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Tausend Und Eine Nacht

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Als der Sultan so gesprochen hatte, traten die dazu bestellten Spielleute und Sänger herein und entsprachen ganz der Erwartung, die man von ihrer Geschicklichkeit gehabt hatte. Vortreffliche Spaßmacher ließen sich danach hören, und Tänzer und Tänzerinnen beschlossen die Ergötzlichkeit.

Als die beiden Prinzen das Ende des Tages herannahen sahen, warfen sie sich dem Sultan zu Füßen, und nachdem sie ihm für die Ehre und Güte, womit er sie überhäuft, gedankt hatten, baten sie ihn um die Erlaubnis, heimzukehren, worauf der Sultan sie mit den Worten verabschiedete: »Ich entlasse euch jetzt; aber bedenkt wohl, daß ich euch nur den Weg nach meinem Palast zeigen wollte, damit ihr künftig von selbst kommen sollt; ihr werdet willkommen sein, und je öfter ihr mich besucht, um so größere Freude werdet ihr mir machen.«

Ehe sie sich aus dem Angesicht des Sultans entfernten, sagte der Prinz Bahman zu ihm: »Herr, dürften wir uns wohl die Freiheit nehmen, dich zu bitten, daß du uns und unserer Schwester die Gnade erweisen mögest, das nächstemal, wenn die Jagdlust dich in unsere Gegend führt, auch unsrem Hause zu nahen und einige Augenblicke darin auszuruhen; es ist zwar deiner Gegenwart nicht würdig, allein die Könige verschmähen es zuweilen nicht, in niedriger Hütte einzukehren.« Darauf antwortete der Sultan: »Das Haus von Herren, wie ihr, kann nicht anders als schön und euer würdig sein. Ich werde es mit großem Vergnügen besuchen und noch mit größerem eurer und eurer Schwester Gast sein, die mir, ohne daß ich sie gesehen habe, schon durch die bloße Erzählung von ihren schönen Eigenschaften teuer geworden ist; auch will ich mir dies Vergnügen nicht länger vorenthalten als bis übermorgen. Ich werde mich in aller Frühe an demselben Ort einfinden, wo ich mich wohl erinnere, euch das erstemal getroffen zu haben: kommt auch dahin, auf daß ihr mir zu Führern dient.«

Die Prinzen Bahman und Perwis ritten noch am selbigen Tag nach Hause und erzählten der Prinzessin Parisade sogleich, wie ehrenvoll der Sultan sie aufgenommen habe. Zugleich sagten sie ihr, sie haben nicht vergessen, ihn einzuladen, daß er im Vorbeireiten ihr Haus mit einem Besuch beehren möchte, und er habe es auch auf übermorgen zugesagt.

»Wenn dem so ist«, sagte die Prinzessin, »so müssen wir von Stund an darauf denken, dem Sultan ein würdiges Mahl zu bereiten, und es wird gut sein, wenn wir zu diesem Behuf den sprechenden Vogel befragen: dieser sagt uns vielleicht ein Gericht, das mehr nach dem Geschmack des Sultans ist als andere.« Da die Prinzen ihrer Schwester alles überließen, was sie für gut hielt, so befragte sie, als jene sich entfernt hatten, allein den Vogel. »Vogel«, sagte sie zu ihm, »der Sultan wird uns die Ehre erzeigen, in unser Haus zu kommen, und wir müssen ihn bewirten; sage uns, wie wir es am besten anstellen können, daß er zufrieden ist.« »Meine liebe Herrin«, antwortete der Vogel, »du hast vortreffliche Köche, laß diese ihr bestes tun; hauptsächlich aber sollen sie eine Schüssel Gurken mit einer Fülle von Perlen zurichten, und diese laß vor dem Sultan gleich beim ersten Gang vor allen anderen Gerichten aufstellen.« – »Gurken mit einer Fülle von Perlen!« rief die Prinzessin Parisade verwundert. »Du bist nicht bei Sinnen, Vogel, das ist ein unerhörtes Gericht. Der Sultan könnte es zwar als eine große Pracht bewundern, aber er ist doch bei Tische, um zu essen, und nicht, um Perlen zu bewundern. Überdies würden alle Perlen, die ich besitze, nicht zu dieser Fülle ausreichen.« – »Herrin«, versetzte der Vogel, »tue, was ich sage, und kümmere dich nicht um das, was daraus entsteht, denn dies kann nur etwas Gutes sein. Was indes die Perlen betrifft, so gehe morgen in aller Frühe an den ersten Baum rechts in deinem Garten und laß dort nachgraben: du wirst mehr Perlen finden, als du nötig hast.«

