Den Vikens hingegeben

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Außer den toten Mann zu meinen Füßen.

Ich blickte auf die fremde Waffe in meiner Hand hinunter, zielte sie auf den Boden ein paar Schritte vor mir, und drückte ab. Nichts passierte. Ich versuchte es wieder und wieder, aber die Waffe war unbrauchbar.

Gereizt warf ich die Waffe beiseite und wandte dem kleinen Gebäude den Rücken zu. Ich brauchte Wasser oder sonst etwas, um den Geschmack von Tod aus dem Mund zu bekommen, aber ich konnte nicht zurück ins Transportzentrum. Was, wenn der Mann mit der Tätowierung zurückkam, um zu Ende zu bringen, was der Fähnrich begonnen hatte? Oder jemand anderer das tat?

Ich musste hier weg. Ich war hier nicht sicher, selbst wenn dieser Mann nun tot war. Selbst inmitten all dieser Natur. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Es war gut möglich, dass andere hier waren, die mich finden konnten. Wie würde ich den Toten erklären?

Ich lief in den Wald hinein und blickte nicht zurück. Ich war hier das Alien. Sie würden den toten Viken sehen, und ich würde einer Mordanklage entgegenblicken. Warum würde hier irgendwer auf mich hören? Ich war von der Erde. Ich war auf einem fremden Planeten. Gab es auf Viken irgendwelche Gesetze über das Recht, aus Selbstverteidigung zu töten? Gott, ich konnte nicht ins Gefängnis. Deswegen hatte ich mich doch überhaupt erst zum Bräute-Programm gemeldet.

Aber eines nach dem anderen, ich musste so viel Abstand wie möglich zwischen mich und diese verdammte Horrorgeschichte bringen.

Der Wald wurde um mich herum dichter, und ich lief weiter, bis das kleine Gebäude aus meinem Sichtfeld verschwunden war. Ich blickte mich um und sah keinen offensichtlichen Pfad, und hatte keine Ahnung, in welche Richtung ich sollte. Der Wald sah in alle Richtungen gleich aus.

Es war egal, welchen Weg ich einschlug, solange ich weit, weit weg lief.

Ich hob den Saum meines Kleides hoch und raschelte durch Blätter und Ranken, bahnte mir einen Weg zwischen Bäumen und Blumen hindurch, und blieb nicht stehen, bis meine Beine schmerzten und meine Lunge brannte.

Ich hatte auf der Erde mit den Corellis überlebt. Ich würde weiterlaufen, bis ich Leute fand, die freundlich genug wirkten, um sie um Hilfe zu bitten. Das Sprachdings, das die riesige Nadel mir bei der Abfertigung auf der Erde in den Schädel gepflanzt hatte, musste funktioniert haben, denn ich hatte die beiden Männer, die mich tot sehen wollten, nur zu gut verstanden.

Ja, es war ein Risiko, davonzulaufen. Aber dortzubleiben und darauf zu warten, dass der Tätowierte zurückkam und mich um die Ecke brachte, schien noch schlimmer.

Ich fand einen kleinen Bach und spülte mir den Mund aus, spritzte mir Wasser ins Gesicht und lief weiter.

Ja, gut möglich, dass ich hier in der Wildnis umkommen würde. Aber in diesem Moment hatte ich nichts mehr zu verlieren.

3


Gunnar, Viken-Transporterraum

Der Techniker hatte einen besseren Blickwinkel als ich, und er wurde blass und schwankte. „Meine Königin?“

Sie setzte sich langsam auf, ein Baby auf ihrem Schoß, beide mit dunkelrotem Haar. Die Königin drehte sich zu mir herum, Verwirrung auf ihrem Gesicht. „Wo bin ich? Gunnar? Erik? Was geht hier vor?“

„Wolf!“ Die kleine Allayna hob die Arme, als sie einen ihrer liebsten Spielkameraden erblickte, Rolf. Das kleine Mädchen konnte seinen Namen nicht richtig aussprechen, also wurde Wolf daraus. Ich hatte von der Königin gelernt, dass ein Wolf ein Tier auf der Erde war, tapfer und loyal, furchtlos und gewitzt. Sie hielt es für passend, denn all dies traf auch auf meinen Freund zu.

Rolf eilte vor und hob Allayna aus Königin Leahs Armen.

