Von Pirna bis Bad Schandau

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1813 holt der Krieg wieder Pirna ein. Französische Truppen besetzen die Stadt, Napoleon weilt einige Tage in Pirna.



Während der Waffenruhe zwischen der französischen Armee und den verbündeten russisch-preußischen Streitkräften traf Napoleon am 20. Juni 1813 das erste Mal zu einer Inspektion in Pirna ein. Im September 1813 gewann der Elbübergang bei Pirna an strategischer Bedeutung. Am 11. und 12. September sowie vom 18. bis 21. September nahm Napoleon im Hause des Kaufmanns Meißner am Marktplatz in Pirna sein Quartier. Er überwachte von hier die Truppenbewegungen und veranlasste den Ausbau des Sonnensteins zur Festung.



1814 erfolgt die Gründung eines Waisenhauses und 1816 entsteht durch Zusammenlegung von Ämtern die Amtshauptmannschaft Pirna.



Die Unterzeichnung der Elbschifffahrtsakte 1821 beschert Pirna den Verlust der alten Handelsprivilegien. Auf Grundlage der liberalen sächsischen Verfassung werden erstmals 1832 Communrepräsentanten gewählt. 1837 wird der Dampfschiffverkehr auf der Elbe wird aufgenommen. 1845 erreicht die bisher größte Elbeflut die Stadt.








Abb. 11: Festung Sonnenstein von Canaletto



1848 wird der fahrplanmäßige Eisenbahnverkehr zwischen Dresden und Pirna aufgenommen und 1851 erfolgt die Weiterführung der Eisenbahnstrecke über Bodenbach (Decin) nach Prag. Im Mai 1870 erreicht die Kettenschleppschifffahrt Pirna. 1871 erfolgt die Gründung der Sächsischen Eisenindustriegesellschaft. Das Unternehmen musste aber bereits nach vier Jahren schließen. In den Jahren 1872 – 75 erfolgt der Bau der steinernen Elbebrücke und 1875 kommt es zur Eröffnung der Eisenbahnlinie Pirna-Arnsdorf-(Kamenz).



1862 wurde die Gewerbefreiheit eingeführt und im gleichen Jahr gründen die Gebr. Gebler eine Fabrik emaillierter Blechwaren. Es ist das erste bedeutende Industrieunternehmen der Stadt. Die Gebrüder Hirsch eröffnen 1874 das erste Glaswerk. Die Branche wird das Wirtschaftsleben in Pirna wesentlich beeinflussen. 1885 bis 1900 kommt es zu einem weiteren Industrialisierungsschub in Pirna, es entstehen u. a. die Maschinenfabrik Gebr. Lein, die Cellulosefabrik Hoesch und die Vereinigten Zwieseler und Pirnaer Farbenglaswerke.



Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts verdoppelte sich die Einwohnerzahl der Stadt. Es erfolgte die Erschließung der Westvorstadt, repräsentative Wohnviertel werden errichtet. In den Jahren 1897, 1927, 1957 und 1958 kam es durch verheerende Hochwasserkatastrophen zu großen Schäden in der Stadt.



Am 19. April 1945 wurde die Elbbrücke durch amerikanische Bomberverbände zerstört. Am 8. Mai besetzen sowjetische Truppen die Stadt.



Pirna, im Mittelalter weit bekannter als Dresden, blickt auf zahlreiche historische Gegebenheiten zurück und empfiehlt sich auch heute noch für die Besucher – nicht nur als Tor zur Sächsischen Schweiz.





Pirna und seine Sagen



Nach dieser Vielzahl von geschichtsträchtigen Daten, die wir von den Chronisten der damaligen Zeit erfahren haben, wollen wir weitere Zeugen anhören. Eine Vielzahl davon entdecken wir im Sagenschatz über Pirna.





