Tschefuren raus!

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Z serii: Transfer Bibliothek #160
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6. Warum man nach einem guten Essen ein bisschen Bewegung braucht

Keine richtige Tschefurenfamilie geht zum Essen ins Restaurant. Nicht mal zu Jovo. Erstens ist es zu teuer, zweitens müssten sie sich zwei Stunden über irgendwas unterhalten, was für eine Tschefurenfamilie nicht zu packen ist. Zu Hause isst du in zehn Minuten und gehst weiter fernsehen. Oder Geschirr spülen. Je nach Geschlecht. Aber ich kann mir nicht vorstellen, mit Radovan und Ranka zwei Stunden beim Essen zu sitzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Radovan und Ranka zwei Stunden beim Essen sitzen ohne mich. Too much! Diese Familienunterhaltungen gibt es sowieso nur in amerikanischen Serien. Ich hab mich im Leben nicht mit Radovan unterhalten. Oder mit Ranka. Wir fragen uns nur was und geben Antwort.

„Hast du deine Hausaufgaben gemacht?“

„Mhm!“

„Hast du heute ein Spiel?“

„Morgen.“

Radovan hat mit sich selbst die Challenge, wie viele blöde Fragen er zu fragen imstande ist, und ich habe mit mir selbst die Challenge, wie ich möglichst kurz darauf antworte. Ranka hat einen anderen Typ Fragen.

„Warum hast du nach dem Abendbrot den Tisch nicht abgeräumt? Warum hast du nach dem Training das nasse Zeug nicht aus der Tasche genommen?“

Das ist noch einfacher. Auf solche Fragen gibt es keine Antwort. Und Ranka erwartet keine. Ich tue immer genügend Sachen nicht, sodass sie immer genügend Fragen hat.

„Warum hast du dein Zimmer nicht aufgeräumt? Warum hast du das Licht im Klo nicht ausgemacht? Warum hast du den Müll nicht rausgebracht? Warum hast du die schmutzigen Strümpfe nicht in die Schmutzwäsche getan?“

Wie du dich zwei Stunden mit den Alten unterhalten kannst, wird mir nie klar werden.

Aber dann ist da noch ein dritter Grund, weshalb die Tschefuren nicht mit der Familie ins Gasthaus gehen. Weil die Frau kocht. Dass sie einen Tag mal nicht kocht, ist keine Option. Immer gibt es Sarma oder Musaka oder Pita oder Sataraš oder Gefüllte Paprika. Wenn die Frau zufällig einen Tag mal nicht kocht, gibt es Gulasch vom Vorabend oder Bohnen von der Vorwoche. Oder es gibt was Tiefgefrorenes aus dem Freezer, das man nur aufzutauen braucht. Deshalb hat ein Tschefur es nie eilig nach Hause zum Essen. Weil sich all dieses Essen löffelwarm aufwärmen lässt. Und Pita ist auch kalt ganz in Ordnung. Nur sonntags, wenn es Huhn gibt und Bratkartoffeln im Schmortopf aus dem Rohr, muss man quasi pünktlich zum Essen sein. Dann essen wir so wie alle zusammen. Aber dann habe ich keine Lust dazu. Weil Radovan und Ranka so was von behämmert sind und ich keine fünf Minuten Lust habe, mit ihnen zusammenzusitzen. Scheiß auf Huhn und Bratkartoffeln im Schmortopf aus dem Rohr.

Deshalb sind wir zu Babnik gegangen. Das ist ein Dorfgasthaus auf der anderen Seite der Ljubljanica, wo sie ganz annehmbare Preise haben, wenn du schnell bist und verschwindest, wenn die Kellnerin nicht hersieht. Ein einziges Problem gibt es mit diesem Gasthaus, und zwar, dass du da nur einmal hingehen kannst. Ich weiß nicht, ob es auch nur einen Tschefur auf der Welt gibt, der bei denen zwei Mal war. Denn jedes Wochenende rennt jemand aus dem Babnik weg, satt wie ein Schwein. Bin ich etwa dafür verantwortlich, dass Fužine so nah ist und dass die Kellnerin uns nicht durch die Siedlung nachläuft?

