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Tausend Und Eine Nacht

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Ich ging also fort; aber während ich diesen Einkauf machte, kam ein Mann, welcher Waschton, wie ihn die Frauen beim Baden brauchen, zu verkaufen hatte, durch die Straße gegangen und rief seine Ware aus.

Meine Frau, die von diesem Tone nichts mehr hatte, rief dem Mann, und da sie nicht bei Gelde war, fragte sie ihn, ob er ihr wohl etwas von seinem Ton gegen Kleie ablassen wolle. Der Verkäufer verlangte die Kleie zu sehen; meine Frau zeigte ihm das Gefäß und sie wurden handelseinig. Sie empfing den Waschton, und der Mann ging mit dem Kleiengefäß fort.

Bald darauf kam ich mit so viel Hanf, als ich nur tragen konnte, zurück, und mit mir fünf Lastträger, ebenfalls mit dieser Ware beladen, womit ich nun meinen hölzernen Verschlag anfüllte, den ich in meinem Hause angebracht hatte. Ich bezahlte die Lastträger für ihre Mühe, und als sie fort waren, wollte ich mir einige Augenblicke Ruhe gönnen, um mich von meiner Müdigkeit zu erholen. Sodann warf ich meine Blicke nach der Stelle hin, wo ich das Kleiengefäß gelassen hatte, und sah es jetzt nicht mehr.

Beherrscher der Gläubigen! Ich kann dir den Schrecken nicht schildern, der sich in diesem Augenblick meiner Sinne bemächtigte. Hastig fragte ich meine Frau, wo es denn hingekommen sei? Und sie erzählte mir den Handel, den sie gemacht, und wobei sie viel gewonnen zu haben glaubte.

»Unglückliche!« rief ich, »ach, du weißt nicht, in weiches Unglück du mich, dich selbst und deine Kinder durch diesen Handel gestürzt hast, der uns rettungslos zugrunde richtet. Du glaubtest bloß Kleie zu verkaufen, und hast mit dieser Kleie deinen Waschtonhändler um hundertundneunzig Goldstücke reicher gemacht, womit Saadi, der heute in Begleitung seines Freundes wieder zu mir kam, mich zum zweitenmal beschenkt hatte.«

Es fehlte wenig, so wäre meine Frau in Verzweiflung geraten, als sie erfuhr, welch großen Fehler sie in der Unwissenheit begangen hatte. Sie brach in lautes Wehklagen aus, zerschlug sich die Brust, zerraufte sich die Haare, zerriß ihr Kleid und rief: »Ach, wie unglücklich bin ich! Verdiene ich nach diesem schrecklichen Mißgriff noch zu leben? Wo soll ich diesen Waschtonhändler aufsuchen? Ich kenne ihn ja nicht, er ist bloß dies einzige Mal durch unsere Straße gekommen und vielleicht werde ich ihn nie wieder sehen. Ach, lieber Mann«, fuhr sie fort, »du hast sehr unrecht gehandelt; warum mußt du auch bei einer Sache von solcher Wichtigkeit so zurückhaltend gegen mich sein! Dies wäre alles nicht geschehen, wenn du mir dein Geheimnis mitgeteilt hättest.« Ich würde nicht zu Ende kommen, wenn ich dir alles wieder sagen wollte, was der Schmerz ihr damals in den Mund legte; du weißt ja selbst, wie redselig die Frauen in ihren Trübsalen sind.

»Liebe Frau«, sagte ich zu ihr, mäßige dich; bedenkst du denn nicht, daß du durch dein Weinen und Schreien die ganze Nachbarschaft herbeilocken wirst, und diese brauchen nicht um unser Mißgeschick zu wissen. Statt Anteil daran zu nehmen oder uns zu trösten, würden sie sich nur über unsere Einfalt lustig machen.

»Das beste also ist, wir sagen keinem Menschen von diesem Verlust und schicken uns geduldig drein, so daß niemand etwas davon merkt; denn wir müssen uns dem Willen Gottes unterwerfen. Ja, laß uns ihn preisen, daß er von den zweihundert Goldstücken, die er uns gegeben, nur hundertundneunzig zurückgenommen und uns in seiner Güte noch zehn gelassen hat, die uns immerhin einige Unterstützung gewähren werden.«

So triftig auch meine Gründe waren, so wurde es mir doch sehr schwer, ihnen bei meiner Frau Eingang zu verschaffen. Doch die Zeit, welche die größten und scheinbar unerträglichsten Leiden mildert, tröstete endlich auch sie.