Die tapfere Jungfrau von Pirna



Im Jahre 1227 ist ein Bürger zu Pirna, genannt Frantzback, der am Ringe daselbst gewohnt, mit seiner Ehefrau und einer Magd nach Dresden zu einer Hochzeit gereist und hat seiner Schwester Tochter, ein Mädchen von 17 Jahren, so sie als Kind angenommen, um indessen das Haus zu hüten, zurückgelassen. Da haben sich zwei Tuchmacher, so dem Trunke und Nichtstun ergeben gewesen, mit einander verschworen, sich am Tage heimlich in das Haus zu stehlen, sich da zu verstecken und des Nachts die Jungfrau zu erwürgen. Wie gedacht, so geschehen, sie sind gegen Abend ins Haus gekommen, haben sich im Keller verborgen und gemeint, die Jungfrau werde, um Bier oder Wein zu holen, da hinab kommen. Solches ist jedoch nicht geschehen; wohl aber ist das Mädchen vor Schlafengehen heruntergegangen, um die Haustüre zu verriegeln, während dem haben sich die beiden Bösewichter in die Stube geschlichen, und als jene ebenfalls hereingetreten, ist sie so erschrocken, dass sie kein Wort hat hervorbringen können. Die beiden Kerle haben ihr aber freundlich zugeredet, sie solle sich nicht fürchten, man werde ihr nichts zu Leide tun, sie solle ihnen nur den Ort zeigen, wo ihr Vetter sein Geld aufgehoben, sie wollten sich etwas Weniges davon nehmen. Weil nun das Mädchen sich vor Angst nicht zu helfen gewusst, auch so ihr Leben zu retten gehofft, hat sie in Alles gewilligt, auch noch ein Licht angezündet und gesagt: „so kommt denn, nehmt nur nicht zu viel.“ Sie schließt hierauf das Gewölbe auf, darin Geld und Gut nebst andern Pretiosen vorhanden, und sie geraten über einen eisernen Kasten, darinnen ein schönes Lädlein stand, weil aber kein Schlüssel an solchem, drohen sie der Jungfrau, sie möge solchen gleich herbeischaffen, sonst würde sie des Todes sein. Gott regiert aber das Mägdlein, dass sie darauf mit Zittern spricht: „ach mein Herr Vetter hat ihn in der Stube in seinem Schränkchen.“ Jene fulminieren aber noch ärger und drohen sie in Granatstücke zu zerhauen und wie sie nun in der Angst eben darin ist, den Schlüssel zu holen, da gibt ihr Gott ein, das Gewölbe aufs Festeste zu verschließen, auch ein Vorlegeschloss, so gleich daran gewesen, vorzulegen. Die Nachtraben erschrecken darin nicht wenig, bitten auch, um Gottes Willen aufzumachen, sie wollten gar nichts nehmen; die Jungfrau aber läuft aus dem Hause auf den Markt und ruft, um Gottes Willen ihr zu helfen, es wären Leute bei ihr, die wollten sie umbringen. Da wird gleich ein großer Zusammenlauf, die Wache kommt und die beiden Urians werden arretiert und nach geschehenem Verhör, und wie sie ausgesagt, dass sie wirklich Willens gewesen, die Jungfer umzubringen, dass sie auch schon zu Dresden eine Frau in ihrem Hause erwürget, sind sie gerädert und alsdann aufs Rad gelegt worden. Das ist die Geschichte der tapferen Jungfrau von Pirna, und zum Andenken hat man auf dem Markte einen Mühlstein auf der Stelle, wo jene Bösewichter hingerichtet worden sind, eingegraben.





Schwarzkünstler zu Pirna



Im Jahre 1476, als der König von Böhmen gestorben, warf sich ein Schreiber zu Pirna auf, der sich in der Schule äußerte und vorgab, er solle König von Böhmen werden, welches doch von den wenigsten Leuten ist geglaubt worden. Er war aber ein Schwarzkünstler und machte, dass alle Abende viele Diener in herrlichen Kleidern gar höflich vor ihm standen und köstliche Speisen auftrugen. Derselbe zog mit köstlichen Pferden auf, hielt große Gepränge und zog darauf wirklich nach Böhmen, die Bürgerschaft hoffte zwar täglich auf seine Wiederkehr, allein er blieb außen, und nach der Zeit hat man erfahren, dass er zu Cottwitz in der Lausitz Reitknecht geworden.





