Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck

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- Edinburgh -

der politische und kulturelle Mittelpunkt des Landes, außerdem ein wichtiges Industrie- und Wirtschaftszentrum, Sitz einer bekannten Universität und etlicher Fachhochschulen. Unser erster Blick bei der Einfahrt fiel auf den alles überragenden Burgberg, über dessen steilen Felswänden sich sehr eindrucksvoll das mächtige dunkelgraue Castle aus dem 11. Jahrhundert erhebt, u. a. einst Wohnsitz der schottischen Königin Maria Stuart. Die so genannte New Town zeigt sich weiträumig mit schnurgeraden, zum Teil sechsspurigen Straßen. Sie wurde Ende des 18. Jahrhunderts unter großflächiger Bewahrung der historischen Substanz erbaut, nur vereinzelt unterbricht moderne Architektur den schönen klassizistischen Charakter, weswegen Edinburgh auch „Athen des Nordens“ genannt wird.

Da zum Zeitpunkt unserer Ankunft gerade das alljährlich dort stattfindende internationale Sommerfestival für Theater, Ballett, Musik, Film und Kunst begangen wurde, präsentierten sich die Straßenzüge festlich geschmückt, überall flatternde bunte Fahnen der teilnehmenden Nationen und Blumen in den kunstvollsten Arrangements. Leider erwiesen sich die schmalen Gassen der sich an den Burgfelsen drängenden Altstadt mit ihrem mittelalterlichen Gepräge als zu eng für unser Mobi, so dass wir nur mittels langsamem Vorbeifahren einen Blick in das Labyrinth werfen konnten. Per Zufall fanden wir im belebten Zentrum einen Parkplatz, so dass ich von dort aus auf Fotosafari gehen konnte und wir anschließend auf einer nahen Bank noch eine Weile die Atmosphäre dieser faszinierenden Stadt in uns aufnehmen konnten. Die historische Altstadt nebst Castle wurden 1995 ebenfalls von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Tief beeindruckt fuhren wir nach über drei Stunden in östlicher Richtung wieder dem Meer entgegen, das wir schließlich mit dem eleganten Badeort North Berwick erreichten. An den dem lang gestreckten Sandstrand vorgelagerten Klippen brach sich malerisch eine gewaltige Brandung. Weiter ging es auf herrlicher, leicht hügeliger Küstenstrecke, vorbei an eindrucksvollen Ruinen ehemals stolzer Burgen, bis wir laut Landkarte hinter dem kleinen Örtchen Berwick upon Tweed wieder in

- englisches Gebiet -

einfuhren. Noch etwa 90 km hügelauf und –ab, durch weite blühende Wiesen, immer mit Blick auf die leicht bewegte Nordsee, ab und zu ein verträumtes Fischerdörfchen, dann die hübsche Hafenstadt

- Whitley Bay -

unser Tagesziel.

Ein Parkplatz direkt neben der Hafeneinfahrt erschien uns gerade recht für die Nacht. Vorher hatten wir uns in einem per Zufall entdeckten indischen Restaurant in gepflegtem schwarzweißen Ambiente mit edlem Lilienschmuck kulinarischen exotischen Genüssen hingegeben. Äußerst zufrieden mit dem Verlauf des Tages saßen wir noch eine ganze Weile bei einigen Gläschen Wein aus den heimischen Beständen auf unserer gemütlichen „Wohnzimmerbank“, das rege Leben auf dem Wasser beobachtend. Ein- und auslaufende Schiffe waren noch in großer Zahl unterwegs, einige bei der einbrechenden Dämmerung hübsch illuminiert. Am Ende der weit in das Meer hinausragenden Mole wies ihnen ein blinkender Leuchtturm den Weg.

Am nächsten Morgen stand zunächst eine kurze private Stadtrundfahrt im nur wenige Kilometer entfernten, an der Mündung des Flusses Tyne gelegenen

- Newcastle -

auf dem Programm. Das Innenstadtbild wird bestimmt durch viktorianische Straßenzüge des frühen 19. Jahrhunderts. Herausragend die mächtige, im 14./15. Jahrhundert erbaute gotische Kathedrale St. Nicholas mit dem typischen quadratischen Turm am Ende des lang gestreckten Kirchenschiffes, gekrönt an seinen vier Ecken von schlanken Türmchen, die Spitzen geschmückt durch große Kreuze. Wunderschön die Umgebung, ein sehr gepflegter Park mit herrlichen alten Bäumen, in den sattgrünen Rasenflächen hügelig angelegte runde Beete, von in Motiven gepflanzten Blumen in bunter Pracht überquellend.

Schon bald verließen wir die geschäftige Hafenstadt in Richtung Küste und glitten bei herrlichem Sonnenschein direkt am schimmernden, leicht rauschenden Meer entlang, durch malerische kleine Badeorte, wie Saltburn und Whitby. Größer und voller quirligem Leben der sehr schöne Ferienort Scarborough und etwas weiter südlich nicht minder hübsch und belebt

- Bridlington -

das wir spontan als Bleibe für die Nacht auserkoren. Ein direkt an der langen Promenade neben einem gepflegten Bowling Green gelegener Parkplatz, von der Straße her geschützt durch eine dichte Buchenhecke, war genau das Richtige. Doch zunächst suchten und fanden wir ein einladendes Restaurant, auf dessen großer, etwas höher liegender Terrasse, geschickt unterteilt durch prachtvoll bepflanzte Kübel, wir Ausblick und ein trotz aller Vorwarnungen, die englische Küche betreffend, wieder delikates Menü genossen. Auf unserem Übernachtungsplatz waren in der Zwischenzeit noch zwei weitere Wohnmobile eingetroffen, die beide allerdings im Laufe des späten Abends aufbrachen, um am nächsten Morgen wieder zurückzukehren. Nun, wir ließen uns nicht irritieren, von unseren bequemen Sitzen im „Cockpit“ aus, vor uns ein Glas Wein, beobachteten wir das rege Leben und Treiben auf der breiten, bunt illuminierten Promenade und dem in helles Licht getauchten Bowlingplatz, auf dessen kurz geschorenem Rasen noch etliche schneeweiß gekleidete Spieler voller Konzentration ihre Kugeln setzten.

Ein in der Nacht aufkommender Sturm schüttelte uns kräftig durch, und das Meer zeigte sich am nächsten Morgen bleigrau und aufgewühlt mit gischtenden Schaumkronen, aber Gott sei Dank blieb uns die Sonne weiter treu. Einen modernen Supermarkt am Ortsausgang nutzten wir zum Auffüllen unserer zur Neige gehenden Lebensmittelvorräte, um dann nach etwa einer Stunde kurvenreicher Fahrt durch das waldreiche Landesinnere die am Nordufer des weiten Mündungstrichters der Flüsse Trent und Ouse gelegene große Hafen- und Industriestadt

- Kingston upon Hill -

zu erreichen. Direkt vor dem Portal der imposanten gotischen Kirche Holy Trinity fanden wir auf Anhieb einen Parkplatz, doch leider war das Tor verschlossen, so dass wir sie nur von außen bewundern und soweit möglich, in ihrer ganzen Mächtigkeit im Bild festhalten konnten: Dunkelrotes Mauerwerk mit vorgesetzten hellgrauen Sandsteinpfeilern, jeweils in schlanke spitze Türmchen auslaufend, das kunstvoll gestaltete breite, ebenfalls graue Sims überragend; die gewaltigen, etwas zurückgesetzten Spitzbogenfenster mit in gleichmäßigen Rillen behauenem Sandstein eingefasst und mit reliefartigen, hübsch gemusterten Sprossen aus dem gleichen Material versehen; der so typische, sich wuchtig über dem mit allerlei Zierrat versehenen Portal erhebende quadratische Turm mit insgesamt sechzehn hohen schlanken, ähnlich künstlerisch bearbeiteten Fenstern, endend in einer durchbrochenen Balustrade, gekrönt von nochmals acht spitzen, in einem Kreuz endenden Türmchen. Da sich das Ganze sehr attraktiv in der braunen Glasfassade der gegenüberliegenden Midland Bank spiegelte, war noch ein Foto der besonderen Art fällig.

Das nächste herausragende Motiv war die Humberlandbridge, auf der wir den breiten Mündungsarm Richtung Süden überquerten: An über zwei schlanke Pylonenpaare geführten, tief durchhängenden Stahltrossen sind wie die Saiten einer Harfe die die Fahrbahn tragenden etwas dünneren Stahlseile befestigt, mit einer Länge von 2,2 Kilometern und enormer Spannweite von 1.4 Kilometern eine der größten Hängebrücken der Welt; in ihrer Eleganz vergleichbar mit der berühmten Golden Gate Bridge in San Francisco.

Weiter ging’s auf kürzester Strecke zurück an das immer noch wild bewegte Meer und auf kurvenreicher Straße hügelauf und -ab, häufig durch größere belebte und kleine verträumte Badeorte bis in die etwa 160 km entfernte Hafenstadt

- Boston -

wo uns besonders die im dekorativen spätgotischen Stil erbaute herrliche Kirche St. Botolph ins Auge fiel, eine der größten Pfarrkirchen ENGLANDS; ihr 90 m hoher „Boston Stump“ genannter Turm mit seiner achteckigen Laterne ist ein Wahrzeichen der Stadt. Die weite Bucht The Wash umrundend, landeten wir zur rechten Zeit, d. h. am frühen Abend, in dem wieder unmittelbar an der Küste gelegenen malerischen Fischerdorf

- Hunstanton -

wo wir schon nach kurzer Suche einen uns sehr genehmen Stehplatz für die Nacht entdeckten, natürlich wieder hoch über dem Meer mit herrlichem Ausblick. Die uns zuvor in einem urgemütlichen Fischrestaurant am Hafen mit rustikalem Ambiente servierte Platte mit Meeresfrüchten aller Art ließ keine Wünsche offen.

Am Samstagvormittag verließen wir schon nach kurzer Zeit die Küstenstrecke, der Sturm hatte noch zugenommen, blies inzwischen mit Windstärke 8-9 und drohte uns von der Straße zu fegen, weiße Gischtflocken versperrten die Sicht, so dass die Scheibenwischer in Aktion treten mussten. Wir wollten sowieso der etwa 30 km im Landesinneren liegenden Hauptstadt der Grafschaft Norfolk,

- Norwich -

einen Besuch abstatten. Sehr schön die gut erhaltenen Häuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert, und über 30 alte, zum Teil sehr sehenswerte Kirchen. Ganz besonders hatte es uns die mächtige 135 m lange Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert angetan, ein monumentaler Bau aus hellgrauem Sandstein; über dem kunstvoll gestalteten Hauptportal ein überdimensionales Spitzbogenfenster, verziert durch geschwungene, im oberen Teil in geometrische Muster auslaufende Sandsteinsprossen, fast den ganzen Giebel ausfüllend und bis zum etwa 45 m hohen, von einem steinernen Kreuz gekrönten Dachfirst hinaufreichend. Der dahinter majestätisch aufragende quadratische Turm, dessen Fassade hohe, sehr schmale Fenster im Wechsel mit reliefartigen Ornamenten zeigt, ist zwar an seinen Ecken mit den üblichen Türmchen versehen, läuft aber hier aus in eine schlanke, fast 50 m hohe, leicht verwitterte Spitze, auf einer Kugel thronend ein metallenes Kreuz. Dank Parkplatz in unmittelbarer Nähe hatten wir auch das Glück, dieses Kleinod von innen zu bewundern. Durch die bleiverglasten, mit bunten religiösen Motiven geschmückten Fenster fiel das Sonnenlicht vielfach gebrochen in den Altarraum. Die schlanken, kunstvoll behauenen Pfeiler münden in ein fächerartiges Gewölbe an der überhohen Decke, an sanft geschwungene Palmwedel erinnernd, bestückt mit schimmernden goldenen Kugeln; umlaufend eine Balustrade, durch kunstvoll gestaffelte Rundbögen mit dem Kirchenschiff verbunden. Dazu gehört ein wunderschöner Kreuzgang mit den gleichen Stilelementen der Hauptkirche.

 

Etwa 100 km trennten uns jetzt noch von

- Cambridge -

neben Oxford die bedeutendste Universitätsstadt Englands, idyllisch am Ostufer des Cam gelegen. Die 1209 gegründete Universität bildet ein eigenes Gemeinwesen und umfasst inzwischen etwa 30 Colleges, von denen wir das berühmteste, das 1441 von Heinrich VI. erbaute King’s College, so weit es möglich war, etwas näher in Augenschein nahmen. Aus dem Komplex mit überwiegend dreistöckigen Gebäuden, davon einige sehenswerte mittelalterliche Gemäuer, die Fassaden säulengeschmückt, andere modernerer Natur, erhebt sich sehr eindrucksvoll die ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammende spätgotische Kapelle aus weißem Kalkstein mit wunderschön gearbeiteten Farbglasfenstern und vier hohen kantigen Ecktürmen und unzähligen, den Dachfirst an beiden Seiten überragenden kleinen reich verzierten Türmchen; aus einiger Entfernung über eine blühende Wiese hinweg fotografiert, herrliche alte Bäume im Vordergrund und friedlich grasende pechschwarze Kühe mit schneeweißen Köpfen als willkommene Statisten, ein lohnendes Motiv.

Erst beim näher Kommen entdeckten wir den schmalen Fluss, der sich direkt an den gegenüberliegenden Mauern und Hauswänden entlangschlängelt. Auf den mit überquellenden Blumenkästen geschmückten Brücken fröhliche Studenten, mit lauten Rufen ihre Kommilitonen anfeuernd, die gekleidet in weite schwarze Hosen mit blaugestreiften T-Shirts, breiter roter Schärpe und verwegen aufgesetztem Strohhut wie Gondolieres aussahen und in venezinanischen Gondeln nachempfundenen Booten, natürlich voll besetzt mit ausgelassenen Passagieren, stehend um die Wette stakend einem fernen Ziel entgegenstrebten, ein buntes Bild.

Nicht minder farbenfroh unser nächtlicher Stehplatz im etwa 50 km entfernten hübschen Städtchen

- Bedford -

direkt an der sehr schön gestalteten Uferpromenade des Flüsschens Ouse (nicht zusammenhängend mit dem Fluss gleichen Namens bei Kingston upon Hull); ein gepflegter Rasenstreifen, großzügig durchsetzt mit prachtvoll bepflanzten Blumenbeeten, trennte uns von dem mit Kies bestreuten Wanderweg, eine schmale Fußgängerbrücke spannte sich in elegantem Bogen aus schneeweiß gestrichenem Gitterwerk hinüber zum anderen Ufer, herrliche alte Bäume reckten ihr Geäst hoch in den Himmel, an dem sich inzwischen pechschwarze Wolken zusammengebraut hatten, ein immer lauter werdendes Grollen und zuckende Blitze kündeten ein sich näherndes Gewitter an, das sich dann mit ohrenbetäubendem Krachen und prasselndem Regen entlud.

Nun, wir genossen im Trocknen, geschützt vor den Unbilden der Naturgewalten, in aller Ruhe unsere Hausmannskost, verfeinert durch ein Gläschen Wein. Eine ganze Schwanenkolonie ließ sich nach und nach vor uns auf dem Rasen nieder, eifrig Gras zupfend, sich ausgiebig das schimmernde Gefieder putzend oder auch, den schmalen Kopf unter den Flügeln verborgen, friedlich schlafend; der zahlreiche Nachwuchs, hellgrau und kuschelig, zunächst aufgeregt herumwuselnd, verschwand nacheinander unter den aufgeplusterten Fittichen der sie liebevoll umsorgenden Mütter oder der nicht minder fürsorglichen Väter.

Nachdem sich das Gewitter verzogen und auch der Sturm gänzlich gelegt hatte - durch einzelne Wolkenfetzen lugte ein blasser Mond, und die schönen alten Laternen verbreiteten ein gemütliches Licht - kam uns eine nahe schneeweiße Bank gerade recht, um die Seele so ganz entspannt baumeln zu lassen und diese abendliche Idylle in vollen Zügen zu genießen.

Der Sonntagmorgen grau in grau mit einzelnen Regenschauern, genau passend also die geplante Besichtigung des im etwa 20 km entfernten kleinen Örtchen

- Woburn -

in einem gepflegten Park gelegenen prachtvollen Herrenhauses des Earl of Bedford, der sein ehrwürdiges Schloss aus dem 18. Jahrhundert zu einer weltbekannten Attraktion umfunktioniert hat, prächtige hohe Räume mit alten Stilmöbeln aus Frankreich und England und eine imposante Gemäldesammlung, eine der größten im Privatbesitz. Dank genügender Sitzgelegenheiten konnten wir den Rundgang ganz in Ruhe vollziehen.

Weitaus mächtiger unser nächstes Ziel, das westlich von London auf einem Kalkhügel oberhalb der Themse gelegene Windsor Castle. Die ursprünglich von Wilhelm dem Eroberer, der 1066 in der berühmten Schlacht bei Hastings England besiegte, aus Holz begonnene Festung wurde nach und nach in Stein fortgesetzt und war über 850 Jahre die Hauptresidenz der königlichen Herrscher Großbritanniens. Noch heute dient die riesige, von einer hohen Mauer umgebene Anlage der Queen und ihrer Familie neben dem Buckingham Palace als zeitweiliger Wohnsitz. Direkt vor dem mit scharfen Spitzen bewehrten geschlossenen Gittertor war für uns allerdings die Sightseeingtour zu Ende, der hoch über den Zinnen gehisste, traurig herunterhängende Union Jack zeugte von der momentanen Anwesenheit der Königin, also durfte nur von außen ein Blick riskiert werden. Der Gewehr bei Fuß in seinem engen Häuschen stehende Wachsoldat mit seiner schicken Uniform, schwarze Hose, leuchtend rote Jacke, weißer Gürtel und hohe schwarze Fellmütze, verzog wie immer keine Miene. Das von ihm bewachte dunkelgraue Gemäuer wirkte bei dem andauernden Regen noch düsterer.

Da es allmählich Zeit für das abendliche Dinner wurde, wendeten wir uns mit dem Besuch eines in der Nähe liegenden gemütlichen Restaurants angenehmeren Dingen zu; auch hier erwies sich die Küche wieder als sehr viel besser als ihr Ruf. Nach einem passenden Übernachtungsplatz hatten wir uns schon vorher umgesehen, sehr schön unter hohen Bäumen direkt am Ufer eines kleinen Nebenarms der Themse gelegen; gegenüber in einiger Entfernung, die niedrigen Hecken auf weiten Wiesen überragend, in der Abenddämmerung die dunklen Umrisse von Windsor Castle.

Bei herrlichem Sonnenschein kurvten wir am nächsten Vormittag noch einmal ausgiebig durch die Londoner City. Als sich die Gelegenheit ergab, erkletterten wir einen der knallroten Sightseeingbusse und ließen oben von der ersten Reihe aus die herausragenden Sehenswürdigkeiten langsam an uns vorbeiziehen. Auf sehr schöner Nebenstrecke, hügelauf- und -ab durch saftiges Weideland mit friedlich grasenden Kühen und riesigen laut blökenden Schafherden, mitten durch gemütliche kleine Städte, erreichten wir dann gegen Abend den Badeort

- Hastings -

in dessen Nähe im Jahre 1066 die schon erwähnte berühmte Schlacht tobte, in der England unter normannische Herrschaft geriet. Nur eine mächtige Burgruine, auf dem Castle Hill hoch über der Altstadt mit ihren hübschen Fachwerkhäusern aus dem 16. Jahrhundert thronend, erinnert noch an den damaligen siegreichen Erbauer. In dem beliebten Ferienort mussten wir nicht lange nach einem schönen Restaurant suchen, in dem wir mit Blick auf den fast spiegelglatten Kanal in gepflegtem Ambiente unser letztes Dinner in ENGLAND genießen konnten, das Lachsfilet im Gemüsebett mit Wildreis und pikanter Weißweinsoße schmeckte jedenfalls köstlich. Mit einigen Gläsern trockenem Rosé stießen wir schon jetzt auf den gelungenen Urlaub an. Ein sehr schöner Stehplatz für die Nacht war auch schnell gefunden; hinter uns, etwas erhöht vor einer aufragenden Felswand hübsche, fast gleiche Ferienhäuser, schneeweiß mit großen Erkern und hölzernen spitzen Fachwerkgiebeln, vor uns natürlich, getrennt durch einen breiten menschenleeren Strand, der in der Dämmerung bleigrau und träge dahinfließende Kanal, in einiger Entfernung sich schemenhaft abzeichnend die Umrisse von großen sich begegnenden Schiffen.

Unsere letzte Etappe, überwiegend direkt an der Küste entlang, bis Dover, wo sich der Kreis für uns schloss, legten wir wiederum bei schönstem Sonnenschein zurück, der uns auch auf der ruhigen und sehr angenehmen etwa dreieinhalbstündigen Überfahrt treu blieb, bis wir mit einer Stunde Zeitverschiebung gegen 20.30 Uhr wieder in Ostende, dem größten Seebad und bedeutendsten Hafen an der

- BELGISCHEN KÜSTE -

landeten. Auf der Suche nach einer ruhigen Übernachtungsmöglichkeit wurden wir in dem einige Kilometer weiter östlich gelegenen kleinen Badeort

- De Haan -

fündig, auf einem sehr schönen Naturparkplatz direkt an einem weiten Sandstrand; gerade rechtzeitig, denn in der Zwischenzeit hatte sich ein Gewitter zusammengebraut, grelle Blitze zuckten in immer kürzeren Abständen über den schwarzen Himmel, ohrenbetäubender Donner und ein in trommelndem Stakkato auf unser Dach prasselnder Regen ließen unsere Ohren fast taub werden. Da noch genügend leckere Vorräte vorhanden waren, fand das Abendessen also einmal wieder in gemütlicher Atmosphäre an Bord statt.

Um kurz nach sieben Uhr wurden wir am nächsten Morgen durch lautes Poltern an der Tür unsanft aus unseren Träumen gerissen, ein etwas unwirscher Polizist forderte uns in barschem Ton auf, den Platz spätestens in einer halben Stunde zu verlassen, Übernachtung verboten, Diskussion unmöglich. Die vier Insassen eines belgischen PKW, die, in der Nacht angekommen, direkt neben uns hinter verhängten Fenstern schliefen und kurz darauf nacheinander in den nahen Büschen verschwanden, wurden unbehelligt gelassen, nicht ganz zu verstehen. Nun, wir machten uns in aller Ruhe fertig und suchten etwas im Landesinneren an einem romantischen Kanal einen Platz für unser ausgiebiges Frühstück. Weiter ging‘s bei bestem Wetter und entsprechend gut gelaunt.

Erste Unterbrechung in