Für immer sein

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Z serii: Für immer #2
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Kapitel 3

Ich bin froh, dass ich dich gefunden habe. Jamie war sich nicht sicher, ob Chad immer noch so denken würde, wenn er mitbekam, wie sich sein neuer Hund in einen Mensch verwandelte. Andererseits… vielleicht doch. Jamie hatte es ganz und gar nicht gefallen, als Chad darüber gesprochen hatte auszugehen, um sich einen Blowjob verpassen zu lassen. Dennoch war er erleichtert gewesen, zu erfahren, dass sein Gefährte zumindest schwul war. Trotz alledem war er sich nicht sicher, worauf er sich gefasst machen musste, wenn er Chad irgendwann die Wahrheit sagte.

Er hatte noch keine Idee, wie er die ganze Sache überhaupt angehen sollte. Je länger er mit Chad zusammen war, desto schwerer fiel ihm der Gedanke, ihn zu verlassen. In einem besonders entmutigenden Moment am Vortag hatte er ernsthaft erwogen, in Wolfsgestalt zu bleiben und so mit seinem Gefährten zusammen zu sein.

Das war jedoch unmöglich, schon allein, weil Finley und Tanner sich Sorgen machen würden, wenn er nicht auftauchte. Tatsächlich ging er davon aus, dass sie sich bereits jetzt sorgten. Dagegen konnte er im Moment nichts tun und versuchte daher, sich auf sein derzeitiges Problem zu konzentrieren.

Durch das Gefährtenband würden sie es nicht lange schaffen, nicht miteinander zu schlafen. Finleys Qualen hatten Jamie gezeigt, dass er so etwas auf keinen Fall durchmachen wollte. Daher war das keine Alternative.

Er konnte auch nicht einfach weglaufen. Nicht mehr. Angesichts der Dinge, die Chad letzte Nacht gesagt hatte, schien sein Gefährte ihre Verbindung unterbewusst ebenfalls zu spüren. Selbst als Mensch erkannte Chad, dass da etwas zwischen ihnen war. Wenn Jamie ging, könnte er diese Verbindung beschädigen, vor allem, da Chad keine Ahnung hatte, worum es hierbei ging. Abgesehen davon... konnte er seinem Gefährten einfach nicht derart wehtun. Also kam es auch nicht infrage wegzulaufen, sich nach dem Vollmond zu verwandeln und als Mensch zurückzukommen.

Daher blieb ihm... kaum eine andere Wahl. Jamie konnte sowieso nicht viel unternehmen, bis er sich in einen Menschen zurückverwandeln konnte. Dann wäre es sicher das Beste, aus der Tür zu schlüpfen, solange Chad schlief, und nach der Verwandlung sofort wiederzukommen. Das war alles, was ihm im Moment einfiel. Es war nicht perfekt, aber Jamie hatte keine bessere Idee.

Chad lag schlafend neben ihm. Die Sonne war erst vor Kurzem aufgegangen und das Licht schien nur schwach durch die Jalousien. Jamies Zeitgefühl funktionierte nicht richtig, wenn er in Wolfsgestalt war, weil er dabei eher durch seinen Instinkt und das Licht, als durch die Uhrzeit gesteuert wurde. Nicht, dass er eine Uhr nicht lesen oder verstehen könnte. Das konnte er. So viel Kontrolle hatte sein Wolf dann doch nicht. Aber wenn er der Zeit keine Beachtung schenkte, kam ihm deren Verlauf verzerrt vor.

Jamie streckte sich und drehte sich herum, um seinen Gefährten anzusehen, während er den Kopf auf die Pfoten legte. Eine Sache war gewiss: Er konnte es gar nicht abwarten, Chad in Farbe zu sehen. Selbst in Schwarz-Weiß war er traumhaft, mit seinem kräftigen Kinn, der geraden Nase und den hohen Wangenknochen. Und er war muskulös. Chad trainierte offenbar, denn er hatte definierte Brustmuskeln und ein ausgeprägtes Sixpack. Jamie musste sich sehr zusammenreißen, um nicht allein durch den Anblick dieses Mannes einen Ständer zu bekommen.