Das Bäckermädchen zu Pirna



Als das Licht der Reformation über Sachsen noch nicht angebrochen war, musste die Tochter eines Bäckers in Pirna täglich eine bestimmte Anzahl Brode in das daselbst befindliche Mönchskloster schaffen. Als sie jedoch einst nicht zurückkam, sagten die Mönche dem sie suchenden bekümmerten Vater, sie sei mit dem Gelde fortgegangen. Nun war eines Tages ein betrunkener Zimmermann (nach Andern wäre es ihr Bräutigam gewesen) in der Klosterkirche eingeschlafen; um Mitternacht erwachte er durch ein verworrenes Geräusch von männlichen und einer klagenden weiblichen Stimme, und sah, wie zwei Mönche das Mädchen geschleppt brachten und ermordeten und dann in eine Falltüren hinter dem Altare fallen ließen. Wegen dieser Schandtat ward das Kloster aufgehoben; ein Stein mit dem Bilde bezeichnet noch heute das Haus ihres Vaters auf der Langengasse.





Peter Bucher ein Barbier von Pirna wird Erzbischof von Mainz



Im Jahre 1242 hat zu Pirna ein Bürger, so Barbier gewesen, am Markte gewohnt, welcher Peter Bucher geheißen. Den hat sein Vater fleißig zur Schule angehalten, also daß er wohl studiert und nachmals Erzbischof von Mainz worden, wie solches in dem hohen Domstift zu Magdeburg in der Kirche zu finden. Es soll aber also zugegangen sein. Weil der dasige Erzbischof Bernhardus eben solches Jahr gestorben, hätten zwei geistliche Herren um das Bistum gestritten, und da habe der Papst diesen Peter Bucher zum Bischoff gemacht, der habe auch wohl regiert und sei so geschickt gewesen, dass, wenn er einen Menschen angesehen oder reden gehöret, er sogleich gewusst, was ihm gefehlt. Denn da einmal Kaiser Albrecht zu ihm gekommen, und sie mit einander nach dem Rhein spazieren gegangen, hätten zwei Jungfrauen in einem Hause gar schön gesungen; weil nun der Kaiser daselbst stehen geblieben und ihnen mit Lust zugehört, sie auch gegen den Erzbischof ungemein gelobt, hätte derselbe gesagt, eine von diesen werde dieses Jahr sterben, das schlösse er aus der Stimme. Da hat der Kaiser beide bewachen lassen und befohlen, beiden einerlei Speisen zu geben, damit sie keinen Kummer haben dürften; ehe aber das Jahr völlig zu Ende gewesen, sei es wirklich wahr geworden, so dass die eine gestorben, und wie darauf dem Kaiser solches berichtet worden, habe er noch mehr von ihm gehalten und ihn ausnehmend ästimiret. Es soll aber dieser Peter Bucher, ehe er zu dieser Würde erhoben worden, zuvor des Kaisers Rudolf von Habsburg und darauf Kaisers Henrici von Lützelburg Leibmedicus gewesen und auf folgende Art Erzbischof geworden sein. Der damalige Papst habe gerade schwer und gefährlich krank gelegen, auch aller Ärzte Mühe und Fleiß vergeblich gebraucht gehabt, so dass ihm fast keiner mehr was geben wollen; da habe dieser Peter Bucher ihn innerhalb 3 Tagen völlig gesund wieder hergestellt. Damit nun der Papst sich gegen denselben recht dankbar erweisen möchte, habe er gesagt: „wohlan, Peter, weil Du bist so glücklich mein Leibarzt gewesen, so will ich Dich nun mehr zum Seelenarzt machen,“ welches auch sogleich in Erfüllung gegangen.

