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Tausend Und Eine Nacht

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Der Prinz Ahmed antwortete nichts mehr auf diese Rede der Fee, aber durchdrungen von Dankbarkeit glaubte er, diese nicht besser an den Tag legen zu können, als wenn er sich näherte, um den Saum ihres Kleides zu küssen. Sie ließ ihm indessen nicht Zeit dazu, sondern reichte ihm ihre Hand, die er küßte, und indem sie nun die seinige festhielt und sie drückte, sagte sie zu ihm: »Prinz Ahmed, willst du mir nicht Treue geloben, wie ich dir gelobt habe?« – »Ach, edle Frau«, erwiderte der Prinz voll Freude und Entzücken, »was könnte ich wohl Besseres und Angenehmeres tun! Ja, meine Sultanin, meine Königin, ich weihe dir mein Herz und meine Hand zu ewigem Dienste.« – »Wenn das ist«, antwortete die Fee, »so bist du mein Gemahl und ich deine Gemahlin. Die Ehen werden bei uns ohne weitere Zeremonien geschlossen, sind aber weit fester und unauflöslicher, als die der Menschen, ungeachtet diese eine Menge Förmlichkeiten dabei haben. Während man nun«, fuhr sie fort, »für heute Abend die Anstalten zu unserm Hochzeitsmahle trifft, will ich dir, da du offenbar heute noch nichts zu dir genommen hast, vorerst einen leichten Imbiß vorsetzen lassen, und dann werde ich dir die Zimmer meines Palasts zeigen, damit du selbst entscheiden magst, ob es nicht wahr ist, was ich dir sagte, daß nämlich dieser Saal gerade das schlechteste Zimmer ist.« Einige von den Frauen der Fee, die bei ihr im Saale waren, hatten kaum ihre Absicht vernommen, so gingen sie hinaus und kamen bald darauf mit mehreren Speisen und trefflichem Weine zurück.

Als der Prinz Ahmed zur Genüge gegessen und getrunken hatte, führte ihn die Fee Pari Banu von einem Zimmer ins andere, und er sah darin Diamanten, Rubine, Smaragde und alle Arten der feinsten Edelsteine, nebst Perlen, Achat, Jaspis, Porphyr und dem kostbarsten Marmor von allen Gattungen angebracht, ohne von den Zimmergerätschaften zu sprechen, die einen unschätzbaren Wert hatten. Überdies war alles in so erstaunlichem Überfluß vorhanden, daß der Prinz erklärte, er habe in seinem Leben nie etwas Ähnliches gesehen, und es könne auf der ganzen Welt nichts der Art mehr geben. »Prinz«, sagte hierauf die Fee, »da du meinen Palast, der allerdings große Schönheiten hat, so sehr bewunderst, was würdest du erst von den Palästen unserer Geisterfürsten sagen, die alle noch weit schöner, geräumiger und prachtvoller sind! Ich könnte dich auch noch meinen Garten bewundern lassen, allein das kann ja auch ein anderes Mal geschehen. Die Nacht ist im Anzug, und es ist Zeit, daß wir uns zu Tische setzen.«

Der Saal, in welchen die Fee nunmehr den Prinzen führte und wo sie die Tafel hatte decken lassen, war das letzte Zimmer im Palast und zugleich das einzige, das der Prinz noch nicht gesehen hatte: Es stand indes hinter keinem von allen zurück, die er bereits in Augenschein genommen. Gleich beim Hineintreten bewunderte er den Lichtglanz unzähliger von Ambra duftender Kerzen, die in so schöner und zierlicher Ordnung aufgestellt waren, daß man sie nicht ohne Vergnügen sehen konnte, Ebenso fiel ihm ein großer Schenktisch in die Augen, der mit goldenen Gefäßen besetzt war, die durch ihre kunstreiche Arbeit noch mehr Wert hatten, als durch ihren Stoff; ferner mehrere Frauenchöre von bezaubernder Schönheit und in den prachtvollsten Kleidern, welche so lieblich sangen und so melodisch auf allen möglichen Instrumenten dazu spielten, daß er in seinem Leben nie etwas Schöneres gehört hatte. Sie setzten sich zu Tische; Pari Banu ließ es sich ganz besonders angelegen sein, dem Prinzen Ahmed die köstlichsten Speisen vorzulegen, und nannte ihm dieselben jedesmal, sooft sie ihn aufforderte zuzugreifen, mit Namen und da der Prinz nie etwas davon gehört hatte und immer ein Gericht wohlschmeckender fand, als das andere, so lobte er alles über die Maßen und rief aus, die gute Mahlzeit, womit sie ihn bewirte, übertreffe bei weitem alles, was man bei den Menschen finde. Ebenso war er ganz entzückt über die Vortrefflichkeit des Weins, welcher aufgetragen wurde, wovon er und die Fee jedoch erst beim Nachtisch, der aus Früchten, Kuchen und anderen dazu passenden Speisen bestand, zu trinken anfingen.

