Schatz des Dharma

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Die Methode, um Herrschaft über den Geist zu gewinnen, ist Meditation. Wenn wir genügend Zeit hätten, würde ich Ihnen alle Stufen in der Anwendung von Meditation ausführlich erklären, und danach könnten Sie darangehen, sie anzuwenden. Da unsere Zeit jedoch begrenzt ist, werde ich Sie eine Meditationstechnik lehren, und dann werden wir sie üben. Später werde ich Sie noch eine lehren, und wir werden wieder meditieren. Auf diese Weise kann ich Ihnen mehrere Meditationsanwendungen erklären, und Sie können diejenigen benützen, die Sie für Ihre Entwicklung am hilfreichsten finden.

Die Meditationshaltung

Meditation ist ein Mittel, um den Geist unter Kontrolle zu bringen, ihn zu zähmen und schließlich umzuwandeln, so daß die nötige Freiheit erreicht werden kann, die es ermöglicht, Leid zu beseitigen. Die am besten geeignete Meditationshaltung ist diejenige, die als voller Lotussitz bekannt ist. Wenn es Ihnen schwerfällt, auf diese Weise zu sitzen, genügt auch der halbe Lotussitz. Die Hauptsache ist, bequem zu sitzen, sei es auf dem Boden oder auf einem Stuhl. Wenn wir versuchen, in einer bestimmten Haltung zu sitzen und Schmerzen in den Beinen und Knien spüren und es uns unmöglich ist, ruhig zu sitzen, ist unsere Meditationssitzung vergeudet, und das einzige, woran wir denken, sind unsere Schmerzen.

Die Hände sollten in der Höhe des Nabels liegen, die rechte in der Innenfläche der linken, wobei die Daumen zusammen mit den Handflächen ein Dreieck bilden. Falls Sie Schwierigkeiten haben, die Hände längere Zeit in dieser Stellung zu behalten, können Sie ein kleines Kissen als Stütze unterlegen. Die Arme sollten in einem leichten Abstand vom Körper gehalten werden, damit die Luft besser zirkulieren kann. Die Schultern sollten aufrecht sein, die Wirbelsäule gerade. Der Kopf sollte leicht nach vorn geneigt sein. Sie sollten Ihren Augen nicht erlauben zu wandern, sondern sie entspannt und halb geschlossen ungefähr zu Ihrem Schoß hin richten. Wenn Sie versuchen, den Blick auf die Nasenspitze zu lenken, werden Sie ermüden, und die Augen werden zu schmerzen beginnen. Die Zunge sollte leicht am Gaumen liegen, Mund und Zähne sollten in einer natürlichen Stellung sein.

Der Grund für diese Sitzhaltung ist, daß man bei längeren Meditationen dazu neigt, den Körper zu vergessen, und diese Stellung einem erlaubt, bequem aufrecht zu bleiben, ohne eine bewußte Anstrengung machen zu müssen. Die Tatsache, daß sich der Nabel innerhalb des aus den bogenförmigen Daumen und der Handfläche der rechten Hand geformten Dreiecks befindet, wird bei zukünftigen Anwendungen nützlich sein. Der Körper wird aufrecht gehalten, damit die Kanäle im Körper gerade sind und das Luftelement, das in ihnen zirkuliert, frei durch sie hindurchströmen kann. Wenn wir richtig atmen und das Luftelement einwandfrei durch die Kanäle fließen kann, wird unser Geist klarer, und unsere Meditation wird entsprechend gewinnen. Der Kopf wird leicht nach vorne geneigt, um zu verhindern, daß das Hitzeelement zunimmt, was bewirken würde, daß wir beim Meditieren durstig werden. Außerdem können leicht Kopf- und Nackenschmerzen entstehen, wenn das Element der Hitze zunimmt. Die Augen werden gesenkt, um zu verhindern, daß der Geist aufgrund visueller Reize wandert. Sie sollten nicht ganz geschlossen werden, weil dies Schläfrigkeit verursacht und man einschlafen könnte. Es ist jedoch möglich, daß es manchen Leuten leichter fällt, mit geschlossenen Augen zu meditieren. Dagegen ist nichts einzuwenden. Die Zunge sollte gegen den Gaumen gelegt sein, um das Austrocknen der Kehle zu verhindern. Der Mund selbst sollte in einer entspannten, natürlichen Stellung gelassen werden, die Lippen berühren sich dabei leicht.

