Für immer sein

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Z serii: Für immer #2
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Kapitel 2

Als der Taxifahrer auf den Parkplatz fuhr, wartete er nicht, bis Chad bezahlt hatte. Stattdessen stieg er aus und beugte sich ins Wageninnere, sobald sie ausgestiegen waren. Offenbar hatte er erwartet, dass der Hund auf den Sitz gemacht hatte.

Chad grinste, als sich der Typ aufrichtete und beinahe enttäuscht aussah. »Sieht so aus, als würde ich nicht für einen neuen Sitz bezahlen.«

Der Taxifahrer warf ihm einen bösen Blick zu. »Ich hatte schon mehr als genug Hunde, die das gemacht haben.«

Chad hob beschwichtigend die Hände. »Tut mir leid! Hören Sie, Sie haben gesehen, dass er nicht auf Ihren Sitz pinkelt. Wir müssen da für ein paar Minuten rein.« Chad deutete mit dem Daumen in Richtung Tierhandlung. »Dann würden wir gerne nach Hause. Ich bezahle Sie auch fürs Warten, okay?«

Der Fahrer sah zwischen ihm und dem Hund hin und her. »Bezahlen Sie die Fahrt im Voraus.«

»Sicher«, sagte Chad, während er seine Geldbörse hervorzog. Er gab dem Fahrer das Geld und richtete seinen Blick anschließend auf den Hund. Er wünschte sich, ausmachen zu können, was an dem Tier so anders war. Davon abgesehen, dass es absolut riesig war. Und intelligent. Für einen normalen Hund war er viel zu intelligent. Diese Erkenntnis half ihm jedoch auch nicht weiter.

»Na komm«, forderte er ihn auf und ging auf das Geschäft zu. Er hatte keine Ahnung, woher er wusste, dass der Hund gehorchen würde, aber er zweifelte nicht mal daran. Tatsächlich lief dieser direkt neben ihm, als er durch die Schiebetüren der Tierhandlung trat.

Weiter als ein paar Schritte kamen sie jedoch nicht, denn ein dürres Mädel mit wehendem, schwarzem Haar und einem Lächeln im Gesicht hielt sie noch im Eingangsbereich auf. »Es tut mir leid, Sir, aber er muss angeleint sein.«

»Deswegen bin ich hier. Ich habe keine Leine. Er wird nicht weglaufen oder andere Tiere angreifen, versprochen.« Chads Blick wanderte hinab auf den Hund. »Oder?«

Wieder einmal zeigte der Hund diese verblüffende Intelligenz, als es beinahe so aussah, als würde er den Kopf schütteln.

Als Chad den Kopf hob, bemerkte er, dass die junge Frau den Hund mit großen Augen anstarrte.

»Äh, na gut. Aber... halten Sie ihn bei sich, okay?«

»Natürlich«, versicherte Chad mit einem weiteren Blick auf den Hund. »Dann mal los.« Bevor er jedoch ziellos herumlief, wandte er sich noch einmal an die Verkäuferin. »Oh, könnten Sie mir zeigen, wo ich Halsbänder und Leinen finde?«

Sie blinzelte etwas irritiert, deutete schließlich jedoch nach links. »Gang zehn.«

Chad setzte sein charmantestes Lächeln auf. »Danke.« Als sie errötete, grinste er, winkte ihr zu und lief anschließend in Richtung des Gangs. Als der Hund winselte, runzelte Chad die Stirn. »Was ist denn?«

Der Hund sah ihn nicht mal an.

Angesichts der enormen Auswahl an Halsbändern wurde Chads Aufmerksamkeit jedoch schlagartig auf die Regale gelenkt. »Du meine Güte. Es ist echt lange her, dass ich ein Haustier hatte, und damals hat meine Mutter das ganze Zeug gekauft. Hmm...« Chad sah nach unten. »Ich denke, beim Halsband müssen wir XXL nehmen, was?«

Mit geneigtem Kopf sah der Hund zu ihm auf.

Chad begutachtete die Auswahl, ehe er grinsend ein leuchtend pinkfarbenes Halsband in die Hand nahm. »Ich weiß, dass du farbenblind bist, aber ich glaube, Pink würde sehr gut zu deinem Fell passen.«

Der Hund setzte sich hin und leckte sich demonstrativ über die Hoden.

Chad lachte. »Ja, schon klar. Du bist ein Junge. Also, dann lila.«

Als Antwort legte der Hund den Kopf auf den Boden und die Pfoten über sein Gesicht.