Nach dem Nachtisch standen die Fee Pari Banu und der Prinz Ahmed von der Tafel auf, die sogleich weggetragen wurde, und setzten sich dann sehr bequem auf das Sofa, indem sie den Rücken an seidene Polster lehnten, die mit großem, vielfarbigem Blumenwerk, alles von der feinsten Stickerei, bedeckt waren. Sofort trat eine große Anzahl von Geistern und Feen in den Saal und begannen einen reizenden Tanz, der so lange dauerte, bis die Fee und der Prinz Ahmed aufstanden. Dann tanzten die Geister und Feen zum Saal hinaus und zogen so vor den Neuvermählten her, bis an die Türe des Zimmers, wo das hochzeitliche Lager bereitet war. Als sie da angekommen waren, stellten sie sich in Reihen auf, um das Paar hindurchgehen zu lassen, worauf sie sich entfernten und die beiden allein ließen.

Das Hochzeitsfest dauerte auch am anderen Tage noch fort, oder vielmehr die nächstfolgenden Tage waren ein ununterbrochenes Fest, in welches die erfinderische und hochverständige Fee Pari Banu die größte Mannigfaltigkeit zu bringen wußte, durch neue Speisen und Gerichte bei den Mahlzeiten, durch neue musikalische Vergnügungen, neue Tänze, Schauspiele und eine Menge anderer Ergötzlichkeiten, die alle so außerordentlich waren, daß der Prinz Ahmed, und hätte er auch tausend Jahre unter den Menschen gelebt, nie dergleichen hätte erdenken können.

Die Absicht der Fee war nicht bloß, dem Prinzen die deutlichsten Beweise von der Aufrichtigkeit ihrer Liebe und herzlichen Zuneigung zu geben, sondern sie wollte ihm dadurch auch recht fühlbar machen, daß er, da er am Hofe des Sultans, seines Vaters, keine Ansprüche mehr zu machen hatte, und an keinem Ort der Welt, um von ihrer Schönheit und Reizen zu schweigen, irgend etwas hätte finden können, was mit dem Glück, das er bei ihr genoß, vergleichbar wäre, – sich nun gänzlich an sie anschließen und nie mehr von ihr trennen solle. Dies gelang ihr auch vollkommen; die Liebe des Prinzen Ahmed wurde durch ihren vollständigen Besitz nicht nur nicht vermindert, sondern stieg vielmehr bis zu einem so hohen Grade, daß es nicht mehr in seiner Macht stand, von seiner Liebe zu ihr abzulassen, selbst wenn sie sich jemals hätte entschließen können, gleichgültig gegen ihn zu werden.

Endlich nach Verlauf von sechs Monaten ergriff den Prinzen Ahmed, welcher den Sultan, seinen Vater, immer geliebt und geehrt hatte, gewaltiges Verlangen, etwas von ihm zu erfahren, und da er diesen Wunsch nicht anders befriedigen konnte, als wenn er sich auf einige Zeit entfernte, um in eigener Person Nachrichten einzuziehen, so sprach er eines Tages gelegentlich mit Pari Banu darüber und bat sie, es ihm zu erlauben. Diese Worte beunruhigten die Fee, denn sie fürchtete, es sei bloß ein Vorwand, um sie zu verlassen. Deshalb sprach sie also zu ihm: »Durch was kann ich dir Ursache zu Unzufriedenheit mit mir gegeben haben, daß du dich gedrungen fühlst, mich um diese Erlaubnis zu bitten? Wär‘s möglich, könntest du dein mir gegebenes Wort vergessen haben und mich nicht mehr lieben, während ich dich so zärtlich und von ganzem Herzen liebe? Wenigstens solltest du davon überzeugt sein, da ich dir unaufhörlich so viele Beweise gebe.« – »Königin meines Herzens!« erwiderte der Prinz Ahmed, »ich bin von deiner Liebe vollkommen überzeugt, und würde mich ihrer unwürdig machen, wenn ich nicht durch die innigste Gegenliebe meine Dankbarkeit bewiese. Wenn meine Bitte dich beleidigt hat, so bitte ich dich tausendmal um Verzeihung und bin aber bereit, dir jede Genugtuung zu geben, die du verlangen kannst. Ich tat sie nicht, um dich zu kränken, sondern einzig und allein aus Ehrfurcht gegen den Sultan, meinen Vater, den ich von der Betrübnis zu befreien wünschte, in welche ihn meine lange Abwesenheit versetzt haben wird: denn ich glaube, daß er um so größeres Herzeleid darüber empfindet, weil er ohne Zweifel annimmt, ich sei nicht mehr am Leben. Da es dir indes lieb ist, wenn ich hingehe, um ihm diesen Trost zu bereiten, so will ich dasselbe, was du willst, und es gibt nichts auf der Welt, was ich nicht zu tun bereit wäre, wenn es sich darum handelt, dir einen Gefallen zu erweisen.«