Ich verneigte den Kopf und trat vor, um ihr meine Hand zum Abstieg von der Transportplattform anzubieten. „Meine Königin, was machen Sie hier?“

Sie blickte sich verwirrt um. „Wir waren mit dem Transporter zum Sektor Drei unterwegs. Meine Gefährten sind bereits dort und warten auf unsere Ankunft.“

Erik bellte den Transporttechniker an. „Kontaktieren Sie sofort den Transporterraum in Sektor Drei. Ihre Gefährten wollen inzwischen wohl schon das ganze Gebäude zerlegen.“

„Ja, mein Herr.“ Der verschreckte Techniker befolgte Eriks Befehl, seine Stimme knapp aber fest, als er den anderen Transporterraum kontaktierte und Königin Leahs Gefährten, Tor, Lev und Drogan, Bescheid gab, dass ihre Gefährtin und Tochter beide wohlauf waren.

„Transport steht bevor. Bitte halten Sie die Plattform frei“, rief der Techniker zur Warnung aus, und ich zerrte an der Hand der Königin, bis sie sicher hinter mir stand, während die Transportplattform erneut aufgeladen wurde.

Sekunden später stand Lev auf der Plattform, seine grimmige Miene dank der tiefen Narbe über seinem rechten Auge nur noch furchteinflößender. Lev war einer unserer Drillingskönige, aber er war im Sektor Zwei aufgewachsen, meinem Sektor. Er war der Furchtloseste der drei Brüder, der Gefürchtetste. Er kannte keine Vergebung, keine Sanftheit, zumindest nicht, bevor Königin Leah in sein Leben getreten war.

Leah schrie auf und rannte ihm in die Arme. „Lev!“

Schweigend sahen wir zu, wie er sich vom angespannten Krieger in einen Trost spendenden Gefährten verwandelte und sie fest an sich drückte. Er hob seinen Arm als stillen Befehl an Rolf, seine Tochter zu ihm zu bringen. Rolf trat vor, und Lev hob das kleine Mädchen in seine Arme, als wäre sie aus feinstem Glas. Ein Schauer zuckte durch den Körper des Königs. Die Kleine rieb ihre Nase am Hals ihres Vaters, und ich musste mich abwenden. Ich konnte den Anblick eines so kräftigen Kriegers nicht ertragen, wie er an der Sorge um seine Liebsten zerbrach.

Er war schon von einer Transporter-Fehlfunktion völlig zerstört. Eine solche Verletzlichkeit mitzuerleben, diente als effektive, und doch simple Erinnerung daran, dass es besser war, nicht zu lieben. Solch völlige Verzweiflung um eine Gefährtin zu riskieren.

Mit seiner Gefährtin und seiner Tochter sicher in den Armen, richtete Lev seine Aufmerksamkeit auf mich. Sein Kiefer war angespannt, seine Augen wild. „Was zur Hölle ist hier los, Gunnar?“

Ich schüttelte langsam den Kopf, vom schroffen Ton des Königs nicht eingeschüchtert. „Wir wissen es nicht, mein Herr. Wir haben uns versammelt, um die Ankunft unserer Gefährtin von der Erde zu erwarten.“

Lev blickte um sich und schlang seinen Arm noch fester um die Taille seiner hübschen Gefährtin. Ich bezweifelte, dass er sie so bald wieder loslassen würde. Leah hing mit blindem Vertrauen an ihm. Aber selbst Lev, einem Herrscher unseres Planeten, war es nicht gelungen, seine Gefährtin bei etwas so Einfachem wie einem Transport zu beschützen. Sie hätte wer weiß wohin geschickt werden können.

„VSS?“ Lev blickte zum Transporttechniker, als er sprach. „Und konnten Sie den Transport von der Erde bestätigen?“

„Ja, mein Herr.“

„Also wo ist dann ihre Gefährtin?“ Der Tonfall des Königs war schroff, aber der jüngere Mann zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht, mein Herr. Wir werden eine detaillierte Analyse der Systemsignale durchführen müssen. Diese Art von Koordinatenwechsel mitten im Transport ist unmöglich.“

„Erik. Finde heraus, was zum Teufel hier los ist.“ Ich befahl meinem Freund ohne Zögern, die Transportkontrolle zu übernehmen. Erik hatte eine besondere Begabung für Technologie, für Rätsel. Wenn wir einem Feind gegenüberstanden, war mir eine Konfrontation von Angesicht zu Angesicht am Liebsten. Rolf, der Trickreiche mit der gewandten Zunge, würde versuchen, seinen Gegner vor dem Angriff zu manipulieren oder zu verwirren. Aber Erik glänzte dadurch, dass er unlösbare Rätsel knacken und unsere Technologie auf eine Art und Weise verstehen konnte, wie ich es niemals zusammenbrächte. Seine Fähigkeit, Kommunikationskapseln und Waffen zu reparieren, hatte uns allen schon auf mehr als einer Mission an der Front des Kriegs zwischen der Interstellaren Koalition und dem Hive das Leben gerettet.