Die Prinzessin Parisade ließ noch am selbigen Abend einem Gärtner andeuten, daß er sich zu einer bestimmten Stunde bereit halten solle; am anderen Morgen in aller Frühe ging sie mit ihm zu dem Baum, welchen der Vogel ihr bezeichnet hatte und befahl ihm, am Fuße desselben zu graben. Als der Gärtner bis auf eine gewisse Tiefe gegraben hatte, fühlte er Widerstand, und bald entdeckte er ein goldenes Kästchen, ungefähr einen Schuh groß ins Geviert, und zeigte es der Prinzessin. »Eben darum habe ich dich hierhergeführt, sagte sie zu ihm, »fahre fort und gib wohl acht, daß du es mit dem Spaten nicht verletzt.«

Der Gärtner zog das Kästchen endlich hervor und übergab es der Prinzessin. Da es nur durch kleine, sehr zierliche Häkchen geschlossen war, so öffnete es die Prinzessin auf der Stelle und sah, daß es voll Perlen war, zwar von mittelmäßiger Größe, aber alle gleich und zu dem beabsichtigten Gebrauch passend. Sehr vergnügt über den Fund dieses kleinen Schatzes verschloß sie das Kästchen wieder, nahm es unter den Arm und ging nach dem Haus zurück, indes der Gärtner die Erde am Fuße des Baumes wieder zusammenscharrte und alles in den vorigen Stand setzte.

Die Prinzen Bahman und Perwis, die, während sie sich ankleideten, von ihren Zimmern aus die Prinzessin, ihre Schwester, früher als gewöhnlich im Garten gesehen hatten, gingen ihr, sobald sie fertig waren, entgegen, und trafen sie mitten im Garten; da sie nun schon von ferne bemerkt hatten, daß sie etwas unter dem Arm trug, und jetzt in der Nähe sahen, daß es ein goldenes Kästchen war, so verwunderten sie sich sehr darüber. »Liebe Schwester«, sagte der Prinz Bahman zu ihr, indem er auf sie zutrat, »als wir dich mit dem Gärtner hierhergehen sahen, trugst du nichts und jetzt kommst du mit einem goldenen Kästchen zurück. Ist dies vielleicht ein Schatz, den der Gärtner gefunden und dir angekündigt hat?« – »Meine Brüder«, antwortete die Prinzessin, »die Sache verhält sich gerade umgekehrt; ich habe den Gärtner an den Ort geführt, wo das Kästchen verborgen war und es ausgraben lassen. Ihr werdet über meinen Fund noch mehr erstaunen, wenn ihr seht, was es enthält.«

Die Prinzessin öffnete das Kästchen, und die Prinzen erstaunten höchlich, als sie es mit Perlen angefüllt sahen, die zwar, jede einzeln betrachtet, sich nicht durch Größe auszeichneten, aber durch ihre Vollkommenheit und Menge sehr bedeutenden Wert hatten. Sie fragten die Prinzessin, durch welchen Zufall sie von diesem Schatz Kunde erhalten habe. »Liebe Brüder«, antwortete sie, »wenn euch nicht ein dringenderes Geschäft anderswohin ruft, so kommt mit mir, ich will es euch sagen.« Der Prinz Perwis versetzte darauf: »Wie könnten wir ein dringenderes Geschäft haben, als Kunde von dieser Sache zu erhalten, die für uns so hochwichtig ist? Ohnehin wollten wir weiter nichts, als dir entgegengehen.«