Der Prinz Ahmed war kein Heuchler: Er liebte die Fee in seinem Herzen wirklich so heiß, als er es sie versichert hatte, und drang nicht weiter in sie, um die gewünschte Erlaubnis zu erhalten, so daß sie über seine Nachgiebigkeit höchlich erfreut war. Da er indes seinen Plan doch nicht ganz aufgeben konnte, so erzählte er ihr geflissentlich von Zeit zu Zeit von den Eigenschaften des Sultans von Indien und hauptsächlich von den Beweisen seiner Zärtlichkeit, die er ihm insbesondere gegeben, denn er hoffte immer, sie werde sich dadurch endlich erweichen lassen. Die Vermutungen des Prinzen waren gegründet: Der Sultan von Indien hatte sich mitten unter den Lustbarkeiten wegen der Vermählung des Prinzen Ali mit der Prinzessin Nurunnihar über die Entfernung seiner beiden anderen Söhne tief bekümmert. Er erfuhr bald, daß der Prinz Husein den Entschluß gefaßt hatte, die Welt zu verlassen, und auch den Ort, den er sich zu seinem künftigen Aufenthalte ausgewählt. Als guter Vater, der einen großen Teil seines Glücks darein setzt, die Kinder, die aus seinen Lenden hervorgegangen sind, recht oft um sich zu haben, zumal wenn sie sich seiner Zärtlichkeit würdig zeigen, hätte er es freilich lieber gesehen, wenn er am Hofe und in seiner Nähe geblieben wäre; da er indes nicht mißbilligen konnte, daß er diesen Stand gewählt hatte, wodurch er sich zu immer höherer Vervollkommnung verpflichtete, so schickte er sich mit Geduld in seine Abwesenheit. Dagegen gab er sich alle mögliche Mühe, um Nachrichten von dem Prinzen Ahmed zu erhalten: Er schickte in alle Provinzen seines Reichs Boten ab und ließ den Statthaltern befehlen, ihn anzuhalten und zur Rückkehr an seinen Hof zu nötigen; allein alle Bemühungen waren vergebens, und sein Kummer wurde von Tag zu Tag größer. Oft besprach er sich darüber mit seinem Großvezier. »Vezier«, sagte er zu ihm, »du weißt, daß Ahmed derjenige von meinen Söhnen ist, den ich immer am zärtlichsten liebte; auch ist dir nicht unbekannt, welche Mittel ich aufgewendet habe, um ihn wiederzufinden, aber ach! Alles umsonst. Dies bereitet mir so großes Herzeleid, daß ich ihm am Ende erliegen muß, wenn du nicht Mitleid mit mir hast. Wofern dir meine längere Erhaltung am Herzen liegt, so beschwöre ich dich, leihe mir deinen Rat und deinen Beistand.«

 

Der Großvezier, der ebensowohl der Person des Sultans ergeben, als in Verwaltung der Staatsangelegenheiten eifrig war, sann auf Mittel, ihm einige Beruhigung zu verschaffen, und da fiel ihm eine Zauberin ein, von der man Wunderdinge erzählte. Er machte den Vorschlag, sie kommen zu lassen und um Rat zu fragen. Dem Sultan gefiel dies, und der Großvezier beschickte die Frau und schickte sie zu ihm. Der Sultan sagte zur Zauberin: »Der Kummer, worin mich seit der Vermählung meines Sohnes Ali mit der Prinzessin Nurunnihar, meiner Nichte, die Abwesenheit des Prinzen versetzt hat, ist so stadt— und landkundig, daß du ohne Zweifel davon wissen wirst. Könntest du mir nicht vermöge deiner Kunst und Geschicklichkeit sagen, was aus ihm geworden ist? Lebt er noch? Wo ist er? Wie geht es ihm, und darf ich hoffen, ihn je wiederzusehen?« Darauf erwiderte die Zauberin: »Herr, so viel ich auch Geschicklichkeit in meinem Fache haben mag, so ist es mir doch nicht möglich, die Frage meines Herrn und Königs sogleich zu beantworten. Wenn du mir aber bis morgen Zeit vergönnen willst, so werde ich dir wohl Bescheid geben können.« Der Sultan gestattete ihr diese Frist und entließ sie mit der Zusicherung, sie gut zu belohnen, wenn die Antwort seinen Wünschen entsprechen würde.