Wie peinlich wäre das?

Gott sei Dank hatte er sich unter Kontrolle. Dennoch wusste er, dass er mindestens noch eine Nacht als Wolf zu überstehen hatte, bevor er sich zurückverwandeln könnte. Bis dahin gab es viele Möglichkeiten, sich zu blamieren.

Dank seines ausgeprägten Gehörs wusste er, dass sich Chads Herzschlag beschleunigte, wofür Jamie wirklich dankbar war. Er musste nach draußen. Er hatte sogar schon erwogen, zu versuchen, in Wolfsgestalt auf die Toilette zu gehen, wusste aber nicht, ob Chad durch das Geräusch der Spülung aufwachen würde, und er wollte gar nicht wissen, wie sein Gefährte reagieren würde, wenn er ihn auf der Toilette sah.

Das würde erst recht die Alarmglocken schrillen lassen. Chad wusste bereits, dass er kein normaler Hund war. Jamie befand, dass es unklug wäre, ihn noch weiter darauf hinzuweisen, wie nicht normal er war. Zwar glaubte er nicht, dass Chad ihn zum Tierschutzbund bringen würde, aber er durfte kein Risiko eingehen.

In diesen Moment gähnte Chad und streckte sich. Er drehte sich um und sah auf sein Handy, bevor er sich wieder an Jamie wandte. »Guten Morgen, Großer. Du hast doch nicht auf den Fußboden gepinkelt, oder?«

Jamie schnaubte. Ihm war bewusst, dass er sich nicht angegriffen fühlen musste – Chad konnte nicht wissen, dass Jamie das nicht tun würde –, doch er konnte nichts dagegen tun.

Chad lachte. »Guck nicht so genervt. Außerdem wäre das kein Weltuntergang. Zumindest habe ich Holzböden, keinen Teppich. Na komm. Lass mich kurz aufs Klo, dann lasse ich dich raus.«

Kurze Zeit später lag Jamie mit einer leeren Blase und einem genauso leeren Magen auf dem Fußboden in der Küche. Der Geruch von gebratenem Schinkenspeck und Eiern machte ihn nur noch hungriger, aber er gab keinen Laut von sich. Es war nicht Chads Schuld, dass er jetzt noch jemanden mit durchfüttern musste.

Was ihm weitaus schwerer zu schaffen machte, war der Kaffeeduft. Selbst wenn er das Koffein schneller abbaute als Menschen, mochte er seinen Wachmacher am Morgen. Zwei Tage keinen bekommen zu haben – und das unfreiwillig –, war nerviger als alles andere, was damit einherging, in seiner Wolfsgestalt festzustecken.

»Hier, Großer. Ich hoffe, du hast nichts gegen Rührei«, sagte Chad, als er einen Teller vor Jamie auf den Boden stellte.

Jamie bellte dankbar. Der Berg aus Eiern und Schinkenspeck sah so gut aus, dass es ihm egal war, ob er sich blamierte, weil er so unsauber aß. Er fiel förmlich über den Teller her.

Chad lachte. »Du hast Hunger, was? Nun, schön, dass es dir schmeckt.« Er setzte sich mit seinem eigenen Teller und einer Tasse Kaffee an den Tisch. Kaum, dass er saß, klingelte im Nebenraum das Telefon.

Jamie sah ihm kurz nach, dann blickte er zum Tisch. Ohne weiter darüber nachzudenken, sprang er auf den Stuhl, steckte die Schnauze in die Tasse und schlürfte sie gierig aus. Normalerweise gab er ein wenig Sahne in seinen Kaffee, aber er trank ihn auch schwarz, wie sein Gefährte ihn offenbar bevorzugte. Es war Kaffee und er sah sich momentan nicht wirklich in der Lage, nach Sahne zu fragen.