Hierauf ging die Prinzessin Parisade mitten unter den beiden Prinzen nach dem Haus zurück und erzählte ihnen unterwegs, wie sie, der Übereinkunft mit ihnen gemäß, den Vogel befragt, was er ihr geantwortet, was sie ihm in Beziehung auf das Gericht Gurken mit Perlen gefüllt entgegengehalten, und wie er ihr den Ort, wo sie soeben das Kästchen gefunden, angezeigt habe, um daselbst die nötige Anzahl Perlen zu holen. Die Prinzen und die Prinzessin gerieten auf allerlei Vermutungen, in welcher Absicht der Vogel wohl ein solches Gericht für den Sultan bereitet wissen wolle und sogar die Mittel angezeigt habe. Endlich aber, nachdem sie lange hin und wieder über diese Sache gesprochen hatten, mußten sie sich gestehen, daß sie den Zweck nicht einsehen, den Rat des Vogels jedoch Punkt für Punkt unfehlbar befolgen müssen. Als sie wieder ins Haus kamen, ließ die Prinzessin den Küchenmeister zu sich auf ihr Zimmer rufen und gab ihm ihre Anweisungen, wie er das Mahl für den Sultan zu bereiten habe. Dann fügte sie hinzu: »Außer dem, was ich dir soeben gesagt habe, mußt du noch ein besonderes Gericht für den Sultan machen, und zwar darf niemand außer dir Hand dabei anlegen. Dieses Gericht ist eine Schüssel mit gefüllten Gurken, und die Fülle hast du aus diesen Perlen hier zu machen.« Mit diesen Worten öffnete sie das Kästchen und zeigte ihm die Perlen. Der Küchenmeister, der nie von einer ähnlichen Fülle gehört hatte, trat zwei Schritte zurück, und auf seinem Gesicht stand deutlich geschrieben, was er von der Sache denke. Die Prinzessin erriet seine Gedanken und sagte: »Ich sehe wohl, du hältst mich für aberwitzig, daß ich von dir ein Gericht verlange, wovon du niemals sprechen gehört hast und von dem man mit Gewißheit behaupten kann, daß es noch nie bereitet worden ist. Es ist wahr und ich weiß es so gut als du; aber ich bin nicht aberwitzig, sondern befehle dir mit vollem Verstand, es zu bereiten. Gehe, sinne darauf und tue dein bestes; nimm das Kästchen mit und bringe es mir dann mit den übrigen Perlen zurück, wenn du nämlich nicht alle brauchst.« Der Küchenmeister wußte hierauf nichts zu erwidern, er empfing das Kästchen und nahm es mit. An demselben Tag erteilte die Prinzessin Parisade noch ihre Befehle, daß alles sowohl im Haus als auch im Garten recht hübsch in Ordnung gestellt wurde, um den Sultan würdig zu empfangen. Am anderen Morgen waren die beiden Prinzen bereits an dem verabredeten Ort, als der Sultan von Persien ankam. Der Sultan begann die Jagd und setzte sie fort, bis die brennende Hitze der Sonne, welche sich der Mittagshöhe nahte, ihn nötigte, aufzuhören. Während nun der Prinz Bahman beim Sultan blieb, um ihn zu begleiten, stellte sich der Prinz Perwis als Wegweiser an die Spitze des Zuges, und als er in der Nähe des Hauses war, gab er seinem Roß die Sporen, um der Prinzessin Parisade die Ankunft des Sultans zu verkündigen; indes war die Prinzessin schon von ihren eigenen Leuten, welche sie nach verschiedenen Seiten ausgeschickt hatte, davon benachrichtigt, und fand der Prinz sie zu seinem Empfang bereit.