»Okay, okay. Welches würdest du denn wollen?«, fragte Chad. Als würde er wirklich eine Antwort bekommen.

Tatsächlich setzte sich der Hund auf und musterte die Halsbänder. Interessiert neigte er schließlich den Kopf, stand dann auf und stupste mit der Nase ein breites, schwarzes mit Spikes an.

Chad lachte. »Auf mich wirkst du gar nicht wie der Spikes-Typ.« Daraufhin schnaubte der Hund und als Chad einfiel, dass er den Taxifahrer fürs Warten bezahlte, wandte er sich wieder den Halsbändern zu. Sein Blick fiel auf ein einfaches, braunes Lederband fast ganz oben im Regal, das er vom Haken nahm. »Hmm. Ich denke, das passt gut, oder?«

Prüfend legte er es dem Hund um den Hals und stellte fest, dass es sogar etwas zu groß war. Eine Nummer kleiner saß es gut, wobei, wie gefordert, noch zwei Finger darunter passten. »Du wirst das nicht abmachen, oder?«, fragte er und verdrehte innerlich die Augen. »Warum stelle ich dir ständig Fragen? Du wirst mir ja doch nicht antworten.« Der Hund schnaubte und Chad blinzelte. »Genau. Ähm, eine Leine.« Er wählte die längste, zum Halsband aus Leder passend, ehe er zur Kasse ging. »Wir besorgen dir besser auch eine Marke«, murmelte er vor sich hin.

Das dürre Mädel von vorhin kassierte sie ab und gab ihm den Code für die Gravurmaschine der Hundemarken. Nachdem Chad bezahlt hatte, kam sie hinter dem Tresen hervor. »Beißt er?«

Chad sah auf den Hund hinab. »Beißt du sie?«

Dem Hund gelang es tatsächlich, beleidigt auszusehen. Schnaubend drückte er der jungen Frau die Schnauze in die Hand.

Sie lachte und streichelte ihn. »Er ist riesig. Was für eine Rasse ist das? Ich kann es nicht erkennen.«

»Ein großer amerikanischer Mischling«, sagte Chad, wobei er befand, dass er damit nahe genug an der Wahrheit lag. Seine Antwort brachte sie erneut zum Lachen. »Es steckt ein Teil Alaska Malamute drin, aber das ist alles, was ich sicher weiß.«

»Ich habe noch nie einen gesehen. Ich wusste nicht, dass die so groß werden.«

Chad zuckte mit einer Schulter. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er in dieser Hinsicht einzigartig ist. Vielleicht steckt noch ein Teil Deutsche Dogge in ihm, wenn er so groß ist. Ich, also, ich brauche die Marke.« Chad hakte die neue Leine ins Halsband und zog den Hund sachte hinter sich her zur Gravurmaschine.

Es dauerte einen Moment, bis er sich durch die Bilder auf dem Display gearbeitet hatte – der Touchscreen war entweder zu empfindlich oder eben nicht genug. Dazwischen gab es nichts. Ratlos hielt er inne, als ihn das Programm aufforderte, einen Namen einzugeben. Er sah hinunter. »Wie nenne ich dich denn?«

Der Hund legt den Kopf schief, als würde er gespannt auf Chads Vorschläge warten.

In Gedanken arbeitete er sich durch die Hundenamen, die er kannte, aber die meisten von ihnen waren schrecklich banal und sein Hund war alles andere als das. »Fido? Spot?«

Wieder einmal gelang es dem Hund, beleidigt auszusehen.

»Rover?«

Der Hund schnaubte.

Chad machte das einfach zu viel Spaß. »Hmm. Balls. Ich sollte dich Balls nennen.«

Der Hund ließ sich auf den Bauch fallen, legte sich wieder die Pfoten übers Gesicht und winselte.

»Schon gut«, sagte Chad kopfschüttelnd. Einer plötzlichen Eingebung folgend wandte er sich der Maschine zu. »A-ha!« Er tippte den Namen ein, arbeitete sich rasch durch die letzten Anweisungen und drückte auf den Knopf, um die Marke fertigzustellen.

Gespannt beobachteten die beiden, wie die Marke graviert wurde und wenige Augenblicke später mit einem Pling im Ausgabefach landete.

»Da ist sie, Murray. Was hältst du davon?«

Murray neigte den Kopf und sah leicht verwirrt aus.

»Wie der Hund in Verrückt nach dir«, erklärte Chad, verdrehte dann jedoch die Augen, weil er dies einem Hund erklärte.