»Wir leben freilich arm«, sagte ich zu ihr, »jedoch was haben denn die Reichen, das wir nicht auch hätten? Atmen wir nicht dieselbe Luft? Genießen wir nicht desselben Sonnenlichts und derselben Sonnenwärme? Einige Bequemlichkeiten, die sie vor uns voraus haben, könnten uns ihr Glück beneidenswert erscheinen lassen, allein sie müssen ja auch sterben wie wir. Genau genommen ist der Vorzug, den sie vor uns haben, so unbedeutend, daß wir ihn gar nicht in Betracht ziehen sollten, wenn wir nur immer die Furcht Gottes vor Augen und im Herzen haben. «

Ich will dich nicht länger mit den Betrachtungen langweilen, womit ich meiner Frau und mir selbst Trost einzusprechen suchte. Endlich wurden wir wieder ruhig, und ich ging wieder so munter an mein Geschäft, daß niemand sich hätte einfallen lassen, welch bedeutendes Unglück ich in so kurzer Zeit zweimal hintereinander gehabt habe.

Das einzige, was ich nicht verschmerzen konnte, und was mich oft und viel beschäftigte, war, wenn ich mich fragte, wie ich wohl vor Saadi bestehen würde, wenn er käme, um über seine zweihundert Goldstücke und die Verbesserung meiner Lage infolge seiner Freigebigkeit Rechenschaft zu fordern, und ich dann vor Beschämung zu Boden sinken müßte, obgleich ich das zweite Mal mein Unglück so wenig verschuldet hatte, als das erste.

Es dauerte diesmal länger, bis die beiden Freunde wieder kamen, um sich über meine Lage zu erkundigen. Saad hatte oft mit Saadi darüber gesprochen, aber dieser hatte es immer hinausgezogen. »Je länger wir warten«, sagte er, »um so reicher werden wir Hasan treffen und um so größer wird mein Vergnügen sein.«

Saad hatte nicht dieselbe Ansicht von der Wirkung, die das Geschenk seines Freundes gemacht haben würde. »Glaubst du denn wirklich,« sagte er, »Hasan werde dein Geschenk besser angewendet haben als das erste Mal? Ich rate dir, schmeichle dir nicht mit solchen Hoffnungen, denn dein Verdruß müßte dann nur noch um so empfindlicher sein, wenn du das Gegenteil findest.« »Doch«, erwiderte Saadi, »es kommt ja nicht alle Tage vor, daß ein Hühnergeier einen Turban mit in die Luft nimmt. Hasan ist von diesem Unglück plötzlich überfallen worden, er wird sich jetzt wohl vorgesehen haben, daß es ihm nicht wieder so ergangen ist.«

»Ich zweifle nicht daran«, entgegnete Saad, »allein ebenso gut kann jeder andere Zufall eingetreten sein, an welchen wir beide nicht denken konnten. Ich wiederhole es dir, mäßige deine Freude und mache dich ebenso gut auf Hasans Unglück gefaßt, als auf sein Glück. Um dir aufrichtig meine Meinung zu sagen, die ich von jeher gehabt habe, die dir aber nie gefallen will, eine Ahnung sagt mir, daß es dir nicht gelungen ist, und daß ich glücklicher sein werde mit meinem Beweise, daß ein Armer auf jedem anderen Wege eher reich werden kann, als durch Geld.«

Als Saad eines Tages wiederum bei Saadi war und sie sich lange miteinander gestritten hatten, sagte letzterer: »Genug, ich will mir heute noch Aufschluß darüber verschaffen, wie es mit der Sache steht. Es ist jetzt gerade Zeit zum Spazierengehen; laß uns sie nicht versäumen, sondern uns erkundigen, wer von beiden die Wette gewonnen hat.«

Die Freunde gingen aus und ich sah sie schon von weitem kommen. Ich war so bestürzt darüber, daß ich in Versuchung geriet, meine Arbeit liegen zu lassen und mich vor ihnen zu verbergen. Indes blieb ich dennoch bei meinem Geschäft und stellte mich, als ob ich sie nicht sehe; ich schlug meine Augen nicht eher zu ihnen auf, als bis sie mir so nahe waren, daß sie mich grüßten, und ich anständigerweise den Gruß nicht unerwidert lassen konnte. Dann aber schlug ich meine Augen wieder nieder, und indem ich ihnen meinen letzten Unfall ausführlich erzählte, machte ich ihnen begreiflich, warum sie mich immer noch in derselben Armut finden, wie das erste Mal. da sie mich gesehen haben.

