Za darmo

Inselwelt. Zweiter Band. Australische Skizzen.

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II.
Bilder aus den Australischen Goldminen

John Newman

1.
Welchen Entschluß John Newman faßte

»Frühstück fertig, Jack!« rief der Schreinermeister Newman, indem er die Thür der Werkstätte halb öffnete und den dicken gemüthlichen Krauskopf hereinsteckte – »Donnerwetter, Junge, wie vielmal soll man Dich denn heute rufen? laß doch die verdammten Zeitungen liegen und komm. – Ich weiß so nicht, wie wir heute fertig werden wollen.«

John, oder Jack wie er in den gewöhnlichen freundlichen Abkürzungen von den Seinen genannt wurde, warf die Zeitung rasch nieder, band sich das Schurzfell ab, wusch in einem schon für ihn bereitstehenden Becken die Hände und trat dann in die Nebenstube, wo das reinliche Theegeschirr auf dem Tisch stand, und die Familie des Schreinermeisters ihr Frühstück schon begonnen hatte – Jack schien gar so lange auf sich haben warten zu lassen.

»Aber, Jack, wo bleibst Du denn heute nur?« sagte die Mutter, indem sie sich nach seinem Platz hinüberbog und ihm die ausgehaltene Tasse aus der blankgescheuerten Kanne füllte.

»Dreimal hab' ich ihm gerufen, Mutter,« lachte die Schwester, ein freundliches sechzehnjähriges Mädchen, mit dunkelbraunen Haaren und klaren lichtblauen Augen – »und er hat mir nicht einmal geantwortet – ich glaube wirklich, daß ihm die Minen im Kopfe stecken.«

»Die stecken mir auch im Kopf!« erwiderte der Alte, mit einem tüchtigen Stück Beefsteak zwischen den Zähnen, daß seine Worte kaum verständlich wurden – »und gute Ursache dazu; solcher Verdienst ist lange nicht da gewesen, wir können jetzt kaum Waschmaschinen genug machen – wenn's nur lange anhält – ich traue der Sache nicht recht.«

»Habt Ihr schon von dem 300 Pfund schweren Klumpen gehört, Vater, den sie auf Mr. Karrs Station gefunden haben?« frug Jack, und legte Messer und Gabel nieder – »in der Zeitung steht heute die genaue Beschreibung davon.«

»Hab' ich's denn nicht gesagt, daß ihm das Gold im Kopf steckt,« lachte Marie, »paß auf, Vater, er packt nächstens auf, zieht ein blaues Buschhemd an, setzt einen californischen Hut auf und wandert in die Berge.«

»Er wird kein Narr sein,« sagte der Vater mürrisch, dem das Gespräch nicht zu gefallen schien.

»Heidewells Gesellschaft haben die acht Tage, die sie oben sind, jeder sieben Unzen rein verdient,« fuhr Jack, ohne der Schwester zu antworten, gegen den Vater gewendet, fort: »und Browns schreiben, es ginge ihnen ganz ausgezeichnet und wollen, daß ihre andern beiden Brüder ebenfalls hinaufkommen.«

»Die haben auch hier nichts zu verlieren,« brummte der Alte, und stieß mit der Gabel heftig in das »Pickles« Glas, um aus dem engen Hals eine schon sechsmal vergebens angestochene dicke Gurke herauszufischen – »ein Handwerk verstehn sie nicht, und Architekten gibts hier genug – die können oben recht gut einmal ihr Glück versuchen; wir aber haben hier die Hände voll zu thun und verdienen schönes Geld. Stehen wir uns nicht jetzt, wenn wir ordentlich arbeiten, jeder die Woche auf unsere 5–6 Pfund Sterling, und läßt sich das von allen in den Minen sagen? und dazu leben wir hier doch wenigstens wie Menschen – die Gurke hier ist ein wahrer Satan, und ich glaube wahrhaftig, die ist erst in der Flasche so gewachsen – und schlafen Nachts trocken unter Dach und Fach, während sich die da oben in Regen, Schnee und Thau herumquälen.«