Die Zauberin kam am folgenden Tage wieder, und der Großvezier stellte sie zum zweiten Male vor. Sie sagte zum Sultan: »Herr, so eifrig und gewissenhaft ich auch alle Regeln meiner Kunst befolgt habe, um in Erfahrung zu bringen, was du zu wissen verlangst, so habe ich doch nur so viel ermitteln können, daß der Prinz Ahmed noch nicht tot ist. Dies ist ganz gewiß; mein Herr und König kann sich darauf verlassen. Was aber den Ort betrifft, wo er sein mag, so war es mir unmöglich, diesen zu entdecken.«

Mit dieser Antwort mußte sich der Sultan von Indien zufrieden geben, obgleich sie ihn über das Schicksal seines Sohnes beinahe in derselben Unruhe ließ, worin er schon lange schwebte.

Um nun auf den Prinzen Ahmed zurückzukommen, so erzählte dieser der Fee Pari Banu so oft und viel von dem Sultan, seinem Vater, ohne jedoch seinen Wunsch in betreff eines Besuchs bei ihm aufs neue zu erwähnen, daß sie gerade dadurch seine wahre Gesinnung erriet. Da sie nun seine Zurückhaltung und Ängstlichkeit, nach jener abschlägigen Antwort abermals ihr Mißfallen zu erregen, bemerkte, so schloß sie daraus erstens, daß seine Liebe zu ihr, wovon er auch bei jeder Gelegenheit unablässig Beweise gab, aufrichtig sei; zweitens bedachte sie in ihrem Inneren, wie ungerecht es sein würde, der Zärtlichkeit eines Sohnes gegen seinen Vater Zwang anzutun, wenn sie ihn nötigen wollte, der natürlichen Neigung, die ihn zu jenem hinzog, zu entsagen, und so beschloß sie denn, ihm das zu gestatten, was er offenbar noch immer aufs feurigste wünschte. »Prinz«, sagte sie eines Tags zu ihm, »die Erlaubnis, um die du mich batest, den Sultan, deinen Vater, zu besuchen, hatte mir gerechte Besorgnis eingeflößt, sie möchte für dich bloß ein Vorwand sein, um deine Unbeständigkeit zu beweisen und mich zu verlassen, und ich hatte sonst keinen anderen Grund, sie dir abzuschlagen. Heute aber, da ich mich sowohl durch dein Benehmen als durch deine Reden vollkommen überzeugt habe, daß ich mich auf deine Festigkeit, so wie auf die Dauer deiner Liebe verlassen kann, bin ich anderer Ansicht geworden und gewähre dir diese Erlaubnis, jedoch nur unter einer Bedingung: Du mußt mir nämlich zuvor schwören, daß deine Abwesenheit nicht lange währen und du bald zu mir zurückkehren willst. Du darfst dich über diese Bedingung nicht ärgern, denn ich mache sie nicht aus Mißtrauen, sondern nur, weil ich zum voraus weiß, daß sie dir nach der Überzeugung, die ich soeben von der Aufrichtigkeit deiner Liebe ausgesprochen habe, nicht lästig sein wird.«

Der Prinz Ahmed wollte sich der Fee zu Füßen werfen, um ihr seinen innigen Dank zu bezeigen, allein sie ließ es nicht zu. »Königin meines Herzens«, sagte er zu ihr, »ich erkenne den Wert der Gnade, welche du mir erweisest, in seiner vollen Größe, allein es fehlt mir an Worten, um dir nach Gebühr dafür zu danken. Ich beschwöre dich, ergänze in Gedanken, was ich nicht auszudrücken vermag und sei überzeugt, daß alles, was du dir selbst darüber sagen magst, weit hinter dem zurücksteht, was ich in meinem Herzen empfinde. Du hast sehr recht, wenn du glaubst, daß der Schwur, den du von mir verlangst, mir nicht schwer fallen werde; ich leiste ihn dir um so bereitwilliger, als es mir fortan unmöglich wäre, ohne dich zu leben. Ich will also abreisen; aber die Eilfertigkeit, womit ich zurückkehren werde, soll dir beweisen, daß ich es nicht sowohl aus Furcht vor einem Meineid tue, sondern weil es die innerste Neigung meines Herzens ist, mein ganzes Leben an deiner Seite zuzubringen, und wenn ich mich manchmal mit deiner Genehmigung entferne, so werde ich stets durch schnelle Rückkehr dem Kummer zu begegnen wissen, den eine allzu lange Abwesenheit mir verursachen müßte.«