 





Der Erlpeter zu Pirna



Erlen Peter nennt man einen über der Stadt Pirna diesseits der Elbe gelegenen, schönen Quell, dessen Wasser durch eine Flasche läuft, welche eine steinerne männliche Figur unter dem Arme hält, über welcher folgender Vers stand:



Der Erle Peter bin ich genannt,



Den armen Leuten wohlbekannt,



Wer nicht Geld hat in seiner Tasche,



Der trinkt umsonst aus meiner Flasche.



Im Jahre 1549 ist der Quell fast ganz vertrocknet und versunken und hat es viele Mühe gekostet, daß man ihn nur ein wenig wieder gefunden, denn weil man aus ihm hat Geld lösen wollen, ist das Wasser außen geblieben, dafür ist er 1687 mit einem Behältnis verschlossen und mit einem steinernen Gewölbe versehen worden. Um 1670 entstand die Gewohnheit, alljährlich an der Mittwoch nach Pfingsten nach diesem Brunnen zu ziehen und sich hier mit Musizieren, Tanzen, Singen, Schießen u. s. w. zu belustigen. Unter den Wallfahrenden befanden sich sogar viele Dresdner, und man nannte dies Fest Pirnaische Wallfahrten. Ehedem stand über dem Brunnen auch eine steinerne Tafel eingemauert mit der Aufschrift: „Deut. VIII. Hüte: Dich: und: Vergiss: Deines: Gottes: Nicht, der Dir Wasser aus dem harten Felsen gibt. George Dinckel ad DMJ. 1541.“ Die Sage erzählt noch, dass einst ein Viehhirte, der mit dem Ausschlage behaftet war, daraus getrunken und sich mit seinem Wasser gewaschen habe, wovon er die reinste und schönste Haut bekam.





Der Mönch Antonius mit seinem Schweine



Unter den Bettelmönchen zu Pirna soll auch einer Antonius (um 1488) geheißen und sich jährlich ein Schwein aufgezogen haben, wie er denn demselben ein Glöckchen angehangen und solches in der Stadt herum laufen lassen. Wenn nun solches auf den Gassen von den Bürgern gemerkt und gehört worden, sollen sie gesagt haben: „wir müssen Herrn Antonius’ Schweine auch was zu essen geben“, und da hat es von Manchem eine Butterschnitte, von Andern etwas Anderes bekommen, dass also Herr Antonius mit seinem Schwein sich ganz wohl befunden.





Wasserflut zu Pirna verschont das Weihwasser



Am Mittwoch nach Mariä Empfängnis des Jahres 1501 hat sich die Elbe so ergossen, dass sie in die Klosterkirche gegangen bis an den roten Strich, so über dem Predigtstuhl gezeichnet ist, auch zu allen Toren hereingedrungen. Es ging so hoch, dass man mit Schiffen und Kähnen hineinfahren können bis an’s Rathaus, ging auch bis an den Sprengel, der vor dem Kloster an der Kirchtüre stand und halb voll geweihten Wassers war und ein Spreng-Wedel (Weihwedel) darin lag. Doch berührte das wilde Wasser das geweihte Wasser nicht, und blieb der Spreng-Wedel im Weihwasser, und obgleich das wilde Elbwasser hart an den Stein schwebte, so blieb doch das Weihwasser und der Sprengel darin unversehrt.








Abb. 12: Pirna von der Schiffervorstadt aus gesehen (von Canaletto)





Der Teufel holt eine Bürgersfrau zu Pirna



Im Jahre 1411 ist am Fastnachtsdienstage eine reiche Bürgerin auf allen Gassen mit einem Schlitten herumgefahren; weil nun die Pferde nicht anziehen wollen, hat sie weidlich geflucht, auch den bösen Feind gerufen, der auch sogleich dagewesen und ihr den Hals umgedreht. Zum steten Gedächtnis ist an diesem Tage eine Messe gehalten worden.