Als ich mit meiner Erzählung zu Ende war, fügte ich hinzu: »Ihr werdet mir vielleicht einwenden, ich hätte die hundertundneunzig Goldstücke anderswo verwahren sollen, als in einem Kleiengefäß, das noch an demselben Tage aus meinem Hause geschafft wurde. Allein dieses Gefäß war schon seit einer Reihe von Jahren immer auf derselben Stelle gestanden, es hatte seinen bestimmten Zweck, und so oft auch meine Frau, wenn es voll war, die Kleie verkauft hatte, so war doch das Gefäß immer stehen geblieben. Wie hätte ich mir einfallen lassen können, daß gerade an diesem Tage während meiner Abwesenheit ein Waschtonhändler am Hause vorbeigehen, meine Frau ohne Geld sein und diesen Tauschhandel mit ihm abschließen mußte? Ihr könntet mir vielleicht entgegnen, ich hätte meiner Frau etwas davon sagen sollen; doch glaube ich nicht, daß so verständige Männer, wofür ich euch halte, mir diesen Rat gegeben hätten. Was aber den Punkt betrifft, daß ich sie nicht anderswo versteckt habe, so bürgt mir niemand dafür, daß sie dann sicherer gewesen wären.

»Herr«, fuhr ich dann gegen Saadi allein fort, »es hat Gott nicht gefallen, daß ich durch deine Freigebigkeit reich werden sollte; es ist dies eines seiner undurchdringlichen Geheimnisse, die wir nicht erforschen können. Er will mich nun einmal arm und nicht reich. Deshalb werde ich aber doch nie aufhören, dieselbe Dankbarkeit gegen dich zu empfinden, wie wenn deine Freigebigkeit den gewünschten Zweck vollkommen erreicht hätte.«

Ich schwieg, und Saadi nahm hierauf das Wort und sprach: »Hasan, wenn ich auch glauben wollte, daß alles das, was du da sagst, so wahr ist, als du uns gern überreden möchtest, und daß du es nicht bloß als Deckmantel brauchst, um deine Liederlichkeit oder schlechte Wirtschaft zu beschönigen, was auch wohl sein könnte, so würde ich mich dennoch hüten, irgend einen Schritt weiter zu tun und hartnäckig in Versuchen fortzufahren, die mich am Ende zugrunde richten müßten. Es ist mir nicht leid um die vierhundert Goldstücke, deren ich mich beraubt habe, weil ich einen Versuch machen wollte, dich aus deiner Armut zu ziehen. Ich habe dies Gott zuliebe getan, ohne von dir einen anderen Dank zu erwarten, als bloß das Vergnügen, dir etwas Gutes erwiesen zu haben.« Hierauf wandte er sich an seinen Freund und fuhr fort: »Saad, du kannst aus dem, was ich soeben gesprochen habe, abnehmen, daß ich das Spiel noch nicht ganz verloren gebe. Gleichwohl steht es dir frei, mit deiner Behauptung, die du schon so oft gegen mich ausgesprochen hast, auch einen Versuch zu machen. Zeige mir, daß es außer dem Gelde noch andere Mittel und Wege gibt, um das Glück eines armen Mannes zu machen in dem Sinne, wie wir beide es meinen, und suche dir keinen anderen dazu aus, als Hasan. Was du ihm auch immer geben magst, ich kann mich nicht überzeugen, daß er dadurch reicher werden könnte, als er durch die vierhundert Goldstücke hätte werden können.«

 

Saad hielt ein Stück Blei in der Hand und zeigte es Saadi. »Du hast gesehen,« sagte er jetzt zu diesem, »wie ich dies Stück Blei zu meinen Füßen aufraffte; ich will es Hasan schenken, und du wirst sehen, was es ihm mitbringen wird.«

Saadi lachte laut auf und verspottete Saad. »Ein Stück Blei!« rief er aus, »nun, was kann dies Hasan mehr eintragen, als einen Heller, und was kann er mit einem Heller anfangen?« Saad überreichte mir indes das Stück Blei und sagte: »Nimm es immerhin und laß Saadi lachen; du wirst uns dereinst von dem Glück, das es dir ins Haus gebracht, viel zu erzählen haben.«

Ich glaubte, Saad könne dies nicht im Ernste meinen und wolle nur seinen Scherz mit mir treiben. Gleichwohl nahm ich das Stück Blei mit Dank an, und um ihm seinen Willen zu tun, steckte ich es ziemlich nachlässig in meine Weste. Darauf verließen mich die beiden Freunde, um ihren Spaziergang fortzusetzen, und ich ging wieder an meine Arbeit.