»Aber Vater,« fiel im Jack in die Rede, »es sind auch viele oben, die nicht nur ein Pfund Sterling den Tag, die –«

»Oh, paperlapapp,« unterbrach ihn der Alte – »wenn Einer Glück hat, laufen auch wieder zehn nebenher und saugen Hungerpfoten – jedes Handwerk hat einen goldenen Boden, den man sicher findet, wenn man nur fleißig darnach arbeitet, mit der anderen Geschichte ist's aber noch verdammt ungewiß, und ich meines Theils will gewiß lieber die Waschmaschinen machen, als selber damit schaukeln.«

»Aber, wenn nun einmal ein junger Mensch sein Glück versuchen will?« warf die Mutter, auf welche die zahllosen Erzählungen der neu entdeckten Schätze keineswegs verfehlt hatten, einigen Eindruck zu machen, zuredend ein – »er kann ja doch zufällig –«

»Auf den Zufall hin handelt aber kein vernünftiger Mann,« brach der alte Schreinermeister ärgerlich heraus, indem er die endlich erbeutete Gurke auf seinen Teller stieß, in zwei Theile schnitt und rasch verschwinden ließ – »alle Wetter mit dem dummen Zeug; Ihr setzt dem Jungen sonst noch am Ende verrückte Sachen in den Kopf. Hier, Jack, wenn Du gegessen hast, schaff' mir die Fenster hinauf in die Darling Nursery, das Schiff, das die Blumen mitnehmen will, geht morgen früh unter Segel, und wir dürfen keinen Augenblick Zeit mehr damit verlieren.«

Das Gespräch war hiemit abgebrochen, bei John aber hatte es nichtsdestoweniger Wurzel, tiefe Wurzel geschlagen. Als er nun gar die Fenster Georgestreet hinauf an den Ort ihrer Bestimmung geschafft hatte und wieder zurück durch die Stadt schlenderte, als er überall Gruppen traf, die von weiter nichts als dem eben entdeckten Mammuth Klumpen Gold sprachen – denn ganz Sidney war in einer wirklich fieberhaften Aufregung, und die wahnsinnigsten Gerüchte von Gold und Edelsteinen wurden mit größter Bereitwilligkeit geglaubt und wieder erzählt – reifte sein Entschluß mehr und mehr, jenen Ort selber zu sehen, jene fabelhaften Schätze selber mitfinden zu helfen.

Vor des Juweliers Hale Fenster drängte ein ganzer Kreis von Neugierigen, welche die dort heut morgen neu ausgestellten Stücke Gold mit staunenden Blicken betrachteten, und in dem Fenster eines Brokers wurde die Einbildungskraft der Menge gar nicht mehr erfordert, sich Haufen Goldes zu denken, denn dort stand eine hohe Blechbüchse, die etwa vier Quart oder Schoppen halten mochte, fast bis zum Rand mit blitzendem Gold gefüllt.

»Wo das herkommt ist mehr!« rief ein Karrenführer, der sein beladenes Fuhrwerk ruhig in der Mitte der Straße hatte stehen lassen, zu sehen was es hier an den Fenstern wieder Neues gäbe – »hol' mich dieser und jener, wenn das nicht die letzte Ladung ist, die ich Georgestreet hinauf fahre« – und damit schob er sich, die Peitsche hoch über seinem Kopf haltend, aus dem mehr und mehr hinzuströmenden Menschenschwarm zurück, knallte den beiden müden, schon halb eingeschlafenen Pferden eines um die Ohren, und trieb, fröhlich dabei pfeifend, die breite, menschengefüllte Hauptstraße Sidney's hinauf.