Ein Lachen unterbrach sein Treiben. »Murray! Du hättest doch bloß nach einer Tasse fragen müssen«, sagte Chad, als er die Küche durchquerte. Er nahm eine kleine Schüssel aus dem Schrank und füllte Kaffee hinein. »Ich bin mir nicht sicher, ob das gut für dich ist, aber ich denke, ohne Zucker wird es okay sein.« Kopfschüttelnd sah er zu Jamie hinab. »Ich bin mir absolut nicht sicher, was du für einer bist, Großer, aber in dir steckt definitiv mehr als nur ein Hund.«

Jamie sprang ein wenig verlegen vom Stuhl und trottete zu der Schale, die Chad neben seinem Teller abgestellt hatte. Er bellte zum Dank und trank den Kaffee, bevor er sich wieder den Eiern widmete.

»Ein Kaffee trinkender Hund. Ja, das ist normal«, murmelte Chad, als er seine Gabel in die Hand nahm.

Nachdem Jamie Teller und Schüssel sauber geleckt hatte, setzte er sich neben Chads Füße, wobei er den Kopf auf dessen Bein legte und seinen Gefährten beim Essen beobachtete.

»Ich geb dir nichts mehr. Das muss nicht sein«, sagte Chad und deutete dabei mit der Gabel auf ihn.

Jamie schnaubte. Er würde Chad nur zu gern zeigen, wie viel er wirklich vertilgen konnte, wenn er im Wald auf der Jagd war.

Dieser Gedanke ließ ihn stutzen. Chad war kein Wolf. Was würde an Vollmonden passieren? Würde Jamie ohne ihn laufen? Würde er die wichtigste Nacht des Monats ohne seinen Gefährten verbringen müssen?

Vorausgesetzt natürlich, dass Chad ihn überhaupt noch wollte, wenn er die Wahrheit erfuhr. Was, wenn er ihn nicht wollte?

Jamie wusste, dass Chad sich von ihm angezogen fühlte, doch da er kein Wolf war, verstand er vielleicht nicht, was es hieß, einen Gefährten zu haben, wie bedeutend das war. Was, wenn Chad Jamie als Mensch gar nicht mochte? Wie würde er damit umgehen, abgewiesen zu werden? Er erinnerte sich daran, was Finley durchgemacht hatte, und die Angst, dass ihm das Gleiche bevorstand, breitete sich rasend schnell in seiner Brust aus und ließ ihn kaum atmen.

»Hey, Großer, was ist los?«, fragte Chad und streichelte ihn dabei.

Jamie sah zu Chad auf und blinzelte, da ihm gar nicht bewusst gewesen war, dass er gewinselt hatte. Bloß... er hatte es auch gar nicht getan. Er glaubte nicht, dass er ein Geräusch gemacht hatte. Hatte Chad seine Gefühle gespürt? Möglich war es sicher. Sie waren vorbestimmte Gefährten und diese konnten starke Emotionen des anderen von Anfang an spüren. Jamie wusste nicht, was er mit dieser Erkenntnis anfangen sollte. Wenn sich bereits ein Band zwischen ihnen gebildet hatte, wenn auch nur ein dünnes, und Chad ihn nicht wollte, was würde er dann tun?

»Hey, hey. Ich weiß nicht, was los ist, Murray, aber du scheinst schrecklich traurig zu sein.«

Ja, diesmal war er sich sicher, kein Geräusch gemacht zu haben. Chad schien diesen Umstand jedoch nicht zu bemerken. Jamie sprang auf und stellte seine Vorderpfoten auf Chads Bein, sodass dieser einen Arm um seinen Hals legen und ihn mit der anderen Hand streicheln konnte. Dankbar nahm Jamie die tröstende Geste an, während er sich langsam beruhigte.

Er wusste nicht, ob Chad ihn akzeptieren würde, und sich jetzt darüber Gedanken zu machen, würde nur Probleme verursachen. Er hoffte, dass es gut gehen würde, aber in der Zwischenzeit musste er diese verdammte Angst loswerden.

 

Mit tiefen Zügen atmete er Chads Duft ein. Zusammen mit dem Streicheln und dem Arm um seinen Hals, gelang es ihm, sich zu beruhigen. Er zog sich zurück und leckte ein paar Mal über Chads Gesicht. Dann stahl er ein Stück Schinkenspeck von Chads Teller, in dem Versuch zu überspielen, was gerade passiert war.