Murray ignorierte ihn und hob lediglich den Kopf, als wollte er sagen: »Na, nun mach sie schon dran.«

»Wir machen das zu Hause. Ich bezahl nicht noch länger dafür, dass der Fahrer wartet. Verdammt«, sagte er, als ihm etwas einfiel. »Ich hab kein Futter gekauft.« Eine Weile sah er auf Murray hinab. »Na ja, dann wirst du heute Abend das essen müssen, was ich esse.«

Der Ausdruck auf Murrays Gesicht sah nicht im Entferntesten nach Traurigkeit aus.

Als sie vor dem Haus, in dem sein Apartment lag, aus dem Taxi stiegen, sah Chad zu Murray hinunter. »Musst du mal? Ich geh davon aus, dass du stubenrein bist, und irgendwas sagt mir, dass ich recht habe.« Er öffnete das Tor zu dem kleinen Garten neben dem Haus und wartete darauf, dass Murray vorausging.

Sofort begann Murray herumzuschnüffeln und es dauerte nicht einmal annähernd so lange, wie Chad vermutet hatte, bis er eine Stelle fand, an der er sein Bein hob. Als er fertig war, schüttelte er sich kräftig, dann trottete er zurück zum Gartentor, wo Chad auf ihn wartete.

»Okay, dann lass uns mal reingehen. Ich muss heute noch etwas arbeiten.«

In der Wohnung angekommen, setzte Murray seine Schnuppertour fort und erkundete jeden Winkel mit der Nase.

»Also«, sagte Chad kopfschüttelnd. »Vermutlich ist es egal, was du bist, ihr tut alle das Gleiche, hm?«

Schnaubend kam Murray zurück, um sich vor Chad hinzusetzen.

Und genau in diesem Moment bemerkte er den Geruch. Murray stank zum Himmel. Er hatte keine Ahnung, wie ihm das im Taxi entgangen sein konnte, aber er war irgendwie dankbar dafür, denn der Fahrer hätte sicher einen Anfall bekommen.

»Igitt. Okay, du brauchst dringend ein Bad. Wo hast du denn drin gesessen?« Chad verzog das Gesicht, musste jedoch lachen, als Murray beleidigt schnaubte. Er wandte sich ab und ging ins Badezimmer, wobei er vermutete, dass Murray ihm folgte. Als er begann, das Wasser in die Wanne laufen zu lassen und sein eigenes Shampoo dazugab, warf er einen Blick über die Schulter und war nicht überrascht, Murray dort wartend sitzen zu sehen. »Ich muss das hier benutzen. Machst du mir deswegen Ärger?«

Erneut schüttelte Murray auf diese seltsame Art, die Chad glauben ließ, dass er ihn tatsächlich verstand, den Kopf. Er setzte sich neben die Wanne und hob auffordernd den Kopf, damit Chad ihm das Halsband abnehmen konnte.

 

»Ja, das sollte wohl nicht nass werden«, murmelte Chad kopfschüttelnd. »Du bist zu clever, Großer. Irgendwas stimmt nicht mit dir. Ich hab nur keinen blassen Schimmer, was es ist.« Murray reagierte nicht darauf und Chad schob den Gedanken beiseite. Sollte sich doch sein Unterbewusstsein damit beschäftigen. Nachdem er das Halsband aufs Waschbecken gelegt hatte, überprüfte er die Wassertemperatur. »Okay, rein mit dir. Es ist warm.«

Murray hüpfte in die Wanne und hielt still, während Chad ihn überall nass machte. Er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Durch das Wasser sah Murrays flauschiges Fell ganz strubbelig und komisch aus. Murray zeigte sich von Chads Humor jedoch gänzlich unbeeindruckt.

Also konzentrierte sich Chad darauf, die Seife gründlich in das nasse Fell einzuarbeiten. Es dauerte länger, als er erwartet hatte – obwohl er wusste, wie groß Murray war. Nachdem er es geschafft hatte, war er überrascht, wie wenig Wasser und Shampoo auf seiner eigenen Kleidung gelandet war. Beim Einseifen vermied er Murrays Penis und Hoden, obwohl er wusste, dass es schwachsinnig war. Wahrscheinlich würde Murray sich sowieso selbst darum kümmern. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, den Schaum abzuspülen, was mehrere Minuten dauerte, schließlich wollte er sichergehen, dass nichts davon im Fell zurückblieb. Dann sah Murray endlich sauber aus.