Als endlich der Sultan ankam und an der Vorhalle abgestiegen war, trat die Prinzessin Parisade hervor und warf sich zu seinen Füßen; die Prinzen Bahman und Perwis aber, die zugegen waren, sagten dem Sultan, dies sei ihre Schwester und baten ihn, die Beweise ihrer Ehrfurcht gegen ihn zu genehmigen. Der Sultan bückte sich, um der Prinzessin aufstehen zu helfen, und nachdem er sie betrachtet und einige Zeit den blendenden Glanz ihrer Schönheit, ihre Holdseligkeit, ihren edlen Anstand und ein gewisses Etwas, das nicht zu ihrem ländlichen Wohnort stimmte, bewundert hatte, so sagte er: »Die Brüder sind der Schwester würdig und die Schwester der Brüder; vom Äußeren auf das Innere zu schließen, wundere ich mich nicht mehr, daß die Brüder nichts ohne Einwilligung der Schwester tun wollen; aber ich hoffe sie von dieser Seite noch besser kennen zu lernen, als es auf den ersten Anblick möglich ist, wenn ich zuvor das Haus gesehen habe.« Hierauf nahm die Prinzessin das Wort und sprach: »Herr, es ist nur ein Landhaus, wie es Leuten unserer Art, die von der großen Welt zurückgezogen leben, zukommt, und darf durchaus nicht mit den Häusern der großen Städte, noch weniger mit den prachtvollen Palästen verglichen werden, welche nur Sultanen angehören.« – »Ich kann mich hierin nicht ganz auf dein Urteil verlassen«, sagte der Sultan sehr höflich; »das, was ich jetzt sehe, macht mir deine Worte etwas verdächtig. Ich behalte mir übrigens mein Urteil vor, bis du mich das Haus hast sehen lassen; geh also voraus und zeige mir den Weg.« Die Prinzessin führte nun den Sultan mit Ausnahme des Saales in alle Zimmer, und nachdem er jedes einzelne aufmerksam betrachtet und die Mannigfaltigkeit derselben bewundert hatte, sprach er zu der Prinzessin Parisade: »Wie, mein schönes Kind, das nennst du ein Landhaus? Die schönsten und größten Städte würden bald verlassen sein, wenn alle Landhäuser dem deinigen glichen. Jetzt wundere ich mich nicht mehr, daß du dir so gut darin gefällst und die Stadt verschmähst. Laß mich auch den Garten sehen, gewiß entspricht er dem Haus.« Die Prinzessin öffnete eine Türe, die nach dem Garten führte, und das erste, was dem Sultan in die Augen fiel, war der Strahl des goldgelben Wassers. Überrascht durch dieses für ihn so neue Schauspiel, stand er lange still bewundernd da und sagte dann: »Woher kommt dieses wunderbare Wasser, das einen so lieblichen Anblick gewährt? Wo ist seine Quelle, und durch welche Kunst hat man einen so außerordentlichen Springbrunnen gemacht, desgleichen es, glaube ich, keinen mehr auf der Welt gibt? Ich will dieses Wunder noch genauer beschauen.« Mit diesen Worten ging er darauf zu, und die Prinzessin führte ihn über den Ort, wo der singende Baum stand.

 

Als der Sultan sich ihm nahte, hörte er ein Konzert, wie er noch nie eines gehört hatte. Er blieb stehen und sah sich überall um, wo die Musikanten wohl sein möchten; da er aber niemand weder in der Nähe noch in der Ferne erblickte, die Musik jedoch ganz deutlich hörte, so daß er davon bezaubert war, so wandte er sich an die Prinzessin Parisade und sagte zu ihr: »Aber meine Holde, wo sind denn die Musikanten, die ich höre? Sind sie unter der Erde, oder sind sie unsichtbar in der Luft? Mit so vortrefflichen und bezaubernden Stimmen dürfen sie sich guten Mutes sehen lassen, denn sie könnten überall nur Vergnügen bereiten.« – »Herr«, antwortete die Prinzessin lächelnd, »das Konzert, das du hörst, wird nicht von Musikanten gemacht, sondern von dem Baum, den mein Herr hier vor sich sieht; wenn du dir die Mühe nehmen willst, noch vier Schritte näher herzu zu kommen, so wirst du nicht mehr daran zweifeln können und die Stimmen noch deutlicher hören.«