Reise durch die Luft gelingt nicht



Es ist einmal ein Sattler zu Pirna gewesen, der ist allemal des Sonntags auf einem bloßen Sattel sitzend durch die Luft in die Kirche gefahren. Er hat einen Lehrling gehabt, eines Bürgermeisters Sohn von Sonnenwalde, der hat einmal um 12 Uhr mittags des Jahres 1545, da der Meister heim zu Tische gegangen, sich auf diesen hölzernen Sattel gesetzt und auch hinauffahren wollen, ist aber vom Sattel zur Erde gefallen und sogleich Tod geblieben.





Der Pesthändler bei Pirna



Zu Ausgang des Monats Mai im Jahre 1669 ist ein Mann mit 3 Säcken zu einem Schiffer zwei Meilen von Dresden bei Pirna gekommen und hat von ihm über die Elbe gesetzt zu werden begehrt. Der Schiffer hat aber einen von den Säcken angefasst, um ihn in den Kahn zu legen, allein er konnte ihn seiner Schwere wegen nicht bewältigen, und doch hat jener sie alle drei auf den Buckel genommen und ist damit fortgegangen, als wären sie nichts. Als er nun diese Schwäche des Schiffers ersieht, ladet er seine drei Säcke selber in den Kahn und verlangt nur übergesetzt zu werden. Darauf stößt der Schiffer vom Lande und gelangt mit genauer Not in die Mitte des Flusses, wo aber der Kahn sinken will, und jener erklärt, ein Sack müsse herausgeworfen werden, denn sonst müssten sie umkommen und untergehen. Der fremde Mann aber will davon nichts wissen, sondern sagt, er solle ihm seine Säcke liegen lassen und nur fortfahren, denn es werde keine Not haben, ob es sich gleich so anlasse. Mit diesen Worten geht es fort und so kommen sie endlich ans entgegengesetzte Ufer. Hier begehrt nun aber der Sackmann, dass der Fährmann den Kahn immer noch längs dem Ufer hinschiebe; dies geschieht auch, allein immer ist es ihm noch nicht genug, bis endlich der Schiffer böse wird und spricht: wer weiß, was Ihr in Euren Säcken habt, ich fahre nicht weiter, ich habe mein versprochenes Geld einmal zur Genüge verdient, und hier müsst Ihr ausladen. Darauf spricht jener: Du bist mir auch trotzig genug gewesen und hast Dich mehr als zu viel gegen mich grob gezeigt, und damit Du es weißt, hier hast Du Dein Fährgeld und ich meine Säcke, in dem einen habe ich das hitzige Fieber, in dem andern das kalte, im dritten die Pest, und davon sollst Du Deinen Part am ersten bekommen, denn nach Johannis wird eine solche Hitze werden, dass die Leute auf dem Felde verschmachten und umfallen werden. Damit hat er seine Säcke wieder auf den Rücken genommen, ist ausgestiegen, fortgewandert und hat dem Schiffer das Nachsehen überlassen.



***



Eng verbunden mit der Geschichte Pirnas ist die der Burg/Festung/ Schloss Sonnenstein.





Pirna und sein „Dach“



In einer Höhe von 70 Meter über der Elbe liegt das Schloss Sonnenstein auf einem Felsplateau. Der ursprüngliche Bau geht auf eine slawische Ansiedlung und Befestigung zurück, die in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts angelegt wurde.



Nachdem die Meißner Markgrafen einen Landesausbaus betriebenen, entstand um 1200 eine Burg mit der Aufgabe der Kontrolle der Elbfurt zu bilden. Im Schutz dieser wichtigen Grenzburg zwischen der Mark Meißen und dem Königreich Böhmen entstand um 1200, wie wir bereits wissen, der Handelsplatz Pirna.



