drei Kalender, die wir gut aufnahmen und mit denen wir uns unterhielten. Es war kaum ein Drittel der Nacht vorüber, da kamen drei vornehme Kaufleute von Mossul und erzählten uns ihre Geschichte. Wir legten ihnen Bedingungen auf, die sie nicht hielten, und zur Strafe mußten sie uns ihre Geschichte erzählen; dann verziehen wir ihnen und sie gingen fort. Heute wurden wir nun auf einmal zu dir hergerufen. Dies ist unsere Geschichte. – Der Kalif war höchst verwundert darüber.

Nach langem Staunen sagte der Kalif zur ersten Frau: »Erzähle mir die Geschichte der Schlange, die deine Schwestern bezaubert und in Hunde verwandelt hat. Weißt du, wo sie sich aufhält? oder hat sie dir eine Zeit bestimmt, wann sie wieder zu dir kommen wird?« Da erwiderte diese: Sie hat mir ein Büschel Haare gegeben und mir gesagt: »Wenn du nach mir verlangst, so verbrenne zwei Haare, und ich erscheine dir sogleich, und wäre ich auch hinter dem Berge Kaf.« Da fragte der Kalif weiter: »Wo sind diese Haare?« und sie überreichte sie ihm. Der Kalif nahm die Haare und verbrannte sie; da erbebte das ganze Schloß, die Schlange kam hervor und rief: »Friede sei mit euch! O Fürst der Gläubigen! wisse, daß diese Frau mir eine Wohltat erzeigte, für die ich sie nicht genug belohnen kann; sie hat meinen Feind getötet und mir das Leben gerettet. Ich wußte, was ihre Schwestern ihr getan, und es war mir nichts erwünschter, als sie dafür zu bestrafen; ich wollte sie töten, fürchtete aber, es möchte ihrer Schwester zu wehe tun, darum verzauberte ich sie in Hündinnen. Nun aber, wenn du es wünschst, o Fürst der Gläubigen! so befreie ich sie gern; du hast nur zu befehlen.« Da antwortete der Kalif: »Befreie sie, o Geist! laß uns auch ihrem Gram ein Ende machen; es bleibt dann nur noch diese geschlagene Frau hier die einzig Leidende, vielleicht wird der erhabene Gott mir helfen, sie von dem Schmerze über das erlittene Unrecht zu befreien, ihr Genugtuung zu verschaffen und mich von ihrer Wahrhaftigkeit zu überzeugen.« Da sprach wieder der Geist: »O Fürst der Gläubigen! ich befreie diese hier und zeige dir auch den, der diese Frau so mißhandelt hat; er ist dir sehr nahe verwandt.«

Die Schlange nahm dann eine Schale, sagte etwas, das niemand verstand, bespritzte die zwei Schwestern mit Wasser, und sie waren frei und nahmen ihre frühere Gestalt wieder an. Dann sprach der Geist: »Dein Sohn Amin ist‘s, der sie so geschlagen, der Bruder des Mamun; er hatte von ihrer Schönheit und Liebenswürdigkeit gehört, und List gegen sie angewandt, doch hat er sie gesetzmäßig geheiratet; auch hat er sie nicht mit Unrecht geschlagen, denn er hat sie einen hohen Eid schwören lassen, daß sie keine Untreue begehen wolle; sie hat den Eid gebrochen, er wollte sie mit dem Tode bestrafen, fürchtete aber Gott, züchtigte sie lieber auf diese Weise und ließ sie dann in ihr Haus führen. Dies ist die Geschichte der zweiten, Gott aber ist allweise.«

Als der Kalif diese Worte des Geistes hörte, verwunderte er sich sehr und sprach: »Gelobt sei der erhabene Gott, der mich dazu bestimmt hat, die zwei Mädchen von ihrem Zauber und ihrer Pein zu befreien, und auch die Geschichte dieser Frau zu vernehmen; bei Gott, ich will so handeln, daß man es nach mir aufzeichnen wird!«

Er ließ dann seinen Sohn Amin kommen und fragte ihn nach allem, wie es in der Wahrheit vorgefallen; er ließ dann den Kadi, die Zeugen, die drei Kalender, das geschlagene Mädchen und die Wirtschafterin kommen; als alle zugegen waren, verheiratete er die drei Schwestern, die zwei verzauberten und die andere, mit den drei Kalendern, den Prinzen, und machte sie zu hohen Beamten an seinem Hofe, bestimmte ihnen Gehalte, schenkte ihnen Pferde und Schlösser in Bagdad und was sie sonst bedurften, und machte sie zu seiner ausgewählten Gesellschaft. Er verheiratete dann das geschlagene Mädchen wieder mit seinem Sohne Amin, erneuerte den Ehekontrakt, schenkte ihr viele Güter und ließ ihr Haus wieder schöner aufbauen, als es war; dann nahm er die dritte Frau, die Wirtschafterin, und heiratete sie selbst. Alle Leute bewunderten den Edelmut und die Freigebigkeit des Kalifen; hierauf ließ er alle drei Geschichten aufzeichnen.