»Du kleiner Frechdachs«, sagte Chad schnaubend. »Das nehm ich dir nicht ab. Clever hin oder her, du hast das alles nicht nur gemacht, um ein Stück Speck zu klauen.«

Okay, das hatte nicht funktioniert, aber immerhin hatte Jamie ein zusätzliches Stück Schinkenspeck ergattert. Nichtsdestotrotz ignorierte er demonstrativ Chads Blick, bis sich sein Gefährte wieder dem Teller zuwandte. Anschließend atmete Jamie erleichtert aus, weil Chad es auf sich beruhen ließ.

»Ich weiß, dass du sie nicht brauchst, aber ich will keinen weiteren Strafzettel riskieren. Ich kann dich im Park von der Leine lassen, aber bis dahin musst du sie tragen«, sagte Chad, während er die Leine an Jamies Halsband hakte.

Es fühlte sich immer noch seltsam an, etwas um den Hals zu tragen, aber langsam gewöhnte er sich daran. Als Chad sich aufrichtete, schüttelte sich Jamie und ließ sich aus dem Apartment führen. Das Gefühl von Beton unter seinen Pfoten mochte er ganz und gar nicht. Dennoch trabte er neben Chad her und richtete seine Aufmerksamkeit auf das freudige Gefühl, mit seinem Gefährten zusammen sein zu können, auch wenn sie, im Moment, verschiedenen Spezies angehörten. Ihnen wurden ein paar interessante Blicke zugeworfen, was zweifellos Jamies Größe zu schulden war, und eine Frau wechselte sogar die Straßenseite, als sie auf sie zukamen.

Jamie schnaubte.

Chad tätschelte seinen Kopf. »Du siehst nun mal ein wenig furchteinflößend aus.«

Jamie sah zu ihm auf und schnaubte erneut.

»Also du bist schon sehr groß. Selbst für einen Hund. Und warum rede ich mit dir, als würdest du mich verstehen?« Er schüttelte den Kopf, bog um die Ecke und überquerte die Bellefield Avenue.

Weil ich es kann. Jamie gab eine Art wölfisches Seufzen von sich und setzte sich, als sie wegen des Verkehrs an der Fifth Avenue warten mussten.

»Manchmal sind deine Reaktionen so menschlich«, murmelte Chad. »Ich könnte schwören, dass du eine menschliche Wiedergeburt bist oder so was.«

So was in der Art auf jeden Fall. Du bist nah dran.

Jamie war erleichtert, als sie in der Nähe der Cathedral of Learning, dem Hauptgebäude der University of Pittsburgh, über eine Rasenfläche gingen und seine Pfoten ein wenig Entspannung bekamen. Die Ballen waren sehr widerstandsfähig, doch er zog Gras oder Waldboden dem Beton in jedem Fall vor. Er ging etwas schneller und zog dabei an der Leine. Als Chad nicht schneller wurde, sah Jamie mit fragend geneigtem Kopf zu ihm zurück.

»Hey, nur weil ich gut in Form bin, heißt das nicht, dass ich rennen will. Mach mal langsam, Balls.«

Zwar schnaubte Jamie angesichts des Spitznamens, verlangsamte seinen Schritt aber dennoch. Trabend konzentrierte er sich darauf, das Gefühl, ein Wolf zu sein, zu genießen, selbst, wenn er darin gefangen war. Er hatte es wirklich vermisst, Zeit mit seinem Wolf zu verbringen.

Als sie jedoch schließlich die letzte Brücke vor dem offenen Gelände von Flagstaff Hill überquert hatten, konnte Jamie sich nicht länger bremsen. Er musste rennen.

»Okay, okay, immer mit der Ruhe! Lass uns wenigstens auf die Wiese gehen, okay?«

Jamie drosselte das Tempo nur widerwillig. Gott sei Dank waren sie einen Moment später auf der anderen Straßenseite und auf dem Rasen angekommen.