Die neunfache Atemübung

Meditation ist eine geistige Tätigkeit. Damit wir sie zu unserem Vorteil benützen können, müssen wir zuerst den Geist beruhigen. Zudem müssen wir uns bemühen, die subtilen Energiekanäle in unserem Körper zu reinigen. Wir müssen versuchen, sie so gut wie möglich zu reinigen, damit sie richtig funktionieren können. Es gibt Tausende solcher Kanäle in unserem Körper, aber wir werden uns auf die drei Hauptkanäle entlang der Wirbelsäule konzentrieren.

Beim Meditieren sollten Sie versuchen, den Rücken so gerade wie möglich zu halten. Wenn Sie das nicht tun, wird es Ihnen unbequem werden. (1) Wir beginnen diese Meditation, indem wir einen dünnen, roten Kanal in unserem Körper visualisieren, der rechts entlang der Wirbelsäule verläuft. Diese Kanäle bestehen aus subtiler Materie und sollten nicht mit Arterien oder Venen verwechselt werden. Dieser rote Kanal beginnt vier Fingerbreit unterhalb des Nabels und verläuft rechts entlang der Wirbelsäule aufwärts bis zum höchsten Punkt des Kopfes, über dem Gehirn, aber unterhalb der Schädeldecke. An diesem Punkt, nahe der Stelle, wo der Schädel bei einem Neugeborenen noch weich ist, krümmt er sich wie der Griff eines Regenschirms und endet an der rechten Nasenöffnung. Wir sollten uns den Kanal gerade und geschmeidig vorstellen. Auf die gleiche Weise sollten wir uns einen weißen Kanal vorstellen, der vier Fingerbreit unterhalb des Nabels beginnt und links entlang der Wirbelsäule aufwärts verläuft, sich am Scheitelpunkt krümmt und im linken Nasenloch endet. Wir stellen uns die beiden Kanäle wie zwei hohle Röhren von der Dicke des kleinen Fingers vor. Im rechten, roten Kanal visualisieren wir Blut, und im linken, weißen Kanal visualisieren wir Samenflüssigkeit.

Wir beginnen die Meditation damit, daß wir uns den weißen Kanal an dem Punkt vier Fingerbreit unterhalb des Nabels in den roten Kanal eingeführt vorstellen, so wie eine kleine, dünne Röhre in eine größere hineinpaßt. Nachdem man sich diese beiden Röhren vier Fingerbreit unterhalb des Nabels ineinandergesteckt klar vorgestellt hat, sollte man das rechte Nasenloch mit dem rechten Zeigefinger zuhalten. Dann atmen wir durch das linke Nasenloch ein und stellen uns dabei vor, daß die Luft durch den linken Kanal nach unten strömt. Sobald sie den Punkt erreicht, an dem der linke Kanal in den rechten eintritt, beginnen wir auszuatmen und nehmen gleichzeitig den rechten Zeigefinger vom rechten Nasenloch und halten damit das linke Nasenloch zu. Beim Ausatmen stellen wir uns vor, daß diese eingeatmete Luft vom linken Kanal in den rechten überströmt, im rechten Kanal aufsteigt und durch das rechte Nasenloch ausgeatmet wird. Während dieser Visualisation stellen wir uns vor, daß die Luft, die durch die Kanäle fließt, diese von allen Verunreinigungen reinigt, so daß sie rein und strahlend zurückbleiben, ganz ähnlich wie Wind Staub wegbläst. Beim Ausatmen können wir uns vorstellen, daß unser rechtes Nasenloch ein bißchen wie ein Fabrikschlot ist, der den Rauch unserer Verunreinigungen ausstößt.