Pari Banu war im Innersten erfreut über diese Versicherung des Prinzen, weil sie dadurch von allem Verdacht gegen ihn und der Furcht befreit wurde, daß sein heftiges Verlangen, den Sultan von Indien zu sehen, nur ein scheinbarer Vorwand sein möchte, das ihr gegebene Wort zu brechen. »Prinz«, sagte sie ihm, »du kannst abreisen, so bald es dir beliebt; nimm mir aber nicht übel, wenn ich dir zuvor einige Winke über die Art und Weise gebe, wie du dich auf dieser Reise am besten benehmen kannst. Fürs erste halte ich es nicht für angemessen, daß du dem Sultan, deinem Vater, von unserer Verbindung oder von meinem Stande, sowie von dem Orte erzählest, wo du dich niedergelassen und seit der Trennung von ihm deinen Aufenthalt genommen hast. Bitte ihn, er möge sich mit der Versicherung begnügen, daß du glücklich seiest und dir nichts mehr wünschest, sowie, daß der einzige Grund deiner Reise zu ihm die Absicht gewesen sei, ihn von seiner unruhigen Besorgnis über dein Schicksal zu befreien.« Hierauf gab die Fee den Prinzen zu seiner Begleitung zwanzig wohlgerüstete und stattliche Reiter. Als alles bereit war, umarmte sie der Prinz Ahmed zum Abschied und erneuerte sein Versprechen, in Bälde zurückzukehren. Man führte ihm das Pferd vor, das sie für ihn hatte satteln lassen, und es war nicht nur aufs kostbarste angeschirrt, sondern auch weit schöner und wertvoller, als irgend eines in den Marställen des Sultans von Indien. Er bestieg es zur großen Freude der Fee mit vielem edlem Anstande, winkte ihr sein letztes Lebewohl zu und sprengte von dannen.