Chad löste die Leine und Jamie schoss augenblicklich davon. »Komm aber zurück, ja, Großer?«, sagte Chad.

Die Worte waren leise gewesen, doch Jamie hatte sie gehört – und auch die Sorge darin. Er drehte sich um, rannte zurück und knabberte an Chads Bein, bevor er seinen Kopf in Chads Kniekehlen drückte und ihn damit zum Lachen brachte.

»Ist ja schon gut! Okay, ich laufe mit dir.«

Jamie bellte und rannte wieder los, drosselte das Tempo und lief um den Hügel, statt hinauf und überraschenderweise konnte Chad mithalten. Er wandte sich abrupt um, als die Wiese zu Ende war und rannte in die andere Richtung. Als sie an ihrem Ausgangspunkt angelangt waren, keuchte Chad.

»Okay! Ich gebe auf. Los, renn. Aber komm auf jeden Fall zurück.«

Mit einem weiteren Bellen rannte Jamie über das Gras, wich Kindern und Familien aus, dann schlug er einen Bogen ein, bis er wieder bei Chad ankam. Der Wind in seinem Fell fühlte sich so gut an. Er roch die Fährten von Eichhörnchen und Hasen, wusste aber, dass er hier nicht jagen konnte. Daher unterdrückte er diesen Instinkt und hatte, als er zu Chad zurückrannte, eine alberne Idee. Er war sich ziemlich sicher, dass es Gestaltwandler gab, die sich davon entsetzlich angegriffen fühlen würden, doch da Jamie die Zeit nicht so mit seinem Gefährten verbringen konnte, wie er es gern getan hätte, würde er damit vorliebnehmen müssen.

Er ließ einen Stock vor Chads Füße fallen.

Chad nahm ihn auf und sah ihn an. »Du willst wirklich Fang das Stöckchen spielen?«

Nein. Ich will mich in einen Menschen verwandeln und mit dir vögeln. Aber das wird als Ersatz herhalten müssen. Jamie bellte.

»Ich hätte erwartet, dass dich eher etwas wie… Schach interessieren würde.«

Jamie schnaufte schwanzwedelnd.

Lachend hob Chad den Arm, um den Stock fliegen zu lassen.

Es fühlte sich so gut an, loszurennen und dabei immer schneller zu werden. Er schnappte sich den Stock und brachte ihn mit einem wölfischen Grinsen zu Chad zurück, der angesichts des Sabbers das Gesicht verzog.

»Eklig«, grummelte er, nahm den Stock jedoch trotzdem und warf ihn wieder.

Jamie schaffte noch ein paar Runden, bevor er den Stock ein letztes Mal zurückbrachte, ihn vor Chads Füßen fallen ließ und sich ins Gras legte.

Als er wieder normal atmen konnte, rollte er sich auf den Rücken und rieb sich im Gras. Chads Hand, die unvermittelt seinen Bauch kraulte, überraschte ihn und ließ ihn vor lauter Glücksgefühlen aufstöhnen. Das ganze hundegleiche Verhalten, das er zeigte, wäre ihm peinlich gewesen, wenn er etwas anderes hätte tun können, als… ein Hund zu sein, zumindest vorerst. Selbst wenn er ein Wolf war.

»Wir ruhen uns ein bisschen aus, dann gehen wir nach Hause. Vielleicht halten wir irgendwo für einen Kaffee an. Wenn du wirklich brav bist und wartest, während ich reingehe, schaue ich mal, ob ich dir ein Leckerli mitbringen kann. Vielleicht sollte ich auch irgendwo Futter für dich holen, hm?«

Bei diesen Worten winselte Jamie. Er war absolut glücklich damit, Chads Lebensmittel zu essen. Er hatte noch nie Hundefutter gegessen und wollte jetzt wirklich nicht damit anfangen. Der Gedanke allein drehte ihm den Magen um.

Chad lachte. »Ich glaube, du magst meinen Schinkenspeck und die Eier, hm? Ich muss dich aber besser füttern, Großer.«

Jamie rollte sich zurück auf den Bauch, schob sich an Chad heran und legte seinen Kopf auf Chads Beine. Mit dem mitleiderregendsten Hundeblick, den er zustande bekam, sah er auf.