Wir sollten langsam, ruhig und tief atmen, sowohl beim Einatmen als auch beim Ausatmen. Es ist nicht notwendig, den Atem zu forcieren. Atmen Sie so natürlich und gleichmäßig wie möglich. Am Anfang mag es ein wenig schwierig sein, weil wir dazu neigen, flach zu atmen, aber nach und nach werden wir uns an die Übung gewöhnen, und unsere Atemzüge werden von selbst länger. Wir sollten diese Folge, das Einatmen durch das linke Nasenloch und das Ausatmen durch das rechte dreimal wiederholen. Stellen Sie sich bei jedem Ein- und Ausatmen vor, daß die aufsteigende Luft den rechten Kanal vollständig reinigt und daß er strahlend wie ein Kanal aus sehr subtilem rotem Licht wird.

Nachdem wir diese Folge dreimal wiederholt und dadurch den rechten Kanal gereinigt haben, sollten wir den Vorgang umkehren und den linken Kanal reinigen. (2) Wir führen jetzt an der Stelle vier Fingerbreit unterhalb des Nabels das Ende des rechten, roten Kanals in den weißen, linken Kanal ein. Nun halten wir das linke Nasenloch zu, indem wir mit dem linken Zeigefinger auf die linke Seite der Nase drücken, und dann atmen wir langsam und sanft durch das rechte Nasenloch ein. Wenn der Atem den Punkt vier Fingerbreit unterhalb des Nabels erreicht, benützen wir denselben Finger, um das rechte Nasenloch zuzuhalten, und atmen langsam und sanft durch das linke aus. Wir wiederholen diesen Vorgang dreimal. Dabei stellen wir uns vor, daß alle Unreinheiten des linken, weißen Kanals mit dem Atem ausgestoßen werden. Der Kanal wird rein und strahlend wie eine leuchtende Röhre aus subtilem, weißem Licht. Die Kanäle sind biegsam und zart, obwohl sie entlang der Wirbelsäule gerade bleiben.

Nun visualisieren wir zwischen den beiden anderen Kanälen einen dritten, blauen Kanal. (3) Er beginnt ebenfalls an dem Punkt vier Fingerbreit unterhalb des Nabels und verläuft entlang der Wirbelsäule ein wenig vor ihr nach oben. Am Scheitelpunkt krümmt er sich wie der Griff eines Regenschirms und endet an dem Punkt in der Mitte zwischen den Augenbrauen. Dieser dritte Kanal ist etwas weiter als der rote und der weiße Kanal. Es ist der wichtigste Kanal in unserem Körper, und wir werden ihn nun auf ähnliche Weise reinigen. Wir stellen uns vor, daß der rote und der weiße Kanal an dem Punkt vier Fingerbreit unterhalb des Nabels in den blauen Kanal eintreten, wieder wie zwei Röhren, die in eine etwas weitere passen. Während wir meditieren, sollten wir unsere Hände in unseren Schoß legen, die rechte Hand mit der Handfläche nach oben auf der linken Handfläche, und die beiden Daumen bilden zusammen mit der Handfläche ein Dreieck. Der Nabel sollte auf gleicher Höhe sein wie die Mitte des Dreiecks. Wir atmen durch beide Nasenlöcher ein und aus, aber bei dieser Visualisation stellen wir uns vor, daß die Unreinheiten den zentralen Kanal an der Stelle zwischen den Augenbrauen verlassen. Diesen Vorgang wiederholen wir dreimal. Danach stellen wir uns vor, daß dieser Kanal vollständig gereinigt ist und in seiner Natur ein subtiles, strahlendes, blaues Licht wird. Wenn wir diesen Vorgang beendet haben, sollten wir langsam, sanft und gleichmäßig weiteratmen und uns vorstellen, daß unser Atem frei durch alle Kanäle strömt.

 

Wenn wir uns auf diese Atemübung konzentrieren, kann sie eine ausgezeichnete Methode sein, um den Geist zu beruhigen und uns auf die weiteren Meditationen vorzubereiten.

Die neunfache Atemübung

Die sechs Stufen der Atemmeditation

Nachdem man sich in der richtigen Haltung hingesetzt hat, beginnt man, sich auf den Atem zu konzentrieren. Diese Meditation des Beobachtens des Atems hat sechs Unterteilungen: Zählen, Folgen, Setzen, Untersuchen, Verändern und Vollendung.

