Den Vikens hingegeben

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Erik, Planet Viken, Komplex der Vereinten Vikenstadt, Transportzentrum

Mein Herz klopfte vor Nervosität schneller, als mir lieb war, und ich blickte zu meinen zwei Waffenbrüdern. Gunnar, mit seinem schwarzen Haar und noch schwärzerem Herzen, stand schweigend und reglos wie eine Statue da, während wir auf die Ankunft unserer Gefährtin via Transport warteten. Er hatte geschworen, sie nicht zu lieben, aber Rolf und ich hätten das nicht von ihm verlangt.

„Wie lange müssen wir warten?“, schnauzte Gunnar den Viken-Krieger hinter der Transporteinheit an, jeder Muskel seines Körpers gereizt und angespannt.

„Für jemanden, der nicht an einer Gefährtin interessiert ist, bist du verdammt ungeduldig“, setzte ich entgegen. Während die anderen beiden in der Nähe des Transportbereiches standen, war ich an eine Wand gelehnt.

Gunnar warf mir über die Schulter einen vernichtenden Blick zu.

„Nicht mehr lange, mein Herr“, sagte der Mann an der Steuerung. „Das Transportsignal ist stark. Ihre Gefährtin sollte in den nächsten Minuten eintreffen.“

„Entspann dich, Gunnar“, sagte Rolf. Ihm gelang es immer, unseren Freund zu beruhigen. „Die Erde ist weit weg von hier. Sehr, sehr weit weg.“

Sie standen Schulter an Schulter. Neben Gunnars dunkler Erscheinung sah Rolf aus wie ein Leuchtfeuer. Ewig lächelnd, und unter der künstlichen Beleuchtung im Transportraum mit seinen blonden Haaren und leuchtend grünen Augen nahezu strahlend. Sein sorgloses Lächeln und sein natürlicher Charme waren uns über die Jahre hinweg immer wieder zugute gekommen. Beim Anblick von Gunnar liefen Frauen entweder davon oder fielen ihm wie Sklavinnen zu Füßen und warteten auf Anweisungen ihres Herrn und Meisters. Aber Rolf? Sie hingen an seinen Lippen, boten ihm freizügig alles. Sie verliebten sich in ihn so schnell und leicht, wie Regen vom Himmel fällt. Einer war hell, der andere dunkel.

Frauen lagen ihnen zu Füßen, aber keiner der Krieger konnte Liebe erwidern. Ich hatte ein Jahrzehnt lang im Hive-Krieg an ihrer Seite gekämpft. Wir hatten gemeinsam geblutet und getötet. Ich kannte diese Männer besser als mich selbst, und sie liebten nicht.

Ich ebensowenig. Wir alle waren gebrochen. Aber wenn die Königin, in deren Dienst man steht, und die Anführer, deren Schutz man sein Leben gewidmet hast, einen bitten, eine Gefährtin zu nehmen, um mitzuhelfen, die drei Sektoren zu vereinen, dann steht ein Abschlagen dieser Bitte nicht zur Verhandlung.

„Habt ihr beide euch ihr Profil angesehen?“, fragte ich. Vor weniger als einer Stunde waren die Informationen über unsere Gefährtin von der Erde zu uns übermittelt worden. Sophia. Wir kannten ihren Namen und wussten, dass sie eine Art Schmugglerin war, die auf ihrer Heimatwelt für dieses Verbrechen verurteilt worden war. Aber das war egal, denn wir Männer waren nicht perfekt. Wir hatten im Krieg getötet und Schlimmeres getan, und hatten gelernt, damit zu leben. Sophia versprach uns einen Neubeginn, ein frisches Kapitel in unserem düsteren Leben. Im Bericht stand, dass sie sechsundzwanzig Jahre alt war. Jung, aber reif. Ich hatte ihr Bild angestarrt, in Augen geblickt, die beinahe so dunkel waren wie Gunnars, und mein Schwanz war hart geworden. Es war unmöglich, sie nicht zu begehren, wenn man sich unsere Erdenschönheit ansah. Ich war verblüfft gewesen, dass eine außerirdische Frau meinen Schwanz regen konnte.

„Nicht nötig.“ Gunnar verschränkte die Arme vor der Brust.