Chad schüttelte geschlagen den Kopf. »Na ja, da ich nicht wirklich Lust habe, einen fünfzig Pfund schweren Sack Hundefutter zurückzuschleppen, kann ich für die nächsten ein oder zwei Tage auch noch ein bisschen Fleisch kaufen.« Er kraulte Jamie hinter dem Ohr, dann stand er auf. »Dann komm. Lass uns Kaffee holen. Dann kannst du Mr. Kwan kennenlernen. Ich wette, er fährt voll auf dich ab.«

Mr. Kwan ließ Jamie zwar nicht in den Laden, aber der ältere Asiate kam nach draußen, um ihn zu sehen, und brachte einen der größten Schinkenknochen mit, den Jamie je gesehen hatte. Als er ihn entgegennahm, wedelte er wie verrückt mit dem Schwanz. Chad lachte, wobei er ziemlich zufrieden aussah, und Jamie legte den Knochen lange genug ab, um über seine Hand zu lecken, ehe er sich wieder seiner Mahlzeit widmete.

Wenn jemand aus seinem Rudel behaupten würde, dass er ihn mit einem Knochen im Mund nach Hause laufen gesehen hatte, würde Jamie Stein und Bein schwören, dass er es nicht gewesen war.

Jamie kaute die meiste Zeit des Abends auf dem Ding herum, wenn er nicht gerade neben Chad auf der Couch lag und mit ihm Filme schaute. Er hatte nie versucht Filme in Schwarz-Weiß zu gucken – nicht, wenn sie nicht in Schwarz-Weiß gedreht waren, und selbst dann vermied er es meistens. Mel Gibson und Danny Glover dabei zuzusehen, wie sie Explosionen auswichen, sah in Grautönen ganz anders aus als in Farbe.

Er würde es im Augenblick jedoch nicht ändern wollen. Nachdem Chad ihnen große dicke Hamburger gebraten hatte, hatten sie es sich auf der Couch gemütlich gemacht, um sich die Lethal Weapon-Reihe reinzuziehen. Obwohl er einer anderen Spezies als sein Gefährte angehörte, hatte er seit seinem Date mit Finley einen der schönsten Abende in seinem Leben. Chad so nah zu sein, ihn berühren und riechen zu können, wirkte wie ein Dämpfer gegen die Angst, die nie weit entfernt unter der Oberfläche lauerte.

Er tat sein Möglichstes, um die Sorgen zu unterdrücken. Da er wusste, dass Chad sie spüren würde, musste Jamie noch besser dafür sorgen, sie unter Kontrolle zu halten. Davon abgesehen, dass er nicht riskieren konnte, dass Chad noch mehr von dem bemerkte, was vor sich ging, wollte er nicht, dass Chad sich Sorgen machte.

Jamie ermahnte sich, dass er nicht wissen konnte, was passieren würde, wenn er sich zurückverwandelte. Keines von Chads Worten veranlasste Jamie dazu, etwas anderes zu denken, als dass Chad wundervoll war. Davon abgesehen, dass er ihn aufgenommen hatte – und Jamie glaubte nicht eine Sekunde daran, dass das ausschließlich am Gefährtenband gelegen hatte –, war Chad mit Mr. Kwan und allen anderen, die er getroffen hatte, nett und respektvoll umgegangen. Er konnte es nicht erwarten, endlich mit seinem Gefährten sprechen zu können und mehr über ihn zu erfahren.

Bis dahin jedoch würde er die Zeit genießen, die er hatte, und versuchen, sich nicht zu sehr darüber zu sorgen, was möglicherweise passieren könnte.

Nachdem Chad ihn noch mal rausgelassen hatte, lagen sie beide gemeinsam im Bett. Chad seufzte und Jamie setzte sich auf, während er ihn mit schief gelegtem Kopf fragend ansah. Aus dem Augenwinkel sah Chad zu ihm rüber. »Ähm, du musst mal für ein paar Minuten rausgehen.«

Du lieber Gott, hat er das vor, was ich denke, das er vorhat? Jamie gab ein neugieriges Bellen von sich.