Abends, als ich mich auskleidete, um schlafen zu gehen, und eben meinen Gürtel ablegte, fiel das Stück Blei, das Saad mir gegeben, und an das ich seither nicht mehr gedacht hatte, auf den Boden; ich hob es auf und legte es an den nächsten besten Ort.

In derselben Nacht geschah es, daß einer meiner Nachbarn, ein Fischer, bei Zurechtmachung seiner Netze bemerkte, daß es ihm an einem Stück Blei fehle. Er hatte keines mehr im Hause, auch waren die Läden alle verschlossen und er konnte es also nicht kaufen. Gleichwohl mußte er, wenn er und die Seinigen am folgenden Tag etwas essen wollten, zwei Stunden vor Tagesanbruch auf den Fischfang ausgehen. Er klagte seiner Frau diese Not und schickte sie aus, um in der Nachbarschaft etwas Blei aufzutreiben.

Die Frau gehorchte ihrem Manne, ging von Türe zu Türe auf beiden Seiten der Straße, fand aber nirgends, was sie suchte. Mit dieser Antwort kam sie zu ihrem Manne zurück, der ihr mehrere von den Nachbarn mit Namen aufführte und fragte, ob sie auch bei diesen allen angeklopft habe. Sie antwortete: »Ja.« – »Auch bei Hasan Alhabbal?« fragte er weiter; »ich wette, bei diesem bist du nicht gewesen.«

»Es ist wahr«, erwiderte die Frau, »es war mir zu weit an sein Haus, und wenn ich mich auch die Mühe nicht hätte verdrießen lassen, glaubst du denn, daß ich bei ihm etwas gefunden hätte? Zu ihm muß man nur gehen, wenn man selbst alles im Vollauf hat und nichts begehrt; ich weiß das aus Erfahrung.«

»Gleichviel«, sagte der Fischer, »du bist bloß zu faul dazu, und ich verlange, daß du jetzt hingehst. Du bist schon hundertmal bei ihm gewesen, ohne zu finden, was du suchtest; vielleicht findest du gerade heute das Blei, dessen ich bedarf: Noch einmal, ich verlange, daß du hingehst.«

Die Frau des Fischers ging murrend und brummend fort und klopfte an meine Türe. Ich schlief bereits, wachte aber sogleich auf und fragte, was es gebe. »Hasan Alhabbal«, sagte die Frau mit lauter Stimme, »mein Mann sollte ein Stück Blei haben, um seine Netze zurecht zu machen. Wenn du vielleicht welches hast, so läßt er dich darum bitten.«

Das Stück Blei, das Saad mir gegeben hatte, war mir noch so frisch im Gedächtnis, zumal da es mir beim Auskleiden auf den Boden gefallen war, daß ich es nicht vergessen haben konnte. Ich antwortete also meiner Nachbarin, ich habe welches, sie solle nur einen Augenblick warten, meine Frau werde es ihr bringen.

Meine Frau, die bei dem Lärmen ebenfalls aufgewacht war, stand auf und tappte im Finstern an den Ort, den ich ihr bezeichnete; als sie nun dort das Blei gefunden hatte, öffnete sie die Tür ein wenig und gab es der Nachbarin hinaus.

Die Frau des Fischers war ganz entzückt, daß sie nicht vergebens hatte kommen müssen und sagte zu meiner Frau: »Liebe Nachbarin, du tust meinem Mann und mir einen so großen Gefallen, daß ich dir alle Fische verspreche, die mein Mann bei dem ersten Wurf fängt, und ich bin überzeugt, daß er dies gern tun wird.«

Der Fischer war voll Freude, wider sein Erwarten das nötige Blei noch gefunden zu haben, und billigte mit Vergnügen das Versprechen seiner Frau. »Ich danke dir«, sagte er zu ihr, »daß du hierin meinen Willen so gut getroffen hast.« Sodann setzte er seine Netze vollends instand und ging wie gewöhnlich zwei Stunden vor Tag auf den Fischfang aus. Beim ersten Wurf zog er bloß einen einzigen Fisch heraus, der aber mehr als eine Elle lang und unverhältnismäßig dick war. Auch seine anderen Würfe fielen sämtlich glücklich aus, doch kam unter allen Fischen, die er fing, kein einziger dem ersten auch nur von ferne gleich.