Da der Weg nach der Hauptstadt nicht lange war, so war der Prinz Ahmed bald daselbst. Als er zum Tore einzog, empfing ihn das Volk, voll Freude über seinen Anblick, mit lautem Jubelruf und eine Menge Leute zog ihm nach bis vor den Palast des Sultans. Der Sultan empfing und umarmte ihn ebenfalls mit großer Freude, machte ihm aber väterlich liebevolle Vorwürfe wegen des Kummers, in welchen ihn seine lange Abwesenheit versetzt habe. »Diese Abwesenheit«, fuhr er fort, »war für mich um so schmerzlicher, weil ich seit dem Tag, da der Zufall zu deinem Nachteil und zugunsten deines Bruders Ali entschied, immer fürchtete, du habest dich vielleicht zu irgend einem verzweifelten Schritte hinreißen lassen.« – »Herr«, erwiderte der Prinz Ahmed, »ich überlasse es dir selbst, zu überlegen, ob ich nach dem Verluste Nurunnihars, welche der einzige Gegenstand meiner Wünsche gewesen war, mich entschließen konnte, Zeuge von meines Bruders Glück zu sein. Wenn ich eines so unwürdigen Betragens fähig gewesen wäre, was würde man bei Hof und in der Stadt, und was würde mein Herr selbst von meiner Liebe gedacht haben? Die Liebe ist eine Leidenschaft, die man nicht von sich abschütteln kann, sobald man will. Sie beherrscht und bemeistert uns; ja, ein wahrhaft Liebender hat nicht einmal Zeit, von seiner Vernunft Gebrauch zu machen. Mein Herr weiß, daß mir mit dem Pfeile, den ich abschoß, etwas so Außerordentliches begegnete, wie wohl nicht leicht einem andern, daß nämlich dieser Pfeil auf dem ganz ebenen und freien Platze, wo die Pferde zugeritten werden, durchaus nicht mehr aufzufinden war, wodurch ich denn eine Sache verlor, in der meine Liebe so gut Recht verdient hätte, als jeder von meinen beiden Brüdern. Besiegt durch die Laune des Zufalls, verschwendete ich meine Zeit nicht mit unnützen Klagen. Um mein Gemüt über diese sonderbare und unbegreifliche Begebenheit zu beruhigen, entfernte ich mich unbemerkt von meinen Leuten und ging allein nach dem Schießplatz zurück, um meinen Pfeil zu suchen. Ich suchte ihn diesseits und jenseits, rechts und links von der Stelle, wo, wie ich wußte, Huseins und Alis Pfeile aufgehoben worden waren, und wohin nach meiner Ansicht auch der meinige gefallen sein mußte; allein vergebens waren alle meine Bemühungen. Dies schreckte mich indes nicht ab, und ich setzte meine Nachforschungen fort, indem ich in gerader Linie nach der Richtung, wo er hingefallen sein mußte, immer weiter vorwärts ging. Schon war ich über eine Stunde lang, immerfort rechts und links hinblickend und mich von Zeit zu Zeit auch noch umdrehend, fortgegangen, so daß mir nicht das Geringste, was nur irgend Ähnlichkeit mit einem Pfeile hatte, entgehen konnte, als ich überlegte, mein Pfeil könne unmöglich so weit geflogen sein. Ich blieb stehen und fragte mich selbst, ob ich denn den Verstand verloren und so ganz von Sinnen gekommen sei, daß ich mir Kraft genug zutraue, einen Pfeil nach einer solchen Weite abzuschießen, wie niemals einer unserer ältesten und durch seine Stärke berühmtesten Helden im stande gewesen. Bei solchen Betrachtungen hatte ich gute Lust, mein Unternehmen aufzugeben; als ich aber diesen Entschluß ausführen wollte, fühlte ich mich unwillkürlich weiter fort gezogen, und nachdem ich vier Stunden weit gegangen und an den Ort gekommen war, wo die Ebene von Felsen begrenzt wird, bemerkte ich einen Pfeil. Ich eilte hin, hob ihn auf und erkannte ihn für den, welchen ich abgeschossen hatte, der aber weder am rechten Ort, noch zu rechter Zeit aufgefunden worden war. Statt nun die Entscheidung, die mein Herr zugunsten des Prinzen Ali getan, als eine Ungerechtigkeit gegen mich zu betrachten, legte ich das, was mir hier zustieß, ganz anders aus, und zweifelte nicht daran, es werde irgendein für mich vorteilhaftes Geheimnis dahinter stecken, und ich müsse alles aufbieten, mir darüber Aufklärung zu verschaffen; diese Aufklärung fand ich auch, ohne mich zu weit von dem Orte zu entfernen. Indes ist dies ein neues Geheimnis, und ich muß meinen Herrn und König bitten, es nicht übel zu nehmen, wenn ich darüber stillschweige, und sich mit der Versicherung zu begnügen, daß ich glücklich und mit meinem Schicksal vollkommen zufrieden bin. Da mich in meinem Glücke nichts zu beunruhigen und zu stören vermochte, als der Gedanke, daß mein Herr sich über mein Verschwinden vom Hofe und über mein Schicksal bekümmern werde, so hielt ich es für meine Pflicht, hierher zu kommen, um dich von dieser Unruhe zu befreien. Dies ist der einzige Grund, der mich zu dir führt, und die einzige Gnade, die ich von meinem Herrn erbitte, ist, daß du mir erlauben mögest, von Zeit zu Zeit zu kommen, um dir meine Ehrfurcht zu bezeigen und mich nach deinem Befinden zu erkundigen.«

»Mein Sohn«, antwortete der Sultan von Indien, »ich kann dir diese Erlaubnis nicht verweigern; obwohl es mir weit lieber gewesen wäre, wenn du dich hättest entschließen können, bei mir zu bleiben. Indes sage mir wenigstens, wo ich Nachrichten von dir erhalten kann, so oft du selbst mir keine zukommen lässest, oder wenn deine Gegenwart einmal nötig sein sollte.« – »Herr«, erwiderte der Prinz Ahmed, »das, worüber du mich fragst, ist ein wichtiger Teil des Geheimnisses, von dem ich bereits gesagt habe. Ich bitte daher meinen Herrn, mir gnädigst zu erlauben, daß ich über diesen Punkt stillschweige; ich werde mich so häufig zur Erfüllung meiner Pflicht einstellen, daß ich eher lästig zu werden fürchte, als dir Veranlassung zu geben, mich der Gleichgültigkeit anzuklagen, im Fall meine Gegenwart einmal nötig werden sollte.«

Der Sultan von Indien drang jetzt nicht weiter in den Prinzen Ahmed, sondern sagte zu ihm: »Mein Sohn, ich verlange nicht, in dein Geheimnis eingeweiht zu werden, und sage dir bloß, daß du mir kein größeres Vergnügen hättest machen können, als indem du mich besuchtest und mir dadurch wieder einige heitere Stunden bereitetest, wie ich sie lange nicht gehabt habe; auch wirst du jedesmal sehr willkommen sein, sooft du unbeschadet deiner Geschäfte oder Vergnügungen mich besuchen willst.«

 

Der Prinz Ahmed blieb bloß drei Tage am Hofe des Sultans, seines Vaters, und reiste am vierten in aller Frühe wieder ab. Die Fee Pari Banu war um so erfreuter, ihn wieder zu sehen, als sie diese baldige Rückkehr durchaus nicht erwartet hatte, und sie machte sich jetzt in ihrem Inneren Vorwürfe, daß sie ihn für fähig gehalten, die Treue, die er ihr schuldete und so feierlich gelobt hatte, zu brechen. Sie verhehlte dies auch dem Prinzen nicht, sondern gestand ihm frei und offen ihre Schwachheit und bat ihn um Verzeihung. Von nun an war die Eintracht der beiden Liebenden so vollkommen, daß, was der eine Teil wollte, sicher auch dem anderen angenehm war.