Chad suchte sein schäbigstes Handtuch raus und rieb Murray damit ab. Bei einem kurzen Blick in die Wanne bemerkte er die ganzen Haare. »Pfui, du verlierst aber viele, Junge. Ist wahrscheinlich gut, dass ich einen guten Staubsauger habe.« Er rieb Murray noch ein bisschen weiter ab, dann erhob er sich.

Murray sah zu ihm auf und deutete mit einem Nicken in Richtung Tür.

Chad hob eine Augenbraue, folgte jedoch der Aufforderung. Als er an der Tür stand, schüttelte sich Murray kräftig. Das Wasser flog in alle Richtungen, doch Chad blieb glücklicherweise außer Reichweite. »Hm«, sagte er und musterte seinen neuen Hund. »Das war außerordentlich freundlich von dir.«

Murray sprang aus der Wanne, lief zu Chad und drückte die Nase gegen seine Hand.

Chad warf das Handtuch in den Wäschekorb, ehe er in die Hocke ging und Murrays Kopf streichelte. »Ich wünschte, du könntest reden. Ich wette, zu dir gibt es eine wirklich interessante Geschichte.« Als Antwort leckte ihm Murray übers Gesicht. Lachend strich Chad ihm noch einmal über den Kopf, dann legte er ihm das Halsband wieder an. »Okay. Na geh schon, lass mich hier sauber machen. Dann suche ich eine Schüssel für dein Wasser.«

Murray trottete den Flur hinunter und Chad sah ihm nach. Ja, irgendetwas ging hier vor sich, doch trotz aller Fantasie, die Chad aufbringen konnte, und all der Dinge, die er bereits gesehen hatte, konnte er nicht genau sagen, was es war. Er schüttelte den Kopf und begann, den Berg an Haaren aus seiner Wanne zu fischen.

Chad rieb sich seufzend über das Gesicht. Grimmig starrte er auf den Bildschirm, doch der Computer war nicht schuld an seiner Misere. Irgendwo da draußen war die Information. Das wusste er. Er hatte nur noch nicht an der richtigen Stelle danach gesucht. Es war Zeit, jemand anderen dazu zu holen.

Er griff nach seinem Telefon, entsperrte das Display und scrollte durch seine Kontakte, bis er den gefunden hatte, nach dem er suchte, und drückte die Wahltaste.

»Derzeit kann ich Ihren Anruf leider nicht annehmen«, sagte eine sanfte männliche Stimme. »Aber wenn Sie mir eine Nachricht hinterlassen, erwäge ich, zurückzurufen.«

Chad verdrehte die Augen. Der Mann, den er anrief – lediglich als Panther bekannt –, litt an leicht übertriebener Selbstgefälligkeit. Er ging sehr selten direkt ans Telefon.

Chad ratterte die paar Informationen herunter, die er über seinen aktuellen Job hatte, und hoffte, dass Panther im Gegensatz zu ihm darin irgendeinen Sinn erkennen und etwas ausgraben konnte. Als er auflegte, warf er einen Blick auf seine kläglichen Notizen.

Quincy Archer. Chad vermutete, dass Mr. Archer nicht gefunden werden wollte. Er war vor vier Wochen einfach verschwunden. Nach dem, was Chad herausgefunden hatte, hatte Quincy ein recht bodenständiges, wenn auch komfortables Leben geführt. Er hatte ein schönes Loft im Strip-Viertel, für das er ordentlich was abdrückte. Mehr, als sich ein Grafikdesigner sollte leisten können, wenn man sich die derzeitigen Mietpreise ansah. Er hatte einen dualen Abschluss vom Art Institute in Kunstwissenschaft und Grafikdesign. Seine Arbeit bestand ausschließlich aus freiberuflichen Projekten, was Chad erst recht annehmen ließ, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging.

Wie konnte sich ein freiberuflicher Grafikdesigner, der erst seit ein paar Jahren seinen Abschluss hatte, ein so verdammt teures Loft leisten? Und warum würde er es zurücklassen und abhauen? Es gab mehr Ungereimtheiten als Dinge, die Sinn ergaben.

Der Mann, der ihn angerufen hatte, hatte sich als Quincys Vater vorgestellt und darauf beharrt, dass er seinem Sohn seit der Uni kein Geld gegeben hatte. Quincy tat offensichtlich mehr, als nur Logos zu zeichnen und Bilder zu malen, und Chad vermutete, dass Quincy wegen etwas, was er sonst noch tat, um an Geld zu kommen, untergetaucht war. Geld, von dem die Steuerbehörde nichts wusste. Geld, das Quincy bei keiner amerikanischen Bank lagerte.