Als er nun genug gefischt hatte und wieder nach Hause kam, so war sein Erstes, daß er an mich dachte, und ich machte große Augen, als ich bei meiner Arbeit ihn mit dem Fische vor mich treten sah. »Nachbar«, sagte er zu mir, »meine Frau hat dir heute Nacht zum Dank für deine Gefälligkeit die Fische versprochen, die ich beim ersten Wurfe fangen würde, und ich habe ihr Versprechen gutgeheißen. Gott hat mir bloß diesen einzigen für dich beschert, und ich bitte dich, ihn freundlich anzunehmen; hätte er mein Netz ganz mit Fischen angefüllt, so wären sie ebenfalls alle dein gewesen. Nimm daher mit diesem hier und meinem guten Willen vorlieb.«

»Nachbar«, antwortete ich, »das Stück Blei, das ich dir geschickt habe, ist so wenig wert, daß du durchaus keinen so hohen Preis darauf setzen solltest. Nachbarsleute müssen einander in ihren kleinen Bedürfnissen aushelfen, und ich habe für dich bloß getan, was ich in einem ähnlichen Falle von dir hätte erwarten können. Ich würde deswegen dein Geschenk ausschlagen, wenn ich nicht überzeugt wäre, daß du mir es von Herzen gern bietest, und daß du es für eine Beleidigung hieltest, wenn ich es nicht annähme. Ich nehme es also an, da du es so haben willst, und sage dir dafür meinen besten Dank.«

Damit hatten unsere gegenseitigen Höflichkeiten ein Ende, und ich trug den Fisch zu meiner Frau. »Da hast du einen Fisch«, sagte ich zu ihr; »unser Nachbar, der Fischer, hat ihn mir soeben gebracht zum Dank für das Stück Blei, um das er uns in der letzten Nacht bitten ließ. Ich denke, dies ist alles, was wir von dem Geschenke hoffen dürfen, welches mir Saad gestern gemacht hat, und von dem er behauptete, es werde mir Glück bringen.« Zugleich erzählte ich ihr, daß die beiden Freunde wieder gekommen seien und was zwischen uns vorgefallen war. Meine Frau war in Verlegenheit, als sie diesen großen und dicken Fisch sah. »Was sollen wir damit anfangen?« sagte sie; »unser Bratrost ist nur für kleine Fische eingerichtet, und wenn wir ihn mit einer kurzen Brühe sieden wollen, so haben wir keinen Topf, der groß genug wäre.« – »Das sind deine Sachen«, sagte ich; »du kannst ihn sieden oder braten, ich bin mit allem zufrieden.« Mit diesen Worten ging ich zu meiner Arbeit zurück.

Als meine Frau den Fisch geschlachtet hatte, fand sie in seinen Eingeweiden einen großen Diamant, den sie rein abspülte und für bloßes Glas hielt. Sie hatte zwar schon von Diamanten sprechen gehört und vielleicht schon welche gesehen oder in der Hand gehabt, war aber zu wenig Kennerin, um sie gehörig unterscheiden zu können. Sie gab ihn also unserm jüngsten Kind, auf daß es mit seinen Schwesterchen und Brüderchen damit spielen sollte, und die Kinder nahmen ihn alle nacheinander in die Hand und freuten sich über seine Schönheit, seinen Glanz und sein Gefunkel.