Am 5. Dezember 1269 entstand durch eine Urkunde des Markgrafen Heinrich des Erlauchten das Castrum Pirne, mit der gleichzeitig die erste urkundliche Erwähnung als Burg erfolgte. Dieses Castrum Pirne unterstand seit 1293 der böhmischen Krone, die sie jedoch mehrfach verpfändeten. Am 15. November 1372 unterzeichnete hier, wie wir von der Geschichte Pirnas wissen, Kaiser Karl IV. mit den Markgrafen Friedrich III., Balthasar und Wilhelm I. den Pirnaer Vertrag zur Grenzregelung zwischen dem Königreich Böhmen und der Mark Meißen. Der Pirnaer Vertrag war damit ein wichtiger Vorläufer der mit dem Vertrag von Eger (1459) geschaffenen umfassenden Grenzregelung zwischen Sachsen und Böhmen. 1405 gelangte die Burg mitsamt des dazugehörigen umliegenden Verwaltungsgebietes (Pflege) in den Besitz der Meißner Markgrafen.



Mittelpunkt der früheren Burganlage waren ein Bergfried, ein steinernes Wohngebäude und mehrere aus Holz und Lehm errichtete Nebengebäude. Durch Umbaumaßnahmen in den 1470er Jahren entstanden zwei Burgtürme und ein herrschaftliches Kemenatengebäude. 1486 zerstörte ein Brand und 1489 ein Unwetter diese Anlage. 1491 veranlasste Herzog Albrecht der Beherzte den Wiederaufbau. Dann kam es zwischen 1545 und 1548 durch Kurfürst Moritz zur Errichtung eines Schlosses. Insoweit wurde damit eine bauliche Trennung zwischen den Anlagen zur Verteidigung (Burg) und zum Wohnen (Schloss) vorgenommen. Zwischen 1570 und 1573 entstanden unter der Leitung des Festungsbaumeisters Rochus zu Lynar und des Landbaumeisters Hans Irmisch eine Festungsanlage mit 3 Türmen und mehreren Bastionen auf Befehl des Kurfürsten August und damit der Ausbau der Verteidigungsanlagen zur sächsischen Landesfestung.



Den Ausbau zu einer achtungsgebietenden Festung erfuhr der Sonnenstein unter Kurfürst August, der Basteien und drei niedrige, aber sehr starke Türme errichten ließ. In den Turmanlagen befanden sich drei übereinanderliegende Reihen von Geschützen, mit denen die Elbe strategisch beherrscht werden konnte. Der Standort gewann damit zeitweilig den Rang einer Hauptfestung des Landes Sachsen.



Nicht unerwähnt bleiben darf in der umfangreichen Baugeschichte des Denkmals das Lusthaus im Schlossgarten unter Christian II. durch den Baumeister Melchior Brenner im Jahre 1604 errichtet und fiel den Kämpfen von 1639 zum Opfer.



Die Eigenartigkeit des Gebäudes bestand in seiner Form, das als „Willkomm“ wie ein Trinkbecher gestaltet war. Eine metallene Nachbildung wird im Dresdner Grünen Gewölbe aufbewahrt. Bauhandwerkliche Meisterleistungen am Festungswerk folgten der Zerstörung während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Unter der Leitung des Festungskommandanten Johann Siegmund von Liebenau wurden von der damals 150 Mann starken Festungsbesatzung die Wohnhäuser im Schlosshof als Mannschaftsquartiere wiederhergestellt und auf dem inneren Festungshof ein neuer Brunnen angelegt.



Außerdem wurden die Tore erneuert und ein Brauhaus angelegt. Besonderes Augenmerk richtete man auf den Bau neuer Verteidigungswerke. So konnte bis November 1677 die Außenwerke und Brücken fertiggestellt werden.



Seit 1638 stand die Burg unter dem Kommando von Johann Siegmund von Liebenau und ab 1688 war der Barockbaumeister Wolf Caspar von Klengel Festungskommandant. Mit dem in Sachsen aufkommenden Barockstil wurde die Festung Sonnenstein ab etwa 1670 nach modernen militärischen Erkenntnissen ausgebaut. Nur die mächtigen steinernen Außenwerke zeugen heute noch davon. Unter Klengel erfolgte eine wesentliche Umgestaltung der Festungsanlagen, die u. a. den Bau des Kommandantenhauses beinhaltete.