Nur, dass mich die Kellnerin aus dem Babnik total angefuckt hat. Die Scheißfotze, weil sie uns von Anfang an so angesehen hat, als wären wir die größten Verbrecher. Weil wir so aussehen wie Tschefuren, oder was? Du hast richtig ihren Blick sehen können, wie sie uns angesehen und sich gedacht hat, dass wir uns nach dem Essen bestimmt französisch verabschieden. Wir sind dann ja wirklich abgehauen, aber das ist jetzt nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass sie nicht wissen konnte, dass wir abhauen werden, und dass sie uns trotzdem so angesehen und uns ganz mickrige Portionen serviert hat, und all so was. Denn was, wenn Getafe gegen Alaves verliert und Aco beim Wetten richtig liegt und wir Cash hätten und am Schluss zahlen würden? Was wäre dann? Sie hätte uns genauso angesehen. Und da liegt der Hase im Pfeffer! Nutte, verfickte. Dass sie dich ansieht, als wärst du ein Verbrecher, schon bevor du überhaupt einer bist. Und so sehen uns alle andauernd an. Immer schauen alle nur, wann wir abhauen und was wir zerlegen und wen wir anpflaumen werden. Ich wollte am Ende richtig aufstehen und an den Tresen gehen, auf den Tausender spucken und ihr den an die Stirn kleben. Verfickte Zigeunerfotze. Die soll mich noch einmal so ansehen.

Nur dass ich sowieso keinen Tausender hatte. Ich hatte nicht mal einen Hunderter. Ich hatte fünfzig beschissene Tolar und noch was an Kleingeld. Und wir sind gerannt. Das ist immer komisch, wenn vier Typen wie die Idioten vor einer altersschwachen Kellnerin davonrennen. Du rennst, als wären die Cops hinter dir her. Und nicht, dass du anhältst, wenn du nach Fužine kommst, und dann langsam weiter. Nein, du rennst immer weiter, bis ganz zum Basketplatz. Keiner dreht sich um und sieht zurück. Das hab ich echt nie kapiert. Vier eigentlich starke Typen, die stärksten, und eine dicke Kellnerin. Und dann noch in Fužine, wo alle sportlich leger gehen, als hätten sie es gerade mit Seka Aleksić getrieben, und wenn du dann noch „Aufpassen!“ rufst, zucken alle zusammen und fangen wieder an zu rennen! Mann, wenn das nicht wieder so ein psychologischer Trick ist.

7. Warum keiner mehr Basket spielt

In der letzten Zeit sind die Basketplätze in Fužine leer. Das ist so, wenn die Schulen ihre Spielplätze nicht renovieren und wenn die Gemeinde, zu der Fužine gehört, nichts auf die Reihe kriegt. Dann gibt es keine Bretter, keine Netze, nichts. Für mich ist das ein echt trauriger Anblick. Du kommst auf den Platz, und kein Mensch weit und breit. Die Kleinen fixen oder ziehen sich Videospiele rein. In Fužine gibt es sechs Basketplätze plus einen Korb bei den Tennisplätzen und ein Spielfeld vor der Verrücktenanstalt, wo sie auch eine Leitung haben und du Wasser trinken kannst. Von allen diesen Spielplätzen wird nur auf dem Krajevec gespielt, und das ist dazu noch der abgefuckteste Platz der Welt, wo die Mittellinie kein Aus bedeutet. Die Regel hat sich irgend so ein Kretin vor hundert Jahren ausgedacht und die gilt jetzt noch immer. Auf allen Spielfeldern ist beim Basket die Mittellinie das Ende des Spielfelds, wenn du nur auf einen Korb spielst, nur auf dem Krajevec nicht. Und außerdem gibt es heute keinen richtigen Basketball mehr. Früher gab’s an jedem Korb ein paar Dreier, da spielten Rašo Nesterović und voll ein paar super Typen, und da spielten ein paar Greise, bei denen du keinen dunken konntest, egal was du versucht hast. Vor der Gastgewerblichen waren immer ein paar gefährliche Typen aus dem Fünfzehner-Block, die, den Kassettenspieler voll aufgedreht, Public Enemy laufen ließen und einen verdammt unangenehmen Basketball spielten. Auch wenn der Typ nicht dribbeln konnte, war er stark und hat mit dir den Boden gewischt. Wer weiß, wo diese Legenden jetzt sind, all diese verschiedenen Jordans. Nur, vor der Kochakademie hängt schon mindestens zehn Jahre kein Brett mehr. Bei uns, am Rusjan, wurde nur so easy Basket gespielt, aber das war trotzdem immer eine coole Angelegenheit, da haben sich voll die Leute versammelt, und jetzt kommen wir hin, und da ist ein Zwerg ein bisschen am Schießen, der Ball größer als er. Hast keinen, mit dem du zu dritt spielen könntest. Ein wahres Trauerspiel. Und dann hörst du in der Glotze, wie irgendwelche bemühten Warmduscher klugscheißen, dass es immer mehr Junkies gibt und so. Sollen sie doch mal von Platz zu Platz spazieren und sehen, wo die Kids sind. Klaro wird da gefixt, wenn du zum Basket kommst oder zum Fußball, aber da siehst du keinen von denen. Meiner Schätzung nach gibt es mehr Fixer als Basketballer auf diesen Spielplätzen.