Gähnend wandte sich Chad von seinem Computer ab und wäre beinahe über Murray gestolpert. Er hatte seinen neuen Mitbewohner fast vergessen. Aber nur fast, denn Murray beanspruchte dafür viel zu viel Platz. »Hey, Großer, tut mir leid. Ich konzentriere mich auf die Arbeit und vergesse alles andere um mich herum. Musst du mal raus?«

Murray setzte sich auf und gähnte herzhaft, dann streckte er sich. Nachdem er sich kurz geschüttelt hatte, sah er zu Chad auf und trottete zur Tür.

»Ich deute das als ein Ja«, sagte Chad glucksend. Er schnappte sich die Leine, auch wenn er sie nicht an Murrays Halsband einhängte, dann öffnete er die Tür.

Obwohl er zum ersten Mal hier war, ging Murray wie selbstverständlich die Treppe hinunter Richtung Haustür.

Chad musste herausfinden, was es mit diesem... Hund... auf sich hatte, bevor er noch verrückt wurde. An der Haustür ließ er Murray nach draußen, dann folgte er seinem Hund zum Gartentor und öffnete es.

Schnüffelnd suchte sich Murray eine Stelle zum Wasserlassen und war nach ein oder zwei Minuten wieder zurück.

»Du legst die Messlatte für alle zukünftigen Haustiere ziemlich hoch, das weißt du, ja?«, fragte Chad.

Murray schnaubte, als er an Chad vorbei Richtung Haustür lief. Einmal mehr steuerte Murray, ohne auch nur einen Umweg zu nehmen, auf sein Apartment zu.

Oben angekommen, ging Chad direkt in die Küche und wandte sich an Murray. »Ich muss Abendessen machen. Was meinst du, wollen wir essen, hm?«

Murray legte den Kopf schief.

Chad verdrehte über sein eigenes Verhalten die Augen. Vielleicht war er ein wenig zu lange allein gewesen. Mit seinem Hund zu sprechen, musste ein Anzeichen für Geistesgestörtheit sein, selbst wenn Murray ein ausgesprochen intelligenter Hund war. Vielleicht sollte er ausgehen oder so was. Es war lange her, dass er einen festen Freund gehabt und sogar noch länger, dass er die untersten Räume von Donny's in Lawrenceville betreten hatte.

»Vielleicht ist es mal wieder Zeit dafür, oder, Murray? Vielleicht würde mich ein Blowjob von einem heißen Typen zumindest davon abhalten, mich mit dir zu unterhalten, als ob du mich verstehen könntest.« Bei Murrays Winseln schüttelte er den Kopf und ermahnte sich, dass Murray ihn unmöglich verstanden haben konnte.

Er ging zum Kühlschrank und nahm die Steaks raus, die er am Tag zuvor gekauft hatte. Am Herd bereitete er eines von ihnen zum Braten vor. Dann schnappte er sich eine gebackene Kartoffel und steckte sie in die Mikrowelle, bevor er die Zutaten für den Salat hervorholte. Innerhalb weniger Minuten hatte er den Großteil der Mahlzeit fertig.

Murray lag ruhig auf der anderen Seite der Küche und beobachtete sein Treiben.

Chad betrachtete seinen Hund noch einmal, wobei er immer noch nicht genau wusste, was er von ihm halten sollte. Murray war definitiv mehr als ein gewöhnlicher Haushund. Er war zu intelligent – selbst wenn er nicht verstand, was Chad sagte, legte er mehr als schlichtes Hundeverhalten an den Tag. Entweder war er richtig gut trainiert – was gut möglich war, Chad aber nicht sehr wahrscheinlich fand – oder irgendetwas anderes ging hier vor sich. Abgesehen von dem Geruch der Gasse, in der er heute Morgen gewesen war, der an ihm haftete, sah Murrays Fell gesund und seine Zähne sauber aus. Daher war er sich sicher, dass Murray zu irgendjemandem gehörte.

Er hatte nach vermissten Tieren in der Gegend gesucht, aber keines von ihnen hatte auch nur im Entferntesten auf Murrays Beschreibung gepasst. Möglicherweise hatte ihn jemand ausgesetzt. Chad warf einen Blick auf Murray und schüttelte den Kopf. Wer würde so ein wunderschönes Tier loswerden wollen?