Einen Monat nach der Rückkehr des Prinzen Ahmed fiel es der Fee Pari Banu auf, daß der Prinz, der ihr einen ausführlichen Bericht über seine Reise und seine Gespräche mit dem Sultan, seinem Vater, abgestattet, und somit auch erzählt hatte, daß er ihn um Erlaubnis gebeten, ihn von Zeit zu Zeit zu besuchen – daß, sage ich, der Prinz seither mit keiner Silbe mehr des Sultans erwähnte, gleich als ob er nicht mehr auf der Welt wäre, und doch hatte er vorher sooft von ihm gesprochen. Sie dachte nun, er unterlasse es ohne Zweifel aus Rücksicht für sie, und nahm daher eines Tags Gelegenheit, also zu ihm zu sprechen: »Prinz«, fing sie an, »sag einmal, hast du denn den Sultan, deinen Vater, ganz vergessen? Erinnerst du dich nicht mehr, daß du ihm versprochen hast, ihn von Zeit zu Zeit zu besuchen? Ich für meinen Teil habe nicht vergessen, was du mir bei deiner Rückkehr sagtest, und bringe es dir hiermit in Erinnerung, auf daß du nicht länger säumest, dein Versprechen zum ersten Male zu erfüllen.« – »Geliebteste meines Herzens!« antwortete der Prinz Ahmed in demselben heiteren Tone wie die Fee, »ich fühle mich einer solchen Vergeßlichkeit durchaus nicht fähig, will aber lieber den unverdienten Vorwurf von dir ertragen, als mich einer abschlägigen Antwort aussetzen, wenn ich zu unrechter Zeit eine Sehnsucht nach etwas blicken ließe, was du vielleicht nicht gerne bewilligtest.« – »Prinz«, sagte die Fee, »ich verlange durchaus nicht, daß du solche Rücksichten gegen mich nimmst, und damit dergleichen nicht wieder vorkomme, so denke ich, da du den Sultan von Indien, deinen Vater, bereits seit einem Monat nicht mehr gesehen hast, du solltest deine Besuche bei ihm nie länger als einen Monat aussetzen. Fange morgen damit an und fahre so von Monat zu Monat fort, ohne daß du mir etwas davon sagest oder eine Äußerung von mir erwartest. Ich genehmige es sehr gern.«

Der Prinz Ahmed reiste schon am folgenden Tag mit demselben Gefolge wieder ab, das aber weit geschmackvoller gekleidet war, und auch er selbst war viel prächtiger ausgerüstet, als das erste Mal. Der Sultan empfing ihn abermals mit großer Freude und Vergnügen. So setzte er dann seine Besuche mehrere Monate lang fort, und immer erschien er in einem reicheren und glänzenderen Aufzuge.