In der folgenden Nacht sprach Dinarsad zu ihrer Schwester Schehersad: »O Schwester, bei Gott! diese Geschichte war lieb und schön, man kann nie eine schönere hören; doch erzähle mir noch eine andere, daß wir uns noch den übrigen Teil der Nacht damit vertreiben.« Und Schehersad erwiderte: »Recht gern, wenn es der König erlaubt.« Als der König sagte: »Erzähle schnell deine Geschichte!« da sprach Schehersad:

Geschichte der drei Äpfel

Man behauptet, o König der Zeit und Herr deines Jahrhunderts! der Kalif Harun Arraschid habe in der Nacht einmal seinen Vezier rufen lassen und ihm gesagt: »Wir wollen miteinander in die Stadt gehen und hören, was es in der Welt Neues gibt; wir wollen die Leute über die Urteile der Richter ausfragen, und den absetzen, über welchen man sich beklagt, und den belohnen, den man lobt.« Da es Djafar angenehm war, gingen sie miteinander durch die Straßen und Bazars, der Kalif, Djafar und der Diener Masrur, Da sahen sie am Ende einer Straße einen alten Mann mit einem Netze, einem Korbe und einem Stock auf dem Kopfe. Der Kalif sprach zu Djafar: »Dies ist gewiß ein armer, bedürftiger Mann.« Er fragte dann den Alten, wer er sei, und dieser antwortete: »Mein Herr! ich bin ein Fischer, habe Familie, bin heute mittag vom Hause weggegangen, und bis jetzt habe ich nichts fangen können; ich habe nichts, das ich verpfänden könnte, um meiner Familie ein Nachtessen dafür zu bringen, ich kam daher in Verzweiflung, haßte das Leben und wünschte mir den Tod.« Da entgegnete der Kalif: »Willst du wohl, o Fischer! mit uns zum Tigris zurückkehren und das Netz auf mein Glück auswerfen? Ich gebe dir hundert Dinare für deinen Fang.« Der Alte sagte freudig: »Recht gern, mein Herr!« Sie gingen hierauf zusammen an den Tigris, der Fischer warf sein Netz aus, zog dann die Schnur zusammen und brachte eine geschlossene, schwere Kiste herauf. Der Kalif gab den Fischer zweihundert Dinare, und Masrur trug die Kiste ins Schloß. Als sie dieselbe öffneten, fanden sie einen Korb von Palmblättern, mit roter Wolle zugemacht. Als sie den Korb öffneten, sahen sie ein Stück von einem Teppich darin, und als sie diesen aufhoben, erblickten sie einen Mantel, viermal zusammengelegt, und unter diesem ein junges Mädchen, rein wie Silber, aber in Stücke zerhauen.

Als der Kalif das Mädchen in neunzehn Stücke zerschnitten sah, ward er sehr bestürzt, er vergoß Tränen, wandte sich zornig zu Djafar und sagte: »Du Hund unter den Vezieren! man bringt die Leute in meiner Stadt um, und wirft sie in den Strom, die dann bis zum Auferstehungstag auf meiner Verantwortlichkeit lasten. Bei Gott! ich will dieses Mädchen an ihrem Mörder rächen, und ihn auf die härteste Weise hinrichten lassen. Kannst du den Mörder nicht auffinden, so werde ich dich und vierzig deiner Vettern hängen lassen.« Der Kalif ward immer grimmiger und schrie Djafar fürchterlich an; dieser bat um drei Tage Frist, und als der Kalif sie ihm gewährte, ging er betrübt und zornig in die Stadt und wußte nicht, was er tun sollte; denn er dachte: wie soll ich den Mörder dieser jungen Frau entdecken und dem Kalifen bringen? ich weiß mir keinen Rat; es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei dem erhabenen Gott. Er ging nach Hause und blieb bis zum dritten Tage gegen Mittag dort; da schickte der Kalif nach ihm und fragte ihn: »Wo ist der Mörder der jungen Frau?« Djafar antwortete: »Bin ich der Untersuchungsrichter über die Ermordeten, o Fürst der Gläubigen?« Aber der Kalif schrie ihn zornig an und befahl, daß man ihn unten am Schlosse aufhänge und in ganz Bagdad ausrufe: »Wer den Vezier Djafar und vierzig seiner Vetter von den Barmakiden hängen sehen will, soll unten ans Schloß kommen!« Es kam dann der Stadtaufseher, einige Offiziere und der Vater Djafars; man stellte sie unter den Galgen und wartete nur noch, bis vom Fenster das Signal gegeben werde; das Volk weinte über ihr Schicksal. Da kam auf einmal ein junger Mann, hübsch gekleidet, mit einem Mondgesichte, weiten Augen, glänzender Stirne, roten Wangen, hellen Locken und einem Fleckchen wie ein Ambrakügelchen; er drängte sich durch das Volk, bis er vor Djafar stand; da küßte er ihm die Hand und sagte: »Heil! ich befreie dich von dieser Strafe; steh auf, o Herr der Veziere! Zuflucht der Armen! Oberster der Fürsten; hänge mich statt der Erschlagenen und räche sie an mir, denn ich bin ihr Mörder.« Als Djafar dies hörte, freute er sich über seine Rettung, war aber betrübt über den Jüngling.