1 Zählen

Zählen bezieht sich auf das Zählen der Ein- und Ausatmungen. Wir sitzen in Meditationshaltung und atmen langsam ein und aus. Jede Folge einer Einatmung und einer Ausatmung wird als eins gezählt. Auf diese Weise zählen wir bis zehn. Während dieser Zeit sollte der Geist vollkommen auf das Atmen konzentriert sein. Da Hindernisse entstehen, wenn man weniger oder mehr als zehn zählt, werden wir bis zehn zählen. Während wir zählen, sollte uns bewußt bleiben, daß wir jetzt einatmen, jetzt ausatmen und so weiter. Wenn wir einatmen und dabei denken, wir atmen aus, verfehlt es den Zweck der Übung. Wir müssen unablässig auf die Atemfolge achten. Wenn man diese Übung ausführt, aber dem Geist erlaubt zu wandern, wird sie keinen Nutzen bringen. Am Anfang sollten wir auf eine sanfte, natürliche Weise atmen. Schließlich wird unser Atem als Folge dieser Anwendung länger und tiefer werden. Der Geist muß dem Atemvorgang aufmerksam folgen, ohne an etwas anderes zu denken. Versuchen Sie nicht, den Atem künstlich zu verlängern. Wenn man fähig ist, zehn Einatmungen und zehn Ausatmungen zu zählen, ohne den Geist wandern zu lassen, und wenn der Atem als Resultat der Übung länger geworden ist, dann ist die erste Stufe des Beobachtens des Atems abgeschlossen. Erst dann sollte man zur zweiten Stufe weitergehen.

2 Folgen

Auf der zweiten Stufe folgt man dem Atem. Zuerst folgen wir mit unserer Aufmerksamkeit unserer Einatmung, bis sie die Höhe des Halses erreicht, und dann, während wir ausatmen, folgen wir dem Atem bis zu einem Punkt ein wenig jenseits der Nasenlöcher im Raum vor uns. Wenn uns das ganz leicht fällt, beginnen wir, der Einatmung in der Luftröhre ein wenig weiter hinunter bis zur Brust zu folgen, und in gleicher Weise eine entsprechende Entfernung aus den Nasenlöchern hinaus. Gelingt uns das gut, dann folgen wir dem Atem bis zur Höhe der Knie und wieder dieselbe Entfernung aus den Nasenlöchern hinaus. Es mag manchen von Ihnen leichter fallen, sich die durch die Kanäle streichende Luft wie einen dünnen Weihrauchfaden vorzustellen. Dabei ist es wichtig, daran zu denken, daß der Atem selbst weder Form noch Farbe hat und daß dies nur eine Hilfe für die Visualisation ist. Indem Sie auf die gleiche Weise fortfahren, sollten Sie sich dann vorstellen, daß der Atem bis zur Ebene der Füße geht und dann die entsprechende Entfernung aus den Nasenlöchern hinaus.

Obwohl ich das ziemlich schnell erkläre, sollten Sie, wenn Sie meditieren, langsam und stufenweise vorgehen, jeden Schritt beherrschen, bevor Sie zum nächsten weitergehen. Jede folgende Stufe wird viel Zeit beanspruchen. Es ist, wie wenn man ein Haus baut; man kann es nicht in einem Tag bewerkstelligen. Man baut Ziegel um Ziegel. Aber wenn jeden Tag gearbeitet wird, ist das Haus letzten Endes gebaut. Diese Meditation ist ähnlich. Wir müssen jeden Tag ein wenig tun und werden dann als Ergebnis unserer beständigen Anstrengung Fortschritt machen. Der Meditierende setzt seine Anwendung fort und stellt sich vor, daß der eingeatmete Atem über die Füße hinausgeht und desgleichen der ausgeatmete Atem eine entsprechende Entfernung über die Nasenlöcher hinaus. Wenn diese zweite Stufe der Atem-Achtsamkeit vervollkommnet worden ist, ist der Meditierende fähig, seiner Atemfolge über das Ende der Füße hinaus zu folgen, ohne daß der Geist jemals abschweift. Erst dann kann der Meditierende zur nächsten Stufe weitergehen.