„Gibst du mir mal den Ball, dass ich einen Dreier werfe?“

Aco muss die Kleinen immer erst mal anblaffen. Angeblich weil sie uns auch angeblafft und vom Platz geworfen haben, als wir die Kleinen waren, und jetzt bringt er quasi den Kleinen Ordnung bei. Damit klar ist, wer hier das Sagen hat. Aber die Kleinen von heute scheißen dir was. Wir haben uns damals angeschissen und uns nicht getraut zurückzublaffen und sind schön runtergegangen vom Spielfeld, aber heute blasen sich die Kleinen auf und blaffen zurück.

„Gib schon her, ich fress ihn dir schon nicht auf. Ich werf nur mal einen Dreier.“

Da hast du diese Pimpfe. Die reißen das Maul auf, und die Alten nehmen nie den Gürtel, wie es sich gehört. Von wegen moderne Erziehung. Und dann muss ihm Aco den Ball mit Gewalt wegnehmen, um seinen fucking Dreier zu werfen, und der Kleine ist beleidigt und will zu seiner Mami laufen und ihr was vorplärren und Aco kriegt die Wut und haut ihm den Ball irgendwohin Richtung Ljubljanica.

„Da hast du deinen Ball, du Nervensäge!“

Und der Kleine läuft weinend nach Hause. Und wir sitzen schön auf der Tribüne vorm leeren Platz und sind gut drauf.

„Willst du ’n bisschen Gras? Von Hasch-Jovo?“

Gras will ich keines. Ich meine, wo ich doch Sportler bin. Ein Tschick geht manchmal bei mir. Nur so zum Angeben, denn wenn Radovan wüsste, dass ich qualme, würde er mich in meine Einzelteile zerlegen. Die Eier würde er mir um den Hals binden. Da versteht er keinen Spaß. Drogen oder Basket. Zigaretten, eine, zwei, das ist es nicht, Radovan hat ja auch geraucht, als er jung war, aber wenn ich einen Joint rauchen würde, würde ich kopfüber aus dem dreizehnten Stock fliegen. Nicht, dass unser Block dreizehn Stock hätte, aber für die Gelegenheit würde Radovan den dreizehnten dazuerfinden. Dann wär der Kopf ab. Deshalb sehe ich Dejan und Adi zu, wie sie rauchen, und ich stecke mir eine auf easy an und inhaliere nicht. Mehr zum Angeben.

 

„Keiner spielt mehr Basket?“

„Kein Geld.“

„Was brauchst du Geld. Nimmst dem Kleinen den Ball ab und machst ein Dunking und so.“

„Ach nee, das hat keine Perspektive.“

Manchmal schiebt Dejan was raus, dass es dir den Magen umdreht. Was weiß der, was Perspektive ist. Der Mensch hat keine blasse Ahnung von gar nichts. Die ganze Grundschule durch hatte er alles Fünfen. Für ’ne Vier in Geografie brauchte er nur alle Kontinente auswendig zu lernen, ging nicht. Am Schluss hat er sich mit der Geografietussi geeinigt, dass er ihr für ’ne Vier alle sieben Londoner Klubs aufzählt, die in der Premier League spielen.