Dann war es Hauptmann Kaspar Löwe, der weitere Umbauarbeiten an der Bergfestung leitete. Vorhandene Bollwerke wurden verstärkt und neue Außenwerke angelegt, darunter im Jahre 1668 das „neue Werk am Schlosse“; der „Wall auf dem Schlosse“ wurde 1672 mit Rasen bedeckt.



Weitere Um- und Neubauten erfolgten durch den Architekten Jean de Bodt, der zwischen 1735 und 1737 den bis heute erhaltenen Elbflügel der Festung sowie die Neue Kaserne errichten ließ.



Mit der Ernennung von Wolf Caspar von Klengel zum neuen Kommandanten im Jahre 1675 begann ein grundlegender Umbau der Festung. Zu den damaligen Baumaßnahmen, die der alten Festung noch heute das charakteristische Äußere geben, zählte die Gestaltung der mächtigen steinernen Außenwerke. Zugleich entstand im Westen des äußeren Hofes das neue Kommandantenhaus. Dieser Gebäudeteil verfügte im Erdgeschoß, nach der Stadtseite gerichtet, über zwei Batterien, im Stockwerk darüber lag die Kommandantenwohnung. Außerdem sei auf die Errichtung der Neuen Kaserne nach 1736 hingewiesen. Als architektonische Meisterleistung präsentiert sich bis in die Gegenwart der Elbflügel des Denkmals – ein Werk des bekannten Festungsbaumeisters Jean de Bodt, das aus Ruinen des Dreißigjährigen Krieges entstanden ist. Militärische Bedeutung gewann die Festung Sonnenstein verstärkt unter Kurfürst Moritz, als dieser 1552 vor Beginn seines Feldzuges gegen Kaiser Karl V. die Festungen und festen Plätze Sachsens in den Verteidigungszustand setzte. Damals wurde auch der Sonnenstein mit einer Besatzung von 100 Knechten belegt.



Schritt für Schritt wurde die Bewaffnung ergänzt. So verfügte das Zeushaus im Jahre 1565 über einen Bestand von 14 Stück grobem Geschütz und 71 Doppelhaken, nachdem im Jahre 1465 erst fünf große Hakenbüchsen und fünf kurze Büchsen vorhanden gewesen waren.



Strategisch wichtig wurde der Sonnenstein während des Dreißigjährigen Krieges: von hier aus war der Elbpass zu beherrschen und die sächsischböhmische Grenze zu kontrollieren. Um 1632 war die Festung nur relativ schwach mit sächsischen Militärpersonen, meistens in Kompaniestärke besetzt.

 



Oberstleutnant Hans Georg Speett traf im Auftrag des Kurfürsten Vorkehrungen zur Verteidigung der Stadt Pirna und der Festung. An seine Stelle trat 1638 der Kommandant der sächsischen Feldartillerie, Oberstleutnant Johann Siegmund von Liebenau, dem Kurfürst Johann Georg I. wegen der Beweise seiner militärischen Tüchtigkeit den Befehl über Festung und Stadt übertrug.



Drei Monate später begann der schwedische Feldmarschall Johan Banér die Stadt Pirna einzuschließen. Am 23. April 1639 gelang es den Schweden, die Stadt im Sturm zu nehmen; dagegen schlugen alle Versuche fehl, die Festung zu erobern. Der schwedische Heerführer zog weiter, ließ aber zwei Regimenter zurück. Diese setzten die Belagerung fort. Im Juli 1639 unternahmen sächsische Entsatztruppen Angriffe gegen Pirna, bei denen den Schweden große Verluste zugefügt wurden. Dann wurde bei einem Ausweichmanöver des kaiserlichen Hilfsheeres unter seinem Befehlshaber Graf Hatzfeld, an dessen Seite sich auch der sächsische Kurfürst befand, vor den erneut nahenden Schweden die Beschießung von Pirna eingestellt, denn man wollte nicht von Dresden abgeschnitten werden. Trotzdem zogen das schwedische Heer und die Besatzung Pirnas am 25. September 1639 ab, womit eine der schwersten Belagerungen der Festung Sonnenstein ihr Ende fand.