Der Sultan trat näher und war von dem süßen Wohlklang des Konzerts so bezaubert, daß er nicht müde werden konnte, es zu hören. Endlich erinnerte er sich, daß er auch noch das goldgelbe Wasser in der Nähe zu besehen hatte; er brach daher sein Stillschweigen und sagte zur Prinzessin: »Ich bitte dich, meine Schöne, sage mir, befindet sich dieser wunderbare Baum zufällig in deinem Garten? Hat man ihn dir zum Geschenk gemacht, oder hast du ihn aus fernem Land kommen lassen? Er muß wohl sehr weit herkommen, denn sonst hätte ich, als großer Freund von Seltenheiten der Natur, gewiß schon davon reden gehört. Welchen Namen gibst du ihm?« – »Herr«, antwortete die Prinzessin, »dieser Baum hat keinen anderen Namen als: der singende Baum, und er wächst nicht hierzulande; es wäre indessen zu lang, wenn ich dir erzählen wollte, durch welchen Zufall er sich hier befindet. Diese Geschichte hängt mit dem goldgelben Wasser und dem sprechenden Vogel zusammen, welchen wir zugleich bekommen haben, und den du auch sehen kannst, wenn du das goldgelbe Wasser nach Gefallen in der Nähe beschaut hast. Ist es meinem Herrn genehm, so werde ich die Ehre haben, dir alles zu erzählen, sobald du ausgeruht und dich von den Anstrengungen der Jagd erholt hast, die du durch diesen mühsamen Gang in der Sonnenhitze noch vermehrst.« – »Mein schönes Kind«, antwortete der Sultan, »ich weiß durchaus nichts von dieser Mühe, sie wird mir ja so schön durch die wunderbaren Dinge belohnt, die du mich sehen läßt; sage vielmehr, daß ich nicht an die Mühe denke, die ich dir verursache. Deshalb laß uns eilen und das goldgelbe Wasser betrachten; ich brenne schon vor Verlangen, hernach den sprechenden Vogel zu sehen und zu bewundern.« Als nun der Sultan an den Springbrunnen des goldgelben Wassers gekommen war, so blieben seine Augen lange auf die Wassergarbe geheftet, die unaufhörlich in die Luft emporstieg und dann wieder in das Becken sank, was eine wunderbare Wirkung hervorbrachte. »Nach deiner Rede, mein schönes Kind«, sagte er hierauf zur Prinzessin, »hat dieses Wasser keine Quelle und kommt auch nicht durch unterirdische Röhren aus irgend einem Ort der Umgegend; ich begreife also nur so viel, daß es ebenso, wie der singende Baum, von fremden Landen herstammt.« – »Herr«, erwiderte die Prinzessin, »die Sache verhält sich ganz wie du gesagt hast, und zum Beweis, daß das Wasser nicht anders woher, weder von der Seite, noch von unten kommen kann, versichere ich dir, daß das Marmorbecken aus einem einzigen Stück besteht. Was dieses Wasser aber in deinen Augen noch wunderbarer erscheinen lassen muß, ist der Umstand, daß ich nur ein einziges Fläschchen davon in das Becken gegossen habe, und es dann durch seine ihm innewohnende besondere Eigenschaft so angeschwollen ist.« Der Sultan verließ endlich das Becken mit den Worten. »Es ist jetzt genug für das erste Mal, denn ich denke noch öfter wiederzukommen; führe mich nun zu dem sprechenden Vogel.« Indem er sich nun dem Saal näherte, bemerkte der Sultan auf den Bäumen umher eine erstaunliche Menge Vögel, die mit ihrem Gesang und Gezwitscher die Luft erfüllten, Er fragte, warum dieselben gerade hier und nicht auf den anderen Bäumen des Gartens versammelt seien, wo er keinen gesehen oder singen gehört habe. »Herr«, antwortete die Prinzessin, »dies kommt daher, weil alle Vögel aus der Gegend zusammen fliegen, um den Gesang des sprechenden Vogels zu begleiten. Mein Herr kann denselben in dem Käfig sehen, der in einem der Fenster des Saales steht, welchen du jetzt betreten wirst; wenn du darauf acht gibst, wirst du bemerken, daß sein Gesang den aller übrigen Vögel bei weitem übertrifft, sogar den Gesang der Nachtigall, die ihn kaum von ferne erreicht.« Der Sultan trat in den Saal, und da der Vogel fortfuhr zu singen, sprach die Prinzessin mit erhobener Stimme zu ihm: »Höre, Sklave, hier ist der Sultan, bezeige ihm deine Ehrfurcht.« Der Vogel hörte im Augenblick auf zu singen, und ebenso auch alle anderen Vögel mit ihm. Dann sagte er: »Sehr willkommen sei der Sultan, der Himmel überhäufe ihn mit Segen und verlängere die Zahl seiner Tage!« Da das Gastmahl vor dem Sofa in der Nähe des Fensters, wo der Käfig stand, bereitet war, so sprach der Sultan, indem er sich zu Tisch begab: »Vogel, ich danke dir für deinen Gruß und bin sehr erfreut, in dir den Sultan und König der Vögel zu erblicken.« Als der Sultan die Schüssel mit Gurken bemerkte, die er auf gewöhnliche Art gefüllt glaubte, so griff er darnach und war außerordentlich erstaunt, sie mit Perlen gefüllt zu finden. »Welche Sonderbarkeit!« sagte er, »was soll eine Fülle von Perlen? Man kann doch die Perlen nicht essen.« Dabei blickte er die beiden Prinzen und die Prinzessin mit fragenden Augen an, was dies zu bedeuten habe; aber der Vogel nahm nun das Wort und sagte: »Herr, wie magst du dich über eine Fülle von Perlen, die du mit eigenen Augen siehst, so sehr verwundern, da du doch so leicht glauben konntest, daß die Sultanin, deine Gemahlin, einen Hund, eine Katze und ein Stück Holz zur Welt gebracht habe?« – »Ich habe es geglaubt«, versetzte der Sultan, »weil die Hebammen so versicherten.« – »Diese Hebammen, Herr«, erwiderte der Vogel, »waren die Schwestern der Sultanin, aber neidisch und eifersüchtig auf das Glück, womit du sie vor ihnen beehrt hattest, und um ihre Wut zu befriedigen, haben sie die Leichtgläubigkeit meines Herrn mißbraucht; sie werden ihr Verbrechen gestehen, sobald du sie verhören läßt. Die beiden Brüder und ihre Schwester, die du hier siehst, sind deine eigenen Kinder, die von diesen Hebammen ausgesetzt wurden; der Aufseher deiner Gärten hat sie aufgenommen, gepflegt und großgezogen.«