Bei unserer ersten Begegnung vor vielen Jahren war er von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet gewesen, so wie alle Krieger aus Sektor Zwei. Die Sektor-Uniform war dem Weltraum-Tarnmuster der Koalitionsflotte gewichen. Viele Jahre später dienten wir nun, und trugen die Uniform der Vereinten Vikenstadt, der einzigen Bastion des Friedens auf unserem Planeten. Unserer Hauptstadt. Obwohl wir unter dem gleichen Befehlshaber dienten, trug er nun wieder schwarz, so wie ich braun und Rolf grün. Die Farbe jeder Uniform stand für den Sektor, in dem wir geboren wurden. Aber jeder von uns trug eine grellrote Schleife am Oberarm, die uns zu Brüdern machte. Rot für die Vereinte Vikenstadt, für unsere zukünftige Königin, das hübsche kleine Mädchen Allayna.

Rolf lachte. „Nicht nötig? Was ist mit dir los, Gunnar? Warst du nicht neugierig?“

Ich schüttelte den Kopf und stieß mich von der Wand ab, um zum Transporttechniker zu gehen und ihm über die Schulter auf die Kontrollhebel zu schauen. Ich wusste bereits genau, was Gunnar sagen würde.

„Nein“, erwiderte er. „Sie ist unsere Gefährtin. Ihr Aussehen ist irrelevant.“

Rolf klatschte ihm auf die Schulter und verdrehte die Augen. „Klar doch. Also wenn sie voller Warzen und hässlich anzusehen ist, wirst du die Augen schließen und dich trotzdem in ihre enge kleine Pussy bohren?“

Gunnar zog eine Augenbraue hoch, sichtlich nicht belustigt. „Sie kommt von der Erde. Dem Planeten von Königin Leah, die sehr hübsch ist. Sie wurde außerdem uns allen dreien über das Bräute-Zuordnungsprogramm zugewiesen. Ich habe keinen Zweifel daran, dass ich sie für unsere Bedürfnisse angemessen finden werde. Es muss so sein. Genau dazu waren diese beschissenen Tests doch gut.“

Angemessen für unsere Bedürfnisse. Klar doch. Wir brauchten sie dazu, sie zu ficken, zu schwängern und den Erlass der Königin zu befolgen. Das war schwierig genug, aber wir mussten unsere Gefährtin darüber hinaus auch glücklich machen. Solange Gunnar so ein griesgrämiger Kotzbrocken war und wir alle drei nicht scharf darauf, uns in Gefühle verstricken zu lassen, würde das die viel schwierigere Aufgabe sein.

Rolf wandte sich genervt an mich. „Ich nehme an, dass du der Versuchung nicht widerstehen konntest, Erik, und ihr Profil gelesen hast. Ich war auf Patrouille und konnte mich nicht über sie informieren. Erzähl mir alles.“ Er rempelte Gunnar an die Schulter. Wenn ihn sonst jemand mit solch beiläufiger Respektlosigkeit behandeln würde, hätte Gunnar ihn schon längst in Stücke gerissen. „Und erzähl es auch Gunnar. Er tut doch nur so, als wäre es ihm egal.“

Gunnar verzog den Mund, stritt Rolfs Behauptung aber nicht ab. Ich starrte auf die leere Transportplattform und dachte an unsere Gefährtin. „Sie heißt Sophia. Sie hat langes, goldenes Haar, wie die Rinde eines Nerbu-Baums. Ihre Augen sind dunkelbraun, fast so dunkel wie Gunnars.“

Ich sprach nicht weiter, da mein Schwanz mir in der Hose steif wurde. Ihr Körper war klein aber wohlgeformt, ihre Brüste gerade groß genug, um meine beiden Hände zu füllen. Ihr kleiner, strammer Hintern bettelte nur danach, zu leuchtendem Rosa verhauen zu werden. Ihre Lippen waren voll und von einer satten rosigen Farbe, die mich hungrig danach machte, sie zu schmecken.

„Erik?“ Rolf hatte sich nach vorne gelehnt und wartete mit amüsierter Miene.

„Ja, was?“

„Goldenes Haar und dunkle Augen. Was noch?“ Er wedelte mit der Hand im Kreis, um mich zum Weitersprechen zu bewegen.

Ich schüttelte den Kopf und richtete mir den Schwanz in der Hose zurecht. „Ihr wart zu faul, um es euch selbst anzusehen, also werdet ihr wohl warten müssen.“

„Transport steht bevor“, sagte der Techniker.

Gunnar zuckte mit den Schultern und starrte auf die Plattform. Wir alle taten das, und das vertraute Surren und Vibrieren ging los. Ich konnte das Surren durch meine Stiefel hindurch und bis in meine Beine spüren, als die Transportplattform geladen wurde und bereit war, unsere neue Braut zu empfangen.