„Ach so, keine Perspektive? Du könntest gern mal Tagebuch schreiben.“

„Das hast du gut gesagt! Weißt du überhaupt, was das ist, Perspektive?“

„Werd ich wohl wissen!“

„Was? Dann sag’s doch, wenn du’s weißt.“

„Warum? Sag du.“

„Du bist doch der Schlaue.“

„Und du der Oberschlaue, wenn sie dir nicht beigebracht hat, was das ist, Perspektive.“

„Hör auf, du hast keine Ahnung, was das ist, Perspektive!“

„Das ist das, was später kommt, in der Zukunft. Wenn es cool ist und so.“

„Ach, in der Zukunft? Mein Gott, was du heute alles rauslässt, Alter! Machst wohl grad deinen Doktor, oder was? Es gibt keine Perspektive!“

„Basket spielt keiner, weil keiner mehr Lust dazu hat. Die Kids sind zu faul, Alter. Keiner hat Lust, sich zu bewegen! Nimm bloß mal den Nušić. Wo hat der Lust, auf dem Spielfeld rumzulaufen! Die Leute sind total phlegmatisch. Kein Interesse, Alter.“

„Die Leute sind behämmert.“

Und so weiter. Gibt nichts Schöneres. Du sitzt da und genießt. Scheißt dich nix.

8. Warum der Kommunismus noch nicht ausgestorben ist

Wenn ich abends nach Hause komm, bete ich zu Gott, dass Radovan schon pennt. Ich hab wirklich keine Lust auf Fragen, wo ich war, mit wem und warum ich nicht zum Essen gekommen bin. Nur, heute hat Radovan direkt auf mich gewartet. Er saß da in Unterhemd und Unterhose, was bei ihm der Pyjama ist, und zappte durch die Kanäle. Und dann fing er an, um mich herumzuschleichen. Und ich wusste, dass ich nicht so leicht davonkommen würde. Irgendwas ging ihm im Kopf herum, und das musste er mir jetzt mitteilen. Scheiße auch.

„Ich habe mit diesem … Krković gesprochen. Er kennt da wen … bei Olimpija! Er steht sich gut mit dem, wie heißt er noch … Ćućić. Er hat gesagt, er wird sehen, was er für dich tun kann.“

„Was?“

„Na, für Olimpija. Er steht sich wirklich gut mit diesem … Ćućić.“

„Was für Olimpija.“

„Na, Olimpija.“

„Ich will nicht zu Olimpija.“

Soll er sich Olimpija und diesen Ćućić sonst wo hinstecken. Was kommt er mir damit um ein Uhr morgens. Und wieder ist er nervös zum Abwinken. Scheiß auf seine Nervosität.

„Bist du wahnsinnig, du Ochse? Was willst du nicht! Und was willst du? Willst du vielleicht zu den Ingenieuren mit deinen Noten? Wenn du nicht bei Olimpija spielst, bist du nirgends! Glaubst du, da kommt einer nach Fužine, um dich zu sehen! Du Depp du! Dann geh doch … geh doch nach Ježica, zu den Frauen, wenn du so einer bist!“

„Und was macht dieser Ćućić! Er ist da Physiotherapeut!“

„Kennt er Sagadin? Kennt er ihn? Ja, er kennt ihn! Und wer ist der Oberste? Sagadin!“

Nur Ranka hat uns noch gefehlt.

„Was habt ihr um diese Zeit hier zu diskutieren. Ihr weckt die ganze Siedlung auf.“