Erik runzelte die Stirn, sein langes dunkles Haar nach hinten gekämmt und hinter seinem Kopf wie ein Schatten zusammengebunden. Seine Finger flitzten über die Steuerung, während er die Analyse durchführte und der viel jüngere, weniger erfahrene Transporttechniker mit wachsender Bewunderung zusah. „Ich weiß nicht, Gunnar. Sieht aus, als wären die Transporterstrahlen gekreuzt und beide Frauen umgeleitet worden.“

„Ist Sophia anstelle der Königin in den Sektor Drei geschickt worden?“, fragte Rolf mit angespannter Stimme. Er war immer so ruhig, aber nun hatte er den dunklen, gebieterischen Tonfall aufgesetzt, der ansonsten mir oder Erik vorbehalten war. Seine Haarfarbe und seine Leichtherzigkeit täuschten viele, verbargen den Schmerz, den er in sich trug.

Ich lief auf und ab, während Erik das Transportzentrum in Sektor Drei kontaktierte und hoffte, zu hören, dass es unserer Gefährtin gut ging.

Unsere Gefährtin. Sophia. Ich hatte meine Waffenbrüder angelogen, als ich ihnen sagte, dass ich ihr Profil nicht studiert hatte. In Wirklichkeit hatte ich jedes Detail auswendig gelernt. Ich kannte die Kurve ihrer Wange ganz genau, die goldenen Farbtupfer, die ihr rechtes Auge etwas heller machten als das linke. Ich hatte das gesamte Datenprotokoll ihrer Bewerbung gelesen. Wusste, dass sie zu klein war, zu zerbrechlich, zu verdammt rein für einen Mann wie mich. Doch all das war belanglos. Nun, da ich sie gesehen hatte und wusste, dass sie mir gehörte, wollte ich sie schmecken, meinen Schwanz in ihrem Körper versenken und zusehen, wie ihre Augen von Verlangen benebelt waren. Ich hatte der Zuordnung des Bräute-Programms zugestimmt. Hatte zugestimmt, ihr lebenslanger Gefährte zu sein. Ich hatte sogar der Bitte der Königsfamilie zugestimmt, sie mit Rolf und Erik zu teilen.

 

Ich hatte geschworen, mich um sie zu kümmern, sie zu beschützen und ihr alles zu geben, was sie brauchte. Aber ich konnte sie nicht lieben. Liebe war Erik und Rolf überlassen. Liebe war für mich ein unmöglicher Schritt—aber das hieß nicht, dass ich ihr Böses wünschte. Nicht wie Loren. Der Frau aus Sektor Zwei, die ich vor so langer Zeit geliebt hatte.

Ich hatte sie zu sehr geliebt, ihr jeden Luxus gewährt, und sie war daran gestorben. In einem See ertrunken, spätnachts mit ihren Freuden. Sie hatten nicht gut genug auf sie geachtet, sie in der Dunkelheit verloren. Wenn ich dort gewesen wäre, wäre sie beschützt gewesen, bewacht. Aber nein.

Ich würde Sophia mit meinem Leben beschützen. Sie dominieren, wenn es sein musste, aber sie nicht lieben. Nein, ich konnte nie wieder lieben. Und doch: Sophia gehörte mir. Ebenso wie Rolf und Erik zu mir gehörten. Wie die drei Könige und ihre hübsche Gefährtin Leah zu mir gehörten. Die kleine Allayna, mit ihren springenden roten Locken und großen blauen Augen. Zu mir. Ich beschützte, was mir gehörte. Wer auch immer unsere Gefährtin bedrohte, würde durch meine Hand sterben.