„Ich hoffe, dass das kein verdammt großer Fehler war.“ Ich teilte Rolfs Sorge. Aber die Tests des Bräute-Programms waren so gut wie unfehlbar. Sie stimmten nicht nur die offensichtlichen Vorlieben und Abneigungen aufeinander ab, sondern auch unbewusste. Und da sie immerhin auch Gunnar zugewiesen worden war, freute ich mich schon sehr auf unsere erste Gelegenheit, sie zu ficken. Gunnar gehörte einem exklusiven Orden von Kriegern an, für die es ein Bedürfnis war, ihre Geliebten zu dominieren. Wenn Sophia uns zugeordnet worden war, dann konnte ich es nicht erwarten, ihre Reaktion zu sehen, wenn meine feste Hand auf ihren nackten Hintern treffen würde, oder mein Schwanz sie von hinten füllen würde, während Gunnar oder Rolf ihre nasse Pussy in Besitz nahmen.

„Wenn es ein Fehler ist, werden wir ihn ertragen und den Wunsch unserer Königin ehren.“ Gunnars knurrende Antwort war typisch. Tu, was zu tun ist. Das war Gunnar. Seine Philosophie machte ihn gnadenlos im Kampf, sowie auch im Bett. Wir hatten zuvor bereits Frauen geteilt, schon oft sogar, aber es war immer Gunnar gewesen, dessen stille und gnadenlose Art sie in Stücke brach, sie dazu brachte, sich zu winden und nach Erlösung zu schreien. Ich hatte weder die Geduld noch das Begehren, die Seele einer Frau zu erobern. Gunnar hatte eine ganze Sammlung, einen Vorrat an Schoßhündchen, die allzeit bereit standen, wenn er nach ihnen verlangte. Er liebte keine von ihnen, hatte geschworen, sie alle in die Wüste zu schicken, sobald wir eine Gefährtin in Besitz genommen hatten. Und das würde er auch. Er war vielleicht ein mürrischer Kauz, aber es gab niemanden, der ehrenhafter war.

Ich hoffte zutiefst, dass unsere Sophia damit zurechtkam, was Gunnar ihr abverlangen würde. Das würde sie. Die Zuordnung würde dafür sorgen.

Aber ich? Ich wollte eine schöne Frau ficken, sie mit meinem Samen füllen und als mein Eigentum markieren. Mit Gunnar und Rolf an meiner Seite, die mir helfen würden, mein—unser—Eigen zu schützen, war es leichter, unsere Zwangsvereinigung zu akzeptieren.

 

Was auch passieren würde, sie war bei uns sicher. Beschützt. Auf Viken herrschte Bürgerkrieg, und ich würde mir keine Gefährtin nehmen, wenn ich wüsste, dass sie ungeschützt zurückgelassen werden könnte, wie meine Mutter es gewesen war. Keine andere würde das Schicksal meiner Mutter teilen.

„Transport wird empfangen.“ In der Stimme des Technikers lag Aufregung, Vorfreude. Die Ankunft einer Interstellaren Braut war jedes Mal ein feierliches Ereignis auf Viken, denn es kam selten vor, und erst einmal zuvor von der Erde. Das war die Königin gewesen. Die meisten unserer Krieger fanden sich Gefährtinnen, bevor sie aus dem Krieg nach Hause kamen, oder wählten eine Braut aus ihrem Heimatsektor.

Ich trat vor, als ihre Umrisse auf der Transportplattform Gestalt annahmen. Üppige Kurven, in ein dunkelrotes Kleid gehüllt. Als das Transportlicht verblasste, trat Gunnar vor, um unsere Braut in Augenschein zu nehmen, aber ich hob die Hand, um ihn aufzuhalten. Er stockte, wenige Schritte von ihr entfernt.

„Nicht. Irgendetwas stimmt hier nicht.“ Die Frau lag mit dem Rücken zu uns, aber ihr Haar war rotbraun, nicht golden. Und ich konnte sehen, dass sich vor ihr etwas bewegte, als wäre sie nicht alleine.


Sophia

Ich hatte mir vorgestellt, dass das Transportieren in etwa so sein würde wie in der alten Raumschiff Enterprise-Fernsehserie, wo Spock an einem Ort verschwindet und am anderen wieder auftaucht. Für mich war es aber, als würde ich für eine Operation unter Vollnarkose gesetzt werden und an einem neuen Ort wieder aufwachen. Ohne Erinnerung daran, wie ich hergekommen war. Das Letzte, woran ich mich erinnerte, war, wie die Aufseherin rückwärts gezählt hatte. Nun wurde ich über einen kalten Fußboden geschliffen. Meine Gedanken waren zu benebelt, als dass ich darauf reagieren konnte, also leistete ich keinen Widerstand.