 

Während er so mit ihm sprach, kam ein alter, sehr bejahrter Mann, drängte sich durch die Leute bis er vor Djafar war, und rief: »O großer Herr und Vezier! glaube nicht, was dieser junge Mann sagt; nicht er hat die junge Frau getötet, sondern ich; räche sie also an mir, oder ich werde einst vor dem erhabenen Gott von dir Rechenschaft fordern.« Der junge Mann sagte darauf: »Kein anderer als ich hat die junge Frau getötet.« Da sprach der Alte: »O mein Sohn! ich bin alt und lebenssatt, du bist jung, ich will mein Leben für das deinige hingeben; ich habe die junge Frau getötet, drum hänge mich schnell, denn ich mag doch nicht leben, seitdem sie von mir weg ist.« Als Djafar diesen Streit hörte, erstaunte er sehr darüber, und führte den Alten und den Jüngling zum Kalifen; er küßte die Erde siebenmal und fragte: »Wir bringen hier zwei Männer, von denen jeder behauptet, die junge Frau getötet zu haben.« Nachdem der Kalif beide betrachtet, fragte er: »Wer von euch hat die junge Frau erschlagen und in den Strom geworfen?« Da antwortete der Alte: »Kein anderer, als ich;« und der Junge sagte dasselbe. Da sagte der Kalif zu Djafar: »Geh und laß sie beide hängen!« Djafar aber erwiderte: »O Fürst der Gläubigen! wenn sie doch nur einer getötet, so würde der andere ungerechterweise gehängt.« Da sagte der junge Mann: »Bei dem, der den Himmel gewölbt, ich habe sie getötet, in einen Korb von Palmblättern gelegt, mit einem Mantel zugedeckt, dann ein Stück Teppich drum gelegt und mit roter Wolle zugenäht; räche also ihren Tod an mir!« Der Kalif fragte erstaunt: »Warum hast du sie unschuldigerweise getötet und dich selbst in eine solche Lage gebracht?« Da antwortete der Jüngling: »O Fürst der Gläubigen! es ist mir mit ihr etwas widerfahren, wenn man es mit der Nadel auf das Tiefe des Auges stechen wollte, könnte jeder sich daran belehren.« Der Kalif sagte: »Erzähle mir deine Geschichte!« und der junge Mann antwortete: »Gott und dem Fürsten der Gläubigen ziemt Gehorsam,« und begann hierauf:

Wisse, o Fürst der Gläubigen! die erschlagene Frau war mein Weib, Mutter meiner Kinder und meine Muhme. Dieser Alte ist mein Oheim und ihr Vater, er verheiratete sie mit mir, als sie noch Jungfrau war; ich lebte elf Jahre mit ihr als mit einer gesegneten Gattin, sie gebar mir drei Söhne, führte einen reinen Lebenswandel und bediente mich so gut, als nur möglich; aber auch ich liebte sie sehr heftig und als sie einmal in diesen Monaten sehr krank wurde, bediente ich sie aufs sorgfältigste. Nach Verlauf eines Monats ward sie nach und nach wieder besser. Da sagte sie mir eines Tages, ehe sie ins Bad ging: »O mein Vetter! ich möchte, daß du mir einen Wunsch gewährtest.« – »Ich werde ganz gehorsam sein«, antwortete ich, »und hättest du auch tausend Wünsche«. Da sagte sie: »Ich gelüste nach einem Apfel, um daran zu riechen und einen Bissen davon zu essen; nachher möchte ich allenfalls sterben.« Ich sagte zu ihr: »Gott gebe deine Genesung!« Ich suchte dann in ganz Bagdad und konnte keinen Apfel finden, denn hätte ich einen auch mit meinen Augen bezahlen müssen, so hätte ich ihn gekauft. Es tat mir sehr weh, den Gegenstand ihres Wunsches nicht finden zu können. Ich ging nach Hause und sagte ihr: »Liebe Muhme, ich habe bei Gott! keinen Apfel finden können.« Ihre Krankheit nahm in jener Nacht wieder sehr zu; ich stand daher am anderen Morgen auf und suchte in allen Gärten herum und konnte noch immer nichts finden. Da sprach zu mir ein alter Gärtner: »Mein Sohn, du wirst nirgends Äpfel finden, außer im Garten des Fürsten der Gläubigen zu Baßrah, von denen sich bei seinem Verwalter ein Vorrat findet.« Ich ging nach Hause, und von meiner Liebe und Treue zu ihr bewogen, machte ich Anstalten zur Reise und reiste einen halben Monat lang Tag und Nacht nach Baßrah und zurück, und brachte drei Äpfel, die ich vom Verwalter für drei Goldstücke gekauft, mit mir und überreichte sie meiner Frau. Sie dachte aber gar nicht mehr daran und warf sie neben sich hin, und ward noch zehn Tage lang immer schwächer und kränker. Einst saß ich in meinem Laden und handelte mit Waren, da kam auf einmal ein großer, starker, häßlicher Sklave auf den Markt, mit einem der drei Äpfel in der Hand, wegen welcher ich einen halben Monat lang auf der Reise gewesen war. Ich rief dem Sklaven zu und sagte ihm: »O guter Sklave, woher hast du diesen Apfel?« Da antwortete er: »Ich habe ihn von meiner Geliebten; als ich sie heute besuchte, denn sie ist krank, fand ich drei Äpfel bei ihr, und sie sagte mir, daß ihr Mann eine Reise von einem halben Monat gemacht, um sie ihr zu bringen; ich aß und trank mit ihr und nahm einen der drei Äpfel, mit dem du mich hierherkommen gesehen.« Nun, o Fürst der Gläubigen! ward mir die Welt ganz schwarz, als ich dies hörte; ich schloß sogleich den Laden, ging nach Hause und war außer mir vor Zorn und Wut: ich sah nach den Äpfeln und fand wirklich nur zwei; ich fragte meine Muhme, wo denn der dritte Apfel sei? Sie hob den Kopf auf und sagte: »Bei Gott, mein Vetter, ich weiß es nicht.« Nun war ich von der Wahrheit der Erzählung des Sklaven überzeugt; ich nahm ein scharfes Messer, trat von hinten zu ihr, sagte ihr kein Wort, bis ich auf ihr saß, und schnitt ihr den Kopf ab, legte sie dann schnell in einen Korb, nähte einen Mantel um sie und drüber noch ein Stück Teppich, legte sie in eine Kiste, nahm sie auf den Kopf und warf sie in den Tigris. Nun, bei Gott, o Fürst der Gläubigen, räche sie an mir; laß mich schnell hängen, sonst werde ich einst vor Gott Rache für sie von dir fordern; denn als ich nach Hause kam, sah ich, wie mein ältester Sohn schrie, und als ich ihn fragte, was er wolle, sagte er mir: »Mein Vater, ich habe diesen Morgen meiner Mutter einen der drei Äpfel gestohlen, die du ihr gebracht, und bin damit auf die Straße gegangen, da kam ein langer, schwarzer Sklave und nahm ihn mir weg; ich rief ihm zu: »O guter Sklave, dieser Apfel gehört meiner Mutter; mein Vater hat eine Reise von einem halben Monat nach Baßrah gemacht, um meiner kranken Mutter drei Äpfel von dort zu holen, bringe mich daher nicht in Verlegenheit;« er gab mir aber kein Gehör. Als ich ihm dann dasselbe zwei bis dreimal wiederholte, schlug er mich und lief fort; aus Furcht vor der Mutter blieb ich mit meinen Brüdern den ganzen Tag vor den Toren der Stadt; nun wird es aber Nacht und, bei Gott! ich fürchte mich sehr vor ihr; o mein Vater, sage ihr nichts, sie möchte sonst noch kränker werden.