3 Setzen

Wenn ein Meditierender die dritte Stufe meistert, das Setzen, ist er fähig, den Atem zu visualisieren, als sei er ein dünner Weihrauchfaden, der bewegungslos ist und von den Nasenlöchern bis hinunter zu den Füßen reicht. Zu diesem Zeitpunkt hat jedes Einatmen oder Ausatmen aufgehört. Das wird nicht erreicht, indem man den Atem anhält, sondern ist das natürliche Ergebnis der Anwendung. Der Meditierende ist jetzt fähig, willentlich und ohne Gewalt das Atmen abzubrechen und seinen Geist auf dem Bild des Atems als einem langen, dünnen Rauchfaden festzuhalten. Er ist auch imstande, einen kleinen Teil des Geistes zu benützen, um zu untersuchen, was in seinem Körper vorgeht; zum Beispiel, welche körperlichen Empfindungen während der meditativen Versenkung auftreten. Es ist wichtig, daß alle diese Übungen ausgeführt werden, ohne dem Atem Gewalt anzutun. Man sollte entspannt sein und sich wohl fühlen. Wenn Sie zu übertreiben versuchen, wird der Geist angespannt und erregt und die Meditation unwirksam. Meistert der Meditierende diese Übung, dann ist er fähig, ruhig und gleichmäßig zu atmen, den Atem anzuhalten und über lange Zeitspannen hinweg konzentriert zu bleiben. Diese Fähigkeiten werden als Resultat der Anwendung natürlich entstehen und sollten nicht vorzeitig erzwungen werden. Durch diese Übung erlangt man Kontrolle über den Atem und als Folge davon über den Geist. Beide, Körper und Geist, werden entspannt und geschmeidig. Wenn wir diese vollständige Kontrolle über den Atem und damit über unseren Geist erlangt haben, müssen wir uns nicht länger zum Meditieren zwingen, noch brauchen wir jemand anderen, der uns ermutigt. Wir werden den Wunsch haben zu meditieren, gerade so wie manche Leute den Wunsch haben zu schlafen. Eine Person, die gern schläft, braucht nicht dazu aufgefordert zu werden. Sie schläft, weil sie es gern tut. Dasselbe wird mit unserer Meditation geschehen.

Obwohl wir jetzt nicht fähig sind, diese dritte Stufe, das Setzen, richtig auszuführen, sollten wir uns dennoch damit vertraut machen, weil es eine gute Schulung ist. Unsere Hauptanwendung wird die erste Atemübung sein, und von Zeit zu Zeit sollten wir die zweite und gelegentlich die dritte machen. Wenn diese drei Stufen schließlich gemeistert worden sind, kann der Meditierende zur vierten Stufe weitergehen.

4 Untersuchen

Auf der vierten Stufe, der Stufe des Untersuchens, ist der Geist hauptsächlich auf den Atem gerichtet, aber ein kleiner Teil des Geistes analysiert und untersucht gleichzeitig die geatmete Luft, um zu verstehen, daß diese Luft aus unterschiedlichen Elementen zusammengesetzt ist: aus Festigkeit, Flüssigkeit, Hitze und Bewegung (Erde, Wasser, Feuer und Luft); auch daß sie Form, Geruch, Geschmack und Berührbarkeit hat. Diese Luft ist also aus acht Teilen zusammengesetzt. Diese Erklärung soll Ihnen nur eine Vorstellung davon geben, was auf der vierten Stufe, der Stufe des Untersuchens, geschieht, aber vorläufig sollten wir das nicht versuchen, weil es zu kompliziert wäre. Wenn diese Stufe vollkommen gemeistert worden ist, können wir zur fünften weitergehen, dem Verändern.

5 Verändern

Ich werde noch nicht über diese Stufe sprechen, weil sie nicht begonnen werden kann, solange man noch nicht viel meditiert und eine ziemlich fortgeschrittene Stufe der Entwicklung auf dem Weg erlangt hat. Für diejenigen unter Ihnen, die eine gewisse Vertrautheit mit dem Dharma haben, will ich erwähnen, daß sie mit dem Weg der Ansammlung zusammenhängt.