„Was zur Hölle machen wir jetzt? Das ist nicht die verdammte Königin. Wo ist das verdammte Baby?“, schrie ein Mann direkt über meinem Kopf, während er an meinen Armen zerrte. Sekunden später ließ mich der brutale Griff des Unbekannten los, und ich sackte auf dem Boden zusammen. Mein Kopf schlug gerade fest genug auf, dass ich mir wünschte, ich wäre immer noch bewusstlos. Die Luft war kühl, aber nicht kalt. Feucht. Es roch nach aufgewühlter Erde, wie in einem frisch umgestochenen Garten. Es war ein unerwarteter Geruch, aber er machte deutlich, dass ich nicht länger im antiseptischen Testzentrum in Miami war.

Der panische Tonfall des Mannes gab mir den Eindruck, dass etwas schiefgelaufen war. Ich öffnete die Augen, blinzelte ein paar Mal und versuchte, nach dem, was sich wie ein wirklich langes Nickerchen anfühlte, wieder zu Sinnen zu kommen.

„Offenbar ist während des Transportes etwas schiefgelaufen.“ Da war ein zweiter Mann. Seine Stimme war ruhiger, tiefer, und kam aus der Richtung meiner Füße.

Etwas war schiefgelaufen? Offensichtlich, wenn ich bewusstlos in der Gegend herumgeschliffen wurde. Oder zumindest glaubten sie das.

Ich nahm an, dass ich im Transportzentrum auf Viken war, aber es war nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Keine Enterprise-Kommandobrücke. Die Wände waren dunkelgrau gestrichen, die Decke niedrig. In der Wand gegenüber gab es ein Fenster, und hinter dem Glas konnte ich nichts als Grün sehen. Nur Grün, als wäre ich mitten im Wald. Direkt vor mir war ein hohes Pult mit seltsamen Symbolen und Knöpfen, Bildschirmen, über die Daten flitzten, die ich nicht lesen konnte. Die Sprache war eigenartig und fremd. Ich musste davon ausgehen, dass es die außerirdische Kontrollstation für Transporte war. Direkt dahinter befand sich eine erhöhte Plattform, die glänzende Oberfläche leer. War ich dort angekommen? Hatten sie mich von dieser Plattform gezerrt und wie Müll auf den Boden fallen lassen?

Ich konnte ihre Beine sehen. Beide trugen dunkle Hosen und schwarze Stiefel. Ich hatte Angst, mich zu bewegen, um mehr zu sehen, denn ihre Aufmerksamkeit war nicht auf mich gerichtet, und ich hatte keine Lust, sie auf mich zu ziehen. Nachdem ich mit den Corellis fertig geworden war, wusste ich, dass es manchmal das Beste war, völlig unsichtbar zu sein. Bestimmt waren diese beiden Grobiane nicht meine Gefährten. Wenn doch, wo war dann der dritte?

„Wo ist die Königin, Fähnrich? Wo zur Hölle ist die Prinzessin?“, fragte der zweite Mann.

„Ich weiß es nicht, mein Herr.“

„Was soll das heißen, Sie wissen es nicht? Was zur Hölle soll ich nun Vikter sagen?“

„Es gab keine Anzeichen auf eine Fehlfunktion.“ Der panische Mann mit dem niedrigen Rang war wohl das arme Schwein, das hier arbeitete, wo auch immer hier war. Der andere, der Zornige, da hatte ich keine Ahnung.

„Wer zum Teufel ist dann diese Frau?“

Es hatte irgendein Problem mit dem Transport gegeben. Es klang danach, als hätten sie jemand anderen erwartet. Wo in der Welt war ich? Nein. Wo im Universum war ich? War ich wirklich auf Viken transportiert worden?