„Und wenn schon! Wann hast du das nächste Training?“

„Morgen.“

Radovan schnappt wieder nach Luft, Ranka leidet, und ich habe von all dem die Schnauze voll. Und überhaupt von seinen Krkovićs und Ćućićs. Das ganze Leben habe ich nur Troubles von diesen Krkovićs und Ćućićs und sonstigen Stümpern. Ständig kennt Radovan wen, der irgendwas richten wird, weil der wieder jemanden kennt, und das sind lauter Tschefuren, die sich kennen, und alle richten irgendwas, und am Schluss setzen sie sowieso alles in den Sand. Wenn jemand glaubt, der Kommunismus ist ausgestorben, hat er sich schwer getäuscht. Radovan ist noch immer auf diesem Trip mit seinen Krkovićs und Ćućićs. Bei ihnen ist alles hilfst du mir, helf ich dir. Du kannst nicht mal in den Laden gehn Brot kaufen, ohne dass Radovan zu dir sagt: „Warte, ich rufe Ćućić an, dass er nachsieht, ob in der Bäckerei bei Krković noch ein Laib über ist!“ Für jeden Scheiß wird nach einer Verbindung gesucht, man fragt nur, wo jemand auf -ić ist und wer ihn kennt, denn wenn er auf -ić ist, dann ist er ein Tschefur, und ein Tschefur kennt doch einen anderen Tschefur. Und dasselbe, wenn eine Waschmaschine kaputtgeht, dann kaufst du keine neue oder bringst sie zum Service, sondern rufst Krković an, der kennt einen Ćućić, der das umsonst repariert. Und so. Alles umsonst. Ein Tschefur ist für den anderen da. Und dann ist die Waschmaschine nach zwei Tagen wieder im Arsch. Der Kommunismus ist im Arsch, weil die Leute für wenig Geld gearbeitet haben. Nur Radovan und seine Krkovićs und Ćućićs haben das noch nicht geschnallt. Die werden immer mehr und sind überall. Alle kennen sich und alle tun sich einen Gefallen, in Wirklichkeit machen sich die einen auf Kosten der anderen einen Lenz. Als ich anfing, Basket zu trainieren, ging das nicht ohne Krković. Nein, er musste bei Slovan einen gewissen Ćućić kontaktieren und irgendwas fix machen. Alle anderen kamen schön zum Training und fingen an zu trainieren. Was weiß ich, das ist wahrscheinlich deshalb, weil damals in Jugoland alle in eine fremde Republik gekommen sind und keinen blassen Schimmer hatten und sich alle angeschissen und nach ihren Leuten gesucht haben, die ihnen helfen würden, sich leichter zurechtzufinden, weil sie weder die Sprache konnten noch sonst was. Aber nach dreißig Jahren könnte man auf dieser Welt doch mal was ohne Krković und Ćućić machen, verdammter Tito, verdammter.

9. Warum die Tschefuren nicht über Sex reden

Heute Morgen bin ich im Aufzug mit der Moderatorin aus dem achten Stock gefahren. O Mann, was würde ich mit ihr machen. Die ist echt steil. Real ist sie noch besser als im Fernsehen. Und immer maximal aufgebrezelt. Hochhackige plus enge Hose, dass der Arsch nur so wackelt und es dir den Atem verschlägt, wenn du hinter ihr gehst. Mir war es immer zu dumm, ihr was nachzurufen und so. Das ist mir immer auf den Sack gegangen. „Hallo Kleine, lass mi mol eine!“, „Mädchen, hast du stramme Bäckchen!“ und ähnliche Meldungen mehr. Ich würde zu ihr sonst was sagen, ich bin aber ein zu großer Loser. Ich bin wirklich zu doof für solche Sachen. Sie kommt in den Aufzug und alles duftet nach ihrem Parfüm, und ich starre auf den Boden und dann, wenn sie aussteigt, geh ich ihr langsam nach und sehe auf ihren Arsch, wie er in den engen Hosen hin und her hüpft. Das ist mein Liebesleben. Eine ausgemachte Kacke. Dass ich etwas zu ihr sage oder so, keine Chance. Ich erinnere mich überhaupt nicht, wann ich ihr zum letzten Mal ins Gesicht gesehen habe. Ich weiß ja, sie hätte mich abblitzen lassen, aber es geht mir doch gegen den Strich, dass ich nicht die Eier habe, um was zu probieren. Ich habe richtig Angst vor ihr. Ich scheiß mich voll an, wenn ich sie sehe.

Auch Adi und Dejan sind solche Loser, obendrein sehen die beiden auch noch so aus, dass sowieso nicht daran zu rütteln ist, weil Adi erst noch wachsen muss und Dejan seine Pickel in Ordnung bringen muss und so. Aco ist der Einzige, der Tussen anbaggert, aber nur solche kleinen Tschefurken aus der Grundschule, die ihn sowieso nicht lassen, und dann kriegt er die Wut und lässt sie stehen und sie rufen ihn dann noch ein halbes Jahr lang an. Wir drei sind einfach eine Katastrophe. Adi zieht sich nur Pornos rein, und meiner Schätzung nach wird es ihn davon noch zerlegen, weil er komplett durchdreht. Sowieso kennt er alle Schauspieler aus den Pornos, was an sich schon krank ist, und dann redet er noch dauernd von denen, von wegen wie und was, eine Nervensäge, nur manchmal kannst du ihn nicht stoppen. Am schlimmsten ist es, wenn er anfängt zu erzählen, wie Mirsad Samira fickt. Für mich ist das wirklich krank, aber Adi erzählt und erzählt. Sowieso kommt er immer mit denselben Behauptungen, nur dass mir schlecht wird, wenn ich an Mirsad und Samira denke. Wenn ich die beiden hören würde, wie sie es treiben, würde ich im Leben keinen mehr hochkriegen. Und dann erzählt er noch, wie Mirsad irgendwelche Kellnerinnen nagelt, und ich weiß nicht, was noch alles. Schmerz lass nach. Weiß der Teufel, warum er das erzählen muss, aber seine Familie ist sowieso am Sand.