6 Vollendung

Schließlich gelangt der Meditierende dank beständiger Bemühungen zur sechsten Stufe, der Stufe der Vollendung. An diesem Punkt wird er ein Arya oder jemand, der den Weg des Sehens erreicht hat. Diesem folgt der Weg des Gewöhnens und der des Nicht-mehr-Lernens. Zur Zeit sollten wir uns nur mit den ersten drei Atemübungen beschäftigen. Ich habe die letzten drei nur erwähnt, um Ihnen eine Vorstellung davon zu geben. Sie können erst angewendet werden, nachdem die ersten drei gemeistert wurden. Wir sollten verstehen, daß das Beobachten des Atems nicht nur eine einfache Atem-Achtsamkeit ist, sondern diese sechs Stufen umfaßt und den ganzen Vorgang, der damit zusammenhängt. Das Resultat ist vollständige Kontrolle über den Geist.

Es ist unerheblich, ob man jung oder alt ist, jetzt ist die Zeit, um mit der Anwendung dieser Methoden zu beginnen, damit Sie Kontrolle über den Geist gewinnen. Junge Leute besonders können dem viel Zeit und Energie widmen. Sie können auch, weil sie kräftige und gesündere Körper haben, sehr zufriedenstellende Ergebnisse erzielen. Wenn wir in unserem Leben feststellen, daß wir Leid und Schmerz erfahren, ist es eine Folge unserer mangelnden Geisteskontrolle. Wir erlauben uns, unserem Geist zu folgen, wohin immer er führt, und wir werden hoffnungslos in frustrierende Probleme verstrickt. Jetzt müssen wir anfangen, Kontrolle des Geistes zu entwickeln und schließlich sein Meister werden. Es gibt viele große Denker auf dieser Erde, aber die meisten beschäftigen sich nur mit äußeren Angelegenheiten. Hier befassen wir uns mit dem, was im Geist vorgeht. Wir müssen darüber nachdenken und es beobachten. Es gibt nur sehr wenige Leute, die ihren Geist auf diese Weise gebrauchen. Aus diesem Grund ist unsere Meditation über den Atem weitaus wichtiger, als nur über Bäume und Berge nachzudenken und wo wir gern Ferien verbringen würden. Wenn unsere Aufmerksamkeit hauptsächlich auf Äußeres gerichtet ist, wird unser Geist hin-und herspringen, und es wird sehr wenig nach Ordnung aussehen. Wenn wir uns dagegen auf unsere Atmung konzentrieren, werden wir unseren Geist auf ein einziges Objekt richten und so verhindern, daß er ziellos umherwandert. Das ist eine Schlüsselanwendung, wenn wir Kontrolle über den Geist erlangen wollen.

Bevor man diese Meditation des Atem-Beobachtens ausführt, ist es am besten, die Sitzung mit dem Reinigen der drei Kanäle mit Hilfe der neunfachen Atemübung zu beginnen. Außerdem wird diese Übung bei späteren, fortgeschritteneren Anwendungen vorteilhaft sein, bei denen die gleichen Kanäle benützt werden. Aber wenn jemand diese Übung schwierig findet, ist es nicht nötig, sie anzuwenden. Man kann sie auslassen und mit dem Zählen des Atems beginnen. Man sollte diejenige Meditation anwenden, die man am nützlichsten findet. Es ist wie das Einnehmen der richtigen Medizin, um eine Krankheit zu heilen. Wenn wir krank sind, nehmen wir nicht alle verfügbaren Medikamente, sondern suchen dasjenige aus, das für unsere besondere Krankheit am geeignetsten ist.

Mit dem Beginn dieser Übungen des Atem-Beobachtens haben wir angefangen, Meditation anzuwenden. Es gibt zwei Arten der Meditation: analytische Meditation und konzentrative Meditation. Das Zählen von Atemzügen und die Übung mit den Kanälen gehören zur zweiten Art. Wir können abwechselnd unseren Atem beobachten und über verschiedene Aspekte der Unterweisungen nachdenken, die wir gehört haben; zum Beispiel über die Natur der drei Arten von Leid, ihre Ursachen und Umstände. Wir können darüber nachdenken, ob diese Überlegungen durch unsere eigene Erfahrung bestätigt werden. Und wenn ja, warum. Auf diese Weise können wir analytische Meditation mit konzentrativer Meditation abwechseln.