Abends, als die Lampe angezündet war, bemerkten unsere Kinder, die noch immer mit dem Diamant spielten und ihn einander in die Hände gaben, daß er einen Schein von sich gab, wenn meine Frau, die mit Zubereitung des Abendessens beschäftigt war, zufällig an der Lampe vorbeikam und Schatten machte, und dies bewog dann die Kinder, ihn einander aus den Händen zu reißen, um Versuche damit zu machen. Dabei weinten die Kleinen, wenn die Größeren ihnen den Stein nicht lange genug lassen wollten, und diese mußten ihn dann zurückgeben, nur um sie zu beschwichtigen. Da Kinder wegen jeder Kleinigkeit lustig werden oder Streit anfangen, und dies alle Tage vorkommt, so fragte weder meine Frau noch ich um die Ursache des Höllenlärms und Geschreies, das sie miteinander verführten. Endlich wurden sie ruhig, als die Größeren sich an den Tisch gesetzt hatten, um mit uns zu Nacht zu speisen, und meine Frau den Kleineren jedem seinen Teil gegeben hatte. Nach dem Abendessen spielten die Kinder wieder miteinander, und bald war der Lärm noch größer als vorher. Jetzt wollte ich wissen, warum sie miteinander streiten, rief also den Ältesten und fragte, was der Lärm zu bedeuten habe. »Lieber Vater«, antwortete das Kind, »wir haben hier ein Stück Glas, das einen Schein von sich gibt, wenn wir der Lampe den Rücken kehren und es so ansehen.« Ich ließ es mir bringen und machte selbst den Versuch. Die Sache schien mir seltsam und ich fragte meine Frau, was denn das für ein Stück Glas sei? »Ich weiß es nicht«, sagte sie, »ich habe es im Bauche des Fisches gefunden, als ich ihn zubereitete.« Ich dachte ebenso wenig daran, daß es etwas anderes als Glas sein könnte, doch wollte ich noch mehr Versuche damit machen und sagte daher zu meiner Frau, sie sollte die Lampe einmal in den Kamin stellen. Sie tat es, und nun sah ich, daß die vermeintliche Glasscherbe einen so hellen Schein verbreitete, daß wir die Lampe nicht mehr vonnöten hatten, um zu Bett zu gehen. Ich ließ sie daher auslöschen, und legte das Glas auf den Rand des Kamins, damit es uns leuchtete. »Dies ist«, sagte ich, »schon der zweite Vorteil, den wir von dem Stück Blei haben, das Saadis Freund mir gab; wir brauchen jetzt kein Öl mehr zu kaufen.« Als meine Kinder sahen, daß ich die Lampe hatte auslöschen lassen, und das Glas ihre Stelle vertrat, so erhoben sie aus Freude und Bewunderung ein solches Geschrei, daß man es weit umher in der Nachbarschaft hörte. Wir beide, meine Frau und ich, vermehrten den Lärm noch, indem wir ihnen zuschrieen, sie sollen schweigen; allein wir konnten ihrer nicht Meister werden, bis sie im Bett lagen und einschliefen, nachdem sie sich zuvor noch lange Zeit nach ihrer Weise über den wunderbaren Schein des Glases unterhalten hatten.

Meine Frau und ich gingen nun zu Bett, und am anderen Morgen in der Frühe begab ich mich wieder, ohne weiter an das Stück Glas zu denken, an meine Arbeit. Niemand wird sich darüber verwundern, daß dies einem Mann wie mir begegnet ist, der in seinem Leben bloß Glas, aber niemals Diamanten gesehen, oder wenn er dergleichen sah, sich nie um ihren Wert bekümmert hatte. Hier muß ich dir bemerken, Beherrscher der Gläubigen, daß zwischen meinem Haus und dem meines nächsten Nachbarn sich bloß eine sehr dünne Bretterwand befand. Dieses Haus aber gehörte einem sehr reichen Juden, der seines Zeichens ein Juwelier war, und das Zimmer, wo er und seine Frau schliefen, stieß an die Scheidewand. Sie waren schon zu Bett gewesen und eingeschlafen, als meine Kinder so abscheulich zu lärmen anfingen; der Lärm hatte sie aufgeweckt und sie hatten lange nicht mehr einschlafen können.

Am Morgen kam dann die Frau des Juden, um sich sowohl in ihrem eigenen als in ihres Mannes Namen bei meiner Frau zu beschweren, daß sie in ihrem ersten Schlafe gestört worden seien. »Meine liebe Rahel«, – so hieß nämlich die Jüdin – gab meine Frau zur Antwort, »es tut mir sehr leid, daß dies vorgefallen ist, und ich bitte dich um Entschuldigung. Du weißt selbst, wie die Kinder sind, sie können über eine Kleinigkeit lachen und weinen. Komm herein, so will ich dir das Ding zeigen, das deine Klage veranlaßt hat.« Die Jüdin trat hinein, und meine Frau nahm den Diamant – denn es war wirklich einer und zwar ein sehr ausgezeichneter – vom Kamine herab, zeigte ihr denselben und sagte: »Da sieh, dieses Stück Glas ist an dem ganzen Lärm schuld, den du gestern Abend gehört hast.« Indes nun die Jüdin, die sich auf alle Arten von Edelsteinen wohl verstand, den Diamant mit Bewunderung besichtigte, erzählte ihr meine Frau, wie sie ihn im Bauche des Fisches gefunden und wie alles zugegangen sei. Als meine Frau ausgesprochen hatte, gab ihr die Jüdin den Diamant zurück und sagte zu ihr: »Aischa«, – sie wußte nämlich ihren Namen – »ich halte es ebenfalls für Glas; da es aber weit schöner ist als gewöhnliches Glas, und ich schon ein ganz ähnliches Stück Glas zu Hause habe, womit ich mich bisweilen schmücke und wozu es schön passen würde, so möchte ich es dir gern abkaufen.« Als meine Kinder vom Verkauf ihres Spielwerks reden hörten, so unterbrachen sie das Gespräch mit lautem Geschrei, und baten ihre Mutter, es ihnen zu lassen, so daß sie es ihnen versprechen mußte, nur um sie wieder zu beruhigen.