„Ich weiß es nicht, mein Herr. Sind Sie sicher, dass es nicht die Königin ist? Sie ist eindeutig ein Mensch. Sehen Sie sich nur diese Haut an. Keine Viken-Frau hat solch weiche Haut.“

„Ist ihr Haar rot wie Feuer?“

„Nein.“

„Sie ist nicht die verdammte Königin, Sie Narr.“

„Ich weiß nicht, was schiefgelaufen ist. Wie Sie sehen konnten, ist sie einfach...einfach so aufgetaucht.“

„Ja, aber von wo?“ Ich hörte den Zorn. Die Männer bewegten sich ein paar Schritte auf mich zu, und ich sah einen Arm in meine Richtung weisen. Langer Ärmel, schwarzes Hemd, eine Männerhand. Der Rest von ihm war hinter dem Pult verborgen. „Finden Sie heraus, wer das ist. Sie ist nicht Königin Leah, aber vielleicht hat Vikter Verwendung für sie.“

Nein, ich war keine Königin. Die Männer führten offensichtlich nichts Gutes im Schilde. Und sie hatten mich Mensch genannt. Hatten Viken erwähnt. Eindeutig war ich nicht mehr länger auf der Erde. Und das war schlecht. Aber zumindest wusste ich, wo ich war, und es war nicht irgendein verrückter Planet, von dem ich noch nie gehört hatte.

„Ja, mein Herr.“

Es war offensichtlich, wer in diesem Duo das Sagen hatte. „Wer immer sie erwartet hat, wird ihren Transport zu diesen Koordinaten hier zurückverfolgen können. Ich muss von hier verschwunden sein, wenn sie ankommen.“

„Wie bitte? Dann muss ich auch von hier weg!“ Die Stimme des Fähnrichs wurde eine Oktave höher, seine Worte hektisch und stammelnd, panisch.

„Das war Ihr Fehler. Diese Frau, und wer immer kommt, um nach ihr zu suchen, ist Ihr Problem.“

Der Kerl, der das Kommando hatte, zeigte wieder auf mich, und diesmal schob sich sein Ärmel etwas hoch und ich sah eine Tätowierung innen an seinem Handgelenk. Es sah aus wie eine dreiköpfige Schlange.

„Transportieren Sie mich wie geplant auf die Transportstation in Mittstadt. Niemand wird mich in der Menge dort aufspüren.“

„Aber was mache ich mit ihr?“ Der Fähnrich kam um das Steuerpult herum und ich schloss die Augen und tat so, als würde ich schlafen.

Seine Schritte waren nahe, und ich spürte ein Vibrieren im Boden. Ein tiefes Surren erfüllte die Luft um mich, ließ mir die Härchen am Körper zu Berge stehen.

„Transportieren Sie mich und finden Sie heraus, wer sie ist. Wenn sie keine Adelige ist oder ein Lösegeld wert ist, töten Sie sie.“

Töten Sie sie?

„Was, wenn sie etwas wert ist?“

„Dann lassen Sie sie am Leben. Sie wissen, wen Sie kontaktieren müssen.“

Bei diesen Worten riss ich die Augen auf, und ich starrte auf die Beine des Fähnrichs, während grellgelbes Licht das Zimmer erfüllte und dann erlosch. Die Vibrationen hörten auf, und der Lärm stoppte abrupt.

Der Fähnrich atmete schwer und raunte sich selbst zu, murmelte etwas über Vereinigung, und ein Baby, und Arschlöcher.

Ach du Scheiße. Würde er mich umbringen? Ernsthaft?

Hysterisches Lachen braute sich in meinem Bauch zusammen, aber ich hielt es mit schierer Willenskraft zurück. Ich hatte die Erde verlassen, um von korrupten Arschlöchern wie diesen beiden wegzukommen. Stattdessen war es, als wäre ich nie fortgegangen. Genau so arbeitete die Mafia zu Hause. Die Corellis hatten alles unter Kontrolle, was in New York vor sich ging, inklusive mir.

Wie dämlich, zu glauben, dass ich unethische Kerle und organisiertes Verbrechen hinter mir lassen konnte. Die Leute waren überall im Universum gleich, wie es schien, und selbst der ach so tollen Koalition der Planeten war es nicht gelungen, Kriminelle wie diese beiden auszumerzen, oder ihren Auftraggeber, wer immer das auch war. Ich war quer durchs Universum transportiert worden und wieder genau da gelandet, wo ich angefangen hatte. In irgendwelche Machenschaften verwickelt. Üble Geschäfte. Und ich würde dafür bezahlen. Wieder mal.

Er runzelte die Stirn, und ich musste mein Kinn leicht anheben, um ihn beobachten zu können, während er auf und ab lief. Für einen kaltblütigen Mörder sah er viel zu nervös aus. Das konnte ich mir zunutze machen. Ich würde nicht einfach still liegenbleiben und drauf warten, von ihm umgebracht zu werden.