John ging nachdenkend nach Hause, überall begegneten ihm beladene Karren, die den Minen zuzogen – nicht selten von Bekannten begleitet, die ihn lachend aufforderten, sich ihnen anzuschließen – es schien heute Morgen Alles zusammengekommen zu sein, ihm den Kopf zu verdrehen, und wenn er auch wußte, daß sein Vater gerade jetzt unendlich viel, und zwar schon versprochene Arbeit zu liefern hatte, und ihn kaum entbehren konnte; wenn er auch vorhersah, daß es zu Hause, sobald er nur seine Absicht zu erkennen gäbe, einen schweren Tag für ihn setzen würde, so hatte der Goldschwindel zu viel und zu tief schon bei ihm Wurzel geschlagen. Mit dem Bewußtsein, daß er alt genug sei, für sich selber handeln zu können, wenn er einmal eine Sache für die beste erkannt hatte, hielt er sich, zu Hause angekommen, deshalb nicht lange mit der Vorrede auf, und stellte seinem Vater rasch und bestimmt die Sache wie seine Absicht vor.

Der Alte hatte, als der Sohn begann, schweigend seinen Hobel niedergelegt und ihm, ohne ein einziges Wort einzuwerfen, zugehört, während er ihn ruhig, über die Brille weg, mit etwas vorn übergebogenem Kopf betrachtete. Ganz gegen Jacks Erwartung fuhr er auch keineswegs heftig auf, oder machte die geringste Einwendung, sondern sagte nur als dieser geendet hatte und nun, über das Schweigen des Alten etwas verlegen, vor sich niederschaute, ruhig:

»Hör' einmal, Jack, ich sehe Du hast das »gelbe Fieber« so schlimm wie jeder andere – mit dem ordentlich und vernünftig Arbeiten ist's nun doch mit Dir vorbei, also glaub' ich, wird's das beste sein, Du packst sobald wie möglich auf und bringst selbst Dein Lehrgeld oben an – nachher bist Du mir dann desto nützlicher und auch fleißiger – wenn Du erst einmal ausgetobt hast.«

»Aber Vater, ich kann ja doch auch so gut wie mancher Andere Glück –«

»Ich weiß schon – ich weiß schon,« unterbrach ihn der Alte mit der Hand winkend seinen Hobel wieder aufnehmend – »das ist's ja gerade, was Dich hinauftreibt. Diese Woche mußt Du mir aber noch helfen, unser Wort müssen wir halten, und bis Sonnabend finde ich schon einen Gesellen, der, so lange Du fort bist, bei mir bleibt – bis dahin kannst Du Dir auch Alles was Du nöthig hast, zurecht gemacht haben.«

Es blieb dabei, Jack ließ sich auf der Post einschreiben, und zum nächsten Montag war er ebenfalls ein Candidat des Goldes, das in so ungeheuren Quantitäten, 3-4000 Unzen jede Woche, nach Sidney hineingeschafft wurde, und dessen Gerücht jetzt schon in alle Welt hinausging, und die Auswanderer von allen Welttheilen hinüberlocken sollte.

2.
Wen Jack unterwegs traf

Jack hatte auf der königl. australischen Post, ohne den Hals oder irgend ein anderes Glied des Körpers zu brechen, Bathurst glücklich erreicht – etwas was gewiß nicht alle Passagiere dieses königl. Fuhrwerks von sich sagen können. Sein Werkzeug und Gepäck war schon vor fünf Tagen von Sidney mit einem Karren abgegangen, und er gedachte die dreißig Meilen bis zum Innern leicht zu Fuß zu machen. Er hätte auch Reisegefährten genug finden können, die Gesellschaft derselben behagte ihm aber nicht besonders, und er marschirte lieber allein nach seiner Bequemlichkeit ruhig fort. Da er aber in der letzten Zeit nicht mehr so viel gegangen war, wurde es schon spät am Nachmittag, ehe er den, etwa 19 Meilen von Bathurst entfernten hohen Berg erreichte, diesen erstieg und sich oben, ziemlich am Gipfel, auf einen Stein setzte, um ein wenig auszuruhen.