 

Die Jüdin mußte nach Hause zurückgehen und bat meine Frau, die sie bis an die Haustüre geleitete, beim Abschiede noch ganz leise, wenn sie das Stück Glas verkaufen wolle, so möchte sie es ja niemand zeigen, bevor sie ihr davon Nachricht gegeben hätte.

Der Jude war schon in aller Frühe nach dem Juwelierplatz in seinen Laden gegangen. Seine Frau eilte ihm nach und meldete ihm die Entdeckung, die sie gemacht hatte; sie beschrieb ausführlich die Größe, das ungefähre Gewicht, die Schönheit und den Glanz des Diamanten, besonders aber seine ausgezeichnete Eigenschaft, bei Nacht zu leuchten, wie ihr meine Frau in ihrer arglosen und treuherzigen Geschwätzigkeit erzählt hatte.

Der Jude schickte seine Frau sogleich zurück mit dem Auftrage, mit der meinigen zu unterhandeln und ihr anfangs wenig zu bieten, aber je nachdem sie Schwierigkeiten finde, immer höher zu gehen und endlich den Handel um jeden Preis abzuschließen.

Die Jüdin kam also, nahm meine Frau beiseite, ohne abzuwarten, bis sie sich selbst zum Verkauf des Diamanten entschlossen hätte, und fragte sie, ob sie nicht zwanzig Goldstücke für dieses Glas nehmen wolle, denn es sei doch nichts anderes. Meine Frau fand diese Summe bedeutend, wollte aber weder Ja noch Nein antworten, sondern sagte der Jüdin bloß, sie könne sich nicht darauf einlassen, bevor sie mit mir gesprochen hätte.

Mittlerweile wurde es Zeit zum Mittagessen, und ich wollte eben in meine Wohnung eintreten, als sie noch an der Türe miteinander sprachen. Meine Frau rief mich und fragte, ob ich es erlaube, wenn sie das im Bauche des Fisches gefundene Stück Glas für zwanzig Goldstücke verkaufen wollte, die unsere Nachbarin, die Jüdin, darauf geboten habe.

Ich gab nicht sogleich eine entscheidende Antwort, denn ich erinnerte mich jetzt der zuversichtlichen Art, wie Saad, als er mir das Stück Blei gab, behauptet hatte, es müsse mein Glück machen. Die Jüdin aber glaubte, ich antworte deswegen nicht, weil ich ihr Gebot verschmähe, und sagte daher schnell: »Nachbar, ich gebe dir fünfzig. Bist du damit zufrieden?«

Als ich sah, daß die Jüdin so geschwind von zwanzig Goldstücken auf fünfzig stieg, so wurde ich immer zäher und sagte, das sei noch lange nicht der Preis, zu dem ich es zu verkaufen gedenke. »Nachbar«, erwiderte sie, »ich gebe hundert Goldstücke; dies ist gewiß sehr viel und ich weiß nicht einmal, ob mein Mann es gutheißen wird.« Auf diese neue Steigerung sagte ich, ich verlange hunderttausend Goldstücke, obwohl ich recht gut wisse, daß der Diamant weit mehr wert sei. Indes wolle ich mich als guter Nachbar, ihr und ihrem Manne zu Gefallen, mit dieser Summe begnügen, weiter herab aber werde ich nicht gehen, und wenn sie mit diesem Preis nicht zufrieden, so werden andere Juweliere gewiß noch mehr dafür geben.

Die Jüdin bot mir zu wiederholten Malen fünfzigtausend Goldstücke, die ich aber nicht annahm, denn die gierige Art, womit sie den Handel abschließen wollte, bestärkte mich in meinem Entschluß, bei hunderttausend zu beharren. »Mehr«, sagte sie, »kann ich ohne Einwilligung meines Mannes nicht bieten; er wird aber auf den Abend nach Hause kommen und ich bitte dich nur um die Gefälligkeit, daß du solange Geduld hast, bis er mit dir sprechen und den Diamanten sehen kann.« Ich versprach ihr dies.

Als der Jude am Abend nach Hause kam, sagte ihm seine Frau, sie habe weder mit mir noch meiner Frau etwas ausgerichtet, obgleich sie mir fünfzigtausend Goldstücke geboten, und dann habe sie nur noch um die Gefälligkeit bitten können, auf ihn zu warten.