Während des Nordischen Krieges und der Schlesischen Kriege blieb der Sonnenstein von Kriegsereignissen verschont. Doch bereits zu Beginn des Siebenjährigen Krieges kapitulierte die Festung am 15. Oktober 1758 vor den Preußen, nachdem die sächsische Armee ihr Lager bei Struppen verlassen hatte. Am 14. April 1764, nach der Niederlage sächsischer Truppen im Siebenjährigen Krieg verlor die Festung Sonnenstein mit der Streichung aus der Liste der Landesfestungen offiziell ihren militärischen Status.



Letztmalig spielte die strategische Lage der Festung in den nationalen Befreiungskriegen eine Rolle. Im September 1813 ließ Napoleon I. den Sonnenstein in den Verteidigungszustand setzen. Bereits vier Wochen später wurde die Festung durch russische Artillerie beschossen. Die im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts und im beginnenden 18. Jahrhundert wiederhergestellten und neu errichteten Festungswerke bewiesen ihre Verteidigungsqualitäten, so dass die französische Besatzung mehrere Angriffe der verbündeten Truppen erfolgreich abwehren konnte. Mit der Kapitulation Dresdens am 11. November 1813 und dem Abzug der Franzosen verlor der Sonnenstein seine militärische Bedeutung.



Neben der Festung Königstein wurde auch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Sonnenstein als Staatsgefängnis eingerichtet.



Seit 1764 wurde dann die halb verfallene Festung zivil genutzt und 1811 zur Anstalt für als heilbar angesehene Geisteskranke ausgebaut. Die Konzeption der Anstalt war von Christian August Fürchtegott Hayner im Auftrag des sächsischen Ministers Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänkendorf erstellt worden. Nostitz hatte auch für die Ausbildung des ersten Hausarztes und Direktors der Heilanstalt Ernst Gottlob Pienitz in Paris bei Philippe Pinel gesorgt. Nach einigen Umbauten wurde die Anstalt am 18. Juli 1811 eröffnet.



Am 14. September 1813, nachdem französische Truppen den Sonnenstein besetzt und die Evakuierung der 250 Patienten sowie die Beschlagnahme der Vorräte erzwangen, organisierte Pienitz die Unterbringung und Versorgung der Patienten in der Stadt. Bereits im Februar 1814 konnte der Betrieb der Heilanstalt wieder notdürftig aufgenommen werden, allerdings für einige Jahre nur mit einer verminderten Kapazität für etwa 135 Patienten.



1928 wurde Prof. Hermann Paul Nitsche zum Direktor der auf über 700 Patienten angewachsenen Heilanstalt Sonnenstein berufen. Mit seinem Antritt begann die systematische Ausgrenzung der chronisch psychisch Kranken. Als Befürworter der „Rassenhygiene“ und „Euthanasie“ setzte er Zwangssterilisationen, fragwürdige „Zwangsheilbehandlungen“ und „Verpflegungssparrationierungen“ gegen „erbkranke“ Patienten durch. Im Herbst 1939 wurde die Anstalt durch einen Erlass des sächsischen Innenministers geschlossen und als Reservelazarett und Umsiedlerlager eingerichtet.



Berüchtigt wurde der Sonnenstein durch den Einsatz im Rahmen der Aktion T4, als unter der Leitung des Arztes Horst Schumann in Pirna von Juni 1940 bis August 1941 13.720 Patienten sowie mehr als 1.000 KZHäftlinge vergast wurden. Die meisten Euthanasie-Opfer stammten aus psychiatrischen Anstalten, Heimen für geistig behinderte Menschen sowie Alters- und Pflegeheimen. In den Zeiten des „Hochbetriebs“ wurden bis zu 100

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