Ich blickte an mir hinunter und stellte schockiert fest, dass ich ein Kleid trug. War dies Teil der Bräute-Abfertigung gewesen? Die Robe hatte lange Ärmel, und der Saum würde mir, wenn ich aufrecht war, bis zu den Knöcheln reichen. Der Schnitt war schlicht, aber schmeichelhaft, schmiegte sich eng an meine kleinen Brüste und war an den Hüften weit ausgestellt, um den Frauenkörper zu betonen. Die Farbe war ein schlichtes Blau, aber der Stoff war weich wie Seide und schmiegte sich an jede Kurve.

Nicht gerade Kampfausrüstung.

Ich wackelte mit den Zehen in weichen Lederpantoffeln und wünschte, ich hätte Stiefel mit Stahlkappen, um diesem Kerl in die Eier zu treten.

Ich lag wie tot da und sah ihm unter den Wimpern versteckt zu, wie er auf und ab rannte, mich ansah, den Blick abwandte. Er lachte hysterisch und fuhr sich mit den Fingern durchs dunkle Haar. Wenn er ein typischer Viken-Mann war, dann sahen sie den Erdenmännern recht ähnlich. Er war etwas größer als die Männer, die ich kannte, aber ich wusste nicht, ob das etwas Viken-Typisches war, oder ob er einfach nur groß war.

„Diese verdammten Scheiß-Transportcodes. Nicht die verdammte Königin“, murmelte er in seinen Bart.

Nach den Vibrationen, dem grellen gelben Licht und dem Verschwinden des anderen Mannes war ich mir sicher, dass ich in einer Art Transportzentrum war, obwohl das Zimmer alt und lange vergessen wirkte, mit abblätternder Wandfarbe und kaputten Lampen in unregelmäßigen Abständen an den grauen Wänden. Das Zimmer war winzig. Die Transportplattform war groß genug für drei oder vier Leute, und die einzige Tür nach draußen war links von mir.

Ich wartete, bis der Fähnrich sich von mir abgewandt hatte. Dann sprang ich auf die Füße und rannte los, hoffte, dass mir der Überraschungseffekt helfen würde.

Ich packte den Türgriff und drückte. Erleichterung durchflutete mich, als die Tür sich öffnete und ich ins Freie rennen konnte. Mein Kleid verhedderte sich um meine Knöchel, und ich stolperte, schaffte zwei kleine Schritte, bevor der Kerl mich von hinten gepackt hatte.

„Hiergeblieben!“, zischte er und wirbelte mich herum.

Ich stand ihm gegenüber und fühlte mich wie ein Kleinkind, als er so über mir aufragte. Sein Griff schloss sich fester um meinen Arm, und er fluchte.

„Die Götter seien verflucht, du bist so verdammt klein. Ich will das nicht tun.“

Klein? Klar, ich war 1,57 in flachen Schuhen, aber ich würde mit ihm nicht darüber debattieren, solange er mich nicht töten wollte.

„Dann tu es nicht. Lass mich einfach gehen. Ich werde nichts sagen. Versprochen.“ Mein Herz steckte mir in der Kehle.

Seine dunklen Augen waren extrem aufgebracht, und ich konnte sehen, dass er kein kaltblütiger Mörder war. Ich war genug von Corellis Schlägern begegnet, um Angst zu erkennen, wenn ich sie sah. Er war eher wie einer der frischen Rekruten der Corelli-Familie, jung und grün hinter den Ohren. Aber oft waren das die Gefährlichsten, denn sie waren in die Ecke gedrängt, ohne Ausweg.

Er schüttelte den Kopf und überlegte, was er tun sollte. „Ich bin ein toter Mann, wenn sie das herausfinden.“

„Niemand wird es je erfahren. Ich schwöre es.“

Er studierte mich, während er mich weiterhin schmerzhaft festhielt. „Wer bist du? Wer kommt, dich zu holen?“

 

„Niemand.“ Zumindest nicht, dass ich wüsste. Aufseherin Egara hatte mir versprochen, dass ich zu drei Viken-Gefährten geschickt wurde, aber ich hatte keine Ahnung, ob die überhaupt erfahren würden, was mit mir passiert war.

„Du warst auf einem Transport in die Vereinte Vikenstadt. Warum?“

„Ich weiß es nicht.“

Er kniff die Augen zusammen. „Du bist eine Braut. Eine verdammte Interstellare Braut.“

Meine Augen wurden groß, als er die Wahrheit hervorstieß, und ich schüttelte den Kopf, versuchte, mir eine Lüge einfallen zu lassen, irgendetwas, damit er mich loslassen würde.