Der Jude nahm die Zeit wahr, wo ich von meiner Arbeit nach Hause zurückkam. »Nachbar Hasan«, rief er mir zu, »sei doch so gut und zeige mir den Diamanten, den deine Frau der meinigen gezeigt hat.« Ich hieß ihn ins Haus treten und zeigte ihm denselben.

Da es bereits dunkel war und die Lampe noch nicht brannte, so erkannte er sogleich aus dem Schein, den der Diamant von sich strahlte, und aus seinem herrlichen Glanz auf meiner Hand, die wie im Feuer zu liegen schien, daß seine Frau ihm einen getreuen Bericht abgestattet hatte. Er nahm ihn in die Hand, besichtigte ihn lange Zeit und konnte keine Worte für seine Bewunderung finden. »Lieber Nachbar«, sagte er endlich, »meine Frau hat dir, wie sie gesagt, fünfzigtausend Goldstücke dafür geboten; damit du nun ganz zufrieden bist, so biete ich noch zwanzigtausend dazu.« – »Nachbar«, antwortete ich, »deine Frau hätte dir auch sagen sollen, daß ich hunderttausend dafür verlangt habe; entweder gibst du mir so viel, oder der Diamant bleibt mein; ich gehe um keinen Heller herab.« Er feilschte noch lange, in der Hoffnung, ich würde ihm etwas nachlassen, allein es gelang ihm nicht, und aus Furcht, ich möchte den Diamanten auch anderen Juwelieren zeigen, wie ich jedenfalls getan hätte, schloß er den Handel endlich um den verlangten Preis ab. Er sagte, er habe zwar die hunderttausend Goldstücke nicht bar daliegen, werde mir aber morgen um dieselbe Stunde und noch früher die ganze Summe übermachen, und damit der Kauf ganz fest stände, brachte er mir am nämlichen Abend zwei Beutel von je tausend Goldstücken.

Ich weiß nicht, ob der Jude das Geld von seinen Freunden entlehnte, oder mit anderen Juwelieren zusammenstand, kurz und gut, am anderen Tage zählte er mir auf die bestimmte Stunde hunderttausend Goldstücke blank auf den Tisch, und ich übergab ihm den Diamant.

Als ich nun durch diesen Handel über alle Erwartung reich geworden war, dankte ich Gott für seine Güte und Milde, und gern hätte ich mich zu Saads Füßen geworfen, um ihm meine Erkenntlichkeit zu beweisen, wenn ich nur seine Wohnung gewußt hätte. Ebenso erging es mir mit Saadi, den ich als die erste Ursache meines Glückes verehren mußte, obschon sein guter Plan ihm nicht gelungen war.

Ich dachte nun darauf, wozu ich wohl diese bedeutende Summe am besten verwenden könne. Meine Frau, welcher von der gewöhnlichen Eitelkeit ihres Geschlechts bereits der Kopf schwindelte, machte mir sogleich den Vorschlag, kostbare Kleider für sie und ihre Kinder, dann auch ein Haus zu kaufen und es reich auszuschmücken. Überlaß die Sache mir: Was du da verlangst, wird nicht ausbleiben. Obgleich das Geld nur dazu da ist, um ausgegeben zu werden, so müssen wir es doch so einrichten, daß wir ein Kapital anlegen, wovon wir bloß die Zinsen verbrauchen wollen, ohne den Grundstock anzugreifen. Dies ist mein Plan und gleich morgen will ich das Kapital anlegen.«

Den folgenden Tag wandte ich ganz dazu an, zu einer Menge meiner Handwerksgenossen zu gehen, die in ebenso schlechten Umständen waren, wie ich bisher; ich schoß ihnen Geld vor und verpflichtete sie, jeden nach seiner Geschicklichkeit und Fähigkeit, allerlei Arten von Seilerarbeit für mich zu besorgen. Zugleich versprach ich ihnen, sie nicht lange warten zu lassen, sondern pünktlich und gut zu bezahlen, sowie sie mir ihre Arbeiten brächten. Den nächstfolgenden Tag verpflichtete ich auch noch die übrigen Seiler, die in diesen Umständen waren, für mich zu arbeiten, und seitdem stehen alle Leute von diesem Handwerk in ganz Bagdad für mich in Arbeit, sind aber auch sehr wohl zufrieden mit der Pünktlichkeit, womit ich mein Versprechen gegen sie erfülle.