Er musste zugeben, dass seine Suche nach dem Besitzer nicht so intensiv gewesen war. Irgendetwas an Murray sprach ihn an und Chad wusste, dass es verdammt schwer werden würde, ihn wieder abzugeben, sollte jemand versuchen, ihn für sich zu beanspruchen. So zu denken, war schrecklich und das wusste er, aber Murray gehörte zu ihm.

»Murray«, rief er und Murray stand sofort auf und kam zu ihm. Ja, da steckte noch mehr dahinter. Kein Hund lernte derart schnell seinen Namen. Chad hockte sich hin und begann ihn zu streicheln. »Nein, es ist mir ganz egal, ob dich jemand vermisst. Ich weiß nicht, warum ich so bin, aber ich kann dich nicht einfach abgeben. Wenn sie dich gehen gelassen haben, sind sie Idioten.«

Murray leckte ihm als Antwort über die Wange.

Lachend schlang Chad seine Arme um Murrays kräftigen Hals. »Freut mich, dass du mir zustimmst.«

Der Timer piepste und signalisierte Chad, dass sein Steak fertig war. Er wandte sich zum Herd und bereitete das restliche Essen zu. Er stellte das Steak und die Kartoffel auf den Tisch, holte Besteck heraus und griff sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Er grinste, als Murray ihn erwartungsvoll ansah. »Du glaubst wohl, dass du davon was abbekommst?« Er hielt die Flasche in die Höhe.

Murray wedelte mit dem Schwanz.

Chad lachte. »Bier ist nicht gut für Hunde. Auch nicht für Hunde, die halb Wolf sind«, sagte er kopfschüttelnd. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als Murray ein wenig die Ohren hängen ließ. »Hier, wie wäre es damit?« Er stellte die Salatschüssel auf den Boden.

Murray roch daran, sah zu ihm auf, blinzelte, sah dann wieder auf die Schüssel und schob sie anschließend schnaubend mit der Nase zurück zu Chad.

»Was? Kein Salattyp?«

Murray schnaubte wieder.

Erneut lachend nahm Chad die Schüssel und stellte sie auf den Tisch. »Ja, wohl eher nicht. Wie wäre es stattdessen damit?« Er schnappte sich das andere Steak, das er herausgeholt, aber nicht für nötig befunden hatte zu braten, und stellte den Teller auf den Boden.

Murray schnupperte kurz daran, ehe er sich auf Chad stürzte.

Bevor dieser ahnen konnte, was Murray im Begriff war zu tun, hatte er das Gesicht bereits voller Hundesabber. »Okay, das reicht an Dankesbekundungen.« Lachend beobachtete er, wie sich Murray über das Steak hermachte. »Gewöhn dich nicht dran. Ich kann dich nicht jeden Tag mit Steak füttern.«

Murray sah auf und bellte, dann widmete er sich wieder seinem Steak.

Noch immer leise vor sich hin lachend, setzte Chad sich, um ebenfalls zu Abend zu essen.

Als Chad fertig fürs Bett war, hatte er noch immer nichts von Panther gehört. Er steckte das Ladekabel seines Handys in die Steckdose neben seinem Nachttisch – Panther war bekannt dafür, zu seltsamen Uhrzeiten anzurufen – und schlüpfte unter die Decke.

Murray saß auf dem Fußboden neben dem Bett und hatte den Kopf auf die Matratze neben Chad gelegt, wobei er ihn mit einem traurigen und mitleiderregenden Blick ansah.

»Oh nein, du wirst auf keinen Fall hier oben schlafen und überall Hundehaare verteilen.«

Murray winselte und Chad hätte schwören können, dass diese Augen verdammt noch mal noch trauriger aussahen.

»Nein. Es ist nicht kalt. Der Boden ist nicht kalt und ich habe ein verdammtes Kissen für dich hingelegt.«

Wieder ein Winseln.

Chad starrte seufzend an die Zimmerdecke. Dieser Hund brachte ihn noch um den Verstand, soviel war sicher. »Also gut, aber wenn ich aufwache und überall deine Haare habe, nun… ein Wort: Eier.«

 

Mit einem Bellen sprang Murray aufs Bett. Er drehte sich einmal um die eigene Achse, dann rollte er sich an Chads Seite ein. Anschließend hob er den Kopf und schnupperte an Chads Hals.

Chad starrte ihn belustigt an. »Gefällt dir, was du riechst?«

Murray schnaufte, dann legte er den Kopf auf seine Pfoten.

»Nacht, Großer. Ich bin froh, dass ich dich gefunden habe.« Chad streichelte Murray ein wenig, legte einen Arm über dessen Rücken und schloss die Augen.

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