Die Rede des Vogels klärte dem Sultan in einem Augenblick alles auf. »Vogel!« rief er aus, »es wird mir nicht schwer, dem Glauben beizumessen, was du mir entdeckst und verkündigst. Die Neigung, die mich zu ihnen hinzog und die Zärtlichkeit, die ich von Anfang an gleich für sie fühlte, sagten mir nur zu deutlich, daß ich ihr Vater sei. So kommt denn, meine Kinder, komm, liebe Tochter, laßt euch umarmen und empfangt von mir die ersten Beweise meiner väterlichen Liebe und Zärtlichkeit.« Dabei stand er auf, und nachdem er die beiden Prinzen und die Prinzessin nacheinander umarmt und seine Tränen mit den ihrigen vermischt hatte, sagte er: »Das ist noch nicht genug, liebe Kinder, ihr müßt euch jetzt ebenfalls umarmen, nicht als die Kinder des Aufsehers meiner Gärten, dem ich zu ewigem Dank verpflichtet sein werde, daß er euch das Leben gerettet hat, sondern als meine Kinder, als Sprößlinge der Könige von Persien, deren Ruhm ihr, wie ich überzeugt bin, glänzend aufrecht erhalten werdet.«

Nachdem sich nun die beiden Prinzen und die Prinzessin mit freudigen Gefühlen ganz neuer Art, wie der Sultan es wünschte, gegenseitig umarmt hatten, so setzte sich dieser wiederum mit ihnen zu Tisch; er aß eilig, und als er fertig war, sagte er: »Liebe Kinder, ihr erkennt nun in mir euern Vater, morgen werde ich auch eure Mutter, die Sultanin, zu euch führen; bereitet euch vor, sie zu empfangen.«

Der Sultan stieg zu Pferd und ritt in aller Eile zu seiner Hauptstadt zurück. Sobald er abgestiegen und in seinen Palast gekommen war, befahl er vor allem seinem Großvezier, den beiden Schwestern der Sultanin aufs schleunigste den Prozeß machen zu lassen. Die beiden Schwestern wurden aus ihren Wohnungen geholt, einzeln gefragt, einander gegenüber gestellt, durch die Folter zum Geständnis gebracht, zur Strafe des Vierteilens verurteilt und hingerichtet; und dies alles geschah in weniger als einer Stunde.