Endlich mißbrauchten einige Veziere, welche die Lieblinge des Sultans waren und aus dem Aufwand des Prinzen auf seine Macht und Größe schlossen, die Freiheit, die ihnen gestattet war, mit ihrem Fürsten zu reden, dazu, daß sie ihn gegen seinen Sohn einzunehmen suchten. Sie stellten ihm vor, die Klugheit erfordere es, daß er in Erfahrung bringe, wo der Prinz seinen gewöhnlichen Aufenthalt habe, und womit er seinen großen Aufwand bestreite: Denn es sei ihm doch weder eine Leibrente, noch ein bestimmter Jahresgehalt angewiesen worden, und er scheine bloß deswegen an den Hof zu kommen, um dem Sultan zu trotzen und zu zeigen, daß er auch ohne seine Geschenke als Prinz leben könne; überhaupt sei zu befürchten, er möchte das Volk aufwiegeln, um ihn frevlerischerweise zu entthronen. Der Sultan von Indien, der eine zu gute Meinung von dem Prinzen Ahmed hatte, als daß er ihn eines so verbrecherischen Planes, wie seine Günstlinge ihm unterschoben, fähig geglaubt hätte, antwortete ihnen: »Ihr scherzet wohl nur; mein Sohn liebt mich, und ich bin seiner Zärtlichkeit und Treue um so gewisser, da ich mich nicht erinneren kann, ihm jemals den geringsten Anlaß zur Unzufriedenheit gegeben zu haben.« Auf diese letzten Worte bemerkte einer der Günstlinge: »Herr, obgleich du nach dem Urteil aller Verständigen nichts Besseres tun konntest, um die drei Prinzen in ihrer Angelegenheit wegen der Prinzessin Nurunnihar zufrieden zu stellen, als du wirklich getan hast, so kann man doch nicht wissen, ob der Prinz Ahmed sich in die Entscheidung des Zufalls mit derselben Entsagung fügt, als der Prinz Husein. Wie leicht könnte er es sich in den Kopf setzen, er allein verdiene die Prinzessin, und mein Herr habe dadurch, daß er ihm nicht den Vorzug vor den älteren Prinzen gab und die Entscheidung darüber dem Zufall überließ, eine Ungerechtigkeit begangen. Mein Herr wird vielleicht sagen«, fügte der boshafte Günstling hinzu, »der Prinz Ahmed verrate ja durch nichts eine Spur von Unzufriedenheit, unsere Furcht sei unbegründet und voreilig, und es sei unrecht von uns, ihm einen ohne Zweifel grundlosen Verdacht dieser Art gegen einen Prinzen seines Geblütes einflößen zu wollen. Aber, mein Herr und König, vielleicht ist dieser Verdacht auch gut begründet. Du weißt gar wohl, daß man bei einer so zarten und so wichtigen Angelegenheit immer das sicherste Mittel wählen muß. Bedenke nur, daß der Prinz dich durch seine Verstellung gar leicht ergötzen und hinters Licht führen kann, und daß die Gefahr um so bedenklicher ist, da Ahmed seinen Aufenthalt ganz in der Nähe deiner Hauptstadt zu haben scheint. Denn wenn du ebenso aufmerksam gewesen bist, wie wir, so hast du bemerken können, daß jedesmal, so oft er kommt, sowohl er, als seine Leute, ganz frisch und munter, und ihre Kleider, sowie die Decken der Pferde nebst dem übrigen Schmuck, so blank aussehen, als kämen sie eben erst von dem Handwerksmann, der sie verfertigt. Auch ihre Pferde sind so wenig müde, wie wenn sie von einem bloßen Spazierritte kämen. Dies ist ein augenscheinlicher Beweis, daß der Prinz Ahmed ganz in der Nähe wohnt, und wir würden unsere Pflicht nicht zu erfüllen glauben, wenn wir es dir nicht untertänig vorstellten, damit du zu deiner eigenen Erhaltung und zum Wohl deiner Völker die angemessene Rücksicht darauf nehmen mögest.« Als der Günstling seine lange Rede geendet hatte, brach der Sultan dies Gespräch mit den Worten ab: »Dem mag sein, wie ihm wolle, ich glaube nicht, daß mein Sohn Ahmed so schlecht ist, wie ihr mich gerne überreden möchtet; gleichwohl danke ich euch für euern Rat und bin überzeugt, daß ihr ihn mir aus der besten Absicht gegeben habt.« So sprach der Sultan von Indien zu seinen Günstlingen und gab ihnen nicht zu erkennen, daß ihre Äußerungen Eindruck auf sein Gemüt gemacht hatten. Dennoch beunruhigte er sich darüber und beschloß, die Schritte des Prinzen Ahmed beobachten zu lassen, ohne jedoch seinem Großvezier ein Wort davon zu sagen. Er beschied die Zauberin zu sich, die durch eine geheime Türe in seinen Palast eingelassen und in sein Zimmer geführt wurde. »Du hast mir«, sagte er zu ihr, »die Wahrheit berichtet, als du mich versichertest, daß mein Sohn Ahmed nicht tot sei, und danke dir dafür; jetzt mußt du mir aber noch einen Gefallen tun. Seitdem ich ihn nämlich wieder gefunden habe und er jeden Monat einmal an meinen Hof kommt, war es mir unmöglich, seinen Aufenthalt von ihm zu erfahren, und ich wollte ihm sein Geheimnis auch nicht mit Gewalt ablocken. Indessen halte ich dich für geschickt genug, meiner Neugierde Befriedigung zu verschaffen, ohne daß er selbst oder irgend jemand am Hofe etwas davon erfährt. Du weißt, daß er hier ist, und da er gewöhnlich wieder abreist, ohne Abschied von mir oder sonst von jemanden zu nehmen, so verliere keine Zeit, begib dich noch heute auf seinen Weg und beobachte ihn so gut, daß du erfährst, wo er jedesmal hingeht, und mir darüber Bescheid bringen kannst.«