„Lass die Lügen sein.“ Er fasste mit der freien Hand hinter sich und zog eine Waffe. Ja, es war eine Schusswaffe. Eine Weltraum-Waffe, aber ich hatte genug gesehen, um das zu wissen. Sie war aus glänzendem Metall, hell wie Silber. Sie war klein, zu klein, aber das hieß nicht, dass sie nicht kraftvoll sein würde. Ich sah keine Kammer für Kugeln, aber tot war tot, mit oder ohne Kugeln. „Du bist eine Braut. Die Götter seien verflucht. Wer kommt dich holen?“

„Ich weiß es nicht“, wiederholte ich, mit steigender Panik in der Stimme.

Er fauchte mich an. „Scheiße. Dein Gefährte bringt wahrscheinlich ein ganzes Geschwader mit, um mich zu jagen.“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bin ihm noch nie begegnet.“ Ich würde ihm nicht sagen, dass ich drei Gefährten hatte.

„Schweig.“ Schweiß tropfte von seiner Stirn auf seine Wange, und die Adern in seiner Schläfe traten unter seiner Haut hervor. Er hatte Angst, und das war nicht gut für meine Überlebenschancen. „Es ist scheißegal. Kapierst du das nicht? Er wird dich holen kommen. Eine verdammte Kriegerbraut.“

Ich zerrte an meinem Arm und versuchte, mich loszureißen. „Lass mich los!“, schrie ich.

„Er wird dich holen kommen, ganz recht. Und mich verdammt nochmal in Stücke reißen.“ Er packte fester zu, bis ich vor Schmerz aufschrie und Angst bekam, dass er mir einen Knochen im Arm brechen würde oder die Schulter ausrenken. „Verdammte Braut. Wie ist das passiert? Ich bin erledigt. Verdammt noch mal erledigt!“

Mein Zorn verlieh mir Mut. Ich hatte mich von den Corellis so stark einschüchtern lassen, dass ich mit ihnen zusammenarbeitete, alles tat, was sie wollten. Selbst nachdem meine Mutter tot und begraben war, zwangen sie mich noch, für sie zu schmuggeln. Drogen. Geld. Technologie. Kunst. Diamanten. Sie hatten gedroht, mich umzubringen, und ich hatte getan, was sie wollten. Ich hatte den Schwanz eingezogen und mich von ihnen herumkommandieren lassen. Und wofür? Alles, was für mich dabei rausgekommen war, war eine Gefängnisstrafe und eine Reise ohne Rückkehr auf diesen hinterwäldlerischen Planeten. Zum Teufel damit.

Ich holte aus und rammte ihm mit ganzer Kraft mein Knie in den Schritt. „Arschloch!“

Er ging zu Boden wie ein Stein, ließ aber nicht los und riss mich beinahe mit sich zu Boden. Die Waffe lag in seiner freien Hand, und er zielte sie auf mein Gesicht, das nur wenige Zentimeter über seinem schwebte. Ich packte sein Handgelenk mit beiden Händen und drückte kräftig dagegen, was ihn zwang, die Waffe von mir weg zu richten. Er feuerte sie ab, mit einem Knall, als würde eine Flaschenrakete zwischen uns explodieren. Ein weißer Lichtstrahl schoss daraus hervor und pulsierte auf die Bäume zu.

Knurrend rollte er sich auf die Seite und versuchte, mich zu Boden zu drücken, aber ich hielt mich mit aller Kraft an seinem Handgelenk fest. Ich keuchte laut, und meine Füße waren im Kleid verfangen. Da ich die Hände voll hatte, setzte ich wieder meine Beine ein und rammte ihm noch einmal mein Knie in den Leib. Entweder hatten Viken-Männer Eier aus Stahl, oder sein Adrenalinspiegel war so hoch wie meiner. Der Tritt richtete nicht mehr aus, als dass er nach Luft schnappte und ich Gelegenheit hatte, mich auf ihn zu stürzen, während er flach auf dem Rücken lag. Ich baute mich über ihm auf und blickte ihm in die dunklen, wütenden Augen, aber er hatte immer noch die Waffe.

„Ich bring dich um“, knurrte er.

„Na los, versuch‘s doch, du Arschloch.“ Etwas in mir machte Klick, und meine gesamte Angst war verflogen. Wenn ich hier sterben sollte, so sei es, aber ich war es leid, mich zu fürchten. Schikaniert zu werden. Von mächtigen Männern ausgenutzt zu werden, behandelt wie eine entbehrliche Schachfigur. Ich bückte mich und bohrte meine Zähne tief in seine Hand, bis ich spürte, wie meine Zähne durch die Haut brachen und Blut meinen Mund füllte.