Chad stand auf, durchquerte den Raum und öffnete die Tür zum Wohnzimmer. Jamie sprang vom Bett und folgte ihm. »Na los. Du darfst auch auf der Couch sitzen. Nur... bleib hier.«

Jamie sprang auf die Couch, beobachtete jedoch, wie Chad zurück ins Schlafzimmer ging, wobei er die Tür einen Spalt offen ließ – unbewusst, wie Jamie sich sicher war. Darauf bedacht, leise zu sein, was hier nicht so einfach war wie im Wald, sprang Jamie von der Couch. Als er durch den Türspalt spähte, sah er, dass Chad die Boxershorts ausgezogen und eine Hand um seinen Schwanz gelegt hatte.

Jamie musste seine gesamte Selbstbeherrschung aufbringen, um bei diesem Anblick nicht zu wimmern. Blut sammelte sich in seinem Unterleib und als Jamie an sich hinunterblickte, schaute sein Penis ein Stück aus der Vorhaut hervor. Sein Blick richtete sich wieder auf Chads Hand, die sich schnell an dessen ziemlich beeindruckendem Penis auf und ab bewegte. Jamies Gefühl für Größe war in dieser Form leicht verzerrt, doch verglichen mit der Hand, die darum lag… Jamies Penis schwoll vollständig an, was mehr als nur ein wenig unangenehm war. Vor allem, weil er sich nicht darum kümmern konnte.

Als Chad ächzte und das Sperma über seine Brust spritzte, glaubte Jamie, verrückt zu werden. Der Spermageruch seines Gefährten strömte ihm in die Nase und er musste hart dagegen ankämpfen, nicht laut zu jaulen. Jamie lief zur Couch zurück, rollte sich ein und versuchte, seinen Ständer zu ignorieren, bis Chad ihn zu sich rief.

Lange ließ er damit nicht auf sich warten. Definitiv nicht lange genug, damit seine Erektion abklingen konnte. Er schüttelte sich kräftig, versuchte, nicht zu tief einzuatmen – der Geruch war natürlich noch nicht verflogen – und trottete zum Schlafzimmer zurück.

Chad hatte die Boxershorts hochgezogen und klopfte neben sich auf das Bett. »Komm schon. Du wirst sowieso keine Ruhe geben, ehe du nicht hier oben bist.«

Zum ersten Mal wäre Jamie zufrieden damit gewesen, auf dem Boden zu schlafen. Er wollte gerade wirklich nicht auf das Bett springen. Auf keinen Fall würde Chad Jamies Ständer übersehen können, der aus seiner Vorhaut hervorschaute.

 

Doch er konnte auch nicht nicht hinaufspringen. Nicht, ohne weiteres Misstrauen bei Chad zu wecken. Mit einem Wolfsseufzen sprang er auf die Matratze und versuchte sich schnell genug einzurollen, sodass Chad nichts bemerken würde.

Unglücklicherweise hatte er damit keinen Erfolg.

Mit geweiteten Augen starrte Chad Jamies Penis an. Chads Blick wanderte nur langsam hinauf, bis er Jamies begegnete. »Du bist kein Hund, oder?«

Jamie schluckte. Was sollte er tun? Er konnte es nicht wirklich erklären. Dennoch würde er seinen Gefährten nicht anlügen. Er schüttelte den Kopf.

»Du kannst mich verstehen, oder?«

Jamie nickte.

»Das träume ich gerade«, murmelte Chad. »Das wird es sein. Ich bin eingeschlafen und träume gerade.«

Red dir das ruhig ein. Jamie rollte sich neben Chad zu einer Kugel zusammen, der sich auf die Seite drehte und Jamie noch immer anstarrte.

»Wenn ich es nicht tue, bin ich ein Kandidat für die Klapse und ich weigere mich, das zu glauben.«

Dann sagte er nichts mehr, sondern legte nur seinen Arm über Jamie, bevor er tatsächlich einschlief.

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