 

Er hatte kurz vorher einen beladenen mit vier Ochsen bespannten Karren überholt, der sich den Berg gerade an dieser steilsten Stelle mühsam hinaufquälte. Der Mann trieb die Ochsen, eine alte Frau ging mit einem kleinen Jungen von etwa acht Jahren voraus, und ein junges Mädchen, dessen Gesicht er des großen Sonnenbonnets wegen nicht sehen konnte, ging mit einem großen Stein neben dem Rad her und legte, jedesmal wenn die Ochsen rasteten, den Stein hinter das Rad, damit der Karren nicht zurückrutschen konnte. Der Berg bildete hier eine ordentliche Kuppe, und rechts und links ging es schauerlich steil an beiden Seiten hinunter. Es war ein höchst fataler Platz für heraufkommendes, wie hinuntergehendes Fuhrwerk.

Der Karren war jetzt gerade zu der Stelle gekommen, wo Jack saß; der Ochsentreiber, ein alter kräftiger Bursch mit greisen Haaren und gutmüthigem Gesicht, hatte sich schon ganz heiser geschrieen, die Ochsen den Berg hinauf zu überreden, und unser junger Freund würde ihn wenig beachtet haben, als er an ihm vorbeischritt, denn sein Blick war gerade auf das liebe, freundliche Gesichtchen des dahinter herkommenden Mädchens gerichtet, hätte ihn der Alte nicht eben im Vorbeigehen ein gemüthliches »wie geht's Jack?« zugenickt. Der junge Mann war ganz erstaunt, daß der Fremde seinen Namen wußte, und drehte sich rasch nach ihm um.

Ein anderer Vorfall nahm aber in demselben Moment seine ganze Aufmerksamkeit so in Anspruch, daß er alles Andere total darüber vergaß.

Das junge Mädchen war jetzt nur wenige Schritte von ihm entfernt; gerade in diesem Augenblick scheuten die Ochsen, oder der Treiber hatte vielmehr – wie es sich später herausstellte, einen der vordersten mit seiner Peitsche ins Auge getroffen; das Thier, von dem unerträglichen Schmerz gepeinigt, drängte zurück, ein paar kräftig geführte Schläge, welche die Leitochsen wieder in Ordnung bringen sollten, machten auch die andern irre, und als die beiden vordersten jetzt, trotz allem Schreien und Schlagen des Treibers, scharf abbogen, nach dem links hinunterschießenden und nur schwach mit Bäumen besetzten Abhang zu, folgten auch die anderen; der Wagen drehte sich auf seine Achse, stand einen Augenblick auf dem linken Rad und stürzte dann, als das hochaufgehäufte Gepäck das Uebergewicht bekam, langsam und unaufhaltsam zur Seite über.

Nicht allein das ganze Geschirr aber, sondern vor allen Dingen das junge Mädchen, befanden sich in dem Augenblick des Umschlagens in der dringendsten Gefahr, denn gerade über ihr hing die drohende, stürzende Last des ganzen Wagens, und wäre Jack nicht mit einem Satze zugesprungen und hätte sie fort und aus dem Bereich der niederschlagenden Ladung gerissen, sie wäre sicherlich arg beschädigt, vielleicht getödtet worden. So kam sie mit fünf blauen Flecken weg, die des jungen Mannes Finger auf ihr Handgelenk gedrückt, und außerdem noch mit dem Schreck, sich auf einmal, während Kisten und Kasten um sie her rasselten und stürzten, in den Armen eines wildfremden Menschen zu finden.

Der Alte hatte indessen die größte Noth und Mühe, die Thiere, die nun einmal absolut den Abhang hinunterdrängen wollten, zurückzuhalten, und es wäre ihm das auch allein im Leben nicht gelungen. Der umgestürzte Wagen hakte aber hinter einem jungen Gumbaum und die Kette, die durch den plötzlichen Ruck wie ein dünnes Thau abbrach, schnellte sich glücklicher Weise um die nächsten Bäume und hielt da fest. Die Thiere wurden dadurch, wohl oder übel, wieder zum Stehen gebracht, und der Alte bekam Zeit, sie zurück und auf die Straße zu treiben.

Wäre das Mädchen aber auch nicht so hübsch gewesen, so war Jack doch viel zu gutmüthig, den Mann hier mit Frau und Kind und dem umgeworfenen Geschirr allein und im Stich zu lassen. Ueberdies ging es schon auf den Abend zu, viel weiter hätte er doch nicht mehr marschiren, den Turon wenigstens an dem Abend keineswegs mehr erreichen können, und so machte er sich denn auch nun, ohne ein Wort weiter zu sagen, mit an die Arbeit, half das Geschirr und Gepäck abladen, den Karren wieder aufrichten, die Ochsen frei machen, daß sie füttern, wenigstens die hie und da spärlich genug wachsenden Grashalme aufsuchen konnten, und setzte sich dann mit zu dem unter der Zeit von den Frauen entzündeten und unterhaltenen Feuer, als ob er nicht allein mit zur Familie gehöre, sondern auch von klein auf dazu gehört habe, und das nun einmal gar nicht anders sein könne.

Der Alte hatte gar nicht gesehen, in welcher Gefahr seine Tochter geschwebt, wohl aber die Mutter, die oben am Berge vor lauter Angst und Schrecken in die Knie gesunken war, und jetzt dem jungen Mann gar nicht genug zu danken wußte. Dieser wies das aber lachend von sich, und entschuldigte sich nur, daß er in aller Angst und Eile Jane, wie die Tochter hieß, beinahe den Arm abgequetscht, ihr das Fleisch daran wenigstens blitzblau gedrückt habe. – Er ließ sich aber den Arm doch noch einmal herüberreichen – zufälligerweise saß er nämlich gar nicht weit von Jane – nur um zu sehen wie groß denn eigentlich der Schade sei, den er angerichtet habe, und streichelte zuletzt die Stelle und meinte, es würde schon wieder gut werden ehe sie – ehe sie – ehe sie vier Wochen älter wäre.

Jane schien sich vor dem jungen Fremden gar nicht mehr zu fürchten.

Der Alte hatte im Sinn gehabt auf dem Gipfel des Berges, den er mit seinen Thieren noch an dem Abend zu erreichen gehofft, zu lagern, und deshalb ein kleines Fäßchen mit Wasser auf seinen Wagen genommen, um Abends und am nächsten Morgen Thee davon zu kochen. Der nur lose aufgelegte Spunt war aber abgegangen und das Wasser, beim Umstürzen des Wagens, total ausgelaufen. Jack hatte die besten Beine, nahm einen Eimer und Blechbecher und stieg den Berg hinunter, unten im Thal irgendwo ein Wasserloch aufzufinden. Nach einer Stunde etwa und gerade mit Dunkelwerden kehrte er wieder zurück; Thee wurde gekocht, das große Zelt, das der Alte bei sich führte, und das inwendig zwei Abtheilungen hatte, gerade mitten auf der Straße, als dem einzigen nur halbweg ebenen Platze aufgespannt, und die kleine Gesellschaft nahm vergnügt ihr Abendbrod ein.

»Aber woher wußtet Ihr denn eigentlich, daß ich Jack hieß,« sagte der junge Mann plötzlich, als ihm die fast schon vergessene Anrede des Alten wieder einfiel – »ich weiß doch nicht, daß wir uns schon früher einmal gesehen hätten?«

Die ganze kleine Gesellschaft lachte, selbst das Kind, und der Alte sagte schmunzelnd:

»Hat Euch noch Niemand sonst unterwegs mit Jack angeredet?« –

»Ja,« erwiderte der junge Mann etwas verblüfft – »auf der Post schon ein paarmal, aber ich glaubte, die Leute kennten mich vielleicht von Sidney her – das eine Gesicht kam mir wenigstens bekannt vor.«

»Es ist die allgemeine Anrede hier draußen in den Bergen,« fuhr aber der Alte schmunzelnd fort – »wer, zum Henker, könnte auch all die Namen der Leute wissen, denen er begegnet, und wenn er sie wüßte, wer könnte sie behalten? da nennen wir denn alle einander Jack, und da jeder Jack heißt, kann auch nicht leicht ein Irrthum oder eine Namensverwechselung vorfallen, denn wenn man von irgend einem Jack spricht, so muß der rechte mit gemeint sein.«

Hiergegen ließ sich nichts weiter einwenden, und das Gespräch drehte sich bald auf das Gold über, das alle in die Minen Strömenden sicher dort zu finden erwarteten.

»Man muß aber auch schon etwas finden,« meinte der Alte dabei kopfschüttelnd, »wenn man nur das Geld wieder herausbekommen will, was man selber allein beim Heraufziehen zusetzt. Und wie hätte mir all das Gold in Australien« – fuhr er plötzlich mit viel weicherer Stimme als man dem alten Mann hätte zutrauen mögen, fort – »wohl den Verlust des Mädels da ersetzen können, wenn das mir heute zu Schaden gekommen wäre?«

Jack sah, wie Jane blutroth bei der neuen Erwähnung der Sache wurde und sprang rasch auf den letztgefundenen großen Klumpen Gold über. – Der Alte war hierbei gleich Feuer und Flamme, und es ergab sich jetzt, daß dieser wirkliche Klumpen ihm ebenfalls den letzten Gnadenstoß, mit seinem Entschluß nach den Minen zu gehen, gegeben hatte. Von nun an wurde den ganzen Abend von weiter nichts gesprochen wie von Unzen und Pfunden, Löcher graben und »claims« aufnehmen, von Licenz zahlen und Provisionspreisen, von neuentdeckten reichen Plätzen und erwarteten oder gemunkelten Diamantengruben; kurz, es blitzte und funkelte den guten Leuten den ganzen Abend wie lauter Gold und Edelstein vor den Augen herum, und als sie endlich in ein und demselben Zelte für die Nacht ihr Lager suchten, schien die Sache noch nicht besser geworden zu sein, denn der Alte versicherte Jack am nächsten Morgen, der Rücken thäte ihm noch von dem Gewichte weh, das er die Nacht aus seinem im Traum gegrabenen Loche an Gold herausgewälzt habe. Jack hatte auch geträumt, und wie er meinte, viel angenehmer und lange nicht so beschwerlich; wahrscheinlich auch von dem Golde, doch sagte er es nicht.

Der Alte schien übrigens Vertrauen zu dem jungen Mann gefaßt zu haben, und da einer allein in den Minen, bei der allzubeschwerlichen Arbeit, doch nicht so gut fortkommen kann, so beschlossen sie zusammenzubleiben und mitsammen zu schaffen; die Frauen konnten ihnen dann unter der Zeit die Wirthschaft halten, und Jack meinte, daß sie dann auch natürlich einen Antheil dafür von dem was die Männer zusammen fänden, haben müßten. Der Alte versicherte ihm, das ließe sich schon einrichten, denn der Knabe könnte ihnen ja auch von großem Nutzen sein, und ihr Plan für die künftigen Arbeiten war jetzt mit einem Mal gemacht und beschlossen. Für den Augenblick fehlte nun weiter nichts mehr als eben nur das Gold.

Jack ging, während die beiden Frauen das Frühstück bereiteten, mit dem Alten und dem Knaben aus, die Ochsen, von denen einer eine Glocke umhängen hatte, aufzusuchen und einzutreiben. Sie fanden sie auch glücklicherweise im Thal unten, und das Geschirr stand nach anderthalb Stunden etwa zum Wiederaufbruch fertig. Jack war aber dabei sehr mit seiner bisherigen Tagesarbeit zufrieden – er hatte einem hübschen Mädchen einen sehr großen Dienst erzeigt, ihr vielleicht das Leben gerettet, dabei eine höchst liebenswürdige Familie kennen gelernt, und – auch zugleich das Praktische bei der Sache nicht zu vergessen, einen tüchtigen Mitarbeiter für die Minen gefunden, und sich dort, gewiß eine Hauptsache, einen sehr angenehmen und damit auch zugleich in materieller Hinsicht vortheilhaften Aufenthalt gegründet.

Jack war, wie gesagt, mit dem Resultat des vorigen Tages ungemein zufrieden.