Er heulte vor Schmerz auf und riss seinen Arm von mir weg an seine Brust, und ich nutzte meinen Vorteil. Ich hatte keine Ahnung, woher ich die Kraft nahm. Vielleicht strömte mir mein Zorn auf die Corellis durch die Adern, jedenfalls gelang es mir, sein Handgelenk zu einem schrägen Winkel zu verbiegen und nach unten zu drücken. Sein Arm war geschwächt und verkrümmt, und ich fiel auf ihn. Die Hand, in der er die Waffe hielt, lag zwischen uns eingeklemmt. Ich streckte den Rücken durch und tat mein Bestes, meinen Körper aus der Schusslinie zu halten, während ich sein Handgelenk in der Hoffnung weiter verdrehte, Knochen brechen zu hören.

Ich hörte einen Knall, sah ein kurzes Aufblitzen von grellem Licht. Nicht sein Handgelenk. Die Waffe war abgefeuert worden.

War ich getroffen? Eine Sekunde lang war ich in Panik und Sorge, dass Zorn und Schock den Schmerz einer Verletzung betäubten. Ich biss die Zähne zusammen und horchte in meinen Körper hinein, aber ich spürte nichts als rasendes Herzklopfen, während ich darum kämpfte, Luft zu holen und auszustoßen. Ich zitterte, und jeder bebende Atemzug fiel mir schwer. Ich zwinkerte langsam und versuchte, alles zu verstehen. Alles fühlte sich an wie in Zeitlupe, und ich sah aus einer Distanz zu, die ich nicht begreifen konnte.

Seine Beine wurden schlaff, und sein Widerstand legte sich. Unter mir wurde sein Körper weicher, seine Muskeln entspannt. Sein Griff um meinen Arm lockerte sich, und seine Hand glitt zu Boden. Er blickte mich mit großen Augen an, wie in Schock. Ich drückte mich von seiner Brust ab, packte die Waffe und kroch auf Händen und Knien rückwärts von ihm weg.

Das Licht, das durch das hohe Blätterdach der Bäume herunterfiel, tanzte auf seiner Brust, wo das Blut, das sein Hemd durchtränkte, sich wie eine leuchtend rote Blüte über den dunkelgrünen Stoff ausbreitete.

Die Vikens bluteten also rot, genau wie Menschen.

Ich sah zu, wie er langsam verblich. Der Geschmack von seinem Blut in meinem Mund drehte mir den Magen um, und ich rollte mich zur Seite, als mein Körper würgte und sich schüttelte. Ich hatte schon seit Stunden nichts gegessen, und zum ersten Mal war ich dankbar für einen leeren Magen.

Der Schreck saß mir tief in den Knochen. ich wandte mich von ihm ab und stand auf. Ich stand auf zittrigen Beinen und sah, dass seine Augen glasig und leer geworden waren. Mein Herz donnerte in meinen Ohren, aber der Rest von mir war völlig betäubt.

Er war tot. Ich hatte ihn getötet.

Ich riss den Kopf herum, links, dann rechts, auf der Suche nach weiteren Feinden, weiteren Bedrohungen. Wir waren inmitten einer Lichtung mit nichts als dem kleinen Gebäude, gedrungen und mit etwas wie Moos überzogen. Ich drehte mich langsam herum und fühlte mich, als wäre ich in einen Zauberwald spaziert. Hohe Bäume türmten sich wie Wolkenkratzer über mir auf, so dick und grün, dass ich kaum die Farbe des Himmels über ihnen erkennen konnte. Der Boden unter meinen Füßen war weich, federnd, dank einer Mischung aus Moos und dickem, saftigem Gras.

Ich fühlte mich, als wäre ich in ein Monet-Gemälde gestiegen. Ich sehnte mich nach meinem Malkasten, damit ich diese unglaubliche Schönheit auf Leinwand bannen konnte. Es war...Perfektion. Alles war feucht, als hätte es gerade geregnet. Um mich herum herrschte sattes Grün und hohe Luftfeuchtigkeit, und Schweiß trat mir auf die Stirn, während überall Tiere, die ich nicht kannte, in ihren Verstecken in fremden Lauten zwitscherten und quakten. Kletterpflanzen rankten sich von Baum zu Baum, und alle paar Handbreit blühte auf ihnen eine exotische Blume, größer als meine Handfläche, und schmückte den Wald mit leuchtendem Rosa und Lila, Orange und Gold. Viken war hübsch. Farbenfroh. Auf eigene Weise wunderschön, und ich wollte das alles malen.