Dejan ruft ihnen ständig was hinterher, die allervulgärsten Meldungen, dass dann alle Tussen, wenn sie uns nur von Weitem sehen, machen, dass sie wegkommen. Einmal, als er der Moderatorin was nachgerufen hat, hätte ich ihm fast eine gescheuert, weil er wirklich grauenhaft war. Und dann das Hinterherpfeifen. Ständig. Bei jeder, die vorbeigeht. Das ist das Tschefurischste auf der Welt. Keine Ahnung, wo sie sich das ausgedacht haben.

Je mehr ich darüber nachdenke, scheint mir, dass ich mit dem, mit Sex und so, meine Schwierigkeiten habe. Denn wenn ich normal wäre, hätte ich schon mal eine gepoppt. Aber dann denke ich, das ist deshalb, weil bei uns zu Hause Sex ein Tabu ist. Über Sex wird bei den Tschefuren nicht gesprochen. Der existiert nicht. Meiner Schätzung nach haben Radovan und Ranka sowieso schon hundert Jahre nicht mehr. Wo sollen sie auch, wenn ich im Nebenzimmer bin und die Wände in Fužine so dünn sind, dass ich Radovan höre, wenn er schnarcht. Und wenn ein Film im Fernsehen läuft und da zwei anfangen, miteinander rumzumachen und so, wechselt Radovan sofort das Programm. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich Radovan frage, wann er zum ersten Mal hat, oder Ranka. Das Einzige, wo mal ein Fick erwähnt wird, ist, wenn irgendwelche schweinischen Witze erzählt werden, wenn Mujo Fata pempert und so. Sonst keine Chance.

Mit Adi, Dejan und Aco rede ich auch nicht darüber. Ich meine, ernsthaft. Klar sind wir ständig am Flachsen, Adi erklärt, dass er Tanja Ribič und Rebeka Dremelj nageln würde, Dejan Jelena Karleuša, und Aco Nataša Bekvalac. Ich sage dann meistens Severina, und dann heißen sie mich einen Ustascha, diese Wichser. Gute Möpse sind aber eine supranationale Kategorie. Aber ernsthaft reden wir nie darüber. Weil jeder Angst hat, dass ihm die anderen auf den Kopf scheißen, wenn er sagte, was ihn anmacht. Und wie sie das täten. Wenn ich sagen würde, dass ich auf die Moderatorin stehe, würde ihr Dejan jedes Mal, wenn sie vorbeigeht, nachrufen: „He, Moderatorin! Moderatorin! Marko würde dich gern in deinen Arsch pempern!“

Deshalb starre ich wieder auf den Boden. Wieder trägt sie Heels, und wieder riecht der Aufzug nach ihrem Parfüm. Und wieder geht die Tür vom Aufzug auf und wieder warte ich, dass sie sich etwas entfernt, und gehe hinter ihr her. Wieder hat sie die eng anliegenden Hosen an, und wieder schaukeln die Bäckchen links, rechts, rauf, runter. Was für ein Arsch! Und wieder gehe ich hinter ihr her bis zur Haltestelle, und sie steigt in den Bus, und ich tue, als würde ich auf den nächsten warten, und gehe, wenn der Bus weg ist, zurück vor den Block.

Aber auf sie kann ich nicht wichsen. Geht nicht. Komisch ist das, aber es geht nicht. Auf andere Nachbarinnen geht es, und auch auf Mitschülerinnen und so, aber auf sie kann ich einfach nicht. Ob das Verliebtheit ist oder sonst ein Fotzenrauch, weiß ich nicht, ich weiß nur, dass mein sogenanntes Liebesleben total im Arsch ist und dass ich total im Arsch bin und dass ich auch das nächste Mal, wenn wir allein im Aufzug fahren, keinen Ton rausbringen, sondern wieder nur auf den Boden starren werde. Vielleicht war Radovan derselbe Loser, oder ein noch größerer, und deshalb will er jetzt nicht darüber reden, weil es für ihn noch immer peinlich ist. Scheiße, Blut ist kein Wasser.

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