Der Transporttechniker blickte zu uns, als Erik fluchte und den Kopf schüttelte. „Der Transporterraum drüben bestätigt, dass kein Transport stattgefunden hat. Sophia Antonelli wird vermisst.“

Lev stellte sich direkt neben Erik und sah zu, wie er seine Finger über die Anzeige tanzen ließ. Wenn Lev gewusst hätte, wie man die Maschine bedient, hätte er den großen Krieger zur Seite gestoßen und es selbst getan. Er musste, wie ich, hilflos danebenstehen bei der Suche nach meiner Gefährtin.

„Haben irgendwelche anderen Transporte stattgefunden?“, fragte der König.

Der Techniker runzelte die Stirn, seine Hände hektisch über die Kontrollstation flitzend. „Ja. Ein weiterer Transport.“

Erik stand auf der anderen Seite des Technikers und kniff die Augen zusammen, während auch er den Bericht las. Eriks Augen waren ernsthaft, die Farbe von Sturmwolken. Erik spielte nicht den leichtherzigen Viken wie Rolf. Noch fühlte er die Last des Dunklen so stark wie ich. Er wandelte in einer grauen Wolke, apathisch und losgelöst von der Welt. Ich wusste, dass er seine Familie verloren hatte, jeden einzelnen, in einem brutalen Angriff. Er hatte noch nie Details preisgegeben, nicht in den zehn Jahren, die ich schon an seiner Seite im Hive-Krieg kämpfte. Er behielt seine dunklen Geheimnisse für sich, selbst wenn er bis zu den Eiern in einer willigen Frau steckte, oder bis zum Hals im Trunk, zu berauscht, um aufrecht zu stehen.

Er hatte alles verloren, ebenso wie ich. Keiner von uns hatte ein Zuhause, in das wir zurückkehren konnten. Wir hatten keinen Grund für ein Leben im Sektor. Die Entscheidung, in der Vereinten Vikenstadt zu bleiben und der Königsfamilie zu dienen, war leichtgefallen.

Aber Rolf? Ich hatte keine Ahnung, warum Rolf nicht in Sektor Drei zurückgekehrt war, nachdem wir unseren Dienst im Hive-Krieg abgeleistet hatten. Als Erik einmal nachfragte, zuckte Rolf mit den Schultern und sagte, dass er Angst hatte, dass Erik und ich uns gegenseitig umbringen würde, wenn er nicht da war, um einzugreifen. Und so war er als Teil der königlichen Garde bei uns geblieben.

„Erik, wo zum Teufel ist sie? Kannst du ihre Koordinaten nicht abrufen? Kontaktiere die Erde. Bestimmt können sie ihren Transport nachverfolgen“, forderte ich.

„Haltet eure Eier beisammen, Jungs. Die haben ihre Spuren gut verwischt“, stieß Erik aus. Ich blinzelte langsam und riss mich zusammen. Eriks Worte waren scherzend gewesen, aber Sophia war seine Gefährtin, und ich erkannte den Blick in seinen Augen wieder.

Mörderisch. Ein perfektes Spiegelbild der Rage, die durch meine Adern floss.

„Die?“, fragte ich.

„Wer sind die?“, fragte der König. „Hast du eine Bestätigung bekommen, dass es die VSS waren?“

Ich fluchte und fing wieder an, auf und ab zu laufen, während Leah und das Baby sich wieder neben Lev stellten. Sichtlich aufgerüttelt suchte sie bei ihm Trost, Kraft. Der Anblick entfachte Rage in mir.

Irgendwo da draußen war meine Gefährtin und hatte Angst. Ganz alleine. Verschreckt.

Und ich konnte sie nicht erreichen.

„Verdammte Scheiße, Erik. Finde sie. Sofort.“

Rolf grunzte zustimmend, und Lev sah weiter zu, wie Eriks Hände über die komplizierten Steuerpaneele flitzten. In letzter Zeit lauerte in jedem Schatten Gefahr. Zweitausend Jahre lang, bevor Levs Familie den Planeten vereint hatte, wurden die drei Sektoren von demjenigen regiert, der gerade der Mächtigste und Grausamste war. Die Viken Sektor-Separatisten bevorzugten den alten Weg, das alte System. Sie hatten den Bürgerkrieg vor drei Jahrzehnten begonnen, der unserem König das Leben gekostet und die Drillingsprinzen als Waisen zurückgelassen hatte. Nun, da die Brüder zu einer Einheit verschmolzen waren und ihre kleine Tochter Allayna die anerkannte Thronerbin und Herrscherin über den ganzen Planeten war, hatten die VSS ihre Bemühungen nur verstärkt, die gesamte Königsfamilie erneut auszulöschen.

Ohne die drei Könige, ohne die Prinzessin Allayna, würde es keine klare Thronfolgelinie mehr geben. Es würde Chaos bedeuten. Krieg.

Und genau das war es, was diese Mistkerle erreichen wollten.

Die bevorstehenden Feierlichkeiten zum ersten Geburtstag der Prinzessin dienten nur als Denkzettel an all das, was diese mächtigen Familien verloren hatten. Die enthusiastische Bewunderung, die die gesamten Bevölkerung des Planeten der entzückenden kleinen Prinzessin entgegenbrachte, hatte die Rekrutierungsbemühungen der Separatisten nur verstärkt, denn es war die Prinzessin, die Viken wirklich vereinte. Täglich gab es neue Proteste in einem der Sektoren, Auseinandersetzungen zwischen Kriegern der Vereinten Vikenstadt und jenen, die den einzelnen Sektorenführern loyal geblieben waren. Und diese Loyalität war entweder erkauft oder erzwungen.

Die drei Könige von Viken, jeder in einem der Sektoren aufgewachsen, nachdem sie als kleine Kinder zu Waisen wurden, hatten den Prozess zur Vereinigung des Planeten begonnen. Die Geburt ihrer Tochter hatte ihren Anspruch auf den Thron nur noch verstärkt. Aber diejenigen, die nicht gewillt waren, die Macht abzugeben, versteckten sich wie Monster im Dunkeln und warteten auf ihren Moment, zuzuschlagen.

Als Königsgarde in der Vereinten Vikenstadt dienten Rolf, Erik und ich der Königsfamilie mit äußerster Loyalität. Bisher war es der königlichen Garde gelungen, jede Attacke auf die Königsfamilie abzuwenden.

Bis heute.

Heute hatten sie versucht, die Königin zu entführen, aber stattdessen meine Gefährtin geschnappt.

„Ich habe ihre Koordinaten. Sophia ist tatsächlich auf Viken angekommen.“ Erik hob seinen Blick zu meinem, und ich konnte ein Knurren kaum unterdrücken. Ich kannte unsere Sophia nicht, hatte sie noch nicht halten, berühren, ficken können. Aber sie gehörte mir. Und niemand stellte sich zwischen mich und etwas, das mir gehörte. Ich konzentrierte mich auf meine Wut. Wenn ich darüber nachdachte, wie unsere kleine Gefährtin alleine und verängstigt war, oder noch schlimmer, in Not, würde ich den verdammten Verstand verlieren.

„Wo ist sie?“ Meine Stimme war so kalt wie das blasse Metall des Schwertes, das Rolf auf dem Rücken trug.

Erik hob den Kopf, seine blauen Augen so dunkel, dass sie schwarz aussahen. „In den Wildlanden.“

„Den Wildlanden?“ Ich fuhr mir mit der Hand über den Nacken.

Königin Leah keuchte auf. „Aber es gibt keinen Transporterraum in den Wildlanden. Die VSS haben ihn vor Monaten zerstört.“

Rolf blickte am panischen Techniker vorbei zu Erik. „Nun, er hat recht.“ Er deutete auf die leuchtende Anzeige. „Diese Koordinaten sind in den Wildlanden.“

„Willst du mir verdammt nochmal sagen, dass die Separatisten unsere Gefährtin mitten im Transport abgefangen und entführt haben?“ Dies war eine neue Sicherheitsbedrohung, die ernster war als jede bisherige.

Lev knurrte den Techniker an. „Holen Sie Ihren verdammten Kommandanten hier runter und finden Sie heraus, wie sie das angestellt haben.“

„Ja, mein Herr.“ Der Techniker stellte Kontakt her zu jemandem, den wir nicht sehen konnten, aber ich ignorierte ihn.

„Bring mich dorthin, Erik. Sofort.“

Der König hob die Hand, um mich abzuhalten. „Du weißt nicht, in was du hineintransportiert werden würdest. Lass uns mehr Krieger versammeln, um dich zu begleiten.“ Er blickte an mir hoch und runter, und tat rasch das Gleiche mit Rolf und Erik. Seine Augenbraue zog sich hoch, als ihm auffiel, dass wir nur leichte Rüstung trugen. Wir hatten erwartet, eine wunderschöne neue Gefährtin in Empfang zu nehmen, nicht in die Schlacht zu ziehen. „Ihr braucht Rüstung und Waffen. Und mehr Krieger.“

„Ich werde nicht warten. Unsere Gefährtin ist da draußen, alleine und verängstigt. Verlang nicht von mir, dass ich warte.“

Der König verzog das Gesicht, aber es war die Königin, die ihn auf unsere Seite brachte. „Lev. Lass Gunnar nur machen. Bitte. Was würdest du tun, wenn ich und Allayna da draußen in den Wildlanden wären?“ Königin Leah legte die Hand auf sein Herz und lehnte sich an ihn.

Ich konnte den Augenblick sehen, in dem er die Meinung änderte. „Also gut. Aber sie waren hinter der Königin her. Ich weiß, dass ihr sie zerfleischen wollt, aber wir brauchen sie lebend, um sie zu verhören.“ Er blickte auf seine Gefährtin hinunter und hob seine Hand, um sanft über die weichen, zarten Locken seiner kleinen Tochter zu streichen. „Es ist an der Zeit, diese Mistkerle aus ihren Schlupflöchern zu treiben.“

„Verstanden.“ Ich wollte die Männer umbringen, die es gewagt hatten, mein Eigen zu bedrohen, aber ich stimmte zu. Ich würde sie lebend schnappen, wenn ich konnte, und sie den Verhörspezialisten überlassen.

Leah zerrte an der Hand des Königs und trug die Prinzessin auf die Transportplattform, dicht gefolgt von ihrem Gefährten. „Wir müssen zu den Friedensverhandlungen, Lev. Wir müssen los. Wenn du dort nicht erscheinst, werden die Sektoren zu munkeln beginnen. Sie werden es gegen uns verwenden.“

Lev küsste sie sanft auf die Stirn, aber sein Körper zitterte vor Wut und Frust über ungeklärte Fragen. Seine Frau war in Gefahr gewesen—könnte es immer noch sein—und er konnte es nicht selbst aufklären.

„Du hast recht.“ Unser König hob seinen Blick zu mir hoch, von einem Krieger aus Sektor Zwei zum anderen, mit einer Forderung nach vollständiger Rache. „Kümmert euch darum. Findet eure Gefährtin. Nehmt sie in Besitz. Bringt sie in Sicherheit.“

„Werden wir.“

„Und bringt diese rückgratlosen Feiglinge zu mir“, sagte er.

Die Prinzessin zupfte mit ihren Knubbelfingern am Hemd ihres Vaters, und die Sanftheit seiner Berührung widersprach der Gewalt in seinen Worten.

„Ja, mein Herr.“ Ich würde jeden Viken erledigen, der an der Entführung beteiligt war, nicht nur, weil der König es verlangte, und nicht, weil sie das Leben der Königin bedroht hatten, sondern weil sie mir etwas weggenommen hatten. Meine Gefährtin.

Lev befahl dem Techniker, sie zurück in Sektor Drei zu transportieren. Der König, die Königin und Allayna waren wenig später verschwunden, und die Stille im Transporterraum war ohrenbetäubend.

„Bestätigen Sie ihre sichere Ankunft im Transportzentrum des Sektors“, befahl Rolf.

Der Techniker tippte ein paar Mal über die Anzeige, dann hörten wir Levs Stimme. „Wir sind wohlbehalten angekommen. Findet eure Gefährtin.“

Er trennte die Verbindung, ohne sich zu verabschieden. Was hätte er noch sagen können? Wir konnten nicht länger warten. Obwohl die Königin und die Prinzessin in Sicherheit waren, konnte das von unserer Gefährtin nicht behauptet werden. Sie war in den verdammten Wildlanden. Ganz alleine. Schutzlos.

Erik und Rolf wandten sich beide an mich. Ich war der ranghöchste Offizier unter uns, und was noch wichtiger war, ich brauchte es, die Kontrolle zu haben, wie ich die Luft zum Atmen brauchte. Das Bedürfnis, das Kommando zu haben, war wie eine Infektion in meinem Blut. „Wenn unsere Gefährtin in den Wildlanden ist, dann ist die Transportplattform dort nicht zerstört worden. Die Separatisten haben falsche Informationen verbreitet“, sagte ich.

Der Techniker blickte verwirrt.

„Sobald wir weg sind, finden Sie heraus, wer den verdammten Bericht unterschrieben hat.“

 

„Ja, mein Herr.“ Ich sah die Erkenntnis in den Augen des jungen Mannes dämmern, und gleich danach Rage. Gut. Er war jung, aber loyal. Er würde die Bedrohung für seine Königin und die Prinzessin äußerst ernst nehmen.

Erik nickte. „Die Transportstation an diesen Koordinaten ist immer noch betriebsfähig und empfangsbereit.“

„Seid ihr beide voll bewaffnet?“, fragte ich und begutachtete meine Freunde und Mitkämpfer.

Erik schnaubte mich an, als wäre die Frage idiotisch. Das war sie auch. Wir gingen dieser Tage nirgendwo hin ohne unsere Waffen.

Ich nickte ihnen zu, und wir betraten die Transportplattform. „Los, auf zu unserer Gefährtin.“


Sophia

Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich durch die Wälder gelaufen war. Anfangs war ich noch gerannt. Dann war ich über das grobe Unterholz gestolpert und hatte mich in dem dämlichen Kleid verheddert. Ich hatte niemanden hinter mir gehört, der mich verfolgte, also wurde ich langsamer. Außerdem würde mein Seitenstechen nicht weggehen, und es erinnerte mich nur daran, dass ich kaum im Fitnesscenter war. Überall waren Tiere. Ich konnte sie hören und sah ein paar kleine Exemplare davonhuschen.

Unter dem dichten Blätterdach gab es kein Sonnenlicht. Oder Sonnenlichter? Wie viele Sonnen hatte Viken? Es war nicht kalt, ich schwitzte sogar in meinem schweren Kleid. Ich kam an einen Bach und kniete mich daneben hin, fing das kühle Wasser in meinen Händen auf und trank es. Ich würde mir wahrscheinlich irgendeinen verrückten Parasiten einfangen, aber ich würde nicht verdursten. Und Gottseidank schmeckte das Wasser nach...nun...Wasser. Mein Kleid wurde an den Knien nass und klebte mir an den Beinen, und zog mich nach unten, wenn ich aufrecht stand.

Ich knöpfte es auf und schlüpfte aus dem schweren, umständlichen Kleidungsstück. Darunter trug ich ein schlichtes weißes Unterkleid, das mir bis knapp über die Knie reichte. Es war nicht freizügiger als ein kurzes Sommerkleid auf der Erde. Ich zupfte am weiten Ausschnitt und blickte hinunter, wo ich feststellte, dass ich eine Mischung aus Korsett und BH trug. Meine Mädels hatten guten Sitz und hüpften nicht herum, und dafür war ich dankbar. Ich ließ das Kleid zurück und ging weiter am Bach entlang. Die Schuhe, die ich trug, waren schlicht und flach. Ich wusste nicht, was passieren würde, wenn sie nass wurden, also blieb ich am trockenen Ufer und wollte den Bach nicht durchqueren.

Die Sonne schien auf Viken nicht unterzugehen oder über den Himmel zu wandern. Es fühlte sich an, als wäre es Stunden her, seit ich den Mann getötet hatte, viele Meilen, die ich vom Transportgebäude gelaufen war, und ich hatte niemanden gesehen, niemanden gehört außer den kleinen Baumtierchen. Ich fühlte mich wie das verdammte Schneewittchen, als ich so durch den Wald lief, auf den Jäger wartend, der auftauchen und mir das Herz rausschneiden wollte.

Wusste überhaupt irgendwer, dass ich hier war? Dass ich vermisst wurde? Oder umgeleitet worden war. Oder was auch immer passiert war.

Meine Beine schmerzten, die Muskeln zitterten und ich hatte Hunger. Das letzte Mal, dass ich auf der Erde gegessen hatte, war Stunden vor dem Test im Bräute-Zentrum gewesen. Wer wusste schon, wie lange das her war? Mein Magen dachte wohl, es war einige Tage her, das Stechen darin scharf wie ein Messer. Mir war gesagt worden, dass die Erde viele Lichtjahre von diesem Planeten entfernt war, also erlaubte ich mir, dass ich mich mürrisch nach einem Hamburger und Pommes sehnte. Ich hatte mir ein verdammtes Doppelkaramell-Milchshake mit Sahne und kleinen Schokostreuseln verdient, selbst wenn es sich an meinem Hintern ansetzen würde.

Mir war übel und schwindlig, und ich konnte nicht weiter. Ich brauchte eine Rast. Ich entfernte mich vom Bach und ging tiefer in den Wald, bis ich einen großen Baum fand, auf den ich klettern konnte. Ich fand drei große Äste, die eine Art Sitz formten, und verkeilte mich darin. Ich zog die Knie an mich heran, lehnte den Kopf gegen die glatte Rinde und beruhigte meinen Atem. Ich war froh, dass es nicht kalt war, und ruhte mich einige Minuten lang aus, während um mich herum die Waldlaute sich wieder einstellten. Vögel sangen Lieder, die ich nicht kannte. Ein seltsames, flauschig schwarzes Tierchen hüpfte von Ast zu Ast wie ein Eichhörnchen zu Hause. Komische Insekten flogen um mich herum durch die Luft, aber die meisten ließen mich in Ruhe. Ein oder zwei landeten auf mir, aber ich wischte sie rasch weg und wünschte, ich hätte das blaue Kleid behalten, als Insektenschutz oder als Decke.

Zumindest war ich die letzten paar Meilen lang nicht darüber gestolpert.

„Sophia!“

Der laute Ruf ließ mich erstarren, aber ich antwortete nicht. Direkt unter mir waren drei große Viken-Männer in den Wald gekommen. Der Mann, der gerufen hatte, war groß und blond, seine Augen zu weit weg, als dass ich sie gut sehen konnte, aber ich nahm an, dass sie grün waren. Er war groß und muskulös, seine kräftige Figur in eine dunkelgrüne Uniform mit roter Armschleife gekleidet. Sein Gesicht war so gutaussehend, dass mein Herz vor mehr als nur Angst raste.

„Sophia!“ Ein zweiter Mann ging ein paar Schritte hinter dem Blonden und rief ebenfalls nach mir. Er drehte den Kopf von einer Seite zur anderen, auf der Suche nach mir. Er hatte eine breitere Brust und war ein paar Zentimeter kleiner als sein Kompagnon. Aber er sah meinem Lieblingsschauspieler ähnlich. Sein langes braunes Haar war eng an seinem Kopf zusammengebunden und fiel bis zur Mitte seines Rückens hinunter. Er trug eine braune Uniform mit derselben roten Schleife um seinen Arm, und trug eine seltsam aussehende Waffe, mit der er die Ranken auf der Suche nach mir zur Seite schlug.

Ich ließ sie vorüberziehen, saß lange Minuten lang da und erwog, vom Baum zu klettern, während sie sich immer weiter von meinem Standort wegbewegten. Ich dachte gerade darüber nach, dass ich herunterklettern und darauf hoffen sollte, dass sie nicht hier waren, um mich zu töten. Zumindest, bis ich den dritten Mann sah.

Er sprach nicht und folgte den anderen mit zumindest einer Viertelmeile Abstand. Er bewegte sich auf leisen Sohlen durch den Wald, sein dunkler Blick alles absuchend.

Von allen Dreien war er der Einzige, der nach oben blickte.

Ich zog mich hinter den dicken Stamm des riesigen Baumes zurück und verbarg mich vollständig, und blickte zwischen den smaragdgrünen Blättern zu ihm hinunter. Er war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, mit demselben roten Armband. Er hatte tiefschwarzes Haar, das kurz geschnitten war, und dunkle Augen. Sein Gesicht ließ mich an das schärfste griechische oder italienische Model denken, das je auf einem Titelbild zu sehen war, aber seine Haut war dunkler, die Farbe von meinem liebsten Mokka Latte. Er war wunderschön, aber kantig. Es waren seine Augen, die mich erstarren ließen. Sie waren kalt, emotionslos und berechnend, während er den anderen durch den Wald folgte.

Also die ersten beiden sollten mich aufscheuchen, damit der Jäger hinter ihnen mich schnappen konnte.

Ich war vielleicht ein Stadtkind, aber ich war nicht dumm. Ich kannte dieses Szenario nur zu gut von den Straßen zu Hause. Schick ein paar Jungs los, die an Türen klopften und Ärger schürten. Und gerade, wenn alle dachten, dass es wieder sicher war, kamen die wahren Schlägertypen und schlugen irgendwem die Zähne aus.

Nein danke. Auf die Scheiße würde ich nicht reinfallen.

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