Indes ging der Sultan Chosruh Schah, begleitet von allen Herren an seinem Hof, die gerade zugegen waren, zu Fuß bis an die Tür der großen Moschee, und nachdem er selbst die Sultanin aus dem engen Gefängnis geführt hatte, in welchem sie seit so vielen Jahren schmachtete und litt, sprach er zu ihr, indem er sie mit Tränen in den Augen in ihrem jammervollen Zustande umarmte: »Teure Frau, ich komme, um dich wegen der Ungerechtigkeit, die ich dir angetan habe, um Verzeihung zu bitten und dir die schuldige Genugtuung zu geben. Ich habe dieselbe bereits mit der Bestrafung derjenigen begonnen, die mich durch einen fluchwürdigen Betrug verleitet haben; und ich hoffe, daß du diese Genugtuung für vollständig halten wirst, da ich dir zwei ausgezeichnete Prinzen und eine liebenswürdige, von Schönheit strahlende Prinzessin schenke, die deine und meine Kinder sind. Komm und nimm deinen Rang wieder ein samt allen Ehren, welche dir gebühren.«

Diese Genugtuung geschah im Angesicht einer großen Volksmenge, die von allen Seiten herbeigeströmt war, denn die Nachricht von dieser frohen Begebenheit hatte sich in wenigen Augenblicken in der ganzen Stadt verbreitet.

Am anderen Morgen in aller Frühe begaben sich der Sultan und die Sultanin, die nun ihr bisheriges Kleid der Erniedrigung und Trauer wieder mit einem prachtvollen königlichen Gewande vertauscht hatte, nebst dem ganzen dazu entbotenen Hofstaat nach dem Landhause der beiden Prinzen und der Prinzessin. Als sie dort angekommen und abgestiegen waren, stellte der Sultan die Prinzen Bahman und Perwis und die Prinzessin Parisade der Sultanin vor mit den Worten: »Teures Weib, hier sind die beiden Prinzen, deine Söhne, und hier ist die Prinzessin, deine Tochter; umarme sie mit derselben Zärtlichkeit, wie ich sie bereits umarmt habe: sie sind mein und dein würdig.« Da floßen nun eine unzählige Menge Tränen bei diesen rührenden Umarmungen, besonders von Seiten der Sultanin, die jetzt den Trost und die Freude erlebte, zwei Prinzen als ihre Söhne und eine Prinzessin als ihre Tochter zu umarmen, nachdem sie ihretwegen so schwer und so lange gelitten hatte.

 

Die beiden Prinzen und die Prinzessin hatten für den Sultan, die Sultanin und den ganzen Hofstaat ein prächtiges Mahl bereiten lassen. Man setzte sich zu Tisch, und nach der Mahlzeit führte der Sultan die Sultanin in den Garten, wo er ihr den singenden Baum und das schöne Spiel des goldgelben Wassers zeigte. Den Vogel hatte sie schon in seinem Käfig gesehen, und der Sultan hatte ihn während der Mahlzeit gerühmt.

Als nun der Sultan keinen Grund mehr hatte, länger hier zu bleiben, stieg er wieder zu Pferd, und der Prinz Bahman ritt zu seiner Rechten, der Prinz Perwis zu seiner Linken, ihnen folgte die Sultanin mit der Prinzessin zu ihrer Linken. Voraus und hinter ihnen ritten die Hofbeamten je nach ihrem Rang, und in diesem Aufzug kehrten sie nach der Hauptstadt zurück. Als sie sich nahten, strömte ihnen das Volk haufenweise bis weit vor die Tore heraus entgegen, und alle hefteten ihre Blicke nicht weniger auf die Sultanin, mit herzlicher Teilnahme an ihrer Freude nach so langer Betrübnis, als auf die beiden Prinzen und die Prinzessin, die sie mit lautem Freudengeschrei empfingen. Auch der Vogel in seinem Käfig, den die Prinzessin Parisade vor sich her trug, zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, und sie bewunderten seinen Gesang, der alle anderen Vögel so anlockte, daß sie ihm auf dem Felde von Baum zu Baum, und in den Straßen der Stadt von Dach zu Dach nachfolgten.

In diesem feierlichen Aufzug wurden die Prinzen Bahman und Perwis und die Prinzessin Parisade in den Palast geführt, und am Abend folgte große Beleuchtung und allgemeine Freudenfeste im Palast und in der Stadt, und die Lustbarkeiten dauerten mehrere Tage hintereinander fort.

Mit diesen Worten schloß Schehersad diese Geschichte; in der nächsten Nacht begann sie folgende: