Der Himmel Von Nadira

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Nachdem sie sich zurückgezogen hatten, und es war schon an Sonnenaufgang, sagte Roul, der sich an den Pfahl lehnte, an den sein Pferd festgebunden war:

“Was wir heute gesehen haben, ist absurd!”

“Ich sage, wir hätten eingreifen müssen.” sagte Tancred.

„Wir antworten Guaimar von Salerno, nicht auf Arduin.“, antwortete Roul.

„Auch Arduin antwortet Guaimar. Der gleiche Herr hat uns eingestellt.”

“Dann möge er die Ehre seines Herrn wieder herstellen! Ist Guaimar nicht auch ein Longobard?» bemerkte Geuffroi, in Übereinstimmung mit Roul.

„Es geht nicht um Blut oder Brüderlichkeit, es ist eine Frage, dass kein edler, der auch noch guter Abstammung ist, diese Behandlung verdient. Hätten wir nicht eingegriffen, wenn es statt Arduin um Willaume de Hauteville gegangen wäre?“

„Willaume hätte ihm das Herz mit einem Biss herausgerissen!“ rief Roul aus.

“Aber Willaume hütet sich davor, dem verfluchten, zornigen Hund eines Mazedoniers zu widersprechen!” sagte jemand…, aber es war nicht klar, wer gesprochen hatte.

Die Tatsache, dass die drei Soldaten eine Geste der Ehrfurcht machten, sagt viel darüber aus, wer der Typ war.

“Willaume, wir sprechen nur, weil der Atem Teil der Entschädigung ist.” rechtfertifte sich Tancred mit etwas Ironie, genau jener unter ihnen, der die Nichtintervention in Frage stellte.

“Tancred Langhaar, eines Tages werdet ihr mir erklären, warum sie euch so nennen.” antwortete Willaume, Wilhelm von Hauteville.

„Langhaar war mein Großvater… Ich habe nur den Namen geerbt.“

Dann sah er den größten unter allen an und unmittelbar danach Conrad daneben.

„Roul die Harte Faust, es ist sehr ehrbar, was ihr für dieses Kind tut.“

„Willaume, etwas stärkeres als Blut bindet mich an meinen Bruder Rabel.“

„Das zeigt, dass hinter dieser Axt ein Herz schlägt…“

Dann atmete er tief ein und sagte:

“Auf jeden Fall möchte ich, dass ihr wisst, dass ich aus den Zelten der Varangianischen Wache komme… und dass diese Sache auch Harald gar nicht gefallen hat.”

„Ich glaube, das hat niemandem gefallen. Man kann einen Kapitän nicht auf diese Weise demütigen!” wiederholte Tancred.

„Ich bin mir sicher, dass ihr, wenn ich an der Stelle von Arduin gewesen wäre, nicht zugesehen hättet.“

“Das kannst du laut sagen, Willaume!” behauptete Geuffroi.

“Aber es wäre ein Selbstmord gewesen! Auch Arduin wusste das heute.“

“Für Arduin wird es auch ein Selbstmord sein, wenn er morgen eingreift… oder übermorgen… oder in einem Monat.” bestärkte ein anderer, der soeben hinzugekommen war.

Es war Drogone, für alle Dreu, jüngerer Bruder von Wilhelm. Im Halbschatten des Sonnenuntergangs, da er dem Licht der Dämmerung den Rücken zuwandte, erkannten sie ihn sofort aufgrund des auf der Tunika aufgenähten Symbols der normannischen Adelsfamilie des Unterlaufs der Seine; mindestens fünfzig folgtem ihm und die Sache begann, wie der Auftakt einer Revolte auszusehen.

“Tja, Arduins Conterate sind nicht einmal gut als Dünger für das Feld, wenn sie einmal tot sind.” antwortete Wilhelm.

“Aber sicher wird Guaimar nicht nur zusehen, wenn ihn die Nachricht in Salerno erreicht. Ich bin sicher, dass das, was er wegen Arduin entscheidet, auch für uns entscheiden wird. Und dann hat Maniakes es nicht nur mit den Konteraten Arduins und seinen wenigen Getreuen zu tun, sondern auch mit dem gefürchteten normannischen Kontingent… und nur Gott weiß, wie sehr wir gefürchtet werden!” erklärte Drogone.

„Und die Variangianische Wache? Die persönlichen Wachen von Kaiser Michele, auf welcher Seite werden sie stehen?» fragte Geuffroi.

“Harald Hardada und seine Männer unterscheiden sich nicht sehr von uns und den Gründen, die uns zum Krieg zwingen. Und ich sage das nicht nur, weil wir die gleiche Herkunft aus den Nordländern haben. Ich sage das, weil ich sie gehört habe. Gott bestrafe mich, wenn ich mich irre! Wenn Harald seine Vergütung bedroht sieht, wird es Maniakes auch mit aufnehmen müssen.” erklärte Wilhelm.

„Was müssen wir also tun?“ fragte Geuffroi verwirrt.

„Vorläufig nichts. Maniakes wird bereits über diese improvisierte Versammlung Bescheid wissen - seine Informanten befinden sich überall in der Armee und auch unter den unseren - und er wird sicherlich die schlimmste der Annahmen, nämlich den Boykott dieses Krieges durch alle Hilfskontingente, in Betracht ziehen. Wir warten mit Vorsicht auf das, was geschieht. Wir warten darauf, Arduins Reaktion zu sehen. Wir können jedoch nicht riskieren, von diesem griechischen Fuchs überrascht zu werden… also, Brüder, legt eure Rüstungen nicht ab und bleibt immer vereint. Vergesst den Wein für diese Nacht, und nur diejenigen, die nüchterner als betrunken taumeln, werden sich daranhalten. Zieht euch nicht aus, um zu den Frauen zu gehen. Schlaft in Schichten und bleibt immer über meine Anordnungen auf dem neuesten Stand.” unterbreitete er seine Richtlinien an Wilhelm, aber so wie er sie sagte, schien es fast wie ein Rat unter Freunden.

Dann begann er erneut und sagte:

„Diese Nacht wird eine lange Nacht sein, aber wir werden die Regeln unseres Auftrages nicht verletzen, solange uns von der anderen Seite deerselbe Respekt zugesichert wird. Jemand von uns hat schon in der Vergangenheit gegen die Römer gekämpft… er weiß, wovon ich rede, wenn ich sage, dass man im Freiden wie im Krieg nichts als selbstverständlich annehmen sollte. Jeder zu seinem Zelt, Brüder, aber schlaft nicht zu tief!”

Die improvisierte Versammlung, wie sie von Wilhelm definiert wurde, löste sich nach seinen Worten auf. Es würde eine lange Nacht werden, eine von denen, die Entscheidungen mit sich bringt, eine jener schlaflosen Nächte für Krieger, die immer bereit sind. Jeder packte seine Kriegswaffe und legte sie neben sein Kissen, sowie den üblichen Dolch, der zwischen seinen Kleidern versteckt war.

In all dem schien Conrad am meisten besorgt zu sein, und nicht, weil er noch keine Waffe besaß, und auch nicht, weil in seinem jungen Alter alles größer und furchteinflößender erscheint, sondern weil er fürchtete, er müsse abreisen, ohne sich von seinem Vater ein letztes Mal verabschieden zu können.

Kapitel 13

Winter 1060 (452 seit Hegirae), hinter den Mauern von Qasr Yanna

Es war nur ein Tag und eine Nacht vergangen, seit Mohammed Ibn al-Thumna den Rabaḍ verwüstet und Nadira entführt hatte. Die Boten von Ali ibn al-Ḥawwās waren vom Berg gestiegen, um die Ursache der Brände zu überprüfen, die während der Nacht entdeckt wurden, aber sie hatten nichts ausrichten können. Auch die zehn Männer des Qā’id, die unmittelbar danach auf der Suche nach Nadira und ihren Entführern losgezogen waren, konnten nichts tun.

Als diese armen Zwölf von den Halsabschneidern der Qā’id von Catania, hauptsächlich Späher und Wachmänner, mit dem Schwert getötet wurden, begann die gesamte Bevölkerung, in der allgemeinen Psychose ihre Koffer zu packen. Eine lange Prozession von Männern, Frauen und Kindern, aber auch von Tieren und von Hand oder Maultieren gezogene Karren, stieg zu den Mauern von Qasr Yanna an, wo sie den Schutz finden konnten, den sie im Rabaḍ nicht gehabt hatten. Innerhalb der Mauern begannen sie, sich so gut wie möglich einzurichten: Wer einen Verwandten hatte, bat um Asyl im Haus, wer keinen hatte, ließ sich an der Häusergrenze nieder und baute sich einen Schutz, mit dem was er fand. Auch Alfeo folgte der Masse und zog es vor, die Hacke liegen zu lassen, um Zuflucht in Qasr Yanna zu finden.

Corrado, der geschwächt war und sich noch nicht vollständig erholt hatte, sah sich den Folgen des Fiebers gegenüber. Nun hatte er, überzeugt von Apollonia, seinen Wunsch nach Rache beiseitegelegt, um allem, was für die neue Unterkunft zu tun war, Vorrang zu geben. Alfeo und seine Kinder, wie die geschickten Beduinen, bauten die Zelte neben den Gemüsegärten auf, die innerhalb der Mauern angebaut wurden, und auf der Rückseite von einem der berühmten Gärten von Qasr Yanna. Genau hier erhielt Corrado am Nachmittag einen Besuch.

Umar trat arrogant und überheblich vor, und als er sich dem Zelt der Christen des Rabaḍ näherte, zerstörte er einen Teil davon, um es zu betreten, ohne sich die Mühe zu machen, um Erlaubnis zu bitten.

“Corrado, komm raus!” schrie er.

Der andere wollte das Feuer entzünden, während die Familie ihn umgab und darauf wartete, endlich die einigen Hände wärmen zu können.

Corrado hob die Augen, sah ihn an und antwortete ruhig:

„Die Zeit, die ich brauche das Feuer anzuzünden.“

“Komm raus… sofort!” befahl Umar wieder, diesmal fasste er sich am Kopf dort, wo er zwei Tage zuvor geschlagen worden war.

„Warte auf mich an den Gärten.“

Umar stapfte wütend davon.

“Was will er noch von uns?” fragte Caterina verängstigt.

“Das ist der Grund, warum ich dir sagte, dass du mit deiner Geste unsere Ruhe zerstört hast.” wiederholte Alfeo.

“Offensichtlich war die Tatsache, dass Michele ihm das Leben gerettet hat, für ein solches Tier nicht ausreichend!” antwortete Corrado.

„Pass auf was du sagst und zeige dich unterwürfig!“ sagte Alfeo.

Corrado ergriff jedoch das Messer, mit dem seine Mutter eine bittere Orange aus den unteren Tälern schälte, steckte es in den Hosenbund und befreite sich von Apollonia, die ihn besorgt am Arm festhielt.

“Bleibt hier!” befahl er der ganzen Familie, bevor er das Zelt verließ.

Umar wartete in der Nähe einer Mandel auf ihn, während ein Dutzend Schritte hinter ihm der Rest seiner Familie stand.

“Hat es dir nicht gereicht, dass mein Bruder dir das Leben gerettet hat? Was willst du noch von mir?”

 

„Michele hat deine vergangenen Verbrechen bezahlt, aber seine Geste kann deine heutigen nicht zurückzahlen.“

“Und die zwei Tage, die du mich an einem Pfahl gefesselt hast sterben lassen, haben sie sich bezahlt gemacht?”

“Das diente nur dazu, dir klarzumachen, welchen Platz ungläubige Schweine wie du einnehmen sollen!”

Corrado führte instinktiv seine Hand an den Hosenbund, aber sobald er den Griff unter den Fingern verspürte, ließ er es sein.

„Sag mir, warum du mich gesucht hast.“

„Die Männer eines gewissen Salim haben meine Schwester entführt.“

„Das wissen alle, Umar. Denk mal nach… du, der auf Nadira so eifersüchtig war, hast sie dir unter der Nase wegschnappen lassen… gerade du, der nur erlaubt hat, dass man ihre Augen sieht… Was hast du dir dabei gedacht, als du diesen Schurken im Haus aufgenommen hast? Dachtest du, mit Nadira bei einem Fremden anzugeben, ohne Konsequenzen tragen zu müssen? Sogar ich würde meine Schwester vor dem Blick eines Fremden verstecken. Du legst die Beute vor das Maul des Wolfes und dann beschwerst du dich, dass er sie sich wegnimmt? Umar… Umar… großer und dummer Umar!”

Umar zog den Krummsäbel, der an seiner Gürtelschlaufe hing, heraus und war hin und her gerissen, auf die Provokation zu reagieren.

„Machs doch, Umar… machs! Und dann fragst du die Füchse, die sich letzte Nacht im Rabaḍ herumtrieben, was mir dieser Mann sagte. Ich bin mit nämlich sicher, dass du heute deswegen nach mir gesucht hast.»

Umar steckte seine Waffe wieder ein und antwortete:

„Warum bist du dann nicht gestern schon zu mir gekommen, um es mitzusagen?“

„Ich glaubte, dass dein Qā’id dir bereits gesagt hat, was du wissen willst. Oder ich muss glauben, dass er dich nicht einmal empfangen hat…”

„Ich habe mit dem Qā’id gesprochen und er wird alles tun, um Nadira nach Hause zu bringen. Er wird das Lösegeld bezahlen und dann den Männern, die diesen Affront gewagt haben, die Jagd geben!»

„Hat er Sie das so gesagt? Hat er von Lösegeld gesprochen?» fragte Corrado verdutzt.

„Das, was ich mit dem Qā’id besprochen habe, geht dich nichts an. Sag mir nur, was dieser verdammte Salim zu dir gesagt hat.»

„Ich schude dir nichts… das weißt du.“

“Du schuldest mir dein Leben, denn wenn du noch atmest, ist es Dank meiner Gnade.”

„Wenn du willst, dass ich dir sage, was ich weiß, möchte ich etwas dafür.“

Umar, legte seine Hand ungeduldig wieder an seinen Krummsäbel, aber Corrado ergriff den Griff zusammen mit ihm und verhinderte, dass er reagieren konnte. Umar packte daraufhin mit seiner anderen Hand den Hals Corrados und versuchte ihn zu erdrosseln, ließ aber wieder los, als er das Messer bemerkte, das an seinen Bauch drückte.

„Ich sollte dich aufschlitzen, Umar…, aber ich möchte das Haus meines Vaters nicht in den Ruin treiben.“

Jala, die die ganze Szene gesehen hatte, rannte ihnen entgegen.

„Nein, Umar, nicht so!“

Corrado versteckte das Messer wieder und Umar machte zwei Schritte zurück, wobei er sich bewusst war, dass es wirklich knapp gewesen war.

„Lass mich mit dem Christen sprechen, allein.“ bat Jala.

„Bist du verrückt?“

„Bitte, Umar. Corrado wird sich nicht weigern, das Wort einer Mutter anzuhören.“

„Er ist bewaffnet!“

Aber Corrado griff ein:

“Und glaubst du, dass ich deiner Mutter Schaden zufügen könnte? Würde ich Umar heißen, oder würde ich den Namen eines deiner Schergen tragen, vielleicht hätte ich auch eine Frau schlagen können; Apollonia trägt noch die Prellungen!»

„Umar, geh bitte zu deiner Frau.“

Der Schuldeintreiber des Qā’id ging weg und ließ seine Mutter, wenn auch mit Enttäuschung, allein.

„Junge, es tut mir leid für deine Schwester… Ich weiß, dass ein Feigling gemeint hat, er müsse sie züchtigen. Umar hat damit aber nichts zu tun… er war es nicht. Und dann, du kannst die Prellungen deiner Schwester noch sehen… wenn wir doch nur noch ein gezüchtigtes Mädchen heilen können!»

„Es tut mir leid für deine Tochter.“

„Die Leute beginnen zu sagen, dass die Toten des Rabaḍ die Folge der Augen von Nadira sind und dass die Kuriosität dieser ungewöhnlichen Augen in dieser Nacht ihre Früchte geerntet hat; dass Sheitan59 die Augen von Nadira mit dem Tor zur Hölle verbunden hat! Jetzt sehen sie uns alle mit Misstrauen an.“

„Um was machst du dir Sorgen? Wir leben seit jeher mit dem Misstrauen der Leute.“

„Corrado, bitte! Ich habe mit meinen Augen gesehen, wie dieser Fremde mit dir sprach, bevor er in der Nacht verschwand.”

Corrado hätte diese Wahrheit nicht einer verzweifelten Mutter vorenthalten, doch angesichts der Tatsache, dass seine Familie seit jeher sozial bestraft worden war, war er sicher darüber, im Gegenzug etwas verlangen zu können.

„Wo seid ihr untergebracht?“

„Der Qā’id hat uns erlaubt, uns in einem kleinen, möblierten Haus einzurichten. Warum fragst du?»

„Für das, was ich dir sagen werde, verlange ich, dass meine Familie Unterkunft in einem Haus wie eures findet. Die Nächte sind kalt, und wir haben nicht genug Holz und Decken, um uns zu wärmen.“

„Das, worum du mich bittest, ist unmöglich. Was gehört uns zwischen diesen Mauern, dass wir jemandem so etwas gewähren könnten?”

„Dort, wo euch der Qā’id aufgenommen hat, habt ihr sicher genug Platz.“

“Das Gesetz des Propheten verbietet es, das gleiche Dach länger als drei Tage mit den Dhimmis zu teilen.”

„Also dann drei Tage… und dann wirst du den Qā’id, deinen zukünftigen Schwiegersohn, bitten, dir einen anderen Ort zu suchen, an dem du bleiben kannst.“

„Wären die Ställe auch in Ordnung?“ fragte Jala und wollte wissen, ob es für Christen annehmbar wäre, eine solche Unterkunft zu finden.

„Wenn euer Gesetz nichts über die gemeinsame Nutzung desselben Dachs mit den Maultieren sagt, sind auch die Ställe gut.“

Jala blieb sprachlos und nahm zur Kenntnis, dass Corrados Arroganz keine Grenzen kannte.

“Willst du uns demütigen? Warum? Reicht dir nicht, was du mir angetan hast?”

Die Frau hatte jetzt glänzende Augen.

Corrado überkam eine merkwürdige Scham, als er diese Tränen sah und diese Worte hörte. Er drehte sich um und starrteeine andere Richtung, weit weg von von Jalas Gesicht.

“Ich habe dir nichts getan.” antwortete er, während er auf eine Gruppe von Kindern starrte, die zum Spiel hinter einer Henne herjagten.

“Ich weiß, du warst da… und du weißt auch, dass ich dich gesehen habe. Schau mir in die Augen; lüge mich nicht an! Seit ich dich das erste Mal im Rabaḍ sah, ein Jahr nach dem ersten Mal, wünschte ich mich sehr, dass du sterben würdest. Wenn ich erzählt hätte, was passiert war, dann bin ich sicher, dass meine Wünsche erfüllt worden wären, aber was wäre dann mit Nadira und aus ihrem inneren Frieden geworden? Und dann hattest du Umars Alter und schlecht von einem zehnjährigen Kind zu denken, machte mir vor Allah mehr Schande, als die Scham, dein Gesicht auf der Straße zu sehen. Ich habe dich mit der ganzen Seele gehasst, Corrado! Und auch heute noch kann ich dich nur hassen… Du repräsentierst meine Schande!”

„Es sind die Augen von Nadira, auf die du dich beziehst, und ich bin sicher, dass der Verdacht wegen dieser dieser seltsamen Farbe in allen im Rabaḍ gekeimt ist.“

“Aber dein Blut steht für den Ursprung dieser Schande… über die Verdächtigungen habe ich mich noch nie gekümmert.”

Nun fand Corrado den Mut, in ihr Gesicht zu sehen und er bemerkte, dass sie weinte und zitterte.

„Jala, meine Herrin, hör mir zu! Deine Schande ist, als hätte ich sie in diesen langen Jahren getragen. Vielleicht ist es die Strafe dafür, dass ich mich von meinen Leuten getrennt habe und ich mich in den Bergen verlaufen habe.“

„Sag mir, was ich wissen möchte, mein Kind, und reden wir nicht mehr darüber… Aber erpresse mich nicht mehr und stelle mir keine absurden Forderungen, denn mir bleibt nur noch, sich auf Knien zu bitten und ich bin sicher, dass Umar das nicht gefallen würde. Ich werde tun, was mir möglich ist, um deiner Familie zu helfen, aber bitte mich nicht als Lösegeld für die Worte darum, die du zurückhältst.”

“In diesem Moment sehe ich vor meinen Augen den guten Teil von Nadira, den reinen und unschuldigen von allem Bösen. Nun, ich sage dir alles, aber ich bitte dich, mir zu vertrauen, denn was ich dir sagen werde, mag absurd erscheinen.”

“Du weißt sicher, wo meine Tochter gelandet ist!” rief sie aus und griff nach Corrados Arm.

„Der Qā’id hat euch belogen: Niemand wird um Lösegeld für Nadira bitten.“

„Warum hätte er sie dann entführen sollen? Sie wissen, dass sie Ali Ibn al-Ḥawwās versprochen ist, und werden daran verdienen wollen.”

“Er weiß genau, wer sie entführt hat und warum… und er weiß auch, wie er sie befreien kann.”

“Und warum würde er uns anlügen?”

“Weil er nie dem Wunsch des anderen nachgehen wird; er kann nicht, weil er sein eigenes Blut verraten würde.”

Jala begann zu schluchzen und schüttelte Corrado an den Schultern.

“Bitte, was haben sie dir gesagt?”

„Wer sie entführt hat, der den ihr nicht Salim rufen wollt, ist niemand anderes als Mohammed Ibn al-Thumna, Qā’id von Catania und Syrakus, und er wird Nadira nur freilassen, wenn Ibn al-Ḥawwās ihm seine Frau zurückgibt. Ich wurde am Leben gelassen, um diese Nachricht zum Qā’id zu bringen, aber er weiß alles, und er weiß warum Ibin al-Thumna an diesem Abend aus Qasr Yanna hinabstieg, dort, wo sein Schwager seine Forderungen nach seiner Frau abgelehnt hatte.”

Jala kannte die Angelegenheit sehr gut, da es ihr Maimuna selbst erzählt hatte. Als Zeuge der Entschlossenheit der Frau, nicht zu ihrem Mann zurückzukehren, selbst wenn sie Gefahr laufen würde, ihre Kinder nicht mehr zu sehen, entglitt Jala ein verzweifelter Aufschrei.

Corrado hatte den Zweck dieses Gesprächs erfüllt, so dass er zu seinem Zelt zurückkehrte. Unterdessen erhob sich der typische Nebel, der häufig den Berg Qasr Yanna umhüllt, und verbarg die Tränen der Gegenwart und die unsagbaren Erinnerungen an die Vergangenheit.

Kapitel 14

Ende Sommer 1040 (431 von der Hegirae), Länder von Zentral-Sizilien

Man kann eine Herde nicht vereint halten, wenn der Hirte seine Schafe prügelt… was man schlägt, löst sich am Ende auf. Und so, während Wilhelm de Hauteville die Hauptleute seiner Männer einberief, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen, beteiligte sich Giorgio Maniace daran, um über das akzeptable hinaus gegen seine Untergebenen zu toben. Sein militärisches Genie war unbestritten, aber seine menschliche Seite ließ zu wünschen übrig. Und auf der anderen Seite kommt der Mensch immer heraus, auch wenn Mythos und Ruhm dazu neigen, die Wirklichkeit mit ihrem Heiligenschein und der Legende zu bedecken. Maniace wurde von den christlichen Leuten verehrt, weil sie ihn als Befreier sahen und von den Soldaten, weil sie ihn fürchteten, aber die Wahrheit ist, dass er ein Schurke war. Und so hatte Maniace, nachdem er Arduino den Longobarden antagonisiert hatte, den nächsten Schritt gemacht, der aber länger als sein Bein war und Stefano den Stämmigen angegriffen und auch ihn des Verrats bezichtigt. Doch gegen den inkompetenten Admiral, Schwager des Kaisers und anscheinend auch von Kaiserin Zoe unterstützt, die in Wirklichkeit das Reich des Ostens befahl, konnte Maniace wenig ausrichten.

Arduino war klug bei seinen Entscheidungen gewesen und hatte sich friedlich von seinen Verpflichtungen gegenüber Maniace befreit, obwohl es sein Ziel war, es ihm später heimzuzahlen. Normannen und Varangianer, wie man sich vorstellen konnte, waren ihm gefolgt.

Stefano hingegen, sich seiner wichtigen Unterstützungen sicher, hatte die Tatsache angeprangert und Maniace beschuldigt, das gesamte Sizilien für sich in Anspruch nehmen zu wollen. Der Strategos wurde verhaftet und nach Konstantinopel geschickt worden, aber nicht bevor er die Reliquien von Sant’Agata geplündert und sie als Beute in die Stadt geschickt hatte, die ihm diente. Dies im Versuch zu beweisen, dass Stefanos Anschuldigungen falsch waren und dass kein eroberter Reichtum an die Stelle seiner Treue zum Kaiser treten konnte. Ein Scherz, den die Catanier Konstantinopel nie vergeben hätten.

Von diesem Zeitpunkt an waren die Landoperationen in die Hände von Stefano übergegangen, und daraus lässt sich erkennen, warum die Kampagne gegen die Moren Siziliens unwiederbringlich zum Scheitern verurteilt war. Als erste und letzte Sache hatte Stefano beschlossen, gegen die Verräterkontingente der Hilfstruppen zu kämpfen, da arroganterweise glaubte, dass er in dem, was auch Maniace vermieden hatte, erfolgreich sein könnte… und in dieser Konfrontation hatte er den Tod gefunden.

 

Mit der regulären Armee der Provinzen Süditaliens, die noch immer in Sizilien stationiert, desorientiert und besiegt war, hatten sich Longobarden und Normannen damals entschieden, das Imperium in Kalabrien und Apulien zu bekämpfen und den neuen Feind zu überraschen.

Es war in jenen Tagen, bevor er endgültig die Meerenge überquerte, dass die Männer von Wilhelm, um so viel wie möglich zu hamstern, um persönliche Beute zu machen, die Dörfer Siziliens plünderten. Sie teilten sich in Banden zu zwanzig und dreißig Männern auf, so dass jeder dort hinging, wo er glaubte, dass er Schätze relativ leicht erobern konnte, ohne zwischen Islamisten und Christen zu unterscheiden, wenn es sich lohnte.

Tancred schlug vor, die unbewachten Dörfer der Sarazenen, die sich östlich von Qasr Yanna befanden, anzugreifen. Mit der dezimierten Armee von Abd-Allah dezimiert, stark durch den Überraschungseffekt und mit der Absicht, blitzschnell zuzuschlagen, um dann nach Osten zu fliehen und da sie keine schweren Rüstungen hatten, gingen Roul, Tancred, Geuffroi, der junge Conrad und weitere dreißig Krieger in Richtung Nabel Siziliens.

Conrad hatte nie aufgehört, Roul zu drängen ihn in der Kriegskunst zu unterrichten und von diesem das harte Training zu erhalten, das nur ein geschickter normanischer Krieger lehren konnte. Was aber Raul am meisten getroffen hatte, war das Herz des kleinen Jungen, das ihn mit Hass auf den Feind entzündete. Conrad wollte nun mehr denn je seinen Vater rächen und wollte das mit jedem machen, der vor ihm stand. In den vergangenen Wochen hatte er seinen Meister jedes Mal, wenn er vor einem Sarazenen gestanden hatte, um Erlaubnis gebeten, doch Roul hatte immer wieder wiederholt, dass der Zorn nur für den Kampf erhalten werden sollte und dass es dumm war, die Disziplin in ziviler Kleidung nicht beizubehalten.

Jetzt lagen sie auf dem Grat eines erdigen Hügels, um über diesen hinweg zu spähen. Es war Nachmittag und die niedrige Sonne fing an, in den Augen zu schmerzen. Ein Dorf lag direkt an den Hängen des Berges Qasr Yanna. Ein Bach verlief an der Seite des Plateaus, auf dem er erbaut worden war, und einige Norien hoben das Wasser an, um es in die Kanäle der oberen Ländereien zu leiten. Dutzende von Gemüsegärten umgaben das Dorf in jeder Richtung. Noch weiter weg begannen die für Getreide reservierten Flächen, Tausende von Hektar, die sich am Horizont verloren. Die Soldaten der normannischen Kompanie hatten jetzt die Getreidefelder hinter sich und die Gemüsegärten vor sich.

“Wenn die Sonne ihnen gerade ins Gesicht scheint, werden sie einen Moment brauchen, um zu bemerken, dass wir gerade vom Hügel absteigen.” bemerkte Tancred.

„Seht dort oben!“ lud Roul ein und deutete auf Qasr Yanna auf der Spitze des Berges.

“Es wird nicht lange dauern, bis die Sonne hinter dem Bergrücken verschwindet. Wir greifen an, wenn die Sicht für ihre Späher schwierig wird.“ ergänzte er.

“Ich bezweifle, dass diese Hand voll Bauern Späher hat.” sagte Geuffroi seine Meinung.

“Weil sie nichts zu verteidigen haben…” fügte ein anderer hinzu.

„Nein, Freund, weil sie sich sicher fühlen. Sie werden Gold in ihrer Kirche haben… in dieser Moschee dort hinten.» erklärte Roul.

„Bei Sonnenuntergang werden die Menschen von den Ländereien zurückkehren… wir müssen vorher zuschlagen!“ schlug Tancred vor.

“Du wirst doch keine Angst vor den Heugabeln haben…”, scherzte Roul.

“Ich werde Euch den Rücken decken.” sagte Conrad, zum Ohr des größten und dicksten.

Roul lachte und das gleiche taten alle anderen.

„Bengel, du bleibst bei den Tieren!“

Conrad starrte zurück, zu den Pferden am Fuße des Hügels.

“Ich bitte euch seit Wochen um die Erlaubnis, meinen Vater rächen zu dürfen.”

„Wenn dein Moment gekommen ist, brauchst du meine Zustimmung nicht. Vielleicht versucht jemand, die Pferde zu stehlen, und du musst sie verteidigen.“

„Alleine?“

Raul lachte noch lauter als zuvor.

„Du machst dir in die Hosen, hier zu bleiben und die Pferde zu hüten und möchtest ein Dorf plündern?“

Conrad war verbittert mit sich selbst und gedemütigt durch das Gelächter seines Vormunds.

„Brüder, die Sonne geht unter; zu den Waffen!“

Sie begannen, still und schnell den Hang hinabzusteigen, der zum Dorf führte. Conrad war nun allein, in der Stille vor dem Sonnenuntergang. Plötzlich, nach einigen Minuten, ertönte der Gesang des Muezzins hoch über dem Tal; Roul und seine Gefährten hielten sofort an und versteckten sich in der Nähe einer Felsformation. Dann liefen sie sofort weiter, um diese Menschen während des Gebets zu überraschen, wenn die Bewohner den Kopf neigten und die Männer, die von den Ländereien zurückkamen, auf ihrem Rückweg anhalten würden. Sie liefen also weiter, als der Muezzin noch nicht geendet hatte.

Conrad folgte mit dem Blick dem Rücken von Roul, dem am sichtbarsten, und er nagte nervös an den Nägeln, ungeduldig wegen der nervaufreibenden Erwartung.

Zwischen den Hügeln im Osten hörte ein Heulen. Ein Wolf sang den Mond an, der langsam am Himmel erschien. Conrad dachte nicht zweimal nach, rannte den Hügel hinunter, zum Tal und zum vorderen Plateau. Er hielt das gezogene Schwert vor sich in den Händen, da die Spitze des Schwertes, wenn er es in der Scheide gelassen hätte, den Boden berührt hätte.

Noch bevor er den Eingang des Dorfes erreichte, hörte er die ersten Schreie der Frauen; er wusste, dass er die Freunde seines Vaters finden würde, indem er ihnen folgte. Einmal zwischen den engen Gassen dieses Weilers tauchte er in der allgemeinen Flucht von Dutzenden von verängstigten Frauen unter, die Zuflucht in ihrem Haus suchen. Er sah, wie Geuffroi eine Tür eintrat und einen alten, zahnlosen Mann herauszog. Er rannte ziellos weiter, sicher, dass er Roul treffen würde. Er stieß auf einige Leichen von Männern, sicher Bauern, die sich zwischen die Angreifer und ihre Frauen gestellt hatten. Conrad war da, um diesen Kampf zu unterstützen, aber trotz seines Zusammentreffens mit mehreren fliehenden Sarazenen, hatte er nicht den Mut, mit ihnen zu kämpfen. Er war überzeugt, dass er das erst tun würde, nachdem er Roul gefunden hatte.

Von einem Fenster übertönten die Schreie eines Mädchens alles andere; er verspürte Angst bei diesen Schreien. Er sah in der Nähe der Moschee ein paar Mädchen in Tränen, mit entblößten Haaren und woanders entkleidet. Tancred stand daneben und ließ sich Ohrringe, Armbänder, Kavietten und Halsketten ausliefern. Conrad hatte bereits Frauen in diesem Zustand gesehen, die wie Bestien auf die Wagen geladen worden waren, die zu den Märkten fuhren, und als er bemerkte, dass sie ihre Handgelenke fesselten, stellte er sich vor, dass Tancred und seine Kumpels sie als Gefangene fortbringen würden. Rauch begann, sich aus dem Dach der Moschee zu erheben, während ein Mann auf dem Innenhof kaltblütig erdrosselt und in die Quelle für die Ablutionen geworfen wurde.

Die engen Gassen öffneten sich schließlich in einem breiten Platz, der durch eine Mauer am Eingang und ein großes Haus begrenzt wurde, das den Hintergrund beherrschte. Das Haus war geplündert worden und ein Soldat trug eine Art Paket auf der Schulter, dass bei jedem Schritt metallische Geräusche von sich gab. Ein anderer trug eine große Menge von Stoffen und Kleidern von bescheidenem Wert in den Armen. Jeder warf dann seinen Beitrag in einen Wagen, der am Eingang stand.

Schließlich sah Conrad Roul, der auf die Rückseite des Hauses ging.

„Roul!“ rief er laut.

Doch die Harte Faust war schon aus seinem Sichtfeld verschwunden.

Als er um die Ecke ging, bemerkte Conrad, dass die Tür der Ställe halb offenstand und da er Roul nicht sah, dachte er sich, dass er hinein gegangen war.

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