« Als ich die Worte meines Sohnes hörte und seine Furcht und sein Weinen sah, wußte ich, daß ich die junge Frau unschuldig ermordet, und daß der verruchte Sklave gelogen, da er die Geschichte der Äpfel nur von meinem Sohne vernommen; als ich dies einsah, weinte und schluchzte ich mit meinen Kindern; da kam dieser alte Mann, ihr Vater, mein Oheim, dazu; ich erzählte ihm alles, was vorgefallen; wir weinten miteinander bis Mitternacht und trauerten drei volle Tage über den Tod der Unschuldigen. An allem diesem war aber der Sklave Schuld. Dies ist meine Geschichte mit der Ermordeten. Nun, bei deinen Ahnen! laß mich hinrichten, denn ich mag nicht mehr leben; räche das Unrecht, das ich getan!« Als der Kalif dies hörte, war er sehr erstaunt darüber und sagte: »Ich werde niemanden als den verruchten Sklaven hängen lassen; ich will tun, was den nach Genugtuung Verlangenden befriedigen und dem erhabenen König gefallen muß.« Djafar ging weinend weg und sagte: »Nun ist mein Tod nahe, der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht; doch hat mich der Geist des Allmächtigen zum ersten Male gerettet, so wird er es vielleicht auch dieses Mal wieder tun; und, bei Gott, ich werde wieder drei Tage nicht aus dem Hause gehen; möge Gott, was geschehen soll, vollziehen!« Er blieb so bis zum dritten Tage gegen Mittag und verzweifelte halb an seinem Leben; schon ließ er Richter und Zeugen kommen, schrieb sein Testament und nahm weinend von seinen Töchtern Abschied. Da kam ein Bote vom Kalifen und meldete ihm: »Der Kalif ist in höchster Wut und hat geschworen, der Tag werde nicht vorübergehen, ehe du gekreuzigt worden.« Djafar, seine Sklaven und alle, die im Hause waren, weinten; als Djafar von seinen Töchtern und allen Hausleuten Abschied genommen hatte, kam die jüngste Tochter zu ihm; sie hatte ein leuchtendes Gesicht, und er liebte sie am meisten von allen; er drückte sie an seine Brust, küßte sie und weinte wegen der Trennung von seinen Kindern und seiner Frau. Als er sie aus Liebe recht fest an sich drückte, fühlte er etwas Hartes. Er fragte: »Was hast du in der Tasche, meine Tochter, das ich spüre?« Da sagte die Kleine: »Einen Apfel, auf dem der Name unseres Herrn, des Kalifen, geschrieben steht; unser Sklave Rihan hat ihn gebracht, wollte mir ihn aber nur für zwei goldene Dinare geben.« Als Djafar vom Apfel und dem Sklaven hörte, schrie er auf und griff in die Tasche seiner Tochter, zog den Apfel heraus, erkannte ihn und sagte: »O die Rettung ist nahe!« Er ließ sogleich den Sklaven rufen, und als er erschien, sagte er: »Wehe dir Rihan, wo hast du diesen Apfel her?« Da sagte der Sklave: »Bei Gott, mein Herr! wenn Lüge etwas hilft, so hilft doch die Wahrheit noch einmal so viel. Ich habe diesen Apfel nicht in deinem Schlosse, nicht im Schlosse und nicht im Garten des Kalifen gestohlen, sondern als ich vor vier Tagen in den Straßen der Stadt umherging, sah ich Kinder spielen, und ein kleiner Knabe ließ diesen Apfel fallen; ich schlug den Kleinen und nahm ihm den Apfel weg; er sagte weinend: »O Mann! dieser Apfel gehört meiner kranken Mutter, die so sehr danach gelüstet, daß mein Vater ihr drei von einer Reise bringen mußte; ich habe einen davon genommen, gib mir ihn also wieder zurück.« Ich wollte ihn aber nicht zurückgeben, sondern brachte ihn hierher und verkaufte ihn meiner kleinen Gebieterin für zwei Dinare. Dies ist meine Erzählung.« Als Djafar dies hörte, wunderte er sich sehr, wie alles Unglück von seinem Sklaven entsprungen; er stand freudig auf, ergriff die Hand des Sklaven, führte ihn zum Kalifen und erzählte ihm die Geschichte von Anfang bis zum Ende. Der Kalif war höchst erstaunt und lachte heftig; dann sagte er: »Dein Sklave ist also der Urheber alles Unglücks?« – »Freilich!« antwortete Djafar; »doch wundere dich nicht so sehr über die Geschichte, sie ist nicht befremdender, als die des Vezier Ali aus Kahirah und Bedruddin Hasan aus Baßrah; doch erzähle ich sie nur unter einer Bedingung.« Der Kalif, der sehr wünschte, sie zu hören, sagte dann: »Nun, wenn sie schöner und wunderbarer ist, als diese, so schenke ich dir das Leben deines Sklaven, wenn nicht, so lasse ich ihn umbringen. Erzähle also, o Vezier! deine Geschichte.«